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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Frage zu Streetview


Masterp
2010-11-14, 17:31:16
Moin,

Frage: Basiert diese Einspruchgeschichte von Googles Streetview auf einer gesetzlichen Grundlage oder ist das nur ein Entgegenkommen Seitens Google ?

darph
2010-11-14, 17:43:56
Meines Wissens, als juristischer Laie (und damit ist das hier nicht als Rechtsberatung zu verstehen – eigentlich ein Unding, daß man sowas immer dabei schreiben muß, aber egal):

Es ist ein Entgegenkommen, da die Straße als öffentlicher Raum kein Privatraum ist. Eine Häuserwand von außen, sofern nicht durch ein geeignetes Mittel (Mauer) abgeschirmt, ist keine Privatsphäre - die beginnt hinter dieser Mauer. Mit viel gutem Willen kann man diese Geschichte vielleicht noch der Sozialsphäre (http://www.boehmanwaltskanzlei.de/urheberrecht-medienrecht/presserecht/pflichten-der-presse/allgemeines-persoenlichkeitsrecht/767-sozialsphaere) zuordnen, aber auch hier ist deutlich, daß wer keinerlei Maßnahmen trifft, dies nicht der Öffentlichkeit zu präsentieren, offenbar kein Problem eben damit hat. Auch die Sozialsphäre ist Teil des öffentlichen Raums.

Wenn du an deine gegen die Straße gerichtete Häuserwand einen Gartenstuhl stellst, dann bist du dir durchaus bewußt, daß der Stuhl von der Straße aus einsehbar ist und darphst dich nicht beschweren, wenn er dann auch gesehen wird. Willst du das nicht, steht es dir frei, einen genügend hohen, blickdichten Zaun zu ziehen und den Stuhl damit von der Sozialsphäre in die Privatsphäre zu rücken. Wer jetzt über den Zaun klettert, dringt damit in unangemessener Weise in deine Privatsphäre ein.

Man kann jetzt als juristisches Detail darüber streiten, ob die Höhe mit der die Kameras montiert werden gegen diesen bestimmten Aspekt der sogenannten Panoramafreiheit verstoßen, solange das aber nicht so entschieden ist, spricht aus rechtlicher, sowie gesellschaftlicher Sicht nichts gegen Streetview.

Ist nur wieder Angst-Theater.


Grundsätzlich: Alles, was vom öffentlichen Raum so, ohne besondere technische Hilfsmittel einsehbar ist und nicht offensichtlich Persönlichkeitsrechte verletzt (Recht am eigenen Bild, wobei's hier um das Veröffentlichen, nicht um das Anfertigen geht), ist erlaubt. Jetzt gibt es die Geschichte, wo man verhindern will, daß Leute eine Leiter aufbauen, auf die Leiter klettern und dann über den Zaun hinweg photographieren, um sich dann rauszureden "Was, ich stand doch in öffentlichem Raum!?". Ich weiß jetzt nicht, ob die konkrete Höhe so im Gesetz steht oder nur gängige Auslegung ist, aber es ist wohl offenbar so, daß die Kameras auf dem Google-Auto aus technischen Gründen etwas höher montiert sind als eben diese Zahl. Das kann jetzt für Google problematisch werden, aber imho geht's hier um eine Quantifizierung der Intention, nicht um die konkrete Höhe.

Spasstiger
2010-11-14, 17:53:28
Interesanterweise wurden einige Streetview-Bilder aus Oberstaufen wieder entfernt, auf denen das mit dem Schwärzen der Häuser nicht so 100%-ig geklappt hat. Je nach Perspektive war doch Einiges zu erkennen.

Masterp
2010-11-14, 17:57:14
Hm, dann gibt es also bisher keine gesetzliche Grundlage, die es Google verbietet, Aufnahmen zu machen. Dann frage ich mich, warum Google dem Einspruchrecht nachkommt ?

darph
2010-11-14, 18:00:38
Das geringere Übel, vermute ich. Bevor man sich ewig lang mit irgendwelchen nörgelnden Stammtischparolen schwingenden Bild-Lesern auseinander setzt, und mit einem "Pah, wir können das, also machen wir das"-Basta-Gehabe schlecht auffällt, werden die wohl als Unternehmen, daß sich "do no evil" auf die Fahnen geschrieben hat, einfach sagen "Naguuuuuut, wenn's halt sein muß, werdet schon sehen, was ihr davon habt."

Es ist mal wieder typisch deutsch. ;(

DonVitoCorleone
2010-11-15, 17:59:41
Interessant wird das Ganze wieder, wenn sich dieser oder ähnliche Dienste so verbreitet haben, dass Unternehmen Geld dafür zahlen werden (oder sogar müssen?), dass ihre Fassade/Werbung sichtbar ist.

Mark
2010-11-15, 18:09:53
Das geringere Übel, vermute ich. Bevor man sich ewig lang mit irgendwelchen nörgelnden Stammtischparolen schwingenden Bild-Lesern auseinander setzt, und mit einem "Pah, wir können das, also machen wir das"-Basta-Gehabe schlecht auffällt, werden die wohl als Unternehmen, daß sich "do no evil" auf die Fahnen geschrieben hat, einfach sagen "Naguuuuuut, wenn's halt sein muß, werdet schon sehen, was ihr davon habt."

Es ist mal wieder typisch deutsch. ;(

Das trifft den Nagel auf den Kopf. Dieses ganze Streetview-Gehabe ist typisch deutsch. Hauptsache meckern.


Interessanterweise stört es niemanden, dass man zur Stadt gehen und dort Luftbilder, Kartenmaterial und Bebauungspläne gegen einen kleinen Betrag erwerben kann. Aber sobald Google einen Dienst kostenlos zur Verfügung stellt, fangen alle das Meckern an und schieben Panik.

Eidolon
2010-11-15, 18:15:51
Das trifft den Nagel auf den Kopf. Dieses ganze Streetview-Gehabe ist typisch deutsch. Hauptsache meckern.


Interessanterweise stört es niemanden, dass man zur Stadt gehen und dort Luftbilder, Kartenmaterial und Bebauungspläne gegen einen kleinen Betrag erwerben kann. Aber sobald Google einen Dienst kostenlos zur Verfügung stellt, fangen alle das Meckern an und schieben Panik.

Das und das negative Gehype seitens der Medien und des Staates. Man könnte fast Kalkül vermuten, vielleicht kann man als Staat ja Steuern seitens Google oder der Streetviewnutzer fordern?

Mark
2010-11-15, 18:18:00
Google hatte nur einen miesen Zeitpunkt gewählt. Die Politik schwamm bzw schwimmt ja auf dieser Datenschutz-Welle, nachdem Rot-Grün die Vorratsdatenspeicherung eingeführt hatte. Schwarz-Gelb muss ja anders seintm.

Masterp
2010-11-15, 20:38:50
Nunja, die Nokiatochter Navteq startet nun ja auch mit eigenen Fahrzeugen.

Lokadamus
2010-11-16, 19:53:48
Das und das negative Gehype seitens der Medien und des Staates.mmm...

Jup. http://www.bildblog.de/21374/die-schlechtesten-gruende-gegen-street-view/

DK2000
2010-11-16, 21:17:55
Kenne einen ehemaligen Streetview Fahrer, bei denen standen im letzten Jahr zeitweise die Karren still - für ein bis zwei Wochen (bei voller Bezahlung!). Wenn 3DC meine IP nicht an Google rausgeben würde, könnt ich hier bisl was erzählen! ;D

(del)
2010-11-16, 22:58:32
Das trifft den Nagel auf den Kopf. Dieses ganze Streetview-Gehabe ist typisch deutsch. Hauptsache meckern.Es ist keine typisch "Deutsche Michelmeckerei" die hierbei zu Tage tritt, sondern die a) die Ungewissheit, wie Daten ohne Einsichtnahme der Immobilieneigentümer/mieter gespeichert, aggregiert und im Hintergrund vermutlich noch mit externen Googlediensten verknüpft werden und b) die Tatsache dass die Panoramafreiheit in diesem Fall für den bundesweiten Voyeurismus missbraucht wird. Wer tatsächlich ein Interesse an meiner Hausfassade hat, der darf persönlich vorbeikommen und sich am Anblick ergötzen. Ein nationales Bildarchiv aller Haushalte zum Zwecke der Begutachtung ist meiner juristischen Laienhaftigkeit nach nicht hudnertprozentig mit der Panoramafreiheit vereinbar. Das bedürfte aber einer gerichtlichen Klärung, da es hierbei m.W. noch kein Präzedenzfall gibt.

Spasstiger
2010-11-16, 23:16:42
Kenne einen ehemaligen Streetview Fahrer, bei denen standen im letzten Jahr zeitweise die Karren still - für ein bis zwei Wochen (bei voller Bezahlung!). Wenn 3DC meine IP nicht an Google rausgeben würde, könnt ich hier bisl was erzählen! ;D
Hab kürzlich mit einem Kumpel 3D-Laserscans von der Umgebung um seine Wohnung gemacht (er entwickelt die Software dafür) und einer der Passanten hat uns gefragt, ob wir von Google wären. :freak:
Manche Leute sind schon paranoid.

(wobei ich nicht ausschließen will, dass Google irgendwann zum Kundenkreis des Arbeitsgebers meines Kumpels gehören wird)