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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ungerechtigkeiten bzgl. Gehalt


Gast
2011-01-11, 10:16:01
Hallo,

ich schreibe lieber anonym denn wer weiß ob wann vielleicht der Arbeitgeber mal mitliest oder so ;)

Ich arbeite in einem IT-Unternehmen (Softwareentwicklung) seit April 2010. Ich bin Berufseinsteiger da ich nach der Ausbildung meinen Zivi gemacht habe und somit quasi erst in dieser Firma meine erste richtige (unbefristete) Anstellung habe.

In unserem Team/Abteilung sind mein Vorgesetzter und mein Kollege.

Nun ist es so dass, obwohl ich noch kein Jahr in der Firma bin, meine Kenntnisse, Fähigkeiten und Einsatzbereiche weit über dem liegen was mein Kollege hier leistet, der schon 8 Jahre im Unternehmen ist.

Schwer zu glauben, aber realität. Mein Kollege ist jemand, der macht gerade seine Arbeit und will über das allernötigste hinaus nichts wissen und lernen. Ich bin sehr neugierig und wissbegierig und schaue gern über den Teller(Abteilungsrand). Auf Fragen nach dies und jenem wusste mein Kollege oft nie eine Antwort und hat delegiert. Delegieren kann er sehr gut. Ich frage mich wie er bisher überhaupt bestehen konnte ohne mal Anschiss zu bekommen. Anderen ist seine delegative (neologismus?) Arbeitsweise aber bewusst.

Er bemüht sich kein Stück ein Problem, welches seinen Horizont auch nur minimal überschreitet selbst in die Hand zu nehmen sondern delegiert es an die zuständige Abteilung. Anscheinds hat er damit seinen Frieden gemacht.

Jedenfalls interessiert mich einfach alles und mit meiner Affinität zum Programmieren und durch meine Art und Weise dinge anzugehen werde ich oft an andere Abteilungen ausgeliehen, fixe kleinere Bugs selbst, schreibe mir Tools, nehme mich Problemen wirklich selbst an. Für mich ist delegation = kapitulation und für meine proaktive Arbeitsweise werde ich oft von anderen Abteilungen gelobt und gepriesen. Mein Chef ist sich dessen bewusst, deshalb bin ich schon mittlerweile der Mann fürs spezielle.

Das hört sich jetzt nach selbstverliebtem Eigenlob an aber gemessen an dem was mein Arbeitskollege hier leistet, ist das einfach viel mehr.

Ich weiß dass ich berufseinsteiger bin und mein Kollege das Privileg genießt ewig im Unternehmen zu sein aber in gewisser weise fühle ich mich ungerecht bezahlt. (gemessen an ihm)

Über Geld habe ich mit meinem Kollegen noch nicht gesprochen aber ich weiß dass er zwischen 200 und 400 Euro (netto) mehr verdient wie ich. Woher ich das weiß ist nicht so wichtig. Randandeutungen usw.

Meine Frage an euch: Wann habe ich das Recht mich über Gehalt zu unterhalten ohne unverschämt zu sein und wie begründe ich so etwas ohne meinen Kollegen in gewisser weise schlecht zu reden? Das will ich natürlich nicht aber ich weiß nicht wie man so etwas diplomatisch korrekt in einem Gespräch formulieren würde.

Danke fürs lesen!

Gruß

Tomi
2011-01-11, 10:18:11
Tja...dein Chef sieht dass Du für dein jetziges Gehalt Dir den A*** aufreisst. Warum mehr zahlen? Du machst es ja offenbar freiwillig auch für weniger. So ist nunmal die Arbeitswelt.

Morale
2011-01-11, 10:20:17
Warte bis April dann biste ein jahr dabei und kannst ja mal das Thema Gehaltserhöhung anschneiden.

Jego
2011-01-11, 10:40:23
Warte bis April dann biste ein jahr dabei und kannst ja mal das Thema Gehaltserhöhung anschneiden.

Vollkommen korrekt. Bei dem Gespräch mit deinem Chef versuchst du dann darzustellen, was du für die Firma leistest und wie du dich zusätzlich einbringst, obwohl dass deine Stelle nicht vorschreiben würde. So wie du es darstellst, sollte da eigentlich durchaus eine gute Gehaltserhöhung drin sein. Besonders gut ist, dass dein Chef schon erkannt hat, dass du der Ansprechpartner für besondere Problemstellungen bist, und nicht dein Kollege.

Grundsätzlich wenn du vorankommen willst: Bleib nicht kürzer als 2 Jahre, aber auch nie länger als 5 Jahre in einer Abteilung/Firma (je nach Firmengröße). Gerade in großen Firmen kann man leicht auf dem internen Arbeitsmarkt wechseln.

stav0815
2011-01-11, 10:48:08
Die Frage die sich mir dabei stellt: Wieviel kriegst du denn überhaupt?
Wenn die Bezahlung angemessen ist, wird es deutlich schwieriger. Wenn du hingegen für einen "Hungerlohn" schuftest, dann dürfte es nicht so schwer sein.

Pana
2011-01-11, 11:23:24
Viele Berufseinsteiger überschützen sich und ihre Rolle in einem Unternehmen. So klingt das auch hier für meine erfahrenen Ohren. Ich würde dem TS empfehlen, einen selbstkritischen Blick auf sich selbst zu werfen und zu prüfen, ob er wirklich dem Kollegen überlegen ist. Ansonsten kann man sich nämlich auch schnell selbst den Stuhl absägen. Neid und Missgunst mag kein Chef - gerade wenn es um Grünschnäbel geht.

JohnMcClane
2011-01-11, 11:24:55
naja ich würde zumindest noch warten bis du 1 jahr dabei bist. jetzt schon gleich mit ner erhöhung kommen ist glaub ich nicht so gut. gibt es bei euch nicht einmal im jahr n gespräch mitem vorgesetzten? also eine bewertung? wo man dann auch mehr geld bekommt, verausgesetzt man hat gut gearbeitet?

Jego
2011-01-11, 11:27:30
Da der TS anscheinend noch sein Einstiegsgehalt bezieht, sollte da noch Luft nach oben sein. Und in den größeren Firmen, die ich kenne, ist es üblich nach einem Jahr eine Erhöhung zu erhalten, sofern man sich bewährt hat.

Mal als Vergleich:

Ein Freund von mir ist Fachinformatiker in der Anwendungsentwicklung bei einem Mittelständler. Als Einstiegsgehalt gabs bei ihm brutto 2300€, nach einem Jahr Berufserfahrung 2650 €. Also ca 15% Lohnerhöhung.

Ash-Zayr
2011-01-11, 11:36:25
Mein Chef ist sich dessen bewusst, deshalb bin ich schon mittlerweile der Mann fürs spezielle.....

...eher der Arsch für alles....sorry...Du bist der It-Hilfs-Hansel, der sofort springt, wenn selbst prozessfremde Abteilungen sich die Hände nicht schmutzig machen wollen und einen Hiwi brauchen.
Merke: je höher das Gehalt, desto mehr delegiert man am Ende. Wenn Du darin aufgehst, in Eigeninitiative mehr zu machen als Deine Stelle vorsieht, dankt Dir das keiner und zahlt auch niemand. Gezahlt wird nach Stellenbeschreibung, und nicht danach, was man als "Brenner" denn alles Tolles über die Maßen macht - das ist dann schon eher Bereich "Privatvergnügen".

Viele verträumte Ideale, Klischees und Vorstellungen vom jungen Typen, der in einer Firma mit Witz, Idee und Fleiss seinen Weg straight von unten nach oben macht, weil alle tollen Chefs verzückt sind von diesem Ehrgeiz und Enthusiasmus und weil sie sehen, wie wertvoll man doch ist, sind in der realen Arbeitstswelt Null und Nichtig.

Fazit: Dein Kollege hat sicher genauso viel drauf wie Du, aber er weiß wie der Hase läuft und macht es richtig.

Ash

Turiz
2011-01-11, 11:41:59
Auf die Taschen der Kollegen zu schielen macht nur unglücklich. Entscheidend ist nur wieviel dir der Arbeitgeber für deinen Job bezahlt und ob du damit zufrieden bist. Was ist besser: € 50,- mehr in der eigenen Geldtasche oder € 100,- weniger in der Geldtasche des Kollegen? Man glaubt nicht, wie oft Variante 2 bevorzugt wird.

GBWolf
2011-01-11, 11:46:32
Hört sich garnet mal so ungerecht an, wer delegiert verdient meist mehr als die die wirklich arbeiten :)

Gast
2011-01-11, 12:54:47
danke für die antworten.

Natürlich erdreiste ich mir nicht vor mindestens 1 Jahr betriebszugehörigkeit dazu den Mund aufzumachen.

Ich bin mit den Strukturen und Prozessen noch nicht so ganz vertraut aber ich meine gehört zu haben, dass auch Gehalt neu kalkuliert werden kann nach einer art "Key skills" oder "additional skills". Eben ob man für etwas besonders Verantwortlich ist oder man sich besonders in etwas eingearbeitet hat.

Abwarten ob was kommt wenn ich 1 Jahr dabei bin mache ich auf jeden fall und ob oben erwähntes zum Tragen kommt. Nur für den Fall falls es ein Gespräch geben wird weiß ich nicht ob ich mich frei auf meine zusätzlichen Leistungen stützen soll oder mich als "Basis" auf die Leistungen meines Kollegen stützen soll um besser argumentieren zu können.

Mein Einstiegsgehalt liegt bei 2400€ Brutto.

MegaManX4
2011-01-11, 13:07:30
Ich kann deinen Unmut gut verstehen, so ging es mir als Berufsanfänger auch.

Mit der Zeit habe ich aber gelernt, das das Gehalt nur bedingt etwas mit der alltäglichen Leistung zu tun hat. Es ist auch eine Entohnung für Treue und Durchhaltevermögen. Sowas zeigt sich aber nicht im ersten Jahr, wo sowieso jeder "Neue" Gas gibt, sondern kommt mit den Jahren.

Vor allen Dingen solltest du Dich nicht selbst überschätzen und vor allem nicht ausnutzen lassen. Überall und jederzeit erreichbar zu sein und selbst idiotischen Frickelkram zu lösen, führt irgendwann nur dazu, das du der Hiwi vom Dienst wirst. So kommst du nicht weiter.

Dein Kollege ist wie du selbst sagtest schon 8 Jahre dabei. Allein die Erfahrung die er dabei gesammelt hat, dürfte dem Chef so einiges wert sein.

Das er dabei nur 400 Euro netto mehr verdient als du, ist da schon eher lachhaft.

Solltest du nach einem Jahr aber weiterhin der Meinung sein, das du unterbezahlt bist, dann rede mit deinem Chef. Wenn du unzufrieden bist, nützt das keinem.
Ich habe dieses Jahr das selbe gemacht und mir 600 € Brutto mehr geholt. Du musst Dich mit deinem Gehalt wohlfühlen, das ist das wichtige. Was andere verdienen, spielt da keine Rolle.

Zephyroth
2011-01-11, 13:24:00
Ich denke bei solchen Gehaltsverhandlungen sollte man nur durch eigenen Stärken (und nicht durch die Schwächen anderer) glänzen. Ich bin vor 2 Monaten zu meinem Chef gegangen und habe um mehr Gehalt gebeten (das war das erste Mal nach 3 Jahren). Allerdings war ich gut gerüstet. Eingestellt (und bezahlt) wurde ich als einfacher Meßtechniker, in den folgenden 3 Jahren habe ich mich aber zum Universalkönner (Meßtechniker, Hardwarentwickler, Programmierer und Applikationsingenieur) entwickelt. Je nach Notwendigkeit bin ich das eine oder andere (oder alles zusammen). Da war ich eben der Meinung, das diese Mannigfaltigkeit entsprechend entlohnt werden sollte.

So begründet habe ich dann ohne Probleme meine Gehaltserhöhung (+ eine Prämie) bekommen, ohne irgendeinen Arbeitskollegen schlecht zu machen (war auch nicht notwendig, die sind alle ok).

Grüße,
Zeph

Cyphermaster
2011-01-11, 14:22:33
Ich bin mit den Strukturen und Prozessen noch nicht so ganz vertraut aber ich meine gehört zu haben, dass auch Gehalt neu kalkuliert werden kann nach einer art "Key skills" oder "additional skills". Eben ob man für etwas besonders Verantwortlich ist oder man sich besonders in etwas eingearbeitet hat.Klingt nach der "ERA"-Staffelung. Dabei wird das Basisgehalt in verschiedenen Stufen nach den Aufgaben bzw. Verantwortlichkeiten eines Angestellten bestimmt. Allerdings gilt das für die Dinge, die er real tut, nicht zu denen er theoretisch fähig wäre.
Nur für den Fall falls es ein Gespräch geben wird weiß ich nicht ob ich mich frei auf meine zusätzlichen Leistungen stützen soll oder mich als "Basis" auf die Leistungen meines Kollegen stützen soll um besser argumentieren zu können.Gehälter werden nie relational bezahlt! Und jeder Chef kennt die Leistungen seiner Mitarbeiter (bei 2 Mitarbeitern mit Sicherheit sehr genau). Deinen Kollegen in irgendeiner Form da mit ins Spiel zu bringen, kann nur nach hinten losgehen - alleine schon, daß du glaubst, daß du nach ein paar Monaten haargenau weißt, was/wie viel/wie gut dein Kollege arbeitet und , würde bei mir als Vorgesetztem zwei Gedanken triggern:
1. Entweder weißt du weniger, als du schätzt - oder du scheinst einen erklecklichen Teil deiner Arbeitszeit dafür zu opfern, deinen Kollegen bzw. dessen Arbeitsleistung genau zu kontrollieren.
2. Du tendierst eher zum "Radfahrer", als zum Teamplayer.

Meine Empfehlung wäre, daß du in so einem Mitarbeiter-Gespräch (üblicherweise gibt's das 1-2x pro Jahr) einfach mal fragst, wie deine finanziellen Entwicklungsperspektiven mittelfristig aussehen könnten, grade im Hinblick auf Leistungen, die du über deine normalen Aufgaben hinaus wahrnimmst. In Betrieben, die nach ERA bezahlen, gibt es für gelegentliche Zusatzleistungen üblicherweise einen variablen Gehaltsanteil als "Leistungszuschlag". Werden diese gelegentlichen Zusatzaufgaben zur Regel, dann werden diese in deine normalen Aufgaben übernommen, und in einer neuen Basistarif-Stufe berücksichtigt.

Und sei dir bewußt, daß wenn du einfach nur Arbeit einer anderen Abteilung machst, ohne daß das entweder dein Chef so will, oder es einen Vorteil ergibt, das nicht immer sinnvolle Zusatzleistung ist.

MiamiNice
2011-01-11, 14:44:52
Puh, mal ein paar Gedankenfetzen von mir:

1. Ist es nicht immer erwünscht das jemand sich eine Lösung für das Problem ausdenkt wen es eine Abteilung/Personen gibt die dafür zuständig sind. Delegieren ist in vielen Firmen genau das was gewünscht ist. Das sorgt dafür das jeder das macht was er soll und die Zeit nicht mit problemlösungen verschwendet wird die für die Firma oder andere Mitarbeiter eigendlich gar kein Problem sind.

2. Du solltest bei dem Gespräch um die Gehaltserhöhung nicht das anführen was Du hier im ersten Post erwähnst. Also das Dein Vorgesetzter mehr Geld bekommt aber Du mehr leistest. Das geht sicher nach hinten los.

Dein Kollege ist wie du selbst sagtest schon 8 Jahre dabei. Allein die Erfahrung die er dabei gesammelt hat, dürfte dem Chef so einiges wert sein.

Das er dabei nur 400 Euro netto mehr verdient als du, ist da schon eher lachhaft.

Sehe ich sehr ähnlich.

Roak
2011-01-11, 17:05:06
Wie es schon erwähnt wurde zählt im Gehalt auch langfristig die Treue, Berufserfahrung, Zuverlässigkeit und weitere Dinge. Wenn auch du mal länger dabei bist und sich deine Prioriäten verschieben lässt auch vielleicht die Leistung in gewisser Weise nach. Arbeite erst einmal ein paar Jahre und dann schaut das schon anders aus. Ich kann dir sagen das dann ein junger Kollege kommt der dich in irgendeiner Hinsicht abhängt, jung, dynamisch.

Weiter musst du dir auch vorstellen das wenn du jetzt mehr bekommst es mit Sicherheit so sein wird das du in ein paar Jahren wieder auf der Matte stehst, man gewöhnt sich an das Gehalt. Wo soll da für den Chef die Steigerung sein dich weiter zu motivieren. Das endet in mehr Urlaub, mehr Gehalt falls das überhaupt möglich ist.

2400 für einen Berufsanfänger find ich gar nicht mal so schlecht, ohne jetzt genau deine Ausbildungsstand zu wissen.

Edit: Der Beitrag von Ash-Zayr hat einiges an Wahrheit, so schauts aus.

Kenny1702
2011-01-11, 17:24:45
Mal so als Verständnisfrage: Weißt du, ob er die gleiche Lohnsteuerklasse wie du hast? Falls nicht, dann sagt deine Netto-Aussage nichts aus! Im schlimmsten Fall bekommt er brutto nicht mehr als du und mußte das deswegen durchblicken lassen.

Black-Scorpion
2011-01-11, 18:01:27
Entweder ihr habt einen Tarifvertrag nach dem gezahlt wird oder es läuft was schief. Du dürftest nämlich gar nicht wissen was dein Kollege verdient. ;)

Gast
2011-01-11, 19:19:58
Finde es ziemlich anmaßend vom TS, derart über seinen Kollegen herzuziehen und sich selbst als so viel besser und fähiger darzustellen, nur weil der Kollege nach all der Zeit keinen Bock mehr auf die Drecksarbeit hat.

Du (TS) bist Berufseinsteiger, klar ist man da hochmotiviert und will es allen zeigen. Aber wart mal ab, wie es diesbezüglich bei dir in 8 Jahren noch aussieht. ;)

klumy
2011-01-11, 21:49:56
Ich würde auch nicht vorschnell über deinen Kollegen urteilen.

Ich war auch mal Berufseinsteiger, habe im Laufe meines Berufes aber immer mehr delegierende Aufgaben bekommen. Mittlerweile betreue ich eigene Projekte mit den zugehörigen Kollegen. Ja sogar Studenten betreue ich beim Schreiben ihrer Arbeiten, was ich mir vor 4 Jahren als Student nicht zugetraut hat. Jeder meiner zugeordneten Projekt Kollegen, mit denen ich arbeite haben fachlich und softwaretechnisch mehr drauf als ich. Das habe ich denen auch gesagt :biggrin:

Ich habe das Glück gehabt, dass ich am Anfang neben einem Minimumgrundgerüst an Schulwissen gut mit anderen Firmen und Leuten aus anderen Abteilungen kommunizieren konnte. Was ich als selbstverständlich erachtete, war in der Arbeitswelt nicht so. Wenn ich im nachhinein einige Berufseinsteiger, Praktikanten, oder einige langjährige Kollegen sehe, haben sie dort mehr Probleme als ich (am Telefon wird gestottert, man stellt sich nicht richtig vor, prescht sofort mit dem Thema ohne Hallo und SmallTalk auf sein Gegenüber ein, kein verhandlungssicheres Englisch, Organisation, Zeitplanung - nie gehört, Informationen werden gehortet und nicht in der Gruppe geteilt. Damit kommt ihr in der Schule weit und bekommt als Einzelkämpfer gute Noten, aber in der Arbeitswelt seid ihr der letzte Arsch).

Ausserdem solltet ihr verinnerlichen, dass es dem Kunden nicht interessiert ob du oder dein Kollege oder der Chef den Mist gebaut haben und wer sich den Arsch aufgerissen hat, um das Projekt zu retten. Nach aussen hin für den Kunden, seid ihr eine Einheit bzw. eine Fachabteilung! Deshalb Kollegen nie runtermachen, nicht nach aussen und nicht vor Kollegen. Das rächt sich meistens, weil der Kunden einen für inkompetent hält oder die Kollegen von der anderen Abteilung. Dann tut es richtig weh. Siehe Deutsche Bahn und Winterchaos.

Was ich ausserdem merke, ist dass mit zunehmenden Delegieren, die Verantwortung wächst.
Einfaches Beispiel: ich beauftrage intern den Versand eines dringenden Dokumentes an den Kunden. Dokument wurde nach 4 Wochen nicht verschickt. Ich bekomme es nur über den Lieferanten mitgeteilt. Wer bekommt den Anschiss und muss die Wogen gläten? Hinweis: der Kollege, der das Paket versenden soll, ist es nicht. Er hat gemeint, wird heute noch verschickt. Hab ich ihn angeschissen? Nein, habe mich für den schnellen Versand bedankt. Wieso? Wenn er intelligent ist, wird er seinen Fehler selber einsehen. Eine Standpauke hätte dem Kunden nicht weitergeholfen, sondern nur dass jetzt dem Kunden weitergeholfen wurde, in dem das Dokument jetzt sofort rausgeht.

Mein Chef hat mir bei der Einstellung gesagt. Du wirst erstmal Dinge tun, wo du nicht so viel Mist bauen kannst :rolleyes:
Und dem war auch so. Ihr wisst schon, diese Hol und Bring Jobs, die keiner machen will... Selbst wenn du super deine fachliche Arbeit machst. Als Berufsanfänger wirst du keine Verantwortung tragen. Die trägt derjenige der dich einarbeitet bzw. dein Chef. Der Typ also der so viel rumdiligiert. Und ich sage dir du trägst da richtig Verantwortung, wenn viel rumdiligierst. Wenn alles glatt geht wirst du es als Berufsanfänger nicht merken. Wenn du aber Mist baust, und du als Rumdiligierer die gesamte Sache wieder gerade biegen muss, wirst du froh sein, dass deine höhere Verantwortung automatisch mit mehr Geld honoriert wird.

Ich merke es immer wieder, wenn Fachliche Cracks in Manager Meetings sitzen und nach Ihrer Meinung gefragt werden. Sie bringen entweder keinen Ton raus oder vertiefen sich in fachchinesisch und verstehen nicht, dass es nicht um Schuld in die Schuhe schieben gehen, sondern wie der Karren schnellstmöglich aus dem Dreck gezogen werden soll.

Nicht falsch verstehen, fachliches Können sollte finanziell gut honoriert werden. Delegieren sollte jedoch nicht unterschätzt werden. Ein lebloses Techniksystem zu beherrschen ist schön und gut, können aber Inder oder Chinesen auch und meistens besser und günstiger. Mit Kollegen jeglichen Alters und aus unterschiedlichen Ländern gut auszukommen und auch fähig sein, sie mit Aufgaben nicht zu überfordern/unterfordern, ist finde ich genauso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger.

Wie gesagt, dem Chef ist es egal wer Mist baut. Er will nur das jeder ausgelastet ist und die Projekte vorangehen. Dem Chef ist nach den ersten Jahren aufgefallen, dass ich trotz schweren Fall es geschafft, Projekte erfolgreich und jetzt kommst nicht als Einzelkämpfer sondern auch unter Einbeziehung eines anfangs nicht ganz so fitten Kollegen und Kundenanforderungen zu bewältigen.

Mittlerweile habe ich einige alteingesessene Kollegen überholt und darf sogar externe Dienstleister anfordern, die nicht billig sind. Das ganze geht einher mit höherer Budget und Personalverantwortung. Und hey, ich darf sogar Studenten anfordern, wen ich merke, dass ich auf einem Fachgebiet nicht mehr up to date bin und es mir das fehlende Fachwissen für meine Arbeit fehlt.

Der Deal lautet ich arbeite Student ein, Student erarbeitet sich das Wissen in form einer BA oder Master Arbeit. Und nach 6 Monaten habe ich eine Superzusammenfassung in den Händen, mit der ich das übernächste Projekt starten kann.
Ich gewinne, da ich mich nicht einlesen muss, ich diligiere und fordere Studenten an. :eek: Der Student gewinnt. Wenn er oder sie gut sind, setze ich mich dafür ein, dass sie in der Firma nach Abschluss übernommen wird. Wenn es aus Geldgründen nicht klappt, sorge ich dafür, dass Sie wenigstens eine gute Beurteilung für Ihren Prof und ihren zukünftigen beruflichen Werdegang bekommen.

Als Einzelgänger hätte ich es wohl schwerer gehabt, da ich mir sonst alles selber recherchieren und beibringen müsste. Ausserdem würde ich wahrscheinlich nicht pünktlich heimkommen. Der Effekt für meinen Chef und die Firma ist der gleiche. Der Einzelgänger muss Überstunden schieben, um sich Fachwissen zu erarbeiten. Und ich habe das gleiche gemacht aber mit weniger Aufwand für mich. Man ist zwar für die 6 Monate der gute Papi für den Studenten und wird alle 1-2 Tage mit miesen Fachfragen bombadiert, die ich zu 80% nicht beantworten kann.

Aber ich muss mich vor dem Studenten nicht verstecken, weil ich nichts weiss. Ich zeige ihm, wie man trotz Unwissen, sich Wissen im Berufsumfeld erarbeiten kann. Komischerweise geben Mädchen eher zu was nicht zu wissen als Jungs. Keine Ahnung warum. Zuzugeben, dass man was nicht weiss, sehe ich als Stärke an. Man sollte nur den Ehrgeiz dann auch haben, sich das Wissen irgendwie anzueignen.

Es gibt immer noch zuviele Leute, die nichts fragen, weil Sie Angst haben, dass Leute dann meinen derjenige ist dumm, weil er oder sie fragt. Ich stelle mein Unwissen jedenfalls selbstbewusst den Studenten zur Schau, damit Sie selber auch etwas lockerer werden und verstehen, dass niemand fertiggemacht wird, der mal eine auf den ersten Blick vielleicht triviale Frage stellt. Wir sind nicht in der Schule ;D

Was mache ich, ich delegiere ihn zu einem anderen Kollegen, der das besser weiss.
Das was dem Threadersteller so aufregt.

Auch diese Art von Delegieren ist eine Art Hilfestellung. Der Student bekommt die Info wo er sich die Info holen kann und holt sie sich selbst. So läuft es in seinem späteren Berufsleben auch. Er wird keinen Papi zur Seite gestellt bekommen, der Ihn auf Schritt und tritt unterstützt und über die Schulter guckt.

Ausserdem hat das den Vorteil, dass er, ich und andere Kollegen über das Problem drüberschauen. Wenn was schiefgeht, wird die Last auf sehr viele Schultern verteilt. Der Einzelkämpfer muss die Schuld selber tragen, wenn was schiefgeht.

Chef: "Herr Einzelkämpfer, wieso ist das Projekt schiefgelaufen? Sie der noch kein Jahr in der Firma drin ist und dessen Kenntnisse, Fähigkeiten und Einsatzbereiche weit über dem Durchschnitt liegen. Wieso wurde das Risiko von Option 51b nicht berücksichtigt?
Haben Sie sich nicht mit den anderen Kollegen beraten, damit diese ihre Arbeit gegenchecken."
Einzelkämpfer: "die Antwort und den zukünftigen Werdegang vom Einzelkämpfer dürft ihr euch mit viel Phantasie selber hier hineindenken."

Auf den ersten Blick sieht das unfair dem Studenten gegenüber aus, aber als Student lernt ihr so neue Leute innerhalb der Firma kennen, wenn ihr rumdiligiert werdet. Und wichtiger, die Leute lernen EUCH kennen. Ihr macht unbewusst das, was viele Leute als Networking wie bei Facebook machen. Nur mit richtigen Leuten ;-)

Also seid eurem Diligierer bitte dankbarer für das sinnvolle Networking.

Langfristig hat es sich für mich ausgezahlt, dass ich nicht nur Profidienstleister engagiert habe sondern mein Glück auch mit Studenten. Die meisten Studentenarbeiten sind fachlich hervorragend ausgearbeitet, das würde kein normaler Angestellter zeitlich in der Firma hinbekommen. Auch kein Super-Einzelgänger oder externe Dienstleister, da diese meist an mehreren Projekten gleichzeitig arbeiten müssen, um profitabel zu sein. Klar der Student macht die 6 Monate ja auch nichts anderes und kann sich sogar mit seinem Prof das Problem komplett durchleuchten. Habe ich damals ja auch gemacht, will ja eine gute Abschlussnote haben. Gleichzeitig kann der Student im Unternehmen schonmal seine ersten Sporen verdienen und sich bekannt machen (wichtig für das spätere Bewerbungsgespräch) und ich mit mit Uni Prof ein wenig Networking betrieben.

Und was macht der Einzelkämpfer, der sich über Leute aufregt, die nur diligieren. Der hat den tieferen Sinn einfach nicht verstanden.

Aber lange Rede kurzer Sinn, als Berufsanfänger solltest du nicht gleich Vorurteile über Kollegen haben. Die Umstellung von Schule zu Beruf ist nun mal gewöhnungsbedürftig. Aber machbar, wenn man sich die Zeit nimmt und die internen Verhaltensregeln zu studieren.

Für den Anfang muss du dich daher erstmal abfinden, dass du wenig verdienst, weil du keine Verantwortung tragen muss. Auch wenn du das Gefühl hast, es ist nicht so. Doch es ist so, du trägst als Anfänger keine Verantwortung. Jeder gute Chef, der das anders regelt, handelt fahrlässig.

Nach 2-3 Jahren als Berufsanfänger kannst du in der Regel davon ausgehen, dass jemand dann in der jeweiligen Firma flügge wird. Wenn du schon Berufserfahrung hast, verkürzt sich die Zeit natürlich deutlich.

DANN kannst du ein Resümee ziehen und wenn du gut bist, ergibt sich ein Aufstieg von selbst.
Bischen geschickt verhandeln beim Gehalt vorausgesetzt.

Ansonsten willkommen in der Arbeitswelt.
gast, du bist Deutschland und deine Kanzlerin zählt auf dich!
Also entäusch uns nicht und werde ein guter Arbeitnehmer!

Gast
2011-01-12, 08:35:28
Mal so als Verständnisfrage: Weißt du, ob er die gleiche Lohnsteuerklasse wie du hast? Falls nicht, dann sagt deine Netto-Aussage nichts aus! Im schlimmsten Fall bekommt er brutto nicht mehr als du und mußte das deswegen durchblicken lassen.

er ist verheiratet, weiß aber nicht ob Klasse 3 oder 5.

@ Topic:

Bei meiner Einstellung wurde von meinem jetzigen Chef betont, dass es sehr willkommen ist Skills zu haben oder sich rasch anzueignen um das delegieren an z.B. die oft total überlastete Entwicklerabteilung verhindern zu können und selbst mit seinen Fähigkeiten ein möglichst großer Puffer zu sein.

Einfaches Beispiel:
Kunde: "unser skript verhält sich komisch"

jetzt komme entweder ich: "ich werde das umgehend fixen"

oder mein Kollege: ""das muss ich an die zuständige Abteilung weiterleiten, ich bin kein Programmierer"

So, was macht wohl besseren Eindruck beim Kunden? Ergo auch bei meinem Chef? richtig.

Blase
2011-01-12, 12:09:00
Habe jetzt nicht alles gelesen, ein paar Gedanken dazu unsortiert:

1. dass Dein Kollege mehr bekommt, ganz einfach, weil er älter ist und schon recht lange dabei ist, ist vollkommen normal!

2. dass er mit diesem Hintergrund aber grade mal 400 Euro netto mehr hat, ist da schon wieder auffallend. Gehaltsniveau bei euch generell niedrig?

3. Punkt 1 und 2 zusammen bringen als Ergebnis, dass Du in absehbarer Zeit sicherlich nicht mehr oder gnausoviel bekommen wirst, wie Dein Kollege

4. Du bist nicht mal ein Jahr dabei, jetzt schon so auf das Geld zu schauen und voller Neid Ansprüche zu stellen, ist sicherlich nicht der richtige Weg

5. mach das Jahr voll und führe ein Gespräch mit Deinem Vorgesetzten. Dabei mit keinem Wort auf den Kollegen und/oder sein Gehalt eingehen. Es geht um Dich, Deine Leistung, Deine Einstellung und Deine Ziele. Zeige, wie sehr Du Dich entwicklent hast. Darauf baust Du ein Gehaltsgespräch auf. Hör Dir an, wie Dein Gegenüber das einschätzt - Deine aktuelle Arbeit. Er wird sicher weitere "Ziele" für Dich in der Zukunft haben. Vereinbart realistische Ziele, arbeite darauf hin und dann ist wieder ein Jahr oder zwei um und ihr redet wiederzusammen...

MfG Blase

Kenny1702
2011-01-13, 18:00:58
er ist verheiratet, weiß aber nicht ob Klasse 3 oder 5.

@ Topic:

Bei meiner Einstellung wurde von meinem jetzigen Chef betont, dass es sehr willkommen ist Skills zu haben oder sich rasch anzueignen um das delegieren an z.B. die oft total überlastete Entwicklerabteilung verhindern zu können und selbst mit seinen Fähigkeiten ein möglichst großer Puffer zu sein.

Einfaches Beispiel:
Kunde: "unser skript verhält sich komisch"

jetzt komme entweder ich: "ich werde das umgehend fixen"

oder mein Kollege: ""das muss ich an die zuständige Abteilung weiterleiten, ich bin kein Programmierer"

So, was macht wohl besseren Eindruck beim Kunden? Ergo auch bei meinem Chef? richtig.
So hart es klingt, ich denke dein Kollege macht das besser als du. Natürlich mag es toll sein, wenn etwas umgehend gefixt ist, aber eine Woche reicht meist locker zur Behebung/genauen Betrachtung, damit der Kunde sehr zufrieden ist. Weiterreichen an den Programmierer, der kümmert sich darum und es geht an den Kunden zurück. Das ist meist vollkommen ausreichend. Und es erzeugt keine Erwartungshaltung beim Kunden, daß alles sofort erledigt sein muß. Etwas anderes ist es, wenn für den Service extra bezahlt wird, aber das machen nicht viele.

Und das die Entwicklungsabteilung bei Euch oft überlastet ist, wirft kein gutes Licht auf die Firma. So etwas kann mal vorkommen, aber auf keinen Fall zur Regel werden.

Gast
2011-01-17, 11:47:15
So hart es klingt, ich denke dein Kollege macht das besser als du. Natürlich mag es toll sein, wenn etwas umgehend gefixt ist, aber eine Woche reicht meist locker zur Behebung/genauen Betrachtung, damit der Kunde sehr zufrieden ist. Weiterreichen an den Programmierer, der kümmert sich darum und es geht an den Kunden zurück. Das ist meist vollkommen ausreichend. Und es erzeugt keine Erwartungshaltung beim Kunden, daß alles sofort erledigt sein muß. Etwas anderes ist es, wenn für den Service extra bezahlt wird, aber das machen nicht viele.

Und das die Entwicklungsabteilung bei Euch oft überlastet ist, wirft kein gutes Licht auf die Firma. So etwas kann mal vorkommen, aber auf keinen Fall zur Regel werden.

ich muss evtl. dazu sagen, dass es sich hier um Software handelt, die für sechsstellige Beträge beim Kunden etabliert wird und ein Supportvertrag gut bis zu 1/10 davon kosten kann da es bei Problemen oder Fehlern zeitlich gesehen etwas kritisch zugeht. Dementsprechend ist die Erwartungshaltung vom Kunden von Grund auf schon etwas gehobener.

wie bereits erwähnt, ich werde einfach abwarten ob etwas geschieht wenn ich 1 Jahr dabei bin. Falls nicht, werde ich überlegen ob ich bis zum 2. Jahr warte oder doch mal ein Gespräch führe. Dass ich meinen Kollegen dabei besser mit keinem Wort erwähne weiß ich jetzt und beherzige das auch. Ich mag da nicht irgendwie in ein falsches Licht geraten.

allein schon aus der persönlichen Einstellung heraus wäre das keine Erfüllung für mich eiskalt zu delegieren weil ich mich dafür viel zu sehr für alles mögliche interessiere und bei allem wissen will warum was so ist. Manchmal von Vorteil und ich ernte Lob für diese Einstellung, manchmal stelle ich zu hohe Ansprüche an mich und bin frustriert wenn ich wirklich was nicht selbst bewerkstelligen kann.

alpha-centauri
2011-02-13, 20:59:45
Sitz da nen Jahr ab, lern viel, mach viel, such die nächste Firma.

Willkommen in der Realität des Berufsleben!

Nur weil andere fauler sind, heissts nicht, dass sie auch weniger Geld bekommen!

ShadowXX
2011-02-15, 10:53:55
ich muss evtl. dazu sagen, dass es sich hier um Software handelt, die für sechsstellige Beträge beim Kunden etabliert wird und ein Supportvertrag gut bis zu 1/10 davon kosten kann da es bei Problemen oder Fehlern zeitlich gesehen etwas kritisch zugeht. Dementsprechend ist die Erwartungshaltung vom Kunden von Grund auf schon etwas gehobener.

Naja...1/10 der Kaufsumme für Support ist der Normalfall, da erwartet kein Kunde eine Expressbehandlung.

Rooter
2011-02-15, 20:33:58
allein schon aus der persönlichen Einstellung heraus wäre das keine Erfüllung für mich eiskalt zu delegieren weil ich mich dafür viel zu sehr für alles mögliche interessiere und bei allem wissen will warum was so ist. Manchmal von Vorteil und ich ernte Lob für diese Einstellung, manchmal stelle ich zu hohe Ansprüche an mich und bin frustriert wenn ich wirklich was nicht selbst bewerkstelligen kann.Dann würde ich vorschlagen du suchst dir mittelfristig eine Firma von der Leute mit so einer Einstellung gesucht und honoriert werden. Die gibt es sicherlich auch.

Ich selbst bin ähnlich drauf wie du, wenn ich ein Problem selbst lösen kann tue ich das auch. Nach einigen Jahren im Job bin ich aber so weit dass ich nicht mehr zu viel Zeit dafür investiere. Wenn es mehr Aufwand ist als 10-15 Minuten wird es an die zu stellige Stelle weiter geleitet, wobei manche sicher diese 10-15 Minuten schon als zu viel ansehen würden.

MfG
Rooter

RLZ
2011-02-15, 20:59:33
Entweder ihr habt einen Tarifvertrag nach dem gezahlt wird oder es läuft was schief. Du dürftest nämlich gar nicht wissen was dein Kollege verdient. ;)
Solche Vereinbarungen im Arbeitsvertrag sind nicht rechtskräftig. Ansonsten wäre es nicht möglich den gesetzlich verankerten Gleichbehandlungsgrundsatz durchzusetzen.
(LAG Mecklenburg-Vorpommern (Urteil vom 21.10.2009, 2 Sa 237/09))

Majestic
2011-02-15, 21:05:22
Hallo,

ich schreibe lieber anonym denn wer weiß ob wann vielleicht der Arbeitgeber mal mitliest oder so ;)

Ich arbeite in einem IT-Unternehmen (Softwareentwicklung) seit April 2010. Ich bin Berufseinsteiger da ich nach der Ausbildung meinen Zivi gemacht habe und somit quasi erst in dieser Firma meine erste richtige (unbefristete) Anstellung habe.

In unserem Team/Abteilung sind mein Vorgesetzter und mein Kollege.

Nun ist es so dass, obwohl ich noch kein Jahr in der Firma bin, meine Kenntnisse, Fähigkeiten und Einsatzbereiche weit über dem liegen was mein Kollege hier leistet, der schon 8 Jahre im Unternehmen ist.

Schwer zu glauben, aber realität. Mein Kollege ist jemand, der macht gerade seine Arbeit und will über das allernötigste hinaus nichts wissen und lernen. Ich bin sehr neugierig und wissbegierig und schaue gern über den Teller(Abteilungsrand). Auf Fragen nach dies und jenem wusste mein Kollege oft nie eine Antwort und hat delegiert. Delegieren kann er sehr gut. Ich frage mich wie er bisher überhaupt bestehen konnte ohne mal Anschiss zu bekommen. Anderen ist seine delegative (neologismus?) Arbeitsweise aber bewusst.

Er bemüht sich kein Stück ein Problem, welches seinen Horizont auch nur minimal überschreitet selbst in die Hand zu nehmen sondern delegiert es an die zuständige Abteilung. Anscheinds hat er damit seinen Frieden gemacht.

Jedenfalls interessiert mich einfach alles und mit meiner Affinität zum Programmieren und durch meine Art und Weise dinge anzugehen werde ich oft an andere Abteilungen ausgeliehen, fixe kleinere Bugs selbst, schreibe mir Tools, nehme mich Problemen wirklich selbst an. Für mich ist delegation = kapitulation und für meine proaktive Arbeitsweise werde ich oft von anderen Abteilungen gelobt und gepriesen. Mein Chef ist sich dessen bewusst, deshalb bin ich schon mittlerweile der Mann fürs spezielle.

Das hört sich jetzt nach selbstverliebtem Eigenlob an aber gemessen an dem was mein Arbeitskollege hier leistet, ist das einfach viel mehr.

Ich weiß dass ich berufseinsteiger bin und mein Kollege das Privileg genießt ewig im Unternehmen zu sein aber in gewisser weise fühle ich mich ungerecht bezahlt. (gemessen an ihm)

Über Geld habe ich mit meinem Kollegen noch nicht gesprochen aber ich weiß dass er zwischen 200 und 400 Euro (netto) mehr verdient wie ich. Woher ich das weiß ist nicht so wichtig. Randandeutungen usw.

Meine Frage an euch: Wann habe ich das Recht mich über Gehalt zu unterhalten ohne unverschämt zu sein und wie begründe ich so etwas ohne meinen Kollegen in gewisser weise schlecht zu reden? Das will ich natürlich nicht aber ich weiß nicht wie man so etwas diplomatisch korrekt in einem Gespräch formulieren würde.

Danke fürs lesen!

Gruß

Fachliche Kompentenz (im technischen Bereich) alleine bedeutet in vielen Firmen nicht zwangsläufig mehr Geld zu verdienen (also in beiden Bedeutungen). :D Dummerweise wird Personalführung (delegieren z.B. als Teamleiter/Managager) oft höher bewertet und dementsprechend auch besser entlohnt. Und wenn du nach so einer kurzen Betriebszugehörigkeit schon eine Gehaltserhöhung möchtest, müssen deine fachlichen Kenntnisse und daß was sie deinem Unternehmen gebracht haben wirklich überragend sein. Meiner Meinung nach.
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Gast
2011-02-15, 22:09:15
Warte bis April. Dann ist 1 Jahr vorbei und unser Chef weiß was Sache ist. Warte noch ein oder zwei Monate, wenn dann nichts automatisch kommt hast du gute wenn Du beim Chef vorstellig wirst. Zeige dem Chef solange was Du auf dem Kasten hast, versuche Dich nicht verzichtbar zu machen, denn der Schuss geht hunderprozentig nach hinten los.

Du musst Dich verkaufen wie eine Tafel Schokolade. Höchste Qualität gibt es nun nicht zum Spotpreis. Lerne abzuwägen und Prioritäten zu setzen, aber stelle niemals dein Wohl über das der Kollegen und versuche nie dich gegenüber diesen, über welche Mittel oder Wege auch immer, zu bevorteilen.

LG, der Kollege