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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kann man heute noch Abenteuer erleben?


DerEineHades
2012-03-03, 11:49:01
Hallo,

dieser Thread ist bewußt nicht im Sozi, weil es mir um eine ernste Diskussion des Themas und die Möglichkeiten geht, weniger um meine eigene Situation, auch wenn das eine aus dem anderen geboren wird.

Ich habe heute morgen mal wieder gemerkt, dass mir etwas fehlt. Dieses Gefühl begleitet mich schon recht lange. Eigentlich taucht die Thematik immer wieder am selben Punkt auf: Wenn es in einer Beziehung ernster wird und man dies auch merkt. Dann lebt man vielleicht sogar einige Zeit zusammen und dann wird das unbehagliche Gefühl auf einmal sehr deutlich. So langsam kann ich mit dem Finger drauf zeigen, es hat aber einige Zeit gebraucht.

Ich will noch etwas in meinem Leben erleben. Etwas Großes. Und das noch bevor ich mich niederlasse und Kinder zeuge. Um es in ein anschauliches Bild zu packen: Ich habe nichts dagegen, mich im Shire niederzulassen und dort in aller Seelenruhe zu leben, aber vorher will ich auf Reisen durch ferne Länder Orks und Drachen bezwungen und magische Schwerter gefunden haben. Ich bin 26, mein Leben soll jetzt einfach noch nicht zwischen Büro, Bett und Simpsons-Reruns enden, um es mal polemisch zu formulieren.

Wenn man in Wikipedia "Abenteuer" nachschlägt, bekommt man folgende Definition:

"Als Abenteuer (lat.: adventura: „Ereignis“; mittelhochdt.: aventiure) wird eine risikoreiche Unternehmung oder auch ein Erlebnis bezeichnet, das sich stark vom Alltag unterscheidet – ein Verlassen des gewohnten Umfeldes und des sozialen Netzwerkes, um etwas (Riskantes) zu unternehmen, was interessant, faszinierend zu sein verspricht und bei dem der Ausgang ungewiss ist. In diesem Sinne gelten und galten Expeditionen ins Unbekannte zu allen Zeiten als Abenteuer. In der Vergangenheit wurden Geschichten über Abenteuer einander erzählt, die Aufzeichnung dieser Art von Erlebnis stellte daher eine bedeutende Neuerung in der Weitergabe derartiger Erlebnisse dar. Als erstes schriftlich fixiertes Abenteuer gilt das Gilgamesch-Epos. Weitere als Bericht festgehaltene Abenteuer existierten schon in der Antike. Die Ilias, der Kampf um Troja, und besonders die Odyssee, die Heimfahrt des Odysseus, seien hier erwähnt. Typische Abenteuer sind auch die mittelalterlichen Schilderungen von Ritter- und Heldentaten."

Expeditionen und einmalige riskante Unternehmungen fallen definitiv schon einmal weg. Jedes Fleckchen Erde ist heute erkundet, jede Heldentat schon einmal begangen. Das bringt das Leben in unserem Zeitalter mit sich, was natürlich auch eine Menge Komfort bedeutet. Leute wie Hemingway oder Lawrence von Arabien waren auch nur noch dazu in der Lage, Abenteurer zu sein, weil sie in einen Krieg verwickelt waren. Eher nicht so der Hit (wie das mit Krieg halt so ist) und mir kommt momentan auch kein kriegerischer Konflikt in den Sinn, in den ich mich aus tiefer Überzeugung einmischen wollte.

Wenn ich "etwas erleben" schreibe, meine ich damit auch nicht, mir die Hucke volllaufen zu lassen und das Nachtleben mit meiner Präsenz zu verschlimmbessern, davon habe ich wirklich genug Tage hinter mir. Es konnte das Bedürfnis marginal beruhigen, aber irgendwann hinterlässt das Bier einen faden Beigeschmack und der Exzess wird langweiliger als der Alltag, weil er zum Alltag geworden ist. Es entstehen auch keine großartigen Geschichten mehr, irgendwann hat man alles in irgendeiner Form schon einmal erlebt. Was bleibt, ist die selbe Leere.

Reflexartige Antwort wäre dann vermutlich auch "reisen". Finde ich per se jetzt auch gar nicht so verkehrt. Das letzte Mal, dass ich mich tief befriedigt gefühlt habe, war mitten in einem Krisengebiet bei körperlicher Arbeit. Dann wäre der nächste logische Schritt "vielleicht etwas in der Entwicklungshilfe tun und viel in anderen Ländern sein". Habe ich sogar schon probiert, aber meine Qualifikationen sind dafür etwas dürftig, und die entsprechenden Institutionen können sich ihr Personal tatsächlich aussuchen. Ferner konnte ich bei meinem Mitbewohner miterleben, wie da die Realität aussieht. Ja, man erlebt viel, aber viel davon ist Umgang mit Behörden. Tatsache.

Ich kann mir auch gut vorstellen, dass die Reaktion vieler Leute erst einmal sein dürfte: "WTF, na wenn es dir in deinem Komfort nicht gefällt, geh halt nach Algerien und lass dich von Al Kaida entführen. Ist das Abenteuer genug?" Aber darum geht es ja nicht. Ich suche doch nicht den Freitod in Gefahr, sondern Erleben in meinem Handeln. Weiß nicht, ob das jetzt nachvollziehbar ist.

Kann man denn heute noch Abenteuer erleben? Wie sind da eure Erfahrungen? Was für Möglichkeiten seht ihr? Kein Bedürfnis danach, warum?

.edit: exxtreme postet sicher tl;dr

GBWolf
2012-03-03, 11:50:37
Jede Unternehmung bei der man vorher nicht genau weiß was passiert/wies abläuft/die man zum 1. mal macht ist ein Abenteuer.

satanicImephisto
2012-03-03, 11:54:33
Buch doch einfach eine Kreuzfahrt bei Costa reisen ;)

(del)
2012-03-03, 11:54:39
Mir bieten Outdoorsportarten den gesuchten Effekt. Also Klettern, Gleitschirmfliegen, Mehrtageswanderungen mit Wildzelten, etc.
Durch den Einfluss der Natur hat man da immer ein Überraschungselement dabei.

Alex31
2012-03-03, 11:57:06
Einmal quer durch Deutschland mit der Deutschen Bahn oder einmal InterRail durch Europa.

dreas
2012-03-03, 11:59:04
mein lieber hades,

geh segeln! was besseres, existenzielleres kenne ich nicht. fahr erstmal bei nem wochentörn mit und kuck obs dir gefällt. später machst du paar grössere schläge.

für mich gibt es nix besseres(y)

tolle impressionen vom volvo ocean race: http://www.youtube.com/watch?v=3geWlmYVyDo&feature=player_embedded

GBWolf
2012-03-03, 12:00:32
Jo Segeln ist fein :)

Snowboardfahren auch :)

Knuddelbearli
2012-03-03, 12:02:15
1 way ohne irgendwas mit in irgend ein 3twelt lang und dann zurück nach europa dürfte genug abenteuer sein

ngl
2012-03-03, 12:11:08
Natürlich kannst du heute noch Abenteuer erleben. Es geht nicht darum ob jeder Fleck der Erde erforscht ist, sondern ob du ihn erforscht hast. Skyrim bräuchte man ja dann auch nicht zu spielen. Millionen andere Spieler haben den Content schon vor dir gesehen.
Wer auf Abenteuer aus ist der plant so wenig wie möglich, nimmt sich eine Route vor und nimmt nur einen Rucksack mit. Ich selbst bin vor ~ 5 Jahren von meiner Familie in LA zu meiner Familie in Istanbul geflogen. Zurück nach Deutschland ging es für mich dann auf Wasser und Landwegen durch Griechenland, Kroatien, Italien, Spanien, Portugal, Spanien, England, Frankreich, Belgien. Einzige Vorgabe war es die Hauptstädte sehen zu müssen. Hat mich fast zehn Wochen und mehr als 4500,- gekostet dazu noch 800,- Handyrechnung. Ich war in keiner Zeit in Lebensgefahr mit Hotels zum übernachten und Kreditkarte und Handy im Rucksack, aber das ständige Zurechtfinden in der Fremden und Entdecken war schon ziemlich geil. Und ein wenig Aufregung gab es auch einmal als ich mit meinem US Pass fast die Einreise nach Kroatien verweigert bekam.
Würde gerne sowas noch einmal machen. Aber nicht mehr alleine, weil man doch nach einiger Zeit stark ermattet da man einfach viel zu viel Zeit mit sich alleine verbringen muss.

Morale
2012-03-03, 12:38:09
7 summits da haste genug Abenteuer, auch wenn schon zig Leute oben waren.
Gibt auch Gipfel die sind zwar nicht so hoch da waren aber erst eine handvoll Leute oben, weil ziemlich schwer.
Allgemein Wandern, Bergsteigen, Touren, Eisklettern, Überquerungen finde ich sehr abenteuerreich. Und es gibt für jede Schwierigkeitsstufe etwas.

Pirx
2012-03-03, 12:46:41
Oder einfach in die die nächstbeste größere Bank laufen und laut rufen "NIEDER MIT DEN BANKSTERN", oder so ähnlich, oder im Bundestag "LÜGE", oder...:D

Lyka
2012-03-03, 12:49:46
man merkt, dass die Leute "zu"viel Zeit haben :eek: (das ist jetzt nicht böse gemeint)... wenn ich sehe, dass Leute langwierige Reisen (Zentralasien zu Fuss und Konsorten), dann frage ich mich: Studenten? Arbeitslose? Geldgesegnete?

btw. Mein großer Traum ist der Appalachen-Trail =)
http://de.wikipedia.org/wiki/Appalachian_Trail

Pirx
2012-03-03, 13:15:37
normaler wäre es, wenn die Leute die Zeit hätten, statt ihr ganzes Leben zu malochen

Appalachen Trail könnte ich mir auch gut vorstellen

Monger
2012-03-03, 14:00:27
Natürlich gibt es noch Abenteuer. Das Problem ist, es gibt keine Abenteuer ohne Risiko, und somit ohne Gefahr.

Ein Bekannter von mir hat während des Studiums eine Sinnkrise gehabt, und ist dann erstmal nach Japan in ein buddhistisches Kloster, und dann für zwei Jahre nach Thailand. Da gabs so einige Erzählungen wo ich mich gefragt habe, ob ich an seiner Stelle das wohl überlebt hätte.

Wir betrachten heute unser Leben als ziemlich wertvoll. Wir haben halt auch einige Jahrzehnte zu verlieren. In Zeiten wo man eh erwarten musste nicht über die 45 hinaus zu kommen, konnte man sich mit 35 durchaus noch in Abenteuer stürzen.

Shink
2012-03-03, 14:48:39
Ungefährlich und schnell: Ohne Handy raus aus dem Haus, die ganze Nacht lang in eine Richtung gehen/Radfahren in der man sich nicht auskennt und nächsten Tag versuchen, wieder heim zu finden.
Mich würde auch ein Pripyat-Urlaub interessieren.

Commander Keen
2012-03-03, 14:57:45
Bastel dir ein dickes Schild mit der Aufschrift "ich hasse Kanacken" und geh damit durch Neukölln. Mehr Abenteuer für wenig Geld nicht ;)

Lyka
2012-03-03, 15:00:27
Privatversicherung o_O
ich hatte längere Zeit Interesse am Jakobsweg... leider ist dort aktuell mehr los als in Berlin, Samstag, Mittagszeit, Einkaufszentrum

Watson007
2012-03-03, 15:00:43
Bastel dir ein dickes Schild mit der Aufschrift "ich hasse Kanacken" und geh damit durch Neukölln. Mehr Abenteuer für wenig Geld nicht ;)

nein nein, wenn dann richtig mit der Bruce-Willis-Methode:

halb-nackt mit einem Schild "Ich hasse Nigger" durch Harlem laufen.

Commander Keen
2012-03-03, 15:03:46
nein nein, wenn dann richtig mit der Bruce-Willis-Methode:

halb-nackt mit einem Schild "Ich hasse Nigger" durch Harlem laufen.

Zu teuer, es sei den Hades postet aus NY.

ux-3
2012-03-03, 15:07:02
Wenn man in Wikipedia "Abenteuer" nachschlägt, bekommt man folgende Definition:

"Als Abenteuer (lat.: adventura: „Ereignis“; mittelhochdt.: aventiure) wird eine risikoreiche Unternehmung oder auch ein Erlebnis bezeichnet, das sich stark vom Alltag unterscheidet – ein Verlassen des gewohnten Umfeldes und des sozialen Netzwerkes, um etwas (Riskantes) zu unternehmen, was interessant, faszinierend zu sein verspricht und bei dem der Ausgang ungewiss ist."

Kann man denn heute noch Abenteuer erleben? Wie sind da eure Erfahrungen? Was für Möglichkeiten seht ihr? Kein Bedürfnis danach, warum?


Die Definition passt eigentlich sehr gut auf Kinder, aber mal eine Alternative, die ich in jungen Jahren gerne gemacht habe:

Steck dir etwas Bargeld (max. 50 Euro und nur für den Notfall) in die Tasche, und dann fahr nur mit einem Rucksack quer durch Deutschland (für noch mehr Abenteuer: Europa). Beim ersten Mal würde ich Mai-September als Zeitfenster wählen. Da kann man auch schon einen Wettbewerb draus machen: Alle Landeshauptstädte in einer Woche ohne einen Cent etc.


@ Watson & Keen: Alles aus Kentucy Fried geklaut!

Rooter
2012-03-03, 15:14:49
www.jochen-schweizer.de :uup:


... irgendwann hat man alles in irgendeiner Form schon einmal erlebt.Als 26-jähriger!? :freak:

MfG
Rooter

Lyka
2012-03-03, 15:23:52
@ Watson & Keen: Alles aus Kentucy Fried geklaut!

ein Klassiker meiner Meinung nach (y)

Exxtreme
2012-03-03, 15:25:18
.edit: exxtreme postet sicher tl;dr

:mad:


Ich empfehle Alligatorwrestling!!!!!!111


Ne Spass. Segeln ist tatsächlich ganz OK, Fallschirmspringen oder Drachen fliegen soll auch ganz abenteuerlich sein.

Und wenn der Fallschirm nicht aufgeht dann ist das ein wirklich einmaliges Erlebnis. :D

Kenny1702
2012-03-03, 15:49:58
Ich habe vor 2 Jahren eine Radtour durch Deutschland von Süd nach Nord gemacht, wobei nur der Start- und der Zielort feststanden. Den Rest, insbesonders die Route, habe ich im Großen und Ganzen auf Tagesbasis oder gar manchmal ganz spontan entschieden.

Ich habe dabei aber leider keine Drachen getroffen.

[dzp]Viper
2012-03-03, 16:05:11
Ich habe vor 2 Jahren eine Radtour durch Deutschland von Süd nach Nord gemacht, wobei nur der Start- und der Zielort feststanden. Den Rest, insbesonders die Route, habe ich im Großen und Ganzen auf Tagesbasis oder gar manchmal ganz spontan entschieden.
Das habe ich auch schon gemacht. Aber von West nach Ost (Hagen > Dresden).

War eine tolle Erfahrung und mache ich in einer ähnlichen Form sicher mal wieder.

Das ganze kann man natürlich auch viel extremer aufziehen:
München > Singapur mit dem Fahrrad - 13 500km
http://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/showthread.php?t=517416

Das ist dann definitiv etwas, was einem keiner mehr Nehmen kann und was auch nur ganz wenige Menschen gemacht haben ;)

Roak
2012-03-03, 16:08:28
http://www.allgaeu-orient.de/

Sind am überlegen da mitzufahren.

ux-3
2012-03-03, 16:28:55
Der Besitz von Geld macht m.E. alles sehr planbar, kalkulierbar und kontrolliert. Daher ging mein Vorschlag oben eben gerade davon aus, dass kein Geld zu Verfügung steht. Nur gerade soviel, um zur Not abzubrechen.

raschomon
2012-03-03, 19:55:37
Geschätzt acht von zehn großen Abenteuern in der Literatur - und das ist der ja der Ausgangspunkt was ein "Abenteuer" überhaupt darstellen soll - haben mit Krieg zu tun. Ja, es war zweifellos ein Abenteuer eine französische Kavallerieattacke gegen die Artilleriestellungen der Russen bei Borodino mitzureiten. Die anderen 20% bestehen wahrscheinlich aus "Krieg" gegen die Natur, die Elemente - z.B. Goldsuchen am Yukon in den 1890er Jahren, einen Himalaya-Achttausender mit den technischen Möglichkeiten der 1950er bezwingen.

Aus dem ehernen Korsett des Kapitalismus und der damit verbundenen Sachzwänge kann man sich nicht wirklich befreien. Von daher ist die Vorstellung des TS nicht mehr als eine eskapistische Anwandlung, die auch wieder vergeht.

...
Als 26-jähriger!? ...

Allerdings ist er durch mindestens zwei Vollbäder wöchentlich in der eigenen Selbstverliebtheit abgehärtet.

________________

Abenteuer erleben bedeutet heute so konsequent als möglich die Komfortzone der Zivilisation zu verlassen, alles radikal zu reduzieren. Das wird mit der Zeit immer schwieriger. Als Gedankenspielerei vielleicht reizvoll, konkret kaum umzusetzen.

Lyka
2012-03-03, 20:07:19
irgendwo habe ich mal einen sehr netten Spruch dazu gelesen... aka "Abenteuer: Wenn man irgendwo da draußen liegt, in der Kälte, hungrig, krank oder verletzt und sich dann fragt, wieso man diese ganze Sache gemacht hat"..

DerEineHades
2012-03-03, 20:17:14
Geschätzt acht von zehn großen Abenteuern in der Literatur - und das ist der ja der Ausgangspunkt was ein "Abenteuer" überhaupt darstellen soll - haben mit Krieg zu tun. Ja, es war zweifellos ein Abenteuer eine französische Kavallerieattacke gegen die Artilleriestellungen der Russen bei Borodino mitzureiten. Die anderen 20% bestehen wahrscheinlich aus Krieg gegen die Natur, die Elemente - z.B. Goldsuchen am Yukon in den 1890er Jahren, einen Himalaya-Achttausender mit den technischen Möglichkeiten der 1950er bezwingen.

Wie ich schon sagte - Krieg ist eher uncool.

Aus dem ehernen Korsett des Kapitalismus und der damit verbundenen Sachzwänge kann man sich nicht wirklich befreien. Von daher ist die Vorstellung des TS nicht mehr als eine eskapistische Anwandlung, die auch wieder vergeht.

Also nö, raschomon, das ist eindeutig unter deiner Würde, andererseits wundert es mich auch wieder überhaupt nicht. Den Weber herbei beschwören, den Boltanski runterbeten, ist ja schön und gut und kennt man von dir auch überhaupt nicht anders. Aber weißt du, was richtig, richtig, richtig billig ist? Sicher immer auf den Posten der ungehörten Kassandra stellen und die Verdammnis durch den Kapitalismus als - Tatsache - gottgegeben hinstellen. Was die eskapistischen Anwandlungen angeht: Ich habe ja keine Ahnung, wie es dir geht, aber für's Tastaturheldentum habe ich auch noch mit 60 Zeit.


Allerdings ist er durch mindestens zwei Vollbäder wöchentlich in der eigenen Selbstverliebtheit abgehärtet.

Liebchen, da sprichst du zwar sehr wahr, ich finde es aber immer sehr elend, wie du es einfach nicht lassen kannst, bei anderen den überdimensionalen Zeigefinger auszupacken, wenn du auch mal an dir selbst runterschauen könntest. Mit Bescheidenheit glänzt du nämlich in der Regel nicht gerade.

Mit 26 kann man schon eine Menge durch haben, wenn man nur schnell genug lebt. Und ehrlich, ich weiß auch nicht, was jetzt noch aus dem Exzess und dem Nachtleben rauszuholen sein soll. Irgendwann ist und bleibt es schlicht die ewig gleiche Leier und alles ist irgendwie so oder minimalst anders schon einmal passiert. Kann ja mal bei Lord Wotan anklopfen, der weiß ja, wie man das richtig anstellt. Aber selbst da war es ja offensichtlich nur jedes Wochenende das gleiche Orgiengenudel.

raschomon
2012-03-03, 20:19:51
Haters gonna hate! :wave2:

DerEineHades
2012-03-03, 20:42:32
irgendwo habe ich mal einen sehr netten Spruch dazu gelesen... aka "Abenteuer: Wenn man irgendwo da draußen liegt, in der Kälte, hungrig, krank oder verletzt und sich dann fragt, wieso man diese ganze Sache gemacht hat"..

Muss man ja auch nicht machen, wenn man nicht will. Und wie raschomon noch reineditiert hat, bedeutet es vermutlich auch, auf den Komfort der Zivilisation zu verzichten. Natürlich kann man sich da fragen: "Warum zur Hölle macht man das denn freiwillig?" Ich hocke bei meiner Freundin, die einen Fernseher hat, in der Wohnung und frage mich: "Wie kann man das bloß freiwillig gucken?" Ich frage mich auch, warum so viele dicke Leute mit dem Auto ins Fitness-Studio fahren.

Die Zivilisation erzeugt Krankheiten, die sie wieder heilt, nur um dadurch wieder welche zu erzeugen, usw. usf. Wir sind gesund, müssen das Essen nicht jagen, das ist bestimmt alles ganz, ganz toll. Und vermutlich auch der einzige Grund, aus dem die meisten von uns noch leben. Aber woran soll man sich denn heute noch messen? Da werden einem vielerlei Ersatzbefriedigungen geboten - Computerspiele sind da ein klasse Beispiel - die einem das Substitut einer echten Herausforderung servieren. Wenn ich an echte Herausforderungen in meinem Leben denke, dann besteht die allergrößte momentan darin, fünf Formulare und Gutachten zusammen zu kratzen und abzuwarten, bis darüber entschieden wird.

Sry. Ney. Da muss einfach noch mehr drin sein.

Lyka
2012-03-03, 20:51:57
für mich sieht die Sache so aus... Wem ein Ziel im Leben fehlt, der sucht die Ablenkung. Ein Abenteuer ist auch dazu da, den Geist auf eine Reise zu schicken, um die "Aufgabe" zu finden: zu erkennen, was wichtig ist.

Imvho (very humble -.-') findet ein Abenteuer in der Einsamkeit statt, wo der Geist auf Wanderschaft gehen kann, keine Gruppenangelegenheit...

Dicker Igel
2012-03-03, 21:42:32
Wenn man's möchte kann man sich das ganze Leben zum "Abenteuer" machen, man muss "Abenteuer" für sich selbst allerdings erstmal definieren. Möchte man versorgt sein, plant man weit voraus etc, oder lebt man ab vom System von heute auf morgen ...

Klappnagel
2012-03-04, 00:15:06
irgendwo habe ich mal einen sehr netten Spruch dazu gelesen... aka "Abenteuer: Wenn man irgendwo da draußen liegt, in der Kälte, hungrig, krank oder verletzt und sich dann fragt, wieso man diese ganze Sache gemacht hat"..

Das dachte sich wohl Bill Bryson, auf dem von dir gewünschten Appalachian Trail.
Ich nehme an du kennst das Buch.
Btt, Zweieinhalb Jahre Knast, das sollte als Abenteuer wohl reichen. Bei mehr Interesse daran, bitte PN.
Klapp

sei laut
2012-03-04, 00:18:29
Sry. Ney. Da muss einfach noch mehr drin sein.
Du redest auf der einen Seite von Abenteuer, den Held rauslassen, großes Vollbringen.
Auf der anderen Seite behauptest du, durch dein Stadt-Nachtleben alles gesehen zu haben.

Irgendwie klingt das nach sinnlosem Geweine. Wenn du was erleben willst, weißt du auch was. Ich hab da sehr konkrete Vorstellungen und hoffe, die irgendwann mal umzusetzen. Wenn du es nicht weißt, hast du entweder nicht lange genug darüber nachgedacht oder willst es schlicht nicht. Dann solltest du dich aber auch damit abfinden.

Geldmann3
2012-03-04, 00:42:16
Ich kann lange planlose Radtouren quer durchs Land empfehlen.
Wenn's mehr Nervenkitzel und Gefahr sein soll, Geld weg, Handy weg. ;)
Mit Freunden macht es noch mehr Spaß!

Und wer weiß, vielleicht kommst du dann auch dazu den einen oder anderen Drachen zu jagen.
(http://www.gamegum.com/games/1857/heroin-hero)

DerEineHades
2012-03-04, 07:11:47
Du redest auf der einen Seite von Abenteuer, den Held rauslassen, großes Vollbringen.
Auf der anderen Seite behauptest du, durch dein Stadt-Nachtleben alles gesehen zu haben.

Nein. Ich versuche nur sauber, das eine vom anderen zu trennen. Das eine hat für mich mit dem anderen einfach überhaupt nichts zu tun. Und ich habe lediglich alles gesehen, was der übliche Exzess zu bieten hat. Davon ab: Offensichtlich bei weitem noch nicht genug.

Irgendwie klingt das nach sinnlosem Geweine. Wenn du was erleben willst, weißt du auch was. Ich hab da sehr konkrete Vorstellungen und hoffe, die irgendwann mal umzusetzen. Wenn du es nicht weißt, hast du entweder nicht lange genug darüber nachgedacht oder willst es schlicht nicht. Dann solltest du dich aber auch damit abfinden.

Nein. Ich weiß eben noch überhaupt nicht, was. Deswegen frage ich ja nach. Mag sein, dass ich noch nicht genug Hirnschmalz investiert habe. Wird aber wohl nicht schaden, andere zu fragen.

sei laut
2012-03-04, 10:23:31
Wurde aber schon alles genannt, was man wissen muss:
Richtig Nervenkitzel gibts nur, wenn es die Möglichkeit zu Sterben beinhaltet. Der Kampf gegen die Naturgewalten, den man nicht immer überlebt.
Die Technik ist ein Problem - wir sind inzwischen zu sehr von der Technik verwöhnt. Jeder Versuch der modernen Zeit, wie Amundsens nur mit Schlittenhunden den Südpol zu erreichen scheiterte. Das ist jetzt weit hergeholt, zeigt aber, dass die Abenteuer aus den Büchern für uns nicht erreichbar sind. Francis Drake, Marco Polo und die weiteren dürften wohl alle damit gerechnet haben, auch dabei draufzugehen. Dass sie es überlebt haben, ist schlichter Zufall.

Soviel zu den großen Abenteuern. Kleine kann man aber dennoch erleben, indem man etwas mit möglichst wenig Planung macht. Das klingt ernsthaft billig und lächerlich, wenn man es aber macht, dabei ist, unterwegs ist, fühlt es sich für den Moment echt an. Auch wenn man danach wieder in seiner kuschligen Bude zurückkehrt, in ein warmes Hotel etc.

Welche Abenteuer abseits deines Stadtlebens hast du denn erlebt? Ich will keine Aufzählung, nur wissen, was du erlebt hast, was du willst und was nicht? Ok, das weißt du offensichtlich selbst noch nicht genau, aber denke darüber einfach mal nach. Sonst kommt der nächste mit Safari-Elefenatenreiten in Timbuktu.

EvilOlive
2012-03-04, 10:46:23
Kauf dir nen Wingsuit und lerne fliegen.

http://vimeo.com/36778012

Pompos
2012-03-04, 11:22:55
Ich kann mich da nur meinen Vorrednern anschließen. Wenn man ein Abenteuer heutzutage erleben möchte, muss man sich selbst künstliche Begrenzungen auferlegen, wie kein Geld ausgeben, nur Start und Endpunkt festlegen etc. Ab und zu kommt das "Abenteuer" auch mir nichts dir nichts zu dir.


Wer auf Abenteuer aus ist der plant so wenig wie möglich, nimmt sich eine Route vor und nimmt nur einen Rucksack mit. Ich selbst bin vor ~ 5 Jahren von meiner Familie in LA zu meiner Familie in Istanbul geflogen. Zurück nach Deutschland ging es für mich dann auf Wasser und Landwegen durch Griechenland, Kroatien, Italien, Spanien, Portugal, Spanien, England, Frankreich, Belgien. Einzige Vorgabe war es die Hauptstädte sehen zu müssen. Hat mich fast zehn Wochen und mehr als 4500,- gekostet dazu noch 800,- Handyrechnung. Ich war in keiner Zeit in Lebensgefahr mit Hotels zum übernachten und Kreditkarte und Handy im Rucksack, aber das ständige Zurechtfinden in der Fremden und Entdecken war schon ziemlich geil. Und ein wenig Aufregung gab es auch einmal als ich mit meinem US Pass fast die Einreise nach Kroatien verweigert bekam.
Habe ich vor 2 Jahren auch gemacht. Nach Istanbul geflogen und dann auf dem Landweg (Bulgarien, Rumänien, Serbien und Ungarn) wieder zurück. Das war eigentlich schon alles an Planung, die wir gemacht hatten. Leider hatten wir nur 2 Wochen Zeit. War aber auch erheblich günstiger: alles in allem hat's etwas mehr als 400 Euro (p.P.) gekostet.
Wurde aber schon alles genannt, was man wissen muss:
Richtig Nervenkitzel gibts nur, wenn es die Möglichkeit zu Sterben beinhaltet.
Wer sich auf etwas einlässt wo die Möglichkeit zu Sterben signifikant höher ist als normalerweise, ist heutzutage eher ein Dummkopf als Abenteurer. Heutzutage kann eigentlich alles so gut vorbereitet und geplant werden, dass das Risiko zu sterben verschwindend gering ist. Außer man begeht eine Dummheit. Dies war früher ganz anders. Eine Expedition ins Unbekannte konnte man nicht besser vorbereiten.

mercutio
2012-03-05, 12:15:35
Wenn man das Abenteuer aus Geldmangel noch gleich mit einem Job kombiniert, dann könnte man als "Cowboy" eine (Rentier?)herde durch Canada treiben helfen. Sind glaub so 3000 km die man mit Pferd zurücklegt und dabei auf das Vieh aufpasst.
Du könntest auch als Nomade in die Mongolei, wenn mit dem Abenteuer auch gleich der Weg zum eigenen Ich gesucht wird.
Aber auch zu Fuß und mit Zelt auf mehrtägigen Wanderwegen halte ich persönlich für ne gute Möglichkeit, ein Abenteuer zu erleben. Der App. Trail sieht vielversprechend aus, muss es aber immer gleich die USA sein? Es gibt auch tolle Wege in Europa!

Palpatin
2012-03-05, 12:34:20
Expeditionen und einmalige riskante Unternehmungen fallen definitiv schon einmal weg. Jedes Fleckchen Erde ist heute erkundet,
Das stimmt so nicht ganz, lern tauchen!.

Lyka
2012-03-05, 12:45:06
Der App. Trail sieht vielversprechend aus, muss es aber immer gleich die USA sein? Es gibt auch tolle Wege in Europa!

die Sache ist die: Der Kontakt zu Menschen ist bei solchen Wanderwegen leider oft gegeben (finde ich), andere Fernwanderwege wären http://de.wikipedia.org/wiki/Fernwanderweg#Beispiele

Bl@de
2012-03-05, 14:16:44
Ungefährlich und schnell: Ohne Handy raus aus dem Haus, die ganze Nacht lang in eine Richtung gehen/Radfahren in der man sich nicht auskennt und nächsten Tag versuchen, wieder heim zu finden.


Macht um 5 Uhr morgens besoffen mit Filmriss noch viel mehr Spaß. Einmal hat mir allerdings gereicht :freak:

jxt666
2012-03-05, 15:26:34
Flugticket nach LA: 750 Euro
Bus nach South Compton: 4 Dollar
Abenteuerfaktor: Priceless



:D

Kladderadatsch
2012-03-05, 15:35:38
ja, kann man. ich hatte meines über das studium als tropenpraktikum in franz. guayana. 3 monate mitten im regenwald, 2 stunden mit dem helikopter von der nächsten straße bzw. sandpiste entfernt. das camp bestand aus regenunterständen (wellblechdach, keine wände), klo war der wald. ein mal pro woche kam der helikopter zur versorgung.

in der freien natur erlebst du nach wie vor dein abenteuer. aber die meisten sind überrascht, wenn sie merken, wie unbequem das ist.

Lyka
2012-03-05, 15:38:26
a, kann man. ich hatte meines über das studium als tropenpraktikum in franz. guayana. 3 monate mitten im regenwald, 2 stunden mit dem helikopter von der nächsten straße bzw. sandpiste entfernt. das camp bestand aus regenunterständen (wellblechdach, keine wände), klo war der wald. ein mal pro woche kam der helikopter zur versorgung.

wow :eek: (y) nice

alternativ: ohne Fremdsprachenkenntnisse in ein fremdes Land fliegen. Wörterbuch gibts bei Ankunft (y)

Hydrogen_Snake
2012-03-05, 15:40:47
Flugticket nach LA: 750 Euro
Bus nach South Compton: 4 Dollar
Abenteuerfaktor: Priceless



:D

urban myth

Commander Keen
2012-03-05, 18:21:04
urban myth

Jepp, da wird niemand auf offener Straße erschossen, das wird durch Hollywood absolut überdramatisiert. Es sei denn er trägt das Willis'sche "I hate niggers" Schild :freak: