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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die Dinge passieren einfach


Chemiker
2009-11-27, 22:44:03
Man stumpft mit den Jahren immer mehr ab, beginnt immer mehr Dinge schlicht zu akzeptieren. Früher ging man um vor Sorge, wenn ein Bekannter erzählt, er wolle sich umbringen, mittlerweile tut man es mit einem Achselzucken ab, in dem Wissen, es eh nicht ändern zu können. Verwandte, Bekannte, Freunde sterben, man ist traurig, aber irgendwie gewöhnt man sich auch daran.
Der Tod ist ein Teil des Lebens, er kommt und man neigt mit der Zeit immer mehr dazu, es zu akzeptieren. Es passiert einfach. Die Dinge passieren ohne dass man etwas dagegen tun könnte.
Als jüngerer Mensch denkt man, es müsste irgendetwas bewegen oder ändern, wenn jemand stirbt, sich jemand umbringt, oder irgendetwas anderes Schlimmes passiert. Dem ist jedoch nicht so. Es geht einfach immer weiter. Die Leute leben und sterben, sie quälen sich oder werden gequält, sind glücklich oder auch nicht. Irgendwie ist all das ohne jede Bewandnis. Es ist sinnlos sich zu sorgen oder Mitleid zu empfinden, denn all dies ändert nichts an diesen Dingen. Es geschieht so oder so. Es ist alles im Groben absehbar, das Leben, was geschehen wird.
Ich bemerke eine Neigung diese Dinge schlicht geschehen zu lassen, in dem Wissen, sie eh nicht ändern zu können. Ich bemerke eine Neigung, all die Menschen agieren zu lassen, gleichgültig was sie tun wollen.
Es ist müßig andere ändern zu wollen, man akzeptiert sie, oder sie sind einem sympathisch für das was sie tun und/oder nicht tun, oder eben nicht. Der Mensch ist das was er tut. Und nur das ist interessant. Die Tat ist interessanter als der Mensch...
Und somit kann ein interessanter Mensch schnell zu einem uninteressanten Menschen werden...

Nun, wie auch immer. Bemerkt ihr das auch mit zunehmendem Alter?

abaddon
2009-11-28, 15:26:19
Hoho, da hat jemand den Lauf des Lebens erkannt.

Du wirst immer den Momenten nachrennen, die dir was geben. Ein Bruchteil des Lebens. Mach das Beste draus.

So wie du das schilderst, klingt mir das aber auch nach einer melancholischen Weltanschauung. Vielleicht sieht in einem Jahr alles wieder ganz anders aus, und irgendwann geht's wieder von vorne los. Das wird dein ganzes Leben lang nicht anders sein. Mehr gibt's nicht zu sagen, und nicht zu diskutieren. Einfach leben, alles mitnehmen was geht.

Denken schadet oft mehr, als es gut tut.

hasufell
2009-11-28, 15:50:38
Denken schadet oft mehr, als es gut tut.
sicher nicht. es sei denn es hält einen von Erkenntnis ab...

Thowe
2009-11-28, 16:15:47
Ob man "abstumpft" weiß ich nicht wirklich, es ist eben nicht mehr neu und das macht schon einiges aus. Stumpft man ernsthaft ab, so resigniert man eher und das kann auch nicht der richtige Weg sein. Der Grundsatz: "Was passiert, passiert" hilft sicherlich es gelassener zu ertragen und das macht man mit dem Alter definitiv. Ich sehe, nun doppelt so alt, die Welt auch ganz anders als ein 20 Jähriger, nur nicht, was wichtig ist und ich hoffe auch, dass ich für den Rest meines Lebens die Kraft behalte mich über unschöne Dinge zu echauffieren. Nur muss ich heute dabei darauf achten, nicht einem Schlaganfall zu erleiden, wohl genau aus dem Grund wird man mit dem Alter gelassener.

KuschelG_a_s_t
2009-11-28, 16:55:48
Ich zumindest bin auch mit der Zeit abgestumpft. Vieles aus dem originalen Post von Chemiker würde ich direkt so unterschreiben. Man wird über die Zeit einfach müde sich über irgendwelche Dinge aufzuregen und lernt Dinge die gegeben sind, als gegeben hin zu nehmen.

Allerdings sehe ich das allgemeiner. Beispielsweise Politik hat mich früher interessiert und Dinge wie Demokratie und Menschenrechte hatten eine Bedeutung. Inzwischen juckt mich das alles nicht mehr. Die Dinge passieren einfach, so wie sie es vor Jahrtausenden sind und auch noch in Jahrtausenden werden. Wenn ich mal zufällig wieder lese, dass es einen Selbstmordanschlag in Palästina gegeben hat oder eine Hungersnot im Sudan, oder etwas derartiges, ... es lässt mich einfach kalt. Das einzig relevante an solchen Nachrichten ist für mich dann noch ob es eine Auswirkung auf den Ölpreis hat. Der jugendliche Idealismus ist über die Jahre verflogen und einem beinharten Realismus gewichen. Man kann an solchen Dingen nichts verändern, geschweige denn zum Guten. Alles was man tun kann, ist für sich persönlich und vielleicht noch das persönliche Umfeld das Maximum heraus zu holen. Als jugendlicher hätte ich es wohl sehr gut gefunden, wenn in Bolivien ein Evo Morales versucht für seine Bevölkerung alles zum guten zu wenden. Heutzutage finde ich es eher interessant bis Besorgnis erregend, dass dort unten noch keiner eingegriffen hat um dem Westen (also uns) den freien Zugang zu den dortigen Lithiumvorräten zu sichern.

Ich denke das ist der Lauf der Dinge, dass man mit dem Alter abgestumpfter, konservativer und reaktionärer wird.

Rooter
2009-11-28, 19:18:57
Fettes Brot sagen es recht treffend:
http://www.youtube.com/watch?v=xF8EsHLAj_Q

MfG
Rooter

Gast
2009-11-28, 21:06:26
Heutzutage finde ich es eher interessant bis Besorgnis erregend, dass dort unten noch keiner eingegriffen hat um dem Westen (also uns) den freien Zugang zu den dortigen Lithiumvorräten zu sichern.

Solange man nicht den eigenen Arsch zur Sicherung der Ressourcen hinhalten muss, lassen sich leicht Angriffskriege befürworten.
Wenn die eigene körperliche Unversehrtheit auf dem Spiel steht, dann ist oft das Geheule groß.
Als "Chef" würde ich bei einem Angriffskrieg versuchen, Salar de Uyuni mit Atommüll zu verseuchen.

atlantic
2009-11-28, 22:40:20
@Treadstarter: nein, ich bemerke eigentlich, das ich auch, oder trotz zunehmendem Alter eins nie ablegen konnte. Empathie.

Mag sein, das der Großteil der Menschen dazu nicht in der Lage ist.....schau, was passiert, wenn jemand aus dem Bekanntenkreis im Abseits landet....die meisten schauen halb mitleidig, halb froh darüber, nicht selbst derjenige zu sein, auf dieses Schicksal.

Trotzdem, jeder ist anders gestrickt. Und die, die nicht lachend einfach weitermachen können, die sind vielleicht gefühlsmäßig die offeneren Menschen, mit Sicherheit aber nicht die, die ihr Leben einfacher genießen können.

Ich persönlich kann "vor mir selber" nicht verantworten, Dinge einfach geschehen zu lassen. Damit würde ich mich selber verleugnen. Der nächste Blick in den Spiegel wäre damit wahrscheinlich der letzte.

Solange ich atmen werde, wird mir auch das Schicksal anderer die Seele schwer machen. Dafür bin ich als Mensch geboren worden. Mit Verstand, Mit Intelligenz. Mit Gefühlen.

Ob ich deshalb am Schicksal anderer etwas ändern/verbessern kann, bezweifle ich. Aber jeder muß auch hier seinen eigenen Weg finden. Auch wenns der des Ignorierens ist. Solange er selber damit leben kann, ists für ihn der richtige.

Schiller
2009-11-28, 23:36:57
Du bist ja auch eine Frau. ;)

(R)evolutionconcept
2009-11-28, 23:45:25
Das ich das Unvermeidliche nicht aufhalten kann, macht mich nicht weniger traurig, wenn es eintrifft.

Monger
2009-11-29, 00:56:43
Also, richtig ist: ich hab als Teenager auch gedacht, dass man doch gefälligst was bewegen können muss in dieser Welt, und dass die Älteren alle nur zu träge und zu doof sind, es besser zu machen.

Mittlerweile weiß ich halt, dass es schlicht nicht so simpel ist. Du brauchst selbst für scheinbare einfache Dinge einen verdammt langen Atem und Hebel, um nachhaltig irgendwas zu tun.

Zuerst macht einen das wütend, und man fühlt sich so extrem hilflos. Und dann fängt man halt so ganz langsam an, seine Kraft auf die Schlachten zu konzentrieren die man auch tatsächlich gewinnen kann.
Der Tod gehört natürlich nicht zu den Dingen, gegen die man gewinnen kann. Das macht den Umgang mit ihm nicht unbedingt einfacher, aber irgendwann setzt sich die Erkenntnis durch, dass das Leben weitergehen muss.

Klar ist das irgendwo ein Abstumpfen, aber anders geht es wohl auch nicht. Sonst verzettelt man sich in den Unmengen an Details, die das Leben so abverlangt. Lieber eine Sache richtig tun, als 50 Dinge nur ein bißchen.

KuschelG_a_s_t
2009-11-29, 02:16:13
Solange man nicht den eigenen Arsch zur Sicherung der Ressourcen hinhalten muss, lassen sich leicht Angriffskriege befürworten.
Wenn die eigene körperliche Unversehrtheit auf dem Spiel steht, dann ist oft das Geheule groß.Mit "eingreifen" hatte ich nicht mal direkt an eine militärische Intervention friedenssichernde Maßnahme gedacht. Südamerika ist bekannt für seine instabilen Verhältnisse. Wäre nicht der erste Militärputsch in einem südamerikanischen Land der von außen etwas gefördert wurde falls so etwas mal in Bolivien passieren sollte.

Aber selbst wenn gibt es offensichtlich genug Leute die bereit sind so etwas zu tun selbst wenn unklar ist wieso man jetzt eigentlich dort unten ist (siehe Afghanistan). Falls absehbar wäre, dass so eine Maßnahme nötig wäre um den Wohlstand in Europa zu erhalten würde ich aber auch selbst in den Krieg ziehen. Ich muss zwar zugeben, dass ich aufgrund meiner Position für die ich im Wehrdienst ausgebildet wurde zwar nicht ganz an vorderster Front wäre, aber das ist auch nur zweitrangig. Da ich Single bin, keine Familie habe und auch nicht wirklich davon überzeugt bin, dass sich das so schnell ändert habe ich nicht viel zu verlieren. Ich lebe sowieso von einem Tag zum nächsten und sitze die Zeit ab bis mich mein Tod irgendwann ereilt. Wenn ich bei einem Militäreinsatz fürs Vaterland drauf gehen würde, hätte ich wenigstens einen ehrenvollen Abgang.
Als "Chef" würde ich bei einem Angriffskrieg versuchen, Salar de Uyuni mit Atommüll zu verseuchen.Selbst wenn Bolivien solchen Atommüll hätte, wovon ich nicht ausgehe, denke ich mal wäre es nicht sonderlich clever das eigene Land atomar zu verseuchen.@Treadstarter: nein, ich bemerke eigentlich, das ich auch, oder trotz zunehmendem Alter eins nie ablegen konnte. Empathie.Man kann Empathie zwar nicht ganz ablegen, aber man kann lernen Dinge die einem negativ erscheinen einfach zu ignorieren. Irgendwann sieht man sie dann erst gar nicht mehr.

c0re
2009-11-29, 02:39:10
Denken schadet oft mehr, als es gut tut.
(y)

prägnant & gut.