Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Freud "einlesen"
RattuS
2009-01-14, 19:48:35
Hallo zusammen,
ich habe vor mir etwas Lektüre von Freud zu besorgen. Ich kenne ein paar Auszüge aus seinen Werken aus meiner Schulzeit und interessiere mich allgemein rund um Psychologie. Die Frage, die sich mir trotzdem stellt, ist nun: Mit welchen Werken fange ich an? Wäre es von Vorteil, bestimmte Schriften zuerst zu lesen und wenn ja, welche?
Das wars auch schon. Vielen Dank im voraus.
Aquaschaf
2009-01-14, 20:23:25
Am besten einfach sein lassen bzw. etwas moderneres suchen, es sei denn du hast historisches Interesse oder willst etwas zum Lachen. Hanebüchenere, pseudowissenschaftlichere Theorienkonstrukte als die von Freud sind schwer zu finden. Mit Psychologie hat das nicht viel bis gar nichts zu tun.
Freud war ein Spinner. Sorry.
wer Schizophrenie mit freier Assoziation heilen will, muss scheitern :D
"Das Ich und das Es" kannst du dir ja mal antun
Aquaschaf
2009-01-14, 20:48:35
wer Schizophrenie mit freier Assoziation heilen will, muss scheitern :D
Der Unterhaltungswert von so einer Sitzung muss allerdings recht hoch gewesen sein (fehlendes Mitgefühl für den Patienten vorausgesetzt) ;)
"Das Ich und das Es" würde ich auch empfehlen, wenn man etwas Freud gelesen haben will. Es ist aber mit Vorsicht genießen, bzw. sollte man dann sich auch mehr Wissen um den Kontext aneignen. In der vorteilhaften Darstellung seiner (weitgehend unfundierten) Theorien und von sich selbst ist Freud sehr geschickt gewesen. Geht man dort naiv heran, ohne irgendetwas von Psychologie zu wissen dann klingt das alles ziemlich schön. Deswegen: ich würde nicht damit anfangen, sondern mit irgendeinem moderneren Übersichtswerk zu Psychologie.
Der Unterhaltungswert von so einer Sitzung muss allerdings recht hoch gewesen sein
das glaube ich gern, obwohl die Idee an sich ja nicht schlecht ist, und heute in
der Tiefenpsychologie verwendet wird. Hätte Freud verschiedene Störungsbilder besser differenzieren können, wäre da auch mehr bei rum gekommen.
Aquaschaf
2009-01-14, 21:00:14
das glaube ich gern, obwohl die Idee an sich ja nicht schlecht ist, und heute in
der Tiefenpsychologie verwendet wird. Hätte Freud verschiedene Störungsbilder besser differenzieren können, wäre da auch mehr bei rum gekommen.
AFAIK sieht es mit Therapieerfolgen bei Tiefenpsychologie generell nicht besonders gut aus. Die meisten dieser Techniken sind denke ich nicht viel mehr als eine modernere Form des Kaffeesatzlesens.
AFAIK sieht es mit Therapieerfolgen bei Tiefenpsychologie generell nicht besonders gut aus. Die meisten dieser Techniken sind denke ich nicht viel mehr als eine modernere Form des Kaffeesatzlesens.
du betrittst hier ganz dünnes Eis, wenn es nach mir geht ;)
Tiefenpsychologie ist zumindest bei bestimmten Störungsbildern das was ich am Meisten empfehlen würde.
Ich würde sogar soweit gehen zu behaupten,
das tiefenpsychologische Aspekte bei jedem (guten) Therapeuten eine Rolle spielen
Und mit Kaffeesatzlesen hat das nicht das Geringste zu tun.
DBT/Verhaltenstherapie, Analyse das ist Schrott in meinen Augen
Aquaschaf
2009-01-14, 21:31:22
Analyse das ist Schrott in meinen Augen
Da herrscht vielleicht Begriffsverwirrung bei mir - ich dachte Tiefenpsychologie und Analyse wären im Ansatz sehr ähnlich bzw. ist Analyse nicht nur eine spezifische Ausprägung von Tiefenpsychologie? Und Verhaltenstherapie schneidet nun in Studien unter den verschiedenen Ansätzen der Psychotherapie doch nicht gerade schlecht ab?
Da herrscht vielleicht Begriffsverwirrung bei mir - ich dachte Tiefenpsychologie und Analyse wären im Ansatz sehr ähnlich.
sagen wir's so, Tiefenpsychologie ist die Weiterentwicklung der Analyse
Beide arbeiten z.B. mit dem Hilfsmittel "freie Assoziation"
Und Verhaltenstherapie schneidet nun in Studien unter den verschiedenen Ansätzen der Psychotherapie doch nicht gerade schlecht ab?
Das glaube ich gern. Aber erstens musst du dabei bedenken, das die Leute die ihre Therapien "verkaufen" Symptomlinderung verkaufen.
Ein (schlauer) Patient ist aber kein Hund, er ist in erster Linie nicht an Symptomlinderung interessiert, sondern an der Lösung seiner inneren Konfliktsituation, das kann eine VT in diesem Maße nie leisten. Geheilt bist du, wenn du wieder als Zahnrad im Getriebe der Gesellschaft funktionierst, (musst dir ja nur mal die Def. der Störungsbilder im DSM anschaun :D). Das leistet eine VT bis zu einem gewissen Maße auch. Wie es dir dabei geht, ist aber herzlich egal. Ist nur meine Meinung.
Ich habe Leute erlebt, die das studiert haben, selbst mehrmals VTs gemacht haben und trotzdem noch in die Klappse müssen...:D, das ist wie Religion mit den unterschiedlichen Psychoparadigmen...die glauben da echt dran und füllen brav ihre Verhaltensanalysen aus, nebenbei versuchen sie noch anderen zu zeigen wie sie ihr Leben in den Griff bekommen :|
wie gesagt, ich will das nicht Verallgemeinern, ich kenne mich ein Wenig mit frühkindlichen Entwicklungsstörungen (die entstehenden Symptombilder sind sehr weitreichend) aus. Da ist eine VT völlig fehl am Platz.
Aquaschaf
2009-01-14, 22:22:22
Ich habe Leute erlebt, die das studiert haben, selbst mehrmals VTs gemacht haben und trotzdem noch in die Klappse müssen...:D, das ist wie Religion mit den unterschiedlichen Psychoparadigmen...die glauben da echt dran und füllen brav ihre Verhaltensanalysen aus, nebenbei versuchen sie noch anderen zu zeigen wie sie ihr Leben in den Griff bekommen :|
Nun, die Leute die ergebnislos Tiefenpsychologen besucht haben kann ich dir auch anbieten. Die Sache mit den ganzen Psychotherapie-Paradigmen ist dass sie allesamt nicht besonders wissenschaftlich sind. Die Zahl an Studien in dem Bereich ist gering und es ist überhaupt schwer etwas für oder gegen Wirksamkeit nachzuweisen.
Tiefenpsychologie gefällt mir darunter aber noch weniger, denn ich finde es anmaßend zu beanspruchen man könne an die Ursachen von psychischen Problemen herankommen. Wenn man aber auch nur konstruierte Theorien mit relativ wenig Empirie anzubieten hat.
Insgeheim glaube ich dass die derzeitig existierenden Paradigmen alle nur begrenzt etwas mit der Realität zu tun haben und eine heilende Wirkung fast ausschließlich an den menschlichen Qualitäten des Therapeuten hängt (der am besten dann auch noch kein Jünger einer Theorie ist). Und für schwere Probleme die sich durch eine zwischenmenschliche Beziehung nicht lösen lassen ist Psychotherapie eben nichts.
Thanatos
2009-01-14, 22:44:37
Für die Einführung empfiehlt sich Sigmund Freuds „Vorlesung zur Einführung in die Psychoanalyse“, wobei natürlich — wie hier einige bereits angemerkt haben — Freuds Annahmen und Theorien natürlich schon veraltet, widerlegt oder teilweise überarbeitet wurden. Historisch ist seine Theorie natürlich dennoch sehr interessant, vor allem da er nun die unbewusste Motivation in das Spiel brachte, was natürlich gesellschaftlicher Sprengstoff war, da sich nun niemand mehr hinter bloßen guten Taten verbergen konnte.
Persönlich interessanter als Freud finde ich E. Fromm — was sicherlich nicht weiter verwundert — der auch der Schule der Psychonalytik angehört, sich jedoch sehr kritisch mit Freuds Ansätzen beschäftigte und auch überarbeitete und erweiterte. Sehr bemerkenswert sind auch seine gesellschaftlichen Analysen, sowie die darin verbundene Kritik an der heutigen kapitalistischen Gesellschaft.
Aquaschaf
2009-01-14, 22:47:08
Es so zu präsentieren war neu. Die (guten) Ideen finden sich aber alle bereits bei Nietzsche (vor allem in "Morgenröte").
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