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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Eizo FlexScan S1721 – 17" PVA Bildschirm mit 10-Bit-LUT


nggalai
2008-10-31, 15:40:46
(Vorgeschichte siehe hier.)

http://www.nggalai.com/images/3dc/eizo200810/01.jpg

Sodele, heute kam mein neuer Eizo an. „Dank“ der Sparkasse hat es doch recht gedauert … Nun ja, man sollte vielleicht nicht versuchen, ausgerechnet am Freitag eine Überweisung einzuwerfen. :uponder: Jedenfalls hat sich K&M, der offizielle Web-Vertrieb von Eizo Deutschland, als kompetenter Ansprechpartner erwiesen. Als das mit der Zahlung nicht sooo flott lief, kurz angerufen, kein Problem.

In diesem Kurzreview werde ich vorwiegend darauf eingehen, wie der Eizo S1721 als externer Zweitmonitor zu einem MacBook Pro einzuordnen ist. Ich sage gleich hier – 1280x1024 wären mir als alleinige Arbeitsfläche auch zu klein. Aber in Verbindung mit den 1440x900 des MBP geht’s ganz gut. ;)


Einführung

Der Eizo S1721 ist schön kompakt für einen 17"er und sieht – meiner Meinung nach – auch toll aus. Man sagt ja Mac-Usern nach, daß das irgendwie das Hauptargument sei, Hardware zu kaufen, also wollte ich es jetzt auch mal voranstellen. ;)

Die „inneren Werte“ sind allerdings noch deutlich toller.

Dank 10-Bit-LUT kann ich an den Einstellungen rumfuhrwerken, wie ich will, ohne, daß Banding entsteht. Also mache ich die Justage am Monitor, messe dann Farbtemperatur und Helligkeit aus und kalibriere / profiliere damit das MacBook Pro-Display. Der Eizo wird entsprechend nur noch vergleichsweise geringfügig in der Grafikkarten-LUT angepaßt und anschließend profiliert. Ergebnis: Beide Monitore sehen grob gleich aus. Also nix mehr mit „oh, Mist, auf DEM Monitor ist’s gelb-grün, auf DEM Monitor gras-grün …“ Aber dennoch ist das Bild natürlich eben nur grob vergleichbar.

Grob? Nun ja, das MBP hat nur ein 6-Bit-TN-Panel. Der Eizo ein PVA. Klar, daß das „etwas“ anders aussieht. Und dann ist da natürlich noch die Kontrastsache; ausgemessen kommt der Eizo auf über 1.000:1 Kontrast, das MBP gerade mal auf gut 300:1. Neuere MacBook Pros sollten da besser dastehen. Ich besitze Revision 1.1 …

http://www.nggalai.com/images/3dc/eizo200810/02.jpg

Hier sieht man schön die Blickwinkelabhängigkeit von TN gegenüber PVA. Obwohl der Eizo noch steiler angeschaut wird, verfärbt sich das TN-Panel des MacBook Pros stärker.


Erster Eindruck

Gutes Bild! Keine Lichthöfe! (Bei der Größe und für den Preis eigentlich auch nicht anders zu erwarten. ;)) Keine Pixelfehler! Tolle Blickwinkel-Stabilität! Gute Verarbeitung! Guter Standfuß! Scheiß-Kabelführung!

Aber trotzdem schön, daß man Eizo-typische fünf Jahre Garantie mit Vor-Ort-Service hat. Was wohl auch erklärt, weshalb Eizo für einen 17"er noch immer gut € 300 verlangen kann …

Der S1721 kommt mit der üblichen 17-Zoll-Auflösung von 1280x1024. Nix Widescreen. Manche mag das stören (besonders, wenn sie auf dem Monitor Filme schauen wollen), ich persönlich finde das als Textarbeiter sehr interessant. Auch interessant: Pivot kann er natürlich auch (wie man den Photos entnehmen kann). Damit paßt eine A4-Seite 1:1 auf den Monitor. Plus noch etwas Rahmen drumrum.

Der Monitor kommt mit DVI- und VGA-Eingang. Lautsprecher hat er auch, ebenso ein On-Screen-Display (das erwähne ich deshalb, weil mein letzter Monitor damit geizte). Die Einstellungen geschehen über ein paar im Halbdunkel nicht mehr erkennbare ;( Taster auf der Front.

Ich habe den Eizo mit Säulen-Standfuß bestellt. Ohne Aufpreis gibt’s auch so einen Falt-Klapp-Dingens-Standfuß. Den man braucht, wenn man das Display wirklich weeeeit nach hinten neigen oder tief am Tisch haben will. Mir ist der platzsparendere Säulen-Standfuß allerdings lieber.


Messwerte und technische Daten

Die Meßwerte des Eizos sind beeindruckend. Ich besitze kein Rotations-Spektrometer, nur ein Colorimeter, und entsprechend ungenau ist es im Vergleich zu einem richtigen Profi-Gerät. Aber trotzdem mißt es brauchbar. Und es ist wirklich schön, wie homogen die einzelnen Farbtöne dargestellt werden und wie klein ΔE der Meßwerte ist … Kein Vergleich zum MBP-Display mit seinen Ausreißern im 160-160-160-Bereich, und auch kein Vergleich zu meinem Dell Ultrasharp 3007 in der Schweiz.

Wer nicht mit einer der vorgegebenen Farbtemperaturen (5.000 K, 6.500 K, 9.300 K) klar kommt, kann auch gerne RGB von Hand justieren. Bei der Tonwertkurve verlasse ich mich lieber auf die Graka-LUT (da ich L* bevorzuge), wer aber z. B. als Webdesigner gerne sRGB hätte – was übrigens NICHT dasselbe ist wie Gamma 2,2 – hat dafür im S1721 ein Preset.

Die maximale Helligkeit wird von Eizo mit 250 cd/qm angegeben. Das klingt heutzutage nicht nach viel, aber da ich meine Monitore schon seit Ewigkeiten auf 120 bis allerallerhöchstens 160 cd/qm kalibriere, reicht’s dicke aus. Die Helligkeit ist gerade mal auf 65 %. Also genug Luft nach oben, in Hinblick auf die Backlight-Alterung.

Der Stromverbrauch von maximal 38 W (rund 20 W typisch) ist schön, im Vergleich zu meinem Dell 30"er. :usweet: Im Ruhezustand verbraucht der S1721 weniger als ein Watt, ergo bleibt er bei mir dauerhaft am Netz.


Spielereien

Der Eizo S1721 wird mit einem USB-Kabel geliefert, dessen Sinn sich mir nicht so richtig erschließt. Hat das Gerät doch keinen USB-Hub eingebaut. Das wird wohl irgend etwas mit dieser Windows-Tuning-Software zu tun haben, die beiliegt. Nun ja. Kann ich nicht ausprobieren.

Aber die Lautsprecher habe ich gerade getestet. Und na ja, sind halt Monitorlautsprecher. Ergo ziemlich beschissen. Nicht das Kabel vom Mac zum Monitor wert. Auch wenn’s der Packung beiliegt.

Wer seinen Monitor nicht kalibriert, sondern einfach nur ein gutes Office-Display sucht, kann beim Eizo auch im OSD z. B. auf „Text“ umschalten und in den Helligkeitseinstellungen auf „auto“ gehen. Der S1721 hat einen eingebauten Lichtsensor, der das Backlight entsprechend der Umgebung heller oder dunkler schaltet. Brauch ich nicht, aber vielleicht findet das ja jemand ganz praktisch.


Fazit nach rund vier Stunden intensivem Einsatz

Der S1721 ist ein wirklich toller Monitor. Die Fläche dürfte für viele Leute zu gering sein, aber nun ja, zusammen mit dem Display des MBP habe ich mehr Fläche, als ein „Einzelkämpfer“ mit einem (handelsüblichen) 24"-Bildschirm. Und das reicht mir wirklich dicke.

OS X geht gut mit dem Zweitmonitor um, auch Pivot ist kein Problem (ein Klick). Und es tut gut, endlich auch in Niedersachsen wieder einen externen Monitor zu haben … Ich habe es doch vermißt, z. B. die Unterlagen des Kunden und mein Textfenster nebeneinander offen zu halten. Oder bei größeren Website-Updates genug Platz für die ganzen (OS X-typischen) Fenster und Paletten zu haben. „Spaces“ hilft da leider auch nicht weiter.

Noch ein Hinweis an Mac-User, die mehr als einen Bildschirm betreiben möchten: Lest Euch mal den Thread durch: 430110. Oder, worauf ich hinaus will, meine relevanten Postings in dem Thread:

OS X kann auch unter Leopard nur einen Monitor korrekt farb-verwalten. Der Zweitmonitor wird dann mit dem Hauptmonitor abgeglichen. Was recht kontraproduktiv sein kann, wenn man z. B. einen externen 10Bit-Monitor an ein MacBook anschließt, und dann den integrierten TFT als Default in ColorSync hat …

Das Problem ist, daß ColorSync (und damit auch die Vorschau oder Safari) nur mit dem Default-Monitor, der im ColorSync Utility eingetragen ist, die Profile der Photos verrechnen kann. Er nimmt also für die Verrechnung auf dem Nicht-Default-Monitor das Profil des Default-Monitors.

Photoshop hat diese Einschränkung nicht in der Form, aber Deine Screenshots stammen ja nicht aus Photoshop …

Also immer brav den korrekten Monitor im ColorSync Utility anwählen, wenn man farbgemanaged arbeiten will. Das gilt besonders dann, wenn man einen Wide-Gamut-Monitor besitzt. Was der S1721 nicht ist, ergo nur am Rande erwähnt.


Später dann, wie immer, mehr. Dann, wenn sich der Eizo S1721 im harten Einsatz bewährt hat. Immerhin fange ich morgen mit meinem neuen Roman an, also genug Zeit, damit herumzuspielen …

Liebe Grüße,
-Sascha

Edith sagt: Meßwerte weiter unten, nämlich hier.

nggalai
2008-11-01, 15:16:10
Erstes Update nach 13 Stunden Betrieb:

Geiles Teil. Für mich als Texter und Autor wirklich die beste Ergänzung zum MacBook Pro. Auf dem internen Monitor meine Notizen und Nachschlagewerke offen (Dictionary.app, Brockhaus.de etc.), auf dem Eizo im Vollbildmodus die Textverarbeitung. Wo ich eine ganze Seite A4 schön lesbar – also groß genug – im Blick habe. Klasse!

Ein Widescreen-Monitor mit Pivot, nun ja, das wäre mir dann doch zu viel des Guten. Wenn ich so an einen 22"er im Pivot denke … da liegt die Oberkante des Monitors wohl so weit oben, daß man ständig mit dem Kopf nickt. Die 17" hier jedoch? Höchstens mal ein bißchen mit den Augen wackeln, aber bei normalem Abstand (so 60 cm) ist alles scharf im Blickfeld. Als würde man halt ein Blatt A4 lesen.

Firefox im Pivot, Vollbild? Toll für Foren. Die allermeisten Websites werden auch korrekt dargestellt – entweder, weil sie alt genug sind, daß man damals noch für 1024x768 entworfen hat, oder aber, weil sie modern genug sind, die Auflösung / Fenstergröße mehr oder weniger zu ignorieren.

Lightroom 2 mit zwei Monitoren macht so richtig Laune. Auf dem 15"er das Grid oder die Develop-Einstellungen, auf dem externen Monitor die Lupe. Pivot ist da dann allerdings weniger schön, aber auch so sind die Bilder noch groß genug, daß man einen guten Eindruck erhält. Hier wäre allerdings ein anständiger 24"er wohl besser geeignet. Mir reicht die Fläche jedoch aus.

Spieler dürften sich weniger über einen S1721 freuen. Das Panel „laggt“ doch ziemlich, besonders bei Orange- und Rottönen. Soll heißen: Man mache hier das Forum auf und scrolle dann hoch und runter. Die orangen Trennbalken hinterlassen dann ein gelbes „Blitzen“ auf dem Monitor. Nur kurz, aber wer gerne Shooter spielt, würde sich deswegen wohl zu Tode aufregen. Videos laufen lustigerweise problemlos und ohne diesen Effekt (und sehen dank des wirklich guten Schwarzwertes toll aus).

Soweit meine ersten Eindrücke. Jetzt weitertippseln …

Cheers,
-Sascha

NameLessLameNess
2008-11-01, 15:36:24
Hmm nice. Hab mir auch grad nen Eizo geholt und bin von der Stabilität beeindruckt, hatte vorher nur wacklige Gamergeräte :D.
Bei mir war auch der USB Kabel dabei. Wozu iss der nun gut?

Santini
2008-11-01, 15:47:05
Hmm nice. Hab mir auch grad nen Eizo geholt und bin von der Stabilität beeindruckt, hatte vorher nur wacklige Gamergeräte :D.
Bei mir war auch der USB Kabel dabei. Wozu iss der nun gut?
Also mein Eizo hat ein USB Anschluss.
Wenn der Bildschirm dann per USB mit dem Pc verbunden ist kann man die beigelegte Software verwenden und verschiedene Einstellungen vornehmen.
ohne USB funktioniert die Software nicht.
Quelle: Handbuch,da ich es noch nicht getestet habe:wink:

nggalai
2008-11-01, 18:51:39
Ja, ich habe auch gerade nachgesehen. Das ist für diese Windows-Software, womit man Kontrast, Helligkeit und so weiter direkt über die Tastatur / über das Programm regeln kann, statt ständig ins OSD zu gehen.

Gut, brauch ich nicht, also stört es mich auch nicht, daß es nicht unter OS X läuft. :D Aber ist vielleicht für Windows-Interessenten, nun ja, interessant: Mit dem USB-Kabel kann man den Monitor auch vom Computer aus regeln.

Cheers,
-Sascha

nggalai
2008-11-02, 14:10:45
Moin moin,

oben habe ich ja die „beeindruckenden Meßwerte“ erwähnt. Die will ich jetzt einmal nachreichen.

Meßgerät und Software


GretagMacBeth Eye One LT Colorimeter. Aus Gretag wurde mittlerweile xRite. Das LT war damals das billigste Gerät im Angebot, das sollte man eventuell bei diesen Meßwerten im Hinterkopf behalten. :)
basICColor display 4.19



Profilierungs-Ziele


Farbtemperatur 5.000 K
Tonwertkurve L*
Luminanz 120 cd/qm, Schwarz min. neutral


Beim Eizo wurde die Farbtemperatur und Luminanz im OSD justiert. Der Rest erledigt die Grafikkarten-LUT, die Profilierung geht auf 16-Bit v4 mit der chromatischen Adaption CAT02. Beim Vergleichsschirm (MacBook Pro) wurde die Luminanz am Gerät geregelt, der Rest in der Graka-LUT mit denselben Profilierungseinstellungen.


Eizo FlexScan S1721

http://www.nggalai.com/images/3dc/eizo200810/d94_eizo.png

Die größte Abweichung hat man bei 224-224-224, aber sie liegt mit dE94 von 0.59 immer noch deutlich unter dem Grenzwert für eine Zertifizierung. Besonders schön die Farbtreue bei den Grüntönen (wo das Auge am empfindlichsten ist). Den durchschnittlichen Wert von 0.22 lasse ich einfach mal so stehen …

Der Kontrast ist geringer als im Text oben erwähnt, weil ich seit Freitag meine Einstellungen (minim) verändert habe. Also nicht wundern. ;)

http://www.nggalai.com/images/3dc/eizo200810/curves_eizo.png
Hier die Kurven in der Grafikkarten-LUT. Man sieht gut, wie wenig die Grafikkarte nachregeln muß, nachdem man die Einstellungen am S1721 direkt vornimmt. Bei hardware-kalibrierbaren Monitoren wie die CG-Reihe von Eizo wären die drei Linien deckungsgleich im 45°-Winkel angesiedelt.


Zum Vergleich hier das MacBook Pro, ebenfalls auf die obigen Werte kalibriert / profiliert:

MacBook Pro 1.1, 15" (matt)

http://www.nggalai.com/images/3dc/eizo200810/d94_mbp.png

Auch nicht schlecht, aber im direkten Vergleich doch eine andere Liga. Leichtgewicht.

http://www.nggalai.com/images/3dc/eizo200810/curves_mbp.png
Hier wieder die Graka-LUT-Kurven. Der Vergleich zum Eizo ist, nun ja, kein wirklicher Vergleich.


Und ihr wollt gar nicht wissen, wie sich MacBook Pro unkalibriert ausmißt … Da tun sich Abgründe auf … :D

Oder wollt ihr’s doch wissen? Dann hier unprofiliert:


MacBook Pro 1.1, 15" (matt), Apples Standard-Profil und Einstellungen

http://www.nggalai.com/images/3dc/eizo200810/d94_mbp_2.png

Damit sollte eigentlich klar sein: Wer auch nur ansatzweise Wert auf ein „gutes“ Bild legt, sollte sich die Zeit nehmen, einen Monitor auch mal zu kalibrieren und profilieren …

Cheers,
-Sascha

nggalai
2008-11-04, 15:18:17
Auch mit „schrägen“ Einstellungen, die im OSD nicht direkt erreicht werden können, macht der S1721 eine gute Figur.

Profilierungsziel


Farbtemperatur 5.800 K (gemäß Empfehlung von CleverPrinting)
Tonwertkurve L*
Luminanz 120 cd/qm, Schwarz min. neutral


Der Eizo hat nur Farbtemperatur-Presets für 5.000, 6.500 und 9.300 Kelvin. Entsprechend ist Fummelei in den RGB-Einstellungen nötig, um die 5.800 K zu erreichen. [1] Aber die Ergebnisse können sich sehen lassen:

http://www.nggalai.com/images/3dc/eizo200810/d94_eizo_5800.png

http://www.nggalai.com/images/3dc/eizo200810/curves_eizo_5800.png

Der Buckel bei den dunklen Tönen ist Systembedingt – bezogen auf mein Colorimeter. Der Spyder 2 hat dasselbe Problem, was auch kein Wunder ist, verwendet er doch denselben Sensor von Texas Instruments wie der i1 Display 2 / LT.

Dennoch: praktisch kein Farbarbriß, trotz L*-Tonwertkurve und „schräger“ Temperatur. Von so etwas kann ich bei meinem Dell 3007 Ultrasharp (oder dem Display des MacBook Pros) nur träumen …

Cheers,
-Sascha

[1] Tipp für Benutzer von basICColor display 4: Bei Monitoren ohne jegliche Hardware-Unterstützung erscheint ein Zusatz-Menü für „Hardware-Einstellungen“. Damit kann man z. B. den Weißpunkt und die Helligkeit sehr sauber auslesen, während man am OSD rumschraubt. Eine Grafik mit vier Slidern erleichtert die Einschätzung, welchen RGBL-Wert man denn nun noch hoch- oder runterschrauben muß. Wirklich gute Software … -.rb

eViLsTieFel
2008-11-04, 17:04:24
Der Buckel bei den dunklen Tönen resultiert daraus, dass du auf L* kalibrierst. Dort wird auf einen perzeptiv gleichmäßigen Verlauf im neutralen Gradienten wert gelegt. Dafür ist es bei einem Monitor wie dem S1721, der vermutlich genau wie der Eizo S2431 ein natives Gamma um 2.2 hat, nötig, die dunklen Tonwerte etwas anzuheben.
Ist also kein Fehler deines Messgerätes. Das ganze kannst du auf dieser Seite (photostream) (http://www.auspiciousdragon.net/photowords/?p=414) sehr schön erkennen. Dort ist die L*-Gammakurve in Grün linear dargestellt und die 2.2er in Rot. Um deinen Monitor, der bei einer linearen Ansteuerung also ungefähr ein Gamma von 2.2 produzieren wird, auf das Niveau von L* zu bringen, muss dieser Knick in den Tiefen entstehen und der Rest etwas unter die neutrale Achse gebracht werden.

Bei meinem Monitor gefällt mir L* nicht wirklich. Nicht nur, weil dort etwas zu viel an den Kurven herumgebogen werden muss, sondern vor allem für das Betrachten von Videos. Dort möchte ich nicht unbedingt die gnadenlose Genauigkeit in den dunklen Tönen noch durch Aufhellung hervorgehoben sehen. Wenn das allerdings keine Rolle spielt, dann soll es mir recht sein. Was ich darah allerdings nicht so ganz verstehe: die Kalibrierung auf unterschiedliche Gamma-Werte hat nur außerhalb von CMM-fähigen Anwendungen einen visuellen Effekt - wie eben beim Schauen von Videos. In der Bildbearbeitung wird die Software bei richtiger Auswertung des Profils dafür sorgen, das belanglos, welches Gamma der Monitor wiedergibt, die Bilder identisch erscheinen. Daher ist mein Rat eigentlich immer, bei der Kalibrierung so eng wie möglich am nativen Monitorverhalten zu bleiben. Aber hier gibt es sicherlich auch Meinungen wie Sand am Meer und dieser Thread ist wohl auch der falsche Ort, um darüber zu diskutieren ;)

Zur Veranschaulichung dazu noch zwei Bilder:

Kalibriert auf sRGB (entspricht augenscheinlich ziemlich genau der nativen Responsecurve):
http://www.evilstiefel.de/pics/3dc/gammasrgb.jpg


Kalibriert auf L*:
http://www.evilstiefel.de/pics/3dc/gammalstar.jpg

Danielo
2008-11-04, 17:14:55
Guter Test, aber mir wären 17" definitiv zu klein, Bildqualität außen vor gelassen.

nggalai
2008-11-04, 17:25:37
Huhu eViLsTieFel,

danke für den Hinweis mit L*! :) Die Schlußfolgerung mit „liegt am Sensor“ kam daher, daß die Spyder-Leute die Spyder 3 mit besserer Auflösung in den dunkleren Bereichen bewerben. Und eben, mein xRite-Dingens hat denselben Chip wie die Spyder 2 …

Gut, daß Du das korrigiert hast.

Weshalb ich L* kalibriere? Weil ich z. B. im Firefox nicht-managed fahre und mir der Gesamteindruck sehr gut gefällt. DVDs schaue ich auf dem Eizo nicht. Ergo …

***

Update: Ich habe mal etwas experimentiert.

Also, Gamma 2,2 ist gar nichts für den S1721. Da hast Du bei den dunklen Grautönen so viele Ausreißer … bäh. (Wobei ich sagen muß, daß der Abriß immer noch im Rahmen von dE94 1,5 liegt, also nicht wirklich dramatisch. Aber es geht auch ums Prinzip. ;))

Aber sRGB als Tonwertkurve steht dem Eizo gut. Wie von eViLsTieFel schon prognostiziert. Selbst mit einer Farbtemperatur von 5.800 K werden die Kurven fast schnurgerade, wenn man denn nur die Tonwertkurve auf sRGB setzt. Scheint auch die „native“ Kurve des Displays zu sein …

Ich werde mal ein paar Tage damit fahren, um zu schauen, ob ich damit klar komme. Wie eViLsTieFel auch richtig gesagt hat: Wenn farbverwaltet gearbeitet wird, z. B. in Lightroom oder Photoshop, ist es eh praktisch egal. Und dafür habe ich hier den Vorteil, daß YouTube-Videos auch „besser“ aussehen. Da Flash auch in der Version 10.x noch nicht mit colour management klar kommt.

Der Buckel bei den dunklen Tönen ist jedenfalls fast weg. Gut so! Und der Eindruck ist auch toll. Nochmals gut so!

Cheers,
-Sascha

nggalai
2008-11-08, 12:21:24
Moin moin,

Update nach einer Woche …

… und total 60 Stunden Betrieb.

Ich bin noch immer begeistert vom S1721. Das Ding läßt sich vernünftig auf alle möglichen Werte kalibrieren und profilieren (bin Spielkind ;)), liefert ein ausgesprochen gutes Bild – insbesondere mit sRGB und L* –, ist handlich und trotzdem groß genug für meinen Einsatzbereich.

Allerdings muß ich natürlich auch zugeben, daß ein großer Teil meines HURRAHs daher stammt, daß ich endlich wieder ein Dual-Monitor-System habe. Das wurde doch schmerzlich vermißt, die letzten Wochen und Monate. Gut möglich, daß ich bei praktisch jedem Monitor jubeln würde. :D

Jedenfalls eine klare Kaufempfehlung von mir. Wer einen kleinen Monitor mit wirklich anständiger Technik sucht, auf HDCP und Konsorten verzichten kann und nicht darauf spielen will, ist beim Eizo FlexScan S1721 gut aufgehoben. :uup: Der Straßenpreis von rund € 300 mag abschreckend wirken („Dafür bekomme ich ja schon einen 24"er von anderen Herstellern!!!11+“), aber nun ja, für Qualitäten und Garantie zahlt man halt mehr. Que sera, sera.

Liebe Grüße,
-Sascha

nggalai
2008-11-13, 12:38:10
Hier noch zum Vergleich die Kurven in der LUT bei meinem Dell 3007 WFP. In sofern interessant, da das Ding keinerlei Farbeinstellungen am Gerät zuläßt.

Profiliert wurde auf 5.800 K und sRGB:

http://www.nggalai.com/images/3dc/eizo200810/curves_dell.png

Ich denke, der Vorteil gezielter Einstellung gleich am Monitor wird damit klar. Zu Bedenken ist allerdings, daß die Kurven bei 75 % abbrechen, weil der Dell kein OSD für die Helligkeit anbietet und Pi-mal-Daumen justiert und dann kalibriert wurde. Mit etwas mehr Feinfühligkeit sollte es nicht gar so arg aussehen. Das hole ich dann im Januar nach.

Cheers,
-Sascha