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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bilder shiften oder die stürzenden Linien akzeptiern?


Piffan
2010-06-23, 09:56:03
Moin.

Wenn ich schöne Gebäude ablichte, stehe ich oft vor einem Dilemma: Soll ich die Kamera von Anfang an auf die Horizontale ausrichten und jede Menge mitunter langweiligen Boden ablichten, oder soll ich sie nach oben schwenken und damit die stürzenden Linien einhandeln?
Scheinbar hat sich meine Sehgewohnheit schon so weit geändert, dass ich stürzende Linien gar nicht mehr so bewusst sehe, denn die nachträglich mit der Freeware "shift-n" korrigierten Bilder finde ich kaum schöner, ärgere mich hingegen über den eigentürmlichen Zuschnitt.
Ich habe es dann mal mit breiterem Format geknpst und dann shift-n rüberlaufen lassen. Dennoch geht es mir immer so, dass mir das Bild vorher besser gefällt. Vielleicht wegen des Zuschnitts, keine Ahnung. Meiner Tochter geht es ähnlich: Sieht sie zuerst das Bild mit den Stürzen und dann das korrigierte und geschnittene Bild, findet sie das erste besser. Vielleicht sollte man einfach das erste unterschlagen.....

Ich möchte einige Bilder dort aufhängen, wo Kunden reinschauen. Derzeit habe ich das Thema "Rosen in Hildesheim", sprich Schönheit der Architektur alter Fachwerkhäuser und Kirchenportale. Rosen sind zur Zeit natürlich das wichtigste Thema. Bringen einfach Farbe und gute Laune ins Bild. :tongue:

Sollte man da eher shiften als für den privaten Gebrauch? Bei Vorführungen von Dias wurden früher nie die stürzenden Linien bemängelt. Fällt das wirklich nicht so sehr auf oder sind private Betrachter tolerant so nach dem Motto: Für selbstgemachte Bilder sind die aber schööön.

Gast
2010-06-23, 12:29:44
Allgemein kann man wohl schwer sagen, ob man stürzende Linien korrigieren soll oder nicht, es kommt auf die Situation an.

Generell sollte man mit Softwarekorrekturen vorsichtig sein, das Problem bei der Korrektur ist, dass die Software keine Tiefeninformationen hat. Die Korrektur wird so durchgeführt als hätte jeder Pixel den gleichen Abstand zur Kamera.
Das funktioniert gut, so lange du nur Flächen in einer Ebene hast, beispielsweise nur die Fassade. Wenn im Bild allerdings Tiefe vorhanden ist sieht es sehr schnell verdammt komisch aus.

Generell sehen kleinere Korrekturen meistens recht gut aus, wenn man allerdings stärker korrigieren muss wird es sehr schnell unschön.

Wenn man Korrekturen plant sollte man auch schon bei der Aufnahme darauf Rücksicht nehmen.

Wenn möglich sollte man auch die Gebäude mit möglichst langer Brennweite aus größerer Entfernung Fotografieren.

DirtyH.
2010-06-23, 12:31:02
du bist der fotograf/künstler.
es sind deine bilder, wenn du stürzende linien schöner findest, dann passt es doch.

und ich denk auch die mehrheit der privaten betrachter weiss eh nicht was stürzende linien sind. das kennt man doch nur wenn man sich mit (architektur)fotografie beschäftigt.


oder probier mal ein multirow panorama des gebäudes.
da kannst dann stürzende linien eliminieren und hast nicht das problem mit dem eigentümlichen zuschnitt, da genug bildinhalt rund ums gebäude vorhanden ist.
und du gewinnst einiges an megapixeln, speziell wenn du größer ausbelichten willst, ein netter vorteil.

Piffan
2010-06-24, 10:01:39
Merci beaucoup! Wusste doch, dass mich hier geholfen wird. Dieses Forum ist das Größte. :smile:

Dass Software- Lösungen Fehler produzieren aufgrund der Tiefe der Szene war mir überhaupt nicht klar. Und tatsächlich, wenn ich es händisch so ausrichte, dass es in der Entfernung stimmt, bleiben zwar im Vordergrund noch stürzende Linien, aber wesentlich unauffälliger und vielleicht sogar noch bildverbessernd, es wirkt plastischer, dramatischer. Toll, jetzt gefällt es mir und ich habe erstmal einen Satz Vorlagen zum Ausbelichten auf 30er- Format hochgeladen.

Den Tipp mit der Panoramatechnik werde ich mal testen. Habe allerdings ein mickriges Reisestativ, vielleicht sollte ich mir noch eine Mini- Wasserwaage besorgen.

Ich habe wieder mein altes Hobby entdeckt. Frische Luft, viel mit dem Fahrrad auf Achse und pure Enspannung. Hatte glatt vergessen, dass Fotografieren so viel Bock macht.

In diesem Sinne

Stefan

Kinman
2010-06-24, 10:17:51
Es gibt noch einen Ansatz, ist aber natürlich auch Geschmackssache: "Wenn sich etwas nicht verstecken lässt, dann mach es auffällig."

Je nach Bild kannst du die stürzenden Linien wirklich provozieren und extrem darstellen. Somit sollte man auch erkennen, dass es gewollt ist und wenn es einem gefällt, dann ist das gut. Sowas kann und sollte man natürlich nur bei Fotos, die rein kreativ und nicht dokumentarisch sind, anwenden.

lg Kinman

RaumKraehe
2010-06-24, 10:19:28
Geh zu nem Fotoequipment verleih und leihe dir ein Tilt&shift Objektiv. Und schon musst du dir die ganzen Fragen gar nicht mehr stellen. Ernsthafte Architekturphotographier wird in der Regel nur mit sochen Objektiven gemacht.

Piffan
2010-06-24, 11:01:05
Klar kann man das mit aufwändiger Technik lösen. Aber ich habe erst vor kurzem das Hobby wiederentdeckt und nicht wirklich Lust, meine alte Analog- Spiegelreflex zu reanimieren bzw. mich in Unkosten zu stürzen. Zur Zeit benutze ich eine Kompakt- Knipse. (Lumix TZ7 mit echtem Weitwinkel). Gefragt sind Lösungen, die helfen, aber nix kosten. :wink:

Edit: Vor allem schreckt mit das Gewicht ab. Als ich den Body meiner EOS 600 in die Hand nahm, traf mich der Schlag. Allein der starke Motor für Serienbilder (4/s) und das massive Metallgehäuse drücken die Mitnahme- Frequenz mächtig runter.

DirtyH.
2010-06-24, 11:57:29
Den Tipp mit der Panoramatechnik werde ich mal testen. Habe allerdings ein mickriges Reisestativ, vielleicht sollte ich mir noch eine Mini- Wasserwaage besorgen.


reisestativ reicht vollkommen für die ersten versuche.
und wenn du genügend licht hast und keine objekte im nahen vordergrund sind, kannste multirow panoramen auch locker freihand machen. einfach auf ausreichend überlappung an den rändern achten und draufhalten.

hier mal als beispiel eines meiner ersten freihand multirows (von 2004):

einzelaufnahmen:
http://hschmid2009.spacequadrat.de/img/fk_day_1_web_middle.jpg

nachm zusammensetzen:
(die lücken bitte großzügig ignorieren) :D
http://hschmid2009.spacequadrat.de/img/fk_day_2_web_middle.jpg

finale version:
http://hschmid2009.spacequadrat.de/img/fk_day_3_web_middle.jpg

ilPatrino
2010-06-24, 12:37:14
nach meiner erfahrung wirken die korrigierten bilder ungewohnt und werden schnell langweilig - ich versuche inzwischen die perspektive so zu legen, daß die stürzenden linien als stilmittel rüberkommen. scheiß auf "korrekte" darstellung, das können von mir aus architekturfotografen machen. und die meisten registrieren sowieso keinen unterschied...

san.salvador
2010-06-24, 12:47:56
Stürzende Linien ftw! :D

http://farm5.static.flickr.com/4017/4683038815_ab0f80018d.jpg

Piffan
2010-06-24, 16:25:02
Die Technik mit den Panoramaaufnahmen hat was. Mit welcher Software werden denn die Aufnahmen zusammengefügt? Irgend so ein Programm ist auch bei der Panasonic dabei, muss mal gucken......

Ob korrigierte Aufnahmen langweilig sind, hängt imho einzig vom Motiv/den Absichten ab. Auf alle Fälle kann man damit natürlich auch Schwung in Bilder bringen, etwa zur Darstellung von Höhe oder Weite. Wie das Beispiel von san.salvador zeigt.

BBB
2010-06-24, 16:39:54
Ich habe es dann mal mit breiterem Format geknpst und dann shift-n rüberlaufen lassen. Dennoch geht es mir immer so, dass mir das Bild vorher besser gefällt. Vielleicht wegen des Zuschnitts, keine Ahnung. Meiner Tochter geht es ähnlich: Sieht sie zuerst das Bild mit den Stürzen und dann das korrigierte und geschnittene Bild, findet sie das erste besser. Vielleicht sollte man einfach das erste unterschlagen.....Komisch mir gehts genau andersrum. Bilder mit stürzenden Linien finde ich nicht sonderlich "schlimm" aber wenn ich dann die korrigierte Version sehe, dann gefällt mir die schon besser. Geht natürlich nicht bei so extremen Beispielen wie bei san.salvador, sowas kann man nicht mehr geradeziehen.

Aber ich hatte mir z.B. mal ein Poster vom Brandenburger Tor gemacht, sowas muss man imho shiften. Ich könnte es nicht ertragen immer so ein schiefes Ding an der Wand hängen zu sehen. :redface:

Die "Panorama-Technik" verstehe ich übrigens nicht so genau. Man hat dann eine riesen Auflösung aber stürzende Linien sind doch immernoch drin. EDIT: Es sei denn die Panoramasoftware shiftet das selber zurecht, aber dann kann man auch ein einzelnes Foto nehmen wenn man die große Auflösung nicht braucht.

DirtyH.
2010-06-24, 16:55:17
Die Technik mit den Panoramaaufnahmen hat was. Mit welcher Software werden denn die Aufnahmen zusammengefügt? Irgend so ein Programm ist auch bei der Panasonic dabei, muss mal gucken......


Das was bei Cams mitgeliefert wird an Panoramasoftware,
kann meistens keine Multirow Panoramas.

Am besten zum Einstieg ist Hugin, weil kostenlos, großer Funktionsumfang und sehr gut dokumentiert:
http://hugin.sourceforge.net/
http://hugin.sourceforge.net/tutorials/architectural/en.shtml


Die "Panorama-Technik" verstehe ich übrigens nicht so genau. Man hat dann eine riesen Auflösung aber stürzende Linien sind doch immernoch drin.
Die Linien wurden bei diesem Bild auch nicht korrigiert!
Mir gings nur darum zu zeigen das man auch Freihand gute Ergebnisse kriegt.

Um die Linien zu korrigieren würde man nun als letzten Schritt das fertige aber unbeschnitte Panorama nochmal in die Panosoftware laden
und nach obigem Tutorial verfahren.

Piffan
2010-06-24, 17:18:31
Jetzt wo ich weiß, was mir an meinen korrigierten Bildern unbewußt auf den Zeiger ging, nämlich dass je nach Abstand von der Kamera "überkompensiert" wurde und damit Manches dezent "windschief" wurde, mache ich das bei "komisch" wirkenden Bildern nicht mehr vollautomatisch, sondern schwäche das etwas ab. Bei Motiven, die keine Tiefe haben, tuts die Automatik recht gut.

Die Technik mit Multirow ist in gewisser Weise auch eine Korrektur der stürzenden Linien: In dem ich einen kleinen Ausschnitt des Motivs ablichte, habe ich eine längere Brennweite und damit weniger Sturz.

Ich frage mich nur, ob man mit dieser Masche nicht im Extremfall auch eine flach wirkende Darstellung erhält. Eigentlich ist der Weitwinkel ja ideal, um räumliche Tiefe wieder zu geben. Die stürzenden Linien sind ja auch nicht wirklich falsch und entsprechen der Physik, nur dass unsere Augen die Umwelt anders abtasten als das Objekiv einer Kamera. Unser Augen arbeiten mit "Multirow- Panorama" und erst unser Hirn setzt zahllose Einzelbildchen zum großen Ganzen zusammen, daher nehmen wir den Sturz live nicht wahr. Erst auf kompletten Bildern fällt auf, das alles schief ist..

Gast
2010-06-24, 20:04:59
Unser Augen arbeiten mit "Multirow- Panorama" und erst unser Hirn setzt zahllose Einzelbildchen zum großen Ganzen zusammen, daher nehmen wir den Sturz live nicht wahr.

Das hat mehr mit unserem Gleichgewichtsorgan zu tun. Wenn wir nach oben schauen erkennt das unser Gleichgewichtsorgan und wir erwarten stürzende Linien und finden sie "normal".

Wenn wir aber gerade auf ein Bild blicken erwarten wir auch keine stürzenden Linien also finden wir sie komisch.