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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Klavierspielen lernen als Erwachsener


aths
2011-06-06, 18:39:09
Ich habe kürzlich angefangen. Gibt es noch jemanden hier, zwecks Erfahrungsaustausch?

Kladderadatsch
2011-06-06, 19:04:42
ich habe 12 jahre lang gespielt, allerdings von klein an. dementsprechend habe ich da den ein oder anderen erwachsenen anfänger erlebt und kann dir nur versichern: das ist ziemlich peinlich. gerade am anfang. natürlich hat jeder mal "klein" angefangen. das ändert aber nichts an der tatsache, dass es jahre dauert, bis man die stücke spielen kann, die ein zehnjähriger spielt (für gewöhnlich fängt man ja mit 7, 8 jahren an). meine klavierlehrerin meinte außerdem, dass man als erwachsener niemals so spielen wird, wie das jemand kann, der von klein auf spielt. man lernt langsamer, die finger sind viel zu steif, und das hirn zu unflexibel.:tongue:

pt3
2011-06-06, 19:21:42
Ich habe vor einem Jahr (mit 25) mit dem Spielen angefangen und hätte mir nie träumen lassen, wie schnell ich die ersten Stücke spielen konnte. Dabei hab ich bisher alles über Youtube gelernt, hatte also keinen direkten Lehrer.

Nach 1 Woche ging der erste Teil von "Für Elise" und für weitere Lieder brauchte/brauche ich jeweils ca. 2 Wochen zum beidhändigen Lernen.

Was noch gar nicht geht, ist, beidhändig direkt nach unbekannten Noten oder gar Gehör zu spielen. Aber ansonsten bin ich absolut zufrieden und kann derzeit auswendig 8 Lieder von Klassik bis Pop.

Kladderadatsch
2011-06-06, 19:26:46
aths sollte vielleicht noch klavierspielen für sich definieren. es liegen halt mal jahre zwischen tasten drücken und spielen.

aths
2011-06-06, 19:30:02
Also ich gehe derzeit zu einem Klavierlehrer und übe noch immer die erste Etüde von Burgmüllers 25 leichten Etüden Opus 100. Einzelne Takte kann ich nach etwas Üben (jetzt nach einigen Wochen) spielen, doch das gesamte Stück kriege ich nicht hin. Immer wieder sitze ich dann am Notenblatt und muss neu rauskriegen welcher Akkord das noch mal ist. Technisch sauber sind natürlich weder Akkorde noch Melodie.

pt3
2011-06-06, 19:31:35
aths sollte vielleicht noch klavierspielen für sich definieren. es liegen halt mal jahre zwischen tasten drücken und spielen.

Sagt ja keiner, aber diese liegen sowohl beim Kind als auch beim Erwachsenen dazwischen ;)
Als Erwachsener hat man, denke ich, auch Vorteile gegenüber Kindern. So geht man motivierter und ernster an die Sache ran, übt regelmäßiger und hat vor allem von Anfang an ausgewachsene Hände.;)

Mr_Sunrise
2011-06-06, 21:55:31
Man ist nie zu alt um ein Musikinstrument zu erlernen! Das man nicht der nächste Bach wird, dürfte klar sein, aber darum gehts doch auch gar nicht.

NameLessLameNess
2011-06-06, 22:11:53
Ich hab auch spät damit angefangen aber nie Spass am nachspielen gehabt und nur improvisiert. Macht einfach Laune.

aths
2011-06-07, 00:41:11
Wie spät und in welchem Umfang?

Sonyfreak
2011-06-07, 00:54:56
Passt jetzt nicht ganz zum Thema, aber ich möchte seit Jahren damit anfangen, Cello zu spielen, habs bisher aber aus zeitlichen und finanziellen Gründen vor mir hergeschoben. Zum Profispieler werde ich, das ist mir natürlich vollkommen klar, sicher nicht mehr, aber darum geht es aths ja wohl auch nicht, nehme ich an.

mfg.

Sonyfreak

FeuerHoden
2011-06-07, 01:29:49
Also ich gehe derzeit zu einem Klavierlehrer und übe noch immer die erste Etüde von Burgmüllers 25 leichten Etüden Opus 100. Einzelne Takte kann ich nach etwas Üben (jetzt nach einigen Wochen) spielen, doch das gesamte Stück kriege ich nicht hin. Immer wieder sitze ich dann am Notenblatt und muss neu rauskriegen welcher Akkord das noch mal ist. Technisch sauber sind natürlich weder Akkorde noch Melodie.

Wieviele Stunden am Tag verbringst du am Klavier? Ich hab keine Ahnung vom Klavier spielen aber für mich klingt das danach das du eher wenig Zeit damit verbringst. Eine Stunde zweimal die Woche? Dann wirst du noch ein paar Monate brauchen für die Etüde. Einfach immer und immer wieder spielen, besonders die Teile die sich bei dir einfach nicht einprägen wollen.
Ich verstehe nicht so recht, spielst du auswendig und musst zwischendurch im Notenblatt nachgucken oder hast dus eh vor der Nase und kannst dir nicht merken was die Noten bedeuten?

Jedes Lied hat ein Thema, eine Geschichte, eine Erzählung. Du kannst versuchen dir das Lied zu Visualisieren, also eine Bildgeschichte dazu ausdenken, das kann helfen wenn man etwas von vorn bis hinten auswendig lernen möchte und erst wenn du das kannst, kannst du so richtig drauflos klimpern.

Es ist ja auch verständlich dass der Fortschritt verlangsamt wird wenn du dich immer wieder vom Klavier abwenden und nachgucken musst, so kommst du ganz aus dem Gefühl was ja das wichtigste am Musizieren ist.

Einer hat mal gesagt man muss eine Bewegung 800 Mal ausführen bis man sie kognitiv verinnerlicht hat. Das heißt man muss dann nicht mehr nachdenken und macht es automatisch, und genau diesen Vorgang unterbrichst du jedes Mal wenn du zu deinem Notenheft greifst.

Ich schätze mal ins Blaue dass deine zwei Hauptprobleme darin bestehen dass du 1. zu wenig spielst und 2. immer wieder unterbrichst, das zieht die Lernphase natürlich in die Länge.

aths
2011-06-07, 02:05:42
Passt jetzt nicht ganz zum Thema, aber ich möchte seit Jahren damit anfangen, Cello zu spielen, habs bisher aber aus zeitlichen und finanziellen Gründen vor mir hergeschoben. Zum Profispieler werde ich, das ist mir natürlich vollkommen klar, sicher nicht mehr, aber darum geht es aths ja wohl auch nicht, nehme ich an.Ich hatte länger drüber nachgedacht, es aber nicht in Angriff genommen. Dann, als ich erneut merkte, nicht mehr Noten lesen zu können, fühlte ich mich wie ein Analphabet und fing an, Klavierlehrer anzuschreiben. Mir war nicht ganz klar, was das bedeutet. Die Fortschritte sind klein. Es gibt Tage da spüre ich überhaupt keine Verbesserung im Spiel. Es schneidet in meine freie Zeit und ich werde wohl nie auf ein Level kommen, wenigstens Freunden mal was vorspielen zu können. Trotzdem habe ich das Verlangen, weiterzumachen.

Obwohl ich gaaanz am Anfang stehe - wie gesagt, die erste Etüde (gerade mal ein A4-Blatt an Noten) kann ich noch immer nicht ohne Pausen spielen, und selbst wenn ich das kann, muss ich "nur" noch lernen, sie sauber und im Rhythmus zu spielen - erschließt sich mir trotzdem eine neue Welt. Sofern du die ersten zwei Takte einer Etüde auf einem Cello so lange wiederholst bis es einigermaßen klingt, kann ich mir vorstellen, dass es dich nicht so schnell wieder loslässt.

aths
2011-06-07, 02:13:20
Wieviele Stunden am Tag verbringst du am Klavier? Ich hab keine Ahnung vom Klavier spielen aber für mich klingt das danach das du eher wenig Zeit damit verbringst. Eine Stunde zweimal die Woche? Jeden Tag ca. 40 Minuten.

Dann wirst du noch ein paar Monate brauchen für die Etüde. Einfach immer und immer wieder spielen, besonders die Teile die sich bei dir einfach nicht einprägen wollen.
Ich verstehe nicht so recht, spielst du auswendig und musst zwischendurch im Notenblatt nachgucken oder hast dus eh vor der Nase und kannst dir nicht merken was die Noten bedeuten?Die Noten sind natürlich aufgeschlagen. Bei bestimmten Akkorden muss ich wieder und wieder die Tasten mühsehlig zusammensuchen. Ich will da nicht mit Bleistift die Noten ranschreiben, weil ich hoffe, dass ich irgendwann ohne nachgucken erkenne welcher Ton das ist.

Jedes Lied hat ein Thema, eine Geschichte, eine Erzählung. Du kannst versuchen dir das Lied zu Visualisieren, also eine Bildgeschichte dazu ausdenken, das kann helfen wenn man etwas von vorn bis hinten auswendig lernen möchte und erst wenn du das kannst, kannst du so richtig drauflos klimpern.

Es ist ja auch verständlich dass der Fortschritt verlangsamt wird wenn du dich immer wieder vom Klavier abwenden und nachgucken musst, so kommst du ganz aus dem Gefühl was ja das wichtigste am Musizieren ist.Von Gefühl kann noch keine Rede sein. Die Teile die ich auswendig kann, sind weit davon entfernt, schön anzuhören zu sein.

Einer hat mal gesagt man muss eine Bewegung 800 Mal ausführen bis man sie kognitiv verinnerlicht hat. Das heißt man muss dann nicht mehr nachdenken und macht es automatisch, und genau diesen Vorgang unterbrichst du jedes Mal wenn du zu deinem Notenheft greifst.

Ich schätze mal ins Blaue dass deine zwei Hauptprobleme darin bestehen dass du 1. zu wenig spielst und 2. immer wieder unterbrichst, das zieht die Lernphase natürlich in die Länge.Wenn ich für schwierigere Takte endlich die Noten wieder zusammenhabe, spiele ich die Phase x-mal. Komme ich einen Tag später an die Stelle, habe ich es schon wieder vergessen und muss die Tasten neu zusammensuchen. Dass es da offenbar keinen Trick gibt, um es zu vereinfachen, ist vermutlich gerade der Trick. Also ich muss da durch, und in späteren Stücken wird es dann einfacher.

So komisch es klingt: Die ersten beiden Takte - obwohl ich zuvor die ersten acht Takte noch unter Anleitung des Lehrers am Flügel geübt hatte - mir zuhause am Digitalpiano dann noch mal beizubringen, war das bisher schwierigste.

Simon Moon
2011-06-07, 03:06:17
aths,

Ich hab zwar keine Erfahrungen im Klavierspielen, doch mich nimmt hier etwas anderes wunder. Da du - davon geh ich mal aus - das tippen auf der Tastatur beherrschst, würdest du sagen, es hat dir bei dem späten lernen Vorteile gebracht?

Wenn ja, hast du dir ein sauberes Zehn-Fingersystem angeeignet oder ich ist es "improved-hack&slay"?

Kladderadatsch
2011-06-07, 08:16:44
klavierspielen =! tippen! ein klavier hat einen anschlag und kann auf 1000 arten gespielt werden. deshalb kann ich auch nur lachen, wenn mir jemand erzählt, er könne -ohne lehrer- nach ein paar monaten für elise spielen. ich habe übrigens mit 19 jahren aufgehört, weil ich die zeit nicht mehr aufwenden wollte und mir sport irgendwann einfach wichtiger war. wenn man mal jahre lang 1-2 stunden täglich gespielt hat (und das war nötig für konzerte), ist man frustriert wie scheiße das klingt, sobald man nur 30 min. am tag am klavier sitzt. oder nur 3 mal die woche..
daher die frage zu beginn, was sich aths unter klavierspielen vorstellt, bzw. was seine ziele sind. vorher kann ihm niemand vernünftig antworten.

NameLessLameNess
2011-06-07, 09:01:28
Wie spät und in welchem Umfang?
Mit ca. 20, also vor über 10 Jahren. Umfang war 1-2 Std./Tag mit Unterricht
2x die Woche.


Wenn ich für schwierigere Takte endlich die Noten wieder zusammenhabe, spiele ich die Phase x-mal. Komme ich einen Tag später an die Stelle, habe ich es schon wieder vergessen und muss die Tasten neu zusammensuchen. Dass es da offenbar keinen Trick gibt, um es zu vereinfachen, ist vermutlich gerade der Trick. Also ich muss da durch, und in späteren Stücken wird es dann einfacher.

Nun ich hab bei mir festgestellt das wenn ich mir die "Phasen" nicht merken kann, ich bin einem falschen musikalischen Zustand bin. Es gibt Tagesformen wo man besser ist und manchmal garnix hinkriegt.
Bei mir ists auch so das ich es entweder schaffe mich komplett auf die Musik einzulassen, was mich dann befähigt alles auswendig zu spielen und mit musikalischem Gehör, oder stur wie ein Rechner alles einzutackern, was natürlich grausam unmusikalisch ist.
Geht am besten wenn man sich komplett von allem andren abkapselt, ne Art Trance oder schon fast Autismus. Steigert lediglich die Paranoia.

mischi
2011-06-07, 09:17:56
Ich habe 6 Jahre Unterricht gehabt von 11 - 17. Als ich dann von zu Hause ausgezogen bin, hatte ich lange Jahre gar kein Instrument. Dieses Jahr habe ich einen runden Geburtstag gehabt ( ja, ich bin 40 ).

Vor einem halben Jahr habe ich mir ein Clavinova von Yamaha gekauft und spiele seitdem wieder regelmäßig allerdings ohne Klavierlehrer. Mittlerweile bin ich zwar immer noch nicht ganz auf meinem alten Stand, aber es ist phänomenal was da für Areale im Gehirn plötzlich wieder zum Leben erweckt werden. Unglaublich! Ganz davon abgesehen ist für mich klavierspielen eine der besten Entspannungsmöglichkeiten überhaupt.

Ich möchte Dir Mut machen. Klavierspielen lernen ist zwar bestimmt schwieriger wenn man nicht mehr jung ist, aber nicht unmöglich.

Schau Doch mal bei www.clavio.de vorbei, dort gibt es ein Forum, in dem Du Gleichgesinnte findest.

pt3
2011-06-07, 10:09:13
[...] deshalb kann ich auch nur lachen, wenn mir jemand erzählt, er könne -ohne lehrer- nach ein paar monaten für elise spielen. [...]

Ich nehme an, dass dieser Teil auf mich bezogen ist...:rolleyes:
Erstens habe ich nicht geschrieben, dass ich "Für Elise" "spielen kann", sondern dass "Für Elise" 'ging'
und zweitens ist auch das nur die halbe Wahrheit, ich schrieb, dass der erste Teil von "Für Elise" ging.


ich habe 12 jahre lang gespielt, [...]

Wieviele Jahre hast du denn Klavier üben müssen, bis du 12 Jahre lang spielen konntest?:|

aths
2011-06-07, 13:12:22
aths,

Ich hab zwar keine Erfahrungen im Klavierspielen, doch mich nimmt hier etwas anderes wunder. Da du - davon geh ich mal aus - das tippen auf der Tastatur beherrschst, würdest du sagen, es hat dir bei dem späten lernen Vorteile gebracht? Nein. Was mir Vorteile bringt, ist, als Kind für kurze Zeit etwas Akkordeon auf einer Musikschule "gelernt" zu haben. Das "gelernt" habe ich in Anführungszeichen gesetzt, weil es nur kurz war und ich aufhörte bevor ich ein Lied spielen konnte. Außerdem hatte ich als Kind ein angebliches Xylophon (eigentlich ein Metallophon, sehr einfache Bauart, ohne Resonanzkörper), eine Triola (Plaste-Blasinstrument mit Tasten, Tonerzeugung über vibrierende Metall-Zungen) und eine Mundharmonika, die ich aber nie auch nur ansatzweise spielen konnte; sowie später noch ein einfaches Keyboard. Dafür ging ich dann aber zu keinem Unterricht weil mir klar war, nie vorzeigbar spielen zu können.

Auf der Klaviatur sehe ich jedenfalls auch heute noch, ohne von C abzählen zu müssen, wo die einzelnen Töne liegen. Das hilft etwas.

Wenn ja, hast du dir ein sauberes Zehn-Fingersystem angeeignet oder ich ist es "improved-hack&slay"?Ich schreibe mit zehn Fingern und ohne auf die Tastatur zu gucken. Nach einem Schreibmaschinenkurs, der allerdings auch schon lange her ist, möglicherweise etwas sauberer als vorher. Klavierspielen funktioniert aber anders. "Schnelle Finger" sind da nicht gefragt.

aths
2011-06-07, 13:20:04
daher die frage zu beginn, was sich aths unter klavierspielen vorstellt, bzw. was seine ziele sind. vorher kann ihm niemand vernünftig antworten.Also was Ziele angeht, gibt es Langzeitziele, die aber vermutlich nicht zu erreichen sind. Ich will erst mal sehen, wie weit ich komme. Was anständige Youtube-Pianisten erreichen, dürfte mir für immer verschlossen bleiben, aber das ist kein Grund, aufzugeben. Man erfährt ein Stück auch ganz anders wenn man es selbst spielt als wenn man es nur hört.

aths
2011-06-07, 13:24:02
Mit ca. 20, also vor über 10 Jahren. Umfang war 1-2 Std./Tag mit Unterricht
2x die Woche.Oha, also wesentlich heftiger als bei mir. Ich gehe 1x die Woche zum Klavierlehrer, außer in den Schulferienzeiten, und bin an meinem Gerät pro Tag knapp 40 Minuten. Danach tun mir ohnehin die Finger weh.

Nun ich hab bei mir festgestellt das wenn ich mir die "Phasen" nicht merken kann, ich bin einem falschen musikalischen Zustand bin. Es gibt Tagesformen wo man besser ist und manchmal garnix hinkriegt.
Bei mir ists auch so das ich es entweder schaffe mich komplett auf die Musik einzulassen, was mich dann befähigt alles auswendig zu spielen und mit musikalischem Gehör, oder stur wie ein Rechner alles einzutackern, was natürlich grausam unmusikalisch ist.
Geht am besten wenn man sich komplett von allem andren abkapselt, ne Art Trance oder schon fast Autismus. Steigert lediglich die Paranoia.Ja, ein seltsamer Zustand. Auch wenn ich nur erbärmliches Geklimper abliefere, versinke ich bereits in der Musik Geräuschkulisse.

Ich nehme an, dass es schon dazugehört, sich einige Passagen einfach einzutackern. Soweit wie meine (bisher minimale) Erfahrung reicht, ist Klavierspielen überwiegend Handwerk.

aths
2011-06-07, 13:37:05
Ich habe 6 Jahre Unterricht gehabt von 11 - 17. Als ich dann von zu Hause ausgezogen bin, hatte ich lange Jahre gar kein Instrument. Dieses Jahr habe ich einen runden Geburtstag gehabt ( ja, ich bin 40 ).

Vor einem halben Jahr habe ich mir ein Clavinova von Yamaha gekauft und spiele seitdem wieder regelmäßig allerdings ohne Klavierlehrer. Mittlerweile bin ich zwar immer noch nicht ganz auf meinem alten Stand, aber es ist phänomenal was da für Areale im Gehirn plötzlich wieder zum Leben erweckt werden. Unglaublich! Ganz davon abgesehen ist für mich klavierspielen eine der besten Entspannungsmöglichkeiten überhaupt.Ich habe leider kein Clavinova, nicht mal ein Arius, nur das DGX-630, aber wenigstens mit Pedalset. Immerhin 88 Tasten, sogar gewichtet.

Ich weiß nicht ob mich das Spielen schon entspannt, aber das Gerät übt schon eine Art Sog aus. Die Vorstellung, plötzlich ohne (digitalen) Flügel zu sein, wäre schrecklich – obwohl ich das Ding bisher noch nicht spielen kann.

Ich möchte Dir Mut machen. Klavierspielen lernen ist zwar bestimmt schwieriger wenn man nicht mehr jung ist, aber nicht unmöglich.Ich bin leider eher grobmotorisch veranlagt und habe schon Probleme damit, einen Schraubenzieher ordentlich zu halten. Jetzt wo ich angefangen habe mit dem Klavierlernen, merke ich aber jetzt schon, wenigstens für ein paar Takte schneller und sauberer spielen zu können als ich je gedacht hätte. Man hat als Noob sicherlich die Vorstellung "Taste drücken = Ton", so einfach ist es natürlich nicht wenn es klingen soll. Möglicherweise komme ich irgendwann auf ein Level, eine Passage je nach Stimmung anders spielen zu können (sanft, grob, träge, lebendig, ...) Selbst wenn das nicht klappt, kann ich dann wenigstens ohne den Quintenzirkel auf der Tastatur abzählen zu müssen irgendwann sofort die Tonart benennen.

Schau Doch mal bei www.clavio.de vorbei, dort gibt es ein Forum, in dem Du Gleichgesinnte findest.Da schaue ich mal vorbei.

Kladderadatsch
2011-06-07, 13:56:25
Also was Ziele angeht, gibt es Langzeitziele, die aber vermutlich nicht zu erreichen sind. Ich will erst mal sehen, wie weit ich komme. Was anständige Youtube-Pianisten erreichen, dürfte mir für immer verschlossen bleiben, aber das ist kein Grund, aufzugeben. Man erfährt ein Stück auch ganz anders wenn man es selbst spielt als wenn man es nur hört.
ok. hauptsache, du gehst da realistisch ran. wenn dir gelegentliches spielen freude bereitet, ist das bestimmt eine super sache- und das sollte man angesichts des kaufpreises eines gescheiten klaviers (vom flügel gar nicht zu reden) vorher eben kritisch überdenken. mich hat es wie gesagt frustriert, zu merken, wie deutlich schlechter man spielt, wenn man nicht kontinuierlich (viel) zeit investiert. klavier spielen ist imo eine verdammt undankbare sache (fahre 3 wochen in urlaub- deine finger fühlen sich an, als hätten sie noch nie ein klavier berührt). ich rühre jedenfalls keines mehr an. aber bitte nicht falsch verstehen, das macht super viel spass, solange man nicht den ehrgeiz hat, auf einem bestimmten level zu spielen.

NameLessLameNess
2011-06-07, 15:29:27
. Soweit wie meine (bisher minimale) Erfahrung reicht, ist Klavierspielen überwiegend Handwerk.
Das kommt drauf an was du "spielen" willst. Noten lernen halte ich fürs spielen nach Gehör (zb. eigen inspirierte Improvisation) auch überflüssig, sogar schädigend da man analytischer und systematisch denkt anstatt sich dem hinzugeben was man fühlt.
Grade wenn man alt :cool: ist und die Fingerfertigkeit nicht mehr voll ausbildbar ist, bleibt einem doch die Möglichkeit einfach drauflos zu spielen und damit musikalischer zu klingen als irgendwas krampfhaft nachzuspielen.

NameLessLameNess
2011-06-07, 15:35:32
Ich weiß nicht ob mich das Spielen schon entspannt, aber das Gerät übt schon eine Art Sog aus. Die Vorstellung, plötzlich ohne (digitalen) Flügel zu sein, wäre schrecklich obwohl ich das Ding bisher noch nicht spielen kann.

Hehe, schonmal den Film das Piano gesehn, oder?!


Selbst wenn das nicht klappt, kann ich dann wenigstens ohne den Quintenzirkel auf der Tastatur abzählen zu müssen irgendwann sofort die Tonart benennen.

Wobei das eher ja Gehörbildung ist statt spielen. Habe ich auch mal angefangen mit. Klasse ist da Software ala Earmaster.

NameLessLameNess
2011-06-07, 15:41:29
(fahre 3 wochen in urlaub- deine finger fühlen sich an, als hätten sie noch nie ein klavier berührt).
Meiner Erfahrung nach ist das alles abhängig vom geistigen Zustand. Man muss beim Klavierspielen, sowie anderen feinmotorischen Tätigkeiten (zb. Malen)
genug, na sagen wir mal 200% Selbstvertrauen (begründeterweise) haben.
Man kann auch sagen das man verdammt mutig sein muss um eine Klaviatur
immer gleichstark zu spielen, genau wie ein weisses Blatt extrem furcheinflössend sein kann. :tongue:

Lightning
2011-06-07, 15:59:01
klavier spielen ist imo eine verdammt undankbare sache (fahre 3 wochen in urlaub- deine finger fühlen sich an, als hätten sie noch nie ein klavier berührt).

Ich glaube, ich habe vor Jahren schon mal so einen Beitrag von dir gelesen (und vielleicht darauf geantwortet), aber: Du solltest da nicht so sehr von dir auf andere schließen. Vielleicht kam es dir persönlich wirklich so vor, aber die Regel ist das nicht.
Ich bin leider selber motorisch nicht besonders begabt, und werde schon mal neidisch, wenn ich sehe, was bei anderen einfach so intuitiv "flutscht". Dennoch habe ich viel Spaß am Klavierspielen, und hatte auch nie das Gefühl, nach wenigen Wochen fast alles verlernt zu haben. Das trifft bei mir zwar auf die konkreten Stücke zu (wenn ich ein Stück geübt habe, "vergesse" ich es relativ schnell wieder), aber die grundsätzliche Fingerfertigkeit und insbesondere das schnelle Lesen von Noten bleibt erhalten.

Kladderadatsch
2011-06-07, 16:32:09
aber die grundsätzliche Fingerfertigkeit und insbesondere das schnelle Lesen von Noten bleibt erhalten.
das habe ich aber auch von noch niemandem gehört. ich habe einen kumpel, der spielte jahre lang und intensiv (sohn meiner klavierlehrerin, ist dann- und das hat sie ihm niemals verziehen- auf e-gitarre umgestiegen:D) und die lehrerin selbst, die mir bestätigten, dass es nicht nur mir so geht. das hängt vielleicht auch einfach davon ab, wie viel und mit welchem anspruch man spielt. ich habe mich damals wie schon geschrieben monate lang auf konzerte vorbereitet, auf denen man auf einem steinway (so ein ding kostet so viel wie eine eigentumswohnung) spielen durfte. nach so einem abend hatte ich das ding dann erst einmal ein, zwei wochen satt. das waren dann so die momente, wo der unterschied zwischen eingespielt und eingerostet immer am krassenten spürbar war..
das eigentliche problem (für mich) war aber: man spielt eben schlechter, je weniger man übt. aber je besser man spielt, desto mehr spass macht es. jetzt spielt man aber nur unmittelbar vor einem konzert so gut man kann- aber mit einem aufwand (man wurde ja quasi gezwungen), der mir persönlich dauerhaft zu viel war. mit weniger übung machte dann aber das spielen wieder weniger spass, bzw. man war enttäuscht von dem, was man da fabrizierte. schließlich wusste man, dass man es besser kann. ein teufelskreis:p
daher meine meinung, dass klavierspielen eine undankbare sache ist. (ich weiß, dass ist z.b. beim sport nicht anders. da macht das quälen aber wenigstens dauerhaft spass:D)

Lightning
2011-06-07, 20:08:34
ich habe mich damals wie schon geschrieben monate lang auf konzerte vorbereitet, auf denen man auf einem steinway (so ein ding kostet so viel wie eine eigentumswohnung) spielen durfte.

Das so ein Niveau in diesem Thread nicht gemeint sein kann, finde ich aber relativ offensichtlich.
Glücklicherweise ist das aber weder nötig, um am Klavierspielen Spaß zu haben, noch, um aus einer großen Auswahl an Klavierstücken spielen zu können.

Ich weiß nicht, wie es wirklich ist. Aber für mich liest sich dein Beitrag so, als hättest du einfach keine wirkliche Liebe zur (Klavier-)Musik entwickelt, sondern das ganze stets eher als sportliche Herrausforderung gesehen - wobei dir dann am Ende der richtige Sport eben doch lieber war.

aths
2011-06-08, 15:27:43
Hehe, schonmal den Film das Piano gesehn, oder?!Nein, der Film sagt mir jetzt auch nichts.

Wobei das eher ja Gehörbildung ist statt spielen. Das geht zusammen. Noten lesen lernen könnte ich auch mit einem Programm wo ich mir dann mit der Zeit einfach einpräge, was welche Note ist. Die Note dann auch zu spielen, ist aber ein direkterer Zugang, man sieht sie dann auch gleich auf der Klaviatur.

Das mit der Tonart benennen meine ich anhand der Vorzeichen. Um bei gleichstufiger Stimmung die Tonart herauszuhören bräuchte man ein absolutes Gehör.

Das kommt drauf an was du "spielen" willst. Noten lernen halte ich fürs spielen nach Gehör (zb. eigen inspirierte Improvisation) auch überflüssig, sogar schädigend da man analytischer und systematisch denkt anstatt sich dem hinzugeben was man fühlt.
Grade wenn man alt :cool: ist und die Fingerfertigkeit nicht mehr voll ausbildbar ist, bleibt einem doch die Möglichkeit einfach drauflos zu spielen und damit musikalischer zu klingen als irgendwas krampfhaft nachzuspielen.Um überhaupt irgendwas spielen zu können, muss ich erst mal was nachspielen können. Wenn ich was nach Gehör/Gefühl spielen wollte, probiere ich ewig rum.

aths
2011-06-08, 15:36:52
Ich bin leider selber motorisch nicht besonders begabt, und werde schon mal neidisch, wenn ich sehe, was bei anderen einfach so intuitiv "flutscht". Dennoch habe ich viel Spaß am Klavierspielen, und hatte auch nie das Gefühl, nach wenigen Wochen fast alles verlernt zu haben. Das trifft bei mir zwar auf die konkreten Stücke zu (wenn ich ein Stück geübt habe, "vergesse" ich es relativ schnell wieder), aber die grundsätzliche Fingerfertigkeit und insbesondere das schnelle Lesen von Noten bleibt erhalten.Ich behaupte mal an dieser Stelle, dass es bei keinem intuitiv flutscht, sondern jeder Mensch sehr viel Praxis braucht.

Wenn man versucht auf Konzertniveau zu spielen, kann ich mir schon vorstellen dass drei Wochen ohne Übung stark reinhauen. Aber wer als Erwachsener anfängt, hat vermutlich gar nicht das Ziel, auf Konzertniveau zu spielen.

aths
2011-06-08, 15:43:12
mit weniger übung machte dann aber das spielen wieder weniger spass, bzw. man war enttäuscht von dem, was man da fabrizierte. schließlich wusste man, dass man es besser kann. ein teufelskreis:p
daher meine meinung, dass klavierspielen eine undankbare sache ist. (ich weiß, dass ist z.b. beim sport nicht anders. da macht das quälen aber wenigstens dauerhaft spass:D)Ganz ähnlich steht es bei mir in Starcraft. Immer wenn ich mal einen kleinen Fortschritt mache, steigt der Spielspaß. Praktisch kann ich aber auf Dauer nur mein niedriges Niveau halten. Trotzdem würde ich nicht auf Starcraft verzichten wollen, ich suche den Spaß jetzt bewusst in niedrigeren Leveln obwohl ich sehe dass mir dadurch eine Menge des Sich-gegenseitig-Austricksens entgeht. Einerseits rosten die Strategien schnell ein, denn je nach dem muss man mit kleinen Unterschieden reagieren wenn man optimal spielen will und ohne dauerhafte Praxis merkt man sich das nicht alles. Außerdem rostet auch die Motorik ein. Vor dem Urlaub letzte Woche hatte ich 110 APM im Schnitt, jetzt bin ich mit Ach und Krach bei 90 (die ersten Spiele eierte ich bei 70 rum.) Doch es überwiegt der Spaß vor der Erkenntnis, dass mein Niveau nach nur sieben Tage ohne Zocken spürbar gesunken ist.

Also je nach Anspruch dürfte wohl alles "undankbar" sein. Das Wort halte ich aber für falsch. Selbst wenn man nicht mehr auf sein altes Niveau aufschließen kann, so konnte man wenigstens früher auf jenem Niveau sein.

Lightning
2011-06-08, 19:56:02
Ich behaupte mal an dieser Stelle, dass es bei keinem intuitiv flutscht, sondern jeder Mensch sehr viel Praxis braucht.

Alles flutscht natürlich bei keinem intuitiv. Aber die Unterschiede im Talent können schon sehr groß sein. Was der eine nach einer Stunde drauf hat, muss der andere eine ganze Woche lang üben.

Wenn man versucht auf Konzertniveau zu spielen, kann ich mir schon vorstellen dass drei Wochen ohne Übung stark reinhauen. Aber wer als Erwachsener anfängt, hat vermutlich gar nicht das Ziel, auf Konzertniveau zu spielen.

Absolut richtig. Die konkrete Fingerfertigkeit zu einem Zeitpunkt kann natürlich spürbar davon abhängen, ob man zuvor besonders viel geübt hat. Ein Gewinn an Erfahrung und Reife bleibt hingegen immer übrig.

Aber während eine gesunde Portion Ehrgeiz gut ist, ist meine Haltung dennoch: Es geht beim Musizieren nicht darum, so gut wie möglich zu sein und stets den Vergleich mit anderen oder sich selbst zu suchen (wenn man nicht gerade seinen Lebensunterhalt damit verdient). Es geht um Spaß, Entspannung, oder was man auch immer persönlich daraus ziehen kann. Einfach die Freude an der Musik. Das sollte immer im Vordergrund stehen, und macht nicht zuletzt auch den Unterschied zwischen "Tasten drücken" (mag es auch technisch gut sein) und "Musik machen" aus.

aths
2011-06-08, 23:50:10
Alles flutscht natürlich bei keinem intuitiv. Aber die Unterschiede im Talent können schon sehr groß sein. Was der eine nach einer Stunde drauf hat, muss der andere eine ganze Woche lang üben.Aber nur wenn der mit "Talent" vorher andere Stücke wochenlang übte. Dass es Unterschiede in der Lerngeschwindigkeit gibt, will ich nicht bestreiten. Wenn zwei Leute ohne vorherige musikalische Ausbildung an ein Klavier gebracht werden, dürfte kaum jemand in einer Stunde schaffen was den anderen sieben Stunden kostet. Ich möchte behaupten, dass Talent überwiegend durch Übung kommt. Keiner hat aus dem Stegreif ein Talent. Ich halte das Wort überwiegend für eine Ausrede um das eigene Unvermögen zu entschuldigen oder das Können eines Profis abzuwerten. ("Mark Knopfler hat ein Talent fürs Gitarrespielen.")

Absolut richtig. Die konkrete Fingerfertigkeit zu einem Zeitpunkt kann natürlich spürbar davon abhängen, ob man zuvor besonders viel geübt hat. Ein Gewinn an Erfahrung und Reife bleibt hingegen immer übrig.

Aber während eine gesunde Portion Ehrgeiz gut ist, ist meine Haltung dennoch: Es geht beim Musizieren nicht darum, so gut wie möglich zu sein und stets den Vergleich mit anderen oder sich selbst zu suchen (wenn man nicht gerade seinen Lebensunterhalt damit verdient). Es geht um Spaß, Entspannung, oder was man auch immer persönlich daraus ziehen kann. Einfach die Freude an der Musik. Das sollte immer im Vordergrund stehen, und macht nicht zuletzt auch den Unterschied zwischen "Tasten drücken" (mag es auch technisch gut sein) und "Musik machen" aus.Ich habe im Moment den Ehrgeiz, diese eine Anfänger-Etüde komplett spielen zu können. Heute habe ich erstmalig Etüde Nummer 1 im A- und B-Teil, also noch ohne Coda, ohne falsche Noten am Stück gespielt. Aber mit Denkpausen drin, mit unsauber angeschlagenen Akkorden, ohne Rhythmus und mit ungewollt falscher Lautstärke pro Note.

Einerseits entmutigt das: Nach Wochen gerade mal 16 Takte eingepaukt, wobei die technische Seite noch viel zu wünschen übrig lässt.

Andererseits ist es das komplexeste Stück welches ich bislang überhaupt auf irgendeinem Instrument spielte. Mir sind intuitiv harmonische Zusammenhänge klar geworden die ich vorher noch nicht kannte. Und ich kann nun zwei Noten statt vorher nur einer direkt lesen, für die anderen muss ich noch immer hoch- oder runterzählen. Irgendwann werde ich wieder alle Noten direkt lesen können.

Asaraki
2011-06-09, 10:52:54
Aber nur wenn der mit "Talent" vorher andere Stücke wochenlang übte. Dass es Unterschiede in der Lerngeschwindigkeit gibt, will ich nicht bestreiten. Wenn zwei Leute ohne vorherige musikalische Ausbildung an ein Klavier gebracht werden, dürfte kaum jemand in einer Stunde schaffen was den anderen sieben Stunden kostet. Ich möchte behaupten, dass Talent überwiegend durch Übung kommt. Keiner hat aus dem Stegreif ein Talent. Ich halte das Wort überwiegend für eine Ausrede um das eigene Unvermögen zu entschuldigen oder das Können eines Profis abzuwerten. ("Mark Knopfler hat ein Talent fürs Gitarrespielen.")


Du verwechselt Talent mit Können. Und ja, es gibt sehr wohl solches Talent, dass jemand in einer Stunde das spielt was du 8 Stunden lang üben musst. Ich musste z.B. am Klavier auch immer ziemlich stark üben und mitdenken - während ein Instrument wie Schlagzeug für mich sehr leicht von der Hand geht. Ich habe schon bei mehreren Leuten die ersten Schritte an den Drums beobachten dürfen und da gibt es sehr wohl Unterschiede im Talent. Ich würde es als "Zeit bis etwas gehörtes/gelerntes sich natürlich anfühlt" beschreiben. Manche spielen den ersten Beat und man merkt wie der Kopf schon weiter denkt, der Körper den Beat schon verinnerlicht hat. Man spielt es technisch noch nicht sauber - aber man merkt sofort, dass der Körper grundsätzlich verstanden hat was zu tun ist.

Bei anderen merkt man, dass alles mit einer gewissen Harzigkeit dem Körper beigebracht werden muss. Es scheint als würde der Körper nicht "hören wollen".

Bei mir z.B. mit Fussball so. Du kannst es mir 100x zeigen ich werd's nie verstehen wann ich wo stehen soll. Ich habe kein Gefühl für einen Platz voller Spieler und deren Position - kann dafür blind an nen Drum sitzen und nen 4x4cm grosses Stück treffen.

Das zweite ist, dass obwohl ich z.B. am Drum relativ talentiert bin - ich nicht so gut bin wie viele andere, da ich nicht wirklich übe. D.h. jemand mit viel Ehrgeiz wird meistens schon besser sein, das spricht aber die Existenz von Talent nicht im geringsten ab und zeigt sich dann bei Leuten die beides haben ;-)

aths
2011-06-09, 15:27:49
Es gibt sicherlich auch krasse Talentunterschiede, aber die sind selten. Leute ohne fußballerisches Interesse (wie ich auch) wissen natürlich nicht wohin man laufen muss. Würdest du dich aus irgendeinem Grunde für Fußball interessieren und es deshalb spielen, hättest du bald die Erfahrung, richtig zu laufen auch ohne genau begründen zu können warum das richtig war.

Heute hatte ich wieder eine Klavierstunde. Ich mache sogar Fortschritte. Also ich bin schon jetzt an einem Punkt den ich ganz zu Beginn für nicht realistisch möglich (innerhalb absehbarer Zeit) gehalten hätte. Allerdings steigen auch auf meinem niedrigen Niveau die Ansprüche. Jetzt sind Schulferien so dass ich einige Zeit keinen Unterricht habe, aber ich habe genug zum zuhause üben.

TimeOut
2011-06-10, 17:12:56
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klavier spielen ist imo eine verdammt undankbare sache (fahre 3 wochen in urlaub- deine finger fühlen sich an, als hätten sie noch nie ein klavier berührt).


Ich spiele auch nicht mehr so oft wie früher und mache auch mal abundzu 1 oder 2 Wochen Pause. Ich denke wenn man so knapp 20 Jahre gespielt hat ist das kein Problem. Natürlich kann ich dann nicht sofort irgendwelche Konzertstücke runterspielen, aber wieviel Prozent spielen schon auf dem Niveau. Wenn man ein paar Jahre gespielt hat kann man auch ein bisschen zurückschrauben wenn man nicht die schwersten Stücke spielt.
Als Anfänger würde ich aber eigentlich schon jeden Tag 30min oder so spielen.
Kommt ja immer drauf an was man erreichen will.
Ich hab einfach gerade nicht die Lust und Zeit jeden Tag 2 Stunden zu spielen nur um ein Stück noch perfekter zu spielen, wenn ich eh kein Konzert gebe.

Wenn du als Erwachsener anfängst kannst du kein Konzertpianist mehr werden, aber mit genug Wille und Ehrgeiz einiges erreichen.
Und lasse dich nicht von leuten runtermachen, die meinen sie könnten nach einem Jahr irgendein Konzertstück perfekt spielen das geht nämlich nicht, höchstens du bist ein Wunderkind, oder übst jeden Tag 8 Stunden.

Und ganz wichtig, der Spaß steht an erster Stelle. Nicht immer nur stumpf üben sondern auch mal die Sachen wiederholen die man schon richtig gut kann, das ist es nämlich was Spaß macht.

Trap
2011-06-10, 17:46:03
Es gibt für die meisten Tätigkeiten (wie z.B. Sport, Musik, Geisteswissenschaften) eine Faustregel: Man braucht 10000 Übungsstunden bis man es wirklich beherrscht.

Ein paar Schritte dahin in etwa logarithmischem Abstand: 20, 55, 150, 400, 1200, 3000, 10000

Wenn man als Erwachsener anfängt hat man da kaum eine Chance das mit einem Alter zu erreichen, in dem es als Beruf sinnvoll ist.

aths
2011-06-11, 01:43:04
Wenn du als Erwachsener anfängst kannst du kein Konzertpianist mehr werden, aber mit genug Wille und Ehrgeiz einiges erreichen.
Und lasse dich nicht von leuten runtermachen, die meinen sie könnten nach einem Jahr irgendein Konzertstück perfekt spielen das geht nämlich nicht, höchstens du bist ein Wunderkind, oder übst jeden Tag 8 Stunden.

Und ganz wichtig, der Spaß steht an erster Stelle. Nicht immer nur stumpf üben sondern auch mal die Sachen wiederholen die man schon richtig gut kann, das ist es nämlich was Spaß macht.Ja, meine Fortschritte sind langsam, aber vorhanden. Eine Sitzung dauert bei mir meistens zwischen 35 und 40 Minuten.

Das ist derzeit mein System: Ich bringe mir erst an einem Tag zwei neue Takte bei, die ich noch nicht kann, und spiele sie x-fach einzeln. Dann übe ich den gesamten Part mit den neuen Takten. Am nächsten Tag fahre ich damit fort, den gesamten Part zu üben. Am darauffolgenden Tag kommen zwei neue Takte ran. Hin und wieder habe ich keine Lust auf neue Takte, dann übe ich nur das was ich bisher spielen kann.

Asaraki
2011-06-11, 02:19:11
Und lasse dich nicht von leuten runtermachen, die meinen sie könnten nach einem Jahr irgendein Konzertstück perfekt spielen das geht nämlich nicht, höchstens du bist ein Wunderkind, oder übst jeden Tag 8 Stunden.


Die spielen auch nur Konzert aufem Kindergeburtstag ^^ Ich denke die Leute verstehen Konzert falsch, gibt ja auch auf den meisten Musikschulen "Konzerte" xD (So für Mama & Papa und Freundin oder so ^^)

MkLvNtWr
2011-06-12, 09:04:54
Also ich habe auch im hohen Alter, mit 36, angefangen Gitarre zu spielen, ohne irgendeine Vorbildung.

Jetzt, 2 Jahre später, kann ich, nach x Übungsstunden, Tränen, Schweiss und Nervenzusammenbrüchen, halbwegs passabel spielen.

Meiner Meinung nach ist das Wichtigste: Üben, üben, üben, Selbstvertrauen und ein erfahrener Musiklehrer.

Klar, Clapton wird mich wohl nie zum Duett bitten, aber richtig gut erlernen kann man ein Instrument auch als Erwachsener.

aths
2011-08-03, 10:44:38
Meine Fortschritte sind ziemlich mager bisher. Drei Stücke (jeweils nur eine Seite Noten) soweit gelernt, davon kann ich bisher keinen annehmbar spielen. Die ersten Takte gehen noch, dann habe ich Denkpausen oder vergreife mich sogar in den Tasten.

Dennoch macht es bisher saumäßig Spaß.

Das Abnooben am Klavier (oder Keyboard) ist trotz allem entspannend. Harmonische Zusammenhänge erschließen sich während des Spielens. Und Passagen die man vorher gar nicht konnte, kann man später immerhin schlecht spielen.

laurens
2011-08-03, 22:14:30
Und Passagen die man vorher gar nicht konnte, kann man später immerhin schlecht spielen.
Wenn du von den 40min. täglich 10 "abzwackst" um Tonleiterläufe hoch und runter zu üben, d.h. den richtigen Fingerwechsel, das Umgreifen also, das zeitigt dann Erfolg. Das muss sich automatisieren, wie beim erlernen des Autofahrens das Schalten.
Machst du das wirklich konsequent, dann wird sich bald auch bei schwereren, nicht so eingängigen Passagen der Erfolg einstellen.

Ich spiele von klein auf bis heute Geige.
Klavier habe ich mir dann selbst bei gebracht. Der 1. und bisher einzige Ratenkauf meines Lebens war ein gutes Klavier. Habe es bis heute nicht bereut. ;)

Ich finde es klasse, bleib dran!