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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Schwere Demenz bei Angehörigen


Gast
2010-11-22, 18:51:34
Hallo,

ich wollte allgemein mal fragen, ob jemand im familiären Umfeld schwere Demenzerkrankungen erlebt hat und wie er damit umgegangen ist.

Mein Vater ist bedingt durch seine Alkoholkrankheit mittlerweile langsam aber sicher schwachsinnig geworden (Korsakow-Syndrom). Wir hatten, um es zurückhaltend auszudrücken, nie ein gutes Verhältnis zueinander. Genau genommen hatte ich den Kontakt sogar nach seinem letzten Totalausraster abgebrochen.

Nun ist es aber endgültig soweit, dass sein Kurzzeitgedächtnis keine fünf Minuten mehr reicht. Wirklich nicht. Ist schwer vorstellbar, führt aber zu vollkommen absurden Situationen. Außerdem erzählt er zu jeder Gelegenheit die selben Geschichten. Ich werde mich wohl langsam damit abfinden müssen, dass da keine Person mehr ist, der ich etwas vorwerfen könnte.

Da ist einfach kein Mensch mehr, den man einmal kannte. Und ich weiß nicht so recht, wie ich damit umgehen soll. Da Korsakow-Syndrom ja nun nicht die einzige Demenzerkrankung ist, wollte ich mich mal erkundigen, wie andere Leute das empfunden haben.

Lurtz
2010-11-22, 22:20:19
Wie wird er denn versorgt?

Gast
2010-11-22, 22:45:59
Wir geben uns gerade alle Mühe, ihn in permanente Pflege zu bekommen, aber das ist gar nicht so einfach mit einer nicht einsichtigen, volljährigen Person. Er hatte meiner Mutter zwar schon eine Vollmacht ausgestellt, die aber kürzlich widerrufen, nachdem sie ihn hatte einweisen lassen.

Mir geht es auch weniger darum, wie ich ihn institutionell nun am schnellsten abgeschoben bekomme. Das wäre allerdings auch recht hilfreich. Auch wenn das zynisch klingen mag.

Jetzt überquere ich vermutlich endgültig die Grenze zum Vollarsch, aber ich sage gerne gerade heraus, wie es ist. Eines Tages wird er mein Problem und das meiner Schwester sein, wenn es dumm läuft. Aus Gründen, die ich nun nicht öffentlicher Betrachtung zugänglich machen wollte, hat keiner von uns beiden auch nur die geringste Motivation, sich darum zu kümmern.

Was mich eben zu meiner eigentlichen Fragestellung bringt: Um meinen Vater würde ich mich nicht kümmern. Ich würde ihn verrotten lassen. Wenn ich denn überhaupt noch die Person in seinem Körper erkennen könnte, die er mal war. Die ist aber schlicht nicht mehr vorhanden. Ich habe den Eindruck, mit einem Echo aus der Vergangenheit zu tun zu haben.

Mir geht es also höchstens indirekt darum, was ich nun aus dem Sachverhalt machen soll, sondern viel eher darum, wie man dieser Situation begegnen kann, dass da ein Mensch ist, den man einmal kannte, und auf einmal weiß man, dass er eben nicht mehr da ist, obwohl er nicht im klassischen Sinne tot ist.

derpinguin
2010-11-22, 22:48:33
Ich hab berufsbedingt viel mit allen möglichen Formen an dementiellen Erkrankungen zu tun. Interessiert dich was spezielles?

MadManniMan
2010-12-02, 17:47:46
Mir ergeht es mit meinem Vater und seiner fortschreitenden Demenz ... nun, nicht ähnlich, schließlich hatte ich ein gutes Verhältnis zu ihm ... aber ich bin auch dann und wann am Zweifeln, was meine Empathie betrifft.

Ich war regelrecht erschrocken, als ich letzte Woche ein Foto von uns beiden in die Hände bekam, auf dem ich ihn als Besucher eines meiner Bikeevents im Septemer 2009 festgehalten hatte. Er war schon da nicht mehr der Schlauste, aber immerhin noch halbwegs flinken Fußes. Jetzt ist er überfordertet vom Stuhl aufzustehen und zur Toilette zu gehen - wo er seltenst die ideale Abfolge der Tatigkeiten einhält :ugly:

Selbstverständlich erzählt er mir ebenso alle 5 Minuten die selbe Geschichte und größere Zusammenhangsänderungen gehen ihm ebenso nicht in die weiche Rübe. Was aber - wie typisch - genauso starkt wie immer ist: sein Langzeitgedächtnis. Das ist es auch, was ihn zu mehr als einem bloßen Schatten seiner Selbst macht.

Dennoch: da er seit ~2 Jahren keine ernstzunehmende Entwicklung mehr mitverfolgen kann bzw. nichts behält, ist es schon ein Abschied auf Raten ;( Mein Unterbewusstsein mag sich damit abfinden können, mein Bewusstsein befasst sich nur mit den praktischen Ergebnissen dieser Umstände und ignoriert die Emotion völlig ...

radi
2010-12-02, 18:33:59
Meine Oma ist auch demenskrank. das schwierigste ist glaub ich, dass man sich nicht drüber ärgern darf, wenn die Personen wieder mist bauen. Meiner Mutter fällt das ziemlich schwer, da sie komplizierender Weise eine Art Perfektionistin ist.

sw0rdfish
2010-12-02, 19:10:58
Lieber Gast, es sollte kein Problem sein deinen Vater zu entmündigen und ihm einen Vormund zukommen zu lassen. Das hilft zwar deiner Seele nicht weiter, aber immerhin gibts dann in der Richtung weniger Stress.

Ansonsten ist das ganze eine sehr trauriges Thema. Meine Eltern sind noch gut beieinander und das wird hoffentlich auch noch eine Weile so bleiben. Man braucht denke ich viel Geduld und sollte sich früh Hilfe (ins Haus) holen.

Gast
2010-12-02, 20:02:00
Meine Oma hatte auch Demenz. Wir haben sie dann bei uns aufgenommen und sie hatte ein Zimmer direkt neben mir das vorher mein Bruder hatte. Bei ihr war es so das sie nichmal mehr das Klo gefunden hatte obwohl es direkt 2 Schritte vor ihrer Tür war. Teilweise ist sie dann (auch nachts) einfach wirr mit runtergelassener Hose durchs Haus geirrt. Tags hat sie sich oft einfach malim Garten irgendne Schippe geschnappt und wollte gartenarbeit erledigen obwohl sie kaum gehen konnte.
Irgendwann ist sie dann quasi direkt neben mir gestürzt und hat sich einen SCheklelhalsbruch zugezogen wodurch sie auch endgültig ins Heim kam und dann auch recht schnell gestorben ist (Zum Glück(.

Heeragon
2010-12-05, 08:49:48
Mir ergeht es mit meinem Vater und seiner fortschreitenden Demenz ... nun, nicht ähnlich, schließlich hatte ich ein gutes Verhältnis zu ihm ... aber ich bin auch dann und wann am Zweifeln, was meine Empathie betrifft.

Ich war regelrecht erschrocken, als ich letzte Woche ein Foto von uns beiden in die Hände bekam, auf dem ich ihn als Besucher eines meiner Bikeevents im Septemer 2009 festgehalten hatte. Er war schon da nicht mehr der Schlauste, aber immerhin noch halbwegs flinken Fußes. Jetzt ist er überfordertet vom Stuhl aufzustehen und zur Toilette zu gehen - wo er seltenst die ideale Abfolge der Tatigkeiten einhält :ugly:

Selbstverständlich erzählt er mir ebenso alle 5 Minuten die selbe Geschichte und größere Zusammenhangsänderungen gehen ihm ebenso nicht in die weiche Rübe. Was aber - wie typisch - genauso starkt wie immer ist: sein Langzeitgedächtnis. Das ist es auch, was ihn zu mehr als einem bloßen Schatten seiner Selbst macht.

Dennoch: da er seit ~2 Jahren keine ernstzunehmende Entwicklung mehr mitverfolgen kann bzw. nichts behält, ist es schon ein Abschied auf Raten ;( Mein Unterbewusstsein mag sich damit abfinden können, mein Bewusstsein befasst sich nur mit den praktischen Ergebnissen dieser Umstände und ignoriert die Emotion völlig ...

Mein Gott, das treibt mir schon beim lesen die Tränen in die Augen.
Die Hülle bleibt der Mensch geht.... :mad:

boxleitnerb
2010-12-05, 10:57:54
Mein Vater ist letztes Jahr nach fast einem Jahrzehnt Demenzerkrankung gestorben.
Es ist immer schwierig, wie man mit sowas umgehen soll. Für mich war es vielleicht etwas anders, weil mein Vater recht alt war (über 80) und wir daher nie ein so wirklich inniges Verhältnis hatten. Zwei Generationen Unterschied und so. Trotzdem war es nicht einfach, ihn so verwelken zu sehen. Vor allem waren die Sprünge recht groß, weil ich die letzten paar Jahre zum Studium weggezogen bin und dann nur alle 2-3 Monate mit meiner Mutter zu ihm ins Heim kommen konnte.

Im Nachhinein muss ich aber sagen, dass es irgendwie gut getan hat, die Besuche, das sich mit ihm beschäftigen, das Füttern...auch wenn er überhaupt nichts mehr tun konnte (und ich meine wirklich gar nichts), entstand da doch zeitweise eine Verbindung, die ich vorher so nie verspürt hatte.

Dem Threadersteller würde ich raten, den Groll und die Vorwürfe zu vergessen. Ich glaube, dein Vater leidet schon so genug unter den Folgen seiner Taten, auch wenn man es von außen nicht sehen kann.

Zwergi
2010-12-05, 11:58:42
Ich hatte beruflich mit einem demenzkranken Menschen zu tun, daher kann ich das nur teilweise nachvollziehen. Sollte es bei einem meiner Eltern soweit kommen, wollte ich mich auch net drum kümmern müssen (gleiche Vorgeschichte). Es gibt aber viele Selbsthilfegruppen, an die du dich wenden könntest. Die haben sicher auch viele Ratschläge für all die verschiedenen Probleme, die bei Demenz auftreten (Entmündigung etc.). Lass dich vielleicht auch mal zu einem Gespräch in einer Beratungsstelle aufklären.

Ich wünsche dir alles Gute.

Zwergi
2010-12-05, 11:58:57
Ich hatte beruflich mit einem demenzkranken Menschen zu tun, daher kann ich das nur teilweise nachvollziehen. Sollte es bei einem meiner Eltern soweit kommen, wollte ich mich auch net drum kümmern müssen (gleiche Vorgeschichte). Es gibt aber viele Selbsthilfegruppen, an die du dich wenden könntest. Die haben sicher auch viele Ratschläge für all die verschiedenen Probleme, die bei Demenz auftreten (Entmündigung etc.). Lass dich vielleicht auch mal zu einem Gespräch in einer Beratungsstelle aufklären.

Ich wünsche dir alles Gute.

GastT
2010-12-05, 12:03:50
Dem Threadersteller würde ich raten, den Groll und die Vorwürfe zu vergessen. Ich glaube, dein Vater leidet schon so genug unter den Folgen seiner Taten, auch wenn man es von außen nicht sehen kann.


Stimme teilweise zu, was das Vergessen des Grolls und Vorwürfe vergessen soll, man macht sich das Leben dadurch nur noch schwerer. Man sollte damit abschliessen.

Ab einem bestimmten Zeitpunkt, leidet der Demenzkranke nicht mehr darunter, weil er es einfach nicht mehr weiß.

Allgemein: in eine Demenzkrankheit eines Angehörigen hineinzuwachsen, den geistigen Verfall zu begleiten, mitzuerleben, ist zwar schlimm, aber schlimmer ist es, von heut auf Morgen, damit konfrontiert zu werden.

Das habe ich bei meiner Mutter mitgemacht. Sie lebte seit Jahren schon allein in ihrer Wohnung, hatte den Tagesablauf auch im Griff und hatte durchaus noch ihren Spass. Einzig was ich Ihr abgenommen hatte, war der wöchentliche Einkauf, Begelitung zu Ärzten usw., aber es lief recht gut.

Dann bekam Sie Dramkrebs, wurde erfrolgreich operiert, Sie brauchte aber Monate, bis sie wieder auf die Beine kam, was aber normal ist. Danach wieder Krebsverdacht/Gebärmutter, auch erfolgreich operiert. Dann ein Narbenbruch (Wunde im Bauchraum wächst nicht mehr zusammen und muß von innen vernäht werden) . Das war der Anfang vom Ende, 10 folgende Vollnarkosen, waren zuviel.

Danach ging es bergab, Verwirrtheit/Angstzustände,bis zur Einweisung in die Psychatrie. Ich immer dabei, obwohl meine Frau auch sehr krank ist. Das war/ist schon Grenzwertig.

Dann schien sich ihr Zustand zu bessern, sie wollte gern wieder nach Haus, in ihre Wohnung. Das ging auch zeitweise gut (sie zu mir zu holen, war nicht möglich) 2 Menschen zeitgleich zu pflegen, ging einfach nicht.

Für meine Mutter war der Pflegedienst eingerichtet, kam dreimal am Tag, Essen auf Rädern und eigentlich alles was möglich war um ihr selbstständiges Leben weiterhin zu gewährleisten. Aber es wurde immer schlimmer, wieder in die Psychatrie, wieder raus und von vorn. Anrufe nachts, Notarzt, wieder Einweisung und...und..irgendwann war Feierabend, ich konnte nicht mehr.

Es kam nur noch ein Seniorenheim in Betracht, was ich dann in Angriff nahm. Von dem ganzen Behördenkram, Betreuer(Ich)/Wohnungsauflösung usw. garnicht zu reden, war die Hölle. Muß dazu sagen, das ich der einzig verbliebende Angehörige bin.

Nunja, jetzt das wesentliche, mußte aber die Vorgeschichte klarmachen. Ich habe mich dann um das Heim gekümmert, habe in unserer Stadt eigentlich alle Heime abgeklappert um mir einen Überblick zu verschaffen. Glücklicherweise habe ich dann genau das Richtige gefunden, eine Straße weiter von meinem Wohnsitz, so das ich in 5 Minuten dort sein kann. Auch nicht zu groß, ca. 70 Senioren, alles Einzelzimmer/Balkon. Wichtig war, das sie - wenn sich ihr Zustand verschlechtert - nicht wieder das Heim wechseln muß, Sie kann bis zum Ende dort bleiben. Alle Pflegestufen werden dort angeboten.

Inzwischen komme ich damit klar, ihr Zustand ist stabil, sie kann sich noch freuen wenn ich komme. Sie macht eigentlich alle Aktivitäten, die im Heim angeboten werden, mit und es wird viel angeboten, ohne zu überfordern. Ich habe viel persönlichen Kontakt zum Heimleiter/ dem Pflegepersonal.jede Woche besuche ich sie, ein oder zweimal, halte feste Zeiten ein, damit sie sich dran gewöhnen kann.

Zuerst bin ich nicht damit klargekommen, habe mir Vorwürfe gemacht, hatte ein schlechtes Gewissen und bin mit der Heimunterbringung nicht klar gekommen. Inzwischen aber, weiß und sehe ich, dass das was im Seniorenheim geboten wird,ich niemals hätte leisten können.

Es ist natürlich immer schwer zu erleben, wenn es Ihr mal wieder schlecht geht, dann geht es mir auch schlecht. Aber man muß lernen das zu ignoriern und es als Normalzustand anzusehen, morgen geht es ihr wieder besser uns man kann zusammen lachen. Ich habe gelernt, anders mit Ihr umzugehen, man muß verstehen, das der demente Angehörige in einer anderen Welt lebt, meist in der Vergangenheit. Zuerst habe ich sie immer verbessert und versuchte die nahe Vergangenheit zu aktivieren, was aber falsch ist, man verwirrt den Kranken damit nur.

Ich akzeptiere ihren Zustand jetzt, rede mit Ihr worüber sie aktuell reden möchte, lasse mich darauf ein und bestätige sie auch. lebe also dann, mit in ihrer Welt, was ihr sichtlich gut tut. Es ist nicht einfach, weil der eigene Verstand darauf nicht eingestellt ist, aber man lernt es.

Also, ein gutes Pflege/Seniorenheim ist nicht die schlechteste Lösung, nur dauert es sehr lange, bis es - wenn überhaupt -vom Angehörigen angenommen wird, Daheim bleibt einfach Daheim. Man muß das ignorieren, es geht nicht anders.

Für wichtig halte ich, das man sich intensiv um die zukünftige Unterbringung kümmert, sich alles anschaut und sich Informiert. Man muß lernen, sein eigenes schlechtes Gewissen zurückzudrängen, die Vorteile einer Heimunterbringung zu sehen, nicht nur für einen selbst, sondern auch für den dementen Angehörigen.

Wenn man die Möglichkeit - Finanziell/Räumlich/eigene Gesundheit - hat, den Angehörigen daheim zu betreuen, warum nicht, ist eventuell die bessere Lösung, kommt aber stark auf den Zustand des Angehörigen an. Man sollte nicht vergessen, das auch Aggressivität und stündlich wechselnder Gemütszustand, zur Krankheit dazu gehört.

Was noch ganz wichtig ist. Nimmt man einen amtlichen Betreuer, hat man für immer verloren. Man bekommt nie wieder die Chance, auf das Leben seines Angehörigen, Einfluss zu nehmen. Man hat keine Entscheidung über Unterbingung/Gesundheitsversorgung usw., es bleibt nur der Besuch und zuschauen. Ich würde mir das ganz genau überlegen.

Ich habe vorab mit meiner Mutter eine Vorsorgevollmacht erstellt, in der ich über alles was Sie angeht, entscheiden kann und mir kein Amt reinpfuscht. Bedeutet zwar ab und zu Lauferei, aber das ist mir meine Mutter wert. Eine Betreuungsverfügung brauch man eigentlich nur, wenn Wohneigentum vorhanden ist. Dann ist aber zu bedenken, das man jedes Jahr, schriftlich Rechenschaft ablegen muß.

Allen die damit zu tun haben, wünsche ich Durchhaltekraft und viel Mut, es lohnt sich...

GastMediziner
2010-12-05, 12:49:36
Die haben sicher auch viele Ratschläge für all die verschiedenen Probleme, die bei Demenz auftreten (Entmündigung etc.).

Eine 'Entmündigung' gibt es hierzulande schon länger nichtmehr. Heutzutage wird ein solcher Fall durch das Betreuungsgesetz von 1992 im Rahmen eines Betreuungsverfahrens geregelt.

basti333
2010-12-05, 12:53:12
Was mich eben zu meiner eigentlichen Fragestellung bringt: Um meinen Vater würde ich mich nicht kümmern. Ich würde ihn verrotten lassen. Wenn ich denn überhaupt noch die Person in seinem Körper erkennen könnte, die er mal war. Die ist aber schlicht nicht mehr vorhanden. Ich habe den Eindruck, mit einem Echo aus der Vergangenheit zu tun zu haben.

Mir geht es also höchstens indirekt darum, was ich nun aus dem Sachverhalt machen soll, sondern viel eher darum, wie man dieser Situation begegnen kann, dass da ein Mensch ist, den man einmal kannte, und auf einmal weiß man, dass er eben nicht mehr da ist, obwohl er nicht im klassischen Sinne tot ist.

Da dein Vater ja für lange zeit Alkoholkrank war bzw. ist, nehme ich mal an das er keine millionen auf dem Konto hat. Sofern deine Mutter die auch nicht hat, wirst du wohl oder übel für deinen Vater zahlen müssen, wenn ihr ihn ins Heim bringt. Vollkommen egal wie lange du schon keinen Kontakt mehr hattest und wie sehr du ihn hasst.

Ein Großvater von mir war auch mal Demenzkrank. Es fing ganz klein an, er konnte noch mit meiner Oma zuhause leben, bis er nachts gestürzt ist. Dann kam es wie es bei vielen kommt. Oberschenkelhalzbruch, Operation, die Demenz wurde schlagartig schlimmer (eine Operation stellt für alte Menschen eine hohe körperliche Belastung dar). Von der Klinik ging es dann ins Altenheim (für das Heim haben seine Kinder gezahlt). Zum glück hatten wir eine Patientenverfügng und so musste er sich nicht mit einer Ernährungssonde, Intensivstation etc. herumplagen, als er nach ein paar monaten eine Lungenentzündung bekam und daran letztendlich auch starb.

Ich weiß jetzt nicht wie es um deinen Vater steht, aber wenn es noch irgendwie möglich ist, setzt noch eine Patientenverfügung auf. Nichts empfinde ich heutzutage schlimmer, als wie ein stück Fleich im heim zu liegen, Zwangsernährt zu sein und bei jeder potentiell erlösenden Krankheit in die Klinik gekarrt zu werden wo dann jedes mal das volle programm abläuft. Kein großer unterschied mehr zu viehhaltung.

dragonmaster
2010-12-05, 14:22:41
Da dein Vater ja für lange zeit Alkoholkrank war bzw. ist, nehme ich mal an das er keine millionen auf dem Konto hat. Sofern deine Mutter die auch nicht hat, wirst du wohl oder übel für deinen Vater zahlen müssen, wenn ihr ihn ins Heim bringt. Vollkommen egal wie lange du schon keinen Kontakt mehr hattest und wie sehr du ihn hasst.

Ein Großvater von mir war auch mal Demenzkrank. Es fing ganz klein an, er konnte noch mit meiner Oma zuhause leben, bis er nachts gestürzt ist. Dann kam es wie es bei vielen kommt. Oberschenkelhalzbruch, Operation, die Demenz wurde schlagartig schlimmer (eine Operation stellt für alte Menschen eine hohe körperliche Belastung dar). Von der Klinik ging es dann ins Altenheim (für das Heim haben seine Kinder gezahlt). Zum glück hatten wir eine Patientenverfügng und so musste er sich nicht mit einer Ernährungssonde, Intensivstation etc. herumplagen, als er nach ein paar monaten eine Lungenentzündung bekam und daran letztendlich auch starb.

Ich weiß jetzt nicht wie es um deinen Vater steht, aber wenn es noch irgendwie möglich ist, setzt noch eine Patientenverfügung auf. Nichts empfinde ich heutzutage schlimmer, als wie ein stück Fleich im heim zu liegen, Zwangsernährt zu sein und bei jeder potentiell erlösenden Krankheit in die Klinik gekarrt zu werden wo dann jedes mal das volle programm abläuft. Kein großer unterschied mehr zu viehhaltung.


Ich gebe dir absolut recht manchmal ist es besser zu sterben als Jahrelang vor sich hinzudämmern, wie ich es bei einem meiner Großväter erleben darf der Alzheimer im fortgeschritten Stadium hat. Lebensverlängernde Maßnahmen schön und gut aber irgendwann wird es zur Quall und macht keinen Sinn mehr, wenn eine Besserung auszuschließen ist.

Bullz
2010-12-05, 18:46:05
wenn ich das so lese habe ich Angst das es bei meinen Eltern vielleicht auch so sein kann. Ich hoffe das sie ... am liebsten gar nicht sterben. Aber wenn sterben dann schnell und schmerzlos. Will meine Eltern nicht als Hülle sehen, das haltet mein Bullz Herz nicht aus.

Gegen diese Krankheit muss ein Mittel gefunden werden in nächster Zeit. Mir ist es egal ob meine Eltern mit dem Rollstuhl die die Gegend rollen mit mir aber wenn sie selber nicht mehr da sind... im Kopf das ist das SCHLIMMSTE.

Gast
2010-12-09, 02:17:20
@bullz
Es gibt auch "körperliche" Krankheiten die man keinem wünscht.
@Ts sehr schade das da zwischen dir und deinem Vater keine große Bindung besteht. Was es für dich aber schon etwas leichter macht. Wenn schon nicht für deinen Vater dann sei jetzt für deine Mutter da.
Und eine Prüfung der Handlungsfähigkeit deines Vaters in täglichen Dingen kannst auch du anschieben. Dein Zuständiges Betreuungsgericht hilft dir da weiter. Gehandelt werden muss, mach du es. Für deine Familie.

Bye

MadManniMan
2010-12-09, 08:47:34
Mein Gott, das treibt mir schon beim lesen die Tränen in die Augen.
Die Hülle bleibt der Mensch geht.... :mad:

... danke für Dein Mitgefühl - ich begegne diesem Problem am liebsten mit Ignoranz einerseits und gaaanz viel bewusstem Engagement andererseits ... man möchte den Erkrankten seiner weichen Rübe wegen ständig ausmeckern, muss sich aber ins Bewusstsein rufen, dass er beim besten Willle nix dafür kann ;(