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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Haben die Menschen weniger Zeit oder sind sie einfach nur träge/fett&faul?


Cadmus
2009-12-16, 14:38:47
Moin,

mir ist in den letzten 2 Jahren eine Entwicklung aufgefallen, die mich zum Grübeln bringt: Immer mehr Menschen scheinen weniger Zeit zu haben oder sie werden immer träger. Ein Trend, den ich besonders bei jüngeren Menschen vermehrt erlebe. Aber der Reihe nach:
Meine Frau und ich arbeiten beide Vollzeit, nebenbei mache ich noch etwas selbstständiges. Wir gehen 2-3 Mal pro Woche zum Training (Sportstudio) und kochen am Abend, mal sie, mal ich. Am WE sind wir oft unterwegs, Konzerte, Tagesausflüge, Festivals, Burgentouren, Städtetrips usw. Im Grunde das, was jeder andere Mensch auch macht, NUR: die Ruhe fehlt oder man bekommt sich nicht hoch.
Beispiele:
Wir brauchen im Sportstudio mit Aufwärmen, Geräte und Cooldown etwa 2,5 Stunden. Einige Bekannte, die fast die gleichen Geräte haben, kommen hin, hechten in einer Dreiviertelstunde durch und sind dann wieder weg.

Genauso bei der Arbeit: Eine Minute nach Feierabend unter der Dusche, 2 Minuten nach Feierabend im Auto und 3 Minuten nach Feierabend daheim. Wenn ich mal frage, wieso sie es so eilig haben:
"Ich muss nach Hause, habe zu tun."
Ich: "Was ist denn so eilig?"
"Na, eben das, was man jeden Tag daheim tun muss:"
Ich: ...

Zum Thema Essen: Frühstücksbrote kosten zu viel Zeit, es wird der teure und verzuckerte Kram vom Bäcker gekauft. Gekocht wird aus der Dose oder der Maggi-Tüte, frische Zutaten sind zu aufwendig und zeitraubend zuzubereiten.
Mh, eigentlich soll doch essen ein Genuss und keine Frage der Zeit sein. Meine Meinung.

Größtes Problem ist die Freizeitbeschäftigung: Wie gesagt sind wir viel unterwegs, dazu laden wir auch gerne ein, Spaß und Kostenteilung ahoi. Es findet aber keine Resonanz. Immer werden irgendwelche Dinge vorgeschoben, wenn man dann fragt, was sie am WE gemacht haben: "War in der Fetenscheune/im Club/bei Freunden, saufen bis zum Erbrechen." "Habe 3 Staffeln Star Trek/Stargate/sonstwas geguckt." "Habe Spiel xy durchgezockt."
Wäre die Personen im Alter bei 18 oder so, würde ich es ein Stück weit verstehen, aber mit 30 und nochmehr ...?
Selbst so etwas harmloses wie ein Blu-Ray-Abend oder ein Spieleabend ist nicht drin.

Diesem scheinbar selbst auferlegten Zeitdruck steht gleichzeitig eine unglaubliche Trägheit gegenüber: Selbst organisiert (fürs WE, Abend inner Kneipe, wegfahren etc.) wird nichts, jede Entscheidung wird 100 mal überdacht, verliehene Gegenstände brauchen Monate, bis sie wieder den Weg nach Hause finden. Ein popeliger Spaziergang an der Küste (wohne Nähe Nordsee) mutiert zur organisatorischen Meisterleistung.

Generell merke ich, dass alles, was mit Bewegung zu tun hat mehr und mehr abgelehnt wird. Es ist nicht, weil es langweilig wäre, sondern wegen einer sich stärker ausbreitenden Trägheit.
Wir besuchten vor ein paar Tagen eine gemeinsame Freundin in Bremerhaven, sind dort ein wenig an der Weser gelaufen. Nach einer Brücke hoch und runter laufen hat sie gekeucht, obwohl sie schlank ist und keine Krankheiten hat, einfach nur keine Bewegung gewohnt. So könnte ich einige Beispiele aufzählen.

Versteht mich nicht falsch, wir haben einige Freunde, mit denen wir uns sehr gut verstehen und wir haben auch nichts dagegen, sich mal richtig abzuschießen oder einfach mal alle Fünfe gerade sein zu lassen. Nur ist da eine Entwicklung in Gange, die zu Zurückgezogenheit und einer langweiligen Saufgesellschaft führen wird. Das dann wohl auch gewollt.

Soviel von meiner Seite.

{655321}-Hades
2009-12-16, 14:51:19
Halte ich überwiegend für eine saisonale Erscheinung. Ich bin wohl auch noch ein wenig jünger als du, aber im Sommer sind wir ständig draußen, schwimmen, radfahren, wandern. Momentan bin ich selbst fasziniert, wie bewegungsunfähig- und -willig ich bin. Hallenklettern ist momentan das allerhöchste der Gefühle. Ich möchte gerade einfach nur schlafen und mache das auch 12-14 Stunden am Tag.

Und was die Freizeit angeht: Bücher und XBOX ahoi. Und mehr will ich gerade schlicht nicht.

DerGroße
2009-12-16, 15:08:36
das liegt daran, dass wir uns in soner NULL-BOCK-Gesellschaft befinden, da heisst es schon weil eienr 5 min was macht zuhause...geschirrspülen oder so,
dass derjenige dann den ganzen Tag keine Zeit hat, ist halt so, finde dich damit ab

Znarf
2009-12-16, 15:21:15
Vielleicht seid ihr ja nervig und deshalb will keiner was mit euch unternehmen ;D

Ne, sorry, im Ernst.

Zeit ist für viele ein knappes Gut, vor allem in der Vorweihnachtszeit.
Ich finde es auch erstaunlich welche Prioritäten manche/viele Leute setzen.
Aber das ist ja eine individuelle Sache. Jeden Tag 1h Stunde Serien im TV, komme was wolle. Unfiltriert zappen etc. :rolleyes:

Aber wenn es einen entspannt.

Grüße Znarf

Daredevil
2009-12-16, 15:23:48
Also mir persönlich ist die Lebenszeit als Junger Mensch viel zu Schade um das ganze so "bequem" anzugehen wie du.
Wieso sollte ich denn z.B. den Sport unnötig in die länge ziehen wenn ich die Essenz des Studios, also Sport machen, in einer Stunde fertig bekommen kann?
Oder was spricht dagegen das ich 10 min zum Bus gehe im schnellschritt statt 20 min und "in Ruhe"? Das ist Zeit mir z.B. fehlt. Ich bin ziemlich gerne "Im Stress" unter der Woche damit ich Abends zumindest das Gefühl habe was sinnvolles getan zu haben.

Das gleiche mit dem Essen:
Es gibt halt diejenigen und diejenigen, ihr nehmt euch 2 Std Zeit zum kochen damit es Abends ein Genuß wird und andere hacken und braten sich eben Bratkartoffeln in 30 min zusammen oder sie schieben sich ein paar Burger zwischen die Kiemen, es ist halt die Frage was man wirklich will. Will man essen des Essens wegen oder will man essen damit man satt wird?
Ich schmiere mir morgens nur sehr selten Brote, der Bäcker ist mir zu teuer und Fastfood auf dauer zu ungesung, deswegen ernähre ich mich momentan während der Arbeit nur von Obst. Bananen, Kiwis, Mandarinen, Bananen... oder rohes Gemüse, Möhren, Paprika. Salate die eben schnell fertig sind. Damit ich was im Bauch habe und Leistung bringen kann und zwar schnell und gesund.

Ich finde, erst wenn man im Stress ist oder man zumindest nicht so wirklich keinen Plan für das komplette Leben hat, macht es erst richtig Spaß. Spontan entscheiden und nicht wirklich großartig nachdenken ist das was mich wirklich lebendig macht, auch wenn ich danach so dermaßen kaputt bin das kaum mehr laufen kann.

Freitag:
16:15 Feierabend und nach Hause fahren
17:15 Duschen und für den Abend fertig machen
18:00 Beim Kollegen treffen und schauen was wir so machen
20:00 Ein paar Bier intus und schauen uns nen Fußballspiel an
22:30 Fahren los in den Ringlokschuppen zum Feiern

Samstag:
5:30 Total im Arsch vom Tanzen ab nach Hause, wurde noch gefragt ob ich mit zur CeBit will weil an anderer abgesprungen ist.
6:20 Ins Bett und Wecker gestellt
8:30 Wecker klingelt, duschen, Sachen packen und 2 Kaffee getrunken
9:30 Abfahrt zur CeBit
18:00 Rückfahrt. Füße schmerzen, leicht schlapp, noch einen Energy Drink trinken
19:50 Ankunft Zuhause, Samstag Abend... wenig schlaf gehabt....
22:00 Zum Kollegen in den Bauwagen und in ner lustigen Runde Trinspielchen gespielt ( mit Wodka Energy )

Soanntag:
4:30 Mit einer nicht erheblichen Menge an Alkohol nach Hause gegangen und ins Bett gelegt
18:00 Aufgewacht, immernoch leicht Matsche in der Birne unter die Dusche
19:00 Abgeholt worden, denn um 20 Uhr gehts zum Kino
22:30 Kinofilm war gut, Popkorn war ekelig, noch ein paar Runden Bowlen
23:30 Abfahrt nach Hause, in 6 Stunden aufstehen und zur Arbeit
Das war ein Wochenende wo ich so richtig aufgelebt habe weil man eigentlich ununterbrichen Aktiv war, Ruhepausen gab es ( Außer dem Halbkoma am Sonntag ) nicht so wirklich und man hat sooooooo super gefühlt.

Jede Sekunde, jede Minute und jede Stunde stirbt man und ich zumindest möchte nicht die wenig Zeit die mir bleibt mit Städtereisen und Burgentouren verbringen. Es sei denn, ich mache das damit ich schöne Bilder schießen kann und nicht nur der Burgen wegen. Das ließt sich bei dir bzw. euch nämlich so ein bisschen als wärt ihr ein Rentnerpaar mit zu viel Zeit, welches öfter "Paar" Ausflüge machen möchte, aber kaum Anhänger findet bei den Dingen die ihr halt interesannt findet.

krass
2009-12-16, 15:31:33
schließe mich hades an ... bin im herbst/winter auch eher träge.

zum dem bin ich schön-wetter-sportler, sobald es um die 0° ist, stelle ich mein lauftraining ein.
während wir im sommer ständig draußen & unterwegs sind, feiern, radeln, grillen ... was immer, ist der winter dem sofa vorbehalten.


allerdings ist es auch so, ( das ich - studium & job, meine freundin vollberufstätig ), das wir nach einer voll gepackten woche auch gerne mal zeit nur mit uns verbringen.
in unserem freundeskreis ist es ähnlich, die meisten sind mit job & studium & beziehung & sport oder hobby oftmals total ausgelastet.

... und nach einem langen tag, ist es auch ganz nett, niemanden sehen zu müssen :)

Cadmus
2009-12-16, 15:41:19
Das ist doch das komische: Wir KÖNNEN uns die Zeit nehmen und es auch mal ruhiger angehen lassen obwohl wir vom Zeitvolumen her das gleiche zur Verfügung haben wie andere Menschen auch. Ich gebe zu, dass ich keine Hektik leiden kann, ein Leben wie Deins führt (m.M.n.) zu einer emotionalen Wegwerfgesellschaft, wo nichts Bestand und Wert hat. Spontan wären wir ja gerne, nur wird es dann nur noch auf Beschäftigung zu zweit raus laufen, da wir
uns in soner NULL-BOCK-Gesellschaft befinden wo nichtmal MIT Planung etwas zustande kommt.

Edit: Krass war zu schnell, mein Beitrag bezog sich auf Daredevil

Mr.Magic
2009-12-16, 16:02:17
Oder was spricht dagegen das ich 10 min zum Bus gehe im schnellschritt statt 20 min und "in Ruhe"?

Herzinfarkt vor dem 50. Geburtstag, so zusammen mit dem Rest des Lebenswandels.

Wurschtler
2009-12-16, 16:03:56
Das ist doch das komische: Wir KÖNNEN uns die Zeit nehmen und es auch mal ruhiger angehen lassen obwohl wir vom Zeitvolumen her das gleiche zur Verfügung haben wie andere Menschen auch. Ich gebe zu, dass ich keine Hektik leiden kann, ein Leben wie Deins führt (m.M.n.) zu einer emotionalen Wegwerfgesellschaft, wo nichts Bestand und Wert hat. Spontan wären wir ja gerne, nur wird es dann nur noch auf Beschäftigung zu zweit raus laufen, da wir
wo nichtmal MIT Planung etwas zustande kommt.

Edit: Krass war zu schnell, mein Beitrag bezog sich auf Daredevil


Also ich muss sagen, nach deiner Selbstbeschreibung finde ich eher dich "träge und faul". (in Anführungsstrichen)

Nicht insofern, weil du deine Zeit nicht nutzt, sondern weil du ein typischer Trödler bist.
Ich gebe zu, ich kann Trödler nicht leiden. :D (bin ein "Hektiker")

Ich gehe also auch wie Daredevil nicht zum Bus, sondern mache das mindestens im Schnellschritt oder Lauf. Alles andere wäre für mich Zeitverschwendung.
Bloß weil ich Zeit dafür hätte, langsam und gemütlich hinzugehen, habe ich ja keinen Vorteil davon. Im Gegenteil: Ein morgentlicher Gratis-Sport ersetzt das Fitnessstudio und hat sogar noch einen Sinn. ;)

Die Zeit nutze ich dann einfach für schönere Sachen.
Am Wochenende schlafe ich z.B. gerne lange und ergiebig aus.
Auch koche ich mir mittlerweile mit größerem Aufwand ein kleines Festessen am Wochenende.
So wie bei Daredevil ist es bei mir also nicht, ich geh nicht irgendwo hin zum Saufen, sondern mache auch lieber einen Spieleabend oder Ähnliches.

Das sind Sachen, die hängen einfach von den persönlichen Prioritäten und von der Lebenseinstellung ab.
Jemanden wie Daredevil würde ich aber nicht als träge/faul im betrachten, genauso wenig wie dich und mich.


Träge und faule Leute gibt es auch, das ist dann für mich die genannte NULL-BOCK-Generation, die sich wirklich für jeden Handgriff zu fein bzw. zu unfähig ist.

Sven77
2009-12-16, 16:07:05
Moin,
[...]
Soviel von meiner Seite.

bei diesem Lebenswandel muesste ich das Schlafen einstellen oder der Tag muesste 6h mehr haben...

Shink
2009-12-16, 16:12:39
Das ist doch das komische: Wir KÖNNEN uns die Zeit nehmen und es auch mal ruhiger angehen lassen obwohl wir vom Zeitvolumen her das gleiche zur Verfügung haben wie andere Menschen auch.
Ich nehme mal an ihr habt keine Kinder?

Sven77
2009-12-16, 16:14:02
Ich nehme mal an ihr habt keine Kinder?

Waere meine naechste Frage gewesen ;)

Cadmus
2009-12-16, 16:15:50
Ich glaube, die Diskussion verläuft etwas in die falsche Richtung. Ich will einfach nur wissen, was machen die Menschen mit ihrer Zeit, wenn sie trotz Leben auf 180 nie Zeit haben? Entweder wirklich pure Trägheit ("Muss heute das Bett beziehen, habe also den ganzen Tag keine Zeit.")oder ineffektive Zeiteinteilung (6 Tage lang Muße walten lassen und den Rest dann am 7. Tag).

Cadmus
2009-12-16, 16:16:13
Ich nehme mal an ihr habt keine Kinder?
Haben wir auch nicht. Hat niemand von unseren Freunden.

Sven77
2009-12-16, 16:25:35
Haben wir auch nicht. Hat niemand von unseren Freunden.

Ok, das ist dann eher seltsam. Vielleicht auch vorgeschobene Gruende? Was fuer den einen entspannend in der Freizeit ist, kann fuer den anderen nervig sein.
Ich geh gern spazieren, aber sicher nicht mit Freunden. Auch schau ich nicht gerne Filme mit Freunden an, Spieleabende sind fuer mich die reinste Folter.
Auch komm ich bspw. fruehstens um 18.30 aus dem Buero raus, eher 19Uhr. Ich renn dann auch heim, um noch wenigstens ein wenig Zeit mit meiner Tochter zu verbringen bevor sie ins Bett geht. Dann essen, meist richtig gekocht, aber nicht weil Kochen Spass macht, sondern weil Fertigfrass nicht schmeckt. Dann ist meist schon 21Uhr. Gross fortgehen kann man zu zweit nicht, da muss erst ein Babysitter her. Alleine will man aber auch nicht, man ist ja nicht verheiratet um sich nur ne Stunde am Tag zu sehen.
Das Wochenende ist meist dann sehr smooth, aber Freunde stehen da halt erst an dritter oder vierter Stelle.

Daredevil
2009-12-16, 16:26:52
@Wurschtler
Ist ja nicht so das ich jedes Wochenende Vollgaß gebe. :D
War nur ein Beispiel wo es halt wirklich extrem war.

Und den "Morgensport zum Bus" genieße ich auch sehr. :)
Das ist genauso wie Abend oder Frühduscher, ich könnte nie und nimmer jeden Abend "in Ruhe" duschen damit ich morgens "in Ruhe" aufstehen kann und somit mehr Zeit habe.
Morgens verschlafen unter die Dusche zu hüpfen, sich danach die Zähne zu putzen und sonstige Dinge sind Pflicht und strickt an einen 30 Min Rahmen geknüpft. Schließlich brauche ich 15 Min zum Bus. :D

Ich koche auch ab und an gerne oder grille halt, da gehts aber eher um den Geschmack und nicht darum das ich Zweckmäßig satt werde. Denn wenn ich Hunger hab, habe ich Hunger! Da schnippel ich mirn paar Kartoffeln in die Schüssel, gib nen Klecks Majo darüber und fertig, oder ich schmier mir 2 Stullen, mach vllt. noch Gurkenscheiben drauf und dann hat sich das. Da fahr ich nicht extra erst zum Supermarkt und kaufe "in Ruhe" ein, das mag vielleicht Spaß machen wenn man in einer Beziehung ist, also einkaufen. Aber bei mir ist das mit dem Zweck etwas kaufen zu verbinden, deswegen kurz und schmerzlos.

Ich muss einfach aktiv bleiben und das wiederum setzt meinen Organismus erst so richtig zum laufen. Wäre dem nicht so würde ich, gerade in der Winterzeit, ziemlich schnell zusammenknicken und Lustlos sein.

Ich musste letztens mit 2 Kollegen ~30-40 Umzugskartons in den ersten Stock tragen, ich habe das mit gewohtem Elan und Geschwindigkeit getan und meine Kollegen in gemütlicher Geschwindigkeit. Da musste ich mir später anhören vom Kollegen wieso ich mich so beeile, das wir genug Zeit haben und ich nicht so ein Tempo fahren müsse. Wir hatten nämlich erst wieder in einer Stunde einen Termin und deswegen sollte das ganze "langsam" angegangen werden, der Preis was im übrigen ein Festpreis, nicht das hier was unterstellt wird.

Ich glaube, die Diskussion verläuft etwas in die falsche Richtung. Ich will einfach nur wissen, was machen die Menschen mit ihrer Zeit, wenn sie trotz Leben auf 180 nie Zeit haben? Entweder wirklich pure Trägheit ("Muss heute das Bett beziehen, habe also den ganzen Tag keine Zeit.")oder ineffektive Zeiteinteilung (6 Tage lang Muße walten lassen und den Rest dann am 7. Tag).

Oder sie haben einfach keinen Bock auf euch und/oder die Aktivität die ihr unternehmen wollt und Lügen, damit sie euch nicht verletzen, oder damit ihr sie ein andermal vllt. nochmal fragt.
Da sagt man meist nicht direkt "Nö, Adventsmarkt ist nicht so meins" sondern schiebt immer eine Lüge dazwischen wie z.B. "Ohhh Morgen schreiben wir ne Klausus, da muss ich noch leider was machen!" Obwohl kein Mensch von 16-24 Uhr lernt.

Cadmus
2009-12-16, 16:35:32
Ok, das ist dann eher seltsam. Vielleicht auch vorgeschobene Gruende? Was fuer den einen entspannend in der Freizeit ist, kann fuer den anderen nervig sein.
Ich geh gern spazieren, aber sicher nicht mit Freunden. Auch schau ich nicht gerne Filme mit Freunden an, Spieleabende sind fuer mich die reinste Folter.
Auch komm ich bspw. fruehstens um 18.30 aus dem Buero raus, eher 19Uhr. Ich renn dann auch heim, um noch wenigstens ein wenig Zeit mit meiner Tochter zu verbringen bevor sie ins Bett geht. .
Bei Kindern oder Pflegepersonen ist es ja verständlich. Außerdem bist Du Schwabe, die sind entweder in der Partei oder im Verein organisiert :D

Cadmus
2009-12-16, 16:41:32
Oder sie haben einfach keinen Bock auf euch und/oder die Aktivität die ihr unternehmen wollt und Lügen, damit sie euch nicht verletzen, oder damit ihr sie ein andermal vllt. nochmal fragt.
Da sagt man meist nicht direkt "Nö, Adventsmarkt ist nicht so meins" sondern schiebt immer eine Lüge dazwischen wie z.B. "Ohhh Morgen schreiben wir ne Klausus, da muss ich noch leider was machen!" Obwohl kein Mensch von 16-24 Uhr lernt.
Mh, eigentlich bin ich ein Mensch ehrlicher Worte. Notlügen sind auch nur Lügen und haben bei mir nichts zu suchen. Ich glaube allerdings auch, dass es etwas mit der Region zu tun hat, habe mal mit einigen Menschen hier gesprochen und die Friesen/Ostfriesen sind tatsächlich eher heim- und familienorientiert. Haben wir ja letztens gemerkt, als wir nach Magdeburg zu nem Konzert fuhren, 3 Leute an einem Abend kennen gelernt und mit denen gings dann schon ganz anders. Genau wie letzten Dezember in Düsseldorf.
Vielleicht muss ich mich doch eher überregional orientieren, wäre zwar schade, aber man kann eben nicht alles haben.

Sven77
2009-12-16, 16:45:59
Bei Kindern oder Pflegepersonen ist es ja verständlich. Außerdem bist Du Schwabe, die sind entweder in der Partei oder im Verein organisiert :D

Muha, sollte ich eigentlich sein ja ;)

Ich denke viele Unternehmungen scheitern an verschiedenen Interessen. Der eine geht gern auf den Weihnachtsmarkt wegen des Flairs und der tollen Sachen die man da kaufen kann. Ich z.B. geh auf den Weihnachtsmarkt um mich mit Gluehwein wegzuloeten ;D Wenn also Cadmus lieber an Duftkerzen schnuppert und mich fragt ob ich Bock hab auf den Weihnachtsmarkt mitzukommen, sag ich lieber nein ;)

DraconiX
2009-12-16, 16:54:00
Hatte keine Zeit alles zu lesen aber meine Meinung:

Die Arbeit frisst einen alles auf - ich arbeite ca. 240 (!!!) Stunden im Monat, da ist man am WE eigentlich nur noch froh das man einfach mal seine Ruhe hat!

Soo... keine Zeit.... muß weg... :D

V2.0
2009-12-16, 17:22:36
Keine Zeit bedeutet oftmals keine Lust, gerade gegenüber den "bewussten Freizeitverbringern" im Bekanntenkreis. Gerade weil diese oftmals auch noch Schnäppchenjäger-Qualitäten haben und modern sein wollen.

Gerade erst wieder mitgemacht. "Habt ihr Zeit am 20ten mit auf ne Busreise nach Amsterdam zu gehen, ist billig nur XX-Euro." Antwort:"Ne danke, keine Zeit, Weihnachtsstress."

Die Wahrheit ist:"Verdammte Scheiße was soll ich bei -10° durch Amsterdam latschen und mir den Arsch abfrieren, wenn ich gemütlich auf der Couch liegen könnte, einen Cappuccino schlürfen und ein Buch lesen (DVD gucken, etc.) könnte."

Freizeit ist für uns unverplante Zeit, in der man spontan was unternehmen kann, oder eben auch nicht, wenn man nicht mag.

Zwergi
2009-12-16, 17:28:34
Hrrr, dazu habe ich vor kurzem ein paar interessante Sätze eines Soziologen gehört. Er sagte:" Wenn wir sagen "Ich habe keine Zeit", heißt das "Ich habe keine Zeit für dich"! Da man das aber so nicht sagen kann, fehlt das "für dich". Wer keine Zeit hat, ist logischerweise tot."

Ist was dran ;D

Daredevil
2009-12-16, 17:34:36
DraconiX arbeitet soviel wie {655321}-Hades schläft :D
Aber recht hat DraconiX natürlich auch, ich kenne einen der jeden Tag über 8 Stunden arbeitet und er hat einfach keine Lust "ein paar Bahnen zu werfen" da er einfach nur noch runterkommen möchte von dem ganzen Stress.

Andersrum kenne ich auch einen der im Schichtbetrieb gerne mal ne Nacht durchmacht und am nächsten Tag immernoch motiviert genug ist gerade weil er 2 Tage gearbeitet hat. Also er macht Früh und Spätschicht hintereinander und um 22 Uhr kommt er dann an und will unbedingt noch was machen. Der quält sich also dadruch und hat noch Spaß dabei während andere tot umfallen..... :freak:

@Zwergi
Wahre Worte!
Meist sind meine Antworten auf Fragen wie "Willste nichtmal am WE vorbeikommen?" auch eher "Neee keine Lust/hab was vor" statt "Keine Lust mit dir was zu machen", obwohl ichs so meine.

pest
2009-12-16, 18:05:09
Die Wahrheit ist:"Verdammte Scheiße was soll ich bei -10° durch Amsterdam latschen und mir den Arsch abfrieren, wenn ich gemütlich auf der Couch liegen könnte, einen Cappuccino schlürfen und ein Buch lesen (DVD gucken, etc.) könnte."


ja warum eigentlich?

Cadmus
2009-12-16, 18:07:02
Meist sind meine Antworten auf Fragen wie "Willste nichtmal am WE vorbeikommen?" auch eher "Neee keine Lust/hab was vor" statt "Keine Lust mit dir was zu machen", obwohl ichs so meine.
Mh, eigentlich hielt ich Dich anhand Deiner Beiträge für ein ganz charmantes Kerlchen. Schade, aber Rumlügerei geht mal garnicht.

medi
2009-12-16, 18:10:56
"Ich hab keine Zeit" heisst bei mir meist: "Ich will etwas Zeit für mich" ... was ich dann mit meiner "gewonnenen" Zeit anstelle ist dann wiederum ne andere Sache. Im Prinzip genau das was Zwergis Psychologe gesagt hat.
Allerdings verschwende ich trotzdem keine Zeit - zum Zug wird schnell gegangen und nicht getrödelt. Sachen werden so schnell und gründlich wie möglich erledigt.
Allerdings nehm ich mir immer Zeit was das Essen - nicht das zubereiten denn das ist ein notwendiges Übel - angeht. Morgens und am Wochenende kann ich Stress überhaupt nicht leiden, Morgens steh ich lieber ne halbe Stunde früher auf als hetzen zu müssen. Tagsüber- und Abends unter der Woche hab ich kein Problem mit Stress.

V2.0
2009-12-16, 18:24:07
ja warum eigentlich?

Weil solche Momente der Ruhe in einer Beziehung mit 2 voll berufstätigen Partnern, die auch noch eigene Hobbys haben einfach wertvoll sind.

Für mich ist das Entspannung pur. Kein Termin an diesem Tag, nichts muss gemacht werden. Der Nieselregen tröpfelt auf die Scheibe und die erste Tasse Jamaica Blue Mountain tröpfelt aus der dem Siebträger. Und die einzige Entscheidung, die man treffen muss, ist ob man als nächstes eher einen Kolumbia Surpremo oder einen Brazil Santos trinken sollte, als Espresso oder Cappuccino oder Latte Machiatto oder als Mocha mit eine Schuss 1883 Routin schwarzen Schokolade Sirup zur Abrundung des Vergnügens.

Beide haben mal Zeit ganz entspannt zu quatschen.

Daredevil
2009-12-16, 18:34:14
Mh, eigentlich hielt ich Dich anhand Deiner Beiträge für ein ganz charmantes Kerlchen. Schade, aber Rumlügerei geht mal garnicht.

Wenn mir die Verkäuferin einen schönen Tag wünscht dann tut sie das nicht weil sie das will sondern weil sie mich mich als Kunden durch Freundlichkeit binden möchte.
Wenn der Verkäufer mir sagt das ich mit der teuren Kamera besser bedient bin, dann weil er sie verkaufen will.
Wenn ich eine Freundin frage ob sie mal nach Feierabend mit mir was unternehmen möchte und sie sagt "Nein, ich bin jeden Abend so dermaßen kaputt das ich nichts mehr machen will" ( Auch nicht mal ins Kino! ) dann will sie nichts von mir oder mich nicht näher kennenlernen.
Wenn mir die Bundesregierung sagt das eine Schweinegrippeimpfung notwendig ist, dann will sie der Bevölkerung die deutlich zu hohen Rationen die eingekauft wurden an den Mann bringen.
Wenn ich als Verkäufer einen Kunden habe der eine 100€ Kamera haben will, ich ihm aber eine 150€ Kamera präsentiere und er am Ende skeptisch sagt "Ich überlegs mir nochmal" dann kommt er nicht wieder, denn er will eine günstige Kamera und nicht zugeben das er sich das nicht leisten kann.
Wenn ich einer Freundin sage das ich für meine Klausur lernen muss und somit nicht mit ihr auf den Adventsmarlt gehen will, dann will ich .1 nicht auf den Adventsmarkt und 2. später üben und sie vorallem nicht verletzen indem ich ihr sage das ich heute keine Lust auf sie habe

Lügen ist das zwar, aber aus dem Grund das man andere Menschen nicht verletzt. Gerade zwischen Frau und Mann gibt es so unheimlich viele Sachen die man sich verschweigt, da hat das nichts mit Symphatie zutun, es ist notwendig um langfristig zusammen leben zu können.
Das ist das wahre Leben und eine weise fiktive Figur Namens Gregory House sagte mal "Jeder Mensch lügt." und wie ich finde steckt da sehr viel drin. Ansich bin ich zwar ziemlich direkt, aber wenn ich merke das die nächsten Worte einen anderen Menschen verletzen könnten behalte ich sie dann doch lieber für mich und formuliere um.

pest
2009-12-16, 18:56:01
@V2
ich verstand das so, dass du nach Amsterdam willst, und deine Freunde nicht...
nun ich bin auch eher von der entspannten Sorte

hatte letztes We mal wieder durchgängig was vor, aber irgendwie mag ich die ruhigen Abende doch lieber, vielleicht auch deshalb, wenn ich einmal in 6monaten weggehe, es so krachen lassen...naja lassen wir das

V2.0
2009-12-16, 20:00:01
@V2
ich verstand das so, dass du nach Amsterdam willst, und deine Freunde nicht...
nun ich bin auch eher von der entspannten Sorte

hatte letztes We mal wieder durchgängig was vor, aber irgendwie mag ich die ruhigen Abende doch lieber, vielleicht auch deshalb, wenn ich einmal in 6monaten weggehe, es so krachen lassen...naja lassen wir das

Ne, aber wir haben im Bekanntenkreis auch solche Leute, die ich "Bewußtfreizeitler nenne".

Also Leute die immer auf ne Ausstellung oder Konzert gehen, einen Städttrip vorhaben, in die Therme wollen oder oder oder.....

Die gehen mir auf den Sack. Wenn ich die sehe und sehe, dass die Außerhalb der Arbeitszeit mehr Termine im Kalender haben, als innerhalb, dann ist das komisch imho. Freizeit ist halt für mich unverplante Zeit und nicht unbedingt eine Menge nicht beruflicher Termine.

Sven77
2009-12-16, 22:59:31
Die gehen mir auf den Sack.

100% ACK ;D

Capt'N Coax
2009-12-16, 23:49:18
Wir haben sogar mehr Zeit als jemals zuvor.

Das Problem ist: Wir sind nicht mehr in der Lage abzuschalten und füllen die gewonne Zeit mit so einem Schrott wie "Mikropflichten". Twittern, Forum lesen, Social Networking, Serien am laufenden Band etc. pp. Bloß nix verpassen, Jeder Schwachsinn muss 10 mal durchdiskutiert, verifiziert, analysiert oder auch nur kommentiert werden.

Dazu kommen geistig anspruchvollere Berufe. In der Informatik wird Multitasking ja ganz groß geschrieben (wider allen wissenschaftlichen Erkenntnissen).

Das Resultat: Eine Aufmerksamkeitsspanne im Millisekunden Bereich, das Gefühl nicht von der Stelle zu kommen und ständige Unruhe und Hektik. Jede Thematik wird nur angerissen, kein Tiefenwissen mehr aufgebaut und am besten läßt sich eh schnell alles ergoogeln. Und wehe die Antwort steht nicht auf den ersten 2 Seiten... Da wird der informationsbewußte Multitasker aber ungeduldig, das kann er garnicht ab!

Wir werden also nicht unbedingt effektiver in unserer Zeitnutzung, sondern sind schlicht und ergreifend überfordert. Wer wirklich mehr Zeit freischaufeln will, muss sich erstens:

Fragen, was er wirklich mit seinem Zeitkontingent machen will

und zweitens:

Fragen, was er an Schwachsinn einsparen kann.

Beispiel:
An meinem Geburtstag bekomme ich über StudiVZ 100+ Mails von Leuten, mit denen ich vorher vielleicht alle 3 Jahre mal was zu tun hatte (Unnötig zu sagen, dass sich vielleicht 1% überhaupt an meinen Geburtstag erinnert hat). Auf einmal muss ich meine Aufmerksamkeitsspanne also zusätzlich mit fragwürdigen Kontakten belasten. Natürlich habe ich mir das so ausgesucht, aber ich kann mich auch einfach abmelden und habe den Kopf wieder ein Stück freier. Nur wer macht das schon guten Gewissens? "Social pressuring" triffts wohl eher.

Mein Problem ist eigentlich nicht mangelnde Freizeit, sondern dass ich nicht mehr in der Lage bin, diese zu geniessen, weil ich mir selbst diese Zeit mit Blödsinn ^10 belege. Für die sinnvollen Sachen bin ich dann zu kaputt.

Von daher kann ich die Leute nicht verstehen, die Sonntags wie die bekloppten ihren "Freizeit"-Terminkalender abarbeiten...

Gezieltes Ruhen ist die höchste Form der Entspannung.

Monger
2009-12-17, 00:02:52
@topic:
Ich kann das zwar auch beobachten, bin aber nicht sicher ob das ein allgemeines Phänomen ist.

Fakt ist: der Stresslevel auf Arbeit hat in den letzten zwei Jahren bei mir deutlich zugenommen. Ich arbeite (Gott sei dank!) mittlerweile zwar deutlich weniger Stunden, aber die Anspannung nach der Arbeit war schon enorm. Und dann hat man halt keinen Bock mehr, sich in irgendwelche Planungen zu verstricken, sondern man will abends vorallem seine Ruhe haben. Also macht man vorallem die Dinge die schnelle Stressmilderung versprechen: auf der Couch liegen, DVDs gucken... eventuell noch raus in ne Kneipe gehen und ein Bier trinken.
Regelmäßige Hobbies? Habe ich mir zugegebenermaßen schon immer schwer getan, war aber die letzten ein, zwei Jahre schlicht nicht denkbar.

Die starke Vernetzung ist sicherlich ein anderer wichtiger Grund. Ich kriege mich eigentlich grundsätzlich an jedem Abend unterhalten: DVDs und Internet sind immer und überall verfügbar, ich muss keine Rücksicht mehr auf Sendetermine nehmen. Und dank Handy ist eigentlich jede Person in Reichweite innerhalb weniger Stunden zusammengetrommelt. Es passiert selten, dass ich mal zwei Tage im voraus plane. Wozu auch? Man kriegt sich auch so beschäftigt.
Dass man mit etwas mehr Vorbereitungszeit eventuell seine Zeit sinnvoller und effizienter ausfüllen könnte... mag sein, aber wozu?

Gast
2009-12-17, 01:00:59
Mh, eigentlich hielt ich Dich anhand Deiner Beiträge für ein ganz charmantes Kerlchen. Schade, aber Rumlügerei geht mal garnicht.

Notlügen benutzt jeder Mensch. Mehrfach pro Tag, falls notwendig. Es gab dazu schon diverse Forschungen...

Ein Mensch ohne Notlügen wäre jedes mal in einer viel präkäreren Situation.
Stell es dir doch mal vor: Du bist gerade draußen unterwegs, eine nette Dame fragt dich, ob du ihr kurz helfen könntest, was zu tragen. Du sagst vielleicht ja.

Nun passiert das gleiche nochmal, nachdem du 500m weiter gerannt bist und diesmal ist es jemand, den du überhaupt nicht ausstehen kannst. Sagst du dann auch ja?

Und wenn du in Eile bist, sagst du dann ja?

Wenn dich jemand nach deiner Situation fragt und du diese Person nicht wirklich magst und vertraust, antwortest du dann Wahrheitsgetreu? Obwohl diese Person nichts über dich erfahren soll und es vielleicht sogar weitererzählt?

Erzählst du den Menschen die du nicht magst "Halt jetzt endlich die Fresse" oder lügst du?

Tisch uns die Wahrheit auf, denn alles andere wäre unglaubwürdig.
Selbst in anderen Situation wie das Arbeitsleben oder Pannen oder bei Vorgesetzen... würde fast jeder Notlügen, wenn es den Schaden mindern könnte, nicht die präzise Wahrheit zu erzählen. Gar keine Frage.

@Thema

Das ganze ist sicher keine Modeerscheinung, es gibt das schon ewig. Es ist eher die Gesellschaft die uns dazu treibt und anstiftet...
5 Minuten zu Spät bei der Arbeit? Oha, da meckert der Chef... beim zweiten mal ne Abmahnung, dann ne Kündigung... als ob das ein Weltuntergang wäre, stattdessen könnten sie, wenn es nicht alltäglich ist, die Zeit ja auch nacharbeiten lassen und die Sache wäre vergessen.
Die Möglichkeiten die wir haben, werden nur unzureichend genutzt. Jeder möchte sich an das Schema halten, die anderen machen es schließlich auch so, ist meist die Begründung.

Wenn wir mal ein wenig relaxter wären, wäre der Druck wahrscheinlich nicht ganz so groß.
Besonders der Erfolgsdruck hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen... wenn ich da an Job und Schule denke, überall gibts immer enger gestrickte Anforderungen... die Arbeit muss bis Punkt xy fertig sein, sonst gibts Ärger mit Cheffe oder dem Geld. Und wer den Durchschnitt von yz nicht packt, wird gleich gänzlich aussortiert.

Ich sehe es als ziemlich großes Problem an, das Leute unter Druck gesetzt werden, etwas zu schaffen. Denn dadurch versagen sie nur noch mehr. Geht es denn gar nicht mehr darum, etwas gut zu machen ? Mal als Beispiel die Schule, aber auch prinzipiell auf Berufe übertragbar... wieso wird jeder Mensch in das Schema gepresst, er müsste in 90 minuten diese und jene Aufgabe geschafft haben? Jeder hat sein eigenes Tempo, ists also fair, das die langsameren, dazu genötigt werden, schneller zu machen als sie eigentlich können? Dadurch entstehen Fehler, die Qualität nimmt ab. Wenn ich nur herumhechten würde, würde wahrscheinlich sogar der Garagenanstrich nur dahingekleckert sein anstatt das es schön aussieht.

Was soll man dagegen machen? Im Prinzip können wir uns nur selbst helfen, in dem wir auch andere dazu beibringen, das sie gelassener werden. So lang es nicht jeder macht, wird sich nichts ändern.

Ihr solltet aber auch nicht vergessen, das nicht immer alles der Wahrheit entspricht, vielleicht hat derjenige gar nichts vor und sagt es einfach nur so, weil er seine Ruhe haben möchte oder mit gewissen Menschen nichts zu tun haben will... der Fall kommt häufiger als gedacht.

blackbox
2009-12-17, 01:08:37
Ich denke, ohne Differenzierung geht es hier nicht.
Wenn jemand sagt, er habe keine Zeit, so kann das folgende Gründe haben:
1. er hat keine Lust
2. er hat tatsächlich keine Zeit
Ich denke, der zweite Punkt ist der über den der TS reden möchte. Warum hat jemand keine Zeit? Und hier denke ich, dass es zwei Gruppen von Menschen gibt: diejenigen, die denken, Zeit ist Luxus und Entspannung, die man sich gönnt; und dann gibt es die anderen, die denken, wer Zeit hat, macht etwas falsch. Dabei ist es genau anders herum, wer Zeit hat, macht eine Menge richtig.

nggalai
2009-12-17, 07:37:20
Irgendwie hat Michael Ende das Thema schon 1973 in Momo besprochen, ganz so neu kann Dein Eindruck also nicht sein, Cadmus. ;)

Es gibt Leute, für die bedeutet Zeit = Möglichkeiten. Und ein Zeitraum, den man nicht „effizient“ nutzt, ist vergeudete Lebenszeit. Dazu noch der Druck, dem man gegebenenfalls in Studium und Beruf ausgesetzt ist und die fremden Strukturen, die einem auferlegt werden, und man hat schon den oben genannten Effekt. Mit „Strukturen“ meine ich solche Sachen wie: Das Finanzamt hat nur Donnerstags am Nachmittag Sprechzeiten, sonst nur morgens …

Dann wird allgemein davon ausgegangen, daß man als moderner Mensch gefälligst 24/7 informiert zu sein hat, erreichbar zu sein hat, reagieren können muß und so weiter – man könnte ja etwas verpassen in unserer großen weiten digitalen Welt.

Ich kann das schon verstehen, klar. Das Leben ist nun mal, soviel wir wissen, in dieser Form endlich. Also will man das „Beste“ daraus machen, auch wenn man mit 34 den ersten Herzinfarkt hat oder mit 18 einen Burn-out. Leute, die das Tempo nicht mitmachen können werden schnell mal als depressiv bezeichnet (und zu oft auch so behandelt), haben plötzlich angeblich ADHS, sind faul und träge oder vergeuden ihr Leben.

Nun ja. Jeder von uns stirbt mal. Ehrlich gesagt möchte ich lieber angenehm ans Ende kommen als gehetzt. Schlußendlich ist es ja egal, oder? Man ist ja eh irgendwann tot, ob man dann 50 Länder besucht hatte oder nicht spielt eine vergleichsweise geringe Rolle, im „Big Picture“ …



Zur „Lügen“-Diskussion: Wenn man nicht z. B. Asperger hat, redet man sich automatisch aus unangenehmen Situationen raus. Auch unbewußt möchte man Leute nicht verletzen, selbst wenn man sich selbst als „direkt“ und „ehrlich“ ansieht. Ich denke, das hat etwas mit Angst zu tun – nicht die Angst, daß man eins aufs Mowl bekommt, wenn man einfach nur NEIN sagt, sondern daß man diese soziale Bindung gefährden / verlieren könnte. Was auch für Bindungen gilt, die eigentlich diese Bezeichnung nicht verdienen. Herdentier unzo.

Mir ist es persönlich auch lieber, wenn mir wer sagt: „Ne, ich hab keine Lust“ oder „Ich habe im Moment keinen Bock, Dich zu treffen“ als „Ich muß morgen noch meine Haare waschen“ von sich zu geben. Aber manchmal ist es halt so, daß die Leute eben wirklich ihre Haare waschen müssen, im übertragenen Sinne. Ob dieser Zeitdruck selbstauferlegt ist oder fremdbestimmt? Nun ja. Ich tendiere zur ersten Variante.


So oder so – ich mein, jeder soll doch mit seiner Zeit anstellen, was er möchte. Von träge und faul zu sprechen finde ich irgendwie unangebracht, nur weil jemand andere Interessen hat oder gerade – insbesondere zur dunklen Jahreszeit – wenig Antrieb.

Cheers,
-.rb

medi
2009-12-17, 08:15:18
Wenn mir die Verkäuferin einen schönen Tag wünscht dann tut sie das nicht weil sie das will sondern weil sie mich mich als Kunden durch Freundlichkeit binden möchte.
Wenn der Verkäufer mir sagt das ich mit der teuren Kamera besser bedient bin, dann weil er sie verkaufen will.
Wenn ich eine Freundin frage ob sie mal nach Feierabend mit mir was unternehmen möchte und sie sagt "Nein, ich bin jeden Abend so dermaßen kaputt das ich nichts mehr machen will" ( Auch nicht mal ins Kino! ) dann will sie nichts von mir oder mich nicht näher kennenlernen.
Wenn mir die Bundesregierung sagt das eine Schweinegrippeimpfung notwendig ist, dann will sie der Bevölkerung die deutlich zu hohen Rationen die eingekauft wurden an den Mann bringen.
Wenn ich als Verkäufer einen Kunden habe der eine 100€ Kamera haben will, ich ihm aber eine 150€ Kamera präsentiere und er am Ende skeptisch sagt "Ich überlegs mir nochmal" dann kommt er nicht wieder, denn er will eine günstige Kamera und nicht zugeben das er sich das nicht leisten kann.
Wenn ich einer Freundin sage das ich für meine Klausur lernen muss und somit nicht mit ihr auf den Adventsmarlt gehen will, dann will ich .1 nicht auf den Adventsmarkt und 2. später üben und sie vorallem nicht verletzen indem ich ihr sage das ich heute keine Lust auf sie habe

Lügen ist das zwar, aber aus dem Grund das man andere Menschen nicht verletzt. Gerade zwischen Frau und Mann gibt es so unheimlich viele Sachen die man sich verschweigt, da hat das nichts mit Symphatie zutun, es ist notwendig um langfristig zusammen leben zu können.
Das ist das wahre Leben und eine weise fiktive Figur Namens Gregory House sagte mal "Jeder Mensch lügt." und wie ich finde steckt da sehr viel drin. Ansich bin ich zwar ziemlich direkt, aber wenn ich merke das die nächsten Worte einen anderen Menschen verletzen könnten behalte ich sie dann doch lieber für mich und formuliere um.

Hey du bist ja weiser als ich bisher immer gedacht habe ;)
Kann dem hier von dir gesagten 100% zustimmen.

@Topic:
Macht mal ein "Experiment". Lasst einfach mal eine Woche lang den TV und den PC / Internetfunktion des Handys aus. Ihr werdet überrascht sein wieviel Zeit ihr plötzlich habt, trotz 10h auf Arbeit zu sein.
Ging mir letzte Woche mal so (da hat ich nach täglich 10h am PC auf Arbeit keinen Bock mehr darauf zu Hause) und soviel gefühlte Freizeit hat ich noch nie. Was ich da gelesen und zusätzlich gepennt hab einfach weil ich nicht wusste was ich sonst mit der Zeit hätte so anfangen können ... :eek:

Allein das 3DC kostet mich pro tag bestimmt 2-3h .... dann gibts noch PCGH, Spiegel, diverse andere Seiten die auf News abgeklopft werden wollen....das läppert sich enorm.

Cadmus
2009-12-17, 08:19:09
Hi Sascha,

ich glaube, es kam falsch rüber, ich mochte nie den Eindruck vermitteln, jemanden zur Hektik antreiben zu wollen. Natürlich kann jeder mit seiner Zeit umgehen wie es ihm/ihr beliebt. Nur erfahre ich wiederholt (und die Beiträge in diesem Thread bestätigen das), dass die Lethargie aus Arbeit und daheim rumsitzen und/oder saufen gehen einen hohen (und akzeptierten) Stellenwert erreicht. Daraus resultiert eine Trägheit für alles, was diese geistige Katatonie unterbricht, jede Entscheidung, Bewegung, Regung zieht sich unendlich hin -> da liegt m.M.n. auch der Hund begraben. Schon muss man sich als Störenfried vorkommen, wenn man auch nur den Mund aufmacht, wird stigmatisiert als nonkonform. Würde mich ja nicht weiter stören, wenn es nicht immer mehr die Regel wäre.

V2.0
2009-12-17, 08:25:53
Ganz schön arrogant jemanden als lethargisch zu bezeichnen, nur weil er evtl. andere Freizeitvorstellungen hat als Du. Es gibt genug Leute, die im Beruf jeden Tag viele und schnelle Entscheidungen treffen müssen und die es als angenhem empfinden sich in der knappen Freizeit nicht entscheiden zu müssen, sondern einfach spontan das zu machen, wonach einem ist.

Immerhin ist mir jetzt klar, warum die Leute oftmals "keine Zeit" für Dich haben.

Cadmus
2009-12-17, 08:31:28
Kennst Du mich? Nein. Also ist Dir auch nichts klar. Ist es nicht weniger arrogant, Leute mit anderen Interessen als "Bewußtfreizeitler" zu bezeichnen und ihre Ansichten so niederzureden, nur weil Du damit nicht klarkommst?

Cadmus
2009-12-17, 08:40:10
@Topic:
Macht mal ein "Experiment". Lasst einfach mal eine Woche lang den TV und den PC / Internetfunktion des Handys aus. Ihr werdet überrascht sein wieviel Zeit ihr plötzlich habt, trotz 10h auf Arbeit zu sein.
Mh, ist es nicht schlimm, dass man sich erst diverser elektronischer Fußfesseln entledigen muss um sich selber soweit unter Kontrolle zu haben, den Wert seiner Zeit festzustellen?

dr_prot0n
2009-12-17, 08:47:09
Freitag:
16:15 Feierabend und nach Hause fahren
17:15 Duschen und für den Abend fertig machen
18:00 Beim Kollegen treffen und schauen was wir so machen
20:00 Ein paar Bier intus und schauen uns nen Fußballspiel an
22:30 Fahren los in den Ringlokschuppen zum Feiern

Samstag:
5:30 Total im Arsch vom Tanzen ab nach Hause, wurde noch gefragt ob ich mit zur CeBit will weil an anderer abgesprungen ist.
6:20 Ins Bett und Wecker gestellt
8:30 Wecker klingelt, duschen, Sachen packen und 2 Kaffee getrunken
9:30 Abfahrt zur CeBit
18:00 Rückfahrt. Füße schmerzen, leicht schlapp, noch einen Energy Drink trinken
19:50 Ankunft Zuhause, Samstag Abend... wenig schlaf gehabt....
22:00 Zum Kollegen in den Bauwagen und in ner lustigen Runde Trinspielchen gespielt ( mit Wodka Energy )

Soanntag:
4:30 Mit einer nicht erheblichen Menge an Alkohol nach Hause gegangen und ins Bett gelegt
18:00 Aufgewacht, immernoch leicht Matsche in der Birne unter die Dusche
19:00 Abgeholt worden, denn um 20 Uhr gehts zum Kino
22:30 Kinofilm war gut, Popkorn war ekelig, noch ein paar Runden Bowlen
23:30 Abfahrt nach Hause, in 6 Stunden aufstehen und zur Arbeit
Das war ein Wochenende wo ich so richtig aufgelebt habe weil man eigentlich ununterbrichen Aktiv war, Ruhepausen gab es ( Außer dem Halbkoma am Sonntag ) nicht so wirklich und man hat sooooooo super gefühlt.



Schön Saufen :up:!!

Hab ich so ähnlich letztes WE auch gemacht, kann man aber echt nich jedes mal bringen X-D. Aber das is halt die Kacke, wenn man als Berufstätiger nur am WE Zeit hat, um mal Dampf abzulassen. Freue mich schon wieder aufs nächste Semester, da wird studiert und man is wieder flexibler :freak:

V2.0
2009-12-17, 08:50:57
Kennst Du mich? Nein. Also ist Dir auch nichts klar. Ist es nicht weniger arrogant, Leute mit anderen Interessen als "Bewußtfreizeitler" zu bezeichnen und ihre Ansichten so niederzureden, nur weil Du damit nicht klarkommst?

Der Unterschied ist nur, dass es mich überhaupt nicht stört was andere in ihrer Freizeit machen, mich stört es nur wenn jemand mir vorschreiben möchte, was ich in meiner Freizeit zu machen habe. Dich hingegen stört es, aber dass andere ihre Freizeit nicht nach Deinen Idealen gestalten.

Cadmus
2009-12-17, 08:58:28
Och menno, ist denn das so schwer? Ich habe nie gesat: "Du und Du musst Deine Freizeit nach meinem Willen gestalten!", ich möchte einfach nur wissen, WORAN es liegt, ob es NUR MIR auffällt und ob jemand ÄHNLICHE ERFAHRUNGEN gemacht hat.

Bisher haben wir folgende Ansätze:

1. Persönliche Interessen differenzieren sich
2. Arbeit/Studium/Schule lasten zu sehr aus
3. Falsche Zeiteinteilung

Und weiter?

V2.0
2009-12-17, 09:10:28
Alle 3. Und natürlich auch das Bedürfnis unverplante Zeit zu haben. Verabrede ich mich mit Bekannten und Freunden gehe ich eine Verpflichtung ein. Freizeit, im Sinne von Zeit zu meiner freien Verfügung, ist es dann nicht mehr.

Und ob es vergeudete Zeit ist mal ein Spiel zu zocken, oder DVD zu gucken ist imho Anischtssache. Gerade in den letzten Wochen fanden meine Frau und ich es sehr angenehm Samstags mal zu Hause nur unsere neu erworbene Sammlung von "Two and half men" zu schauen und dabei gemütlich auf der Couch zu sitzen. Lag halt auch daran, dass ich momentan um 6:00 zur Arbeit muss, während sie oft erst um 21:00 zurück ist.

Cadmus
2009-12-17, 09:23:46
Ist ja absolut ok! Machen wir doch auch, es klang nur in Deinen ersten Beiträgen so, als wäre es eine Dauerbeschäftigung und ihr beide wollte von anderen Möglichkeiten nichts wissen. ;)

Finde es dennoch komisch, uns wird anhand der Freizeitbeschäftigung der Vergleich mit einem Rentnerpaar angeheftet während für mich das (dauernde) Heimsitzen und Fernsehen eher eine typische Rentnerbetätigung darstellt (nicht auf Dich bezogen, eher eine allgemeine Aussge). Da wären wir wieder beim Punkt mit den Interessensgebieten ...

{655321}-Hades
2009-12-17, 10:48:00
DraconiX arbeitet soviel wie {655321}-Hades schläft :D.

Das ist zwar richtig, aber angesichts deiner Bemerkung wollte ich nochmal eben erwähnt haben, dass ich Steuern zahle, drei Jobs habe und studiere. ;)

Hydrogen_Snake
2009-12-17, 11:55:42
Moin,

mir ist in den letzten 2 Jahren eine Entwicklung aufgefallen, die mich zum Grübeln bringt: Immer mehr Menschen scheinen weniger Zeit zu haben oder sie werden immer träger. Ein Trend, den ich besonders bei jüngeren Menschen vermehrt erlebe. Aber der Reihe nach:
Meine Frau und ich arbeiten beide Vollzeit, nebenbei mache ich noch etwas selbstständiges. Wir gehen 2-3 Mal pro Woche zum Training (Sportstudio) und kochen am Abend, mal sie, mal ich. Am WE sind wir oft unterwegs, Konzerte, Tagesausflüge, Festivals, Burgentouren, Städtetrips usw. Im Grunde das, was jeder andere Mensch auch macht, NUR: die Ruhe fehlt oder man bekommt sich nicht hoch.
Beispiele:
Wir brauchen im Sportstudio mit Aufwärmen, Geräte und Cooldown etwa 2,5 Stunden. Einige Bekannte, die fast die gleichen Geräte haben, kommen hin, hechten in einer Dreiviertelstunde durch und sind dann wieder weg.

Genauso bei der Arbeit: Eine Minute nach Feierabend unter der Dusche, 2 Minuten nach Feierabend im Auto und 3 Minuten nach Feierabend daheim. Wenn ich mal frage, wieso sie es so eilig haben:
"Ich muss nach Hause, habe zu tun."
Ich: "Was ist denn so eilig?"
"Na, eben das, was man jeden Tag daheim tun muss:"
Ich: ...

Zum Thema Essen: Frühstücksbrote kosten zu viel Zeit, es wird der teure und verzuckerte Kram vom Bäcker gekauft. Gekocht wird aus der Dose oder der Maggi-Tüte, frische Zutaten sind zu aufwendig und zeitraubend zuzubereiten.
Mh, eigentlich soll doch essen ein Genuss und keine Frage der Zeit sein. Meine Meinung.

Größtes Problem ist die Freizeitbeschäftigung: Wie gesagt sind wir viel unterwegs, dazu laden wir auch gerne ein, Spaß und Kostenteilung ahoi. Es findet aber keine Resonanz. Immer werden irgendwelche Dinge vorgeschoben, wenn man dann fragt, was sie am WE gemacht haben: "War in der Fetenscheune/im Club/bei Freunden, saufen bis zum Erbrechen." "Habe 3 Staffeln Star Trek/Stargate/sonstwas geguckt." "Habe Spiel xy durchgezockt."
Wäre die Personen im Alter bei 18 oder so, würde ich es ein Stück weit verstehen, aber mit 30 und nochmehr ...?
Selbst so etwas harmloses wie ein Blu-Ray-Abend oder ein Spieleabend ist nicht drin.

Diesem scheinbar selbst auferlegten Zeitdruck steht gleichzeitig eine unglaubliche Trägheit gegenüber: Selbst organisiert (fürs WE, Abend inner Kneipe, wegfahren etc.) wird nichts, jede Entscheidung wird 100 mal überdacht, verliehene Gegenstände brauchen Monate, bis sie wieder den Weg nach Hause finden. Ein popeliger Spaziergang an der Küste (wohne Nähe Nordsee) mutiert zur organisatorischen Meisterleistung.

Generell merke ich, dass alles, was mit Bewegung zu tun hat mehr und mehr abgelehnt wird. Es ist nicht, weil es langweilig wäre, sondern wegen einer sich stärker ausbreitenden Trägheit.
Wir besuchten vor ein paar Tagen eine gemeinsame Freundin in Bremerhaven, sind dort ein wenig an der Weser gelaufen. Nach einer Brücke hoch und runter laufen hat sie gekeucht, obwohl sie schlank ist und keine Krankheiten hat, einfach nur keine Bewegung gewohnt. So könnte ich einige Beispiele aufzählen.

Versteht mich nicht falsch, wir haben einige Freunde, mit denen wir uns sehr gut verstehen und wir haben auch nichts dagegen, sich mal richtig abzuschießen oder einfach mal alle Fünfe gerade sein zu lassen. Nur ist da eine Entwicklung in Gange, die zu Zurückgezogenheit und einer langweiligen Saufgesellschaft führen wird. Das dann wohl auch gewollt.

Soviel von meiner Seite.

Gaaaaanz Interessant. Irgendwie klingt das für mich eher nach "Freunden" die deine bzw. eure Interessen einfach nicht teilen. Schon mal darüber nachgedacht?

Ich habe auch Freunde die keine Lust haben z.B. auf Fahrradfahren, weil die lieber im Schwimmbad ein Buch lesen wollen, was mir wiederum nicht wirklich Befriedigung verschaffen würde.

Außerdem wenn man auf mehreren Hochzeiten tanzen will muss man Prioritäten setzen. Ich räume jedem meiner Freunde ein mich NICHT zur Priorität Nr. 1 zu machen, selbst auf Nachfrage nicht.

Der gesamte Post klingt für mich also eher nach einem stark auf sich selbst bezogenen Standpunkt. Denn wie so oft sind es nicht immer die Anderen.

V2.0
2009-12-17, 12:36:36
Ist ja absolut ok! Machen wir doch auch, es klang nur in Deinen ersten Beiträgen so, als wäre es eine Dauerbeschäftigung und ihr beide wollte von anderen Möglichkeiten nichts wissen. ;)

Finde es dennoch komisch, uns wird anhand der Freizeitbeschäftigung der Vergleich mit einem Rentnerpaar angeheftet während für mich das (dauernde) Heimsitzen und Fernsehen eher eine typische Rentnerbetätigung darstellt (nicht auf Dich bezogen, eher eine allgemeine Aussge). Da wären wir wieder beim Punkt mit den Interessensgebieten ...

Immer nur Abhängen ist ja öde. Das wird was unternommen, aber eben oft auch nur zu zweit -> Interessengebiete.

Aber imho sollte man froh sein, wenn man mit der Partnerin viele gemeinsame Interessen hat, da ist es doch egal ob Freunde die teilen. Lieber zu zweit etwas unternehem an dem 100% der Teilnehmer Freude haben, als etwas mit mehreren unternehmen, bei dem die Mehrheit lieber was anderes machen würde. Es finde sich ja meist auch noch genug Veranstaltungen an denen eine Mehrheit Interesse hat.

Matrix316
2009-12-17, 13:28:40
[...]Wir gehen 2-3 Mal pro Woche zum Training (Sportstudio) und kochen am Abend, mal sie, mal ich. Am WE sind wir oft unterwegs, Konzerte, Tagesausflüge, Festivals, Burgentouren, Städtetrips usw. Im Grunde das, was jeder andere Mensch auch macht, NUR: die Ruhe fehlt oder man bekommt sich nicht hoch.[...]

Das ist halt mehr Stress als sonstwas. :) Ich könnte mir vorstellen, dass euer Urlaub auch entsprechend verplant ist, während andere halt lieber am Strand liegen oder so.

krass
2009-12-17, 13:35:33
Och menno, ist denn das so schwer? Ich habe nie gesat: "Du und Du musst Deine Freizeit nach meinem Willen gestalten!", ich möchte einfach nur wissen, WORAN es liegt, ob es NUR MIR auffällt und ob jemand ÄHNLICHE ERFAHRUNGEN gemacht hat.

Bisher haben wir folgende Ansätze:

1. Persönliche Interessen differenzieren sich
2. Arbeit/Studium/Schule lasten zu sehr aus
3. Falsche Zeiteinteilung ? wer bewertet das?

Und weiter?


ich denke, es ist eher schwierig, die eigenen vorstellungen und ideale auf andere anzuwenden.
es ist dir ja auch sicher klar, das sich die menschen mit all ihren persönlichkeitsmerkmalen unterscheiden und aus eben diesen perspektiven heraus andere prioritäten setzen.

also, setzt deine definition ( ich jubel dir das mal unter ;) ), von lebenswertem "sein" aktivität vorraus; schließt passivität lebenswertes "sein" aus?

ich persönlich unterscheide zwischen produtiver aktivität und bloßer geschäftigtkeit.
während letzteres nicht wirklich nützlich ist, sondern oftmals nur ein weg ist, der eigenen ruhe zu entfliehen.

Cadmus
2009-12-17, 13:54:50
ich persönlich unterscheide zwischen produtiver aktivität und bloßer geschäftigtkeit.
während letzteres nicht wirklich nützlich ist, sondern oftmals nur ein weg ist, der eigenen ruhe zu entfliehen.
Das ist eben Auslegungssache, da werden wir auf keinen gemeinsamen Nenner kommen. Etwas, was Du als produktiv ansiehst kann in meinen Augen bloße Geschäftigkeit sein. Umgekehrt das Gleiche in grün.

Deine Frage möchte ich nicht ausschließlich bejahen, Passivität kann im Sinne der Erholung sehr wohl produktiv sein, im erhöhten und hohen Ausmaß wird aus Passivität jedoch Trägheit.

007
2009-12-17, 15:09:43
Ich denke manche Leute sind inzwischen auch einfach an der Kapazitätsgrenze. Der Tag hat schlichtweg nur 24 Stunden und ein paar Stunden davon muss man auch noch für's Schlafen und die Körperpflege aufbringen.
Arbeitstage von 8 Uhr bis 20 Uhr im akademischen Bereich sind bei AT-Angestellten nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel. Das man dann abends noch auf seinem Blackberry rumschrubbt, um die Mails aus Japan abzugrasen versteht sich von selbst. Dazwischen müssen dann die Kids noch zu gefühlten 50 verschiedenen Aktivitäten gefahren werden, die Hausaufgaben kann man auch nochmal kurz abchecken, dann wäre da noch der Freundeskreis, der abundzu mal Aufmerksamkeit möchte, gleiches gilt für Verwandte. Mehr als gegen Abend mal ein paar Stunden ist da teilweise einfach nicht mehr drin. Solche Saufgelage schon gar nicht, da man den nächsten Tag ja wieder volles Programm hat und es allein schon ein Problem darstellen würde, dass man kein Auto führen dürfte, da noch schön dicht.

Auf der anderen Seite wird's manchen vielleicht einfach auch zu teuer. Auch wenn ich mir's wirklich locker leisten könnte jede Woche auch 5x ins Kino zu gehen, bin ich nicht bereit am Wochenende 9,50 Euro oder auch 10 Euro für eine stinknormale Kinokarte auszugeben (kein 3D-Kino, keine Überlänge, wirklich nur ein stinknormaler Film). Dafür konnte man vor 10 Jahren noch 3x ins Kino gehen.
Ich denke da gibt's viele die das schlichtweg nicht einsehen oder sich auch gar nicht mehr leisten können.

Gast
2009-12-18, 09:15:25
Mir ist in letzter Zeit aufgefallen das immer mehr Menschen ihre Probleme mit XY besprechen statt mit den Menschen mit denen sie das Problem haben...

denkt mal drüber nach :D

deepmac
2009-12-26, 16:48:29
Halte ich überwiegend für eine saisonale Erscheinung. Ich bin wohl auch noch ein wenig jünger als du, aber im Sommer sind wir ständig draußen, schwimmen, radfahren, wandern. Momentan bin ich selbst fasziniert, wie bewegungsunfähig- und -willig ich bin. Hallenklettern ist momentan das allerhöchste der Gefühle. Ich möchte gerade einfach nur schlafen und mache das auch 12-14 Stunden am Tag.

Und was die Freizeit angeht: Bücher und XBOX ahoi. Und mehr will ich gerade schlicht nicht.


Du schläfst 12-14 Stunden am Tag, Vollzeit arbeiten 8 Stunden + Fahrzeit zur Arbeit,Essen machen und Essen, also mein Tag hat noch nur 24 Std:eek:.

Genauso an RE: was bedeutet Vollzeit Arbeit in stunden konkret? Wie lange ist der Arbeitsweg?

Wie hoch ist das durchschnittliche Schlafbedürfnis pro Tag? Wie schafft ihr dann noch fast jeden Tag 2,5 Stunden im Fitnessstudio zu verbringen, exkl. der An-und Abfahrzeiten und Duschen etc.?

noid
2009-12-26, 19:08:06
Das ist eben Auslegungssache, da werden wir auf keinen gemeinsamen Nenner kommen. Etwas, was Du als produktiv ansiehst kann in meinen Augen bloße Geschäftigkeit sein. Umgekehrt das Gleiche in grün.

Deine Frage möchte ich nicht ausschließlich bejahen, Passivität kann im Sinne der Erholung sehr wohl produktiv sein, im erhöhten und hohen Ausmaß wird aus Passivität jedoch Trägheit.

Naja, aber was ihr als Päarchen an Treiben JEDEN Tag veranstaltet... Ritalin? Also mir wäre das zu arg, zumal ich feststellen muss weniger ist mehr.

Mit meiner Tochter ne Stunde lang Murmelbahnspielen wäre mir lieber als alles andere. In unserer Zeit ist so viel Stress im Berufsleben, da muss man nicht daheim noch rumhetzen wie doof.

PS: letztens war hier noch ein Thema zu einem Jägerstamm. 4Std arbeit pro Tag, mehr nicht. Der reinste Luxus, die Zeit zu haben nichts zu tun. Mach mal nen Test wie lange ihr beiden irgendwo sitzen könnt, ohne was zu tun. Also kein Reden, kein Fernsehen, kein PC - einfach nur mal dasitzen. Könnte das zB stundenlang und fühl mich gut dabei.

Don-Roland
2009-12-26, 19:55:30
@ Cadmus

Fluor - Angriff auf die Volksgesundheit (http://www.youtube.com/watch?v=bzoP-UMmqXY)

Zahnpasta, Salz Alternativen ohne Fluor und Wasserfilter (http://www.youtube.com/watch?v=J_t68J5jTi0&feature=related)

Gast
2009-12-26, 22:21:22
Hi,
den ersten Post des Thread-Starter finde ich beeindrucken, da ihm so viel Zeit für Aktivitäten neben der Arbeit und dem Nebenjob bleibt. Das soll nicht provozierend oder ironisch gemeint sein. Nur wenn ich mir meinen Tag ansehe, dann müsste ich nach den ersten 24 Stunden noch weitere sechs bis acht Stunden haben oder halt aufhören zu schlafen.

Man muss sich sicherlich überlegen fragen muss ob man die Schwerpunkte richtig setzt, wobei viele nicht von einem selber gesetzt werden, sodern von anderen. Wenn ich mir meinen Tagesablauf ansehe, dann werden die meist 10 - 12 Stunden pro Tag durch andere Personen oder Geschehnisse geplant oder beeinflusst. Was nützt mir die beste Planung wenn man morgens in die Firma kommt und ein Notfall die ganze Planung über den haufen schmeist und man den Vormittag mit anderen Dingen verbringt. Die ganze Planung ist dann für den Arsch. Man ist mit sich selbst unzufrieden weil man die gesteckten Ziele nicht erreicht hat und die Kollegen unzufrieden, weil sie warten mussten.
Wenn man dann eine solche Woche hintersich hat, dann ist die Lust am WE was zu unternehmen gleich null, auch wenn man sich dann wahrscheinlich in Selbstmitleid ertränkt.


Mh, ist es nicht schlimm, dass man sich erst diverser elektronischer Fußfesseln entledigen muss um sich selber soweit unter Kontrolle zu haben, den Wert seiner Zeit festzustellen?

Das Problem ist wohl eher das man kaum eine Möglichkeit hat sich dieser Fußfesseln zu entledigen. Bin auch stolzer Besitzer eines Blackberry und das ist wohl die größte Fußfessel der Neuzeit. Ständige Erreichbarkeit und wenn man Abends oder am Wochenende seine Emails nicht ließt, wird man am Montag oder nächsten Morgen mit der Frage begrüßt "Hast du deine Emails nicht gelesen?????". Wie will man sich

Alex31
2009-12-27, 02:06:24
Ich denke das diese Leistungsgesellschaft einfach ihren Tribut fordert und Personen gehen damit halt unterschiedlich um. Zum einen die, die damit gut umgehen können und trotzdem am Abend bzw. Wochenende Vollgas geben und die, die das Arbeitsleben vollkommen fordert und froh sind, wenn sie abends oder am Wochenende nicht sehen und hören müssen.
Meiner Meinung nach muss jemand der täglich zwischen 10 und 12 Stunden arbeitet, irgendwann mal abschalten und zur Ruhe kommen. Und dieser von außen aufgebaute Druck am Ende des Tages, am Wochenende oder im Urlaub noch irgendwas besonderes zu erleben, viel zu sehen oder unbedingt seinen Stempel aufdrücken zu müssen, tut alles andere als gut. Diese Dauerbelastung bzw. diesem ständigen Wettbewerb halten viele einer auf Dauer nicht stand und wer nicht aufpasst liegt meist sehr früh entweder im Grab oder in der Reha. Daher ist das für mich nicht automatisch Faulheit oder Trägheit, wenn jemand am Wochenende nichts unternehmen will, sondern meistens viel eher eine Art Schutz um die kommende Woche zu überleben.