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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : "Kommen sie näher" - Umgang mit Behinderten


Schiller
2011-06-09, 19:43:23
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=ocBh9bgph_g

Super Spot, wollte ich gernt weiterreichen! Macht nachdenklich!

Simon Moon
2011-06-09, 20:06:32
lol... darauf sieht man meinen ehem. arbeitsort ;D

Acid-Beatz
2011-06-09, 21:23:44
Stimmt schon wobeis da bei "normalen" Menschen, die mir jetz persönlich vllt nicht ganz so gefallen, nicht anders ist.
Das Hirn beurteilt hald in kurzer Zeit die Person gegenüber was einfach der schnellen Einschätzung dient ... hat evolutionstechnisch wohl Sinn gemacht und steckt immer noch in uns drinnen.

Auf der anderen Seite weiß ich selber von körperlich Behinderten, dass sie deswegen kein Mitleid wollen. Wenn jetz eine Dame/Herr mit dem Rollstuhl nicht durch eine Tür kommt, dann helf ich natürlich. Aber bei jeder Kleinigkeit helfen wollen is auch nicht angebracht.

Greez

urfaust
2011-06-09, 21:35:19
Was sollen denn psychisch Erkrankte sagen?!
Wissen die Leute bescheid, ist man bei den meisten ruck zuck unten durch.
Hinten rum versteht sich... :wink:

Behinderte dagegen haben es noch richtig gut, die bekommen Unterstützung und Verständnis on Mass.
Psychisch Kranke hingegen müssen sich ihre Unterstützung erkämpfen weil sie ja äußerlich vollkommen "normal" wirken.

NameLessLameNess
2011-06-09, 22:07:49
Toll und demnächst knuddelt niemand mehr Maskottchen, weil sie denken nen Behinderter steckt drin.

Filp
2011-06-09, 22:15:45
Inklusion statt Sonderschule ist nen großes Thema und würde da einiges ändern.

derpinguin
2011-06-09, 22:24:21
Der Inklusion steh ich gespalten gegenüber. Einerseits natürlich sinnvoll behinderte Kinder nicht von vornherein abzuschieben, andererseits gibts auch Behinderungen, die es den anderen nicht unbedingt erleichtern sich zu konzentrieren. Außerdem brauchen manche Behinderungen ständig Betreuung, was den Unterricht auch unruhiger macht.

TomatoJoe
2011-06-09, 22:25:28
Inklusion statt Sonderschule ist nen großes Thema und würde da einiges ändern.
Darf halt die "Normalos" nicht bremsen.

@NameLessLameNess Hahaha:freak:

Desweiteren hab ich kein Problem mal mit nem Behindi abzuhängen, auf Dauer wäre es mir aber zu anstrengend.

Trap
2011-06-09, 22:36:45
Darf halt die "Normalos" nicht bremsen.
Die Anforderung stellt man an die anderen Kinder doch auch nicht (sonst wären überall 50% der Schüler schon längst rausgeworfen worden), warum sollte man sie ausgerechnet an die Behinderten stellen?

Dktr_Faust
2011-06-09, 22:37:43
Einerseits natürlich sinnvoll behinderte Kinder nicht von vornherein abzuschieben, andererseits gibts auch Behinderungen, die es den anderen nicht unbedingt erleichtern sich zu konzentrieren.

Ich denke man sollte deutlich zwischen körperlicher und geistiger "Behinderung*" unterschieden. Natürlich kann ein Kind mit einer körperlichen Einschränkung an an einer normalen Schulstunde teilnehmen, ein Kind mit Trisomie 21 hingegen kann das nicht - hier hat keiner was davon, wenn man diese Kinder zusammen in die Schule schickt.

Grüße

* Ich mag das Wort "Behinderung" eigentlich nicht - in den meisten Fälle hinter die Menschen nichts, sondern sie sind unheilbar erkrankt.

Filp
2011-06-09, 22:39:35
Ich denke man sollte deutlich zwischen körperlicher und geistiger "Behinderung*" unterschieden. Natürlich kann ein Kind mit einer körperlichen Einschränkung an an einer normalen Schulstunde teilnehmen, ein Kind mit Trisomie 21 hingegen kann das nicht - hier hat keiner was davon, wenn man diese Kinder zusammen in die Schule schickt.

Grüße

* Ich mag das Wort "Behinderung" eigentlich nicht - in den meisten Fälle hinter die Menschen nichts, sondern sie sind unheilbar erkrankt.
Die Praxis im Ausland, wo es gar keine Sonderschulen gibt, zeigt da was Anderes.

atlantic
2011-06-09, 22:42:02
Anstrengend wirds nur, wenn man die ganze Zeit eine "innere eigene Grenze" überschreiten muß. Es gibt viele Familien, die in ihren Reihen einen Behinderten haben. Und die quasi in den Umgang reingewachsen sind. Mich hat das fasziniert, wie man damit umgehen kann. Sogar so, das alle davon profitieren.

TomatoJoe
2011-06-09, 22:44:06
Die Anforderung stellt man an die anderen Kinder doch auch nicht (sonst wären überall 50% der Schüler schon längst rausgeworfen worden), warum sollte man sie ausgerechnet an die Behinderten stellen?
Aber es ist schon ein Unterschied, ob die Kinder das bewusst oder unbewusst machen. Bei bewussten Störungen kann man die Kinder aus dem Klassenzimmer schmeißen und das hat zumindest zu meiner Schulzeit (in den unteren Stufen) meist zu Erfolg geführt.

Dktr_Faust
2011-06-09, 22:53:37
Die Praxis im Ausland, wo es gar keine Sonderschulen gibt, zeigt da was Anderes.

Stimmt...denn Sonder- oder Hilfsschulen gibt es auch in Deutschland nicht. Nur jeder nennt sie so und meint damit Förderschulen für Kinder mit Lernschwäche - die gehen z.B. in der High School der USA einfach unter und danach zur Army.

Eine echte "Sonderschule" (sonderpädagogische Einrichtung für Kinder mit geistigen Einschränkungen) gibt es in nahezu jedem Land Europas, nur heißt sie u.U. anders. Auch solche Schulen gibt es in Deutschland, diese Schulen gibt es sowohl mit als auch ohne "integrativen" Charakter --> wobei "integrativ" nicht bedeutet, dass alle Kinder alle Stunden und alle Themen zusammen haben. Die "gesunden" Kinder besuchen die normalen Fächer, während die "kranken" nur die besuchen, die für sie geeignet sind (z.B. Sport).

Der ewig gebetsmühlenartig in der Öffentlichkeit wiederholte Ansatz, dass man alle Kinder genauso unterrichten könnte, ist sowohl bei normalen als auch bei förderungsbedürftigen Kindern in der selben Klasse nach dem selben Lehrplan unterrichten ist ein Wunschtaum - dazu muss nur jeder an seine eigene Schule denken - und hat nichts mit Integration zu tun.

Grüße

derpinguin
2011-06-09, 23:24:17
So ist es. Jeder der mal mit verhaltensauffälligen, geistig oder körperlich Behinderten zu tun hatte weiß, dass eine grundsätzliche gemeinsame Unterrichtung nicht funktioniert.

Filp
2011-06-09, 23:35:31
Eine echte "Sonderschule" (sonderpädagogische Einrichtung für Kinder mit geistigen Einschränkungen) gibt es in nahezu jedem Land Europas, nur heißt sie u.U. anders. Auch solche Schulen gibt es in Deutschland, diese Schulen gibt es sowohl mit als auch ohne "integrativen" Charakter --> wobei "integrativ" nicht bedeutet, dass alle Kinder alle Stunden und alle Themen zusammen haben. Die "gesunden" Kinder besuchen die normalen Fächer, während die "kranken" nur die besuchen, die für sie geeignet sind (z.B. Sport).
Italien praktiziert es seit 1977, da wurden die Sonderschulen abgeschaft.

So ist es. Jeder der mal mit verhaltensauffälligen, geistig oder körperlich Behinderten zu tun hatte weiß, dass eine grundsätzliche gemeinsame Unterrichtung nicht funktioniert.
Wir haben bei uns in der Gruppe 2 Jungs die eine Förderschule besuchen und einen 3. bei dem es sehr grenzwertig ist und mit der entsprechenden Betreuung wären es für sie ohne weiteres möglich einer Regelschule zu besuchen. Das Inklusionsklassen nicht so aussehen wie derzeitige Klassen an Regelschulen ist klar, aber das sollte eigentlich auch jeder wissen der sich mal etwas mit dem Thema beschäftigt hat.

blackbox
2011-06-09, 23:36:17
Es kommt auf den Grad der Behinderung an.
Wobei ich geistig eingeschränkte Menschen noch nie in einer "regulären" Schule gesehen habe. Das würde wohl auch nicht funktionieren.

Mit der Integration ist es nicht weit her. Das aber liegt an den Strukturen, nicht an den Mitmenschen. Ich habe meine Zivizeit in einer solchen Einrichtung verbracht. Das bedeutet: Die Menschen mit Behinderung (hier geistige oder hohe körperliche Behinderung) sind mehr oder weniger unter sich. Tagsüber sind sie in einer Werkstatt (negativ ausgedrückt: Beschäftigungsmaßnahmen mit einfachsten Aufgaben) und wenn sie nicht in der Werkstatt sind von 8-16 Uhr, dann sind sie im Wohnheim oder bei ihrer Verwandtschaft. Von einer wirklichen Integration kann man also nicht sprechen. Dazu sieht man sie zu selten im Alltagsleben.

derpinguin
2011-06-09, 23:36:39
Wenn die Klassen entsprechend angepasst sind und zusätzliches Personal abgestellt wird um die besonderen Bedürfnisse abzudecken kann es funktionieren. Danach sieht es derzeit aber nicht aus.

Filp
2011-06-09, 23:44:14
Wenn die Klassen entsprechend angepasst sind und zusätzliches Personal abgestellt wird um die besonderen Bedürfnisse abzudecken kann es funktionieren. Danach sieht es derzeit aber nicht aus.
Das ist eine Grundvorraussetzung, aber entsprechend geschultes Personal gibt es in den derzeitigen Sonderschulen genug.
Früher oder später wird es kommen, Deutschland steht im internationalen Vergleich aber noch sehr schlecht da im Moment.

Filp
2011-06-09, 23:45:47
Mit der Integration ist es nicht weit her. Das aber liegt an den Strukturen, nicht an den Mitmenschen. Ich habe meine Zivizeit in einer solchen Einrichtung verbracht. Das bedeutet: Die Menschen mit Behinderung (hier geistige oder hohe körperliche Behinderung) sind mehr oder weniger unter sich. Tagsüber sind sie in einer Werkstatt (negativ ausgedrückt: Beschäftigungsmaßnahmen mit einfachsten Aufgaben) und wenn sie nicht in der Werkstatt sind von 8-16 Uhr, dann sind sie im Wohnheim oder bei ihrer Verwandtschaft. Von einer wirklichen Integration kann man also nicht sprechen. Dazu sieht man sie zu selten im Alltagsleben.
Das ist ja das Problem. Im moment werden sie erstmal aus der Gesellschaft rausgezogen und irgendwann später versucht man sie wieder irgendwie zu integrieren.

derpinguin
2011-06-09, 23:46:42
So wie in Hessen momentan an den Schulen kaputtgespart und in der Lehrerausbildung geschludert wird sehe ich da etwas schwarz. Allein die Tatsache, dass viele Schulen Lehrer nichtmehr fest anstellen, sondern Verträge von Ferien zu Ferien abschließen ist schon bescheuert.

Gast
2011-06-10, 00:02:04
Super Spot, wollte ich gernt weiterreichen! Macht nachdenklich!
Ich finde den Spot sehr schlecht, weil er hochgradig manipulativ ist. Da wird ein Verhalten gezeigt, welches auch im normalen Leben (zumindest in Deutschland) nicht üblich ist. Auch ein Mensch ohne Behinderung wird auf der Straße nicht von fremden Frauen und kleinen Kindern umarmt. Das Verhalten ist weder spontan noch natürlich. Dazu muss man sich noch vorstellen wie der Kameramann ständig um die gestellten Szenen rumtanzt.

Insofern hast du Recht:
Der Spot macht tatsächlich nachdenklich. Wie weit würden einige von uns wohl gehen, um uns wieder und wieder unsere vermeintliche Schlechtigkeit vor Augen zu führen? Wen werden wir demnächst auf YouTube im Bärenkostüm bewundern dürfen? Einen kahlgeschorenen und im Gesicht tätowierten Neonazi? Oder vielleicht eine nackte HIV-Prostituierte? -> "Müssen wir uns verkleiden damit wir uns näher kommen?"

Was ich an dem Spot besonders perfide finde ist, wie mal wieder kleine Kinder ganz bewußt benutzt werden, um einen bestimmten Zweck zu erreichen. Das kleine Mädchen sieht in dem Mann im Bärenkostüm doch nur ein riesengroßes Spielzeug, daß es mal drücken will. Wenn das mein Kind gewesen wäre und ich rausfinden würde, daß das "Kommen Sie näher!" einem ganz anderen Zweck diente, als kleine Kinder glücklich zu machen, dann hätte 'Balu' mich als 'Shir Khan ohne Kostüm' erlebt.

Was mir besonders nicht gefällt ist der Slogan ganz am Schluß:
"Wir schaffen Behinderung ab"
Das hat für mich einen ganz miesen Beigeschmack. Eigentlich zeigen diese Leute damit nur, wie sie selbst zum Thema 'Behinderung' stehen. Das sind imho genau die Art von Leuten, vor denen Behinderte überall und ganz besonders in Deutschland geschützt werden müssen.

Grey
2011-06-10, 02:03:24
So ist es. Jeder der mal mit verhaltensauffälligen, geistig oder körperlich Behinderten zu tun hatte weiß, dass eine grundsätzliche gemeinsame Unterrichtung nicht funktioniert.

Und das gilt auch für einen gewissen Grad für die Selbstständigkeit und Integration in der Bevölkerung. Einigen ist es unbestritten zumutbar alltäglichen Dingen wie Einkaufen o.Ä. nachzugehen, nicht unbedingt jedoch die Zusammenkunft mit anderen Menschen. Je nach Grad der Behinderung ist es oft einfach unmöglich, dort einen Konsens zu finden und im Grunde absurd, dieses zu fordern. Wie du sagst, jeder der tatsächlich mal mit solchen Menschen zu tun hatte, wird diese Erkenntnis automatisch erlangen.

Den Werbespot finde ich recht abstoßend und oberflächlich, passend zur hintergründigen Industrie. Ich habe nicht das Gefühl, dass auch nur irgend jemand der Verantwortlichen einen Funken Ahnung davon besitzt, was es heißt geistig behindert zu sein. Zumal ich den Anlass nicht sehe. Behinderte werden in meinen Augen respektiert und toleriert, von dem was ich so mitbekomme. Mehr nicht und mehr muss auch nicht imo.

Geistig behindert sind oft Menschen mit besonderen Bedürfnissen der Fürsorge und nicht unbedingt für den teilweise sehr krassen Alltag geeignet.

KinGGoliAth
2011-06-10, 02:18:24
schön gemacht.

but:

pedobear!

http://s1.directupload.net/images/user/110610/iw9r55x5.jpg




Es kommt auf den Grad der Behinderung an.
Wobei ich geistig eingeschränkte Menschen noch nie in einer "regulären" Schule gesehen habe. Das würde wohl auch nicht funktionieren.

Mit der Integration ist es nicht weit her. Das aber liegt an den Strukturen, nicht an den Mitmenschen. Ich habe meine Zivizeit in einer solchen Einrichtung verbracht. Das bedeutet: Die Menschen mit Behinderung (hier geistige oder hohe körperliche Behinderung) sind mehr oder weniger unter sich. Tagsüber sind sie in einer Werkstatt (negativ ausgedrückt: Beschäftigungsmaßnahmen mit einfachsten Aufgaben) und wenn sie nicht in der Werkstatt sind von 8-16 Uhr, dann sind sie im Wohnheim oder bei ihrer Verwandtschaft. Von einer wirklichen Integration kann man also nicht sprechen. Dazu sieht man sie zu selten im Alltagsleben.

hmmm schwierig. meine zivizeit sah ähnlich aus, da wurden körperlich (auch rollis) und afaik auch leicht geistig behinderte in berufsvorbereitende maßnahmen gesteckt. lief unter dem selben dach wie eine normale ausbildung bzw vorbereitung aber es haben sich halt schnell doch gruppen herausgebildet. die behinderten waren alle in eigenen kursen und einem eigenen gebäudeflügel unter sich, alle anderen (die normal-dummen wollte ich fast sagen aber die meisten waren doch bis auf wenige ausnahmen ganz ok) waren im rest der einrichtung verteilt. mittagessen wurde gemeinsam gefuttert aber da hat man seine gewohnten gruppen aus der klasse natürlich auch nicht verlassen sondern blieb sehr unter sich.
das zu sehen hatte schon irgendwie einen komischen beigeschmack.


da gab es auch eine süße, die eine ausbildung zur friseurin gemacht hat...verdammt. hätte mich mal trauen sollen. :redface:

Dktr_Faust
2011-06-10, 14:21:54
Italien praktiziert es seit 1977, da wurden die Sonderschulen abgeschaft.

Italien ist mit Platz 35/36 in der PISA-Studie und im Vergleich zu anderen Ländern im OECD-Bereich unterdurchschnittlichen Ergebnissen jetzt nicht das Beispiel, dass ich für ein empfehlenswertes Schulsystem anführen würde.............

Grüße

Edit
@letzter Gast: Diesen Clip sollte man natürlich nicht wörtlich (oder bildlich) nehmen, der Bär steht nur dafür. dass wir uns von Äußerlichkeiten leiten lassen und deswegen ist der Clip schon gut.

Allerdings gebe ich Dir recht, dass der Umgang mit dem Bären nicht normal - 90% aller Deutschen würden dem Vieh mit irritiertem Blick ausweichen - und der Slogan am Ende mindestens fragwürdig ist.

Gast
2011-06-10, 16:17:20
Kurz aus der Geschichte einer Person mit "nur" angeborenem Herzfehler:
Diese hatte durch OPs und lange Krankenhausaufenthalte Einiges von der Grundschule verpasst und wurde, sobald die Krankheit unter den anderen Kindern bekannt war, immer mal deswegen geärgert und gehänselt. In der Realschule sackten dann die Noten ab und der "soziale Umgang" der anderen muss immer übler geworden sein. Sie wollte dann von sich aus (!) in ein Internat für Behinderte, wo sie sagt, das war die beste Entscheidung, die sie treffen konnte. Denn dort wird auch jeder akzeptiert, weil jeder irgendwas hat. Die Noten wurden wieder sehr viel besser und es kam ein guter Realschulabschluss dabei heraus. Das einzige, was laut ihr hätte besser sein können, wäre eine bessere Trennung der körperlich von den geistig Behinderten gewesen, weil letztere eben wirklich den Unterricht aufhalten, während die körperlich Behinderten ihre speziellen Einrichtungen und Hilfe brauchen, aber zumindest vom Tempo normal mitmachen können.

Zusammengefasst: Eine Trennung muss nichts Negatives sein sondern kann ganz im Gegenteil auch Vorteile für die Betroffenen bringen.

XtraLarge
2011-06-11, 02:46:38
Ich finde den Spot sehr schlecht, weil er hochgradig manipulativ ist. Da wird ein Verhalten gezeigt, welches auch im normalen Leben (zumindest in Deutschland) nicht üblich ist. Auch ein Mensch ohne Behinderung wird auf der Straße nicht von fremden Frauen und kleinen Kindern umarmt. Das Verhalten ist weder spontan noch natürlich. Dazu muss man sich noch vorstellen wie der Kameramann ständig um die gestellten Szenen rumtanzt.

Insofern hast du Recht:
Der Spot macht tatsächlich nachdenklich. Wie weit würden einige von uns wohl gehen, um uns wieder und wieder unsere vermeintliche Schlechtigkeit vor Augen zu führen? Wen werden wir demnächst auf YouTube im Bärenkostüm bewundern dürfen? Einen kahlgeschorenen und im Gesicht tätowierten Neonazi? Oder vielleicht eine nackte HIV-Prostituierte? -> "Müssen wir uns verkleiden damit wir uns näher kommen?"

Was ich an dem Spot besonders perfide finde ist, wie mal wieder kleine Kinder ganz bewußt benutzt werden, um einen bestimmten Zweck zu erreichen. Das kleine Mädchen sieht in dem Mann im Bärenkostüm doch nur ein riesengroßes Spielzeug, daß es mal drücken will. Wenn das mein Kind gewesen wäre und ich rausfinden würde, daß das "Kommen Sie näher!" einem ganz anderen Zweck diente, als kleine Kinder glücklich zu machen, dann hätte 'Balu' mich als 'Shir Khan ohne Kostüm' erlebt.

Was mir besonders nicht gefällt ist der Slogan ganz am Schluß:
"Wir schaffen Behinderung ab"
Das hat für mich einen ganz miesen Beigeschmack. Eigentlich zeigen diese Leute damit nur, wie sie selbst zum Thema 'Behinderung' stehen. Das sind imho genau die Art von Leuten, vor denen Behinderte überall und ganz besonders in Deutschland geschützt werden müssen.


Was hast du denn geraucht?!

Wie kommt man denn vom "Behindi-Bär" auf den Pedo-Bär?!

Natürlich lässt sich die Art der Präsentation auf verschiedene Dinge ummünzen, aber die Intention wird doch klar rübergebracht!
Man hätte auch einen Neonazi zeigen können, der den Bär umarmt und am Ende steckt ein "Neger" drin :rolleyes:

Oder einen Schalker, der den Bär umarmt und am Ende steckt ein gelb-schwarzer drin :freak:

Manche Leute haben echt seltsame Assoziationen...


Ich bin da ganz beim TE: Man sollte die Intention des Spots so verstehen, wie sie gedacht ist und unbedingt mal darüber nachdenken.

Lawmachine79
2011-06-11, 03:52:56
Man muss Behinderten das Leben so angenehm und objektiv erträglich machen (in sie reingucken kann man ja nicht, niemand weiß, wie genau sie sich in ihrer Haut fühlen) wie möglich. Und mit "wie möglich" meine ich, daß z.B. in der Schule die Nichtbehinderten keine Nachteile hinnehmen müssen. Deshalb finde ich schon, daß eine Trennung bestehen sollte. Man sollte sich eben gottverdammt nochmal damit abfinden, daß wir eben nicht alle gleich sind. Gleich kann man vor dem Gesetz sein, aber nicht vor dem Alltag.
Ich finde den Spot sehr schlecht, weil er hochgradig manipulativ ist. Da wird ein Verhalten gezeigt, welches auch im normalen Leben (zumindest in Deutschland) nicht üblich ist. Auch ein Mensch ohne Behinderung wird auf der Straße nicht von fremden Frauen und kleinen Kindern umarmt. Das Verhalten ist weder spontan noch natürlich. Dazu muss man sich noch vorstellen wie der Kameramann ständig um die gestellten Szenen rumtanzt.

Insofern hast du Recht:
Der Spot macht tatsächlich nachdenklich. Wie weit würden einige von uns wohl gehen, um uns wieder und wieder unsere vermeintliche Schlechtigkeit vor Augen zu führen? Wen werden wir demnächst auf YouTube im Bärenkostüm bewundern dürfen? Einen kahlgeschorenen und im Gesicht tätowierten Neonazi? Oder vielleicht eine nackte HIV-Prostituierte? -> "Müssen wir uns verkleiden damit wir uns näher kommen?"

Was ich an dem Spot besonders perfide finde ist, wie mal wieder kleine Kinder ganz bewußt benutzt werden, um einen bestimmten Zweck zu erreichen. Das kleine Mädchen sieht in dem Mann im Bärenkostüm doch nur ein riesengroßes Spielzeug, daß es mal drücken will. Wenn das mein Kind gewesen wäre und ich rausfinden würde, daß das "Kommen Sie näher!" einem ganz anderen Zweck diente, als kleine Kinder glücklich zu machen, dann hätte 'Balu' mich als 'Shir Khan ohne Kostüm' erlebt.

Was mir besonders nicht gefällt ist der Slogan ganz am Schluß:
"Wir schaffen Behinderung ab"
Das hat für mich einen ganz miesen Beigeschmack. Eigentlich zeigen diese Leute damit nur, wie sie selbst zum Thema 'Behinderung' stehen. Das sind imho genau die Art von Leuten, vor denen Behinderte überall und ganz besonders in Deutschland geschützt werden müssen.
Sowas geht mir auch auf den Sack. Wenn man mich von etwas überzeugen will, indem man mir ein schlechtes Gewissen macht - als wäre ich Schuld an seiner Behinderung. Mit jedem traurig guckenden Kind mit großen braunen Augen sinkt meine nicht vorhandene Spendenbereitschaft noch weiter.

zora
2011-06-11, 07:00:02
ich finde die diskussion sehr spannend, besonders weil sie mich beruflich betrifft. vielleicht ist nicht ganz klar geworden, dass der spot für die schweiz gedreht wurde. da hat er durchaus seine berechtigung.

ich arbeite mit schwer geistig und körperlich behinderten menschen zusammen. ausflüge und teilnahme am täglichen leben gestalten sich oft anspruchsvoll. einerseits, weil eine enge betreuung nötig ist, damit wir nicht grad auffallen, andererseits, weil die umgebung nicht wirklich "behindertengerecht" ist.

ich finde diskussionen übers schulsystem immer etwas zwiespältig. jeder hat das recht zu lernen. in sonderschulen lernen menschen mit besonderen bedürfnissen auch so viel wie eben geht. andererseits ist integrierte schule eine sache, die brücken baut. aber eben. das geht aber nur mit kindern, die diesen schritt auch leisten können.

ich denke nicht, dass menschen mit einer geistigen behinderung in der schweiz irgendwie einen besonderen status hätten. ich wüsste da stories, da gefrieren euch die adern.

vielleicht liegt es dran, dass ich eher ein zurückhaltender mensch bin: ich erlebe oft die "nicht-behinderte" welt als sehr viel eingeschränkter und kränker als den sogenannt geschützten rahmen in einer institution. ich verbringe meinen alltag doch lieber mit einem menschen, der sich nicht verbal ausdrücken kann, und dann aber soziale kompetenzen zeigt, von denen niemand annehmen konnte, dass er die so besitzt.

Gast
2011-06-11, 21:53:08
ich arbeite mit schwer geistig und körperlich behinderten menschen zusammen. ausflüge und teilnahme am täglichen leben gestalten sich oft anspruchsvoll. einerseits, weil eine enge betreuung nötig ist, damit wir nicht grad auffallen, andererseits, weil die umgebung nicht wirklich "behindertengerecht" ist.
Als ich noch ein Kind war, haben wir am Rand von einem Wald gelebt. In dem Wald gab es ein Heim für geistig und köperlich behinderte Kinder. Beim spielen im Wald ist man öfters mal einer Gruppe mit zwei Betreuern begegnet. Ich hatte immer Angst und dafür schäme ich mich kein bischen. Später als ich dann einen großen Hund hatte, hab ich auch gemerkt wie dieser sofort aggressiv wurde, wenn eine solche Gruppe durch den Wald gewandelt ist. Es ist also nur natürlich, wenn man vom eigenen Instinkt auf so eine Gefahrensituation vorbereitet wird. Die behinderten Kinder waren zum Teil 3 Köpfe größer als die winzigen weiblichen Azubis, mit denen sie unterwegs waren. Teilweise hatten diese Kinder auch schwere Verletzungen und trugen Kopf- und Körperpanzer, um sich vor Selbstverletzung zu schützen. Wer in so einer Situation mit offenen Armen losrennt und anfängt Leute zu umarmen, der kann sie einfach nicht mehr alle haben. Die Realität ist nämlich, daß man sich selbst (und den Hund) schon schwer am Riemen reißen muß, wenn ein geistig Behinderter (der zwei Kopf größer ist) mit offenen Armen auf einen zustolpert oder den großen Hund (mit den gefletschten Zähnen und der Bürste) für ein Plüschtier hält, das jetzt unbedingt geknuddelt werden muß. Wenn man dann noch sieht, daß die Pfleger dieser Kinder öfters mal mit Rippenbrüchen und schweren Bißverletzungen im Gesicht und an den Armen (und zwar nicht von einem Hund) im Krankenhaus 'zu Gast' sind...

...der Spot ist imho total hirnrissig. Ich möchte mal wissen wie die Leute reagieren würden, wenn der riesige 'Balu' ungelenk durch die Gegend torkeln würde und von sich aus anfangen würde die Leute zu umarmen bis sie blau anlaufen. Das ist nämlich die Realität und nicht umgekehrt.

Damit kein falscher Eindruck von mir entsteht: Ich habe nichts gegen Behinderte. Damals haben wir in diesem Heim auch manchmal Musik gemacht und mit den harmloseren Kindern gespielt so gut es ging (Nikolausfeier etc.). Aber es wäre ein großer Fehler die Probleme und Gefahren die von solchen Kindern für sich selbst und andere ausgehen einfach zu ignorieren nach dem Motto:
"Wir schaffen Behinderung ab"

Man kann bei Begegnungen mit Behinderten vieles lernen (vor allem über sich selbst). Auch wie man seine eigene Angst besser beherrscht und wie man sich so verhält, daß kein Schaden entsteht (weder physisch noch seelisch). Diese Kinder/Menschen haben auch Gefühle. Manchmal sollte man gut darüber nachdenken, ob es wirklich so eine tolle Idee ist jeden in unsere Leistungsgesellschaft integrieren zu wollen. Wir müssen uns vor solchen Menschen nicht schützen. Aber vielleicht sollte man ernsthaft darüber nachdenken ob es Menschen gibt, die wir vor uns schützen sollten. Die meisten sind so überzeugt von sich selbst und ihrer armseeligen karrieregeilen Niedriglohn-Gesellschaft, daß sie sich im Traum nicht vorstellen können, daß für manche ein Leben in der 'Irrenanstalt' oder in 'Sondereinrichtungen' besser sein kann, als sich ständig öffentlich als Freak vorführen und anstarren lassen zu müssen (die Würde des Menschen ist unantastbar).

ich verbringe meinen alltag doch lieber mit einem menschen, der sich nicht verbal ausdrücken kann, und dann aber soziale kompetenzen zeigt, von denen niemand annehmen konnte, dass er die so besitzt.
Es gibt Menschen, denen fehlt jede Sensibilität. Von sozialer Kompetenz ganz zu schweigen. Ich habe Respekt vor Menschen, die sich so stark auf andere Menschen einlassen können und wollen wie du. Gleichzeitig bin ich aber auch so ehrlich und sage dir, daß ich das nicht könnte (und der 'ICH_KANN_NICHT' wohnt bei mir in der 'ICH_WILL_NICHT'-Straße). Es ist imho besser mit der Wahrheit zu leben, als sich selbst vor den anderen schönzulügen. Wenn ich mit Behinderten meine Zeit verbringe, dann wäre es ehrliches Entsetzen und tiefempfundenes Mitleid und nicht gegenseitiger Respekt. Und letzteres sollte es sein. Ansonsten zerstört man auf Dauer den letzten Funken Selbstachtung den diese Leute vielleicht noch haben. Und das darf nicht sein. Mir sind die normalen Menschen schon zu kompliziert. Mit nur wenigen Worten kann ich jeden zum weinen bringen. Wie soll das nur werden bei jemandem der sich nicht wehren kann, weil er es wirklich nicht kann? Da müßte ich mich selbst in eine Zwangsjacke stecken und jedes Wort dreimal abwägen. Das schlimmste wäre es für mich wenn ich sehe, wie ich durch Unachtsamkeit die Gefühle eines behinderten Kinds verletzt habe und keine Chance hab es wieder gut zu machen, weil ich keinen wirklichen Zugang habe. Das würde mich bis an mein Lebensende traumatisieren, weil damit die psychische Belastungsgrenze bei mir erreicht wäre.

zora
2011-06-12, 06:17:56
zu deiner antwort fällt mir nicht viel mehr ein als das:

geistig behinderte menschen, die helme tragen und verletzungen haben, sind in den meisten fällen nicht aggressiv, sondern epileptiker, die sturzanfälle haben und sich dadurch schwer verletzen.

Gast
2011-06-12, 17:13:52
geistig behinderte menschen, die helme tragen und verletzungen haben, sind in den meisten fällen nicht aggressiv, sondern epileptiker, die sturzanfälle haben und sich dadurch schwer verletzen.
Ich hab nirgends behauptet, daß sie grundsätzlich aggressiv sind. Viele sind unberechenbar. Und du hast Recht, daß es sich bei den Personen mit Körperpanzer teilweise um Epileptiker handelt. Aber:

http://www.5p-syndrom.de/content/ib/beh/verhalten.html

Möglicherweise sind dir bis jetzt nur noch keine Härtefälle begegnet. In dem Heim, von dem ich oben erzählt habe, waren auch solche Kinder untergebracht, welche nicht mehr in den üblichen Behinderteneinrichtungen vor Ort versorgt werden konnten.

ngl
2011-06-14, 20:21:33
Das ist ja das Problem. Im moment werden sie erstmal aus der Gesellschaft rausgezogen und irgendwann später versucht man sie wieder irgendwie zu integrieren.

Das Problem ist die Alternative. Kinder sind von Natur aus fast schon soziopathisch veranlagt. Da denkt keiner wirklich mit, ob er jemandem weh tut oder nicht. Erinnere dich doch mal an die Schule bis zur 6. Klasse. Da wurden alle dicken, schwachen und häßlichen Kinder verprügelt und gehänselt.
Zumindest bis zu einer bestimmten Stufe kann man behinderte nicht in ein solches Umfeld integrieren.

Filp
2011-06-14, 21:56:59
Das Problem ist die Alternative. Kinder sind von Natur aus fast schon soziopathisch veranlagt. Da denkt keiner wirklich mit, ob er jemandem weh tut oder nicht. Erinnere dich doch mal an die Schule bis zur 6. Klasse. Da wurden alle dicken, schwachen und häßlichen Kinder verprügelt und gehänselt.
Zumindest bis zu einer bestimmten Stufe kann man behinderte nicht in ein solches Umfeld integrieren.
In meiner Kindheit war das eigentlich weniger der Fall, vielmehr ist es aber so, dass alles was einem Fremd ist erstmal auf Abstand gehalten wird und damit eben erst die wirkliche Ausgrenzung kommt. Wer geht schon frei auf Menschen mit Behinderung zu, das sind in der Regel nur die, die schon mit ihnen in Kontakt waren. Gerade kleine Kinder entwickeln da ein sehr viel bessere sozialen Umgang, als große, bei denen vieles aufgesetzt wirkt.

Haarmann
2011-06-15, 07:25:57
Ich knuddel auch als Berner keine fremden Bären...

Und Bären aufbinden lasse ich mir auch nicht.

Da bei uns im Kaff gerade die "Sonderschule" zumachte, kriegte ich sowohl die Lehrerin, als auch einige "Sonderschüler" in die Klasse... -> Integration - Nein Danke - das tu ich keinem Kind an.

Wenn die gesunden Kinder einer Familie mit der Volljährigkeit ausziehen, weil sie eigentlich nur bei Freunden ungestört lernen können, sollte man sich auch mal überlegen, was da Sache ist.

Aber ich gehe mal zu den Haustieren...

Es gibt immer Leute, die übernehmen freiwillig Verantwortung für ein Lebewesen - der Hundebesitzer wird dabei viel Zeit investieren und der Katzenbesitzer lässt das Tier eigentlich tun, was es will. Ich hätte eher Katzen und andere mögen Hunde... ich find diese Verantwortung nur nervend und das Gesabber und Gekläff geht mir aufn Sack - Meinungsfreiheit ist was Schönes.

P.S. Bei keinem meiner zahlreichen Hobbies begegnete ich je einem dem gleichen Hobby nachgehenden Behinderten - geht uU nicht allen gleich, aber ich will auch keine Freundin mit der ich nichts ausser nem Bett teilte.

Lawmachine79
2011-06-15, 10:42:00
Als ich noch ein Kind war, haben wir am Rand von einem Wald gelebt. In dem Wald gab es ein Heim für geistig und köperlich behinderte Kinder. Beim spielen im Wald ist man öfters mal einer Gruppe mit zwei Betreuern begegnet. Ich hatte immer Angst und dafür schäme ich mich kein bischen. Später als ich dann einen großen Hund hatte, hab ich auch gemerkt wie dieser sofort aggressiv wurde, wenn eine solche Gruppe durch den Wald gewandelt ist. Es ist also nur natürlich, wenn man vom eigenen Instinkt auf so eine Gefahrensituation vorbereitet wird. Die behinderten Kinder waren zum Teil 3 Köpfe größer als die winzigen weiblichen Azubis, mit denen sie unterwegs waren. Teilweise hatten diese Kinder auch schwere Verletzungen und trugen Kopf- und Körperpanzer, um sich vor Selbstverletzung zu schützen. Wer in so einer Situation mit offenen Armen losrennt und anfängt Leute zu umarmen, der kann sie einfach nicht mehr alle haben. Die Realität ist nämlich, daß man sich selbst (und den Hund) schon schwer am Riemen reißen muß, wenn ein geistig Behinderter (der zwei Kopf größer ist) mit offenen Armen auf einen zustolpert oder den großen Hund (mit den gefletschten Zähnen und der Bürste) für ein Plüschtier hält, das jetzt unbedingt geknuddelt werden muß. Wenn man dann noch sieht, daß die Pfleger dieser Kinder öfters mal mit Rippenbrüchen und schweren Bißverletzungen im Gesicht und an den Armen (und zwar nicht von einem Hund) im Krankenhaus 'zu Gast' sind...

...der Spot ist imho total hirnrissig. Ich möchte mal wissen wie die Leute reagieren würden, wenn der riesige 'Balu' ungelenk durch die Gegend torkeln würde und von sich aus anfangen würde die Leute zu umarmen bis sie blau anlaufen. Das ist nämlich die Realität und nicht umgekehrt.

Damit kein falscher Eindruck von mir entsteht: Ich habe nichts gegen Behinderte. Damals haben wir in diesem Heim auch manchmal Musik gemacht und mit den harmloseren Kindern gespielt so gut es ging (Nikolausfeier etc.). Aber es wäre ein großer Fehler die Probleme und Gefahren die von solchen Kindern für sich selbst und andere ausgehen einfach zu ignorieren nach dem Motto:
"Wir schaffen Behinderung ab"

Man kann bei Begegnungen mit Behinderten vieles lernen (vor allem über sich selbst). Auch wie man seine eigene Angst besser beherrscht und wie man sich so verhält, daß kein Schaden entsteht (weder physisch noch seelisch). Diese Kinder/Menschen haben auch Gefühle. Manchmal sollte man gut darüber nachdenken, ob es wirklich so eine tolle Idee ist jeden in unsere Leistungsgesellschaft integrieren zu wollen. Wir müssen uns vor solchen Menschen nicht schützen. Aber vielleicht sollte man ernsthaft darüber nachdenken ob es Menschen gibt, die wir vor uns schützen sollten. Die meisten sind so überzeugt von sich selbst und ihrer armseeligen karrieregeilen Niedriglohn-Gesellschaft, daß sie sich im Traum nicht vorstellen können, daß für manche ein Leben in der 'Irrenanstalt' oder in 'Sondereinrichtungen' besser sein kann, als sich ständig öffentlich als Freak vorführen und anstarren lassen zu müssen (die Würde des Menschen ist unantastbar).


Es gibt Menschen, denen fehlt jede Sensibilität. Von sozialer Kompetenz ganz zu schweigen. Ich habe Respekt vor Menschen, die sich so stark auf andere Menschen einlassen können und wollen wie du. Gleichzeitig bin ich aber auch so ehrlich und sage dir, daß ich das nicht könnte (und der 'ICH_KANN_NICHT' wohnt bei mir in der 'ICH_WILL_NICHT'-Straße). Es ist imho besser mit der Wahrheit zu leben, als sich selbst vor den anderen schönzulügen. Wenn ich mit Behinderten meine Zeit verbringe, dann wäre es ehrliches Entsetzen und tiefempfundenes Mitleid und nicht gegenseitiger Respekt. Und letzteres sollte es sein. Ansonsten zerstört man auf Dauer den letzten Funken Selbstachtung den diese Leute vielleicht noch haben. Und das darf nicht sein. Mir sind die normalen Menschen schon zu kompliziert. Mit nur wenigen Worten kann ich jeden zum weinen bringen. Wie soll das nur werden bei jemandem der sich nicht wehren kann, weil er es wirklich nicht kann? Da müßte ich mich selbst in eine Zwangsjacke stecken und jedes Wort dreimal abwägen. Das schlimmste wäre es für mich wenn ich sehe, wie ich durch Unachtsamkeit die Gefühle eines behinderten Kinds verletzt habe und keine Chance hab es wieder gut zu machen, weil ich keinen wirklichen Zugang habe. Das würde mich bis an mein Lebensende traumatisieren, weil damit die psychische Belastungsgrenze bei mir erreicht wäre.
Sehr gutes Posting, das bisher beste in diesem Thread. Tritt den Gutmenschen mal so richtig in den Arsch, ohne dabei Behinderte zu diskreditieren und Tabus, die man gar nicht sagen darf werden angerissen und aufgeräumt, so gehört sich das.

Andre
2011-06-15, 12:20:30
So ist es. Jeder der mal mit verhaltensauffälligen, geistig oder körperlich Behinderten zu tun hatte weiß, dass eine grundsätzliche gemeinsame Unterrichtung nicht funktioniert.

Wir haben hier in der Nähe einen gemeinschaftlichen Kindergarten, in denen "normale" und behinderte Kinder zusammen aufwachsen. Die Erfahrungen, die die Kinder dort machen, führen in der Regel dazu, dass sie inbesondere in den Bereichen der sozialen Skills anderen Schülern deutlich überlegen sind. Sie nehmen Behinderung teilweise gar nicht mehr als außergewöhnlich war. Und zusätzlich erreichen diese Kinder in der Regel sehr gute Abschlüsse in der späteren Ausbildung. Ich sehe also keine Nachteile, zumindest im Kindergarten.

V2.0
2011-06-15, 12:51:06
Die Frage ist jetzt die Art der Behinderung und Stärke. Es gibt nicht "die Behinderung".

Haarmann
2011-06-16, 20:51:45
V2.0

Erinnert mich an die Grundsatzfrage - sind autistisch Denkende behindert oder der Rest? ;)

Acid-Beatz
2011-06-17, 17:42:47
Wenn man die große Mehrheit betrachtet sind die Autisten wohl die, die nicht der Norm entsprechen.

r00t
2011-06-17, 19:08:38
Als ich noch ein Kind war, haben wir am Rand von einem Wald gelebt. In dem Wald gab es ein Heim für geistig und köperlich behinderte Kinder. Beim spielen im Wald ist man öfters mal einer Gruppe mit zwei Betreuern begegnet. Ich hatte immer Angst und dafür schäme ich mich kein bischen. Später als ich dann einen großen Hund hatte, hab ich auch gemerkt wie dieser sofort aggressiv wurde, wenn eine solche Gruppe durch den Wald gewandelt ist. Es ist also nur natürlich, wenn man vom eigenen Instinkt auf so eine Gefahrensituation vorbereitet wird. Die behinderten Kinder waren zum Teil 3 Köpfe größer als die winzigen weiblichen Azubis, mit denen sie unterwegs waren. Teilweise hatten diese Kinder auch schwere Verletzungen und trugen Kopf- und Körperpanzer, um sich vor Selbstverletzung zu schützen. Wer in so einer Situation mit offenen Armen losrennt und anfängt Leute zu umarmen, der kann sie einfach nicht mehr alle haben. Die Realität ist nämlich, daß man sich selbst (und den Hund) schon schwer am Riemen reißen muß, wenn ein geistig Behinderter (der zwei Kopf größer ist) mit offenen Armen auf einen zustolpert oder den großen Hund (mit den gefletschten Zähnen und der Bürste) für ein Plüschtier hält, das jetzt unbedingt geknuddelt werden muß. Wenn man dann noch sieht, daß die Pfleger dieser Kinder öfters mal mit Rippenbrüchen und schweren Bißverletzungen im Gesicht und an den Armen (und zwar nicht von einem Hund) im Krankenhaus 'zu Gast' sind...

...der Spot ist imho total hirnrissig. Ich möchte mal wissen wie die Leute reagieren würden, wenn der riesige 'Balu' ungelenk durch die Gegend torkeln würde und von sich aus anfangen würde die Leute zu umarmen bis sie blau anlaufen. Das ist nämlich die Realität und nicht umgekehrt.

Damit kein falscher Eindruck von mir entsteht: Ich habe nichts gegen Behinderte. Damals haben wir in diesem Heim auch manchmal Musik gemacht und mit den harmloseren Kindern gespielt so gut es ging (Nikolausfeier etc.). Aber es wäre ein großer Fehler die Probleme und Gefahren die von solchen Kindern für sich selbst und andere ausgehen einfach zu ignorieren nach dem Motto:
"Wir schaffen Behinderung ab"

Man kann bei Begegnungen mit Behinderten vieles lernen (vor allem über sich selbst). Auch wie man seine eigene Angst besser beherrscht und wie man sich so verhält, daß kein Schaden entsteht (weder physisch noch seelisch). Diese Kinder/Menschen haben auch Gefühle. Manchmal sollte man gut darüber nachdenken, ob es wirklich so eine tolle Idee ist jeden in unsere Leistungsgesellschaft integrieren zu wollen. Wir müssen uns vor solchen Menschen nicht schützen. Aber vielleicht sollte man ernsthaft darüber nachdenken ob es Menschen gibt, die wir vor uns schützen sollten. Die meisten sind so überzeugt von sich selbst und ihrer armseeligen karrieregeilen Niedriglohn-Gesellschaft, daß sie sich im Traum nicht vorstellen können, daß für manche ein Leben in der 'Irrenanstalt' oder in 'Sondereinrichtungen' besser sein kann, als sich ständig öffentlich als Freak vorführen und anstarren lassen zu müssen (die Würde des Menschen ist unantastbar).


Es gibt Menschen, denen fehlt jede Sensibilität. Von sozialer Kompetenz ganz zu schweigen. Ich habe Respekt vor Menschen, die sich so stark auf andere Menschen einlassen können und wollen wie du. Gleichzeitig bin ich aber auch so ehrlich und sage dir, daß ich das nicht könnte (und der 'ICH_KANN_NICHT' wohnt bei mir in der 'ICH_WILL_NICHT'-Straße). Es ist imho besser mit der Wahrheit zu leben, als sich selbst vor den anderen schönzulügen. Wenn ich mit Behinderten meine Zeit verbringe, dann wäre es ehrliches Entsetzen und tiefempfundenes Mitleid und nicht gegenseitiger Respekt. Und letzteres sollte es sein. Ansonsten zerstört man auf Dauer den letzten Funken Selbstachtung den diese Leute vielleicht noch haben. Und das darf nicht sein. Mir sind die normalen Menschen schon zu kompliziert. Mit nur wenigen Worten kann ich jeden zum weinen bringen. Wie soll das nur werden bei jemandem der sich nicht wehren kann, weil er es wirklich nicht kann? Da müßte ich mich selbst in eine Zwangsjacke stecken und jedes Wort dreimal abwägen. Das schlimmste wäre es für mich wenn ich sehe, wie ich durch Unachtsamkeit die Gefühle eines behinderten Kinds verletzt habe und keine Chance hab es wieder gut zu machen, weil ich keinen wirklichen Zugang habe. Das würde mich bis an mein Lebensende traumatisieren, weil damit die psychische Belastungsgrenze bei mir erreicht wäre.


welchen Beruf übst du aus?

Einhard
2011-06-17, 20:01:13
Italien ist mit Platz 35/36 in der PISA-Studie und im Vergleich zu anderen Ländern im OECD-Bereich unterdurchschnittlichen Ergebnissen jetzt nicht das Beispiel, dass ich für ein empfehlenswertes Schulsystem anführen würde.............

Grüße



Der Zusammenhang mit den abgeschafften "Sonderschulen" besteht dabei aber nicht.

Integrative Schulen haben sowohl fuer die nicht Kranken, als auch fuer die Kranken, sehr viele Vorteile und sogut wie keine Nachteile, wenn die Voraussetzungen* stimmen.
Da diese Voraussungen an 99% aller Schulen (inkl. der Integrativen) nicht stimmen, laeuft es meist nicht vernuenftig.



MFG

Einhard


* genug Personal / genug finanzielle Mittel / extra geschulte Lehrer

zora
2011-06-17, 21:20:23
behindert bedeutet aber nicht (unbedingt) krank.

hab heute einen werbezettel von pro infirmis gekriegt, wo sponsoren aufgeklärt werden, warum sie evtl. von grossen plüschtieren umarmt werden. hat mich nicht wirklich umgehauen. aber die diskussion über integration von behinderten schlägt (wenigstens) wellen. und das, nachdem vor ein paar monaten nach den schlagzeilen über übergriffe die schreie laut wurden, alle heime zu schliessen. irgendwie sehr zynisch.

Maorga
2011-06-17, 22:23:22
Mal ganz ehrlich:

Sowas kotzt mich an. Dieses heuchlerische Getue des Werbespots. In Deutschland umarmt eingentlich niemand einen unbekannten und selbst beim Welt Huging Day ist das schwierig. Wir umarmen doch nur Leute die wir gut kennen. Warum sich dieser Behinderte breit schlagen hat lassen so einen Spot zu machen, mögen seine Ahnen sich im Grabe drehen. Es ist charakterlos und unterste Schublade.
Von diesem Spot auf integration zu kommen ist mir schleierhaft. Also der richtige 08/15 Pseudorealitydokumüll - schalten sie mal wieder ab!

Biba

Maorge

Gast
2011-06-18, 00:11:22
welchen Beruf übst du aus?
Du zitierst meinen gesamten Beitrag und willst eigentlich nur wissen, was ich beruflich mache? :uponder: Das ergibt keinen Sinn.

Aber damit du nicht ganz mit leeren Händen dastehst:
Ich esse ab und an gerne mal ein Snickers. :naughty:

Haarmann
2011-06-18, 12:38:31
Acid-Beatz

Das Problem ist - Autisten haben keine Mühe mit Dir - Du aber mit ihnen - wer ist nun behindert? ;)

Es gibt viele Formen von Mitmenschen, die einfach pauschal in den Topf "Autisten" geworfen werden.

Ich behaupte mal sehr frech - wer von seinen Gefühlen und Instinkten heimgesucht wird, oder gar gesteuert wird, der ist behindert.
Da dies nun leider die Mehrheit der Menschen betrifft wird diese Mehrheit, "demokratisch" entscheiden, dass dies keine Behinderung ist.

P.S. Erinnert mich an Gehörlose - die sind behindert und haben doch einen Vorteil... die können sich "international" verständigen und erleiden nicht den "Babylonschen Schock" ;).

Simon Moon
2011-06-18, 13:42:43
Haarmann, evolutionär gesehen scheint es, als hätten Narzissten einen Vorteil.

Labberlippe
2011-06-18, 13:42:59
Hi

Also ich finde eine solche "Werbung" eher peinlich.
Da wird ein armer Tropf in ein Kostüm geworfen und von den "Passanten" geknuddelt, damit man sagen kann das etwas für Behinderte gemacht wird.

Mir wäre eine Aufklärungskampagne lieber das die Mitmenschen auf solche Personen mehr Rücksicht nehmen.
Es geht ja nicht nur um die Behinderten selbst.

Es gibt genug Familien die ein Kind haben welches zwar volljährig ist aber das geistige Niveau von einen 3 Jährigen hat.
Nicht nur das die Familien genug Sorgen und Probleme mit der Pflege und den Behördenwegen haben.

Nein es gibt ja noch genug Gaffer wenn das Kind vom Bus geholt wird und dann angestarrt wird als ob es ein Alien wäre.
Da wird dann brav getuschelt und hinterrücks ausgelacht oder gleich neben der Familie Witze gerissen.

Einige glauben auch das die Ultimative Weisheit zu besitzen weil Sie 1 und 1 zusammen zählen können.

Sinnvoller ist wirklich den Familien zu helfen und versuchen dennen die Last ein bischen runterzunehmen.
Kann nicht angehen das manche quasi ständig betteln müssen um an die notwendigen Förderungen für die medzinischen Versorgung zu kommen.


Gruss Labberlippe

Filp
2011-06-18, 13:58:10
P.S. Erinnert mich an Gehörlose - die sind behindert und haben doch einen Vorteil... die können sich "international" verständigen und erleiden nicht den "Babylonschen Schock" ;).
Stimmt gar nicht, auch Gebärdensprache hat verschiedene "Sprachen" und sogar Dialekte ;)

Schiller
2011-06-18, 18:14:13
Hi

Also ich finde eine solche "Werbung" eher peinlich.
Da wird ein armer Tropf in ein Kostüm geworfen und von den "Passanten" geknuddelt, damit man sagen kann das etwas für Behinderte gemacht wird.

Mir wäre eine Aufklärungskampagne lieber das die Mitmenschen auf solche Personen mehr Rücksicht nehmen.
Es geht ja nicht nur um die Behinderten selbst.

Es gibt genug Familien die ein Kind haben welches zwar volljährig ist aber das geistige Niveau von einen 3 Jährigen hat.
Nicht nur das die Familien genug Sorgen und Probleme mit der Pflege und den Behördenwegen haben.

Nein es gibt ja noch genug Gaffer wenn das Kind vom Bus geholt wird und dann angestarrt wird als ob es ein Alien wäre.
Da wird dann brav getuschelt und hinterrücks ausgelacht oder gleich neben der Familie Witze gerissen.

Einige glauben auch das die Ultimative Weisheit zu besitzen weil Sie 1 und 1 zusammen zählen können.

Sinnvoller ist wirklich den Familien zu helfen und versuchen dennen die Last ein bischen runterzunehmen.
Kann nicht angehen das manche quasi ständig betteln müssen um an die notwendigen Förderungen für die medzinischen Versorgung zu kommen.


Gruss Labberlippe
[ ] Du hast den Clip verstanden.

r00t
2011-06-19, 12:54:32
Du zitierst meinen gesamten Beitrag und willst eigentlich nur wissen, was ich beruflich mache? :uponder: Das ergibt keinen Sinn.

Aber damit du nicht ganz mit leeren Händen dastehst:
Ich esse ab und an gerne mal ein Snickers. :naughty:

ich dachte halt du machst irgendetwas in richtung erziehungswissenschaften,behindertenhilfe,pädagogik,psychologie..ka

Maorga
2011-06-19, 14:51:50
[ ] Du hast den Clip verstanden.

Okay dann erkläre doch mal bitte was soll uns dieser Clip sagen?

Acid-Beatz
2011-06-20, 21:18:58
Acid-Beatz

Das Problem ist - Autisten haben keine Mühe mit Dir - Du aber mit ihnen - wer ist nun behindert? ;)

Es gibt viele Formen von Mitmenschen, die einfach pauschal in den Topf "Autisten" geworfen werden.

Ich behaupte mal sehr frech - wer von seinen Gefühlen und Instinkten heimgesucht wird, oder gar gesteuert wird, der ist behindert.
Da dies nun leider die Mehrheit der Menschen betrifft wird diese Mehrheit, "demokratisch" entscheiden, dass dies keine Behinderung ist.

P.S. Erinnert mich an Gehörlose - die sind behindert und haben doch einen Vorteil... die können sich "international" verständigen und erleiden nicht den "Babylonschen Schock" ;).

So kann man es natürlich auch sehen, was natürlich bissl böse ist.

Wie kommen wir eigentlich grad auf Autisten, dem Kerl im Film sieht mans ja an, dass er behindert ist, was bei Autisten nicht der Fall ist.



Greez

nggalai
2011-06-20, 22:37:51
Wie kommen wir eigentlich grad auf Autisten, dem Kerl im Film sieht mans ja an, dass er behindert ist, was bei Autisten nicht der Fall ist.
Autismus ist ein Spektrum, nicht ein klar definierter Punkt. Und wird in der Regel auch nicht (mehr) als „Krankheit“ verstanden, falls nicht noch weitere Symptome bestehen.

So oder so kann eine Persönlichkeit in diesem Formkreis in der gegenwärtigen Welt durchaus als „krank“ wahrgenommen werden (das bereits angesprochene Mehrheitsprinzip) oder durchs Umfeld wirklich an etwas erkranken.

Mit dem DSM V werden Asperger-Persönlichkeiten und Autisten zusammengenommen. Aber nicht unter Störungen oder gar Krankheiten, sondern eher zum Ausschluss von Störungen, die auf den ersten diagnostischen Blick ähnlich aussehen können (z.B. Dissoziative Persönlichkeitsstörungen).

Nichts desto trotz sind viele Menschen, die man behindert nennen kann, auch von autistischen Zügen gezeichnet. Ein Asperger-Bekannter meinte zum DSM-V-Zusammenschluss: „Ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll, in einen Topf mit Windelträgern geworfen zu werden”.

Was auch heißt, dass Diagnosen immer nur subjektive Katalogisierungen sind. Ob jemand ein Problem damit hat oder gar davon (oder deswegen) krank wurde fällt insbesondere in statistischen Erwägungen raus.

Jedoch geht es in der Schweizer Kampagne mit dem Knuddelmutz um etwas anderes – nämlich um ein Gegensteuern zur Radikalisierung und Stigmatisierung. Vielleicht als Hintergrund für Nicht-Schweizer:

Hier ist seit geraumer Zeit ein massiver Abbau der Invalidenversicherungs-Leistungen im Gange. Begleitet von lustigen Artikeln über Schein-Invalide in der Regenbogenpresse. Gleichzeitig werden Jööö!-Behinderte präsentiert (letztes Jahr z.B. durften Down-Syndrom-Leute in einer Badeanstalt mitarbeiten und wurden den ganzen Sommer über vom Schweizer Fernsehen begleitet). Gleichzeitig spricht die Politik von Integration und zumutbarer Arbeit, obwohl keine solche Stellen verfügbar sind. Das führt zum Aufschrei in der Bevölkerung, aber wenn dann die Mehrwertsteuer temporär auf 8 % angehoben werden muss ist das Geschrei auch groß.

Und dann brauchst du noch einen Betreuer, der Klienten sexuell missbraucht hat. Drei Wochen Sturm im Blätterwald; jetzt, ein paar Monate später, spricht niemand mehr darüber.

Dafür häufen sich Berichte über IV-Missbrauch. Gleichzeitig regen sich Eltern auf, wenn die Betreuungskosten um 10 Euro pro Monat steigen, während sie gleichzeitig 24/7 Rundum-Service erwarten. Gleichzeitig würde das gesamte Betreuungssystem zusammenbrechen, wäre die Schweiz nicht für so viele ausländische Fachkräfte (besonders Deutsche) attraktiv.

Während Stimmung gegen besagte ausländische Arbeitskräfte gemacht wird, incl. einer neuen Initiative, die die „Einwanderung auf ein ökologisch-vertretbares Maß“ reduzieren soll.

Aber zahlen will’s niemand. In dem Bereich arbeiten auch nicht, da für Schweizer Verhältnisse eher mies entlohnt. Und brauchen das die Betroffenen wirklich? Die können immerhin so schön in die Kamera schauen, während sie den Swimming-Poll putzen … Und es ginge ihnen noch so viel besser, so selbständig wie sie schon sind, wären da nicht die ganzen Sozialschmarotzer …

Die aktuelle Kampagne hat entsprechend das Ziel, die Leute auf einer grundsätzlichen Ebene zum Nachdenken zu bewegen. Und ja, die ganzen Umarmenden haben natürlich einen Model-Release unterschrieben und ihr Einverständnis gegeben.

Versteht den Spot einfach als Gedankenanstoß, etwas abstrakt, nicht unbedingt auf der faktischen Ebene. Die Behindertenorganisationen müssen hier leider beim gegenwärtigen Klima zu solchen plakativen Mitteln greifen, um überhaupt noch wahrgenommen zu werden. Ob man deren „Message“ gut heißt oder nicht sei dahingestellt; durch die aktuelle Meinungs- und Politik-Lage können sie einfach nicht anders agieren, um den Interessen ihres Klientels zu entsprechen.

Cheerio,
-Sascha

GBWolf
2011-06-20, 22:47:06
Toll und demnächst knuddelt niemand mehr Maskottchen, weil sie denken nen Behinderter steckt drin.


ROFL Ich würde so oder so kein MAskotchen knuddeln, fand die Leute komisch die das gemacht haben, als wenn sowas nicht gestellt wäre, wer knuddelt Maskotchen in ner Fußgängerzone nur weil sie da rumstehn? :freak:

Haarmann
2011-06-22, 07:00:58
Acid-Beatz

http://de.wikipedia.org/wiki/Autismus

Weil der erste Abschnitt, man glaubt es kaum, sehr deutlich macht, wie das Autisten und "Normale" sehen.
Diverse Autisten erkennen gewisse Dinge, auch Deine Emotionen, bestens - sogar weit besser, denn "Normale" - und?
Warum erwarten die Mitmenschen immer, dass man sie als wichtig genug ansieht, damit man auch auf etwas eingeht?

Kleiner Hinweis am Rande - wenn Du einen "Augenblick" quasi "einfrieren" und später betrachten könntest - würdest Du von dieser Fähigkeit nicht Gebrauch machen?

P.S. Kannst den Gestrigen Club von SF DRS sonst mal ansehen...

nggalai

Das Märchen von den Invaliden...

Wenn ein Maschineningenieur arbeitslos wird, dann wird erwartet, dass er auch aufm Bau arbeitet... wenn ein Frisör eine Wasserstoffperoxidallergie bekommt ist er "invalide" - und Du wunderst Dich wirklich, dass die Leute das nicht gutheissen?

Acid-Beatz
2011-06-22, 16:13:40
Ich hab eher gemeint, warum wir jetzt über Autisten reden und der "Junge/Mann" aus dem Film ja eher "sichtbar" behindert ist.
Der Film will uns ja wohl sagen, dass man sich eben nicht neben Leute setzt, wenn man diesen ihre Behinderung ansieht.
Wenn jetzt z.B jemand in der Ubahn sitzt, der stark Autistisch ist, dann seh ich ihm das nicht unbedingt an.


Greet

F5.Nuh
2011-06-22, 19:05:42
lol... darauf sieht man meinen ehem. arbeitsort ;D

:facepalm:

Nimmt das Thema mal bitte ernster. Leider ist der Mensch so veranlagt, das er vor fremdem Angst hat. Leider Ignoerieren oder grenzen wir Menschen durch vorurteile usw. sofort aus und möchten diejenigen nicht einmal kennen lernen.

Schon traurig.... :frown:

{655321}-Hades
2011-06-22, 19:59:07
Oh je. Schon wieder Autismus und Asperger. Wie hat das neulich - ich meine Mark3dfx - so schön formuliert?

Das ADHS für vermeintlich Hochbegabte und soziale Vollidioten. Bei Autismus gehe ich noch voll drauf ein (ist auch eine sehr bestimmbare Tatsache) - aber Asperger kletten sich für meinen Geschmack entschieden zu viele Leute an.

Jungs, Mädels, behindert sein macht keinen Spaß und ist für die Leute, die es wirklich sind, keine Entschuldigung für ihre persönlichen Defizite. Das möchte ich vor allem den Asperger-Netzhelden mal gesagt haben. Wie geht man mit Behinderten um? Die Frage ist wirklich richtig schwierig. So einfach von sich zu behaupten, man hätte kein Problem mit Behinderten, ist leicht gesagt. Behinderte sind sehr schwierig, weil sie eben den Ausnahme-, und nicht den Regelfall im menschlichen Umgang bedeuten.

Ich habe das Glück gehabt, verhältnismäßig viel mit Behinderten zu tun gehabt zu haben. Das baut viele Vorurteile ab und auch so gutmenschliche Vorstellungen, dass die eben einfach anders sind. Stimmt halt nicht. Wenn jemand in der Kirche anfängt zu masturbieren, findet man das nicht einfach nur anders, selbst wenn man ungläubig ist. Ich glaube auch, dass kaum jemand sich mal mit der Sexualität von Down-Syndrom-Patienten befassen musste, weil es eben gerade ein Thema für die Mutter der Betroffenen war. Ändert nichts daran, dass es eben so ist. Oder wenn die Schwester einen wirklich souveränen Umgang mit solchen Nöten zeigt (ging [vollkommen gesund] in eine integrierte Klasse, wo irgendwann dann mal Sexualität zum Problemfall wurde), indem sie schlicht eine Ohrfeige verpasste und sagte "Lass das!" und nie wieder etwas passierte, während die Elternabende alles möglichst korrekt diskutierten.

Dann fragt man sich trotzdem, warum so Leute teilweise in Heime abgeschoben werden, obwohl dafür kein Bedarf besteht. Warum sie zu entschieden zu geringen Löhnen in Wäschereien Arbeit machen müssen, die sie nicht schlechter bewältigen als der Rest von uns. Und jetzt reden wir noch von dem Teil, der generell eigentlich kaum schwieriger als unsere langsam dement werdenden Großeltern ist. Dann kommen richtig schwere Fälle. Da kann man eigentlich nur seine Bewunderung für die Leute ausdrücken, die das gebacken bekommen. Sowohl den Eltern, als auch Geschwistern und Betreuern. Da geht es eben nicht nur um bissige und erschreckend aussehende Spastiker (entschuldigt den direkten Tonfall, aber man muss jetzt nicht heucheln, dass man spielend damit umgeht), sondern auch um Leute, die geistig total fit sind und konsequent wahrnehmen müssen, wie unfähig sie an der Anteilnahme an der Gesellschaft um sie herum sind. Ich will ganz sicher nicht tauschen und keiner von uns konnte sich das aussuchen. Ich glaube, dass ich an der Arbeit mit solchen Menschen gut und gerne zerbrechen könnte.

Ich muss mich immer an einen Nachmittag erinnern, den ich mit einer Freundin verbracht habe, die auf Freizeit mit den von ihr betreuten Behinderten war. Da kamen die mir gar nicht so behindert vor. Klingt jetzt natürlich wieder arg gutmenschlich, aber es ist schlicht ein wahres Ding, dass du an jedem Menschen Qualitäten entdecken kannst. Und Behinderte geben sich oft weniger Mühe als Normalsterbliche damit, diese zu verbergen.

Ich empfehle übrigens mal, die geschichtliche Entwicklung des Down-Syndroms zu betrachten. Die Lebenserwartung betrug mal irgendwas zwischen 10-20 Jahren. Heute werden die 70. Und wenn man sie nicht behandelt wie Vollidioten, können die ganz normale, einfache Berufe ausüben. Sogar in der Verwaltung. Möchte gar nicht wissen, wieviele Menschen man auf das Abstellgleis schickt, weil sie eben behindert sind, obwohl sie voll integriert sein könnten.

Trotzdem, man muss nichts schön reden. Behinderte sind schwierig. Lässt sich sprachlich so schwer ausdrücken, dass es nicht an ihnen liegt. Bedingt immer den Beobachter und das Beobachtete. Wenn Leute sagen, dass sie nicht einfach auf Behinderte zugehen können, kann ich das verstehen. Stigmatisierung nützt aber auch herzlich wenig. Akzeptieren, dass es um Leben geht. Dass da auch jemand wahrnimmt. Ich habe weniger Probleme damit, solchen Menschen gegenüber Sensibilität zu zeigen als eben solchen, die ich bereits erwähnte, die sich soviel Mühe geben, ihre Qualitäten zu verbergen.

McDulcolax
2011-06-23, 03:51:26
hades, ich bin hep und arbeite in einem stationären wohnheim mit unterschiedlich starken bewohner/innen, und das nicht erst seit gestern.
aber ich kapier deinen text nicht! :uponder:

Haarmann
2011-06-23, 06:40:00
Acid-Beatz

Zumeisst erkennt man das - ist zB einer der Vorteile, die Autismus bringt - egal wie voll und laut es um diese Leute ist - keine Reaktion. Ist im Arbeitsalltag nicht unbedingt ein Nachteil - oder?
Als Mitarbeiter fällt Dir bestenfalls auf, dass dieser Dich nicht ansieht und die Kommunikation sehr "effizient" gehalten wird. Eine euch entsprechende Mimik aufs Gesicht legen ist auch ziemlich anstrengend... daher fehlt die auch oft - was keineswegs heisst, dass man das nicht erkennt, dort nichts ist oder die selbst nicht in der Lage sind etwas zu erkennen.

{655321}-Hades

Gibt sogar Leute mit zuvielen Chromosomen und einem Uniabschluss (war doch vor Kurzem in den Zeitungen)... ich würde hier nicht immer nur das Downsyndrom genannte Trisomie 21 Phänomen zeigen. Es gibt ja auch die anderen "Bösen" Trisomien, die nicht letal enden - Klinefelter Syndrom, Jacobs Syndrom und Triple X zB.

Trotzdem ist der Umgang mit diesen Leuten imo eben nix für "Katzenliebhaber".

{655321}-Hades
2011-06-23, 09:51:36
hades, ich bin hep und arbeite in einem stationären wohnheim mit unterschiedlich starken bewohner/innen, und das nicht erst seit gestern.
aber ich kapier deinen text nicht! :uponder:

Ich helf dir gerne auf die Sprünge. Wo hakt es?

{655321}-Hades
2011-06-23, 10:25:43
Wollte ich noch eingeworfen haben, eine aktuelle Studie des Allensbacher Instituts für Demoskopie über die gesellschaftliche Integration von Behinderten:

http://www.ifd-allensbach.de/pdf/behinderung.pdf

Einhard
2011-07-06, 14:27:14
Ein interssanter Artikel zum Thema Inklusion:

http://www.taz.de/1/zukunft/bildung/artikel/1/gemeinsames-lernen-erster-akt/

MFG

Einhard