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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : These: Liebe ist nicht "natürlich"


Moltke
2008-12-04, 15:43:37
Das was wie gemeinhin als "Liebe" bezeichnen, ist nur eine kulturelle Entwicklung. Denn Liebe an sich sind eigentl. nur körperliche Zustände bzw. deren Veränderungen.

Eure Meinung (die ihr sicher habt, da ja jeder schon mal "verliebt" war)? ;)

Danke

mapel110
2008-12-04, 15:49:31
Biochemischer Vorgang, sollte man kontrollieren üben, sonst landet man zu sehr und zu oft auf der Schnauze.

RoNsOn Xs
2008-12-04, 15:49:46
dem stimm ich zu. alle anderen machen sich etwas vor :P

_Gast
2008-12-04, 16:01:45
Man kann auch die schönsten Sachen zerreden.

Diejenigen, die noch nie das Glück hatten zu lieben und geliebt zu werden, stimmen dir vermutlich zu, die anderen eher nicht.

blackbox
2008-12-04, 16:04:11
Denn Liebe an sich sind eigentl. nur körperliche Zustände bzw. deren Veränderungen.


Wenns nur so einfach wäre.
Denn bevor es zu biochemischen Prozessen kommt, muss ja auch irgendwo der Reiz herkommen, sei es die Sehnsucht, die Optik oder das Verhalten des Gegenübers. Und wie willst du das mit körperlichen Vorgängen beschreiben?

Oder sind wir etwa schon auf Liebe programmiert?

Lightning
2008-12-04, 16:10:33
Biochemischer Vorgang[...]

Unser ganzes Leben ist ein einziger biochemischer Vorgang. Aber welchen Wert hat diese Aussage?
Ich finds immer wieder recht interessant: Jedes mal, wenn es hier im Forum um die Bedeutung von Liebe geht, ist "Biochemie" das erste und häufigste Schlagwort. Aber warum? Geht es um andere Emotionen wie Wut, Trauer, Glück und Angst wird oft komplexer und aus ganz anderen Richtungen argumentiert. Imo auch zurecht, weil man unser Dasein normalerweise nicht auf möglichst wenige Worte reduziert.
Meine Vermutung: Aus persönlicher Enttäuschung versucht man, die Sache möglichst einfach und distanziert darzustellen, ihr im Vorfeld das menschliche und damit den Reiz zu nehmen. Vielleicht auch als eine Art Selbstschutz.

@ topic: Liebe würde ich für den Menschen ungefähr als so natürlich sehen, wie es auch andere kulturelle Dinge wie Kunst und Musik sind. Gerade dadurch, dass sich die Menschheit in diese Richtung entwickelt hat würde ich sagen, es liegt in der Natur des Menschen.

Moltke
2008-12-04, 16:15:45
Wenns nur so einfach wäre.
Denn bevor es zu biochemischen Prozessen kommt, muss ja auch irgendwo der Reiz herkommen, sei es die Sehnsucht, die Optik oder das Verhalten des Gegenübers. Und wie willst du das mit körperlichen Vorgängen beschreiben?

Oder sind wir etwa schon auf Liebe programmiert?


Wer sagt den, daß das da oben meine Meinung ist? Es handelt sich lediglich um eine These, aber ich spiele mal den Advocatus diaboli. ;)

Ich würde dir jetzt als Antwort geben, daß das, was wir als "Liebe" bezeichnen kulturell geformt ist ( Bücher, Filme, Lieder etc.), da in einigen Teilen der Welt unsere "SchmetterlingimBauchunddieTraumfrau/-finden"-Schwärmereien glänzlich unbekannt sind.

_Gast
2008-12-04, 16:22:50
...da in einigen Teilen der Welt unsere "SchmetterlingimBauchunddieTraumfrau/-finden"-Schwärmereien glänzlich unbekannt sind.Echt? Das wusste ich nicht. Hast du da mal etwas Literatur für mich?

blackbox
2008-12-04, 16:23:26
Du hast es geschrieben, also vertrittst du auch deine Aussage. Wenn du es nicht so wolltest, dann hättest du es dazu schreiben müssen. Alles andere ist Käse.

Aber diese These ist typisch für ein Nerdforum: man versucht alles rational zu erklären.

fdk
2008-12-04, 16:31:15
Die Kultur ist doch schlussendlich das was den Mensch ausmacht, sie trägt ja nichts zu unserem eigentlichen Ziel bei (Art erhalten, etc.) und kostet sogesehen nur Ressourcen. Aber ein Mensch kann doch nicht ohne Kultur bestehen, und wenns nur die Sprache ist.
Das Liebe nur Biochemie ist stimmt wohl im Endeffekt aber als Mensch ist Liebe doch nach den ganzen physischen Bedürfnissen wie Essen, Schlafen, etc. das natürlichste Bedürfnis. Kein Kind kann ohne Liebe heranwachsen, die Liebe zwischen Kind und Eltern ist doch normalerweise das erste was einem widerfährt. Später läuft das ganze dann eben zwischen den Geschlechtern ab. Oder kannst du dir eine Gesellschaft ohne Familie (die ja aus der Liebe herrührt) vorstellen, in der unsere "Jungen" dann einfach von der Gemeinschaft oder gar von Einzelnen großgezogen werden?
Wer sagt Liebe ist Betrug an sich selbst hat eigentlich nur sein Belohnungssystem umgebaut und beschafft sich anderweitig Ersatz für dieses Grundbedürfnis.

Und ja meines Wissens hatte man in China / Japan vor dem Kontakt mit dem Westen kein Wort/Schriftzeichen für "Liebe", nur für "Zuneigung". Wäre interessant wenn sich dazu ein Experte äußern würde :).

mapel110
2008-12-04, 16:39:05
Aber diese These ist typisch für ein Nerdforum: man versucht alles rational zu erklären.
Ist ja auch erklärbar. Bloß weil der Mensch sowas wie Kultur hat, bleibt er dennoch immernoch ein Tier. Man kann nicht raus aus seiner Haut und einfach plötzlich was anderes tun, was zu 180 Grad dem Gegenteil entspricht, was wir normalerweise tun würden. Wir bilden uns das ein, aber letztendlich passt alles was wir tun auch zu unserer Persönlichkeit.

_Gast
2008-12-04, 16:45:24
Und ja meines Wissens hatte man in China / Japan vor dem Kontakt mit dem Westen kein Wort/Schriftzeichen für "Liebe", nur für "Zuneigung". Wäre interessant wenn sich dazu ein Experte äußern würde :).Naja, ob man das nun Zuneigung, Liebe, Wohlgefallen oder Käsebrötchen nennt, ist erst einmal egal. ;)

Ich bin eben auch zunächst von der kindlichen Liebe ausgegangen. Die kann ja schlecht kulturell bedingt sein. Allerdings müsste man erst einmal definieren, was Liebe überhaupt ist. Und daran werden sich die Geister, genauso wie in den vergangenen Tausenden von Jahren, scheiden.Bloß weil der Mensch sowas wie Kultur hat, bleibt er dennoch immernoch ein Tier.Und trotzdem unterscheiden wir uns vom Tier beispielsweise durch ein Bewusstsein. Und das ist auch keine kulturelle Entwicklung sondern natürlich. Also könnte auch eine größere Gefühlsvielfalt natürlich sein.

Lightning
2008-12-04, 18:10:31
Ist ja auch erklärbar. Bloß weil der Mensch sowas wie Kultur hat, bleibt er dennoch immernoch ein Tier. Man kann nicht raus aus seiner Haut und einfach plötzlich was anderes tun, was zu 180 Grad dem Gegenteil entspricht, was wir normalerweise tun würden.

Doch, kann man. Es gibt Menschen, die freiwillig in völliger Askese leben. Die auf alle Dinge verzichten, die in der Natur sonst vorgeschrieben sind.
Mit Sicherheit gibt es bei allen Tieren Triebe, aber man kann damit nicht alles erklären. Der menschliche Verstand ist mächtig und hat das Potential, sich über vieles hinwegzusetzen.

Argh
2008-12-04, 18:23:34
Was ist denn eigentlich Liebe?
Das Bedürfnis nach Intimität und Nähe scheint mir angeboren zu sein.
Und wir trauern, wenn unsere Eltern, Kinder, Geschwister und Freunde uns verlassen. Da kann man schon behaupten, dass wir diese lieben. Auch manche Tiere scheinen zu trauern. Ich kenne keine Kultur die nicht den Tod mancher Menschen betrauert.

Philosophisch betrachtet ist übrigens das Wort unnatürlich ein sinnleeres Wert. Es gibt nichts unnatürliches.

Coda
2008-12-04, 18:54:29
Und trotzdem unterscheiden wir uns vom Tier beispielsweise durch ein Bewusstsein.
Das ist eine gewagte These.

nomadhunter
2008-12-04, 19:17:22
Jep, es ist bekannt, dass bei Tieren Fähigkeiten wie Selbstbewusstsein und abstraktes Denken auch teilweise vorhanden sind. Es gibt also nicht das große Killerfeature, durch das sich der Mensch vom Tier unterscheidet. Bei uns sind diese Fähigkeiten nur stärker ausgeprägt.

Argh
2008-12-04, 19:39:54
Die Unterscheidung Mensch-Tier ist ebenso völlig blödsinnig.
Wir sind ganz eindeutig den Tieren zugehörig als Lebensform. Wir sind keine Pilze, keine Pflanzen, keine Bakterien etc...

Tja, was ist Liebe?

Black-Scorpion
2008-12-04, 19:52:01
Liebe kann man nicht so einfach erklären.
Es ist ein Gefühl.

pest
2008-12-04, 20:52:49
Bei uns sind diese Fähigkeiten nur stärker
ausgeprägt.

Welches Tier ist kreativ, im Sinne von "es produziert Kunst"?

Abdul Alhazred
2008-12-04, 22:37:04
Tiere können auch lieben. Es gibt sogar einige monogame Tiere. Kultur?

Da gerade gefunden, um es zu verdeutlichen (Anmerkung: in dem Film wird gezeigt wie echte Hunde verletzt werden):

http://www.liveleak.com/view?i=774_1228266264

ShadowXX
2008-12-04, 23:34:07
Welches Tier ist kreativ, im Sinne von "es produziert Kunst"?
Womit wir bei nächsten Problem wären: Was ist Kunst?

Actionhank
2008-12-04, 23:42:14
Jep, es ist bekannt, dass bei Tieren Fähigkeiten wie Selbstbewusstsein und abstraktes Denken auch teilweise vorhanden sind. Es gibt also nicht das große Killerfeature, durch das sich der Mensch vom Tier unterscheidet. Bei uns sind diese Fähigkeiten nur stärker ausgeprägt.
Doch genau das gibt es und das ist die Sprache.

G.A.S.T.
2008-12-05, 00:12:44
Das was wie gemeinhin als "Liebe" bezeichnen, ist nur eine kulturelle Entwicklung.
Emotionen lassen sich nicht kulturell entwickeln


Was wird denn deiner Meinung nach gemeinhin als "Liebe" bezeichnet?

RoNsOn Xs
2008-12-05, 10:49:32
Wir sind keine Pilze, keine Pflanzen, keine Bakterien etc...

Auch eine gewagte These. Wenn man das ganze im größeren Umfang sieht, lebt die Natur und sicher ist unser Planet etwas lebendiges, das wir stets ausrotten, kaputt machen, zerstören. Wie ein Virus, ein Bazillus auf einer Zelle.

Mr. Smith lässt grüßen :)

Aquaschaf
2008-12-05, 11:40:08
Wie ein Virus, ein Bazillus auf einer Zelle.

Ein Virus ist etwas grundlegend anderes als ein Bakterium.

Doch genau das gibt es und das ist die Sprache.

Ist das wirklich ein qualitativer Unterschied? Auf sehr sehr viel simplere Art und Weise "sprechen" Tiere ja auch miteinander.

Fritzchen
2008-12-05, 11:49:45
Tiere können auch lieben. Es gibt sogar einige monogame Tiere. Kultur?
Trifft das mit der Liebe nicht auf jedes Säugetier mehr oder weniger zu?
Zumindest kennen alle Säugetiere das meistens Liebevolle aufziehen ihrer Nachkommen.

_Gast
2008-12-05, 12:01:04
Das ist eine gewagte These.Sich selbst in einem Spiegel wahrzunehmen kann man gerne auch als Bewusstsein bezeichnen, allerdings unterscheidet es sich doch grundlegend vom Bewusstsein des Menschen. Oder gibt es irgendwelche Hinweise darauf, dass Tiere beispielsweise über ihr Dasein philosophieren oder an ein höheres Wesen glauben?

RoNsOn Xs
2008-12-05, 12:05:50
Gibt ja auch keine Gegenbeweise, dass sie es nicht tun.
Und selbst das was du aufgeführt hast, tun einige von den Menschen nicht mal, könnte ich wetten.

Fritzchen
2008-12-05, 12:14:05
Oder gibt es irgendwelche Hinweise darauf, dass Tiere beispielsweise über ihr Dasein philosophieren oder an ein höheres Wesen glauben?
Man muss nicht Philosophieren oder Glauben können und kann trotzdem ein Ich Bewusstsein haben.
Wie weit Bewusstsein in der Organismen Reihe hinunter reicht ist nicht leicht zu beantworten.
Bewusstsein ist aber mit Sicherheit nicht nur den Menschen vorbehalten.

Monger
2008-12-05, 12:22:26
@topic:

Unser Verständnis von Liebe und Romantik wurde größtenteils durch das 18. Jahrhundert geprägt. Im Zuge der Aufklärung rückten auch persönliche Ideale und Moralvorstellungen wieder ins Blickfeld - und da wurde der Gedanke einer Liebesheirat erstmals richtig populär.
Vorher war eine Heirat in erster Linie eine finanzielle Absicherung, die wenigsten Paare hatten die persönliche Freiheit und den Luxus, sich ihre Partner selbst nach persönlichem Geschmack auszusuchen.

Ich persönlich glaube auch, dass Liebe im Grunde eine kulturelle Errungenschaft ist, so wie Empathie. Um zur Liebe fähig zu sein, braucht es Talent und Übung.

Doch genau das gibt es und das ist die Sprache.
Was ist denn Sprache? Verbale Kommunikation? Dann gibt es fast kein Wirbeltier, was nicht irgendwie mit anderen Artgenossen spricht.

Oder gibt es irgendwelche Hinweise darauf, dass Tiere beispielsweise über ihr Dasein philosophieren oder an ein höheres Wesen glauben?
Bin ich als Atheist dann weniger menschlich? ;)

Wer weiß schon was in einem Affenhirn so vor sich geht? Er wird nicht die selbe Vorstellung von Philosophie haben wie wir, weil ein Schimpanse eben nie was von Sokrates gehört hat. Aber so dieses Grundempfinden, diese fragende Leere die uns erst dazu treibt, uns selbst in Frage zu stellen... das könnte etwas sehr fundamentales sein. Würde mich nicht wundern, wenn wir diesen Zweifel über uns selbst mit anderen Säugetieren teilen.

Moltke
2008-12-05, 13:07:38
Echt? Das wusste ich nicht. Hast du da mal etwas Literatur für mich?

Nikolas Luhmann: Liebe als Passion. Zur Kodierung von Intimität.
Brain Roberts : Friends and Lovers; dt. Freunde und Liebende

:)
@Black-Scorpion: Nur weil ich was geschrieben habe, muss ich nicht unbedingt daran glauben oder meinst du wirklich, die BILD-Zeitungs Journalisten ( sehr intelligente Leute wie man so hört) glauben, das was sie schreiben?

Und was ist bitte ein Gefühl? Doch nichts weiter als eine biochemische Reaktion, von der du dir einredest, daß sie aus deiner Seele (@Platon) oder woher auch immer kommt. Monger hat diese Entwicklung sehr schön beschrieben.

@G.A.S.T. : So, wenn sich Emotionen nicht kulturell entwickeln lassen, wie war den das dann bei den Höhlenmenschen? Haben die alle ihre Laute ausgepackt und vor der Höhle der Angebeteten gesessen und von ihrer ewigen Liebe gesungen? Nein, ich glaube eher, der Stärkere hat, wenn er ein gewisses Verlangen spürte, sich genommen was er wollte (um es mal grob zu vereinfachen).

frix
2008-12-05, 14:03:33
Liebe ist eine erfindung von disney.

_Gast
2008-12-05, 14:20:30
Nikolas Luhmann: Liebe als Passion. Zur Kodierung von Intimität.
Brain Roberts : Friends and Lovers; dt. Freunde und LiebendeSuper! Danke! Die besorg ich mir. Das Thema interessiert mich brennend.Bin ich als Atheist dann weniger menschlich? ;)Theologisch betrachtet ist die Frage wahrscheinlich gar nicht so uninteressant? Da müsste man allerdings die Fachleute auf dem Gebiet befragen.Wer weiß schon was in einem Affenhirn so vor sich geht? Er wird nicht die selbe Vorstellung von Philosophie haben wie wir, weil ein Schimpanse eben nie was von Sokrates gehört hat. Aber so dieses Grundempfinden, diese fragende Leere die uns erst dazu treibt, uns selbst in Frage zu stellen... das könnte etwas sehr fundamentales sein. Würde mich nicht wundern, wenn wir diesen Zweifel über uns selbst mit anderen Säugetieren teilen.Kann sein, könnte aber auch gerade anders herum sein. Vielleicht sind alle Säugetiere außer uns einfach nur strunzdoof. Obwohl, wenn ich den Fernseher einschalte... ;)

Nichtsdestotrotz sind wir die einzigen Individuen (zumindest die uns bisher bekannten), die ihr Gefühlsleben auch darlegen können. Es mag sein, dass auch Tiere chemisch so etwas wie "Liebe" empfinden, aber bevor nicht die erste Ameise etwas wie Romeo und Julia veröffentlicht, will ich nicht recht dran glauben, dass das auch nur annähern so komplex sein könnte wie die menschliche Gefühlswelt.

Matrix316
2008-12-05, 16:52:16
Wenns nur so einfach wäre.
Denn bevor es zu biochemischen Prozessen kommt, muss ja auch irgendwo der Reiz herkommen, sei es die Sehnsucht, die Optik oder das Verhalten des Gegenübers. Und wie willst du das mit körperlichen Vorgängen beschreiben?

Oder sind wir etwa schon auf Liebe programmiert?
Ich denke mal ganz sicher, sonst hätte das fortpflanzen nicht so funktioniert wie es hat...

Liebe ist auch nicht viel anders als Angst oder Hass oder Freude. Nur anders halt. ;)

ngl
2008-12-05, 16:52:40
Liebe ist eine erfindung von disney.

Ich wusste nicht das Disney Romeo und Julia oder den Ödipus geschrieben hat.

Wie kann man die natürlichkeit von Liebe nicht nachvollziehen? Immerhin ist Liebe bedingungslos und jeder geistig gesunde Mensch liebt seinen Vater und seine Mutter, egal was für schlechte Menschen das auch sein mögen.
Die Liebe zu unserer Familie ist uns angeboren und auch das verlangen eine eigene Familie zu starten. Na klar sind das Biochemische reaktionen, aber so funktioniert nunmal die Welt.
Unser ganzer Stoffwechsel ist eine biochemische reaktion. Nur weil man etwas wissenschaftlich erklären kann, heisst es noch lange nicht, daß das irgendetwas unnatürlich ist oder das mystische verschwunden ist.

Coda
2008-12-05, 17:52:41
Sich selbst in einem Spiegel wahrzunehmen kann man gerne auch als Bewusstsein bezeichnen, allerdings unterscheidet es sich doch grundlegend vom Bewusstsein des Menschen. Oder gibt es irgendwelche Hinweise darauf, dass Tiere beispielsweise über ihr Dasein philosophieren oder an ein höheres Wesen glauben?
Das ist nicht die Definition von Bewusstsein.

CrazyHorse
2008-12-05, 18:31:33
Warum sollte es Liebe schon immer gegebenhaben bzw. heute überall geben? Vor allem das Konzept der romantischen Liebe (die/den eine/n oder keine/n) ist doch höchst unwahrscheinlich. Warum solle Natur (was auch immer das beim Menschen sein soll) so etwas Unwahrscheinliches, Brüchiges hervorbringen? Vielleicht reicht es auch in gewissen Kulturkreisen, dass man als Familie funktioniert und soetwas wie Liebe, wenn man es erklären würde, nur Kopfschütteln auslösen würde...

Frage: Lieben sie ihre Frau?
Antwort (zögernd): Sie hat mir zehn Kinder geschenkt.

Supa
2008-12-05, 19:45:17
Man kann auch die schönsten Sachen zerreden.

Diejenigen, die noch nie das Glück hatten zu lieben und geliebt zu werden, stimmen dir vermutlich zu, die anderen eher nicht.

Jup dem stimme ich zu :D

Denke man muß einfach in kauf nehmen das man auch sehr stark verletzt werden kann, und das hat nichts mit schmetterlinge im bauch zu tun, die man am anfang hat, das sind wirklich nur die hormone in hoher dosis... erst wenn diese vergeangen sind und man trozdem noch zusammen ist, kann man langsamm von liebe sprechen.

{655321}-Hades
2008-12-05, 21:06:16
Die Kultur ist doch schlussendlich das was den Mensch ausmacht...

Die Soziobiologie: Kultur ist eine phänotypische Ausprägung der Natur. Dementsprechend können auch Tiere Kultur haben.

Kant: Kultur ist die moralische Veredelung der Zivilisation. Sei so zivilisiert, wie du Lust hast, ohne moralische Veredelung keine Kultur.

Normativer Kulturbegriff: Man hat Kultur, oder man hat sie nicht.

(Post)strukturalistische Kulturidee: Kultur ist ein Zeichensystem.

Holistischer Kulturbegriff: Alles ist Kultur. Sogar die Art, auf die wir scheißen.

Freudscher Kulturbegriff: Inventar all dessen, was benötigt wird, um die Objekte zur Bedürfnisbefriedigung herzustellen und das Verhältnis zwischen diesen Objekten und den Menschen selbst zu regeln. Und natürlich das Instrument schlechthin, um den Menschen vor der Natur zu schützen.

usw.usf.

Also, nochmal: Was macht nun den Menschen aus?


Aber die eigentliche Fragestellung finde ich durchaus richtig. Mir kam selbst schon einmal der Verdacht, dass Liebe schlicht "erfunden" worden ist. Irgendwann bekam ich mal eine uralte Ausgabe der Grimm'schen Märchen in die Hand und stellte fest, dass man nicht von Liebe sprach, sondern stets nur von "ficken". Kein Scherz. "Hoffentlich ficken sie ihre Tochter sehr." Müsste man mal genauer beschauen.

Abdul Alhazred
2008-12-05, 21:46:20
Wie Monger schon so schön erklärte ist die romantische Liebe, so wie wir sie betrachten, eine Erfindung der relativen Moderne. Chretien de Troyes, z.B., mit seine arthurische Sagen veränderte die gesammte Betrachtungsweise des intergeschlechtlichen Verhaltens. Und die Liebe, die als religiöses Prinzip herrscht, ist nun mal nicht das selbe, sondern eine "Gottes" oder universelle Liebe, was ziemlich wenig mit Partnerschaft zu tun hat.

@Monger: ob Du als Atheist weniger Menschlich bist kommt drauf an wen Du fragst. Da gibt's verschiedene Meinungen, je nach eigenen Glaube... ;)

G.A.S.T.
2008-12-06, 01:37:59
@G.A.S.T. : So, wenn sich Emotionen nicht kulturell entwickeln lassen, wie war den das dann bei den Höhlenmenschen? Haben die alle ihre Laute ausgepackt und vor der Höhle der Angebeteten gesessen und von ihrer ewigen Liebe gesungen? Nein, ich glaube eher, der Stärkere hat, wenn er ein gewisses Verlangen spürte, sich genommen was er wollte (um es mal grob zu vereinfachen).
Was du beschreibst, sind Verhaltensweisen. Natürlich lassen sich kulturelle Verhaltensregeln auch kulturell entwickeln (logisch).

Aber das hat doch überhaupt nichts mit Gefühlen zu tun, die Menschen füreinander empfinden. Die Fähigkeit zu lieben ist dem Menschen angeboren.

_Gast
2008-12-06, 10:40:15
Das ist nicht die Definition von Bewusstsein.Sondern? Was ist denn deine Definition des mentalen Zustands des sich selbst Wahrnehmens, wenn es nicht das darüber Nachdenken ist? Für mich sind Wahrnehmung (ein Tier sieht sich im Spiegel) und bewusste Selbstwahrnehmung (wer bin ich, woher komme ich, wohin gehe ich, hat mein Dasein einen Sinn usw.) zwei völlig verschiedene Zustände.

Monger
2008-12-06, 12:15:09
Wie kann man die natürlichkeit von Liebe nicht nachvollziehen? Immerhin ist Liebe bedingungslos und jeder geistig gesunde Mensch liebt seinen Vater und seine Mutter, egal was für schlechte Menschen das auch sein mögen.

Wahre Liebe ist nicht nur bedingungslos, sie ist auch freiwillig.

So gesehen "liebt" man seine Verwandtschaft nicht wirklich. Blut ist zwar dicker als Wasser, aber auch das ist eine Kulturerrungenschaft der Moderne: dass man auch Vertrauen zu Menschen fassen kann, die nicht blutsverwandt sind - dass man sich seinen engsten Vertrautenkreis selbst sucht, und nicht etwa hineingeboren wird. Und nein, das ist leider nicht selbstverständlich. Bis in die heutige Zeit hinein wird in vielen Kulturkreisen die Familie über das individuelle Wohl gesetzt.

PET
2008-12-06, 16:26:21
Liebe ist ganz sicherlich nicht künstlichen Ursprungs.

Empathie wird biologisch durch die Eigenschaften der Spiegelneurone belegt, die Reize in Emotionen wandeln.
Darin zeigt sich bereits das unser Gehirn auf soziale Kommunikation evulotionsbedingt angepasst ist, es gibt eine nachvollziehbare Entwicklungsthese von zweckgebundenen Bewegungen zu beudeutenden Gesten, hin zu einer differenzierten Kommunikationform wie Sprache.

Natürlich kann man so alle menschlichen Dinge und Entwicklungen auf eine rein wissenschaftliche Basis reduzieren.

Diese kann aber nicht erklären warum wir fähig sind, Dinge aus unserem Bewusstsein auf unsere Umwelt zu projezieren.

Beispiel:

Einer von Jimi Hendrix' Bassisten, Billy Cox, sagte über Hendrix: "Some people thought he was crazy because they couldn't understand why a man would constantly be playing a guitar all the time. But basically what he was doing was making this instrument an extension of his body" (Wheeler 2004, 137)

Die vom Menschen implizierte Bedeutung für bestimmte Dinge hat nichts mit der Realität, wie wir sie uns immer vorstellen zu tun, daraus könnte man schließen das sie ausschließlich unseren Gedanken entspringt und deshalb nicht natürlichen Ursprungs ist.
Woraus werden denn Gedanken gebildet?

Da sind wir schnell bei einem Henne Ei Problem.

Denn im Fall von Liebe ist eine so krasse Mehrdimensionalität gegeben, dass eine Einteilung in zwei "Klassen", keiner Seite gerecht wird.

Liebe ist einerseits biologisch notwendig und andererseits mit individueller Bedeutung aufgeladen, die sicherlich nicht künstlichen Ursprungs ist, sondern sich aus der Realität des Individuums zusammensetzt.

Bleibt die Frage ist die Realität wie wir sie wahrnehmen, natürlich oder künstlich?! ;)


Gruß


PET