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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Eizo S2431W - 24'' S-PVA TFT


eViLsTieFel
2009-02-08, 19:00:31
Vorbetrachtungen

Ich bin nun seid knapp einem Jahr Besitzer des S2431 (http://www.eizo.de/monitore/widescreen-lcds/24-zoll/S2431W.html) in Grau und dem Standard-Standfuß (also nicht EasyUp) von Eizo. Er war der direkte Nachfolger meines alten Röhrenmonitors, dem Samsung Syncmaster 959NF. Dieser wurde mir allerdings mit der Zeit etwas zu klein, außerdem zeigten sich schon erste Alterungserscheinungen.

Es musste also etwas neues her, und Röhrenbildschirme gab es wenn überhaupt, nur noch gebraucht zu erstehen. Mangels eines guten Angebots und weil ich auch mehr Platz auf meinem Schreibtisch wollte, gab es für mich also nur eine Alternative. Flach sollte es sein, und groß.

Da ich sehr viel Bildbearbeitung betreibe und Zocken zu dem Zeitpunkt eher eine untergeordnete Rolle spielte, kam ein TN-Panel für mich nicht in Frage. Es blieben also noch VA- oder IPS-Panels zur Auswahl übrig. Der Markt war aber nicht gerade überschwemmt mit IPS-Geräten und als häufiger Leser der Tests auf Prad fiel mir sofort der Eizo S2431W ins Auge. Die Marke war mir ein Begriff und stand für mich für ausgezeichnete Qualität und guten Service, außerdem wusste der Test in den Leistungsdaten des Monitors zu überzeugen. Als ich dann noch einen günstigen Shop finden konnte, war es um mich geschehen ;).

Ich hatte mich schon im Vorfeld viel mit Farbmanagement beschäftigt, und war auch im Besitz der Spyder2-Suite von Datacolor, hatte also auch meine Röhre schon kalibriert. Bildschirme mit Wide-Gamut-Displays waren eine relativ neumodische Erscheinung und spielten in meiner Kaufentscheidung nur eine untergeordnete Rolle. Sie waren mir allerdings ein Begriff, und ein Monitor mit sRGB-ähnlichem Gamut schien für mich die bessere Wahl zu sein!

Nun aber genug Vorgeplänkel, kommen wir zu den harten Fakten ;)

Preis

Ich konnte den Monitor für 760€ exkl. Versand beziehen, was zu dem Moment ein unschlagbar günstiges Angebot war (sonst war der Monitor nicht unter 850€ zu bekommen). Selbst aktuell scheint der Preis ja wieder angezogen zu sein, der Monitor ist laut Geizhals (http://geizhals.at/deutschland/?fs=s2431&x=0&y=0&in=)ja nicht für unter 750€ zu bekommen.

Ausstattung und Software

Nunja, in der Packung liegt, was man erwartet. Zuerst hatte mich der doch riesige Karton überrascht, im Inneren offenbarte sich dann eine Landschaft aus Styropor-Packmaterial, was natürlich keine Fragen offen lies. Der Bildschirm erreichte mich in einem einwandreien Zustand – was ich natürlich erwarten konnte. Sonst befanden sich in der Verpackung noch die nötigen Kabel, wie etwa der USB-Uplink, das Audiokabel (was allerdings bei mir keine Verwendung findet), und natürlich ein DVI-Kabel (welches genau sei jetzt mal dahin gestellt). Zusätzlich noch eine CD mit der nötigen Software, um den Monitor bei angeschlossenem USB-Kabel über den Screenmanager von Eizo zu konfigurieren.

Mehr kann und sollte man auch nicht erwarten, es ist alles dabei, um den Monitor sofort in Betrieb zu nehmen. Das funktionierte dann auch tadellos. Anschließen, Einschalten, fertig. Die Screenmanager-Software verrichtet tadellos ihren Dienst, sodass man für Einstellungen nicht unbedingt das OSD benutzen muss.

Verarbeitung

Der Monitor macht einen sehr soliden Eindruck. Allerdings knarzt es schon ein wenig, wenn man am Gehäuse "herumdrückt". Außerdem hat der Standfuß eine kleine Macke. Er ist eigentlich aus Metall und besitzt eine Verschalung aus Plastik. Diese ist allerdings nur über Klebestreifen mit dem Metall verbunden, sodass sie einen kleinen Spalt zwischen Tischplatte und Verschalung lässt, unter den man ein Euro-Stück schieben könnte. Mich stört das allerdings weniger. Der Monitor steht sehr stabil auf dem Tisch, die Höhen- und Neigungsverstellung arbeiten mit einem angemessenen Widerstand und lassen eigentlich kein "versehentliches" Verstellen zu. Für die Höhenverstellung muss man schon beide Hände einsetzen. Die Pivot-Funktion ist ein nettes Feature, ich brauche es allerdings nicht. Die Knöpfe am Bildschirm sind gut bedienbar, allerdings kann man in einem dunklen Zimmer nicht einwandfrei erkennen, wie sie beschriftet sind, sollte das ganze also schonmal gemacht haben. Die Statusleuchte lässt sich ausschalten, wenn einem die LED auf den Senkel gehen sollte (so wie mir, ich bin kein Fan von sowas).

Sehr wichtig für viele: der Monitor summt nicht. Bei keiner Helligkeitseinstellung kann ich etwas vernehmen, manch anderer Monitor scheint da ja so seine Probleme mit zu haben.

Man hat außerdem 5 Jahre Garantie vom Hersteller auf das gute Stück. Hoffen wir mal trotz des ausgezeichneten Rufs des Supports von Eizo, dass ich davon keinen Anspruch nehmen werden muss.

On my desk (bitte ignoriert das Hintergrundbild ;)):

http://evilstiefel.de/pics/3dc/desktop.jpg

Bildqualität

Was soll ich groß sagen: meine Ansprüche an ein VA-Panel werden voll erfüllt. Die Ausleuchtung bei meinem Modell ist sehr homogen, ich kann subjektiv keine Abschattung erkennen. Stellt man ein komplett schwarzes Bild dar, so ist für mich auch kein auffälliges Backlight-Bleeding erkennbar. Würde man allerdings eine Aufnahme mit der Digitalkamera machen, wären sicher leichte Schimmer erkennbar, aber solange es meinem bloßen Auge nicht auffällt, soll mir das Jacke sein.

Bei Auslieferung hatte der Bildschirm keinen Pixelfehler. Nach einer Nutzungsdauer von fast einem Jahr und über 3300 Betriebsstunden hat sich allerdings im mittleren linken Drittel ein Subpixelfehler eingeschlichen. Dieser leuchtet zum Glück nicht, sondern ist einfach nur Schwarz. Ist für mich aber kein Grund, miesepetrig über den Monitor zu urteilen. Das ist halt Pech.

Wie alle aktuellen VA-Panel lässt sich auch hier ein Blickwinkel-abhängiger Gamma-Shift bemerken. Damit ist nicht diese Farberscheinung wie beim Eizo S2231 gemeint, wo ein grüner in einen purpurnen Schimmer übergeht, sondern ganz einfach nur eine homogene Aufhellung des gesamten Bildes in den dunklen Stellen bei extremeren Blickwinkeln. Das fällt allerdings wirklich nur auf, wenn man wild vor dem Bildschirm herumspringen würde. Dabei verfälschen sich die Farben allerdings nicht.
IPS-Panel sollen hier wohl stabiler und deshalb vielleicht minimal besser geeignet für Grafiker sein. Allerdings ist deren Schwarzwert auch nicht so gut wie bei VA-Panels. Wer das Eine will, muss also das Andere mögen.

Wer möchte, kann den integrierten Lichtsensor nutzen. Dabei wird das Umgebungslicht gemessen und automatisch die Helligkeit des Bildschirms angepasst, sodass sowohl am Abend vor dem Rechner als auch bei strahlendem Sonnenschein durch das Fenster ein homogener Seheindruck zu erreichen sein soll. Wie gut das funktioniert kann ich allerdings nicht beurteilen, denn ich nutze das Feature nicht. Mein Zimmer ist immer relativ gleichbleibend beleuchtet.

Ausmessung und Kalibrierung

Ich möchte hier erstmal nur kurz darauf eingehen – wer gerne mehr wissen möchte, der kann das ja sagen! Für die Messergebnisse arbeitet bei mir mitlerweile ein DTP94B und nicht mehr der Spyder2 (für den ich eine absolut negative Kaufempfehlung aussprechen würde).

Da hier eher gedämpfte Lichtverhältnisse vorherrschen, ist der Monitor bei mir auf 90 cd/m^2 kalibriert. Er soll ja nicht als Solarium-Ersatz dienen. Bei dieser Backlight-Einstellung ist der Schwarzwert ungefähr 0.9 cd/m^2, der Kontrast liegt also bei 1000:1. Eine sehr respektable Leistung, es handelt sich immerhin um den statischen Kontrast, und nicht, wie bei vielen Monitoren angegeben, ein durch Tricksereien erreichter dynamischer Kontrast fern jeder Realität. Schön ist übrigens auch, dass man so eine doch eher niedrige Helligkeit überhaupt einstellen kann. Viele Monitore lassen gar nicht zu, die Helligkeit so weit zu reduzieren, und würden bei mir kein augenfreundliches Arbeiten erlauben.

Wer möchte, kann die Helligkeit auch auf über 350 cd/m^2 aufblasen. Das sollte wohl für jeden noch so lichtdurchfluteten Arbeitsplatz ausreichen!

Der Monitor arbeitet bei mir bei einer Farbtemperatur von 5000K, was ich über eine Justierung der RGB-Regler am Monitor erreichen konnte (natürlich mit anschließender Kalibrierung). Es existiert auch ein Preset für 5000K, das fällt bei meinem Modell mit ca. 5200K aber etwas zu warm aus. Warum also nicht das OSD bemühen? Hierbei möchte ich noch sagen, dass es sich in jedem Fall lohnt, nicht auf den Screenmanager zurückzugreifen. Damit kann man nämlich auch die RGB-Gain-Regler verstellen, allerdings aus irgendeinem Grund nicht so fein wie im OSD. Während im Programm nur ganzzahlige Prozentwerte von 0 bis 100 eingestellt werden können, lassen sich im OSD pro Prozent drei Schritte nachvollziehen. Bei mir findet der Manager also keine Verwendung mehr.

Das native Gamma des Monitors liegt irgendwo etwas unter 2.2, ist also nahe an sRGB oder eben dem Standard von 2.2 für AdobeRGB.

Dank des 10 Bit tiefen Lookup-Tables (LUT) nimmt einem der Monitor auch die Justage an den Gain-Reglern nicht krumm. Man kann hier fast nach belieben herumstellen, ohne das irgendwelche Farbwerte verworfen werden müssten und es somit zu "Banding" kommen könnte. Bei anderen Monitoren sollte man da schon sehr vorsichtig sein! Da es aber sinnvoll ist, schon vor der Kalibrierung nahe dem Ziel zu sein, sollte man hier auf jedenfall das Angebot nutzen. Der Monitor ist schließlich nur in Software und nicht in Hardware kalibrierbar.

Der Farbraum ähnelt stark dem von sRGB, deckt ihn allerdings in manchen Bereichen nicht vollständig ab (vor allem extremere Gelb- und Rottöne), während er wiederrum in Blau und Grün etwas über ihn hinausgeht. Dies bezieht sich jetzt auf meine Regelung des Weißpunkts auf 5000K.

Zur Veranschaulichung hier noch ein Diagramm dafür:

http://www.evilstiefel.de/pics/3dc/farbraum.png

Der Monitor lässt sich für meine Ansprüche ausreichend gut kalibrieren, eine Validierung mit basICColor Display 4.1.9 zeigt eine maximale Abweichungen in den Werten von 0.7 dE94 (http://de.wikipedia.org/wiki/Delta_E), davon ist in den Grauwerten eine maximale Abweichung von 0.5 dE94. Der Durchschnitt liegt bei 0.3 dE94.

Spieletauglichkeit

Ich würde dem Monitor eine uneingeschränkte Tauglichkeit für Gelegenheitszocker aussprechen. Im Singleplayer hatte ich bei Bioshock oder auch bei Autorennspielen meine Freude mit ihm, bei ersterem vor allem durch das satte schwarz und den tollen Kontrast.

Allerdings hat das Panel einen Inputlag von ca. 33ms (selber im Vergleich zu meinem Syncmaster gemessen). Das ist mir am Anfang stark aufgefallen, selbst auf der Windowsoberfläche konnte ich diese leichte Trägheit nachvollziehen. Mitlerweile fällt mir das allerdings nicht mehr auf, wahrscheinlich auch, weil ich den Unterschied gar nicht mehr in Erinnerung habe.

Wer gerne online Counter-Strike oder ähnliches spielt, der sollte sich vielleicht lieber einen anderen Monitor zulegen, jedenfalls wenn man sehr empfindlich auf so etwas reagiert.

Multimedia

Ein richtiger Multimedia-Monitor ist der S2431 sicherlich nicht. Das zeigt schon der fehlende HDMI-Eingang und die feste Bildwiederhohlfrequenz von 60 Hz. Dadurch ist ein leichtes "Ruckeln", oder Juddering bemerkbar, wenn man sich Kinomaterial anzeigen lässt. Den einen stört das vielleicht mehr, den anderen weniger. Man kann allerdings, vor allem durch das Format, viel Spaß mit dem Monitor haben. HD-Material ist dank seiner Auflösung eine Freude, ich schaue am Rechner doch sehr viele Filme und Serien. HDCP wird natürlich unterstützt.

Als TFT-Monitor verzeiht er allerdings nicht so leicht die Bildfehler von Videomaterial. Rauschen oder Artefakte sind deutlich zu erkennen, wenn vorhanden, und DVD-Material ist schon fast zum Abgewöhnen. Naja, aber das wusste ich ja schon vorher, und ich würde ihn nicht wieder gegen eine Röhre tauschen.

Fazit

Für mich als Hobbyfotograf war der Kauf eine der besten Investitionen, die ich bisher getätigt habe (mal abgesehen von meiner Kamera ;)). Der Vergleich zur Röhre ist schon beeindruckend, was Auflösung und Differenziertheit der Farben angeht. Mitlerweile bin ich als Technik-Narr allerdings schon wieder neidisch auf Geräte mit erweitertem Farbraum und schiele ständig auf neue Geräte, die auf den Markt kommen. Das liegt aber nicht daran, dass der S2431 ein schlechter Monitor wäre, ganz und gar nicht. Meine Bilder waren selten in der Ausbelichtung so nahe an meinen Vorstellungen. Auch beim Spielen macht der TFT eine gute Figur, wobei ich allerdings mein Engagement hier stark zurückgefahren habe. Und er hat mich auch noch nie davon abgehalten, irgendwelches Filmmaterial zu schauen.

Von daher von mir eine uneingeschränkte Kaufempfehlung für jeden, der einen soliden, zur Bildbearbeitung geeigneten Monitor der gehobeneren Klasse erwerben will. Ich würde ihn wieder kaufen, wenn ich vor der Wahl stünde! Mit meinem jetzigen Know-How käme aber sicherlich auch ein Modell mit erweitertem Farbraum in Frage, schließlich entwickelt man sich ja vorwärts, und nie zurück ;)!

Edit:

Für alle, die es noch interessieren sollte, hier noch ein Validierungsergebnis für die Kalibrierung auf 5000K, Gamma 2.2 und native Weiß- und Schwarzluminanz. Die Werte aus dem Text oben sind nicht mehr ganz aktuell, da ich meine Helligkeit nochmal etwas heruntergeschraubt habe. Ungefähr 80 cd/m^2 sind in meinem Zimmer hell genug.

http://www.evilstiefel.de/pics/3dc/validierung.png

Bei meiner aktuellen Kalibrierung auf D65 um eine möglichst gute Abdeckung des sRGB-Farbraums zu ermöglichen, muss so gut wie gar nicht über die Grafikkarte nachgeregelt werden. Das beweist, dass der Eizo einen sehr homogenen nativen Weißpunkt für die gesamte Helligkeitsverteilung aufweist.

http://www.evilstiefel.de/pics/3dc/achsen.png

Außerdem hier noch ein Link zum Monitorprofil, erstellt mit einer Kalibrierung auf D65, Gamma 2.2 und native Weiß- und Schwarzluminanz: 20090225_D65_22_LUT_v2.icm (http://www.evilstiefel.de/pics/3dc/20090225_D65_22_LUT_v2.icm)

nggalai
2009-02-08, 20:42:27
Guter Beitrag! Die für mich wichtigsten Punkte wurden angesprochen, und das Fazit sitzt. Danke dafür! :)

Wenn Du Dich für WCG interessierst, wirst Du wohl vorwiegend in AdobeRGB arbeiten wollen? Oder ist das (ähnlich wie bei mir) einfach der Geek, der durchscheint? ;)

Danke übrigens für den Hinweis, daß man bei den Eizos diese dumme LED ausschalten kannt. Die nervt mich schon seit Monaten, jetzt habe ich Ruhe.

Cheers,
-Sascha

eViLsTieFel
2009-02-08, 20:49:14
Naja das mit dem erweiteren Farbraum ist natürlich auch Geek-Bedingt :wink:.

Allerdings hab ich auch festgestellt, dass viele Entwickler eben doch signifikant über sRGB hinausgehen. Ich hab das selber schon bei einigen meiner Bilder entdeckt, und es gibt auch solche, wo ich sogar auf meinem Eizo einen deutlichen Unterschied zwischen sRGB und (meinetwegen) ProPhotoRGB sehen kann, natürlich besonders bei Blau und Grün. Da ich ungern Potential verschenken möchte, ist das für mich natürlich sehr interessant.

Wie das bei mir aber nun so ist, wäre ich dann nicht mit einem einfachen Panel mit großem Farbraum zufrieden. Da gehen die Träumereien direkt in die Richtung von Modellen, die auch Farbraumemulation unterstützen, damit ich beim Filme-Schauen dann keinen Augekrebs bekomme. Hier rennt die Hardware der Software meilenweit davon, und solange sich CMM nicht als Standard in allen Anwendungen etabliert, wäre ich wohl sehr unglücklich darüber.

NameLessLameNess
2009-02-08, 20:54:20
Sehr gut, thx fürs Review. Werde mir bald nen CG holen (denke an den CG222W).

Sailor Moon
2009-02-08, 21:55:12
Da gehen die Träumereien direkt in die Richtung von Modellen, die auch Farbraumemulation unterstützen
Die Eizo Modelle haben ja eigentlich alle ein rudimentäres CMS, nur ist das Handling zum "Dauerswitchen" natürlich etwas umständlich.

Gruß

Denis