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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Warum haben soviele Schwule ein Problem mit dem allgemeinen Outing?


The_Gamma
2011-09-17, 17:02:19
Hallo,

ich bin in den letzten paar Jahren von einigen Schwulen in ihr kleines Geheimnis eingeweiht worden. Bei den meisten dieser Leute hätte ich nie gedacht, dass sie schwul sind. Sie haben eine gute Tarnung aufrecht erhalten und haben sich nie etwas anmerken lassen. Von dem, was ich so mitbekommen habe, bin ich i.d.R. einer der wenigen Mitwisser. Die Familie und viele Freunde/Bekannte wissen nix und die Schwulen haben auch nicht vor, diese darüber zu informieren.

Was ich mich nun frage: wir leben doch in einer toleranten und offenen Gesellschaft. CSD, Homoehen, Demokratie. Überall wird immer ezählt, dass Schwule toleriert und willkommen sind. Also frage ich mich, warum die Leute so große Probleme damit haben, sich zu outen? Haben sie Angst davor, dass sie von ihren Eltern, Großeltern und Freunden verstoßen werden? Oder hinterm Rücken man sich über sie lustig und sie lächerlich macht!?

Ist unsere Gesellschaft gegenüber Schwulen vielleicht gar nicht so tolerant wie sie sich vielleicht gibt? Ist das vielleicht nur eine oberflächliche Pseudotoleranz die von der "Gesellschaft" gefordert wird, aber in Wirklichkeit und insgeheim hassen die meisten die Schwulen und wollen mit ihnen nix zu tun haben?

ux-3
2011-09-17, 17:03:29
Willst du dich gerade outen?

radi
2011-09-17, 17:10:10
Vll weil sie wissen, dass es die meisten anderen garnicht interessiert

The_Gamma
2011-09-17, 17:16:36
Willst du dich gerade outen?

Nein!
Brauche ich auch nicht, weil jeder weiß, dass ich Hetero bin ;)

Raff
2011-09-17, 17:17:24
Ist unsere Gesellschaft gegenüber Schwulen vielleicht gar nicht so tolerant wie sie sich vielleicht gibt? Ist das vielleicht nur eine oberflächliche Pseudotoleranz die von der "Gesellschaft" gefordert wird, aber in Wirklichkeit und insgeheim hassen die meisten die Schwulen und wollen mit ihnen nix zu tun haben?

Exakt.

MfG,
Raff

ux-3
2011-09-17, 17:18:38
Nein!
Brauche ich auch nicht, weil jeder weiß, dass ich Hetero bin ;)

Du sagst es ja selbst: Die perfekte Tarnung eben.

ngl
2011-09-17, 17:21:48
Toleranz geht in Familien oft nur soweit, solange es andere sind. Es ist dennoch ein harter Schlag, wenn das eigene Kind "betroffen" ist.

sei laut
2011-09-17, 18:09:12
Warum sollen sich Schwule outen? Du erzählst ja auch nicht überall rum, dass du hetero bist. Und wieso? Weils den Leuten egal ist, solange du sie nicht dabei belästigst.
Outing ist für Leute in der Öffentlichkeit interessant, für den großen Rest aber total Banane.

Edit: Und beinahe hätte ich das Outing wieder mit einer Behinderung verglichen, die man preisgibt - oder eben nicht. Genau deswegen ist aber Schwulen-Outing nicht nötig, denn es ist nichts, was einen in irgendeiner Weise beeinträchtigt - was eine Behinderung aber macht und man diese daher ab und zu mitteilen muss.

resistansen
2011-09-17, 18:16:19
homosexualität ist EINE art der sexualität. genau wie heterosexualität. warum muss man als homosexueller die ganze zeit rumrennen und jedem seine neigung auf die nase binden? ich stelle mich auch nicht vor mit "hallo, ich bin heterosexuell und ich möchte bitte ein atom-u-boot kaufen"


Haben sie Angst davor, dass sie von ihren Eltern, Großeltern und Freunden verstoßen werden? Oder hinterm Rücken man sich über sie lustig und sie lächerlich macht!?

natürlich. da musst du nur mal ein stündchen in foren wie dbna.de verbringen


Ist unsere Gesellschaft gegenüber Schwulen vielleicht gar nicht so tolerant wie sie sich vielleicht gibt?

richtig. siehe meinen ersten punkt. erst wenn man sich als homosexueller nicht mehr kontinuierlich zu outen braucht, ist der grundgedanke der toleranz langsam mal in die köpfe der gesellschaft gesickert. weil dann ist es normal weil es jeder toleriert und nicht gleich wie ein verschrecktes eichhörnchen zurückschreckt wenn:



Willst du dich gerade outen?
Nein!
Brauche ich auch nicht, weil jeder weiß, dass ich Hetero bin

ux-3
2011-09-17, 18:18:59
weil dann ist es normal weil es jeder toleriert und nicht gleich wie ein verschrecktes eichhörnchen zurückschreckt wenn:


Mist, durchschaut... ;)

Hat aber prima geklappt.

FeuerHoden
2011-09-17, 21:53:51
Warum soll mich eine Eigenschaft eines Menschen interessieren die keinen Einfluss auf meine Interaktionen mit diesem Menschen hat?

Wenn ich mich mit einem schwulen unterhalte ohne von ihm angebaggert oder belästigt zu werden kann es mir egal sein.
Wenn ich von ihm angebaggert werde braucht er sich nicht mehr zu outen.
Wenn ich eine Lesbe anbaggere und sie sich mir gegenüber 'outet' lasse ich sie diesbezüglich in Ruhe.
Wenn ich eine Lesbe anbaggere und sie sich mir gegenüber nicht outet wird sie zu verstehen wissen was es heißt den Männern einzutrichtern dass Frauen erobert werden wollen und der Mann zeigen soll dass es sich für sie zu kämpfen lohnt. ;)

Das sind die Interaktionen bei denen es für eine oder beide Seiten von Vorteil wäre zu wissen wie der andere sexuell orientiert ist. Bei allen anderen Gegebenheiten ist es mir schlichtweg egal.

Bescheisst mich ein schwuler Mechaniker anders als ein Hetero?
Spuckt mir ein schwuler McDonalds-Mitarbeiter anders in den Burger als ein Hetero?
Klaut mir ein schwuler Dieb meine Brieftasche anders als ein Hetero?
Bescheisst ein schwuler Politiker das Volk anders als ein Hetero?

Nein? Dann habe ich genug reelle Probleme die mir tatsächlich auf den Zeiger gehen und mein Wohlbefinden in meinem Dasein auf dieser Welt tangieren als mir Gedanken um Dinge zu kümmern die mich in keinster Weise reell tangieren.

Finde ich es irritierend wenn zwei Männer Händchen halten und sich küssen? Manchmal ja. Ist das ganz allein mein Problem? Ja.
Finde ich es erregend wenn zwei Frauen miteinander schmusen und sich küssen? Ja. Hat es sonst irgendwelche Vorteile für mich? Nein. ;)

Lurtz
2011-09-17, 22:05:01
Ist unsere Gesellschaft gegenüber Schwulen vielleicht gar nicht so tolerant wie sie sich vielleicht gibt? Ist das vielleicht nur eine oberflächliche Pseudotoleranz die von der "Gesellschaft" gefordert wird, aber in Wirklichkeit und insgeheim hassen die meisten die Schwulen und wollen mit ihnen nix zu tun haben?
Das denke ich auch. Klar, die wenigsten würden es offen zugeben und "Hass" ist übertrieben, aber Homosexualität ist halt doch noch was anderes als Heterosexualität.
Insofern kann ich die Schwulen, die das lieber für sich behalten bzw. alles tun um ihre vermeintliche Heterosexualität aufrechtzuerhalten, gut verstehen.

sei laut
2011-09-17, 23:20:35
aber Homosexualität ist halt doch noch was anderes als Heterosexualität.
Nur im Bett - und das will ich mir wohl nichtmal bei den meisten Heterosexuellen vorstellen.

FeuerHoden
2011-09-17, 23:31:54
Nur im Bett - und das will ich mir wohl nichtmal bei den meisten Heterosexuellen vorstellen.

Nein. Auch vor meinen Augen und wenn ich mit nicht rechtzeitig als Hetero oute dann auch in Form von einer Hand auf meinem Hintern. Aber auch mit diesen Situationen kann man besser oder schlechter umgehen und wenn ich damit ein Problem habe dann ist das mein Problem und nicht das eines anderen.

Ich komme nicht umhin eine gewisse Abneigung gegen bestimmte Situationen oder Gegebenheiten auszudrücken, aber es sind eben wirklich nur einzelne Dinge und nicht die Menschen an sich die mich stören und ich weiß dass es ganz allein an mir liegt wenn mich soetwas stört. aber ich behandle deswegen keinen Menschen anders als ich es ohne diese Situationen nicht auch tun würde.

airbag
2011-09-17, 23:33:06
Die Toleranz gleicht eher einer Duldung. Man weiß, dass es so etwas gibt man muss es aber nicht mögen. Es ist halt bei weitem noch keine Akzeptanz.

Letzens erst bei einer Bekannten. Erzählt ihrer Mutter, dass sie einen südafrikanischen Freund hat.
Mutter fragt natürlich als Erstes: "Ist er schwarz oder weiß?". (ist btw weiß gewesen)

sei laut
2011-09-18, 00:04:37
dann auch in Form von einer Hand auf meinem Hintern.
Soll ich jemanden schicken, um dein Trauma zu behandeln oder kommst du alleine damit klar?

Die 2 Schwulen, von denen ich weiß, dass sies sind, verhalten sich komischerweise normal und denen merkt mans auch nicht an. Oh, tschuldigung, ich hab meine Vorurteile verloren. Ich werde sie suchen gehen, damit ich hier mitmachen kann.

FeuerHoden
2011-09-18, 00:16:54
Soll ich jemanden schicken, um dein Trauma zu behandeln oder kommst du alleine damit klar?

Die 2 Schwulen, von denen ich weiß, dass sies sind, verhalten sich komischerweise normal und denen merkt mans auch nicht an. Oh, tschuldigung, ich hab meine Vorurteile verloren. Ich werde sie suchen gehen, damit ich hier mitmachen kann.

Ich habe nur eine Situation so beschrieben wie sie statt gefunden hat. Die Geschichte ging dann so weiter dass er sich am nächsten Tag entschuldigen wollte und sich aber nicht getraut hat und ich hab ihn gegrüßt wie sonst auch immer und gezeigt dass ich ihm nicht böse bin. Die Entschuldigt war auch gar nicht notwendig weil ich gesehen hab dass er ein schlechtes Gewissen hat und es ihm auch ein wenig unangenehm/peinlich war.
Die Sache war damit vom Tisch und so eine Situation gab es nie wieder.

Ich wollte damit nur sagen dass Sexualität nicht nur daheim im Bett statt findet, mehr nicht.

Ich habe doch wiederholt zum Ausdruck gebracht dass es mir schnurzpiepegal ist wie die Sexualität eines x-beliebigen Menschen gelagert ist außer in einem begrenzten Satz von Situationen wo wirklich die Sexualität der Grund für das aufeinander treffen ist.

Rooter
2011-09-18, 10:55:24
Bei allen anderen Gegebenheiten ist es mir schlichtweg egal.

Bescheisst mich ein schwuler Mechaniker anders als ein Hetero?
Spuckt mir ein schwuler McDonalds-Mitarbeiter anders in den Burger als ein Hetero?
Klaut mir ein schwuler Dieb meine Brieftasche anders als ein Hetero?
Bescheisst ein schwuler Politiker das Volk anders als ein Hetero?

Nein? Dann habe ich genug reelle Probleme die mir tatsächlich auf den Zeiger gehen und mein Wohlbefinden in meinem Dasein auf dieser Welt tangieren als mir Gedanken um Dinge zu kümmern die mich in keinster Weise reell tangieren.

Finde ich es irritierend wenn zwei Männer Händchen halten und sich küssen? Manchmal ja. Ist das ganz allein mein Problem? Ja.
Finde ich es erregend wenn zwei Frauen miteinander schmusen und sich küssen? Ja. Hat es sonst irgendwelche Vorteile für mich? Nein. ;)Alles richtig aber trotzdem ist es bei manchen Personen besser zu wissen woran man ist. Es gibt auch empfindliche Schwule und da vermeidet man besser manche Aussagen die Heten am Arsch vorbei gehen würden (no pun intended... X-D).
Bei mir auf der Arbeit wurde mal ein Kollege abgemahnt weil er angeblich seinen (homosexuellen) Vorarbeiter beleidigt hätte (war allerdings nicht der Hauptgrund für die Abmahnung). Es stellte sich dann raus dass der Schwule sich dadurch beleidigt fühlte dass der Andere, immer wenn etwas nicht klappte, seinem Ärger mit den Worten "schwule Scheiße" Ausdruck verlieh und er das halt auf sich bezog, obwohl ich mir sicher bin dass es nicht so gemeint war.

MfG
Rooter

FeuerHoden
2011-09-18, 11:11:43
So einen ähnlichen Fall hatte ich in einer früheren Firma auch mal. Das waren aber zwei Kollegen wovon einer schwul und der andere halt noch ein wenig kindisch/jugendlich war und für den war halt alles was ihm nicht gefiel 'schwul'. Das ging dann einmal zu den Vorgesetzten, dann wurde die Sache einmal vor allen besprochen und dann wars erledigt. :)

In Karriereberufen ist es aber tatsächlich so dass ein Outing zum Nachteil werden kann. Das liegt aber daran dass es auf 3 Posten im oberen Management 5 Leute gibt die sie gern hätten und da wird dann JEDES Argument verwendet um sich gegenseitig abzuschießen. Da werden Leute die zu jung oder zu alt sind wegen ihres Alters gemobbt, Leute mit Kindern (die ihre Kinder mal zur Kita bringen oder von dort abholen müssen) werden schlecht geredet, oder jedes Detail dass aus dem Privatleben in die Firma schwappt und gegen die Person eingesetzt werden kann wird gegen die Person eingesetzt.
Da steht ein schwuler Manager natürlich unter dem Druck möglicherweise wegen dieser eigentlich intimen Angelegenheit angefeindet zu werden und wenn es dann einen Mitarbeiter gibt der sich immer wieder unbedacht in dieser Richtung äußert kann eine gewisse begründete Paranoia entstehen. Im Falle des Managers und im Falle des Mitarbeiters war es wohl mehr ein vorgeschobener Grund um jemanden abzuschießen den man so schon nicht mehr haben wollte.
Es gehört aber auch zum guten tun sich in der Arbeitswelt möglichst politisch korrekt auszudrücken und immer wieder die eigene Toleranz und Unvoreingenommenheit zu betonen weil es bei 5 Leuten die zuhören immer einen gibt der was in den falschen Hals bekommt.

Das sind aber schon mehr Arbeitsweltprobleme die hier stärker zu Tage treten als in der Gesellschaft allgmein, am Stammtisch kann man sich ja über einiges mehr auslassen als im Großraumbüro. ;)

G.A.S.T.
2011-09-20, 23:49:10
Hallo,

ich bin in den letzten paar Jahren von einigen Schwulen in ihr kleines Geheimnis eingeweiht worden. Bei den meisten dieser Leute hätte ich nie gedacht, dass sie schwul sind. Sie haben eine gute Tarnung aufrecht erhalten und haben sich nie etwas anmerken lassen.
Der verrückteste Fall in dieser Hinsicht den ich je kennengelernt habe, war ein Schwuler, der laut eigener Aussage von seiner Zeit als Jugendlicher bis zum 25sten Lebensjahr in der rechten Szene war.
Ich habe nicht so richtig verstanden warum, aber es ging ihm wohl nicht nur um Tarnung, sondern auch um Schutz.
Scheinbar so quasi den Feind zum Verbündeten machen, damit man davor sicher ist, oder so. :|


Der Knaller ist aber, dass er meinte, dass Schwule und Bisexuelle in der rechten Szene gar nicht so selten seien. :eek:

derpinguin
2011-09-20, 23:56:55
Vermutlich genau so häufig wie im Rest der Gesellschaft.