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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Das letzte Auto ist immer ein Kombi, oder: Bestattungsverfügungen


nggalai
2009-10-27, 08:56:12
Moin moin,

ich gebe es gerne zu – mir ist es recht egal, was mit meinem Körper geschieht, wenn ich tot bin. Und Trauerfeiern, die ganzen Riten drumrum, sind für die Hinterbliebenen, nicht für mich. Jedoch …

… könnten da ja noch Hinterbliebene sein. Und in meiner etwas speziellen Situation mit Familie-800km-entfernt und dem ständigen Pendeln zwischen Deutschland und der Schweiz … Ich mein, klar, wenn ich tot bin, interessiert es mich wohl eher wenig, aber meine Höflichkeit schreckt vor solchen Szenarien zurück:

„Hallo Frau Erni, Ihr Bruder liegt gerade hirntot bei uns in Hannover im Krankenhaus. Dürfen wir ihm Organe entnehmen?“

Oder, noch „besser“:

„Guten Tag. Herr Erni ist verstorben, Sie sind der Bestattungspflichtige. Können Sie heute Nachmittag um drei vorbeikommen, um die nächsten Schritte zu regeln? Oh, Sie sind gerade in Marokko? Hm. Das ist blöd. Mein Beileid, jedenfalls.“

Das muß echt nicht sein.

Meine Gattin ist über Wochen verstorben und hat den größten Teil der Planung ihrer Beisetzung selbst übernommen, Wünsche formuliert, gar den Spruch für die Todesanzeige ausgesucht. (Ja, sie war immer recht morbide veranlagt, dazu noch eine Prise Sarkasmus … Tolle Frau.) Aber kann ich darauf setzen, daß es bei mir absehbar ist? Was, wenn ich irgendwann einfach einen Schlaganfall habe? Ein Aneurisma im Bauch, das platzt? Herzinfarkt? Zugunglück? Besoffene (britische) Soldaten, die mich zu Tode prügeln?

Dann bekommt meine Schwester einen Anruf und sie darf innerhalb von Minuten (Organspende) oder wenigen Tagen (Beisetzungs-Planung) nicht nur mit dem Schock klar kommen, sondern muß sich auch noch darum kümmern, was jetzt zum Geier mit meinem Leichnam passieren soll.

Uncool, und unhöflich.

Organspendeausweis und Patientenverfügung habe ich bereits, also ein paar unangenehme Fragen weniger für die Hinterbliebenen. Und im Januar gibt’s eine Bestattungsverfügung. Gegebenenfalls verbinde ich es gleich mit einer Bestattungsvorsorge, damit – falls ich als hungernder Autor an explodierter Leber unter der Brücke versterbe – die Schwester wenigstens nicht auch noch tierisch für blechen muß.

Die Bestattungsverfügung kann so umfangreich oder knapp sein, wie man es möchte. Anonymes Begräbnis? Bereits im Friedwald einen Baum „angemietet“? Familiengrab vorhanden? Asche oder Erde? Trauerfeier ja / nein, und falls ja, wie?

Viele Menschen schreiben solche Wünsche ins Testament. Man nennt es ja gerne auch den „Letzten Willen“. Das Problem bei der Sache: Testamente werden in aller Regel erst Wochen nach der Beisetzung eröffnet. Kommt offenbar nicht selten vor, daß die Familie davon überzeugt war, daß Onkel Heini gerne eingeäschert in ein Reihengrab wollte und drei Wochen später dann die Kopie vom Amtsgericht kommt, wo Heini mit zittriger Hand was von „AUF KEINEN FALL VERBRENNEN!!!!“ ins Testament geschrieben hatte. Heini dürfte es ziemlich egal sein, daß 2 kg zerriebene Knochenreste auf Feld 42B vergraben liegen, aber die Hinterbliebenen machen sich gegebenenfalls den Rest des Lebens einen tierischen Kopf.

Und das muß eben nicht sein. Die meisten Bestatter schließen so eine Verfügung gratis mit Dir ab, da sie hoffen, daß dann im Sterbefall der Auftrag an sie gehen wird. Ergo …

Januar.

Cheerio,
-Sascha

ernesto.che
2009-10-27, 15:48:32
Ich bin mir sicher, das ich durch eine geplatzte Bauchaorta sterben werde. Keine Ahnung warum, statistisch ist das wohl auch nicht so wahrscheinlich.

Lieber wäre mir aber eine(müsste es nicht die heißen?) Apokalypse zu erleben. Ich würde es persönlich als zutiefst ungerecht empfinden nicht dabei zu sein, wenn hier das menschliche Leben eingestellt wird. Das wäre einfach nicht fair. Ständig gibt es Filme dazu, ständig sagt es jemand voraus. Und Steuern zahle ich auch. Von daher wähle ich die Teilnahme an der Apokalypse und keiner muss sich um meine Entsorgung kümmern.

Rooter
2009-10-27, 17:42:28
Viele Menschen schreiben solche Wünsche ins Testament. Man nennt es ja gerne auch den „Letzten Willen“. Das Problem bei der Sache: Testamente werden in aller Regel erst Wochen nach der Beisetzung eröffnet.Ja, als vor 10 Jahren mein Vater starb wurde mir diese Problematik auch plötzlich bewusst. Früher sagte ich immer: "Ich schreibe irgendwann ein Testament und da rein welche Musik auf meiner Beisetzung gespielt werden soll!"
Man müsste das dann also in die besagte Bestattungsverfügung reinschreiben? Wo wird die hinterlegt, bei den Angehörigen?

Ständig gibt es Filme dazu, ständig sagt es jemand voraus. Und Steuern zahle ich auch.Na, dann sehen wir uns ja 2012! :ulol:

MfG
Rooter

nggalai
2009-10-27, 18:14:18
Man müsste das dann also in die besagte Bestattungsverfügung reinschreiben? Wo wird die hinterlegt, bei den Angehörigen?
In DE und CH ist es üblich, daß das Dingens beim mitzeichnenden Bestatter liegt (was nicht unbedingt heißen muß, daß er dann auch genommen werden muß) und man eine Scheckkarten-große, nun ja, Scheckkarte ins Portemonnaie steckt, damit die Leute wissen, wo das Dingens liegt. Schadet sicher auch nichts, seine nächsten Verwandten und Freunde darauf aufmerksam zu machen.

Madman123456
2009-10-27, 18:19:13
Da gibts diverse Vorsorgeprogramme bei der gruppe der besonders erfolglosen Gärtner (die pflanzen dauernd Leute ein...), in welchen man dann festlegen kann wie man unter die Erde kommt, wenn man unter die Erde kommt.
Ich hab aber keine Ahnung wie die das dann genau machen, vielleicht schicken die eine Notiz an alle Krankenhäuser der Welt, das die ihnen zukünftig alle braunhaarigen weissen vorbeischicken sollen oder sowas. Vielleicht fahren die dir auch für den Rest deines Lebens hinterher und du wirst dann sofort eingesammelt wenn du kaputtgehst, wie praktisch ;D


Möglicherweise kriegst du auch einen Stempel auf den Organspendeausweise oder einen eigenen Ausweis von denen. Aber das wär ja langweilig ;D


Ich persönlich schwanke zwischen drei Alternativen; Komposthaufen, Urne oder ich lass mich ausstopfen und im Eingang eines Kindergartens aufstellen, wo dann Elektromotoren meine gläsernen Augäpfel unabhängig voneinander bewegen und zwischendurch mal eine kleine Stichflamme aus meinem Rachen schlägt.
Die Elektromotoren werden natürlich mit Solarstrom betätigen, schliesslich will ich auch nach meinem Tod meinen Beitrag dazu leisten die Umwelt für unsere Kinder zu erhalten.
Soll nochmal wer sagen das ich keine Kinder mag, pah! ;D