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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Anstrengende Freundschaft


Gast
2010-03-21, 18:25:16
Mhh, wie soll man das nur erklären. Ich machs mal so.

Unser Freundeskreis war schon immer ein Haufen voller Freaks. Nahezu jede politische Richtung(außer die wirklich Extremen^^) ist vertreten, ebenso viele verschiedene Interessen. Einige Leute kennen sich wirklich schon sehr lange(Grundschule und frühes Gymnasium). Naja sagen wir es so, wir stellen keine besonderen Bedingungen an uns selbst, nur an die Freundschaft, welcher jeder relativ gut pflegt...naja bis seit einiger Zeit.

Aber dazu muss ich etwas ausholen:
Zwei Kumpels in unserem Kreis sind Brüder. Den Kleinen kennen wir nur über den großen Bruder. Beide waren meistens immer dabei, wenn wir was unternommen haben. Das ist jedoch des öfteren sehr schwer gewesen, da die beiden einen ziemlich strengen Vater haben. Ich weiß nicht, ob ich das so schreiben kann, da ich selbst nicht viel aus erster Hand weiß.
Daher ist die folgende Beschreibung nur waage richtig:
Der Vater ist ein Tyrann, er unterdrückt seine Frau und seine Kinder. Er spart an jeder Ecke(ein wahrer Pfennigfuchser!), so auch bei den Kindern. Das war noch sehr früh. Also diese beiden Brüder sind zwar meistens etwas komisch gewesen, aber eigentlich voll in Ordnung. Wobei in den frühen Jahren der Bekanntschaft der Jüngere meistens der Liebling des Vaters war(Ging in die Kirche, hat immer mit dem Vater was unternommen), während der Ältere eher das schwarze Schaf war(Er hat eine Vorliebe für Manga-Animes entwickelt, wohl um von der Realität zu fliehen. Ebenso hat uns der Vater die Schuld gegeben, dass der ältere Bruder so wurde). Wie dem auch sei, dennoch lief alles ziemlich normal ab, wenn die Brüder öfters nicht dabei waren, da sie Stress daheim hatten. Naja die Brüder verstanden sich auch nicht so gut, wie man es erwarten würde. Was da genau vorgefallen ist, kann ich nicht sagen. Dem Älteren ist die Familie meistens scheissegal gewesen.

Der Anfang der Problematik war dann, dass der Kleine anfing extrem abzunehmen. Er war vorher schon etwas mollig, aber das hat er ziemlich krass abgenommen. Wir haben uns da nix dabei gedacht, aber so ein extremes Abnehmen fällt natürlich irgendwann auf. Ebenso rauchte er und trank für seine Verhältnisse sehr viel. Drei Bier und ein bisschen Wein bringen ihm mittlerweile zum Kollaps. Immer wenn der Kleine zuviel ins Glas geschaut hat, war der Vater natürlich bemüht die Schuld auf uns zu schieben, so wie auch beim großen Bruder. Wir waren immer Schuld, wenn die Kinder Mist gebaut haben.

Naja der totale Zusammenbruch geschah erst, als der große Bruder zum Studieren anfing. Er machte mit einem anderen Freund aus dem Kreise eine WG auf. Da aufeinmal gab es den totalen Umschwung bei dem Vater. Der Ältere war nicht mehr das schwarze Schaf, sondern war das Vorbild der Familie(im Allgemeinen waren die Eltern zwar sehr stolz auf die Kinder, jedenfalls prahlten sie bei jeder Gelegenheit damit, allen voran der Vater, jedoch waren die Kinder meistens nicht sonderlich glücklich). Nun war der Kleine da Schwarze Schaf und wurde wohl bei jeder Gelegenheit vom Vater zur Sau gemacht. Er selber hat mal gemeint, dass er es ihm nicht mehr recht machen kann. Wir haben trotzdem versucht mit ihm viel zu machen, dass er von daheim wegkommt.
Wir wollten mal in ein Cafe gehen, er sollte natürlich dabei sein, aber er kam nicht. Wir haben dann bei ihm am Handy angerufen, er ging zwar ran und meinte, dass sein Vater total ausgetickt ist. Das Resultat war, dass der Vater uns im Cafe besuchen kommen wollte oder uns die Polizei oder irgendwelche Russen auf den Hals schicken wollte. Ebenso fand der Vater raus, dass der Kleine rauchte. Er war schon 18, was dem Vater nicht dran hinderte ihm Handy, EC-Karte und vieles weitere wegzunehmen.
Der Vater behauptete zwar, dass wir Drogenabhängig wären, was nur insoweit stimmte, dass wir schonmal gekifft haben.

Nunja nun kommt ein scheinbarer Wendepunkt in der Geschichte. Der Vater hat mittlerweile das totale Untergewicht des Kleinen bemerkt und hat ihm zu Fressen gezwungen. Der Kleine hat das nicht so gewollt und hat dann eine gescheuert bekommen. Er ging dann zur Polizei, Jugendamt, Arzt, etc. Er hat es nicht mehr ertragen. Er durfte dann ein paar Tage bei seinem Kumpel übernachten, daheim hatte er es nicht mehr ausgehalten. Wie dem auch sei, die schönste Zeit geht auch rum und dann wohnte er wieder mal daheim. Eines Tages ging er wohl mit einem blauen Auge zur Schule. Er ging nochmal zum Arzt und Jugendamt. Nun wurde er sofort ins Krankenhaus gebracht. Die Ärztin hat wohl gemeint, dass er gestorben wäre, wäre er noch zwei Wochen daheimgeblieben. Blutdruck extrem niedrig.

Im Krankenhaus blieb er etwa 4 Wochen, danach wieda ab nach Hause. Am Anfang lief alles wieder besser, scheinbar...aber die Magersucht kann man nicht so leicht besiegen...ebenso familiäre Umstände.

Vorgeschichte zu Ende.

Der Kleine hat sich verändert...total verändert. Vorher war ein fester Teil des Freundeskreises nun ist er nich mehr wiederzuerkennen. Der Vater hat sich anscheinend geändert, wenn man die Familie so reden hört. Dem großen Bruder hat die Situation nicht wirklich berührt. Ihm war es eigentlich total egal, was so passiert. Natürlich fand er es nicht toll, wenn daheim die Sau los is.

Der Kleine Bruder lacht nicht mehr, trinkt viel, isst aber nicht viel und ist sonst komplett anders. Vor allem die Schnorrerei ist ziemlich krass geworden. Die war zwar da schon vorher existent, aber mittlerweile ist sie total außer Kontrolle gegangen.

Beispiel bei einer Lanparty. Er hat dort alle Rucksäcke durchwühlt und gefragt ob er was haben kann. Ein teurer Gegenstand ist kurz darauf auf der LAN verschwunden. Wir haben alles auf den Kopf gestellt und jede Person durchsucht(Gegenstand war extrem wichtig, auch von freundschaftlichen Wert). Wir haben schon den Verdacht gehabt, dass der Kleine diesen Gegenstand entfernt hat. Er selber hat bei jedem Thema immer ablenken wollen. Auf einmal lag der Gegenstand mitten unter dem Tisch, wo wir schon paar Mal nachgeguckt haben. Der Kleine hat ihn natürlich gefunden gehabt.
Auch wenn wir mal woanders weg waren, dann will er von seinen Kumpels was schnorren. So in dem Dreh, dass er behauptet, dass wir ihm sowieso was schulden und er sich das jetzt zurückholen will("kann ich eine Zigarette haben, ich hab ja eh immer Zigaretten spendiert, gedreht"; "kann ich ein Bier haben, ich hab immer was ausgegeben").
Wir waren dann wieder in einem Cafe für etwa 2 Stunden. Er hat währendessen ein Expresso getrunken, jeder etwa zwei Bier. Natürlich hat er wieder gefragt ob er Zigaretten oder Bier haben kann.

Ich würde sein Verhalten verstehen, wenn er kein Geld hat. Aber er hat Geld, er hat für ein halbes Jahr im Supermarkt nebenher gearbeitet, für etwa 300€ im Monat(er sit ja noch Schüler). Geld hat er so genug, er bestellt auch die ganze Zeit was im Internet.

Auch so ist er nicht mehr so ein Kumpel für uns. Er ist extrem anstrengend geworden. Wir wissen nicht weiter. Mittlerweile ist er bei einem Psychologen, nach dem Abitur wird er wohl auf die Kur gehen.

Sein Bruder hat sich vollkommen von ihm distanziert. Er sagt einfach, dass er psychisch krank ist, sonst könnte er normal rational denken.
Wir können ihn nicht so verstehen, warum seine Familie ihm so egal ist, aber da ist bestimmt schon mehr vorgefallen.

Sein Vater hat nun eine andere Taktik um seinen Willen durchzusetzen. Er redet aufs Gewissen des Kleinen ein um ihm von uns fernzuhalten. Wie auch bei seinem Geburtstag. Wir wollten ins Cafe gehen, er hatte auch wirklich Lust dazu. Aber irgendwann hatte er seine Meinung geändert und meinte so, dass wir wegen ihm nix tun brauchen. Erst später sollten wir erfahren, dass sein Vater ihm das indirekt verboten hatte.
Natürlich will der Vater nicht irgendeine Schuld tragen, die Familie ist ja nicht kaputt genug. Bei Verwandten sagt der Vater, dass der Sohn drogenabhängig ist und dass wir total schuld dran wären. Also drogenabhängig ist er nicht, ebenso glaube ich kaum, dass wir schuld dran sind. Vll ist der Freundeskreis wirklich zu krass anstrengend, weil wir Freaks sind. Ich meine, dass der Vater an allem Schuld ist.
Natürlich läuft schon ein Verfahren, wegen Körperverletzung gegen ihn, aber was er noch so gebracht hat, da könnten man ihn nochmal dran kriegen.
Aber das sollte so reichen.

Naja ich hab so ungefähr alles gesagt...ich könnte noch deutlich mehr bringen. Viel mehr, aber das würde alles sprengen. Vll hat schon jemand sowas hier erlebt. Wir wollen die Freundschaft beibehalten, aber da kommt nix mehr von ihm zurück. Er will irgendwie nicht mehr.

Was sollen wir mit den Kleinen tun? Nicht wiederzuerkennen und teilweise einfach extrem unausstehlich...



Bis dene...

Lawmachine79
2010-03-22, 12:36:08
Was sollen wir mit den Kleinen tun? Nicht wiederzuerkennen und teilweise einfach extrem unausstehlich...



Bis dene...
Fallenlassen, aber nicht abschreiben und Brücken lassen. Ist doch einfach.

Surrogat
2010-03-22, 13:15:24
erstmal distanzieren aber nicht komplett aufgeben, jeder ändert sich mal...kann eine Schutzfunktion sein

Übrigens: "vage" und nicht "waage"

Gast
2010-03-22, 16:54:29
Ich hoffe er ändert sich wieder. Abschreiben is nicht drin. Wird auch nie drin sein, wir sind seine einzigen wahren Freunde. Natürlich ist unser Freundeskreis extrem anstrengend, aber das war er schon immer(und da bekommt jeder sein Fett weg).

Gibt es denn keine Möglichkeit ihn wieder zur Besinnung zu bekommen? Oder ihn irgendwie zu unterstützen? Ihm gehts wirklich nicht gut, das weiß jeder. Nach Hilfe hat er noch nie gefragt, wenn er es würde, dann würde er jede von uns bekommen.

Gast
2010-03-22, 17:53:33
Ich hoffe er ändert sich wieder. Abschreiben is nicht drin. Wird auch nie drin sein, wir sind seine einzigen wahren Freunde. Natürlich ist unser Freundeskreis extrem anstrengend, aber das war er schon immer(und da bekommt jeder sein Fett weg).

Gibt es denn keine Möglichkeit ihn wieder zur Besinnung zu bekommen? Oder ihn irgendwie zu unterstützen? Ihm gehts wirklich nicht gut, das weiß jeder. Nach Hilfe hat er noch nie gefragt, wenn er es würde, dann würde er jede von uns bekommen.

Vll hab ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Unser Kumpel ist magersüchtig. Er wiegt etwas über 40kg...ich denke wir sind fast das letzte was ihm bleibt. Familiäre Unterstützung gibt es ja kaum. Wenn wir ihm jetzt fallen lassen, dann wars das. Ja, er gehört sich auf Kur, aber Abitur muss er noch machn.

Ist echt ne kagg Situation...ich weiß.


btw. der zitierte Gast bin ich.

Rooter
2010-03-22, 19:52:43
Ich hätte ihn mir schon bei der Rucksackdurchwühlaktion zur Brust genommen... :|

Welche Altersgruppe seid ihr (du, die Brüder...)?

Ich würde es noch bis zu seinem Abi tolerieren, dann weitestgehend fallenlassen wie oben schon geschrieben. Wie stehen eigentlich seine Chancen beim Abi?

MfG
Rooter

Nakai
2010-03-22, 20:24:50
Ich schreib etz registriert, Gast-sein nervt.;)

Um die 20. Die Älteren des Freundeskreises studieren schon, die Jüngeren beenden gerade die Schule.

Wie vorhin schon gesagt, Fallenlassen kommt nicht in Frage. Ich gehe eh davon aus, dass der Freundeskreis in den nächsten Jahren total auseinanderbricht, wegen Studium und so.
Seine Chancen stehen nicht schlecht im Abi. Lernen kann er. Die letzten Monaten waren wirklich hart für ihn, das hat man auch in der Schule gemerkt...

Fallenlassen kommt nicht in Frage...aber so wie er sich verhält, kann es nicht weitergehen.


mfg

Rooter
2010-03-22, 21:44:52
Ja was kommt denn dann in Frage? Meinst du gut zureden hilft!? :|

MfG
Rooter

MegaManX4
2010-04-02, 12:00:27
Grundsätzlich ist das alles nicht dein Problem. Der Junge hat Probleme Die du nicht wirst lösen können. Daher mein Rat: Zieht euch erst einmal zurück und schaut was passiert. Manchmal hilft nur abwarten.

Dicker Igel
2010-04-02, 20:01:13
weil wir Freaks sind

Inwiefern ?

doublehead
2010-04-02, 20:33:11
Wenn er wirklich magersüchtig ist, dann hilft ihm keine Freundschaft. Das kann ein stabilisierender Faktor sein, unter Umständen, aber wirklich helfen kann in dem Fall nur eine Therapie. Da steckt mehr dahinter, und damit sind Freunde letztendlich schlicht und einfach überfordert.

Aber den Schritt zu einer Therapie muss er auch selbst wollen, sonst bringt das auch nichts. Das könnte man ihm nahe legen, eindringlich mit dem Hinweis dass Ihr euch Sorgen macht, aber mehr kann man als Aussenstehender nicht tun.

Nakai
2010-04-04, 00:38:08
Grundsätzlich ist das alles nicht dein Problem. Der Junge hat Probleme Die du nicht wirst lösen können. Daher mein Rat: Zieht euch erst einmal zurück und schaut was passiert. Manchmal hilft nur abwarten.

Das wissen wir selber. Er hat blos nicht wirklich Freunde außer uns.

Aber den Schritt zu einer Therapie muss er auch selbst wollen, sonst bringt das auch nichts. Das könnte man ihm nahe legen, eindringlich mit dem Hinweis dass Ihr euch Sorgen macht, aber mehr kann man als Aussenstehender nicht tun.

Er muss ne Therapie machen, das ist klar. Und wir werden ihm da schon eindringlich die Therapie anraten.

Inwiefern ?

Sehr schwer zu beschreiben.
Ich sags mal so, nimm aus jeder Szene eine Person und schmeiss sie in den Freundeskreis und rühre alles mit einer Brise Zynismus im Topf um. Für viele Außenstehende ist das unerträglich.


Tja anscheinend kann ma da ned viel machen, was ich sehr schade finde. Er hats wirklich ned leicht, wir unterstützen ihn auch weiterhin gerne, aber irgendwann geht es nicht mehr.
Wir haben ihn schon tausendmal angeraten gegen seinen Vater vorzugehen. Irgendwann hat er es auch mal gepackt und hat sich gewehrt. Aber seit er von dem Krankenhausbesuch wieder da ist, ist wieder alles wie früher. Nichts hat sich geändert. Daheim isst er nichts (wohl wegen dem Vater) und wenn er mit uns weg ist, dann haut er sich den Bauch voll und schnorrt jeden an.



mfg