PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Vom Studium enttäuscht - Ziehe Ausbildung in Erwägung


Gohan
2009-01-07, 21:39:58
Hi!
Ich studiere seit September '08 Elektrotechnik und bin mir derzeit extrem unsicher, ob es die richtige Wahl war. Aber von Anfang an.

Ich hab mein Abitur an einer Fach-Oberschule nachgeholt, mit dem Schwerpunkt Elektrotechnik und mein Abitur mit 1,9 bestanden und hatte wirklich Spaß an dem Fach. Also lag es für mich nahe, dieses Fach auch im Studium fortzuführen, Praxis nah, an einer Fachhochschule.

Aber schnell stellte sich kam die Ernüchterung. Abgesehen davon, das die Vorlesungsräume hoffnungslos überfüllt waren (laut Dozent wäre das noch nie passiert) , schnell stellte ich mir die frage, ob es überhaupt einen didaktischen Plan an der FH besteht. An der Schule hatte es mir Spaß gemacht, die Funktionen der Bauteile kennen zu lernen (Physik), wie diese eingesetzt werden (E-Technik) und anschließend zu berechnen (Mathe).

Im Studium ist es nun so, das uns gesagt wird, scheiß auf das Bauteil und dessen Funktion, berechne es! Praxis? Fehlanzeige. Teilweise werden Schaltungen aufgegeben, die einzig und allein dazu dienen, die Formeln zum berechnen Aufzublähen. Zwar erkenne ich mal eine Konstantstromquelle (also nicht das Ersatzschaltbild, sondern die echte Schaltung) wieder, aber es wird nirgends erwähnt. Hauptsache berechnet! Das frustriert. Erklärt wird es später. Zudem bauen die Fächer nicht aufeinander auf, alle Dozenten fahren ihren eigenen Plan und man hat nicht wirklich das Gefühl, einen Zusammenhang zwischen den Fächern zu erkennen.

Die Praktikas sind ein Witz, entweder so simpel, das man sich fragt, ob die einen für blöd halten oder aber so wahnwitzig schwer, das nur der Professor vorführt wie es geht und man letzt endlich nur noch einem kleinen Knopf drehen darf.

zudem hat sich bei mir mittlerweile die Erkenntnis durchgesetzt, dass ich wohl wirklich besser Programmieren kann, als Schaltungen zu entwerfen. Während sich die anderen, auch schon während meiner FOS Zeit, lautstark über das Programmieren beklagen, schreib ich die geforderten Programme einfach so runter.

Ich spiele mittlerweile mit dem Gedanken, eine Ausbildung zum Fachinformatiker (Anwendungsentwicklung) zu beginnen. Ich habe Angst, dass wenn ich in ein Informatikstudium wechsle, mir die Lust daran ebenso vergeht, wenn ich über eine längere Zeit keinen Praxisbezug erkenne.

Jedoch fühle ich mich nun durch mein Umfeld bedrängt, das Studium fortzusetzen. zwar wird mir immer gesagt, es ist dein leben, aber wenn ich dann nach Hause komme und auf meinem Schreibtisch liegt ein Stapel an Studieninformationen für Informatiker und andere Unis für E-Technik, kann ich das nicht so recht glauben.

Und selbst wenn es irgendwo eine Uni gäbe, dir mir evtl. gefallen könnte, auch da gibt es ein Problem. Meine Freundin und ich haben schon seit ca. 2 1/2 Jahren eine Fernbeziehung und wollten in 1 1/2 Jahren endlich zusammen ziehen. Fragt nicht wieso, aber es muss in Düsseldorf sein, ist eine komplizierte Geschichte.

Würde ich nun irgendwo anders hingehen, würde sich die Beziehung wohl erledigen, weil noch mal 4 oder 5 Jahre getrennt, das würden wir beide nicht aushalten.

Ich bin derzeit echt verzweifelt und weiß nicht so recht was ich machen soll.

Sven77
2009-01-07, 23:34:12
Du bist im ersten Semester, praktische Anwendungen gibts da nirgendswo. Das was du beschreibst dürfte auf 99% der FH-Studiengänge zutreffen, bei meinem wars genauso. Es wird besser, in den ersten 2 Semestern kam ich mir auch veräppelt vor..

Armaq
2009-01-07, 23:44:12
Das ist immer so. Du hast ja auch "keine Ahnung". Ich kenne kein Fach wo man im ersten Semester sämtliche Erleuchtungen hat. Darum geht es im Studium.

Savant
2009-01-08, 00:22:56
Das kenn ich ;) Bin auch im ersten Semester kann also nicht aus dem "entfernten" Repertroire plaudern sondern nur wie ich es sehe ich habe auch ET zwar nur als Fach, aber wenn es IT beim neuen studium sein soll wirst du es da auch haben zu mindest die TIT dann bekommst das auch. Bei mir kommen die "Interessanten" Fächer erst ab dem 4 Semester... das ist dieses bescheidene Grundstudium! In meinen Augen gibt es da deutlich bessere Möglichkeiten die aber bisher nur 2 FHs/UNIs in Deutschland ergriffen haben. Denn selbst "nutzlosen" Stoff kann man schon an hand von wirklichen und nützlichen Aufgaben bzw Projekten in Gruppen durchführen.

Ich kann dir nur sagen wie ich es mache und die aus meinem Studiengang auch die übrigends die fast die selben Ansichten haben wie du -ich werd dabei bleiben!

@Sven77
Denke sogar 100% ;-)

Ganon
2009-01-08, 09:39:57
Ich spiele mittlerweile mit dem Gedanken, eine Ausbildung zum Fachinformatiker (Anwendungsentwicklung) zu beginnen.

Je nach Gebiet ist das aber auch ein äußerst theoretisches Fach. Hängt dann natürlich auch von der Firma ab, in der du dann wärst. Da ist die Spanne von Schlecht bis Gut sehr sehr groß. In der einen versauerst du als "Mädchen für alles" und in der anderen wirst du direkt in den Arbeitsprozess mit einbezogen (mit allen Vor- und Nachteilen*)

Reine schulische Ausbildung in dem Gebiet hat mit der Praxis nicht wirklich viel zu tun. Du kriegst zwar ein breites Themengebiet vermittelt, aber Anwendungsentwicklung ist quasi ein lebenslanger Lernprozess, da sich ständig etwas ändert und das Themengebiet an sich schon extrem groß ist.


*
Vorteil: Praxisbezug
Nachteil: Spezialisierung auf die Firma, alles andere musst du dir selbst "beibringen"

V2.0
2009-01-08, 09:51:38
Grundstudium ist nunmal praxisfremd. Da mußten wir alle durch.

dernomax
2009-01-08, 10:13:18
nennt sich nicht umsonst "filtersemester" nur die starken überleben :)

pest
2009-01-08, 10:14:04
es geht auch andersrum, mich nervt der praxisbezug der letzten semester :)

drexsack
2009-01-08, 10:23:44
Bei mir waren die ersten 3 Semester auch eher ein Motivationstest und Aussiebeverfahren als irgendwie groß praxisrelevant. Erkundige dich mal bei der Fachschaft und höheren Semestern nach dem späteren Studienverlauf, und guck dir die späteren Stundenpläne an, das kann sich gut noch alles zum besseren wenden.

Acrylsäure
2009-01-08, 11:14:34
Wie schon oben erwähnt wird es an den meisten Unis genau das gleiche sein...
Ich studier Informatik-Ingenieurwesen an der TU HH. Genau das gleiche... Also einen Wechsel zu einem Informatikstudiengang würde ich dir nicht raten ;)

Ist doch fast überall das gleiche. Die Professoren halten ihre Vorlesungen... Aber für wen?Vielleicht für die Engel im Himmel, aber scheinbar nicht für uns Studenten. (Hab ich zumindest oft das Gefühl)

Naja muss man durch... Danach lockt mehr Geld als nach ner Ausbildung ;)

Sven77
2009-01-08, 11:37:26
Was mich total fertig gemacht hat, war die Kluft zwischen Kursen die Zeitverschwendung waren, und die jeder Affe mit Windel bestehen konnte, und den Bueffelfachern, in denen man mit Ach und Krach die 4 bekam im zweiten Anlauf.

tatarus
2009-01-08, 12:25:06
Ich glaube, dass Praxisnähe im Grundstudium wirklich etwas viel verlangt ist. Da muss man erstmal Rechnen lernen und die Grundlagen, auf denen der ganze Mist basiert. Dadurch versteht man dann später die Praxis aber umso besser.

FHs sind nicht mehr oder weniger praxisnah als Unis. In einer Uni hast du halt noch mehr bekloppte Rechnungen, bei denen dir erst viel später oder meistens nie klar wird, wofür man das jetzt wirklich braucht.

Diese Fähigkeiten sind dann aber auch schon das Einzige, was dich später von einem Techniker oder "normal" Ausgebildeten unterscheidet. Gerade in der Entwicklung von Soft- oder Hardware sind die aber nicht zu vernachlässigen. Außerdem wirst du da mit einer Ausbildung gar nicht hinkommen.

Ich würde dir raten, erst mal den Bachelor zu machen. Der dauert auch nicht länger als eine Ausbildung und ermöglicht danach den Master oder einen anspruchsvolleren Job. Dein mögliches Beschäftigungsfeld wird dann auch größer (Entwicklung, Vertrieb, Produktmanagement, Fertigung, QS, Einkauf...).

P.S.: Informatik ist übrigens ein Teil der Mathematik und lehrt, zumindest an Unis, nicht gut zu programmieren, sondern viel zu rechnen. Ist auch wichtiger. Programmieren kann man selber schnell lernen, mathematische Grundlagen aber eher nicht.

Migrator
2009-01-08, 12:34:32
Grundstudium ist nunmal praxisfremd. Da mußten wir alle durch.

wie wir es hier so schön sagen...nur die Harten kommen in den Garten :D

@TS
Zähne zusammenbeißen und durch das Spießruten-Grundstudium;).

Gast
2009-01-08, 16:41:38
Hör auf die Vorposter, bei mir (Biotechnologie FH) war es nicht anders. Grundstudium ist die Hölle, sowohl was den Anspruch als auch den Inhalt angeht. Jedoch brachten mir viele Dinge gegen Ende sehr viel, z.B. die physikalische Chemie, mit der man in Zusammenhang mit Chemie doch so einiges in der Reaktionstechnik, Fermentationstechnik und SEHR vielen ähnlichen Fächern (Verfahrenstechnik, Analytik) oder Anwendungen (z.B. Chromatographie) deutlich besser versteht, weil die Hintergründe klar sind. Jetzt behaupte ich sogar, dass das 3malige Durchfallen mit der anschließenden entscheidenden mündlichen Prüfung genau richtig war. Dadurch war ich richtig fit und hatte mit sehr vielen anderen Fächern verglichen zu meinen Kollegen keine Probleme - gute Noten inklusive. Am Anfang hab ich natürlich ganz anders darüber gedacht. Ob es aber tatsächlich Sinn macht, sämtliche Aminosäuren, viele Zucker und das Periodensystem auswendig zu kennen sei mal dahingestellt...

Nur ein Beispiel, wie es bei mir abgelaufen ist. In anderen Studiengängen sieht es bestimmt ähnlich aus.

radi
2009-01-08, 16:50:12
Also ich studiere Maschinenbau,was relativ verwandt ist. Gibt ja viele Parallelen und da war das im Grundstudium genauso. Am Anfang hat man halt viel Mathe (bei E-Technik noch etwas mehr) und viel Theorie. Im Hauptstudium ändert sich das dann und es wird interessanter. Durch das Grundstudium muss man sich halt erstmal durchquälen.

Gast
2009-01-08, 18:56:50
Eins will ich noch loswerden:

Wenn der Hörsäl derart überfüllt ist und soviele Neulinge wie nie zuvar Immatrikuliert sind, verstärken sich die genannten Phänomene noch zwecks vermehrter Siebung...

medi
2009-01-08, 19:03:09
bei mir (Angewandte Informatik) wars genau anders rum...das Grundstudium ziemlich interessant (trotz Mathe ;) ) aber das Hauptstudium wurde dann immer theoretischer und demotivierender ...

Gast
2009-01-08, 21:18:16
Ich habe Angst, dass wenn ich in ein Informatikstudium wechsle, mir die Lust daran ebenso vergeht, wenn ich über eine längere Zeit keinen Praxisbezug erkenne.
Da kann ich dir schon mal ganz klar sagen: Lass es bleiben.
Im Informatikstudium gibt es (zumindest an Unis) 0 Praxisbezug.

(Was nicht unbedingt was negatives sein muss. Ich bin da eigentlich ganz glücklich mit. So lernt man Sachen, die man sonst niee lernen würde.)

T101
2009-01-09, 00:31:25
Das Grundstudium dient nun mal dazu, erstmal die theoretischen Grundlagen und Arbeitsmethoden kennenzulernen. Die praktischen Anwendungen und Zusammenhänge zwischen die einzelnen Fächern kommen dann erst im Hauptstudium.
Hab selbst vorm Studium ne IT Ausbildung gemacht. Mit deinen Vorkenntnissen kann ich mir gut vorstellen, dass dich eine Ausbildung unterfordern und enttäuschen wird.

kizi81
2009-01-14, 14:05:20
Wenn dir e-technik spaß macht, dann bleib in dem studiengang. Mir ging es auch so, dass ich eine zeit lang sehr demotiviert war und überlegungen hatte, dass studium zu schmeißen.
Zieh das Grundstudium durch, und wenn es dir im höheren semester noch immer nicht gefällt, kannst du ja trotzdem wechseln, mit dem vorteil, dass du in der neuen studienrichtung i.d.R. das Grundstudium nicht erneut machen musst.

Aber eins kann ich dir versichern. an der FH fängt das Studium immer praxisfern an...

nalye
2009-01-14, 14:08:04
Ich bin nach dem 5. Semester Technische Informatik in eine Ausbildung zum FISI gewechselt - ich habe in den letzten Wochen mehr gelernt als im gesamten Studium oO

Crazy_Chris
2009-01-14, 21:59:37
Ich bin nach dem 5. Semester Technische Informatik in eine Ausbildung zum FISI gewechselt - ich habe in den letzten Wochen mehr gelernt als im gesamten Studium oO

Das mußt du etwas falsch gemacht haben. :confused: Studium bedeutet nunmal auch Selbststudium. :wink:

ux-3
2009-01-14, 22:32:29
@ TS: Das klingt nach Bildung made in Dschörmanie. An anderen Universitäten im Ausland wirst du feststellen, dass dort oft ein ganz anderes Konzept gefahren wird. Dort will man dich als zahlenden Kunden aber auch nicht loswerden und versucht, dir ein gutes Bildungsangebot zu machen. Warum sollte man das in diesem Lande tun?

Crazy_Chris
2009-01-14, 23:00:18
@ TS: Das klingt nach Bildung made in Dschörmanie. An anderen Universitäten im Ausland wirst du feststellen, dass dort oft ein ganz anderes Konzept gefahren wird. Dort will man dich als zahlenden Kunden aber auch nicht loswerden und versucht, dir ein gutes Bildungsangebot zu machen. Warum sollte man das in diesem Lande tun?

Anderseits sollen doch z.B. deutsche Ingenieure im Ausland einen sehr guten Ruf haben? :confused:

Armaq
2009-01-15, 14:34:36
Anderseits sollen doch z.B. deutsche Ingenieure im Ausland einen sehr guten Ruf haben? :confused:
Sollen? Vor allem die Dipl. Ing. sind ausserhalb von Dtl. mehr als angesehen. Die dt. Ausbildung schlecht machen ist einfach unnötig.
Wir haben bestimmt kein optimales System, aber wer hier immer nur draufprügelt hat selbst nie studiert und schon gar nicht im Ausland. Vor allem was die "Ahnung" nach dem Studium angeht sind wir schon gut aufgestellt. Zwar geht es dann erst los in vielen Bereichen, aber der Standard in anderen Ländern ist (und hier reden wir nur von Industrienationen) auf keinen Fall vergleichbar.

Ausserdem wollen die Amis das Diplom einführen ...

NiCoSt
2009-01-15, 17:54:32
Wenn dir e-technik spaß macht, dann bleib in dem studiengang. Mir ging es auch so, dass ich eine zeit lang sehr demotiviert war und überlegungen hatte, dass studium zu schmeißen.
Zieh das Grundstudium durch, und wenn es dir im höheren semester noch immer nicht gefällt, kannst du ja trotzdem wechseln, mit dem vorteil, dass du in der neuen studienrichtung i.d.R. das Grundstudium nicht erneut machen musst.

Aber eins kann ich dir versichern. an der FH fängt das Studium immer praxisfern an...


ACK&same here

WBM
2009-01-18, 11:46:52
Ausserdem wollen die Amis das Diplom einführen ...

Den Schmarrn les ich jetzt schon zum 100. Mal.
Gibts dafür auch Belege?
Kommt mir nur vor wie ein Urban Myth.
(Interessiert mich wirklich!)

Crazy_Chris
2009-01-18, 12:52:22
Den Schmarrn les ich jetzt schon zum 100. Mal.
Gibts dafür auch Belege?
Kommt mir nur vor wie ein Urban Myth.
(Interessiert mich wirklich!)


Das glaub ich auch nicht. ;) Außerdem ist ja mit "Diplom" nicht automatisch das "deutsche Diplom" gemeint. Die Vergleichbarkeit zwischen den ganzen Studienabschlüssen ist ja schon innerhalb Deutschlands zum Teil fraglich. :eek: