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Gast
2010-10-17, 13:57:04
Ich arbeite als Unternehmensberater (relativ neu) und arbeite für einen Kunden, der 700 Km weit weg ist. Ich lebe unter der Woche in einem Hotel und bin von Freitag (später Abend) bis Sonntag (Mittag) zu Hause. Ich merke, dass mir "Heimzeit" fehlt und mit der Zeit wird es nicht besser, sondern eher anstrengender. Außerdem ist min. der halbe Samstag verplant für Wäsche waschen, Rechnungen zahlen, Post bearbeiten, Wohnung aufräumen etc.

Ich habe das Gefühl, nur noch für die Arbeit zu leben. Geht das hier noch jemanden so? Gewöhnt man sich irgendwann daran?

nggalai
2010-10-17, 14:58:22
Moin,

„relativ neu“, also das erste Mal, dass Du es so erlebst? Dann kannst Du gegebenenfalls noch umschwenken …

Ich selbst war nie in dieser Situation, aber ein ganzer Haufen aus meinem Bekanntenkreis. Der größte Teil hat nach wenigen Jahren aufgegeben, zwei hatten ein Burnout und der letzte mit 41 eine Midlife-Crisis aus dem Bilderbuch. Hat nur noch gefehlt, dass er alles verkaufte und in Polynesien nackte Frauen malt.

Gast
2010-10-17, 15:01:00
Ja, seit zwei 10 Wochen mache ich das jetzt und ein Ende bei dem Kunden ist vermutlich erst Mitte 2011 - und dann weiß ich nicht, wohin ich dann geschickt werde.

Vermutlich sollte ich doch wieder zurück in ein lokales Systemhaus, Deine Erfahrungen machen nicht gerade Mut für die Zukunft.

iceQ
2010-10-17, 15:04:10
Bei McKenzie schaffen es die meisten Arbeiter nicht länger als 4 jahre zu arbeiten (durchschnitt), danach kündigen sie wegen burnout oder ähnlichem.

Unternehmensberater ist einer der Jobs wo man sein Privatleben komplett ausblenden kann, imho nichts für Leute mit Freundin/Frau und Interesse an Geselligkeit.

Klar McKenzie ist ein extremes Beispiel aber so interessant der Job ist, er ist es nicht wert.

IchoTolot
2010-10-17, 15:26:23
Gewöhnt man sich irgendwann daran?

Man kann sich an alles gewöhnen.
Die Frage ist doch viel eher:
Willst du das?!

Ich hab auch mal während meiner Arbeitslosigkeit ein halbes Jahr drüber nachgedacht Vermögensberater zu werden. Hab aber zum Glück rechtzeitig gemerkt, dass ich das lieber nicht mache. Für mich ist das "Unternehmertum" nichts.

gixe
2010-10-17, 15:50:32
Natürlich kann man sich dran gewöhnen. Das du den halben Samstag "verbrauchst" ist eher ein Organisationsproblem. Vieles kann man doch auch unter der Woche erledigen. Du musst halt mehr "aus dem Koffer leben" (Onlinebanking, Reinigung, Post an Familie schicken lassen, usw.).
Als Unternehmensberater hast du es doch noch recht gut, gute Bezahlung und Hotel. Frag mal die vielen Handwerker auf Montage oder Außendienstmitarbeiter.
Außerdem bist du in Dtl. und kannst jedes Wochenende nach Hause. Wenn man erst mal 1 Jahr im Ausland als Projekting. ist, komplett anderer Kulturkreis, dann wirkt deine fehlende Heimzeit wie jammern auf hohem Niveau.
Und noch ein Tipp, mach nicht den Fehler und hocke abends traurig und alleine im Hotelzimmer. Das macht nur depri und du vermisst die Heimat noch mehr.

blackbox
2010-10-17, 16:24:56
Vielleicht sollte der TS sich überlegen, ob er seinen Lebensmittelpunkt temporär ganz verlegt.
Jedoch sollte auch hier die Grundsatzfrage gestellt werden: Will ich, dass mein Lebensmittelpunkt jedes Jahr wechselt?
Denn irgendwann will man sesshaft werden, Familie und Freunde....... das ist so nicht vereinbar.

derpinguin
2010-10-17, 16:28:07
Wenn du mit ständigen Ortswechseln, pendeln, Leben im Hotel etc. nicht leben kannst, geh auf jeden Fall aus dem Job raus, weil du relativ schnell ausbrennen wirst.

Hamster
2010-10-17, 21:59:03
Ich arbeite als Unternehmensberater (relativ neu) und arbeite für einen Kunden, der 700 Km weit weg ist. Ich lebe unter der Woche in einem Hotel und bin von Freitag (später Abend) bis Sonntag (Mittag) zu Hause. Ich merke, dass mir "Heimzeit" fehlt und mit der Zeit wird es nicht besser, sondern eher anstrengender. Außerdem ist min. der halbe Samstag verplant für Wäsche waschen, Rechnungen zahlen, Post bearbeiten, Wohnung aufräumen etc.

Ich habe das Gefühl, nur noch für die Arbeit zu leben. Geht das hier noch jemanden so? Gewöhnt man sich irgendwann daran?

ja, kann man sich dran gewöhnen. muss man auch, wenn man den job langfristig beibehalten will.

der trick ist allerdings möglichst bereits donnerstag abends/nachts nach hause zu fahren und freitags von zu hause/büro aus zu arbeiten. weiß aber nicht, ob das bei dir möglich ist.

Colin MacLaren
2010-10-17, 23:11:59
Ich mache das in meinem Nebenjob auch gelegentlich. Vor allem der Punkt: " Außerdem ist min. der halbe Samstag verplant für Wäsche waschen, Rechnungen zahlen, Post bearbeiten, Wohnung aufräumen etc." Damit kam ich nie wirklich klar. Das Ergebnis war, dass ich am Sonntag in der Stadt stand und einkaufen wollt e weil ich felsenfest davon ausging, dass Samstag ist. Da der Freitag ja fehlte und im Unterbewusstsein nicht angekommen war. Für drei Wochen am Stück war es OK. Das reicht dann aber auch. Ich frage mich, wie Leute auf Dauer so leben können. Da kann ich mich doch gleich erschießen.

Thunderhit
2010-10-17, 23:59:34
Wozu die Wohnung aufräumen, wenn du die Woche über eh nicht darin bist?

-tk|doc-
2010-10-18, 09:15:48
Mir ist die Situation bekannt. Nicht ganz so wie beim TS aber die Probleme sind ähnlich.

Ich bin unter der Woche auch weiter weg (Uni / zur Zeit Praxissemester), und ebenfalls meine Freundin (Job) - verschiedene Städte. Wir fahren beide an den Wochenenden heim. Haben dann auch nur die Zeit zwischen Fr Abend und So Mittag. Dabei will man auch die Wäsche gemacht, Wohnung auf Fordermann, Postverkehr,... alles eben erledigt haben. Dann noch Zeit haben für sich selbst, zusammen und um Freunde zu treffen.
Das geht bei mir jetzt seid 3 Jahren so bei ihr erst ca. 1 Jahr. Naja...
Ok. Ich hab an meinem Uniort auch Freunde und mir wirds da unter der Woche nicht gerade langweilig. Aber zur Zeit ist es eher ein morgens früh raus, rush hour, arbeiten, rush hour, chillen, pennen... (Sagt jetzt nicht, das ist halt so wenn man arbeitet,...immer diese Studenten.) Das ist mir schon klar und ich mach das nicht zum ersten mal.

Worauf ich hinaus will ist, dass man sein altes Leben, Freundeskreis, mal einfach Zeit zu Hause, nicht mehr so hat, wie zuvor. Das kann positiv aber auch negativ sein. Mein größtes Problem ist gerade am We alles unte reinen Hut zu bekommen. mich genug meiner Freundin zu widmen, aber auch meine wichitgsten Freunde nicht zu vernachlässigen.

Da ich aber den Zeitraum in dem das so ist abschätzen kann (vorerst), hab ich mich damit abgefunden und es geht. Wie es später aussehen weiß ich / man nie. Daher mach ich mir darum erst Gedanken wenn es soweit ist.
Aber der TS sollte sich eben auch so ne Art "Grundsatzfrage" stellen. Ob das für ihn was ist. D.h. ob er das Jahr noch durchzieht und dann weitersieht (danach wieder Heimatnähe oder eben nicht). Oder ob er es gleich sein lässt und sich einen nicht so reiseintensiven Job sucht.

ciao phil (ich hoff ich bin nicht zu sehr abgeschweift^^)

Cyphermaster
2010-10-18, 09:30:46
Ich habe das Gefühl, nur noch für die Arbeit zu leben. Geht das hier noch jemanden so? Gewöhnt man sich irgendwann daran?Ich kenne das von vor einigen Jahren. Meine Erfahrungen: Ja, man kann sich dran gewöhnen. Und nein, es geht nicht ohne Einbußen. Auf Dauer funktioniert es nicht, wenn du unter der Woche nur beruflich reinpowerst, und dann am Wochenende die Zeit, die du zur Erholung (nicht nur physisch, sondern vor allem mental!) brauchst, für den "Erhaltungsstrom" draufgeht. Du solltest dir in jedem Fall gut überlegen, ob bzw. wie du deine Work-Life-Balance wieder herstellen kannst. Sei es, daß du deine eigentliche Wohnung für die Dauer deines externen Engagements "stilllegst" (d.h. Putzdienst, temporäres Post-Nachsenden usw.), dir statt einem Hotel vor Ort eine kleine Wohnung nimmst, und dann nahe deiner aktuellen Arbeitsstelle deine Freizeit genießen kannst - oder den Job auf absehbare Zeit wechselst.
Hängt stark von deinen Lebensumständen ab, was empfehlenswerter ist.

Gast
2010-10-18, 11:02:31
Eigentlich sind meine Lebensumstände "ideal" - ich habe keine Freunde und keine Freundin, daher "muss" ich keine sozialen Kontakte pflegen. Mir fehlt einfach mein eigener Raum.

Vertigo
2010-10-18, 11:31:12
Ich arbeite als Unternehmensberater (relativ neu) und arbeite für einen Kunden, der 700 Km weit weg ist. Ich lebe unter der Woche in einem Hotel und bin von Freitag (später Abend) bis Sonntag (Mittag) zu Hause. Ich merke, dass mir "Heimzeit" fehlt und mit der Zeit wird es nicht besser, sondern eher anstrengender. Außerdem ist min. der halbe Samstag verplant für Wäsche waschen, Rechnungen zahlen, Post bearbeiten, Wohnung aufräumen etc.

Ich habe das Gefühl, nur noch für die Arbeit zu leben. Geht das hier noch jemanden so? Gewöhnt man sich irgendwann daran?
Ja, das ging mir die letzten Jahre genau so. Immer schön rund um den Globus gejetet, manchmal nur jeden zweiten Monat ein paar Tage zu hause gewesen und alles, was während dessen liegen blieb, wurde dann im Urlaub erledigt.

Das Schlimmste dabei: Man kommt rein zeitlich gar nicht dazu, sich nach etwas anderem umzusehen. Ich kann dir aus eigener Erfahrung nur sagen, dass du die Reißleine so schnell wie möglich ziehen musst, denn das wird nicht besser. Und wenn du deinem Chef nichts sagst, geht der natürlich davon aus, dass alles in Butter ist und dann wird es künftig immer so weitergehen. Also rede mit ihm und erkläre ihm deine Situation und auch was du dir in Zukunft so vorstellst. Wenn das nicht mit seinen Vorstellungen in Übereinstimmung zu bringen ist, dann musst du dir was anderes suchen. Aber das geht wie schon geschrieben nicht in der aktuellen Situation. Also rede zuerst mit deinem Chef.

Philipus II
2010-10-18, 12:48:52
Ein solches Leben muss man mögen. Mein Vater hat 15 Jahre lang im Außendienst gearbeitet. Die Bedingungen waren ähnlich. Übliche Abfahrtszeit von Zuhause war Montag gegen 4.45 Uhr, Rückkehr am Freitag etwa gegen 18.00. Da er in ganz Deutschland eingesetzt war, war er zwischendurch auch mal einen Tag unter der Woche daheim, aber seltenst vor 21.00. Nebenbei gabs noch 100 000km mit dem PKW inklusiv;)
Man kann so ein Leben durchaus leben, aber nicht jeder ist dafür geeignet.
Stell dir die Frage, ob das für dich was ist. Wenn du die Frage mit nein beantwortest, such nach einem guten Punkt für den Absprung.

Mein Vater konnte sich mit der Arbeit arrangieren und hat daher 15 Jahre durchgehalten. Von den Kollegen, die bei seinem Einstieg da waren, ist keiner mehr im Unternehmen. Früher oder später wurde es allen dann doch zu viel.

Cyphermaster
2010-10-18, 13:36:03
Eigentlich sind meine Lebensumstände "ideal" - ich habe keine Freunde und keine Freundin, daher "muss" ich keine sozialen Kontakte pflegen. Mir fehlt einfach mein eigener Raum.Wenn du keine Freunde hast (btw. ist das Pflegen sozialer Kontakte im Normalfall keine Pflicht, sondern eher Vergnügen) und keinen Partner, dann würde ich tendieren zu sagen, deine Lebensumstände sind nur für's Arbeiten ideal...

Aber wenn dir das so gefällt, dann motte deine normale Bude doch ein, solang dieser Auftrag dauert. Ne Bude, in der du einige Zeit deine Ruhe hast, sollte sich für die Zeit schon vor Ort finden lassen - dürfte dann sogar billiger sein als normale Hotelpreise.

Pendler Gast
2010-10-18, 13:54:18
Ich war die letzten 5 Jahre Pendler, allerdings mit Familie zu Hause. Irgendwann ging mir das gehörig auf den Senkel. Jetzt habe ich nen anderen Job gefunden, wo ich bei meiner Familie sein kann. Vorher gabs allerdings keine Alternativen zu der Reisetätigkeit, es sei denn H4 zählt als Alternative ;) Also wenn Du Alternativen hast, nutze sie. Ansonsten würde ich wie Cypher schon verschlägt einfach den Lebensmittelpunkt temporär verlegen....

Gast
2010-10-18, 14:54:45
Ja, natürlich ist das eine Freude. Ich weiß auch nicht, warum ich keine habe. Es ist grausam, natürlich. Aber evtl. hängt man gerade deshalb anmseinenmvier Wänden so sehr? Keine Ahnung. Ich hoffe ich gewöhne mich bald.

rokko
2010-10-20, 01:13:00
Ich habe das Gefühl, nur noch für die Arbeit zu leben. Geht das hier noch jemanden so? Gewöhnt man sich irgendwann daran?

Geht mir zur Zeit auch so. Und wenn ich abends allein bin im Hotel leide ich unter sowas.

Ehrlich gesagt macht mir meine Arbeit sogar Spass (kein Unternehmensberater)
und zu 99% treffe ich nur nette Leute.
Im Moment habe ich eher das Gefühl mein Leben zu verpassen. Wäre lieber gern zu Hause bei meiner Familie.
Sicher Hotel samt Unkosten wird alles bezahlt aber zu Hause ist zu Hause.

Vor 10 Jahren hätte mich das nicht gestört. Aber jetzt mit Familie? Unter der Woche fehlen sie mir. Das Wochenende ist zu kurz.

Eine Lösung sehe ich aber auch nicht.

Ich weiss auch nicht ...zur Zeit kann ich das Problem gut mit Bier runterspülen.

Bin eben ein Weichei und hänge an Frau und Kind...;)

Senfgnu
2010-10-20, 11:34:30
Ich arbeite seit einiger Zeit im Messebau als Projektbetreuer/leiter unter ähnlichen Umständen.

Es ist Gewöhnungssache. Ich komme damit einigermaßen klar (wobei ich momentan doch mal wieder ein Wochenende herbeisehne, an dem ich nicht arbeite), aber die Fluktuation hier ist enorm.