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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Umfassendes Problem, Alkohol, Schulden, Trennung


Gast
2011-02-08, 13:45:49
Hallo, ich schreibe heute als Gast mal ein umfassendes Problem auf und hoffe es gibt eventuell Ratschläge und Denkanstöße zur Bewältigung. Die Sache betrifft einen Angehörigen und ich möchte nicht unbedingt Kommentare bezüglich seine Naivität und Unbedachtheit. Ich werde es ähnlich sehen wie die meisten hier und ich habe eigentlich auch kein Verständnis dafür, aber die Problemsituation belastet damit auch mich beziehungsweise unbeteiligte Familienmitglieder die es langsam auch keine Kraft mehr haben zu unterstützen.

Also das Problem betrifft meine Tante, sie ist vermutlich schon seit 10-15 Jahren mehr oder weniger Alkoholsüchtig. Sie hat eine abgeschlossene Ausbildung als Feinmechaniker und hat nach der Wiedervereinigung eine Umschulung zur Zahnarzthelferin gemacht. In diesem Beruf arbeitete sie bis zur Jahrtausendwende. Danach fand sie eine Anstellung in ihrem ersten Beruf als Feinmechaniker. Sie arbeite in dieser Firma bis vor ca. 3-4 Jahren. Das Problem Alkohol war zwar schon da existent, aber irgendwie ließ sich der Arbeitalltag wohl noch bewältigen. Als sie dann immer häufiger krank war und irgendwann in der Firma 20 Stellen abgebaut wurden war sie natürlich dabei.
Seitdem geht es von Arbeitslosigkeit und Zeitarbeit hin und her.

Das Alkoholproblem ist aber so massiv geworden, dass sie schon zum 3. Mal zu einem zweiwöchigem Entzug war. Zum dritten habe ich sie gestern begleitet. Sie befindet sich nun in der Psychiatrie für vorausichtlich zwei Wochen.

Hinzu kommt das sich herausgestellt hat, dass ihr Ehemann seit ca 2 Jahren eine Freundin hat und dieser ist nun, nachdem sie wieder angefangen hat mit Trinken, also auch nicht auf Arbeit gegangen ist, abgehauen. Er hat sich Klamotten eingepackt und ist unbekannt verzogen. Die gemeinsame Wohnung wollte er wohl offensichtich kündigen. Auch hier bitte keine Kommentare ob und wer Schuld ist, ich kenne die Verhältnisse, habe auch kein Verständnis dafür, aber es belastet im Endeffekt meine Mutter, also ihre Schwester, meinen Vater und meine Oma. Deshalb will ich nur versuchen zu klären, gestorben sind sie für mich sowieso.

Das nächste Problem sind Schulden. Ich würde beide Ehepartner als kaufsüchtig bezeichnen. Er neues Auto, Elektronik, sie Kram und Klamotten.
Es existiert ein Flexikonto worauf ich gerade Einblick habe mit 20000€ Schulden auf beide Namen und sie hat ein Girokonto was momentan mit 5000€ belastet ist. Rechnungen flattern jeden Tag ins haus, weil Ratenzahlungen vereinbart sind. Keiner von beiden hat darüber einen Überblick, scheinbar hangelten sie sich bis zuletzt von Monat zu Monat.
Wir wissen nicht was damit passieren soll, momentan bezahlen meine Eltern und Oma wieder die Rechnungen, sonst kommen vllt. Inkassoforderungen und es wird noch mehr. ist die Annahme richtig? Wenn jemand nichts mehr hat, was passiert dann, also wenn die Betroffenen Partner nichts mehr haben. Meine Eltern können die Rechnungen zwar gut decken, aber es kann kein Zustand sein, das wir und meine Oma unser Leben lang dafür aufkommen.
In meinem Familienteil wurden nie Schulden gemacht und ich kaufe auch nie auf Raten, entweder ich habe das Geld und kann mir etwas leisten, oder ich habe es nicht.

Soviel zur Geschichte. Die Situation ist also:

- Onkel weg - ich kann Kontakt zu ihm aufbauen, sonst niemand
- nach seiner Aussage kümmert er sich um nichts mehr und bleibt bei seiner neuen Freundin. Er hat einen Job in dem er mittelmäßig "gut" verdient
- Tante grad im Zeitarbeitsverhältnis - jetzt AU - was passiert da eigentlich? Wie lang darf man da krank sein bis man fliegt
- Tante alkoholkrank

Man muss dazu sagen, dass meine Tante völlig unbedarft ist. Ihr Ehemann hat alle organisatorischen Dinge geregelt. Sie war einzig zum Kochen, Aufräumen, Putzen da. Damit existiert ein komplettes Abhängigkeitsverhältnis, aus dem sie bis jetzt auch nicht ausbrechen kann. Sie weis momentan nicht mal wie man eine Überweisung tätigt.

Des weiteren stellt sich die Frage, sollte sie arbeitslos werden, aufgrund der längeren Krankheit (wir hoffen auch dass sie sich danach für einen Langzeitentzug enscheidet, denn nach 3x 2 Wochen habe ich das Gefühl anders klappt es eh nicht mehr), woher kommt dann Geld? Wie gesagt, momentan bezahlen wir die Rechnungen, der Ehemann noch die Miete.

Wir sind völlig ratlos, denn irgendwelche Staatskosten wüssten wir auch nicht wie sie beantragt werden und das ist ja sicher auch ein langwieriger Akt, was passiert also in der Zwischenzeit.

Am Ende möchte ich nochmal klar machen, dass mein Onkel nicht unschuldig an der Sache ist, er hat sie immer "dumm" gehalten. Sie hat einen Führerschein, durfte 1x neben ihm fahren, da hat er sie so sehr unter Druck gesetzt, dass sie nie wieder Auto gefahren ist. Und dieses Verhalten überträgt sich auf alle Lebensbereiche, also das nur als Beispiel.

Eventuell hat jemand Ideen was man machen kann.

ich weis es ist ein sehr komplexes langes Problem, aber ich danke für Ratschläge.

Pana
2011-02-10, 07:47:11
Komplexes Problem? Ich sehe da überhaupt kein Problem!

Bestenfalls ist das ein Ppoblem Deiner Tante, aber doch nicht Deins! Oder übersehe ich da etwas? Sie ist volljährig, jeder Mensch ist für sich verantwortlich und außerdem hat mein ein Grundrecht darauf, zu leben wie man will - inkl. Selbstzerstörung. Es gibt Millionen Zeitarbeiter, die gerne mal ein Glas heben und auch mal krank sind. So what? Kümmere Dich doch um Deine eigenen Angelegenheiten. Deine Tante wird schon zurecht finden.

Labberlippe
2011-02-10, 08:29:48
Hi

Ich denke das wichtigste wäre das Deine Tante mal vom Alkohol wegkommt, sonst bringt das ganze nicht.
Eine vernünftige Therapie ist unabdingbar, danach würde ich empfehlen Ihr zu helfen damit Sie im alltäglichen Leben zurecht kommt.
Da wird Sie einiges an Hilfe benötigen da ja schon Kleinigkeiten wie Überweisungen oder sonstige Alltäglichen Tätigkeiten die Tante überfordert.
Am besten Ihr in diesen Bereichen immer helfen.


In meine Augen solltet Ihr euch jetzt nicht die Sorgen manchen ob Sie den Job behält, den wird Sie vermutlich durch den längeren Entzug sowieso verlieren.
Ist auch kein Fehler da man sich besser auf den Entzug konzentrieren kann.

Wenn das alles passt dann wieder erst Arbeiten und wenn das ganze stabil ist, empfehle ich euch zur Schuldnerberatung zu gehen.

An eurer Stelle würde die Rechnungen nicht zahlen, besser wäre es wenn Ihr versucht mit den Gläubigern eine Stundung zu Vereinbaren.

Bringt auf Dauer mehr.
Geht um Gottes Willen ja keine Verpflichtungen bei den Gläubigern ein, sonst könnt Ihr ewig mitzahlen.

Wichtig ist der Tante zuerst zu helfen, alles der Reihe nach.

Gruss Labberlippe

tatarus
2011-02-10, 10:01:27
Geht zu einer Schuldnerberatung. Die Rechnungen würde ich auf keinen Fall bezahlen, wenn ihr nicht im Geld schwimmt. Da könnt ihr es auch direkt aus dem Fenster werfen.

Eure alkoholkranke Tante wird aus eigener Kraft finanziell nicht mehr auf die Beine kommen. Dafür muss sie erst ihr Alkoholproblem lösen und das wird dauern, sofern es überhaupt klappt.

Ich würde außerdem mal ohne eure Tante zu einer Suchtberatung gehen. Die geben euch Expertentipps, wie ihr mit der Situation umgehen solltet. Das hier im Forum zu diskutieren wird nicht unbedingt hilfreich sein.

ux-3
2011-02-10, 10:53:55
Der Partner wird für die gemeinsamen Schulden mit aufkommen müssen. Wenn er jetzt auf stur schaltet, explodiert der (später sein) Schuldenberg.
Schuldnerberatung / Rechtsberatung aufsuchen.

Gast
2011-02-10, 11:33:17
Hey,
ich kenne mich leider sehr sehr gut in dieser Thematik aus und spreche da aus Erfahrung.

Wichtig ist erstmal das Euch Familienangehörigen bewusst wird, dass ohne den Willen deiner Tante NICHTS geht. Sie muss bereit sein den Hauptanteil zu leisten und Ihr könnt sie nur unterstützen.

Deine Tante befindet sich in Therapie und hat in gewisser Weise jetzt einen klaren Kopf. Es ist unglaublich wichtig ihr jetzt Mut zuzusprechen und ihr das Gefühl zu geben, dass ihr eure Hilfe sicher ist. Aber ihr müssen Ihre Porbleme klar sein und sie muss sie anerkennen und lösen wollen. Ohne den Willen besteht keine Chance.

Wichtig ist auch ob der Alkoholismus die einzige Erkrankung ist oder ob auch andere Erkrankungen wie Depression etc.vorliegen. Nach der Therapie wirds nämlich wichtig sein, dass sie regelmässig zu ihren Treffen geht. Am Anfang am besten fast täglich. Man kann per Gericht auch eine Betreuung beantragen, falls deine Tante wirklich so unselbstständig ist.

Wegen den Schulden ist ne Schuldnerberatung unausweichlich. Es gibt von Institutionen wie der Caritas so etwas zum Nulltarif und man mit denen kooperiert sind sie sehr hilfsbereit. Was ihr aber auf keinen Fall machen dürft ist ihre Rechnungen zu bezahlen. Das ist ein absoluter Fehler und damit müsst ihr defintiv so schnell wie möglich aufhören. Sie muss ihre Dinge selbst regeln, sonst macht es absolut keinen Sinn und ihr seid nur zur Unterstützung da.

Ich hoffe ich konnte dir ein bisschen helfen. Das Wichtigste für Euch ist aber wirklich, dass ihr versteht, dass Sie sich bewegen muss.

Kladderadatsch
2011-02-10, 14:43:49
privatinsolvenz anmelden und ab in eine geschlossene entzugsklinik. bei rechtlichen konsequenzen besteht ja vielleicht das hintertürchen der unmündigkeit. wenn die tante nicht vom alkohol wegkommt, hilft im grunde (für sie und euch) nur vollkommene isolation. schneller als mit eurer (emotionalen) unterstützung (in der rolle eines koalkoholikers) geht ein schwerer alkoholiker auch nicht ex, hat aber eine größere chance trocken zu werden und ihr spart euch sorgen und (mit)leid.

Mylene
2011-02-10, 15:08:17
Ich gehe mal vom Guten aus - kein Troll.

Wie schon erwähnt wurde: grundsätzlich nicht dein Problem; Privatinsolvenz anmelden sollte möglich sein; Schuldnerberatung wäre wohl ratsam.

Süchtigen kann man selten aus der Patsche helfen, sie müssen es selbst wollen. Angehörige können dabei im Normalfall überhaupt gar nichts ausrichten - aber sie können "da sein". Sofern du einen guten Zugang zu deiner Tante hast (was ich vermute, nachdem du sagst, du hättest sie zur Klinik begleitet), wäre ein erster Schritt vielleicht, sie zu fragen, ob und was sie sich denn selbst wünscht. Bei einer positiven Resonanz wäre es mit einer Entzugsklinik, die die medizinische Seite abdecken würde, mit Sicherheit nicht allein getan. Stadt/Kirche/Vereine/Seelsorge wären weitere Anlaufstellen, sowohl für Betroffene als auch Angehörige. Dort gibt es auch oft die Möglichkeit, eine Betreuung zu bekommen, um die ganz praktischen Dinge des Lebens zu meistern. Wichtig bei allem als Angehöriger ist: Zwang und Vorwürfe wirken sich im Regelfall kontraproduktiv aus.

Kladderadatsch
2011-02-10, 15:57:24
Wichtig bei allem als Angehöriger ist: Zwang und Vorwürfe wirken sich im Regelfall kontraproduktiv aus.
beistand ebenso.