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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Durch Bücher lesen schlauer werden?


hln|Cat
2009-03-04, 16:19:11
Nach meiner Ansicht ist die vorherrschende Meinung, dass Bücher lesen gegenüber anderen Medien (z.B TV gucken) vorzuziehen ist bzw. bildend/schlauer machend wirkt.

Ist dem wirklich so? Gilt dies auch für "normale" Bücher wie Krimis/Thriller oder erfordert es dazu Literatur von Hesse oder Schiller?

Crazy_Chris
2009-03-04, 16:22:33
Ich glaube das gilt nur für Fachliteratur.

bleipumpe
2009-03-04, 16:32:59
Man kann auch Roman etc. lesen und (allgemeines) Wissen vermittelt bekommen. Hängt natürlich immer vom Autor und Genre ab. "Der Schwarm" fällt mir hierzu spontan ein. Oder "Der Medicus". Das Buch gibt gute Einblicke in das Judentum. Von einem Groschenroman kann man so etwas nicht unbedingt erwarten.

edit: gute Dokus, z.B. auf ARTE oder 3Sat sind natütrlich ebenfalls sehr zu empfehlen. Diese Pseudodokus auf Pro7 kann man getrost vergessen.

mfg b.

bluey
2009-03-04, 16:37:28
Bücher regen, vergliche zu den bildbetonten Medien, die eigene Phantasie bzw. Kreativität an. Von daher mann schon sagen, dass Bücher eine diese Intelligenz trainieren.

Bl@de
2009-03-04, 16:40:25
Bücher regen, vergliche zu den bildbetonten Medien, die eigene Phantasie bzw. Kreativität an. Von daher mann schon sagen, dass Bücher eine diese Intelligenz trainieren.

Und trainieren den Wortschatz sofern man nicht die Bildzeitung als Buch bezeichnet ;D

MatzeG
2009-03-04, 16:53:46
schlauner würde ich nicht sagen, aber gebildeter! ;)

Auf jeden Fall muss es Spass machen; es macht keinen Sinn Bücher zu lesen obwohl es einem keinen Spass bereitet. (Studium ausgenommen :D )
Am schlimmsten die die Profilneurotiker, die Bücher nur deshalb lesen, um später sagen zu können wie toll sie doch gebildet sind :|

hln|Cat
2009-03-04, 17:51:46
Ich lese so im Schnitt 1 Buch pro Monat. Auswirklungen auf meinen Sprachschatz kann ich nicht mehr feststellen.

Zu Karl May Kindheitszeiten wurde ich in der Schule immer dafür gerügt, dass ich so lange setze mit hunderten von Kommas schreibe. Das ist der einzige Einfluss der mir so jemals persönlich aufgefallen ist.

Marscel
2009-03-04, 18:01:48
Zu Karl May Kindheitszeiten wurde ich in der Schule immer dafür gerügt, dass ich so lange setze mit hunderten von Kommas schreibe. Das ist der einzige Einfluss der mir so jemals persönlich aufgefallen ist.

Ja. Die Lehrer haben es zum Schluss eher abtrainiert. :cool:

Dass Bücher per se schlauer machen, halte ich für ein Gerücht. Wenn du die Fachliteratur, die brauchst, durchnimmst: natürlich. Wenn du Spiegel o.ä. liest, kriegst du vielleicht auch mehr davon mit, was in der Welt los ist. Romane finde ich eher dem virtuellen Erfahrungsschatz dienlich.

Ich kann leider keine Autoren nennen, aber das, was ich in der Schule in Philosophie an Texten gelesen habe, mit einem Lehrer, der einem durch seine Fragestellung passiv nötigt, diesen zu verinnerlichen, das waren Dinge, nach denen ich mich generell weiser gefühlt habe. Das, wo einigermaßen zugänglich (auch durch den Lehrer gekürzt) beschrieben wird, was es mit Freiem Willen, Qualia, Konstruktivismus, Ästhetik und Ethik und mehr auf sich hat.

Und wenn du den Kram auf dem Bildschirm liest und genauso Zugang findest, hast du nicht mal ein Buch gelesen - kann meine Mutter überhaupt nicht glauben. ;)

raschomon
2009-03-04, 18:08:03
Ich glaube das gilt nur für Fachliteratur.

Noch nicht einmal das stimmt uneingeschränkt. Es gibt durchaus reverse Effekte. Ich halte mit meiner These dagegen: die Lektüre von Büchern verklebt das Hirn und macht auf lange Sicht schlicht dumm. Ich empfehle stattdessen unabhängiges Fernsehen - bloß kein öffentlich-rechtliches.

btdt.

;)

"Schwarm" und "Medicus" laufen bei Eingeweihten übrigens unter Trivialliteratur, aka "Groschenromane". (und noch einen ;))

------------------

Und trainieren den Wortschatz sofern man nicht die Bildzeitung als Buch bezeichnet ;D

Wobei die "Bild"-Zeitung witzigerweise im Regelfall aus zwei "Büchern" (http://de.wikipedia.org/wiki/Zeitungsbuch) besteht. (zum Dritten: ;))

mapel110
2009-03-04, 18:12:53
Ich hab in meinem Leben erst 4 oder 5 Bücher gelesen und das in der Schule zwangsweise. Ich hab trotzdem eine gute Rechtschreibung. Woran es bei mir aber mangelt, ist der Wortschatz. Das muss ich echt zugeben. Ist in meiner letzten Reha auch festgestellt worden.
Ich hab aber dennoch einen IQ von 129 (Hamburg Wechsler Intelligenztest für Erwachsene)

*FensteraufmachwegenEigenlob*

Lyka
2009-03-04, 18:18:20
Wobei Lesen im Gegensatz zum TV auch noch anstrengend sein kann... wenn ich gerade Ulysses lese, genial, aber erstmal in das Buch rein kommen, und das, obschon ich seit ewigen Zeiten schon buchsüchtig bin..

der Kopf wird voll mit relativ unwichtigen Daten :D

looking glass
2009-03-04, 18:19:30
Och, also zumindest der Sprachschatz kann bereichert werden - so einiges bleibt hängen, z.B. Marriage (Dame und König gleicher Farbe auf der Hand im Kartenspiel), füsilieren (standrechtlich erschießen) , Trottoir (Bürgersteig), oder was unter Timbre zu verstehen ist.

kommt halt darauf an, was man ließt, manches bleibt halt kleben und wen auch nur deswegen, weil manche Sachen schon nicht mal mehr in neuen Duden stehen, wen man sie nachschlagen will :).

Milton
2009-03-04, 19:14:38
Bücherlesen (Literatur) bildet ungemein, erhöht aber nicht den IQ.

LOL @ Medicus und Schwarm: Das ist ganz sicher keine Literatur, sondern reine Unterhaltung.

Ulysses ist da schon wieder das andere Extrem, verdammt vielschichtig, ohne viel Sekundärliteratur kaum zu durchdringen.

mapel110
2009-03-04, 19:21:12
Bücherlesen erhöht aber nicht den IQ.

Doch, tut es durchaus. Es gibt zumindest im Hamburg-Wechser-Test mehrere Tests bezüglich verbaler Fähigkeiten.
http://www.stangl-taller.at/TESTEXPERIMENT/testbsphawie.html

Hallodri1972
2009-03-04, 19:31:58
ich glaub schon, der Kopf (Hirn) wird zumindest mehr "bewegt" als beim Fernsehgucken.

man muss sich auch mehr konzentrieren, Fernsehen drängt sich eher von selbst auf.

ist zumindest nicht schädlich;)

Gruss Jens

doublehead
2009-03-04, 19:54:59
Bücherlesen (Literatur) bildet ungemein, erhöht aber nicht den IQ.

Sprache korelliert unweigerlich mit den kognitiven Fähigkeiten. Wer seinen Wortschatz ausbildet, kann viele Dinge erst erfassen und ausdrücken. Deswegen ist es ja so wichtig die Menschen so früh wie möglich mit Sprache und Literatur zu konfrontieren.

hln|Cat
2009-03-04, 20:02:12
Dann bin ich ja froh, dass es wohl einen kleinen Effekt zu geben scheint.
Ich lese wesentlich lieber draußen auf meiner Liege im Sommer, als mich vor den TV zu hängen. Zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen ;)

greeny
2009-03-04, 20:35:41
... Ich hab trotzdem eine gute Rechtschreibung. Woran es bei mir aber mangelt, ist der Wortschatz. Das muss ich echt zugeben.
dito... und das, obwohl ich schon immer n ziemlicher bücherwurm war...
/edit: denke aber, das liegt zum großen teil an meinem kaum bis gar nicht vorhandenem sozialen umeld
Bücher regen, vergliche zu den bildbetonten Medien, die eigene Phantasie bzw. Kreativität an.
funzt(e) bei mir leider nicht... bin eigtl der phantasieloseste und unkreativste mensch, den ich kenne...
schein das irgendwie von meinem vater geerbt zu haben... ;(

Lyka
2009-03-04, 20:42:51
echt? :(

oh... wenn ich ne fiese Sache lese, wie Lovecraft vor ein paar Jahren, dann grübel ich drüber und kann teilweise nicht schlafen...

Eggcake
2009-03-04, 20:44:27
Dann bin ich ja froh, dass es wohl einen kleinen Effekt zu geben scheint.
Ich lese wesentlich lieber draußen auf meiner Liege im Sommer, als mich vor den TV zu hängen. Zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen ;)

Hättest du also aufgehört zu lesen, wenns nicht förderlich wäre? Wenn TV bilden würde, würdest du dann im Sommer vor der Glotze hängen?

Versteh ich irgendwie nicht...liegt vielleicht daran, dass ich zu wenig lese ;)

bleipumpe
2009-03-04, 20:45:49
Mal an die Kenner hier: was ist denn für euch Literatur bzw. Bücher?

mfg b.

ShadowXX
2009-03-04, 20:47:58
Ulysses ist da schon wieder das andere Extrem, verdammt vielschichtig, ohne viel Sekundärliteratur kaum zu durchdringen.
In Ulysses wird IMHO viel zu viel reininterpretiert (das ist meiner Meinung nach sowieso ein extrem deutsche Angewohnheit in jeden und alles noch was reininterpretieren zu wollen.....es gibt da ein Beispiel was mir leider nicht mehr einfällt, wo X Fachleute was in einen Roman reininterpretiert haben, der Autor selbst aber sagt, das es da nix zu interpretieren gibt).

Und auch Joyces Frau war der Meinung das es in Ulysses nichts zu interpretieren gibt. Ich Antwort auf die Frage was Ihr Mann für eine Message hatte war: "Ich bin sicher das es da keine gibt, denn er hat das Buch im absoluten Vollrausch (Alk & Drogen) geschrieben" (sinngemäß).

Lyka
2009-03-04, 21:03:19
In Ulysses wird IMHO viel zu viel reininterpretiert (das ist meiner Meinung nach sowieso ein extrem deutsche Angewohnheit in jeden und alles noch was reininterpretieren zu wollen.....es gibt da ein Beispiel was mir leider nicht mehr einfällt, wo X Fachleute was in einen Roman reininterpretiert haben, der Autor selbst aber sagt, das es da nix zu interpretieren gibt).

Und auch Joyces Frau war der Meinung das es in Ulysses nichts zu interpretieren gibt. Ich Antwort auf die Frage was Ihr Mann für eine Message hatte war: "Ich bin sicher das es da keine gibt, denn er hat das Buch im absoluten Vollrausch (Alk & Drogen) geschrieben" (sinngemäß).

so seh ichs auch :D (y).

doublehead
2009-03-04, 21:09:46
Mal an die Kenner hier: was ist denn für euch Literatur bzw. Bücher?

mfg b.
Alles von Belletristik bis zu wissenschaftlichen Schriften. Über den Literaturbegriff streiten sich die Intellektuellen schon seit Ewigkeiten, da werde ich mich bestimmt nicht einmischen. Man spricht heutzutage ja auch schon von "Literaturen". :rolleyes: Aber für eine solche unendliche Diskussion ist mir meine Lebenszeit zu schade.

Quantar
2009-03-04, 22:48:55
Öhm okay, es spielt vieles rein in diese Überlegungen.
Zunächst sollte man wissen, dass es hierbei Überschneidungen gibt,
die man als stochastische Abhängigkeiten auffassen kann. Dabei gibt es insofern keinen Zusammenhang, als dass es anderswo zusammenhänge gibt. Die Aussage, dass Menschen, die viele Bücher lesen, klug sind, ist durchaus vertretbar. Aber dies liegt idR einfach eher an ihren Umständen. Denn wenn Menschen aus gebildeten und wohlhabenden Familien kommen, sind sie per se geradezu prädestiniert, irgendwie auch klug zu werden. Somit ist das Ursache/Wirkungsprinzip nicht hinreichend erklärt.
Was man jedoch als Bücherleser uU lernen kann:
- Nicht selten sind Autoren recht gebildete Menschen, die ihre Kenntnisse auf eine gewisse "spielerische" Weise wiedergeben. Dank Eschbachs "Jesus Video" weiß ich zb. wie eine Radio-Carbon-Analyse funktioniert.
- Viele Autoren erzählen Geschichten. Deren Anspruch ist, dass sie primär >kohärent< sind, also sich insgesamt nicht widersprechen.
- Man muss oft Geschichten folgen, d.h., man muss Zusammenhängen folgen können. Wieso hat der eine das gemacht? Wieso macht der andere das? Was hat das eine mit dem anderen zu tun?
- Der Spracherwerb durch Literatur ist imo enorm. Jeden Tag entdecke ich Begriffe, die ich davor nie hörte. An dem Punkt kommt der wesentliche Aspekt zum Vorschein. Was meint der eigentlich damit? Was sagt der damit? Was impliziert das? Was hat das zur Konsequenz? Fragen über Fragen..... Für mich macht lesen erst dann "schlauer", wenn man über das Gelesene auch nachdenkt und reflektiert. Für mich ist Literatur eine Aufforderung zum Denken, und deswegen bin Gutenberg und co dankbar.

SgtDirtbag
2009-03-04, 23:14:45
Für mich ist Literatur eine Aufforderung zum Denken, und deswegen bin Gutenberg und co dankbar.Besser kann mans eigentlich nicht sagen.

Es ist eine Aufforderung zum Denken, was allerdings am Ende bei 'rumkommt haengt vom Einzelfall ab. ;)

Quantar
2009-03-04, 23:29:18
Ja, und hier scheiden sich dann die Geister. Es gibt zuviel, was man nur konsumieren kann, da ist "Literatur" und "Internet" auch nicht anders.
Aber noch begreifen wir ein Buch einfach anders als eine Website.
Obwohl ich absoluter Internetjunkie bin liebe ich es, mich abends in mein Bett
zu kuscheln und ein Buch zu lesen. Und ich persönlich habe fast schon eine
gewisse Angst davor, dass es keine Bücher mehr gibt, sondern nur noch irgendwelche Pads auf die man sich alle möglichen Inhalte runterladen kann.
Das zweiteilt das "Lesen". Es gibt das Lesen, was man des Textes wegen macht. Das Lesen in einem Buch, weil man es einfach gerne macht. Abends im Bett liegen bei einer warmen Tasse Tee und dem Papier in der Hand.
Im Gegensatz dazu gibt es das "Lesen", um möglichst schnell möglichst viel Informationen aufzusaugen. Sowas sollte jeder im 3DC kennen. Das eine ist auch nicht schlechter als das andere, aber ich denke, man sollte sich die jeweiligen Ansprüche beide bewahren.
So wie man nicht im Browser über den Sinn des Lebens nachdenken möchte, so will man nicht im Bett über Grafikkartenbenchmarks stolpern.

drexsack
2009-03-05, 13:29:18
Ich persönlich würde dem Lesen einen nicht näher definierten, aber für mich deutlich positiven Effekt, anrechnen. Es hängt natürlich immer von der Art der Literatur ab, und man kann auch über andere Medien, zum Beispiel gute Fernsehdokumentationen viel lernen, keine Frage. Aber die Grundtendenz ist für mich persönlich deutlichst positiv.

greeny
2009-03-05, 15:33:16
So wie man nicht im Browser über den Sinn des Lebens nachdenken möchte, so will man nicht im Bett über Grafikkartenbenchmarks stolpern.
hm, zumindest ersteres mache ich seit ca 10 jahren... bei letzterem stimm ich dir aber zu ;)

Milton
2009-03-05, 15:59:17
In Ulysses wird IMHO viel zu viel reininterpretiert (das ist meiner Meinung nach sowieso ein extrem deutsche Angewohnheit in jeden und alles noch was reininterpretieren zu wollen.....es gibt da ein Beispiel was mir leider nicht mehr einfällt, wo X Fachleute was in einen Roman reininterpretiert haben, der Autor selbst aber sagt, das es da nix zu interpretieren gibt).

Und auch Joyces Frau war der Meinung das es in Ulysses nichts zu interpretieren gibt. Ich Antwort auf die Frage was Ihr Mann für eine Message hatte war: "Ich bin sicher das es da keine gibt, denn er hat das Buch im absoluten Vollrausch (Alk & Drogen) geschrieben" (sinngemäß).

Als jemand der einen Regalmeter Sekundärliteratur zu Ulysses hat und nebenbei noch ein 4SWS Seminar zu Ulysses besucht hat (bin eigentlich Naturwissenschaftler) kann ich da natürlich überhaupt nicht zustimmen.

Besonders nicht zu "extrem deutsch", in einer guten Anglistikbibliothek findet man eine ganze Regalwand voll mit Joyce Literatur. In dem Buch steckt extrem viel drin, selbst wenn man sich nur auf die offensichtlichen Themen wie die Odysee und Hamlet sowie irische Politik der Zeit bezieht.

Vielleicht bezieht sich Dein Kommentar sowie daz Zitat (daß mich ohne Quelle doch eher an eins der vielen angeblichen Churchill Zitate denken läßt) aber auch auf Finnegans Wake, das in der Tat noch ein paar Größenordnungen schwieriger und komplexer ist als der Ulysses. Damit hat Joyce es dann wohl tatsächlich übertrieben. Aber vielleicht habe ich als Rentner ja noch mal 10 Jahre Zeit, mich damit zu beschäftigen.

Lyka
2009-03-07, 06:37:00
lustiger text zum Thema :D

http://www.heise.de/tp/blogs/6/134121