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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Tele(Heim)arbeit – yay or nay?


nggalai
2010-06-09, 10:28:42
Moin,

dieser Thread ist als prinzipielle Diskussion zum Thema „Tele(heim)arbeit“ gedacht. Ein Thread zum Thema „Konkrete Probleme und Lösungen der Heimarbeit“ ist auch im Forum zu finden. Bitte, wenn’s geht, ned zu sehr vermischen, ja?

Item.

In der Schweiz hat sich erst vor kurzem wieder einmal ein Bundesrat für die Telearbeit ausgesprochen. Sei ökologisch sinnvoller, der ÖV würde entlastet und damit billiger und der Heimarbeiter wäre freier.

Dem gegenüber stehen solche Probleme wie die Trennung Privat <-> Geschäftlich: Wenn die Kids ausm Kindergarten heimkommen und der Pappi sitzt in seinem „Büro“, weil er noch arbeitet, kann das problematisch werden. Oder aber die pensionierten Schwiegereltern oder Nachbarn kommen öfters einfach mal so zum Kaffee vorbei, weil, „man ist ja zuhause“. Und verstehen nicht, dass Du sie nicht reinlässt oder nach zehn Minuten verjagst, weil Du arbeiten musst.

Prokrastination ist ein weiteres Problem: Du hast keinen Gruppen-Druck, Deine Arbeit jetzt zu erledigen. Der TV lockt, die Couch, die Küche müsste endlich mal geputzt werden, das Bad auch, oh, was Neues im Internet? Ja, ja, ich mach das dann schon noch rechtzeitig fertig …

Oder die Erwartungshaltung durch den Partner: Man sitzt ja den ganzen Tag daheim, also kann man doch sicher mal kurz die Wäsche machen oder das Staubsaugen übernehmen. Weshalb sind die Hemden noch nicht gebügelt? Hast Du heute denn gar nichts gemacht, während ich im Büro saß??? Wie jetzt, wir sollen an MEINEM FREIEN TAG einkaufen fahren?????!!!!!

Insbesondere im familiären Umfeld sehe ich da ein Problempotential.

Dafür ist man tatsächlich etwas freier: Es ist weniger relevant, wie Du Deine Arbeit einteilst, als dass Du das Ergebnis rechtzeitig einreichst. Du bist in der vertrauten Umgebung, sparst Geld für Kleidung (ein Anzug und ein Hemd für Meetings reichen, ned x davon für jeden Tag), Essen (selbst kochen!) und Fahrkosten/Auto-Unterhalt. Du sitzt kurz nach dem Frühstück an der Arbeit und musst nicht 2h früher aufstehen und Dich durch Pendler drängen (oder mit verpassten Zügen herumschlagen), um dann gegebenenfalls extrem genervt im Büro anzukommen.

Wie seht Ihr das? Ich bin mir unschlüssig, ob Teleheimarbeit für einen Großteil der Arbeitnehmer sinnvoll ist. Auch schlage ich mich noch nach Jahren der Heimarbeit (allerdings als Selbständiger) mit gewissen Problemen herum, die in der Agentur nicht existierten. Dennoch überwiegen bei mir die Vorteile beträchtlich, so dass ich mir nur schwer vorstellen kann, jemals wieder freiwillig in einem Büro die Stechuhr zu drücken.

Cheerio,
-Sascha

Xanatos
2010-06-09, 10:40:51
Ich kann sowas nicht, hat aber für bestimmte Leute durchaus Vorteile.

Surrogat
2010-06-09, 10:57:05
mir fehlt die Auswahloption "Finde ich prinzipiell klasse, bringt aber seine eigenen Probleme mit sich"

Mr_Snakefinger
2010-06-09, 11:14:07
Hab jetzt mal für die erste Option gevoted ([x] Finde ich klasse, mache ich).

ABER:

Mache selber keine klassische Tele-/Heimarbeit im Sinne von "ich bleibe generell zu Hause und arbeite nur von dort". Ist vielmehr eine Option für mich, wenn ich im "normalen" Büro nicht genug Ruhe zum Arbeiten habe oder an einem Freitag, wenn ich die ganze Woche schon auswärts beim Kunden war, entspannt meine Brocken machen möchte. Oder ich nehme die Möglichkeit gerne in Anspruch, wenn ich später am Tag noch Telefonkonferenzen mit amerikanischen Kollegen habe, die logischerweise auf Grund der Zeitverschiebung nicht früher möglich sind.

Trotzdem sehe ich natürlich auch Probleme, die es zum aktuellen Zeitpunkt bei mir noch nicht gibt.

MiamiNice
2010-06-09, 12:06:38
Ich hatte mal einige Monate von zuhause aus gearbeitet und es war eigendlich recht angenehm. Klar die Vorteile liegen, wie von Dir schon ausreichend beschrieben, ganz klar auf der Hand.
Allerdings konnte ich es nicht durchziehen, da meine Anwesenheit in der Firma doch schon ab und an gebraucht wird. Mittlerweile sitze ich wieder jeden Tag in meinen Büro einfach weil es mir auf den Sack ging ständig hin und her zu fahren um etwas zu besorgen, oder um mir vom Cheffe eine neues Projekt unterbreiten lassen oder Mitarbeitern zum 100x erklären muss wie die EDV funtzt. Ausserdem hab ich hier meine Schafe alle im Auge und wen was passiert bin ich direkt zur Stelle.

Oliver_G
2010-06-09, 12:08:17
[x] Find ich ab und an gut, muss und sollte aber nicht immer sein

Alexander
2010-06-09, 12:12:46
Ich würde es gerne an einigen tagen die Woche machen. Aber ich lasse mich zu leicht ablenken. Es funktioniert bei mir also mehr schlecht als recht. Was soll ich nun ankreuzen?

drexsack
2010-06-09, 12:16:39
Anisch finde ich es nicht verkehrt, als Student arbeitet man ja auch sehr viel zu Hause. Dauerhaft hätte ich aber keine Lust dazu.

V2.0
2010-06-09, 12:17:02
Fände ich klasse für so 2 Tage die Woche.

Shink
2010-06-09, 12:18:44
Ich war für Jacke/Hose.

Ich hab das mal gemacht und war damit mE effektiver und motivierter als im Büro.
Aber dafür brauchts einige Voraussetzungen:
- Die Arbeit muss dafür passen. Soll heißen: Man muss genau wissen was das Ziel ist, darf nichts delegieren und es darf kein wie auch immer geartetes Team mitarbeiten. Ansonsten ist es immer besser man sitzt im selben/benachbarten Büro und spricht ungezwungen miteinander.
- Mit Familie kann man das vergessen. Ist zumindest bei mir so. Wenn das Kind brüllt und die Frau am Verzweifeln ist kann man sich noch so toll in ein Büro sperren: Das wird nix.
- Selbstdisziplin. Wer Probleme mit Prokrastination hat kann das natürlich vergessen.

Freakazoid
2010-06-09, 12:30:31
Ich mache seit 3 Jahren IT Arbeiten nebenher. 50% Zuhause, 50% Vor Ort. Find ich ideal, Disziplin vorausgesetzt.

iFan
2010-06-09, 12:33:55
Yay, kann ich mindestens 1x Mal die Woche machen, meist am Freitag. Kann mir damit den 40km Büroweg sparen. Zuhause geht die Arbeit auch wesentlich flotter und müheloser von statten, zumindest bei mir.

medi
2010-06-09, 12:44:19
Habs 2 Jahre immer 1 Woche im Monat gemacht und bin da eher zwiegespalten. Klar kann man sich seine Zeit einteilen aber effektiver bin ich dann doch auf Arbeit da ich mich zu Hause zu leicht ablenken lasse. Ausserdem besteht oft die Gefahr nicht zu wissen wann Schluß ist.
Ich glaube es gab sogar mal ne Studie in der sich heraus stellte, dass Heimarbeiter mehr Zeit aufwenden als Leute, die in der Firma schaffen - aber die selbe Zeit abrechnen.

Ajax
2010-06-09, 12:48:40
Ich persönlich finde es klasse. Keine Pendelei zur Arbeit. Viel Zeitersparnis und telefonisch und Pc-mäßig kann man das ganz gut auch von daheim aus machen. Wichtig wären mir aber 1/2 Präsenztage auf der Arbeit. Imho wird die soziale Komponente in einem Team häufig unterschätzt.

nggalai
2010-06-09, 13:30:55
Danke für Eure bisherigen Beiträge! Interessant!

Stellvertretend betreffend Poll-Punkte:

Ich würde es gerne an einigen tagen die Woche machen. Aber ich lasse mich zu leicht ablenken. Es funktioniert bei mir also mehr schlecht als recht. Was soll ich nun ankreuzen?
„Würde gerne machen“: Würde = mach ich z.Z. nicht, Gerne = find ich klasse. Ob/welche Probleme, dafür ist ja der andere Thread da.

Der Poll ist logischerweise nicht super-detailliert aufgeschlüsselt. Wer Mühe mit der Abstraktion hat, darf gerne auch auf Jacke/Hose klicken.

Oh, und es geht PRINZIPIELL um Telearbeit. Nicht ausschließlich zu 100 %, sondern auch, wenn man das zwischendurch oder häufiger macht. :)

Rooter
2010-06-09, 17:59:33
[x] Find ich klasse, würde ich gerne machen.

Wobei bei mir Prokrastination sicher ein Problem wäre... :redface:

MfG
Rooter

Detritus
2010-06-11, 10:36:08
[X] Finde ich klasse und muss ich auch machen.

Leider nur einen Tag pro Woche, aber das ist evtl. ausbaufähig.

_DrillSarge]I[
2010-06-11, 10:38:18
mir fehlt dann einfach die motivation. gerade über einen längeren zeitraum.

Matrix316
2010-06-11, 11:20:30
Kommt drauf an, wenn man ein abgeschlossenes Büro ohne Ablenkung hat, kanns funktionieren, aber irgendwie würde mir auch die Büroatmosphäre fehlen.

mf_2
2010-06-11, 22:16:22
Ich arbeite aktuell in einem Büro und denke dass ich (zumindest noch) nicht für die Heimarbeit gut wäre. Da würde es mir vermutlich auch an der Disziplin fehlen, außerdem ist es so schon immer so öde am Wochenende hier im 1 Zimmer Apartment alleine rumzuhocken, da finde ich es im Büro mit anderen Leuten echt angenehm. ;-)
Man identifiziert sich auch mehr mit dem Unternehmen wenn man im Büro mit den anderen arbeitet.

Gerade bei uns im Unternehmen ist die Atmosphäre eher familiär. Es gab wohl mal ne Zeit (bevor ich da angefangen habe), da waren viele Leute 5 Tage die Woche beim Kunden. Daraufhin hat man den Freitag freigeschaufelt für Arbeit im Büro - damit man noch weiß wo man eigentlich arbeitet.

Allerdings gibt es speziell wenn ich den ÖPNV nehmen muss und es im Winter mal wieder so Matschwetter mit Dauerregen hat schon manchmal so Gedanken wie "Hach, jetzt von zu Hause arbeiten - schön im warmen Appartment mit VPN in die Firma einwählen und sich den ÖPNV Stress sparen können, das wär schön". Aber dauerhaft: Nein.

Matrix316
2010-06-11, 23:03:10
Kommt auch auf den Beruf an. In der Softwareentwicklung ist man z.B. viel größer unter Druck als vielleicht als Buchautor. Da muss ein Projekt bis dann und dann fertig sein und dann ist es schlecht, wenn man sich ablenken lässt. Als Buchautor zum Beispiel, kann man das sicher viel relaxter angehen lassen, selbst wenn es natürlich Abgabetermine gibt.

Crushinator
2010-06-11, 23:35:12
Ich finde das Arbeiten vom Home office aus schon ganz okay, allerdings nur als etwas für zwischendurch, quasi für höchstens 2 Tage die Woche; zum einen, weil Forschung und Entwicklung verhältnismäßig viel Kommunikation mit den beteiligten KuK erfordert und zum anderen, weil viele anfallende Daten- und DB-Operationen in reichlich breitbandigen Netzen bei niedrigen Latzenzen deutlich effektiver, vor allem aber auch angenehmer auszuführen sind. Hinzu käme bei einem entsprechenden Betriebsklima die soziale Komponente, nämlich dass man die KuK doch auch gern um sich hat.

nggalai
2010-06-12, 06:18:31
Danke für Eure Antworten und Gedanken. Tut sich was!

Hier wurde die soziale Komponente vermehrt aufgeführt. Meiner Meinung nach ein enorm wichtiger Punkt. Auch wenn die Mitarbeitenden nerven, man hat trotzdem konstanten zwischenmenschlichen Kontakt, in welcher Form auch immer. Es ist etwas anderes, in Foren oder IM zu sprechen als sich bei der Kaffeepause gemeinsam über Tröten aufzuregen. ;)

Ein 100 %iger Heimarbeiter steht in Gefahr, sich abzuschotten. Ein bisserl „Kellerkind“, aber mit Mitte dreißig.

Teleheimarbeit wird natürlich auch von Psychologen beobachtet. Praktisch alle sind sich einig, dass es unabdingbar für Heimarbeiter ist, dafür viel Freizeit in echte soziale Kontakte zu stecken. Für „Kreative“ gibt es entsprechend auch verschiedene Angebote für Genossenschafts-Ateliers. Manche dieser Dinger können schon fast als soziopsychologisches Experiment durchgehen – was passiert, wenn man zehn Leute in eine ehemalige Fabrik steckt und sich selbst organisieren lässt? Werden sie von geteilter Infrastruktur profitieren, sich vielleicht nach einem Weilchen gemeinsam eine Kinderbetreuerin für die Kleinen besorgen? Oder gibt’s Stunk?

Allerdings gelten solche Möglichkeiten vorwiegend für Freelancer, und das eben im Kreativbereich. Solche Leute arbeiten als Selbständige und haben entsprechend keinen Arbeitsplatz in einem Unternehmen, also auch kein Pendeln, fixe Arbeitszeiten etc. Aber vielleicht wird es irgendwann in vielen Branchen üblich sein, dass die Arbeitsplätze nicht in der Firma liegen, sondern in kleinen „Satelliten-Büros“, die man sich mit Telearbeitern verschiedenster Firmen teilt. Statt eine Stunde im Stau latscht man dann fünf Minuten zu seinem Satelliten und gut ist.

Mit einem solchen Modell wäre die Sozialkomponente befriedigt. Und der Haussegen hinge weniger oft schief.

Cheerio,
-Sascha

Gouvernator
2010-06-12, 07:43:55
Bei mir würde Heimarbeit sich erst dann auszahlen wenn ich dadurch länger arbeiten könnte um schneller fertig zu werden. Sprich von 6.00 bis 18.00 oder so. Und weil die "Kantine" gleich neben dem Tisch steht würde das auch noch viel Zeit sparen, Gehwege zum WC ect. Am besten ist wenn die Mehrarbeit die Zeit direkt verkürzen würde sprich statt drei 8 Stunden Tage im Büro , nur zwei 12 Stunden Tage zu Hause.

Ajax
2010-06-13, 07:40:04
Danke für Eure Antworten und Gedanken. Tut sich was!

Hier wurde die soziale Komponente vermehrt aufgeführt. Meiner Meinung nach ein enorm wichtiger Punkt. Auch wenn die Mitarbeitenden nerven, man hat trotzdem konstanten zwischenmenschlichen Kontakt, in welcher Form auch immer. Es ist etwas anderes, in Foren oder IM zu sprechen als sich bei der Kaffeepause gemeinsam über Tröten aufzuregen. ;)

Ein 100 %iger Heimarbeiter steht in Gefahr, sich abzuschotten. Ein bisserl „Kellerkind“, aber mit Mitte dreißig.

Teleheimarbeit wird natürlich auch von Psychologen beobachtet. Praktisch alle sind sich einig, dass es unabdingbar für Heimarbeiter ist, dafür viel Freizeit in echte soziale Kontakte zu stecken. Für „Kreative“ gibt es entsprechend auch verschiedene Angebote für Genossenschafts-Ateliers. Manche dieser Dinger können schon fast als soziopsychologisches Experiment durchgehen – was passiert, wenn man zehn Leute in eine ehemalige Fabrik steckt und sich selbst organisieren lässt? Werden sie von geteilter Infrastruktur profitieren, sich vielleicht nach einem Weilchen gemeinsam eine Kinderbetreuerin für die Kleinen besorgen? Oder gibt’s Stunk?

Allerdings gelten solche Möglichkeiten vorwiegend für Freelancer, und das eben im Kreativbereich. Solche Leute arbeiten als Selbständige und haben entsprechend keinen Arbeitsplatz in einem Unternehmen, also auch kein Pendeln, fixe Arbeitszeiten etc. Aber vielleicht wird es irgendwann in vielen Branchen üblich sein, dass die Arbeitsplätze nicht in der Firma liegen, sondern in kleinen „Satelliten-Büros“, die man sich mit Telearbeitern verschiedenster Firmen teilt. Statt eine Stunde im Stau latscht man dann fünf Minuten zu seinem Satelliten und gut ist.

Mit einem solchen Modell wäre die Sozialkomponente befriedigt. Und der Haussegen hinge weniger oft schief.

Cheerio,
-Sascha


So etwas haben wir bereits im Einsatz. Heisst bei uns auch Satelliten-Arbeitsplätze. Wir können also Heimarbeitsplätze und Satelliten-Arbeitsplätze nach demselben technischen Konstrukt einrichten. Bei uns gibt es viele Pendler, da in München die Wohnungssuche ein großes Problem darstellt. So wird die Pendelei der Leute doch eingegrenzt. Allerdings haben die Chefs der Firmen, in denen wir einmieten nicht immer nur "gute" Laune. Aber das ist nicht unser Problem. ;)

wegen sozialer Komponente:
Imho geht einfach nichts darüber, mal mit seinen Kollegen ein Bier zu heben. Ein gutes Team erleichtert das frühe Aufstehen und zur Arbeit zu gehen ungemein..