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Gast
2009-01-17, 18:29:45
Mal ein bisschen ausholen

ICh war nie ein Mensch mit viel Selbstwertgefühl. In der Schule wurde ich gemobbt, daheim war ich das Kind, das im Zimmer sitzt und liest oder am PC sitzt. Bei Gruppen fühlte ich mich immer ausgeschlossen (auch teilweise hab ich mich selbst ausgeschlossen)... sprich: Ich war nicht wirklich sozial :D

Dann mit Mitte 20, richtig nerdig, allein, arbeitslos (Danke an meine FH für mein mieses Informatik-Studium) dachte ich mir: "Hey, verändere doch mal dein Leben." Ich sagte mich also intern von meinem Glauben los, der mir bisher nur Scherereien und Schmerzen verursacht hatte, nahm ne Menge ab (in kurzer Zeit), neue Kleidung, neuer Versuch, anerkannt sozial zu werden. Ok, ein Mittzwanziger in der Disco ist schon nicht-gerade-prickelnd, aber was sollts.

Als mein Selbstwertgefühl (vermutlich) wegen der noch immer ausbleibenden Erfolge im Geld-, Sozial- besonders Sexleben begann ich diese wunderbaren Selbsthilfebücher zu lesen, zu verschlingen. Ich hab wirklich jeden (un)wissenschaftlichen "Müll" gelesen, seien es Klassiker wie "Also sprach Zarathustra", "Die Prophezeiungen von Celestine", "Die 7 Säulen des Selbstwertgefühls", "Glück", "Glück 2" (die Namen fallen mir nicht ein), sprich, jedes geistig "verändernde" Buch... mein letztes Buch war übrigens "Simplify your life" usw.

Ich habe immer nach der Killerapplikation gesucht, die mein Leben verändert; die mich also erfolgreich macht. Leider hab ich ein Verhalten, was ich nicht ablegen kann bisher: Ich halte Sachen nie lange durch, wenn es keinen Erfolg bringt.

Vermutlich haben deshalb die Bücher alle nicht geholfen. Sie brachten keinen Erfolg beim Umsetzen, ich investierte eine Menge Geld (leider, aber es gibt ja Ebay zum Wiederverkaufen, was ich jetzt tun werde), Zeit, Energie und erhielt nur Enttäuschungen.

Über weite Monate habe ich affirmiert, trainiert, gegessen etc. aber am Ende steht alles wieder wie an Anfang, sprich: Samstag Abend nach ner harten Woche allein in der (in der ´Zwischenzeit ermieteten) Wohnung ohne die Leute, die sich in der Zwischenzeit meine Freunde nannten^^)

Eine Freundin hat sich diese "Biest"-Bücher gekauft, ich habe meinen Verwandten in der Zwischenzeit auch diese "Bestellungen beim Universum"-Bücher, oder "ein gutes Mädchen kommt in den Himmel, ein böses überall hin"... anscheinend war ich nicht der Einzige, der auf sowas stand, aber wenige waren "konsequent" genug, alles durchzuziehen...

Gibt es jemanden unter euch, der mit einem der Ratgeber überhaupt Erfolge hatte oder muss ich alles meinem Drang zuschreiben, daß ich ein relativ schnelles positives Ergebnis haben möchte?

PS: Wenn jemand Selbsthilfebücher etc. braucht, ich mach ne Liste fertig.

Monger
2009-01-17, 18:51:55
Ich hab auch das Gefühl, dass bei diesen Selbsthilfebüchern in erster Linie der Placebo Effekt wirkt: Menschen, die ohnehin bereit sind ihr Leben zu ändern, finden in diesen Büchern die passende Bestätigung.
Vielleicht kriegt der eine oder andere durch den Motivationskick tatsächlich den Arsch hoch. Der tatsächliche Inhalt des Buches ist dann letztendlich ziemlich irrelevant - die Geste, so ein Buch überhaupt in die Hand zu nehmen, wirkt vermutlich stärker als alles was man darin liest.

doublehead
2009-01-18, 02:03:48
Selbsthilfebücher helfen nur einem ---> dem Autor.
Wer meint ein solches Buch zu brauchen, sollte sich lieber einem Therapeuten anvertrauen. Oftmals kann man sich auch selbst helfen, wenn man sich selbst in den Hintern tritt und aus seiner Lethargie herauskommt. Aber ehe ich solchen Schreiberlingen die Kohle in den Rachen werfe, lasse ich mir lieber von einem lebenden Gegenüber helfen. Aber vor so einem Kontakt haben wohl die meisten dieser Buchkäufer Angst, scheint es mir zumindest.

derselbeGast
2009-01-18, 02:14:04
Ja, das stimmt. Ich habe zwar auch ein Buch ala "Selbsthilfe-Gurus helfen nicht"... auch auch das kann ich zu demselben Thema zählen (fast).

Ein Therapeut ist hilfreich, aber sich selbst die "Schande" einzugestehen, daß man Hilfe braucht, vielleicht noch mehr Geld investieren muss, ohne wirkliche Hilfe zu bekommen, schreckt ab.

Für die Non-Sex Probleme gibts ja sowas wie die Mystery-Methode, die einem erzählt, daß man nur auffallend sein braucht, um Frauen wie Fliegen anzuziehen. Mit Büchern wie "der reichste Mann von Babylon" wird einem genug Geld versprochen...

Nur gilt hier noch immer die Überwindung, auch ohne Erfolg; das konsequente Arbeiten über Jahrzehnte (gerade im finanziellen Bereich^^); das kann aber jeder mit genug Erfolgsaussichen.

Wenn ich von den Bekannten höre, daß sie die Beziehungsratgeber lesen, beherzigen, aber erneut nur auf der Schnauze landen.... weil man sein anerzogenenes Verhalten nicht einfach ändern kann.... dann müsste ich theoretisch jedes Buch hier verdammmen... weils nix bringt. Aber die Hoffnung, egal wie klein, dumm etc. wie ist... bleibt bestehen.

doublehead
2009-01-18, 09:10:13
Ein Therapeut ist hilfreich, aber sich selbst die "Schande" einzugestehen, daß man Hilfe braucht, vielleicht noch mehr Geld investieren muss, ohne wirkliche Hilfe zu bekommen, schreckt ab.

Also investieren musste ich bei meiner anderthalb Jahre dauernden Therapie gar kein Geld, das hat komplett die Krankenkasse (Barmer) übernommen. Das sollten i.d.R. alle Kassen übernehmen.
Und wer sich nicht überwindet, der ist eben selbst schuld wenn er weiter Lebenszeit und Geld für solche beknackten Selbsthilfebücher verschwendet. So ein allgemeines blabla kann einem mit seinen individuellen Problemen doch kaum weiterhelfen.
Natürlich ist es nicht immer angenehm in einer Therapie alles offen anzusprechen, aber nur das hilft letztendlich. Ausserdem konnte ich mich immer sehr gut selbst beruhigen in dem ich mir immer wieder klar gemacht habe, dass der Therapeut ja Schweigepflicht hat. Was ich dem anvertraue erfährt sonst niemand, zumindest nicht personalisiert.

T101
2009-01-18, 14:13:34
Bei den meisten Selbsthilfebüchern, die ich gelesen habe, ist es so, dass es mit durchlesen nicht getan ist. Man muss mit den Büchern und an sich arbeiten! Viel lesen hilft nicht viel.
Ich weiß,.. fällt mir auch nicht leicht. Wenn du beispielsweise schüchtern bist, muss du rausgehen und mit Menschen in Kontakt treten. Da helfen keine Affirmationen, Meditationen oder sonst was, ausser vielleicht zur Unterstützung. Ich würde die (guten) Bücher eher als Leitfaden und Motivationslektüre sehen. Ne "Magic Pill", durch die sich alles schlagartig ändert, gibt es aber nicht.
Gibt im Bereich Selbsthilfe auch ziemlich viel Schrott, der nur den Autoren dient. Bei schwerwiegenden Problemen sollte man daher lieber professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

PHuV
2009-01-28, 21:11:46
Meine Meinung suchen, Bücher lesen, dann vergessen, und sich eine kompetente Person suchen, mit der man über sein Leben reflektieren kann. Alles andere führt nur zu Frust, oder man macht sich was vor.