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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : You-Übersetzung


JesusFreak_83
2010-06-04, 08:14:40
Hallo,

ich frage mich gerade bei Filmen, ob es eine Regel im englischen gibt, wann man "you" mit dem persönlichen "Du" und wann mit dem förmlichen "Sie" übersetzen.
Kann man das rein nach dem Motto machen "die beiden verstehen sich jetzt so gut, dass man es mit du übersetzen kann" oder funktioniert das anders?

Gruß
JesusFreak

nggalai
2010-06-04, 08:31:33
Im Englischen wird eben ned unterschieden, entsprechend liegt es in der Hand des Übersetzers, was angemessen wäre.

Die „Stufen der Vertrautheit“ wären in etwa so:

Mr/Mrs/Ms/Titel [Nachname], nur Nachname, Vorname, Spitzname, Kosename.

Die meisten Übersetzer verwenden das deutsche „Du“, sobald sich die Leute im Original mit Vornamen ansprechen. Das funktioniert nicht immer gut; im Englischen nennt man sich auch im Geschäftsalltag recht schnell beim Vornamen, ohne dass da großartige Freundschaft wäre[1]. Und im Deutschen gibt’s z.B. an Gymnasien auch die komische Form „Sie können das so nicht machen, Christoph“.

Cheers,
-Sascha

[1]: Was im Deutschen oft zu ANGEBER! führt, wenn wer sagt „… und dann hab ich Hans-Ruedi zu einem Drink eingeladen“. Im Angelsächsischen wäre so eine Formulierung normal und würde nicht insinuieren, dass man jetzt der neue beste Freund von H.R.Giger ist. Im deutschsprachigen Raum kommt man allerdings schnell so rüber, als wolle man sich durch „Assoziation“ selbst aufwerten.rb

JesusFreak_83
2010-06-04, 08:36:52
Ah ok, danke nggalai, so habe ich es vermutet.

BAGZZlash
2010-06-04, 08:48:01
Erfahrungsgemäß wird tendenziell eher zu häufig eine "Vorname-Sie"-Kombination eingesetzt. Nicht selten habe ich es gesehen, dass Protagonisten sich beim Vornamen nennen, aber siezen. Dann haben sie Sex und plötzlich wird geduzt... :smile:

Auch, dass sich privat geduzt wird, im "Geschäftsleben" aber gesiezt, ist eine gangbare Lösung. Man könnte aber sagen, dass das ein wenig praxisfern ist. Kommt zwar im Deutschen im wirklichen Leben auch gelegentlich vor, aber wohl doch nicht so häufig, wie die Medien uns das vorleben.

Auch in der Realität kommt es manchmal zu seltsamen Konstellationen: Ein Bekannter vor mir wird von mir gesiezt und als Herr XY angesprochen, er seinerseits siezt mich auch, nennt mich aber beim Vornamen. Das alles ist irgendwie so gewachsen und hat nix mit Übersetzungen zu tun, ich finde es aber trotzdem immer wieder irgendwie merkwürdig.

Poekel
2010-06-04, 16:50:56
Das Problem ist wohl, dass es eigentlich kein richtiges Äquivalent im Englischen gibt. Bestimmte Höflichkeitsfloskeln könnten vielleicht so etwas Ähnliches sein, aber eigentlich verzweifeln die Engländer häufig an dem Konzept "Sie", da für sie die Regeln einfach unglaublich komplex sind:

http://htwkbk.wordpress.com/2010/01/04/when-to-use-du-and-sie/

Bei Filmen kommt es auch auf die Qualität der Übersetzung an. Einer guten Übersetzung merkt man an, dass deutsche Muttersprachler, die genügend Zeit hatten, entscheiden zu können, ob Du oder Sie passt, daran mitgewirkt haben. Bei einer schlechten merkt mans dann auch sofort.