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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ist unsere Sicherheit selbstverständlich?


Simon Moon
2009-01-29, 12:08:09
In meinem Weltbild, erscheint es vielen Leuten die mir begegnen, selbstverständlich, dass irgendjemand sie vor Unheil bewahrt. Die meisten Leute führen dafür dann Gesetze an, damit sie ihre Fehler, die meist eigentlich offensichtlich waren, entschuldigen können.
Wird jemand geschädigt, wird immer der Verursacher beschuldigt, egal ob er den Schaden verhindern konnte oder nicht. Die Möglichkeit, dass jemand durch die Verursachung eines potentiellen, noch nichtmals verursachten und persönlich nicht beeinflussbaren, Schadens, allenfalls schlimmeres Unheil anrichtet, wird gewissentlich ausgeblendet. Meiner Meinung nach sogar sehr häufig bewusst und auf den eigentlichen Vorteil bedacht. Doch ist es so interessant, darauf zu spekulieren, einen Vorteil daraus zu ziehen, wenn ein anderer Schaden zieht und dabei gleichzeitig jammern, sollte einem Schaden zugefügt werden?
Wäre es nicht besser, sinnlos im Glauben zu leben, niemandem Schaden zu verursachen und dabei immer aktiv bei den eigenen Handlungen überlegen, ob einem Schaden zugefügt wird?
Wieso werden höhere Mächte, seien es die Industrie, die Justiz oder Gott, wenn einem schlechtes widerfährt, das man abwenden hätte können, angeprangert? Wer anders ist denn Schuld am eigenen Schicksal? Ist es nicht egal, wie die Umstände sind, damit man etwas aus seiner Situation machen kann? Muss man für sein eigenes Scheitern immer andere verantwortlich machen? Muss man immer die bloss stellen, die aus ihrem Scheitern nichts gelernt haben? Wozu der ganze Stolz? Ist nicht Altruismus die befriedigenste Lebensweise?

PET
2009-01-29, 21:11:48
Könntest Du mal erleutern wo genau die geistige Reise hinführen soll?
Zielt das in die Richtung das Sicherheit als Konstante gesehen wird es sich aber schlicht um ein subjektives Empfinden handelt?!:confused:

Monger
2009-01-29, 21:36:23
Zuerst dachte ich, ich hätte die zentrale These dieses Threads verstanden. Hab auch bereits einen längeren Post verfasst, und dann festgestellt dass das überhaupt nicht zusammenpasst.

Könntest du bitte nochmal klarstellen was genau du sagen willst? Denn wenn ich jetzt darauf versuche zu antworten, wird dieser Thread völlig ziellos.

Fritte
2009-01-29, 21:51:56
@Monger: yep geht mir ähnlich, vor allem der letzte Satz ist nicht gerade kompatibel zum Rest des Posts
Was sollen Stolz und Altruismus mit dem Rest zu tun haben?

Crazy_Chris
2009-01-29, 23:35:12
häh? :confused:

radi
2009-01-30, 10:36:15
Wieso ist die industrie und die Justiz eine höhere Macht?

Simon Moon
2009-01-30, 17:07:11
Wieso ist die industrie und die Justiz eine höhere Macht?

Weil es eine eigendynamik hat, die einzelne nicht kontrollieren können.

OT
Naja, Quintesenz ist imo, dass die meisten nur bereit sind etwas zu geben, wenn sie eine Gegenleistung, am besten schon vorraus, erhalten. Sind sie dann danach mit dieser Gegenleistung nicht zufrieden, wird die Verantwortung dafür, dass man den Handel überhaupt eingegangen ist, konsequent von sich weggeschoben. In manchen Fällen hat der betreffende Wirklich keine Schuld, aber erfahrungsgemäss sind die sehr, sehr selten und es wird mehrheitlich die eigene Fehlhandlung vertuscht.

Wenn ich bspw. einem Betrüger etwas abkaufe (bspw. Lehman papiere) und mich danach beschwere, dass es Crap ist und der Betrüger hätte mir etwas anderes versprochen, war es dann nicht trotzdem meine Schuld, das ich dem Betrüger einfach so glaubte? Schlussendlich ist es danach mein Schaden, da kann ich noch so lange über Gott und die Welt jammern, damit es nicht zum Schaden gekommen wäre, hätte ich zuerst anders handeln müssen.

Auf der Gegenseite kann ich natürlich auch etwas zur Minimierung des allgemeinen Schadens beitragen, in dem ich eben nicht als Betrüger handle und Mängel in meinem Produkt erwähne, damit ein fairer Austausch zustande kommen kann und die Situation für alle Parteien transparent ist. Kurzfristig schadet es mir, doch wenn ich davon ausgehe, dass weitere Parteien so handeln, werde ich längerfristig einen Gewinn daraus ziehen.

Monger
2009-01-30, 18:27:41
Wenn ich bspw. einem Betrüger etwas abkaufe (bspw. Lehman papiere) und mich danach beschwere, dass es Crap ist und der Betrüger hätte mir etwas anderes versprochen, war es dann nicht trotzdem meine Schuld, das ich dem Betrüger einfach so glaubte?

Nä, so eine Einstellung hätte fatale Folgen für unser Rechtssystem. Das selbe könntest du jedem Vergewaltigungsopfer vorwerfen: "Du hättest dich ja nicht besaufen müssen!"

Für einen persönlich ist es natürlich vernünftig anzunehmen, dass man den Lauf der Dinge hätte ändern können wenn man nur aufgepasst hätte (alles andere endet im Fatalismus), aber moralisch wie rechtlich wäre es verfehlt, wenn das Opfer zum Sünder gemacht wird.


Kurzfristig schadet es mir, doch wenn ich davon ausgehe, dass weitere Parteien so handeln, werde ich längerfristig einen Gewinn daraus ziehen.
Das wird nicht passieren. Keine Firma nimmt Unkosten und erhöhtes Risiko auf sich, nur um moralischen Standards zu genügen. Sie wäre auch dumm und fahrlässig, wenn sie es tun würde.
Damit sowas funktioniert, muss man moralische Standards in einen echten Unternehmenswert umwandeln.

Eine Möglichkeit wäre, transparente Beurteilungsverfahren zu etablieren, die eben mehr als nur dem Unternehmenswert messen, sondern auch sowas wie Nachhaltigkeit und soziale Gesundheit. Immerhin ist der Unternehmenserfolg heute auch im ganz wesentlichen Maße davon abhängig, wie attraktiv die Firma als Arbeitgeber ist.
Wenn man solche Faktoren durch eine Rating Agentur bewerten lassen würde, und die Rating Agentur wiederum selbst auf stabilen Sockel steht, werden menschliche Standards plötzlich zum finanziell messbaren Faktor.

Wenn ein Aktionär wüsste, dass die Mitarbeiter einer Firma dermaßen unzufrieden sind dass zu befürchten steht dass die demnächst aus Desinteresse die Bude abfackeln, wird der sich zweimal überlegen ob er dort sein Geld anlegt.

Simon Moon
2009-01-31, 02:00:13
Nä, so eine Einstellung hätte fatale Folgen für unser Rechtssystem. Das selbe könntest du jedem Vergewaltigungsopfer vorwerfen: "Du hättest dich ja nicht besaufen müssen!"

Für einen persönlich ist es natürlich vernünftig anzunehmen, dass man den Lauf der Dinge hätte ändern können wenn man nur aufgepasst hätte (alles andere endet im Fatalismus), aber moralisch wie rechtlich wäre es verfehlt, wenn das Opfer zum Sünder gemacht wird.


Das meinte ich dann u.a. auch damit, mit auf höhere Mächte abschieben - die Justiz hat dafür zu sorgen, dass ich saufen darf wie blöd und den Vergewaltiger schon bestraft. Klar, kann und soll man auch rechtliche Schritte einleiten, aber man kann gleichzeitig auch überlegen, ob man den ganzen Umständen und Folgen nicht leicht hätte aus dem Weg gehen können. Die Erinnerung an die Vergewaltigung kann das Gerichtsurteil ja nicht nehmen.

Das wird nicht passieren. Keine Firma nimmt Unkosten und erhöhtes Risiko auf sich, nur um moralischen Standards zu genügen. Sie wäre auch dumm und fahrlässig, wenn sie es tun würde.
Damit sowas funktioniert, muss man moralische Standards in einen echten Unternehmenswert umwandeln.

Eine Möglichkeit wäre, transparente Beurteilungsverfahren zu etablieren, die eben mehr als nur dem Unternehmenswert messen, sondern auch sowas wie Nachhaltigkeit und soziale Gesundheit. Immerhin ist der Unternehmenserfolg heute auch im ganz wesentlichen Maße davon abhängig, wie attraktiv die Firma als Arbeitgeber ist.
Wenn man solche Faktoren durch eine Rating Agentur bewerten lassen würde, und die Rating Agentur wiederum selbst auf stabilen Sockel steht, werden menschliche Standards plötzlich zum finanziell messbaren Faktor.

Wenn ein Aktionär wüsste, dass die Mitarbeiter einer Firma dermaßen unzufrieden sind dass zu befürchten steht dass die demnächst aus Desinteresse die Bude abfackeln, wird der sich zweimal überlegen ob er dort sein Geld anlegt.

Ich rede nicht von Firmen... Und natürlich überlege ich mir mein handeln auch privat besser, aber die Grundzüge sind nicht auf einen kurfristigen Gewinn ausgelegt, sondern auf eine lange Vertrauensbasis. Sprich, bevor ich was fordere, überlege ich, ob ich gutwillig bereit wäre selber der Forderung nachzukommen, ob ich es mit einem zähneknirschen täte oder gar ganz ablehnen würde.
Da gibts dann meist zwei Lager, die, die jammern, dass sie immer nur geben und die, die jammern, dass sie nicht genug bekommen.

Luke Undtrook
2009-02-04, 15:13:45
Welche Sicherheit? Mir ist schon untergekommen, daß für ein und denselben Job bis zu das Doppelte gezahlt wurde. Es gibt also viel zu wenig Sicherheit

Abdul Alhazred
2009-02-04, 15:30:51
Sicher ist nur der Tod. Und selbst das stell ich in Frage.

"Sicherheit" gibt es nicht: es ist eine Erfindung um Menschen zu beruhigen und möglicherweise zu kontrollieren. Es mag eine gewisse Kontrolle geben, die den Anschein einer "Sicherheit" erweckt, aber letztendlich ist selbst diese Kontrolle nichts anderes als ein Gesetz. So in etwa "Stehlen ist verboten". Hat aber bis Datto noch keinen Dieb aufgehalten.

Ich finde besonders im Finanzbereich sollt das Wort "sicher" verboten werden, im Sinne von "sichere Anlagen", etc...

PET
2009-02-04, 19:25:41
Sicher ist nur der Tod. Und selbst das stell ich in Frage.

"Sicherheit" gibt es nicht: es ist eine Erfindung um Menschen zu beruhigen und möglicherweise zu kontrollieren. Es mag eine gewisse Kontrolle geben, die den Anschein einer "Sicherheit" erweckt, aber letztendlich ist selbst diese Kontrolle nichts anderes als ein Gesetz. So in etwa "Stehlen ist verboten". Hat aber bis Datto noch keinen Dieb aufgehalten.

Ich finde besonders im Finanzbereich sollt das Wort "sicher" verboten werden, im Sinne von "sichere Anlagen", etc...

Dem möchte ich zum Teil widersprechen.
Natürlich ist Sicherheit nichts materielles, greifbares aber dennoch spielt sie eine fundamentale Rolle im Leben eines jeden Menschen.
Dennoch würde ich auch sagen, dass Sicherheit nichts selbstvertändliches ist, sondern auf einem sehr fragilen, menschlichem "Gut" basiert und das nennt sich "Vertrauen".
Somit hat Sicherheit auch sehr viel mit Verantwortung zu tun und die Bereitschaft diese zu übernehmen, für sich selbst und auch für andere z. B..

Absolute Sicherheit kann es nicht geben, ganz klar, aber zu sagen, es gibt keine Sicherheit, ist einfach nicht richtig. Außerdem reicht es völlig aus, das Gefühl von Sicherheit zu vermitteln, einfach weil es ein menschliches Grundbedürfnis ist und so Menschen handlungsbereiter macht.
Mal ganz abgesehen von einer positiven oder negativen Wertung.


Gruß

PET