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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kann ein Arzt ein Placebo verschreiben?


Gast
2010-02-03, 17:14:13
An die Mediziner im Forum:
Kann ein Arzt in Deutschland Placebos verschreiben? Und wenn ja unter welchen Umständen?

Hintergrund ist folgender:
Ich habe ein Psychopharmaka von einer anderen Firma als bisher verschrieben bekommen und die Wirkung ist augenscheinlich nicht die gleiche wie vom bisherigen Produkt, obwohl der selbe Wirkstoff enthalten sein soll.
Das verunsichert mich nun natürlich und ich weiß nicht ob die bisherige Dosierung einfach nicht mehr ausreicht. Ich werde meinen Arzt natürlich bei nächster Gelegenheit darauf ansprechen aber interessieren würde es mich schon jetzt.

Shaft
2010-02-03, 18:31:18
Deine Frage kann ich leider nicht beantworten, aber zwei Fragen.

Welchen Unterschied hast du festgestellt?

Wie lange nahmst du erstere ein?

ngl
2010-02-03, 18:52:38
Nein er kann dir kein Placebo verschreiben. Daher würde ich deinem Arzt vertrauen schenken und die Medikamente weiterhin nehmen. Ruf ihn doch einfach morgen an und mach einen Kurztermin aus, wo du das Thema ansprechen kannst.
Es gibt aber Medikamente, die neben dem Wirkstoff durchaus auch vom Placeboeffekt profitieren. Genannt sind da zB Antidepressiva wie zB Fluoxetin (Prozac). Da kann die Einstellung zum Medikament einiges bewegen. Das heisst die Einstellung zum Wirkverhalten kann genau der Grund sein, warum das Medikament nicht einschlägt, wie vorher bekannt.
Daher ist Vertrauen zum Arzt auch sehr wichtig. Wenn etwas ungeklärt ist sprich mit ihm darüber.

Gast
2010-02-03, 19:18:08
Welchen Unterschied hast du festgestellt?
Das Medikament erzielt nicht die gewünschte Wirkung. Ich leide momentan unter den selben Symptomen als wenn ich kein Medikament nehmen würde.

Wie lange nahmst du erstere ein?
Seit 2 Jahren mit einer Unterbrechung von einem halben Jahr.

Falls es von Interesse ist: bei dem Wirkstoff handelt es sich um Sertralin

AlSvartr
2010-02-03, 19:41:31
Der Umstieg auf Präparate anderer Hersteller kann aber auch u.a. wegen anderer enthaltener Hilfsstoffe problematisch sein. Vielleicht ist das so ne "das Billigste muss reichen"-Variante...am besten schilderst du deinem Arzt das Problem also, hier kann sowieso keiner was machen ;-)

Zwergi
2010-02-03, 19:59:01
Hast du eine Pause gehabt zwischen dem alten und dem neuen Präperat?

Bei manchen Antidepressiva dauert es ein paar Wochen, bis eine Wirkung einsetzt.

derpinguin
2010-02-03, 21:45:12
Nein er kann dir kein Placebo verschreiben.

Wie kommst du zu der Annahme?

Gast
2010-02-03, 22:43:25
Wie kommst du zu der Annahme?Zahlt die Krankenkasse nicht. Außerdem hat keine Apotheke irgendwelchen Milchzucker in der Originalverpackung irgendwelcher Medikamente vorrätig und der Pharma-Großhandel verkauft sowas auch nicht. Weiterhin steht ja auf dem Rezept, was der Patient zu bekommen hat. Also: Wenn das Medikament in OVP abgegeben wurde, ist es kein Placebo. Wenn auf der Packung irgendwas von Homöopathie draufsteht, dann hast du in der Tat Placebos bekommen.

Döner-Ente
2010-02-03, 23:00:33
Man muss da mal zwischen Generika und Placebos unterscheiden.
Placebo= Enthält überhaupt keine wirksamen Stoffe, hier hilft allein der Glauben des Patienten an das Medikament.
Generika= Medikament mit dem gleichen Hauptwirkstoff, z. B. das original Aspirin und ASS 500 von Ratiopharm.

Dum_Di_Dum
2010-02-04, 00:11:55
Außerdem hat keine Apotheke irgendwelchen Milchzucker in der Originalverpackung irgendwelcher Medikamente vorrätig und der Pharma-Großhandel verkauft sowas auch nicht.

sicher gibts die
http://apotheke.sanicare.de/de/a-Neue+Produkte,,2871194/P+Tabletten+Blau+8+Mm+Teilk.

http://www.juvalis.de/artikelbilder/artikel270/3935636.jpg
http://www.cosmiq.de/static/popup_image.php?file=http%3A%2F%2Fstatic.cosmiq.de%2Fdata%2Fde%2Ff5a%2F62%2Ff5a6 24551320d4665c871fb2b84a940c_1_orig.jpg

Gast
2010-02-04, 02:01:56
Hintergrund ist folgender:
Ich habe ein Psychopharmaka von einer anderen Firma als bisher verschrieben bekommen und die Wirkung ist augenscheinlich nicht die gleiche wie vom bisherigen Produkt, obwohl der selbe Wirkstoff enthalten sein soll.
Das verunsichert mich nun natürlich und ich weiß nicht ob die bisherige Dosierung einfach nicht mehr ausreicht. Ich werde meinen Arzt natürlich bei nächster Gelegenheit darauf ansprechen aber interessieren würde es mich schon jetzt.

Ich fürchte es handelt sich um gefälschte Medikamente.

Vor denen sind nämlich inzwischen auch Apotheken nicht mehr sicher.
Und bei deinem Arzt würde ich daher mal annehmen, daß er es selbst nicht weiß.
Natürlich wäre es auch möglich das er es weiß, aber das will ich hier niemandem unterstellen.

Es wäre also Ratsam diese Medikamente auf den Wirkstoff untersuchen zu lassen.

Außerdem kannst du dir mal den Film anschauen:
http://www.youtube.com/watch?v=2X0ZLQUJkSc


Und was den Schwachsinn von dem Poster über mir betrifft die Medikamente irgendwo im Internet zu bestellen kann ich nur sagen, FINGER Weg.
Nur wenn man Lebensmüde ist, spart man hier am falschen Fleck.

Gefälschte Medikamente sind leider ein zunehmendes Problem, aber in dem Youtubefilmchen wird das wichigste schon alles gesagt.

ngl
2010-02-04, 02:24:39
Dir ist aber auch klar das es ausdrücklich als Placebo verkauft wird und nicht als Medikament oder? Da hat der Gast durchaus recht.

xiao didi *
2010-02-04, 02:38:12
Ohne es genau zu wissen würde ich vermuten, dass es zu rechtlichen Schwierigkeiten kommen könnte wenn ein Arzt ein Placebo verschreibt und der Patient daraufhin ernsthaft erkrankt.

Gast
2010-02-04, 04:24:05
sicher gibts die
http://apotheke.sanicare.de/de/a-Neue+Produkte,,2871194/P+Tabletten+Blau+8+Mm+Teilk.

http://www.juvalis.de/artikelbilder/artikel270/3935636.jpg
http://www.cosmiq.de/static/popup_image.php?file=http%3A%2F%2Fstatic.cosmiq.de%2Fdata%2Fde%2Ff5a%2F62%2Ff5a6 24551320d4665c871fb2b84a940c_1_orig.jpg

so wie ich das verstanden habe meinte er auch solche Tabletten in der Originalverpackung von anderen ;-).
So wie beim Threadersteller der denkt er hat Placebos weils Generika sind.

Also dass in der Packung von Präparat "XYZ" in Wirklichkeit nicht das Medikament XYZ drin ist sondern ein Placebo statt der echten tablatten

Lokadamus
2010-02-04, 07:25:34
Vielleicht ist das so ne "das Billigste muss reichen"-Variante...mmm...

Ja, ich denke, das dürfte es sein.
Nein, der Arzt hat nicht falsch gehandelt, sondern nach den Gesetzen gehandelt.
Seit ein paar Jahren müssen Ärzte/ Apotheken auf billigere Alternativen hinweisen, weshalb es passieren kann, dass man den Wirkstoff von einer anderen Firma verschrieben bekommt (gleicher Wirkstoff, aber billiger halt).
Wenn ein anderes Produkt nicht die gleiche oder eine bessere Wirkung erzielt, am besten gleich zum Arzt und besprechen, was man machen kann.

Gast
2010-02-04, 08:44:30
Nein er kann dir kein Placebo verschreiben.

Doch, natürlich kann er das...kommt ja schliesslich auf die Indikation an. Nur das der betroffene Patient logischweweise nix davon erfährt, sonst wäre die Nummer wohl sinnlos, gelle?!

Allerdings ist eine Diskussion darüber, ob der TS ein Placebo erhält oder nicht müssig, da hier weder die Diagnose doch die Therapie (und somit eine Indikation für sowas) bekannt ist. Wenn der Verdacht einer Placebogabe besteht sollte man mal lieber abklären wie es zu dem 'Verdacht' seitens des Patienten kommt....

Grüsse
Ein Mediziner

AlSvartr
2010-02-04, 09:17:34
Ich kenne das selbst von Schilddrüsenmedikamenten her. Dort ist es auch so, dass der Wirkstoff natürlich derselbe ist (Levothyroxin), aber eben die Hilfsstoffe anders und zudem unterscheidet sich die Herstellung dann halt vielleicht ein bisschen. Und die Generika sind halt günstiger. Das muss nicht bedeuten, dass sie schlechter sind, aber die Wirkungsweise kann je nach Person anders sein. Da habe ich schon von vielen Leuten gehört, dass ihnen das eine gut hilft und das andere nicht (wobei sowohl das "Original" als auch die Generika in beiden Rollen anzutreffen waren).

Hat dein Arzt dir explizit ein anderes Medikament verschrieben? Du hast es ja so im ersten Posting gesagt, ich will nur sicher sein ;)

..also gilt definitiv: Frag deinen Arzt, lass dir das ursprüngliche verschreiben und am besten noch ein "aut idem"-Kreuzchen aufs Rezept machen. Ich weiß nicht genau wie das mit der Substitution durch günstigere Medikamente durch die Apotheke läuft, aber wenn das Kreuzchen drauf ist, solltest du auf der sicheren Seite sein. Es sei denn natürlich, das Medikament wird aus irgendeinem Grund nicht mehr hergestellt. Auch das kann man ja nicht ausschließen ;(

Gast
2010-02-04, 10:28:29
Danke für die zahlreichen Antworten.
Als ich das Medikament abgeholt habe meinte die Apothekerin sie könne mir das alte Präparat nicht mehr geben und hat mir das Generika überreicht. Ich dachte eigentlich, dass Generika bei selber Wirkstoffmenge auch dasselbe Resultat erzielen sollten. Aber wenn es dort wirklich Unterschiede gibt muss ich wohl wirklich auf das alte Medikament bestehen. Eine Dosiserhöhung wäre sicher die schlechtere Option.

Gast
2010-02-05, 08:51:32
Ich dachte eigentlich, dass Generika bei selber Wirkstoffmenge auch dasselbe Resultat erzielen sollten. Aber wenn es dort wirklich Unterschiede gibt muss ich wohl wirklich auf das alte Medikament bestehen. Eine Dosiserhöhung wäre sicher die schlechtere Option.

Hallo!

Das ist so nicht richtig! Das Problem bei Generika sind nicht die Wirkstoffe (bzw. der Wirkstoff) sondern die evtl. abweichenden Hilfsstoffe! Eben diese würde ich mal in der Apotheke vergleichen lassen, zwischen dem 'alten' Präparat und dem Generika. Hilfsstoffe dürfen nicht mit den Wirkstoff reagieren. Aber in Kombination mit anderen Medikamenten (und deren Wirk-/Hilfsstoffen) oder Unverträglichkeiten gegen dir im Generika verwendeten Hilfsstoffe kann es trotzdem zu einer veränderten Wirkung kommen.

Gruss
Ein Mediziner

Amarok
2010-02-06, 19:23:14
So ist es: Stichwort: Bioverfügbarkeit bzw. Resorptionsverhalten

Auch wenn immer wieder behauptet wird, dass Generika eh die gleichen Wirkstoffe haben, die Wirkung KANN sehr wohl anders sein (ebenso die Nebenwirkungen).

Ich erlebe das leider immer wieder: Ih verschreibe ein Medikament z.B. gegen Übelkeit nach einer Chemotherapie und der HA verschreibt ein Generikon...Es gab da nicht wenige die dann leider mit massiver Übelkeit wieder kamen...

Also: Schau genau nach welche Hilfsstoffe drinnne sind bzw. schau mal nach ob bei der Fachinformation die genaun Daten bzgl. der Bioverfügbarkeit drinnen stehen.

Thanatos
2010-02-08, 10:59:42
Wie kommst du zu der Annahme?

Dies kollidiert mit dem Ethos der Ärzte und scheint wohl auch eine rechtliche Sache zu sein, da er den Patienten ja hierzu wissentlich in Unkenntnis lassen muss und ihm ein Präparat verschreibt, welches gar keines ist, da es kein Wirkstoff beinhaltet.

Wenn ich wieder bei meiner PH Sammlung bin, kan ich hierzu auch auf einen Artikel verweisen, wo diskutiert wird, unter welchen Umständen dies vertretar wäre, wobei die aktuelle Auffassung natürlich dahingehend ist, dass ein Arzt eben keine Placebos verschreiben darf ohne den Patienten darüber in Kenntnis zu setzen, wodurch die Wirkung eine Placebos natürlich dahin ist.

Zur Umschiffung wäre allerdings folgende Aussage Möglich: "Hier habe ich eine Tablette ohne ermittelbaren Wirkstoff. Dennoch scheint es eine Besserung zu bewirken, wir wissen bloß noch nicht warum."

derpinguin
2010-02-08, 11:02:25
Es gibt aber Placebo Tabletten auf dem Markt. Wofür (außer zum Verschreiben) sollten die sein?

nggalai
2010-02-08, 12:03:01
Dies kollidiert mit dem Ethos der Ärzte und scheint wohl auch eine rechtliche Sache zu sein, da er den Patienten ja hierzu wissentlich in Unkenntnis lassen muss und ihm ein Präparat verschreibt, welches gar keines ist, da es kein Wirkstoff beinhaltet.
Der Ethos sagt in Deutschland «nur»: Keinen Schaden anrichten.

Der Placebo-Effekt ist gut dokumentiert und funktioniert. Er kann tatsächlich Linderung bieten oder gar Heilung ermöglichen. Das ist auch der Aufhänger dafür, dass gewisse Krankenkassen z. B. lustige orthopädische Behandlungen übernehmen, obwohl diese dermaßen pseudo-wissenschaftlich verkauft werden, dass es einem weh tut.

Aus persönlicher Erfahrung von meinem Umfeld: Viele Ärzte verschreiben schon mal ein homöopathisches Mittel, auch wenn die Dinger «wissenschaftlich» als Placebo gelten. Weswegen? Nun ja, wenn wer ein leichtes Leiden hat und überdramatisiert wird man ihn schneller los, wenn man was auf den Rezeptblock kritzelt. Es schadet bei ungefährlichen Erkrankungen nicht weiters und hilft eventuell schon durch den Placebo-Effekt. Der Patient fühlt sich verstanden und betreut, das ist bei Dingen wie Erkältungen schon die halbe Miete.

In der Schweiz werden solche Präparate mittlerweile von der Grundversicherung übernommen …

Cheers,
-Sascha

Thanatos
2010-02-08, 14:15:05
Wenn ich wieder bei meiner PH Sammlung bin, kan ich hierzu auch auf einen Artikel verweisen [...]

Mittlerweile habe ich nun wieder die Quelle:

„Dies könnte Ihnen helfen... ...aber ich weiß nicht genau wie“
(PH 11/2008, S. 72 bis 77)

Paran
2010-02-12, 19:15:40
Es gibt aber Placebo Tabletten auf dem Markt. Wofür (außer zum Verschreiben) sollten die sein?

Bei uns wird P-Lichtenstein nur in der Klinik verwendet.

Da wird es dann als Placebo genommen, wenn ein Patient über Schmerzen klagt obwohl er schon genügend Analgetika bekommen hat,
wobei dies sehr kritisch zu beobachten ist.

Auf der letzten gastrointestinalen Station wo ich war, wurde das öfters mal genommen. Oder auch mal NaCl gespritzt als Placebo. Meist aber mit Rücksprache eines Arztes. Schmerzen sind nicht ohne Grund da.

Auf der hämatoonko Station hier wird aber nie ein Placebo genommen. Eher bekommen Patienten flächenddeckend Medis. Opiumtropfen, Novalgin, Morphin, alles zusammen.


Aber bei Spiegelmedikamenten wird ein Placebo mEn eh nie Sinn bringen, gerade um mal zu testen, ob der Patient auch mit einem Placebo klar kommt....