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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Aufgabe Bilanzierung Erfolgsminimierung


Everdying
2011-06-21, 23:11:44
Hi,

ich bräuchte mal Hilfe bei folgender Aufgabe... irgendwie hab ich da ein Verständnisproblem. Aufgabe:

Zum Abschlussstichtag 31.12.2010 liegen bei der Klacks AG 1.000 Stück unfertige Erzeugnisse auf Lager, für die folgende Herstellungskosten pro Stück angefallen sind:
Materialeinzelkosten € 200
Materialgemeinkostenzuschlagssatz 20%
Fertigungseinzelkosten € 300
Fertigungsgemeinkostenzuschlagssatz 120%
Sonderkosten der Fertigung € 100

Bis zur Fertigstellung der Produkte im Jahr 2011 werden noch folgende Kosten anfallen:
Materialeinzelkosten € 100
Fertigungseinzelkosten € 200
Verwaltungsgemeinkosten 10%
Vertrieb € 20
Die Gemeinkostenzuschlagssätze bleiben unverändert.

Aufgabenstellung:
a) Wie hoch ist der Wert, der einem Stück unfertigen Erzeugnis am Abschlussstichtag beizulegen ist, wenn der voraussichtliche Nettoabsatzpreis für das fertige Erzeugnis € 1.200 beträgt und die Klacks AG das Bilanzierungsziel Erfolgsminimierung verfolgt?

Lösung:
Beschaffungsmarktorientiert:
Materialeinzelkosten (in €): 200,00
Fertigungseinzelkosten (in €): 300,00
Sonderkosten der Fertigung (in €): 100,00
UR Mindestansatz (Gewinnminimierung) (in €): 600,00

Retrograde, absatzmarktorientierte Bewertung:
Verkaufspreis (in €): 1.200,00
- Noch anfallende Materialeinzelkosten (in €): 100,00
- Noch anfallende Materialgemeinkosten (in €): 20,00
- Noch anfallende Fertigungseinzelkosten (in €): 200,00
- Noch anfallende Fertigungsgemeinkosten (in €): 240,00
- Noch anf. Verwaltungsgemeinkosten (560 x 10 %) 56,00
- Noch anf. Vertriebskosten 20,00
Retrograder Vergleichswert (in €): 564,00

->Der am 31.12.2010 beizulegende Wert für das unfertige Erzeugnis beträgt pro Stück € 564.


So, hier mein Problem:
Warum wird bei der Erfolgsminimierung der niedrigere Wert angesetzt? Warum werden bei der 1. Methode die Gemeinkosten nicht mit angesetzt? Dies ist laut Steuerrecht Pflicht und im Unternehmensrecht ein Wahlrecht. Aber wenn ich meinen Erfolg in der Bilanz minimieren möchte, dann setze ich doch die Kosten so hoch wie möglich an oder? :confused:

AlecWhite
2011-06-21, 23:39:10
Q: Warum wird bei der Erfolgsminimierung der niedrigere Wert angesetzt?

A: Bei der Bilanz geht es darum, die Erfolg innerhalb einer bestimmten Periode (i.d.R. Kalenderjahr) wiederzugeben. Darum müssen natürlich auch alles was in der Periode bereits geschaffen ist, auch in der Bilanz auftauchen. Was du berechnest sind also nicht die Kosten, des Produkt, sondern dessen momentaner Wert. Den kannst du entweder danach berechnen, was es kosten würde, das Produkt im Zustand des Stichtages herzustellen (Beschaffungsorientiert) oder halt nachdem, was es erbringt, abzuüglich dessen, was du bereits investiert hast (Absatzorientiert). Beides liegt ja in der Lösung vor. Das ist der Wert des Produktes und dieser trägt entsprechend zum Erfolg des Unternehmens bei. Da das Ziel eine Erfolgsminderung ist, wird logischerweise der niedrige Wert genommen.

Q: Warum werden bei der 1. Methode die Gemeinkosten nicht mit angesetzt?

A: Auch hier geht's um den Wert des Produktes. Die Kosten interessieren nicht. Des Weitern tauchen in der Bilanz die Gemeinkosten (also Kosten, welche nicht direkt dem Produkt zugeordnet werden) bereits auf, z.B. Personalkosten, Bürokosten, Vertriebskosten etc.

Q: Aber wenn ich meinen Erfolg in der Bilanz minimieren möchte, dann setze ich doch die Kosten so hoch wie möglich an oder?

A: Ja, aber es geht hier um den Wert der Produkte. Kosten sind ja bereits entsprechend ausgewiesen.

Hoffe, das konnte weiterhelfen.