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Gast
2011-12-04, 03:23:03
Wir trollen uns ja alle in Foren wie diesen herum, ich denke, der eine oder andere kennt das Folgende vielleicht.

Karrieretechnisch hab ich im Leben sehr viel richtig gemacht und auch sonst gibts fast keinen Grund zu meckern. Einen hohen Bildungsweg geschafft, gut gehaushaltet, eine hübsche Wohnung und nach dem Studium einen wunderbaren Job (IT-Branche) erwischt, auf den ich mich jeden Tag freuen kann. Mir gefällt mein Spiegelbild, ich betreibe regelmäßig Sport.

Nun, da sich im Leben langsam eine gewisse Regelmäßigkeit eingestellt hat, merk ich eine defizitäre Seite von mir stärker denn je: ein soziales Umfeld im Privatbereich hab ich eigentlich gar nicht. Das stört mich von Montagmorgen bis Freitagabend wegen Auslastung erstmal gar nicht. Was mache ich in meiner arbeitsfreien Zeit, Fernsehen gucken, Kochen, seltener Zocken, Individualsport - oder trotzdem arbeiten. Sind gute Beschäftigungen, ergänzen sich, halten gesund oder machen Spaß (Arbeit).

Aber es fehlt etwas, ein Umfeld von Menschen. Lange Rede, kurzer Sinn, ich glaube, ich bin wohl für andere ein sehr langweiliger Typ, das gilt gleichermaßen für Männer wie Frauen. Warum ich das glaube:

Jeder andere scheint abends, an Wochenenden, an Feiertagen, im Urlaub oder überhaupt mehr Dinge im Leben zu haben, die er sich vornehmen kann, auf die er sich freut und von denen er mit Begeisterung erzählen kann - Urlaube, Hobbies, Freundeskreise, Konzerte, Party, whatever. Auf sporadisch auftretenden Events wie Firmenfeiern, Usergrouptreffen, Einladungen oder damals Semesterabschlusstreffen kann ich irgendwie schlecht mitreden, kann keine Beachtung aufrecht halten, werde mit niemandem wirklich warm, fühle mich etwas fehl am Platz, höre meist zu und mache ein freundliches Gesicht. Und vorallem hab ich Bewunderung für anderen, die das selbstverständlich scheint.

Nicht falsch verstehen: ich bin wohl ein geschätzer Arbeitskollege, kann sehr gut in Teams arbeiten und hab Freude daran, ich kann fachliche Dinge didaktisch besser als die meisten rüberbringen und auch Smalltalk hab ich drauf, berufliche Softskills sind also kein Thema. Man hat auch hier und da was zu erzählen, nur irgendwie zu wenig, um persönlich nicht mit Gelaber online bleiben zu müssen - find ich auch bei anderen nervig.

Meine Mutter meinte mal, dass man mit mir nichts anfangen könne (weil anschweigen, das mich nicht störte). Da ich Distanz zu meinen Eltern wahre, war mir das egal. Aber Recht hatte sie wohl. Was ich an Sylvester so mache? Mal zuhause, mal im Büro sitzen. Was ich am Wochenende getan habe? Ähm, hm ... dasselbe wie am letzten. Versteht ihr? Als solches find ich das nicht wirklich wild, nur irgendwie kommt man bei anderen Menschen nicht weit im gesellschaftlichen Sinne. Ich werd auch komisch angeguckt, weil ich rumdruckse, Urlaubstage im großen Rahmen zu nehmen, die ich - außer es besteht eine Notwendigkeit (Arzt, Handwerker, ...) - eigentlich gar nicht unbedingt will.

TL;DR: Irgendwas läuft unrund. Von außen betrachtet kann ich nachvollziehen, dass ich langweilig im Vergleich zu anderen wirken muss, ohne Spiegel (also anderen Menschen) würde mir das aber wohl gar nicht auffallen. Nur die Tatsache, dass an einem Samstagabend eben etwas soziale Interaktion vielleicht ganz schön wäre, emotional gesehen, lässt nachdenklich werden, ob man so überhaupt weit kommt, nicht cool genug oder sonst was ist.

Steckte wer von euch in so einer Phase? Was ist daraus geworden? Wieso wurde es ggf. besser?

raschomon
2011-12-04, 17:00:57
Luxusprobleme! - Höchstwahrscheinlich gibt es keine rundum befriedigende, quasi mathematisch totsichere "Lösung", wie Du sie als MINT-Mann erwartest. Typische Phänomene einer postmodernen, hoch ausdifferenzierten Gesellschaft, die sich der Individualisierung als zentrales/wichtigstes Lebensprinzip verschrieben hat. Vereinsamung kann eine der Folgen sein - trotz ellenlanger "Freundes"-Liste auf Facebook.

Metzler
2011-12-04, 21:30:42
Sicherlich würde es Dir helfen, wenn Du eine Vereinssportart oder etwas dergleichen machst (ich verstehe unter Individualsport Joggen / Krafttraining, etc.). Ergo: Besuch irgendwelche Kurse anstelle des Individualtrainings (z.B. Badminton). Man trifft Leute, man hat ein Thema, über welches man gemeinsam sprechen kann und irgendwann unternimmt man dann auch abseits davon Dinge.

Kladderadatsch
2011-12-04, 21:38:57
da gibts ein patentrezept: reisen. nicht mit neckermann und nicht im hotel, sondern richtig. das prägt, verändert und erweitert den horizont.

Mosher
2011-12-04, 21:43:11
Sicherlich würde es Dir helfen, wenn Du eine Vereinssportart oder etwas dergleichen machst (ich verstehe unter Individualsport Joggen / Krafttraining, etc.). Ergo: Besuch irgendwelche Kurse anstelle des Individualtrainings (z.B. Badminton). Man trifft Leute, man hat ein Thema, über welches man gemeinsam sprechen kann und irgendwann unternimmt man dann auch abseits davon Dinge.


Neee, das bringt´s doch nicht. Immer diese Tipps mit der erzwungenen Freizeitgestaltung...

Fakt ist einfach, wenn´s dich nicht ruft, dann fesselt´s dich nicht und dann fühlste dich noch künstlicher als zuvor.
Richtig ist, dass der Kontakt zu Leuten schon ziemlich wichtig ist und meine Devise dabei lautet:
Lass dich auf alles ein.

Es wird immer Leute geben, mit denen du dich nur über fachliches unterhalten kannst, andere, mit denen du feiern kannst, reden, schweigen,... etc.
Da ist nix verkehrtes dran, wenn du für verschiedene Dinge verschiedene Kontakte hast. Welcher allerdings für was zuständig sein wird, findest du nur heraus, wenn du Kontakte knüpfst.
Und die Lust, irgendwas gemeinsam zu unternehmen kommt dann schon.
Des Weiteren ist auch nix schlimmes daran, wenn du eher einer von denen bist, die gut mit sich Allein zurechtkommen. Sagens wir´s mal so: Du denkst vielleicht, du hast ein Problem, weil du wenig Kontakt hast, aber stell dir mal die Probleme von Leuten vor, die partout nicht alleine sein können, die quasi ihre eigene Gesellschaft nicht ertragen.
Darüber hinaus neigt man oft eh dazu, auf die Vorzüge der Leben Anderer zu achten, als darauf, dass diese auch nicht das ultimative Privatleben haben. Soll jetzt nicht heißen "Tröste dich damit, dass andere auch unzufrieden sind", sondern eher "Setze deine Maßstäbe realistisch, vergleich´ dich nicht zu viel und hör auf, einem Bild entsprechen zu wollen"

Reisen wäre dann schon eher eine sehr sehr gute Idee.
Aber du brauchst schon ein kleines bisschen Mut. Nimm so viel mit, wie du kannst. Denk immer dran, dass dich dort keiner kennt, du eigentlich keinem dauerhaft irgendwas vorspielen musst, weil es keinen interessiert, welchen gesellschaftlichen Status du hast, etc. Einzig deine Persönlichkeit zählt beim Knüpfen von Kontakten mit wildfremden Personen in einem fremden Land und natürlich schon solche Dinge wie Ausstrahlung, Auftreten etc., aber bevor du dir jetzt Gedanken darüber machst, mit welchem T-Shirt du am lässigsten rüberkommst....
Egal, bitte mach´s einfach.
Wie ich oben schon sagte: Lass dich auf was ein. Tu was, was deiner Ansicht nach vielleicht gar nicht so zu dir passt. Probier dich aus.
Du merkst dann eventuell, dass manches, was dir hier wichtig ist, wo anders keinerlei Bedeutung hat. Das wird dich prägen.

frix
2011-12-04, 22:11:09
da gibts ein patentrezept: reisen. nicht mit neckermann und nicht im hotel, sondern richtig. das prägt, verändert und erweitert den horizont.

hätte ich jetzt auch vorgeschlagen!

Monger
2011-12-04, 23:04:44
Jeder andere scheint abends, an Wochenenden, an Feiertagen, im Urlaub oder überhaupt mehr Dinge im Leben zu haben, die er sich vornehmen kann, auf die er sich freut und von denen er mit Begeisterung erzählen kann - Urlaube, Hobbies, Freundeskreise, Konzerte, Party, whatever.

Mir fällt grad der Name dafür nicht ein, aber es gibt da ein mathematisches Prinzip: im Durchschnitt ist der Freundeskreis der Freunde IMMER größer als der eigene Freundeskreis. Hat damit zu tun dass Menschen mit vielen Freunden eben auch in vielen Freundeskreisen vertreten sind.

Wenn du zu anderen Menschen rüberschielst, kommst du also immer schlecht weg. Ignorier also den Neid - er ist trügerisch.

Wenn du dich nicht gerade einsam fühlst, gibt es eigentlich keinen Grund was an deiner Situation zu ändern. Gibt in Wahrheit viele Menschen die so leben wie du... die kennst du halt nur logischerweise nicht.

Ich hatte immer einen kleinen, aber stabilen Freundeskreis. Wenn mich irgendwas geärgert hat, dann dass es mit Frauen nie übers freundschaftliche Niveau hinweg ging. Ich wäre auch gerne beliebter, aktiver, offener... aber wäre ich dann auch glücklicher?

Gast
2011-12-05, 01:25:13
Meine facebook-Buddylist ist auch eher unterdurchschnittlich lang. Klar, das heißt aber grundsätzlich nichts.

Ja, Joggen und etwas Kraftraining. In erster Linie um nicht aus der Form zu laufen und um ein gewisses Niveau zu halten, aber so beim Laufen auszupowern, das ist schon eine Menge an Glückshormonen. Vereinssport hab ich in meiner Jugend für verschiedene Arten in versch. Vereien gemacht, der Kontakt beschränkte sich immer auf den Sport - oder Sportnerds. Das fand ich irgendwann langweilig.

Mosher, danke für diese andere Sichtweise. Ja, wenn ich mir überlege, wie einige Menschen innerlich krepieren, wenn sie alleine gelassen werden, dann ist mein Leben sicher deutlich entspannter. Frage mich bloß, wieviel Reflektion dabei ist.

Reisen... als ich noch zuhause wohnte und etwas jünger war, wurde ich von meinen Eltern ständig durch die Welt genommen - die wussten mit ihrem Leben nichts anzufangen, also weg von zu Hause - , auf alle Kontinente, Individualreisen, mit dem Wagen durch die Fremde. Heute noch krieg ich einen tierischen Hass bei den Gedanken, Koffer zu packen, Flugmaschinen zu besteigen und mir die Welt schon wieder anzuschauen. Ich freue mich jedes Jahr einen Keks, wieder keinen Flughafen gesehen zu habenn. Als Freude darüber, diese Beschäftigung nicht geerbt zu haben und als Ausdruck meiner Verachtung.

Schlagt mich dafür, ich weiß, es gibt etliche, die würden gerne so weit rumgekommen sein, für mich war es jahrelang psychische Nötigung, immer wieder wegfahren zu müssen. Wenn ich irgendwann mal erwachsener damit umgehen kann, dann werd ich das sicherlich tun oder vielleicht sogar brauchen, aber erstmal würd ich gerne drauf verzichten.

Rooter
2011-12-05, 20:40:35
Okay, Vereinssport und reisen also nicht. Was macht dir denn außer deiner Arbeit noch Spaß? Was davon kann man in der Gruppe ausüben? Kochen evt.!?

Noch ein nicht 100%ig ernst gemeinter Rat: Schau dir mal den Film "Der Ja-Sager" an. ;)

MfG
Rooter

raschomon
2011-12-05, 21:05:31
...
Schlagt mich dafür, ich weiß, es gibt etliche, die würden gerne so weit rumgekommen sein, für mich war es jahrelang psychische Nötigung, immer wieder wegfahren zu müssen. Wenn ich irgendwann mal erwachsener damit umgehen kann, dann werd ich das sicherlich tun oder vielleicht sogar brauchen, aber erstmal würd ich gerne drauf verzichten.

Nur am Rande: Die Urlaubspanik und der Reisefanatismus sind eine ziemlich deutsche Eigen-/Unart (Wer hatte den längsten Sandstrand? - Wo waren die Langusten am pikantesten? - Oh, dieses entzückende kleine Restaurant hinter den sieben Bergen. - Dieses Jahr Seychellen, oder ist das schon zu spießig? Dann also Kap Verde). Dieses Wettrüsten um Erholungssensationen geht mehr Leuten auf den Geist als man glaubt. Du bist nicht allein!

Morale
2011-12-05, 21:07:26
Wenn du es dir vorstellen könntest mach was ehrenamtliches, Freiwillige Feuerwehr oder Rotes Kreuz.
Du lernst nette Menschen kennen, erweiterst deinen Horizont, bekommst eine Ausbildung, machst interessante Sachen.
Und da gehts 100% um viele Themen und nicht nur Feuerwehr oder Sanitätssachen.

Ansonsten schreib halt mal was dir noch Spaß machen könnte.

Kladderadatsch
2011-12-05, 21:12:35
reisen ist doch keine erholungssensation?! ich hab mich wohl nicht klar ausgedrückt: auf couchsurfing registrieren, und am besten ohne die eltern los:rolleyes:. ich musste früher auch mit dem wohnmobil quer durch europa und das hat mir auch keinen spass gemacht. so lernt man übrigens auch nicht die region geschweige denn die menschen kennen. interesse ist dabei natürlich vorausgesetzt, kontaktfreudigkeit hilft und als ignorant bleibt man dann wohl tatsächlich am besten zu hause.

Gast
2011-12-05, 21:29:04
Nene, Vereine sind ja nichts wildes. Nur Teamsport in meinem Alter, im letzten Breitensportverein waren das dann Gruppen aus Leuten von 30-70, so spontan bin ich da sehr unkreativ.

Der Film "Der Ja-Sager", den kenn ich. Das ist allerdings nicht so ganz analog, ich bin kein pauschaler Neinsager, ich bin ziemlich offen und freu mich darüber, wenn mich jemand irgendwo mitnehmen möchte, einlädt und dergleichen - sonst wär ich bestimmt auch beruflich nicht da, wo ich bin. Nur wie gesagt, das führt irgendwie zu keiner nachhaltigen, persönlichen Beziehung. Ich meine, nicht einmal weibliches Friendzoning kommt dabei heraus :ugly:

PC-Spiele hab ich ein großes Regel, in das ich gerne reingreife - wobei das auch nicht mehr dasselbe ist wie in jungen Jahren, fachliche Literatur zu bestimmten nicht-IT-Themen, Motorradfahren war ich vor einigen Jahren noch, mangels Zeit und Notwendigkeit aber eingestellt. Bzw. irgendwie sonst auch Kleinkram, der von wenig menschlichem Kleinkram abhängt.

raschomon
2011-12-05, 21:39:20
reisen ist doch keine erholungssensation?! ...

Oh Mann, es ging darum, was wirtschaftlich etablierte Mittelschichtsdeutsche heute unter "Reisen" verstehen, und ausdrücklich nicht um Deine Version von improvisiertem "Entdecken".

Anderergast
2011-12-05, 21:52:29
Wir trollen uns ja alle in Foren wie diesen herum, ich denke, der eine oder andere kennt das Folgende vielleicht.

Karrieretechnisch hab ich im Leben sehr viel richtig gemacht und auch sonst gibts fast keinen Grund zu meckern. Einen hohen Bildungsweg geschafft, gut gehaushaltet, eine hübsche Wohnung und nach dem Studium einen wunderbaren Job (IT-Branche) erwischt, auf den ich mich jeden Tag freuen kann. Mir gefällt mein Spiegelbild, ich betreibe regelmäßig Sport.

Nun, da sich im Leben langsam eine gewisse Regelmäßigkeit eingestellt hat, merk ich eine defizitäre Seite von mir stärker denn je: ein soziales Umfeld im Privatbereich hab ich eigentlich gar nicht. Das stört mich von Montagmorgen bis Freitagabend wegen Auslastung erstmal gar nicht. Was mache ich in meiner arbeitsfreien Zeit, Fernsehen gucken, Kochen, seltener Zocken, Individualsport - oder trotzdem arbeiten. Sind gute Beschäftigungen, ergänzen sich, halten gesund oder machen Spaß (Arbeit).

Aber es fehlt etwas, ein Umfeld von Menschen. Lange Rede, kurzer Sinn, ich glaube, ich bin wohl für andere ein sehr langweiliger Typ, das gilt gleichermaßen für Männer wie Frauen. Warum ich das glaube:

Jeder andere scheint abends, an Wochenenden, an Feiertagen, im Urlaub oder überhaupt mehr Dinge im Leben zu haben, die er sich vornehmen kann, auf die er sich freut und von denen er mit Begeisterung erzählen kann - Urlaube, Hobbies, Freundeskreise, Konzerte, Party, whatever. Auf sporadisch auftretenden Events wie Firmenfeiern, Usergrouptreffen, Einladungen oder damals Semesterabschlusstreffen kann ich irgendwie schlecht mitreden, kann keine Beachtung aufrecht halten, werde mit niemandem wirklich warm, fühle mich etwas fehl am Platz, höre meist zu und mache ein freundliches Gesicht. Und vorallem hab ich Bewunderung für anderen, die das selbstverständlich scheint.

Nicht falsch verstehen: ich bin wohl ein geschätzer Arbeitskollege, kann sehr gut in Teams arbeiten und hab Freude daran, ich kann fachliche Dinge didaktisch besser als die meisten rüberbringen und auch Smalltalk hab ich drauf, berufliche Softskills sind also kein Thema. Man hat auch hier und da was zu erzählen, nur irgendwie zu wenig, um persönlich nicht mit Gelaber online bleiben zu müssen - find ich auch bei anderen nervig.

Meine Mutter meinte mal, dass man mit mir nichts anfangen könne (weil anschweigen, das mich nicht störte). Da ich Distanz zu meinen Eltern wahre, war mir das egal. Aber Recht hatte sie wohl. Was ich an Sylvester so mache? Mal zuhause, mal im Büro sitzen. Was ich am Wochenende getan habe? Ähm, hm ... dasselbe wie am letzten. Versteht ihr? Als solches find ich das nicht wirklich wild, nur irgendwie kommt man bei anderen Menschen nicht weit im gesellschaftlichen Sinne. Ich werd auch komisch angeguckt, weil ich rumdruckse, Urlaubstage im großen Rahmen zu nehmen, die ich - außer es besteht eine Notwendigkeit (Arzt, Handwerker, ...) - eigentlich gar nicht unbedingt will.

TL;DR: Irgendwas läuft unrund. Von außen betrachtet kann ich nachvollziehen, dass ich langweilig im Vergleich zu anderen wirken muss, ohne Spiegel (also anderen Menschen) würde mir das aber wohl gar nicht auffallen. Nur die Tatsache, dass an einem Samstagabend eben etwas soziale Interaktion vielleicht ganz schön wäre, emotional gesehen, lässt nachdenklich werden, ob man so überhaupt weit kommt, nicht cool genug oder sonst was ist.

Steckte wer von euch in so einer Phase? Was ist daraus geworden? Wieso wurde es ggf. besser?
Also: Du bist ein extrem rationaler Typ, d.h. überall, wo geordnete Gedanken und "Straight-Forward"-Logik zählen, bist du gut. Im Zwischenmenschlichen dagegen, wo Kreativität und Chaos magisch anziehend wirken, siehst du für andere einfach nur blass und langweilig aus. Du kannst aber gar nicht anders, denn deine linke Gehirnhälfte (zuständig eben für Logik und Ordnung) beherrscht dich so sehr, dass die rechte (Kreativität/Irrationales) auch da, wo sie gebraucht wird, nicht wirklich in Erscheinung treten kann. Richtig?

Mein Vorschlag: Trainier dein Gehirn - entgegen weit verbreiteten Ansichten kann man Kreativität lernen. Such dir einfach Beschäftigungen, die die rechte Gehirnhälfte fordern, also Musik (Instrument lernen o.ä.), Kunst, Lyrik... Oder geh auf Poetry Slams, und/oder mach Standup-Comedy. Sowas hat auch den Vorteil, dass man viel weiter wachsen kann, weil man aus seiner Komfortzone raus muss und daher an Selbstbewusstsein gewinnt. Nebenbei wirst du durch solche Dinge natürlich auch direkt für andere interessanter, aber du lernst auch anders zu denken und verbesserst vielleicht deinen Humor.

Threadstarter
2011-12-06, 00:28:14
Die Idee mit ehrenamtlicher Arbeit, die gefällt mir gut. Da werd ich mal stöbern. Sehr viel besser als meine Idee, einer Partei beizutreten.

Keine Ahnung, was meine Hirnhälften draufhaben, fürn Job haben die sehr coole Features. Ich hab mir mal Linkshändigkeit beigebracht, genau aus dem Grund.

Ehrlich gesagt, ich glaube, mein Humor ist wirklich kein grundsätzliches Problem, auch bei der Arbeit merk ich, dass meine Empathie nicht schlecht ist - ein Teil meiner Arbeitszeit geht dafür drauf, Leuten, einzeln oder in Gruppen, Dinge zu zeigen und einzuführen, das Feedback ist eigentlich durchweg positiv, nicht nerdig, nicht langweilig präsentiert, sicher, mir machts Spaß.

Ein gewisser Stolz ist natürlich da, dass ich das da ganz gut kann. Umso auffälliger der Unterschied zum Privaten.

Zephyroth
2011-12-06, 09:51:13
Nun, der Threadstarter ist mir sehr ähnlich, ich schlage mich mit gleichen Problemen (?) herum. Ich hasse sinnlose Menschenansammlungen, die keinem (nützlichem) Zweck dienen (Partys, Hochzeiten etc.). Ebenso verabscheue ich Smalltalk, nur um überhaupt irgendwas zu reden.

Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, alles was man nicht ist, sondern spielen muß, ist zum Scheitern verurteilt. Wenn ich versuche mich anzupassen, ist das meist lächerlicher als wenn ich zu mir stehe und (wieder mal) einigen Leuten auf den Schlips trete. Seltsamerweise wird letzteres im Endeffekt besser akzeptiert als Schauspielerei.

Ich bin zur Erkenntnis gekommen, das alles was man wirklich gerne tut und mag, auch gut macht. Alles was man nicht mag, trotzdem versucht, um dem Mainstream besser zu gefallen wird scheitern.

Ich will nichts beschönigen, mit mir auszukommen ist nicht leicht, alle Beziehungen zu Frauen sind bis jetzt gescheitert. Leute um mich nerve ich manchmal mit meinem sehr engem Interessensspektrum. Und dennoch hab' ich's mit Authentizität geschafft ein geschätztes Mitglied der Gesellschaft zu werden (zumindest jener die mir wichtig ist).

Wieso fragen sich alle immer: "Was ist falsch an mir?"
Wieso fragt man sich nicht: "Was ist falsch an den anderen? Wäre es nicht besser mir Leute zu suchen, die mir ähnlicher sind?"

Vor vier Jahren hab' ich angefangen mit Bogenschießen. Ein Sport den ich wirklich liebe, etwas was ich gerne mache. Somit mach' ich es auch gut. Inzwischen leite ich das Anfängertraining, wo ich mit allen Altersschichten (6-99), Bildungsschichten und Geschlechtern konfrontiert bin. Das alles läuft, ich brauchte nur ein Ökosystem, in das ich reinpasse. Ich habe dort auch neue Freunde gefunden und Kontakte geknüpft, Dinge die sonst irrsinnig schwer für mich sind.

Nochmal zurück zum Thema Frauen (weil's jedem irgendwo wichtig ist): In meinem Leben (34 Jahre) kannte ich 3 Frauen, die ich als interessant für mich empfunden habe (weitere Versuche gab's nicht. Wozu Zeit mit was verschwenden, wo man weis das es sowieso nicht passt). Mit der letzten wollte ich so unbedingt eine Beziehung, das ich alles für sie gemacht hätte. Geendet hat's in einer Katastrophe. Ich war nicht mehr ich selbst, ich wurde zu einem haarsträubenden Monster, das sich selbst in der Früh nicht mehr im Spiegel sehen wollte. Ich hatte meine Identität aufgegeben, nur um jemandem zu gefallen. Von einem Arsch a'la Dr. House bin ich zu einem richtigen Arsch geworden. Einfach weil ich nicht mehr ein und aus wußte. Ich hab' meine langjährigen Freunde vernachlässigt, vergessen das ich eine Familie hatte.

Diesen Preis ist niemand wert. Seit einem Jahr bin ich wieder Single, alles läuft wieder in den Bahnen die ich will und gewohnt bin. Kein Sex, aber glücklich. So kann's meinetwegen die nächsten 10 Jahre bleiben.

Grüße,
Zeph

Cyphermaster
2011-12-06, 10:28:34
My2Cents:

- Die beste Methode interessant zu sein ist imho, möglichst man selbst zu sein und sich nicht für Aufmerksamkeit zu verbiegen. Egal wie gut und wie tiefgehend man etwas schauspielen kann, es ist trotzdem nicht annähernd so tiefgehend, intensiv und am Ende interessant, wie etwas wirklich zu sein.

- Es gibt keinen per se "uninteressanten" Menschen. Es ist nur nicht jeder für eine gleich große Gruppe interessant. Das einzige "Problem" abseits des Mainstream ist, die Leute zu finden, mit denen man zusammenpaßt.

Wenn man das Gefühl hat, man müsse was Neues/Anderes machen, einfach machen, was Schlimmes passieren kann ja nicht. Sich ehrenamtlich mit Dingen zu beschäftigen, die man mag, und dabei ggf. noch Anderen zu helfen, das ist sicher einen Versuch wert, seinen Horizont an Aktivitäten zu erweitern.

DerEineHades
2011-12-06, 11:12:28
Solange du nur für andere ein interessanterer Typ sein willst, wird das überhaupt nix. Wie jemand anderes hier schon gesagt hat: Wenn es dich nicht zieht, hat es auch keinen Sinn. So Leute, die es machen, weil sie interessant oder "komplett" sein wollen, denen merkt man es dann auch sofort an. Die reden auch über sonst gar nichts mehr.

Kannst dir natürlich ein abgefahrenes Hobby suchen, damit auch Google dich nehmen würde. Skydiven, Alligatorwrestling, Bungee-Jumping, Bordelltester, etc. pp. oder auch reisen gehen. Weißt, ich kannte da mal eine traurige Figur (womit ich jetzt nicht auf dich schließen möchte, ich kenne dich nicht), die kannte nichts außer Arbeit, Apple, Ordnung. Irgendwann fiel ihr auf, dass das alleine nicht in den Lebenslauf passt. Machte er mitten in der Promotion das, was andere tun, bevor sie ins Arbeitsleben treten: Kaufte sich ein Interrail-Ticket und reiste quer durch Europa.

War er danach endlich mal eine Persönlichkeit? Konntest auf seinem Fotoblog (Fotografie wurde dann eins seiner spannenderen Hobbys) wirklich scheußliche Aufnahmen von all den Orten sehen, die jeder Tourist in einer Busrundreise abklappert.

Und die Moral von der Geschicht? Du willst ein Freak sein, oder nicht.

Surrogat
2011-12-06, 11:44:20
..Motorradfahren war ich vor einigen Jahren noch, mangels Zeit und Notwendigkeit aber eingestellt.

In diesem Halbsatz kommt deine ganze Tragödie durch!
Es gibt einfach keine Notwendigkeit schöne Dinge wie Motorradfahren, Tanzen oder andere Freizeitgestaltungen zu tun. Schlicht weil sie nichts mit Notwendigkeit sondern mit Spass zu tun haben, der Sinn dafür scheint dir aber komplett zu fehlen (nicht bös gemeint) da du wohl ein absolut rationaler und damit gefühlsarmer mensch bist. Auch scheint bei dir die egoistische Seite zu klein geraten, schon komisch wenn man das heute als negativ ansieht wo doch Egoismus das Grundübel der heutigen Welt ist.

Wieso interessiert es dich was andere von dir erwarten? Mach dein eigenes Ding, hör in dich hinein und tu das was du willst.

Der Leitspruch eines mir bekannten Psychotherapeuten lautet: "Du fragst mich, was soll ich tun? Und ich sage dir, lebe wild und gefährlich!"
ich könnte nun tausend Sachen aufzählen die ich dir empfehlen kann, Tanzen lernen, ein Instrument lernen etc.pp.
Das Drama ist aber das du eigentlich nichts wirklich willst, du hast schlicht keine privaten Ziele im Leben!

Zephyroth
2011-12-06, 12:43:14
Ganz so einfach ist die Sache nicht. Wenn man sich nie mit irgendwas befaßt hat, ist es schwer überhaupt eine Richtung zu bestimmen, in der man nach neuen Tätigkeiten sucht. Das ist wie ein Kreisel, ein Dead-Lock, man kommt da nur schwer raus.

Ich kenn' das und die Sache mit Bogenschießen ist nicht mehr und nicht weniger als purer Zufall gewesen. Wäre damals nicht der Zahlschein für den Mitgliedsbeitrag bei einem Arbeitskollegen am Tisch gelegen, ich würde heute noch nach einer Tätigkeit suchen...

Grüße,
Zeph

Surrogat
2011-12-06, 13:18:11
Ganz so einfach ist die Sache nicht. Wenn man sich nie mit irgendwas befaßt hat, ist es schwer überhaupt eine Richtung zu bestimmen, in der man nach neuen Tätigkeiten sucht. Das ist wie ein Kreisel, ein Dead-Lock, man kommt da nur schwer raus.

Ich kenn' das und die Sache mit Bogenschießen ist nicht mehr und nicht weniger als purer Zufall gewesen. Wäre damals nicht der Zahlschein für den Mitgliedsbeitrag bei einem Arbeitskollegen am Tisch gelegen, ich würde heute noch nach einer Tätigkeit suchen...

Grüße,
Zeph

und glaubst du etwa das ginge den meisten menschen anders?
Keiner kommt auf die Welt und sagt Hurra, ich werde Fallschirmspringer, Bergsteiger oder Pianist.
Man muss eben bischen rumprobieren, das kann schon paar Jahre dauern bis ma was hat was einen wirklich interessiert, mancher hats bis ins hohe Alter nicht gefunden....

Beim TS allerdings, kann ich nichtmal den Ansatz erkennen, Interesse an irgendwas zu finden.

Wurschtler
2011-12-06, 16:23:46
Beim TS allerdings, kann ich nichtmal den Ansatz erkennen, Interesse an irgendwas zu finden.

Ja, weil du ihn nicht kennst und ein paar Zeilen von ihm sicher nicht dazu ausreichen, ihn "beurteilen" zu können.
JEDER Mensch hat Interessen.

Zephyroth
2011-12-06, 16:44:07
JEDER Mensch hat Interessen.

Ja, nur manchmal findet man die selber schwer. Alles was man weis, ist das alles was andere interessiert für einen selber uninteressant ist.

Bei mir sieht's so aus:

+ Autos: Hey, ungefähr 90% der Männer interessieren sich dafür! Ne, aber nicht von meiner Warte aus. Sicherlich schwärme ich von Sportwagen genauso wie andere. Während bei den meisten sich das Interesse bei 0-100, Topspeed und PS aufhört, fängt meines für die dahinterliegende Technik aber erst an. Und erst mit Top-Technik fasziniert mich ein Auto.

+ PC: Dasselbe, mich interressiert die Technik dahinter, genießen tu' ich sie aber wie jeder andere auch. In meinem gesamten Umkreis kenne ich nur einen Enthusiasten.

+ Bogenschießen: Man kann kaum jemandem beschreiben, wie es ist einen ganzen Tag lang um jeden Pfeil zu kämpfen und dann mit über 280 Ringen (von 300 möglichen) auf 18m belohnt zu werden. Es kann keiner was damit anfangen.

Wo geht man hin, wenn man Hardcore-Autofans (nicht Geprolle) kennen lernen will?
Wo findet man versierte Enthusiasten, nicht die ganzen Kiddies wie sie z.B. bei Computerbase zu finden sind?

Dagegen war das finden eines Bogenclubs eigentlich ein Kinderspiel, weil naheliegend. Dennoch hat's 30 Jahre gebraucht, bis ich auf den Club in meiner Geburtsstadt aufmerksam geworden bin, obwohl er Österreichs erfolgreichster Club ist und seit 25 Jahren besteht...

Manchmal liegen Dinge vor der Nase und man findet sie nicht?

Grüße,
Zeph

Mosher
2011-12-06, 17:25:17
Ich sag mal, jeder könnte ein paar Dinge aus einer Liste wählen, die er lieber tun würde, als andere Dinge aus der selben Liste.

Das Schwierige daran, sich *zack* ein Hobby zu suchen, ist meiner Meinung nach, dass man nicht weiß, wo man anfangen soll. Manche wachsen als Kleinkinder schon in was hinein (Sport, Instrument), was sie ihr Leben lang weiterverfolgen, manche haben dieses Glück nicht.

Wenn man dann in einem gewissen Alter merkt, dass einem so etwas fehlt, tut man sich freilich schwerer, sich mir nichts dir nichts ein Hobby zu suchen. Man muss im Prinzip tun, was man schon im Kindergarten und der Schule bis zu seiner Berufs/Studienwahl gemacht hat: Aus jedem Bereich ein bisschen was und dann bei ein oder zwei Dingen bleiben. Damit du nicht jedes in Frage kommende Hobby von A bis Z durchprobieren musst, musst du dich halt erstmal auf die Dinge berufen, die dir spontan einfallen. Die dich vielleicht insgeheim reizen, für die du aber bisher zu faul oder zu unentschlossen warst.

Lyka
2011-12-06, 17:27:22
oder man sucht sich alles raus, was man gut findet für eine gewisse Zeit... :D

http://imgriff.com/2009/05/12/refuse-to-choose-ein-ratgeber-fuer-moderne-universalisten/
http://getmotivation.com/articlelib/articles/barbara_sher_scanner.html

(aktuell bin ich bei der Geschichte Frankreichs/Englands im 100jährigen Krieg z.B.), aber meine Themen sind grundsätzlich rein "geistig"... da ists schwieriger, im "normalen Leben" mit Leuten kurzzschließen :D

Gast
2011-12-06, 20:24:11
Ich freue mich ja über die Beteiligung, aber eine Klarstellung: Ich habe Interessen, wenigstens eine. Das, was ich als Jugendlicher mit großer Begeisterung in meiner Freizeit getan habe, das mache ich nun als Beruf - mit ebenso ungebrochener - und ich bin froh darüber, Arbeiten nicht des Arbeitens wegen, sondern auch aus etwas Selbstverwirklichung heraus zu tun.

Schauspielern ist gar nicht meine Absicht, ein bisschen kann ich das ja auch, und dass es damit nicht gut geht, ist mir klar. Nein, das zielt hier auf Ehrlichkeit hab bzw. auf Überzeugungen, die, nun ja, das metaphysische Irgendwas bilden, das fehlt.

Zephiroth, da scheinen durchaus starke Parallelen zu sein. Find ich interessant, wie du damit umgehst. :)

Nochmal zu Surrogat, ein paar Interessen habe ich doch aufgelistet. Zugegeben, das ist nichts was mit großer Leidenschaft oder Obsession zu tun hat. Ein ehemaliger Bekannter, der wurde bei einem bestimmten Automodell vollkommen rattig und ließ dafür seine Freundin stehen - diese Art von Interesse, um mal ein Extrembeispiel aus meiner Sicht zu nennen, die war mir sehr unheimlich, und über die Distanz, mit der ich mich zu sowas sehen kann, darüber bin ich eigentlich dann ganz froh. Wegen des Motorrads: Klar, Hobbies sind Dinge ihrer selbst wegen, das war aber auch etwas nüchterner gemeint, es hat immer Spaß gemacht zu fahren und zu pflegen, aber letztendlich war es ein Mobilitätswerkzeug - Cruisen hab ich schnell sein gelassen -, das sich nicht mehr rechnete (sei es schon immer Rad/ÖPNV-Reichweite für alles, Winterunterbringung, sämtliche Kosten fürn Studenten damals).

Fiel hier irgendwo beim Lesen: Freak bin ich eigentlich gar nicht, zumindest im Sinne von Pro7, dazu bin ich externen Leuten gegenüber wirklich bewusst unfachidiotisch, achte auf Äußeres und Sitten, reflektiere zu viel.

Die Links guck ich mir nachher mal durch, Dr. House wartet (in der Tat, eine sehr beachtliche Figur).

Kakarot
2011-12-07, 13:30:08
Mal ein paar Fragen: hast du keine "alten" Freunde oder "alte" Bekannte mit denen du mal was unternehmen kannst?

Wie sah es mit Freunden zu Schulzeiten oder im Studium bzw. in der Ausbildung aus, warst du in den Zeiten auch eher Einzelgänger?
Falls du Freunde hattest, was ist aus der Freundschaft geworden, warum habt ihr keinen Kontakt mehr?

Zephyroth
2011-12-07, 13:40:19
Ist es nicht eher so, das wir (wenn ich das mal so sagen darf) die typischen Events (Fortgehen, Partys, Konzerte etc.) für uns im Gegenzug stinklangweilig sind?

Sprich mit welchem Recht bezeichnet man jemanden als langweilig? Nur weil man mit seinem Themenbereich nichts anzufangen weis?

Es kann gut sein, das Leute wie wir uns stundenlang über Dinge unterhalten können, die für andere einfach langweilig sind. Umgekehrt finden wir die Themen der Masse als ermüdend.

Einer meiner besten Freunde ist ein Hardcore-Techniker wie ich. Wenn wir aufeinandertreffen, dann tratschen wir wie alte Klatschweiber mehrere Stunden. Da wird's nicht langweilig. Als ich ihn meiner damaligen Freundin vorgestellt habe, befand sie nach 5min: "Er ist nett, aber so unglaublich langweilig." Wie, warum? Nur weil sie mit ihm nichts anfangen kann?

Generell ist es so, das die eine Gruppe eine andere als langweilig bezeichnen wird. Typischerweise gibt's aber genug Überschneidungen um eine gemeinsame Basis zu finden.

Nur in manchen speziellen Fällen sind die Themengebiete so eng (dafür intensiv), das es keine Überschneidungen gibt. Dazu gehören wir. Das bedeutet nicht, das wir generell langweilig sind (das wäre ein Klappstuhl), sondern das die Warhscheinlichkeit für einen geeigneten Gesprächspartner extrem eingeschränkt ist. Man muß nur gründlich suchen.

Ich denke ein Mensch funktioniert ungefähr so:

Themenspektrum x Thementiefe = konstant

Entweder man zählt zu den Politikern (breites Spektrum, dafür maximal Dampfplauderei) oder zu den Wissenschaftlern (geringes Spektrum, dafür ist man in diesem Thema Experte).

Grüße,
Zeph

Lyka
2011-12-07, 13:55:22
oder man holt sich jedes Thema, was einen interessiert, investiert eine Menge Zeit und Energie darin und dann legt sich der Schalter um und man widmet sich etwas anderem. :D

maestro768
2011-12-07, 15:46:04
Ich denke ein Mensch funktioniert ungefähr so:

Themenspektrum x Thementiefe = konstant

Entweder man zählt zu den Politikern (breites Spektrum, dafür maximal Dampfplauderei) oder zu den Wissenschaftlern (geringes Spektrum, dafür ist man in diesem Thema Experte).


Das ist in meinen Augen falsch, in den meisten Themengebieten ist ja vor allem der erstmalige Aufwand zum Einarbeiten und Verstehen sehr hoch, das Wissen danach aktuell zu halten ist vergleichsweise einfach. Auch haben nicht alle Themengebiete dieselbe tiefe, schließlich hat nicht alles die Komplexität von Astrophysik. Und zu guter letzt ist es auch immer Ansichtssache, wann jemand ein Experte ist. Jemand der sich selbst als Experte erachte mag für jemander der ein noch tifere Wissen besitzt nur ein Laie sein, umgekehrt kann man in den Augen vieler ein Experte sein, selbst wenn er selbst sein Wissen für sehr ausbaufähig hält.

Zephyroth
2011-12-07, 16:34:11
Wenn ich mir ansehe bei welch einfachen Themen die Leute schon aussteigen, dann trifft meine Annahme recht gut zu...
Wobei sie nicht aufgrund mangelnder Intelligenz aussteigen, es interessiert sie nicht und sie kauen alles nach, was sie von den Medien vorgesetzt bekommen...

Grüße,
Zeph

Gast
2011-12-07, 20:37:03
Es gibt einen Kumpel aus Schulzeiten, der ist aber nur 1x im Jahr hierzulande, suchen uns dann eine Bar und sind den Abend lang beschäftigt.

Aber sonst: Nein, keine alten Bekannten mehr. Außenseiter war ich nicht, aber eher wenige Homies. Aus der Schulzeit hab ich sonst keine Kontakte mehr, mal siegte das Auseinanderleben (ich hatte nichts mehr zu sagen und Zuhören wollte ich auch nicht unbedingt), mal wurde nichts mehr erwidert (Rückrufe, Mails, Einladungen, ...) oder Wegzüge, von denen ich nichts mehr weiß. Und an der Uni beschränkte sich das auf Oberflächlichkeiten, Teamarbeit, Übungsaufgaben, die Leute fluktuierten natürlich auch.

typische Events: uninteressant klingt mir etwas zu pauschal, eher reizlos. Also kein vorm Plakatstehen und spontan rufen "Hey, zu dem Konzert will ich hin!"

Das mit den Interessengruppen ist auch nicht so ganz einfach, ich war hin und wieder mal bei Usergrouptreffen zu bestimmten IT-Themen, auch aus beruflichen Gründen, die sind alle total in Ordnung da. Aber leider ist das nicht so ganz das, was ich erhofft hatte. Man kann zwar fachlich lange reden und Insider reißen, aber wie initial erwähnt, auch hier wurde nie mehr draus.

Ich ziel auch nicht darauf ab, unbedingt unter meinesgleichen zu sein. Wenn ich mir überlege, dann hatte ich mein bestes soziales Umfeld damals im Grundwehrdienst. Das kann ich nicht begründen, warum das da so war, man fühlte sich gut in der Gesellschaft und war ein Teil davon. :)

mii
2011-12-08, 09:37:59
Hi,

Ich find viele Sachen (Hobbies, etc.) einfach auszuprobieren ist nicht verkehrt.

Man sammelt auf jeden Fall Erfahrung, lernt leute kennen, und schafft sich dadurch auch Gesprächsthemen. Wenn die eine Sache einem keinen Spaß macht, nimmt man das beste daraus mit und probiert das nächste.

Man lernt dabei ungezwungen Leute kennen und mit ein wenig Glück liegt man mit ein paar Leuten auf einer Wellenlänge ohne das man irgendwas besonderes dafür getan hat. :)

Threadstarter
2011-12-08, 23:41:50
Vielleicht sollte ich mir abgewöhnen, kein Fan von halben Sachen zu sein. Das fiel mir gerade beim Lesen von Lykas Links und mii auf, dass ich mich immer äußerst schnell von Dingen getrennt habe, die bestenfalls halbherzig oder nur des Ausprobierens wegen liefen bzw. gar nicht erst angefasst habe.

Sachen wie z.B. Fremdsprachen eingestampft, weil ich mangels Anwendung nie das Niveau von Englisch erreichen würde. Oder Fotographie (lange her), weil ich selbst der Ansicht war, den Spirit quasi nicht erfassen zu können und mir bei den vielleicht nötigen Investitionen auf dem weiteren Weg schwindelig wurde. Fahrradfahren auf Sportniveau anzufangen, solche Dinge eben. Vielleicht versteht man ja, was ich damit meine.

mii
2011-12-09, 15:05:17
imho: Der Weg ist das Ziel.

Ich (btw. 29) lerne seit ca. 3 Monaten Piano mit Einzelunterricht. Einfach weils mich interessiert und ich nie ein Instrument gelernt habe.
Ich merke dabei das ich 1. kein Taktgefühl habe und 2. keine besonders gute Koordination meiner Finger habe (von wegen beidhändig Klavier spielen).

Die Kombination aus dem gleichzeitigen Noten lesen, den Takt halten, richtige Tasten mit dem richtigen Finger treffen und das mit beiden Händen: Ich tu mich momentan noch sehr schwer damit.

Also sehe ich das als mein Ziel mich genau darin zu verbessern.

Mein Pianolehrer meint auch, das man sich irgendwann ein Niveau geschaffen hat, mit dem man mit wenig Übung Stücke mit gewissen Schwierigkeitsgrad spielen kann.

Bei schwierigeren Stücken steht man dann fast wieder "am Anfang".

Da ich eh nicht vor habe Orchester-Pianist zu werden, arbeite ich erst mal auf diese "halbe Sache" hin. Entweder entwickel ich mich dann von alleine weiter oder ich bleibe auf dem Niveau. Aber das was ich bis dahin gerlernt und trainiert habe, DAS habe ich.
Außerdem muss das alles ja nur mir spaß machen. :)