Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Jobwechsel in die Ferne - Erfahrungen gesucht
Hallo zusammen,
für mich hat sich eine Möglichkeit aufgetan, die mein Leben maßgeblich verändern könnte und die mit vielen wichtigen Entscheidungen verbunden ist. Da ich noch nie vor so einer Herausforderung stand, würde ich gern ein paar Erfahrungen mit Leuten austauschen, die so etwas ähnliches schon einmal selbst erlebt haben.
Zu mir: Ich bin mitte Zwanzig, studiert und seit einem Jahr im Berufsleben unterwegs. Ich bin dauerhaft als externer Berater für einen Großkonzern im Einsatz, was sehr abwechslungsreich und spannend, aber oft auch haarsträubend ist. Mein Leben habe ich hier in der Region verbracht, in der ich auch arbeite. Das bedeutet, dass meine Eltern, Freunde und Bekannte auch hier angesiedelt sind. Meine Freundin, mit der ich ein Jahr zusammen bin, kommt ebenfalls von hier. Erst kürzlich habe ich hier sogar eine tolle Wohnung bezogen.
Nun ist es so, dass das Arbeitsleben als Externer nicht ganz einfach ist. Man wird von manchen Kollegen nicht voll akzeptiert, arbeitet mehr und verdient am Ende weniger. Zusätzlich ist die Beauftragungsdauer auch immer so eine Sache. Man kann im Prinzip von heute auf morgen ersatzlos gestrichen werden. Zwar fängt mich mein "richtiger" Arbeitgeber auf, aber ohne einen neuen Auftrag ist man schnell weg vom Fenster.
Aufgrund dessen wollte ich recht schnell zum Kunden wechseln, weil ich mich mit dem Unternehmen und der Arbeit voll identifizieren kann. Zudem ist da der Aspekt der Arbeitsplatz-Sicherheit. Aber leider hat dies nicht so richtig geklappt...
Überraschenderweise könnte ich jetzt aber bei einer Tochter meines Auftraggebers anfangen. Das Aufgabengebiet wäre noch spannender/interessanter als das Jetzige, aber eben 600 km (innerhalb Deutschlands) entfernt. Ich würde dort für den gleichen Tarifvertrag (IG-Metall) arbeiten (5 h weniger die Woche, 250 EUR mehr Netto als jetzt).
Ich fasse mal kurz zusammen:
Pro Wechsel: Mehr Geld, bessere Perspektiven, Karriere
Contra Wechsel: Raus aus dem alten Umfeld, Arbeit in aktueller Wohnung umsonst, Beziehung riskieren
Meiner Freundin habe ich davon noch nichts erzählt. Es läuft im Moment nicht so gut und da wollte ich unsere Beziehung nicht unnötig belasten. Zumal weiß ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, dass Mitkommen für sie keine Option ist. D. h., die Beziehung wäre mit dem Wechsel definitiv am Ende, da wir beide keine Fernbeziehungs-Typen sind.
Jetzt stehe ich hier mit meinem jetzigen Leben und der Möglichkeit, für meinen Wunschjob alles hinter mir zu lassen. Und ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich machen soll...
Würde mich freuen, wenn ihr mir ein paar Erfahrungen eurerseits schildern und ein paar Denkanstöße liefern könntet.
Gruß
Masterp
2010-08-03, 21:53:37
Also ich bin vor über zwei Jahren selbst ca 750 KM weggezogen, weil ich bessere Chancen gesehen habe. Vorteil: Besserer Job, gute Kohle.
Nachteil: Man muss sein Freundeskreis komplett aufgeben und das kann hart sein.
RaumKraehe
2010-08-03, 22:06:12
600 km und mehr sind schon recht viel.
Ich bin vor ca. 6 Jahren von Berlin nach Hamburg gezogen. Am Anfang wollte ich so schnell wie möglich wieder zurück nach Berlin. Naja, im laufe der Zeit war es mit das beste was ich machen konnte. Allerdings ist Hamburg auch eine Stadt in Deutschland die mir am meisten von allen noch irgend wie liegt. :)
Aber: Hamburg <-> Berlin sind halt "nur" 300 km. So bin ich weiterhin ziemlich oft in Berlin. So ca. alle 2-3 Wochen. Damit konnte man die wirklichen Freundschaften in Berlin auch weiter pflegen und in Hamburg sich einen neuen Kreis suchen. Und es gibt ja auch noch das Internet. ;)
Ich war zu der Zeit aber auch nicht in einer Beziehung gebunden. Die war gerade zu Ende und das machte den Umzug erst mal sogar einfacher.
In meiner Kindheit bin ich mit meinen Eltern für 5 Jahre nach Russland gezogen. Das war schon krass aber eine Erfahrung die ich mein Leben nicht missen will. Zumindest wenn wir nun Projekte in Russland haben bin ich in der Regel die erste Wahl wenn es darum geht dort hin zu fahren.
Ich hab vor 4,5 Jahren meine Heimat verlassen, damit meinen Freundeskreis aufgegeben und bin 500km weit weggezogen.
Vor 3 Jahren war dann auch mit meiner Ex Schluss da sie der Heimat und ihrem Freundeskreis gegenüber treu bleiben wollte und für mich eine Rückkehr undenkbar war.
Hab es nicht bereut. Man findet - ja nach Alter und Aktivität (je Jünger und je aktiver desto besser) - neue Freunde und auch ne neue Freundin.
Karriere geht bei mir vor und die Familie bleibt ja auch - man sieht sich halt nur nicht mehr so häufig. Den alten Freundeskreis verliert man aber Großteils, auch wenn man noch sporadisch Kontakt hält.
Ich würds wieder machen.
Lawmachine79
2010-08-04, 02:16:46
Hallo zusammen,
für mich hat sich eine Möglichkeit aufgetan, die mein Leben maßgeblich verändern könnte und die mit vielen wichtigen Entscheidungen verbunden ist. Da ich noch nie vor so einer Herausforderung stand, würde ich gern ein paar Erfahrungen mit Leuten austauschen, die so etwas ähnliches schon einmal selbst erlebt haben.
Zu mir: Ich bin mitte Zwanzig, studiert und seit einem Jahr im Berufsleben unterwegs. Ich bin dauerhaft als externer Berater für einen Großkonzern im Einsatz, was sehr abwechslungsreich und spannend, aber oft auch haarsträubend ist. Mein Leben habe ich hier in der Region verbracht, in der ich auch arbeite. Das bedeutet, dass meine Eltern, Freunde und Bekannte auch hier angesiedelt sind. Meine Freundin, mit der ich ein Jahr zusammen bin, kommt ebenfalls von hier. Erst kürzlich habe ich hier sogar eine tolle Wohnung bezogen.
Nun ist es so, dass das Arbeitsleben als Externer nicht ganz einfach ist. Man wird von manchen Kollegen nicht voll akzeptiert, arbeitet mehr und verdient am Ende weniger. Zusätzlich ist die Beauftragungsdauer auch immer so eine Sache. Man kann im Prinzip von heute auf morgen ersatzlos gestrichen werden. Zwar fängt mich mein "richtiger" Arbeitgeber auf, aber ohne einen neuen Auftrag ist man schnell weg vom Fenster.
Aufgrund dessen wollte ich recht schnell zum Kunden wechseln, weil ich mich mit dem Unternehmen und der Arbeit voll identifizieren kann. Zudem ist da der Aspekt der Arbeitsplatz-Sicherheit. Aber leider hat dies nicht so richtig geklappt...
Überraschenderweise könnte ich jetzt aber bei einer Tochter meines Auftraggebers anfangen. Das Aufgabengebiet wäre noch spannender/interessanter als das Jetzige, aber eben 600 km (innerhalb Deutschlands) entfernt. Ich würde dort für den gleichen Tarifvertrag (IG-Metall) arbeiten (5 h weniger die Woche, 250 EUR mehr Netto als jetzt).
Ich fasse mal kurz zusammen:
Pro Wechsel: Mehr Geld, bessere Perspektiven, Karriere
Contra Wechsel: Raus aus dem alten Umfeld, Arbeit in aktueller Wohnung umsonst, Beziehung riskieren
Meiner Freundin habe ich davon noch nichts erzählt. Es läuft im Moment nicht so gut und da wollte ich unsere Beziehung nicht unnötig belasten. Zumal weiß ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, dass Mitkommen für sie keine Option ist. D. h., die Beziehung wäre mit dem Wechsel definitiv am Ende, da wir beide keine Fernbeziehungs-Typen sind.
Jetzt stehe ich hier mit meinem jetzigen Leben und der Möglichkeit, für meinen Wunschjob alles hinter mir zu lassen. Und ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich machen soll...
Würde mich freuen, wenn ihr mir ein paar Erfahrungen eurerseits schildern und ein paar Denkanstöße liefern könntet.
Gruß
Harte Schnitte und abrupte Richtungswechsel verleihen einem Menschen Konturen. Wann auch immer so eine Gelegenheit da ist - nutze sie. Entweder Deine Freundin ist für Dich oder gegen Dich - grau gibt es da nicht. Es gibt Menschen, die lecken sich die Finger nach solchen Chancen - also: Earn It! - Mach' was 'draus! Du wirst Dir nämlich in den Arsch beissen, wenn Du es nicht tust. Deine Freundin andersherum hat ja die Wahl, es dennoch zu versuchen. Du trennst Dich ja nicht von ihr - sie muss es tun. Und ist eine Frau, die Dich für sowas verlässt, die Dir so eine Chance nicht gönnt, ist das die Frau fürs Leben? Wohl kaum! Früher oder später wäre es dann ja sowieso vorbei, wenn sie Dich schon bei eine Chance im Stich lässt, muss ich Dir wohl nicht erzählen, was sie bei einer Krise tut. Was Dein Umfeld angeht: das Umfeld ist da in der Regel recht verständnisvoll, richtige Freundschaften bekommen von so etwas nicht einmal 'nen Kratzer. Und das Argument mit "umsonst die Wohnung aufgeräumt" nehme ich jetzt einfach mal nicht ernst, das tust Du am besten selbst nicht, das ist eine ziemlich blöde Ausrede, eine Chance wie diese nicht zu nutzen.
Huangdi
2010-08-04, 05:50:53
Hallo an alle,
ich bin vor ca. 5 Jahren nach Taiwan gezogen, weiter geht es also kaum noch. Demnächst geht es beruflich wieder zurück nach Deutschland. Aber selbst über diese Entfernung kannst Du Freundschaften weiter pflegen.
Der Bekanntenkreis in der Heimat wird natürlich deutlich kleiner, aber Kontakt zu den Leuten, die einem am Herzen liegen, bleibt garantiert bestehen. Er kann durch Besuche, Emails, Telefonate weiterhin gepflegt werden. Ein bisschen geht natürlich die Entspanntheit und Leichtigkeit verloren, da die Zeit zusammen deutlich beschränkter ist.
Am neuen Ort fängt man ganz von vorne an, aber neue Bekanntschaften erweitern Deinen Horizont. Es ist allerdings schwer, neben Kollegen wirklich neue, gute Freunde zu finden. Aber das ist nie mehr so leicht wie in der Kindheit und Jugend, egal wo Du bist.
Jobmäßig ist ein neues Arbeitsklima und neue Aufgaben sowieso das Beste, was Dir passieren kann. Aus der Routine ausbrechen, Neues kennenlernen hilft Dir immens im Arbeitsleben. Da spricht eigentlich gar nichts gegen einen Ortswechsel.
Für Deine Beziehung kann ich Dir bei dem Thema keine Tipps geben. Wenn Deine Freundin kategorisch ausschließen würde Dich zu begleiten, dann ist das allein Deine Entscheidung.
Wurschtler
2010-08-04, 09:26:47
Kurz und knapp: Ich würds tun. :)
Crazzle
2010-08-04, 09:49:28
Ich bin 2002 auch von Göttingen nach Berlin gezogen, da es in der Heimat keine Jobangebote für Industriemechaniker gab. Da meine Freundin 2002 ihre Ausbildung begonnen hatte, war es von 2002-2005 quasi nurnoch eine Fern- Wochenendbeziehung (Die D. Bahn hat gut an mir verdient :freak:)
2005 kam meine Freundin auch nach Berlin und hat dort auch sofort ein Job gefunden. Ich bin sehr zufrieden mit der Entscheidung das wir jetzt in Berlin sind, unser Verdienst ist gut und so oft muß man die Verwandschaft auch net sehen! :smile:
Also ich würde es wieder machen!!
Hängt nicht nur von der Entfernung ab.
Wenn man z.B. vom Dorf in die Großstadt zieht oder umgekehrt, dann kann dies auch ein Faktor sein.
Frucht-Tiger
2010-08-04, 10:41:03
Ich würde auch mal einen Blick in deinen jetzigen Arbeitsvertrag werfen, dass schlimmste was einem Beratungsunternehmen passieren kann, ist wenn die Berater zum Kunden überlaufen. Dementsprechend gibts da einige Klauseln im Vertrag, das musst du ggf. noch vorher abklären.
revold
2010-08-04, 10:42:38
Dem warmachine79 sein Text + 1. (y)
Der Anfang ist schwer und man will eigentlich nur zurück. Aber wenn du ein sozial aktiver Mensch bist, hast du in einem Jahr wieder genügend Kontakte und die Besuche daheim werden seltener.
drexsack
2010-08-04, 11:10:46
Ich würde es machen. Ich wechsel wohl auch meine Uni ~1200km weiter in den Süden, das geht schon ;)
Migrator
2010-08-04, 11:22:04
oha, an welche denn? :D
drexsack
2010-08-04, 11:28:48
Von Kiel nach Wien an die BOKU. Hmm ich seh gerade je nachdem wie man fährt isses nicht ganz so schlimm, einigen wir uns auf >1000 km^^
Migrator
2010-08-04, 11:29:59
mhm nun ja, Ösi-Frauen klingen schon nicht schlecht :D. Viel Spaß dort :uup:
Dem warmachine79 sein Text + 1. (y)
Er hat recht. Man wächst nur mit Herausforderungen, alles andere kann zu einer Monotonie des Lebens führen, und am Ende fragt man sich selbst, warum man mal im Leben nichts riskiert hat. Tu es!
Simon Moon
2010-08-06, 06:12:17
Ich würds mir erstmal die Frage stellen, ob du mit deinem jetzigen Leben zufrieden bist. Wenn du das bejahen kannst, wieso willst du weg? Was bringt dir eine Karriere und mehr Geld, wenn du dafür dein Umfeld opferst? Lebst du denn um zu Arbeiten oder ist die Arbeit dazu da, das Leben mit deinem Umfeld angenehm zu machen?
In der heutigen Zeit ist die ganze Gesellschaft getrieben. Immer auf der Suche nach noch mehr Herausforderung, noch mehr Leistung bringen - der passende Job ist erst dann gefunden, wenn man gerade noch nicht ganz überfordert ist (als Resultat trifft man daher auch zunehmends stärker auf Inkompetenz). Imo kein erstrebenswertes Ziel, sondern mehr ein Symptom von Rastlosigkeit.
Würds auch machen... wie jemand shcons agte. Freundinv erlässt dich? Soll sie...wenn sie es dir nicht gönnt.
Muss immer an Johnny Cashs ExFrau denken.... wer Walk the Line gesehen hat, weiß was ich meine.
Solche Frauen gehören sich nicht...
Wie auch immer, ich arbeite selbst an sowas... ;) nutze die Chance.
Logan
2010-08-06, 10:33:45
Bin damals zwecks studium auch weit weggezogen ca. 300km. Habe meine komplette familie hinter mir gelassen. Den kontakt zu sehr guten freunden habe ich aufrecht erhalten, in zeiten von inet, telefon flatrates usw. kein problem. Und ausserdem habe ich in der neuen heimat auch neue freunde kennengelernt, welche auch einen sehr wichtigen part in meinem leben übernommen haben, würde sogar soweit gehen und sagen das zumindest ein freund die rolle eines bruders übernommen hat, konnte mich jederzeit auf ihn verlassen, und vertraue ihm 100%.
Ich habe mit meiner frau mein/unser eigenes leben aufgebaut, dadurch sind wir komplett unabhängig, wir schulden niemanden rechenschaft, und wissen die dinge des lebens sehr zuschätzen, vorallem die kleinen. Wir haben nichts geschenkt bekommen, alles selbst aufgebaut, das festigt. Alles dank des umzugs.
Ob ich es bereue ? Kein stück, hat meine sicht der dinge komplett geändert, mir bei manchen sachen die augen geöffnet. Einziger minuspunkt war mein kleiner bruder, er hing sehr an mir, nach meinem umzug ging es mit seinen noten usw. bergab, auch charakterlich ist er leider bisschen in die falsche richtung gedriftet.
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