Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Solaris (Roman) - Frage
Murhagh
2010-03-08, 16:23:46
Hallo Leute,
ich habe vor ein paar Tagen Solaris von Lem zu Ende gelesen. Erstmal: Ein sehr faszinierendes Buch. Allerdings auch recht schwere Kost, wie ich finde. Besonders zum Ende sind mir ein paar Dinge unschlüssig.
Anmerkung: Ich verzichte jetzt absichtlich auf die Spoiler Tags. Wer das Buch noch lesen will, bitte hier nicht weiterlesen. Ich gehe direkt auf das Ende des Buches ein!
Nachdem nun die "Rettung" da ist (der Sternenkreuzer), fliegt Kelvin auf einen Memoiden. Hier trifft er jetzt die Entscheidung auf der Forschungsstation zu bleiben. Aber warum tut er das? Warum will er für Jahre allein auf der Station bleiben? Er sagt, dass er lediglich eine Erwartung hat. Er vermisst ja anscheinend nicht mal seine "Frau" bzw. es ist nicht seine eigentliche Intention diese durch das Bleiben auf der Station wiederzutreffen.
Erhofft er sich doch einen näheren Kontakt zum "Ozean"? Ist es für Ihn als Mensch das einzig sinnvolle auf Solaris zu bleiben, statt auf die überfüllte Erde zurückzukehren?
Hoffe, jemand kann mir und meinem Verständnis ein wenig auf die Sprünge helfen.
Viele Grüße,
Murhagh
Murhagh
2010-03-17, 11:22:28
Niemand. ;(
jorge42
2010-03-17, 11:58:25
ich hab das Buch mal vor Jahren gelesen, kann aber deine Frage nicht beantworten.
Stell deine Frage mal hier rein
http://www.scifinet.org/scifinetboard/
dort können dir Einige was dazu sagen. Ist leider nicht mehr allzu viel los dort, aber dafür sehr fitte Leute vom Fach.
RaumKraehe
2010-03-17, 12:30:15
Es ist auch sehr lange her, das ich das Buch gelesen habe und so genau kann ich mich an das Ende nun auch nicht mehr errinern, obwohl ich es sicher ein paar mal gelesen habe.
Meine Vermutung:
Da er ja weiß das er es nicht schaffen wird mit seiner "Phantomfrau" an dessen Selbsmord er ja irgend wie auch schuld war wieder zur Erde zurückzukehren, weiß er schlicht nicht mehr was er dort soll. Möglicherweise möchte er auf Solaris bleiben, in der Hoffnung das sie dort irgend wann wieder auftaucht um mit ihm dort zu leben.
Aber nur ne Vermutung, shon lange her.
Wolfram
2010-03-17, 13:51:34
Glaub nicht, daß sich das endgültig beantworten läßt. Vielleicht zieht er die Phantome seiner Erinnerung der "Wirklichkeit" vor, was wie der ganze Roman die Frage aufwirft, was denn eigentlich real ist, angesichts der Subjektivität der Wahrnehmung und der Vermischung von Wahrnehmung und Erinnerung. Vielleicht ist es in erster Linie der Forscherdrang oder schlichte Neugier, vielleicht alles auf einmal.
nggalai
2010-03-17, 13:58:02
Meiner Meinung nach ist das Ende absichtlich recht … schwammig gehalten. Auch, damit jeder seine eigenen Ideen, wie dem „Ozean“ entsprungen, darauf projizieren kann. Lem war die Metaebene in seinen Geschichten immer recht wichtig.
Meine persönliche Interpretation: Kelvin, viel mehr der Philosoph als Wissenschaftler, hat eingesehen, dass er ohne seine Phantomfrau auf der Erde eh nicht glücklich wird. Und dass eigentlich nur das Zeitlose im „Ozean“ wirklich erstrebenswert ist, sowohl als Mensch als auch – ironischerweise – als Individuum. Alles-ist-eins unzo, grob gesagt.
Und um diese Zen-mäßige Einsicht beibehalten zu können, nun ja, da bietet sich die Station mehr an als die durchwegs sehr unattraktiv geschilderte Erde. Man vergleiche nur den Einsatz von Adjektiven, wenn es im Buch um die Erde geht und wenn um Solaris.
Das war auch mein Hauptproblem mit der Clooney-Verfilmung: Einerseits wurde diese Einsicht zwar transportiert, aber Kelvin ging trotzdem zumindest im Kopf zurück auf die Erde. Wobei, wenn ich so darüber nachdenke … hat er das wirklich getan?
Murhagh
2010-03-27, 10:13:59
Wah, Thread vollkommen vergessen. :(
...Meine Vermutung:
Da er ja weiß das er es nicht schaffen wird mit seiner "Phantomfrau" an dessen Selbsmord er ja irgend wie auch schuld war wieder zur Erde zurückzukehren, weiß er schlicht nicht mehr was er dort soll. Möglicherweise möchte er auf Solaris bleiben, in der Hoffnung das sie dort irgend wann wieder auftaucht um mit ihm dort zu leben...
Auftauchen könnte sie ja nur, wenn er diesen Generator aussschaltet, den der andere Wissenschaftler gebaut hat. Dieser verhindert ja, dass sich die Strukturen bilden, aus denen die Besucher sind. Soweit ich Kelvin verstanden habe, erwartet er das auch gar nicht, dass seine "Frau" wiederkehrt.
Meiner Meinung nach ist das Ende absichtlich recht … schwammig gehalten. Auch, damit jeder seine eigenen Ideen, wie dem „Ozean“ entsprungen, darauf projizieren kann. Lem war die Metaebene in seinen Geschichten immer recht wichtig.
Meine persönliche Interpretation: Kelvin, viel mehr der Philosoph als Wissenschaftler, hat eingesehen, dass er ohne seine Phantomfrau auf der Erde eh nicht glücklich wird. Und dass eigentlich nur das Zeitlose im „Ozean“ wirklich erstrebenswert ist, sowohl als Mensch als auch – ironischerweise – als Individuum. Alles-ist-eins unzo, grob gesagt.
Und um diese Zen-mäßige Einsicht beibehalten zu können, nun ja, da bietet sich die Station mehr an als die durchwegs sehr unattraktiv geschilderte Erde. Man vergleiche nur den Einsatz von Adjektiven, wenn es im Buch um die Erde geht und wenn um Solaris.
Das war auch mein Hauptproblem mit der Clooney-Verfilmung: Einerseits wurde diese Einsicht zwar transportiert, aber Kelvin ging trotzdem zumindest im Kopf zurück auf die Erde. Wobei, wenn ich so darüber nachdenke … hat er das wirklich getan?
Stimme dir zu. Die Erde wird wirklich alles andere als attraktiv geschildert. Jedoch empfinde ich die Forschungsstation auch nicht als wirklich attraktiv. Daher auch mein "Unverständnis", dass Kelvin allein dort bleiben will. Einzig, was ich mir noch vorstelen kann, dass ihn der Kontakt zum Ozean reizt. Er erhofft sich neue Erkenntnisse und Einblicke in sich selbst, die ihm nur der Ozean liefern kann. Natürlich ist die Unattraktivität der Erde ebenfalls ein Grund, auf Solaris zu bleibe.
Ich kenne leider den Clooney-Film nicht, um den Vergleich zum, Buch zu ziehen. ;(
snutzer
2010-03-28, 19:02:12
Ich kenne leider den Clooney-Film nicht, um den Vergleich zum, Buch zu ziehen.
Tue ihn dir bitte nicht an. Hab mich damals wirklich auf die Verfilmung gefreut und war nur noch enttäuscht als ich aus dem Kino kam. Was zum Teil an Cloney liegt. Da hätten sie wirklich einen unbekannten Schauspieler nehmen sollen.
Den Roman muss ich mir demnächst auch mal wieder durchlesen. Fand den immer so schön SF mässig.
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