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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Sehr guter Freund nahm sich gestern das Leben


(del)
2009-11-27, 21:12:00
Hallo liebe 3D-Gemeinde,
Als ich in der Schule war bekam ich in nach 4ten Stunde einen Anruf von meiner Schwester.
Sie war völlig aufgelöst und ich fragte was den los ist und sie sagte nur 3 Wörter : " Marci ist tot!" Zuerst hielt ich es für einen Schlechten Scherz.
Aber dann Schilderte sie mir alles. Er ist vorm Zug gesprungen!
Den Abend davor habe ich noch mit ihm gelacht und den nächsten Tag begeht er Selbstmord. Keiner Weiß warum, er war so beliebt, lustig und scheinbar fröhlich.
Ich habe mich nachhause schicken lassen.
Als ich zuhause war bin ich sofort mit meiner Schwester zu seiner Mutter gefahren um ihr beizustehen den ihr einziges Kind ist gestoren einen Mann hat sie auch nicht mehr. Sie steht unter Schock.

Wie soll ich meiner Schwester bestehen? Sie verschließt sich sehr, liegt im Bett und sagt seit gestern kein Ton, und hat nichts gegessen. Ok er war ja auch ihr bester Freund. Er war auch in sie verliebt und jetzt denk ich, sie macht sie sich vorwürfe das es alles ihre schuld ist.
Soll ich mit ihr zum Psychologen gehen?

Ich weiß jetzt ehrlich gesagt nich so richtig was ich schreiben soll, weil ich es garnicht realisiere das ich ihn nie wieder sehen werde er war einer meiner engsten Vertrauten, ich konnte mit ihm über alles reden...
:frown::frown::frown:

Chemiker
2009-11-28, 10:50:41
Das übliche: Dasein, aber sich nicht aufzwingen. Also sie in Ruhe lassen, ihr aber sagen, dass sie jederzeit mit allem zu Dir kommen kann.
Grundsätzlich braucht es eben etwas Zeit das zu begreifen und zu verarbeiten.
Alles Gute.

Monger
2009-11-28, 11:19:27
Ich kenne zwei solche Fälle im Freundeskreis, und da wurden zumindest die engeren Angehörigen alle psychologisch betreut. Die Polizei hat da normalerweise extra Leute dafür, die speziell für sowas ausgebildet sind.

Immerhin ist es ein Schock, und das kann sich durchaus traumatisch auswirken. Das ist auch keine Alltagssituation, die man als normaler Mensch einfach so runterschlucken können muss. Sowas kann auch der gesündesten Psyche einen Knacks geben.

Deshalb: ich würd mich auf jeden Fall an einen Profi wenden. Selbst wenn man sich kerngesund fühlt, kann das Nachwirkungen haben. Ich hab einen Kumpel, der seinen Vater erhängt im Wald gefunden hat. Die ersten ein, zwei Jahre danach hat er sich nichts anmerken gelassen - erst danach kamen so langsam die Alpträume.

Deshalb: wenn insbesondere deine Schwester dem Toten so nahe stand, würde ich professionelle Hilfe suchen. Schon alleine zur Sicherheit.

Thowe
2009-11-28, 11:27:08
Wenn sie sich in Schuldgefühle verrennt, hat sie ein ernsthaftes Problem. Sie muss begreifen, dass sie keine Schuld trägt, im besten Fall war sie ein Faktor von vielen, aber keinerlei Grundstein.

Es begreifen kann sie nur, wenn sie darüber redet und es verarbeitet und das kann innerhalb von Freunden und Familie oftmals schwer bis unmöglich sein.

(del)
2009-11-28, 11:53:35
Ok dann ist der Gang zum Psychologen wohl am Hilfreichsten...

TeleTubby666
2009-11-28, 11:55:50
Ja, macht das. Professionelle Hilfe ist immer anzuraten.

Mein Beileid und viel Kraft wünsche ich!

(del)
2009-11-28, 12:02:19
danke

ich hab mal eine Frage kann man wegen soetwas von der Schule bzw. Arbeit befreit werden?

ToxiC 1l
2009-11-28, 12:04:09
Ich würde auch vorschlagen, dass du dir professionelle Hilfe suchst.
Es ist natürlich auch total wichtig, dass du bei deiner Schwester bist und sie unterstützt und hilfst. Dies wird sicherlich auch schon ein Teil des "Qualen" lindern.
Allerdings gibt es Situationen, bei denen man einfach nicht die richtigen Worte findet. Wenn man dann von Leuten Hilfe bekommt, die Menschen mit solchen Erlebnisschen schon öfters betreut habe, wird man merken, dass diese ganz anders an die Sache herangehen.
Durch die ganzen Schulungen und Lehrgänge besitzen sie einfach viel mehr Möglichkeiten, wie man so ein Trauma schneller verarbeiten kann.

Ich würde mir porfessionelle Hilfe suchen!

ich hab mal eine Frage kann man wegen soetwas von der Schule bzw. Arbeit befreit werden?

Es kommt immer drauf an, wie die Firma das sieht und in welchen Verhälltnis man zu dem verstorbenen stand.
Von der Schule wird das sicherlich gehen, bei der Arbeit kann man das nie genau sagen.
Bei uns z.B. bekommt man nur Sonderurlaub, wenn "Ehepartner, Kind" verstorben ist.

rotkäppchen
2009-11-28, 12:07:18
in den arbeitsverträgen steht doch dass mein bei todesfall (und dann familiengrad dahinter) x tage zusätzlich frei nehmen kann.
ansonsten zum hausarzt gehen und das problem schildern, die sind ja keine unmenschen und schreiben einen dann auch erstmal krank.
und die schule macht da sicherlich auch kein theater drum.

mein beileid. ;(

Monger
2009-11-28, 12:08:02
danke

ich hab mal eine Frage kann man wegen soetwas von der Schule bzw. Arbeit befreit werden?
Ja. Wenn ich das noch richtig im Kopf habe, war mein Kumpel auch für ein oder zwei Wochen von der Schule befreit. Auch ein Psychotherapeut kann Krankmeldungen ausschreiben. Ein Hausarzt sowieso.

in den arbeitsverträgen steht doch dass mein bei todesfall (und dann familiengrad dahinter) x tage zusätzlich frei nehmen kann.

Ich glaub, ich krieg nur für Verwandte ersten Grades oder Ehepartner überhaupt frei. Großmutter o.ä. gabs schon nix mehr. Begründung ist wohl, dass man halt einen Tag braucht, um als nächster Angehöriger die ganzen Formalitäten zu regeln...

Als Freund oder weiterer Verwandter steht dir da gesetzmäßig gar nichts zu.

Chemiker
2009-11-28, 12:08:07
Was haben nur früher all die Menschen gemacht, als es noch keine Therapeuten und Psychologen hab?
Naja, kann wohl nicht schaden. Vermutlich...
Warum haben wir hier eigentlich immer noch keinen Juristen im Forum?

frix
2009-11-28, 12:13:06
Ich hab eine ähnlich situation durchgemacht.
Jedoch war ich nich so eng mit ihm befreundet.

Am abend zuvor haben wir noch auf meinen bday angestoßen.
In der nacht dann hat er sich erhängt.
Das will einem einfach nicht in den kopf. Man ist geschockt und wundert sich
warum man eigentlich überhaupt gar nix wahrgenommen hat.

Monger
2009-11-28, 12:15:01
Was haben nur früher all die Menschen gemacht, als es noch keine Therapeuten und Psychologen hab?

Was wohl? Haben halt nen Dachschaden gekriegt, und damit bis zum Ende ihres Lebens gelebt. Nicht umsonst gabs in jedem Dorf nen Dorftrottel, über den man sich lustig machen konnte.

rotkäppchen
2009-11-28, 12:29:51
Ich glaub, ich krieg nur für Verwandte ersten Grades oder Ehepartner überhaupt frei. Großmutter o.ä. gabs schon nix mehr. Begründung ist wohl, dass man halt einen Tag braucht, um als nächster Angehöriger die ganzen Formalitäten zu regeln...

Als Freund oder weiterer Verwandter steht dir da gesetzmäßig gar nichts zu.

in meinem letzten vertrag standen sogar noch die großeltern drinnen (aber mit dem Vermerk: "im gleichen Haushalt lebend").

aber eigentlich egal welcher grad der verwandtschaft und freundschaft gestorben ist, du bist ja betroffen, deswegen wird die kein AG nen strick draus drehen, außer er ist n arsch.

THEaaron
2009-11-28, 12:33:52
Was haben nur früher all die Menschen gemacht, als es noch keine Therapeuten und Psychologen hab?
Naja, kann wohl nicht schaden. Vermutlich...
Warum haben wir hier eigentlich immer noch keinen Juristen im Forum?


Eine so schwerwiegende Erfahrung richtig zu verarbeiten schaffen nicht viele Menschen, und selbst jene, die denken es sei gut verlaufen, sind von solchen Ereignissen mit großen Narben geprägt.

Diese Erfahrung mit professioneller Hilfe zu verarbeiten ist alles, nur keine Schande für die psychische Konstitution des "Opfers".

(del)
2009-11-28, 12:36:33
Nur an einen wurde es noch nicht gedacht. An den traumatisierten Zugführer, der verpflichtet ist nachzusehen, ob der Selbstmörder nicht doch werggeschleudert wurde und noch lebt. Und seine Familie.

THEaaron
2009-11-28, 12:38:04
Soweit ich weiß werden die Bahnfahrer nach solchen Taten auch psychisch betreut. Kann aber auch falsch liegen..

(del)
2009-11-28, 12:40:42
Ich meinte nicht, seitens des Arbeitgebers...

(del)
2009-11-28, 12:47:04
Ein Bekannter von mir ist Lockführer und meinte dass ihm "klar" gemacht wurde, bevor er da anfängt, dass

Jeder Zug/U-Bahnfahrer im Schnitt <- einen Menschen umfährt.

Ziemlich krass wie ich finde

Rooter
2009-11-28, 12:55:57
... Zugführer, der verpflichtet ist nachzusehen, ob der Selbstmörder nicht doch werggeschleudert wurde und noch lebt.Montagabend rief bei Domian (http://www.domian-download.de/) ein Lokführer an und erzählte darüber, wenn ich es richtig verstanden habe (hatte nur mit einem Ohr zugehört) sollen die nicht nachsehen sondern sofort über die Zentrale Hilfe holen. Denn er meinte wenn er mit seiner 65t Lok mit 30cm Bodenfreiheit über einen Menschen drüber fährt braucht er nicht mehr nachsehen. ;(

Soweit ich weiß werden die Bahnfahrer nach solchen Taten auch psychisch betreut. Kann aber auch falsch liegen..Ja, hatte der auch erzählt.

MfG
Rooter

(del)
2009-11-28, 13:03:58
Ja manchmal rennt einer noch schnell auf die Schienen oder steht einfach so... Die Möglichkeit, daß er nicht drunter kommt, sondern weggeschleudert wird, besteht.

Du hast aber Recht. Habs grad noch nochmal rumgeguckt. Das wurde vor paar Jahren doch geändert. Eben wegen den Traumas. Es ist einfach für alle Beteiligten besser, wenn keiner hingeht.

eod

DivaCulinaria
2009-11-29, 08:57:06
Hi,

erstmal mein Beileid. Das muss echt schlimm sein für euch. Es ist absolut klar und verständlich, dass man die ersten Tage nach solch einem Unglück absolut dicht macht. Die wenigsten können und wollen einfach so weitermachen wie bisher. Und es ist auch kaum ein Unterschied, ob jemand nach einer langen Krankheit verstirbt, oder durch Selbstmord, oder durch einen Unfall, der Verlust ist und bleibt eben das schlimmste Ergebnis. Wir Menschen neigen aber dazu, uns immer und immer wieder die Frage zu stellen: WARUM??? Aber das traurige Fazit lautet: diese Antwort werden wir nie erhalten, da Tote nun mal nicht antworten können. Man betrachte den plötzlichen Selbstmord des Fussballspielers Enke. Die halbe Welt war ohnmächtig über das Ereignis. Wenigstens wussten da einige Angehörige, wie es um ihn stand in den letzten Jahren. Aber trotzdem, heut zu Tage gibt es (zumindest in meinen Augen) absolut keinen Grund, sich das Leben zu nehmen. Man sollte immer nach Gründen schauen, die einem zum weitermachen auffordern und nicht zum sterben. Also habe ich kein Verständnis für Selbstmord. Aber ich habe Verständnis für die Hinterbliebenen Verwandten und Freunde. Denn die stehen plötzlich da und fühlen sich schuldig.

Mach dir selbst und vor allem deiner Schwester Mut und sag ihr immer und immer wieder, dass NIEMAND Schuld an diesem Unglück hat. Jeder Mensch ist für sein Dasein oder NICHTSEIN verantwortlich. Ich schiebe nicht meine Vergangenheit auf andere Menschen, und lasse mir Vergangenheiten anderer Menschen auch nicht anhängen. Das wäre zu einfach und auch nicht fair.

Mit der Zeit wird es langsam erträglicher und mein Rat ist einfach, reden - reden - reden. Mal mit Freunden, mal mit Fremden. Beides tut gut. Beides kann helfen. Und irgendwann hat es geholfen.

Liebe Grüße und nochmals mein Beileid

DivaCulinaria