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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wasserräder zur Stromerzeugung


Chemiker
2009-11-21, 18:42:03
Ich hatte es immer wieder geschrieben und offenbar sehen es andere ebenso wie ich: Wasserkraft hat noch einiges Potential in Deutschland:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,661710,00.html

Jede Mühle für sich allein erzeugt nicht viel Strom, aber viele Mühlen leisten ihren Beitrag zum Energiemix.

Dann gibt es auch erste Anstrengungen für eine Renaissance der Flussstromwasserräder, also Wasserräder die keine Staustufen brauchen:
http://www.flussstrom.de/

Da ist noch einiges zu holen. Überall ein wenig, Energie vernünftigt einsetzen und nicht allzu lang ist es mehr hin, bis wir sämtlichen Strom regenerativ bereitstellen können.

Spasstiger
2009-11-21, 19:30:21
Wo liegt der Vorteil gegenüber modernen Turbinen?
Zwei Orte weiter gibts ein Kleinwasserkraftwerk an einem eher kleinen Fluß mit einer jährlichen Produktion von 1,2 Mio. kWh (Quelle, S. 22 f. (http://www.enbw.com/content/de/der_konzern/_media/pdf/Wasserkraftbroschuere.pdf)).
So ein Wasserrad erzeugt ja deutlich weniger Leistung als eine Turbine.

mrt
2009-11-21, 19:36:07
Der Vorteil ist, dass man das eher genehmigt bekommt ohne extreme Auflagen. Für zB Deutschland oder Schweden mit ihren völlig überzogenen Gewässerschutzgesetzen durchaus interessant, zudem kann man die Dinger auch dort einsetzen wo es kaum ein Gefälle gibt (Strombojen sogar wenn es garkeines gibt).

Botcruscher
2009-11-21, 20:04:43
Turbinen benötigen für Effizienten Betrieb einen bestimmten Wasserdruck und damit Fallhöhe. Diese bekommt man nur durch Verbauungen im Flusslauf. Wasserräder sind hingegen schonend zu integrieren. Wobei Wasserrad nicht gleich Wasserrad ist. Einige funktionieren über den Druck des vorbei strömenden Wassers, andere nutzen die Schwerkraft durch Kammern.

Monger
2009-11-21, 20:12:16
Wo liegt der Vorteil gegenüber modernen Turbinen?

Wasserräder sind wesentlich günstiger, und deutlich unkomplizierter als Gasturbinen.
Hinter Wasser steckt halt mehr Masse als hinter Luft. Nicht umsonst kamen auch historisch die Windmühlen erst nach den Wassermühlen.

Weyoun
2009-11-21, 20:46:12
Die Idee gefällt mir!

Wie siehts mit den Ökos aus? Können die dazwischenfunken a la "Nistplätze für seltene Wasservögel" gefährdet?

Ich meine nicht das Risiko beim Bauen, das ist ja noch kontrollierbar. Sondern das Risiko, das sich son blödes Vieh hinterher ansiedelt und dann der Anlagenbetreiber sein Wasserrad stilllegen muss?

moloch
2009-11-21, 21:17:33
Meiner Meinung nach ziemlich Sinnfrei. Energie sollte zentral gewonnen werden. Kleine Kraftwerke verbrauchen verhältnismässig viel Fläche und haben kleinere Wirkungsgrade.

Weltweit könnten die Kleinwasserräder Strom für 100 Millionen Menschen bereitstellen, lautet Drews' optimistische Rechnung.
Ziemlich kleiner Beitrag.

Hier eine Idee die hoffentlich bald umgesetzt wird und ganz Europa "grün" macht : http://www.desertec.org/

Chemiker
2009-11-21, 21:26:10
Kleinere Wirkungsgrade? Warum sollten kleinere Kraftwerke kleinere Wirkungsgrade haben?

Desertec kann auch nur einen kleinen Teil der benötigten Energie bereitstellen, ist extrem teuer, es gibt erhebliche Verluste beim Stromtransport über diese weiten Strecken und letztlich sind diese riesigen Kraftwerksanlagen wieder in der Hand einiger großer Konzerne die die Preise diktieren können. Hinzu werden mit Sicherheit politische Probleme mit den Saharastaaten auftreten. Ich denke es ist nicht unbedingt eine tolle Sache energietechnisch abhängig von ein paar Diktatoren in Nordafrika zu sein.
Kleine Kraftwerke können besser an lokale Bedürfnisse angepasst werden. Weniger Verluste beim Transport des Strom. Kraft-Wärme-Kopplung.
100 Millionen Menschen sind nicht so wenige. Kleinvieh macht auch Mist. Die zukünftige Stromversorgung wird sich aus vielen kleinen Beiträgen zusammensetzen (müssen).

Was die Naturschützer betrifft: Wasserräder sollten eigentlich keine Probleme mit sich bringen. Die Dinger drehen sich langsam, keine Turbinen die Tiere zerschnetzeln, Lärm sollte eigentlich auch kaum erzeugt werden und zudem gab es schon vor Jahrhunderten Wasserräder ohne dass die Faune und Flora der Flüsse sonderlich darunter gelitten haben dürfte.

Monger
2009-11-22, 01:15:42
Meiner Meinung nach ziemlich Sinnfrei. Energie sollte zentral gewonnen werden.
Die Diskussion hatten wir ja schon öfters. Große, zentrale Kraftwerke haben zwar einen guten Wirkungsgrad - haben aber eben auch das Problem, dass sie weit vom Verbraucher weg stehen. Damit geht mehr Energie an Verlustleistung flöten, und es wird immer schwieriger, Spannungsspitzen und Ausfälle von einzelnen Energieerzeugern abzufedern.

Der derzeitige Trend geht ganz klar zur Energiedezentralisierung. Was anderes könnten die Stromnetze auch gar nicht leisten.

DasToem
2009-11-22, 01:22:39
Der derzeitige Trend geht ganz klar zur Energiedezentralisierung. Was anderes könnten die Stromnetze auch gar nicht leisten.

Naja, gerade die Dezentralisierung ist die Größte Herausforderung bei der Netzplanung. Anders ausgedrückt: Das Netz in seiner aktuellen Form ist für eine flächendeckende dezentrale Einspeisung eher ungeeignet.

Philipus II
2009-11-22, 01:29:00
Ich denke, Wasserräder können eventuell die Ausnutzung der Wasserkraft noch ein kleines bischen verbessern. In Bayern wird aber, so hab ichs mal in der Schule gelernt, übe 90% des wirtschaftlich nutzbaren Potentials der Wasserkraft genutzt.

Chemiker
2009-11-22, 10:01:50
Sehe grad, dass da ein "r" im Titel fehlt. :(

Naja, was ist wirtschaftlich nutzbar? Sind da Wasserräder schon mit eingerechnet? Wasserräder die ohne Gefälle arbeiten können sollten das Potential schon noch ein gutes Stück erhöhen.

_DrillSarge]I[
2009-11-22, 10:12:34
für die geringen strommengen ein netz bereitzustellen ist extrem aufwändig und zudem nicht effizient. zudem viel spaß beim warten. lieber paar wenige, große (eben auch sehr teure) anlagen an orten bei denen man auf wenig rücksicht nehmen muss (bspw. schifffahrt, anwohner etc.).

Chemiker
2009-11-22, 10:20:59
Naja, die großen Anlagen gibt es ja auch schon. Und die großen Anlagen bringen meist auch große Probleme mit sich, also was Wasserkraftwerke betrifft. Da sind viele kleine Anlagen sinnvoller, da die Ökosysteme nicht übermäßig belastet werden.
Regenerative Energieerzeugung. Was nutzt mir das große Wasserkraftwerk, wenn mir alles vor der Staumauer langsam versandet, bzw. zuvor erst einmal eine große Fläche unter Wasser gesetzt werden muss?
Schlau ist die Technik die das Ökosystem nicht belastet, die flexibel ist, wenig kostet und einfach instand gehalten werden kann.
Energie wird dezentral gebraucht. Da liegt es nahe sie ebenso zu erzeugen. Kurze Transportwege, Umweltverträgliche Erzeugung.
Letztlich müssen wir mit der Natur arbeiten, also Strategien entwickeln die auf Dauer funktionieren.
Bei den regenerativen Energien sind gigantomanische Großkraftwerke imho der falsche Weg, oftmals auch gar nicht möglich.

_DrillSarge]I[
2009-11-22, 10:32:53
diese technik ist auch nicht viel "mehr" als sich ein paar photovoltaikanlagen aufs dach zu pappen. daran sollte man auch denken. man darf wirklich nicht vergessen, dass es sowas wie super toll+billig einfach in diesem bereich nicht gibt.

Chemiker
2009-11-22, 10:44:05
Ein Wasserrad ist eine sehr einfache Technologie und sollte auch nicht sonderlich teuer sein. Man braucht keine teuren, hochreinen Substanzen wie man es bei der Photovoltaik braucht.
Wie gesagt, steter Tropfen höhlt den Stein. Auf allen brauchbaren Dächen PV Anlagen, Wasserräder, Windkraftanlagen wo es geht, Wellen, Gezeiten, Erdwärme, Sumpfgasanlagen, Biogas etc... dann könnte das durchaus reichen um ganz Deutschland mit Elektrizität zu versorgen.

Weyoun
2009-11-22, 11:08:48
Braucht man rechtlich noch was außer einer Baugenehmigung, zumal das Teil an einem Fluss gebaut wird? Google sagt wasserrechtliche Genehmigung, nur ich will da nicht gleich ne Behörde in einem der Links dafür fragen...

wry
2009-11-22, 12:21:34
Hatte da letztens auch ne Idee zur umweltfreundlichen Energiegewinnung :freak:

Man kennt das Prinzip aus alten Western, wo mit ähnlichen Konstruktionen Wasser aus Brunnen geschöpfte wurde.

http://img5.abload.de/img/bio_generatorov7j.png

Ist natürlich fraglich wie viel Strom man damit erzeugen kann, allerdings wäre der dann aber umweltfreundlich. Man könnte solche Anlagen direkt in den Stall des lokalen Bauern stellen. :biggrin:
Andere Frage ist ob die Tiere das gut finden bzw. deren Fleisch durch die tägliche Fitnessration negativ beeinträchtigt wird.

Trap
2009-11-22, 12:25:29
Kleine Kraftwerke verbrauchen verhältnismässig viel Fläche und haben kleinere Wirkungsgrade.
Wirkungsgrad ist bei erneuerbaren Energien nur in Hinsicht Flächenverbrauch interessant, für die Wirtschaftlichkeit hat man Gestehungspreise (ökonomisch) oder Erntefaktoren (ökologisch).

Flächenverbrauch ist ein Nachteil, aber kein Grund die Idee direkt zu verwerfen.