Jobangebot, soll ich oder soll ich nicht?

[Gast]

Hallo, ich zerbreche mir seit Tagen den Kopf über folgende Situation.

Zur Zeit schreibe ich meine Diplomarbeit bei einem sehr großen Konzern, welche im Feb 2010 abgegeben wird. Meine Freundin hat vor einigen Wochen eine Lehrerstelle rund 130km entfernt von meinem Arbeitsplatz angenommen.

Jetzt habe ich kurz vor Weihnachten einen Job von dem Laden angeboten bekommen, bei dem ich auch Diplomarbeit schreibe. Eigentlich müsste ich darüber ja sehr glücklich sein, jedoch bin ich eher zurückhaltend.

Mein Plan war es eigentlich in der Software-Entwicklung zu arbeiten, also selbst zu programmieren und dann in einigen Jahren größere Projekte zu leiten, etc. Die Stelle, die mir nun angeboten wurde beinhaltet aber zum Großteil Planungsaufgaben. Es geht immer noch um Software, allerdings lässt die Abteilung Software entwickeln und ich soll mehr darauf achten, dass das Richtige dabei herraus kommt. Außerdem gehört das Abhalten von Schulungen dazu und Reisen (global), also sehr viel Kontakt zu Menschen.

Ich bin aber eher etwas schüchtern und schrecke davor zurück mit unbekannten Menschen zu reden. Small talk und so ist echt nicht meine Stärke.

Ein weiterer Punkt ist die Entfernung. Es ist geplant das meine Freundin und ich endlich zusammen ziehen, was auch definitiv passieren wird. Gedanklich hatte ich mich vor Weihnachten schon in ihrer Nähe arbeiten sehen, aber nun wurde das alles über den Haufen geworfen.
Ich müsste, falls ich den Job annehme, also jeden Tag sehr viele Kilometer auf der Autobahn verbringen (~90km eine Strecke, wenn wir in die ausgeguckte Stadt ziehen)

Habt ihr einen Rat?

[John Woo]

In den Job wirst du schon reinwachsen. Nimm das Angebot an. Wenn es gut läuft, wirst du von den Kollegen rangeführt. Du kannst dich immer noch auf was anderes bewerben, wenn es nicht dein Ding ist. Meistens kriegt man ja eh nicht den Traumjob. Ausserdem ist Berufserfahrung Gold wert.

[Hardwaretoaster]

Und wenn du den Job wirklich nicht willst: Sag du kennst da noch jemanden, ich nehm ihn ;)

Im Ernst: Wenn du jetzt dein Diplom machst, bist du auch noch jung, da gewöhnt man sich auch an pendeln einigermaßen. Du bist etwas schüchtern: Bin ich auch, man wächst nur an seinen Herausforderungen, das wäre eine schöne Herausforderung. Ich würde nach Informationslage die uns hier vorliegt zusagen.

[Kira]

dito! nimm die Stelle an... ich bin zzt. selbst in einer nicht so schönen Situation (auf Jobsuche) und ärgere mich über 1-2 abgeschlagene Möglichkeiten. Im Januar habe ich einen Probetag und werde es annehmen und selbst wenn es nicht mein Ding ist, durchziehen... und mich evt dann weiter bewerben.

Haste denn einen Diesel und Co.? Dann sollten die 90km nicht so ein riesiges Problem sein.

[PatkIllA]

weißt du denn wieviel du reisen musst und wrd das entsprechend honoriert?
Ich habe deshalb nicht bei der Firma wo ich jahrelang als Student gearbeitet weitergearbeitet. Ich bin eigentlich ganz froh, dass ich auch ungefähr mit den 40 Stunden pro Woche auskomme und nur 20min zur Arbeit brauche.

[Kladderadatsch]

lehrer bekommen doch eine stelle nahe bei ihrem partner:confused:

[Laz-Y]

Wenn Du sicher weißt, dass Du mit dem Job nicht glücklich wirst (viel Kontakt zu Menschen, anderes Aufgabengebiet als von Dir gewünscht, von Freundin getrennt bzw. weite Strecke zu pendeln, etc.) dann lass es lieber.
Man soll sich nicht in einem Job kaputt machen, der einem nicht liegt.

Wenn Du aber noch keine andere Stelle hast, dann bleibt Dir so oder so nichts anderes übrig. Denn das ist immer noch besser als arbeitslos.

[Exxtreme]

Ausserdem ist Berufserfahrung Gold wert.
So siehst's aus. Gerade in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten ist das der Joker schlechthin.

[maximAL]

Ganz banale Frage: gibt es sonst keine Alternativen? Überhaupt schon mit Bewerbungen angefangen?

[Gast]

lehrer bekommen doch eine stelle nahe bei ihrem partner:confused:

Ehepartner, wenn's geht. Lebenspartner, nein.

[Döner-Ente]

Führe die eines vor Augen...die Stelle muss nicht auf Dauer sein.
Auf Dauer geht das Pendeln definitiv gewaltig auf die Nerven und ins Geld, von der dadurch verminderten Freizeit mal ganz abgesehen.
Bezüglich der Schulungen und dem Kontakt zu Unbekannten würde ich das eher als Herausforderung sehen und Gelegenheit, sich persönlich zu entwickeln...du wärst nicht der erste, der als vermeintlich schüchterner Mensch es hinbekommt, in einem dir wohlbekannten Themengebiet 1a Schulungen hinzulegen, obwohl man es sich selber vorher nie zutraute.
Der Spruch "man wächst mit seinen Aufgaben" klingt zwar blöd, aber da ist echt was dran.

Summa summarum: Du hast jetzt keine bessere Alternative, also nimm den Job.
Um Längen besser, als arbeitslos zu sein und du kannst dich ja parallel weiter umschauen und bewerben.

[PatkIllA]

Ist die Situation so schlecht? Ich kenne bislang eigentlich keinen persönlich der nach dem Informatikstudium nicht aus mehreren Stellen wählen konnte.

[anderer Gast]

Also ich würde an deiner Stelle den Job annehmen. Das mit Vorträgen halten hatte ich auch, aber nach einiger Zeit legt sich dies. Du wirst immer selbstbewusster und wirst 1a Vorträge halten.
Ich selbst bin auch diplom Informatiker und war letzens in Schweden und habe fast 2 Stunden auf Englisch unsere Programme vor sehr wichtigen Leuten präsentiert und das ging auch fast ohne Probleme.
In der Hotellobby traf ich sogar Kylie Minogue, schien so das sie auch nicht schlaffen konnte, war morgens 2 Uhr und draussen noch sehr hell.
Also gib dir einen Ruck und nimm die Stelle an

[The_Strip]

lehrer bekommen doch eine stelle nahe bei ihrem partner:confused:Da gehört dann aber eine Hochzeit dazu, eine bereits bestehende Wohnung und gebunden ist der TS ja an den Ort auch noch nicht wirklich. Zudem, auch wenn einem das "zusteht", heißt das noch lange nicht, dass eine Stelle frei ist.

[Gast]

Also was anderes habe ich noch nicht in Aussicht. Hatte mich aber schon an den Gedanken gewöhnt im Ruhrpott (da hat meine Freundin eine Lehrerstelle gefunden) nach einem Job zu suchen.
Dann kam am 22.12 das Anruf und am 23.12 folgte das Interview. Sie haben mir dort angeboten, das ich am 4.1 einfach mal dem, der den Job jetzt macht über die Schulter gucke und mich dann entscheiden kann.

Ich tendiere auch dazu den Job anzutreten. Ich muss mich auch einfach als Mensch weiterentwickeln und so eine Chance auszuschlagen ist sicherlich etwas, das ich mir nicht verzeihen würde.

Zudem bietet der Laden und das Buisness echt alles was man sich als als Jungakademiker wünschen kann und mal eine Woche im Jahr in Indien rumzuhängen ist auch ganz spannend.

Was mich jetzt schon nervt ist die Fahrerrei (zur Zeit sind es 40km pro Strecke). Aber man muss wohl Abstriche machen.

[Wurschtler]

[X] Job nehmen.

[Drunky]

Das ist eine Frage der Einstellung.
Arbeitest du um zu Leben oder lebst du um zu Arbeiten?

Pendeln kann ganz schön anstrengend sein. Und um 4 Feierabend zu haben, um dann dank Stau 2 Std. später Zuhause zu sein und nurnoch Platt auf die Couch zu fallen..

Ich könnte es verstehen wenn du wirklich scharf auf den Job wärst. Aber solang du noch keine
einzige Bewerbung rausgeschickt hast, gleich das nehmen was einem in den Schoß fällt?

Solang du glaubst das die Beziehung sich lohnt, würde ich die dem Job vorziehen.

[tatarus]

Ich hab selber nach dem Studium in der Softwareentwicklung gearbeitet und promoviere jetzt noch auf dem Gebiet der Qualitätssicherung im Bereich Soft- und Hardware. Mein Tipp an dich:

Such dir einen Job der dir gefällt. Wenn du schon direkt nach dem Studium nicht in die Softwareentwicklung einsteigst, dann wirst du das in deinem Leben mit großer Wahrscheinlichkeit auch nie mehr machen. Dann nimmt man dich nur noch als Sachbearbeiter, Vertriebler oder Projektfuzzi. Als Vertriebler und Projektfuzzi ist Spaß am Kontakt mit Menschen aber Pflicht.

Da es mit deiner Freundin wohl was Ernstes ist, solltest du erst recht lieber noch etwas weiter suchen. Die willst du wahrscheinlich noch länger behalten als deinen ersten Job. Schreib halt ganz schnell Bewerbungen. Wird schon werden....

Übrigens sind die Tipps von Heiko Mell auf www.ingenieurkarriere.de zu diesem und anderen Themen meistens recht hilfreich.