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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gehaltsverhandlung in kleiner Firma ohne Tarifvertrag?


Wurschtler
2012-03-26, 10:55:16
Es geht um meine Freundin, sie ist in einer kleinen Firma (5 Personen) angestellt, verdient nicht sonderlich viel, es gibt kein Urlaubs- oder Weihnachtsgeld.
Das Betriebsklima ist schon gut und sonst passt auch alles, aber sie hat noch nie eine Gehaltserhöhung bekommen. (arbeitet aber auch erst seit ein paar Jahren dort)
Von zwei Arbeitskollegen, die schon seit 10 Jahren dort arbeiten, hat sie erfahren, dass die auch noch nie eine Gehaltserhöhung bekommen haben!

Die Firma unterliegt keinem Tarifvertrag und es ist auch keiner im Arbeitsvertrag vereinbart und übers Geld wird grundsätzlich nie geredet.

Die Folge ist, die bleiben alle auf ihrem jetzigen (nicht sonderlich hohem) Gehaltsniveau hängen.
Jedes Jahr wird alles teurer, d.h. effektiv erleiden die Mitarbeiter dort Jahr für Jahr Reallohnverluste.

Ich sag ihr natürlich schon ständig, sie soll das Thema Gehalt endlich mal ansprechen und zumindest mal einen Inflationsausgleich verlangen, aber sie traut sich nicht.

Kann ich aber auch teilweise nachvollziehen, es ist eben total anders als bei mir. Bei mir ist das alles sehr viel einfacher….
Ich arbeite in keiner solch kleinen Firma, damit ist alles viel unpersönlicher und da fällt es auch viel leichter, Forderungen aufzustellen.
Es wird nach Tarifvertag bezahlt, es gibt automatische Erhöhungen, es gibt regelmäßige Verhandlunsgtermine, es gibt individuelle Boni usw.
Kurz: Es ist völlig normal, dass man sich regelmäßig zusammensetzt und übers Geld redet.
Aber meine Freundin hat all das nicht. Gespräche über Geld sind dort ein Tabu.

Was kann oder soll sie nur tun? (anderen Arbeitgeber suchen ist übrigens keine Lösung, wird bereits ständig gemacht, bis jetzt ist aber nichts Besseres in Aussicht)

Ich hab sie zumindest schon so weit gebracht, dass sie sich mit ihren Kollegen übers Gehalt austauscht. Ich hab auch gesagt, sie sollten mal gemeinsam übers Gehalt verhandeln, weil es dann vielleicht einfacher ist, aber das trauen sie sich noch nicht. Ich hoffe aber, dass das noch klappt.

Aber angenommen sie schaffen es, übers Gehalt zu reden und bekommen dann sogar mehr, dann haben sie ein paar Jahre wieder das gleiche Problem.
Wenn sie sich also mal zu einer Verhandlung aufraffen, wie können sie sicherstellen, dass sie vielleicht auch automatische Gehaltsanpassungen bekommen?
Wie macht man das am besten, kann man einen automatischen Inflationsausgleich im Arbeitsvertrag vereinbaren?
Oder sollten sie den Arbeitgeber dazu bringen, dass ein bestimmter Tarifvertrag für die Arbeitsverträge Anwendung finden soll?

Und das Schwierigste: Wie sollen sie das unter den gegebenen Umständen schaffen durchzusetzen / zu verhandeln?
Von den Mitarbeitern ist wohl kein einziger geübt darin oder hat den Mut dazu.

Ich überlege schon, ob ich mich aktiv mit einmische, aber das könnte auch ein Schuss in den Ofen sein.

Es hat halt jeder Angst, dass das Bertiebsklima gestört wird oder dass Jobs wegfallen / Mitarbeiter ausgetauscht werden könnten, wenn es zu einem Streit kommt.

Pana
2012-03-26, 11:30:53
Branche?

Dicker Igel
2012-03-26, 12:48:29
Ich überlege schon, ob ich mich aktiv mit einmische, aber das könnte auch ein Schuss in den Ofen sein.

Ich würde es machen, mit dem nötigen Feingefühl. Hol' bspw Deine Frau von Arbeit ab, da kommst Du eben "zufällig" in die Runde ;)

Wurschtler
2012-03-26, 14:19:57
Branche?

Medienbranche.

Dicker Igel
2012-03-26, 14:29:01
Hmm - hat sie denn mal drüber gesprochen wie es dem Chef "geht", hat sie das Gefühl daß Einnahmen eher in "eine Richtung" fließen?

Pana
2012-03-26, 14:40:09
Medienbranche.
Sie soll sich zwei bis drei Gründe ausdenken, warum eine Lohnerhöhung gerechtfertigt ist ("Alles ist teurer geworden" würde ich vermeiden, sondern eher die eigene Arbeitsleistung in den Vordergrund stellen). Wenn sie das gemacht hat, dann soll sie Dir die Gründe nennen. Hat sie Dich überzeugt?

Jetzt muss Sie einen Termin mit dem Chef vereinbaren ("Hallo Herr Müller, gerne würde ich mit Ihnen meine Entwicklung in ihrem Unternehmen besprechen, geben Sie mir doch bitte ein Terminfesnter, in dem dies für Sie möglich ist").

Das Gespräch sollte Sie so aufbauen:

1. Ich arbeite gerne für das Unternehmen.
2. Ich bin gut eingearbeitet und zeige Verantwortung.
3. Mein Gehalt ist in Relation zu meiner Leistung zu niedrig.
4. Konkrete Forderung ("Ich stelle mir monatlich xxx Euro mehr").
5 Vielen Dank für ihre Zeit.

Das kostet Überwindung. Ist aber auch kein Hexenwerk und im Grunde ein üblicher Vorgang.

Wer nicht fragt der nicht gewinnt. True Story. Vorbereitung ist das A und O.

Mein Unternehmen ist auch winzig. Habe letztes Jahr um ein Gespräch gebeten und dann mit meinem Vorstandsvorsitzenden beim Bier im Firmengarten +0,5k Euro rausgeholt.

Wurschtler
2012-03-26, 14:42:29
Hmm - hat sie denn mal drüber gesprochen wie es dem Chef "geht", hat sie das Gefühl daß Einnahmen eher in "eine Richtung" fließen?

Die Firma macht gute Gewinne. Die könnten schon mehr zahlen, so ists nicht.

Freiwillig rücken sie eben nichts aus und nutzen die Zurückhaltung der Mitarbeiter aus.

peppschmier
2012-03-26, 14:49:10
Also ich würde da strukturiert vorgehen:
1. Wieso sollte ich eine Gehaltserhöhung bekommen? 10 Jahre ohne ist kein Grund ;)
2. Marktwert ermitteln -> Bewerbungen schreiben, Gehalt hoch ansetzen
3. Offenes Gesrpäch mit dem Chef suchen über die Entwicklung des Unternehmens suchen
4. Gehalt verhandeln, zu Not Kündigung auf den Tisch legen (je nach Punkt 2)

Genau so eine Verhaltensweise wie von deiner Freundin führt zu den fallenden Gehältern. Die Leute haben nicht mehr den Mumm Gehälter zu verhandeln.

Dicker Igel
2012-03-26, 14:52:19
@ Wurschtler

Dann definitiv das was Pana sagt. Am besten gleich in der Gruppe, weil es sich um so ein kleines Team handelt und dann nur Mißgunst entstehen könnte, welche das Arbeitsklima schädigen kann.

Wenn sie es geschickt einfädeln, merkt der Chef dass er es mit einem "verschworen Team" zu tun hat und uU gute Mitarbeiter durch sein asoziales Verhalten verliert.

Wurschtler
2012-03-26, 15:01:05
Mein Unternehmen ist auch winzig. Habe letztes Jahr um ein Gespräch gebeten und dann mit meinem Vorstandsvorsitzenden beim Bier im Firmengarten +0,5k Euro rausgeholt.


So winzig kann dein Unternehmen nicht sein, wenn es einen "Vorstandsvorsitzenden" gibt. ;)


Das kostet Überwindung. Ist aber auch kein Hexenwerk und im Grunde ein üblicher Vorgang.



Wie grundsätzlich ein solches Gespräch ablauft ist mir bewusst. Bei mir im Unternehmen ist es auch üblich.

Aber bei ihr nicht.
Es ist alleine schon schwierig, den Chef mal unter 4 Augen zu erwischen, die sitzen normal alle in einem großen Büro.

Außerdem bekommt sie keine tariflichen Erhöhungen.
Ich muss nur um die wirklichen Gehaltserhöhungen kämpfen. Den regelmäßigen Inflationsausgleich gibts bei mir automatisch.

Dass sie reale Erhöhungen bekommt, darum gehts mir ja noch garnicht.
Mir ist wichtig, dass sie überhaupt erstmal einen Inflationsausgleich bekommt und das möglichst automatisch, ohne jedes Jahr darüber verhandeln zu müssen.

Meine Idee wäre daher gewesen, irgendeine Regelmäßigkeit für alle Mitarbeiter zu vereinbaren. Also z.B. die Arbeitsverträge an einen Tarifvertrag zu binden.

Pana
2012-03-26, 15:13:15
Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied. Wenn die Mitarbeiter versammelt zum Chef gehen, dann wird der blockieren und sich mit einer Verschwörung konfrontiert sehen. Würde ich niemals machen.

Dicker Igel
2012-03-26, 15:20:26
Es ist ein kleines Unternehmen! Es kann ja auch nur einer im Namen vom Team an den Chef herantreten und ihm das Anliegen aller vortragen. Denn wenn man es nur für sich allein beansprucht kann der Chef auch kontern, indem er fragt ob man denn keinerlei Skrupel gegenüber seiner Kollegen hat. Wenn Dir das egal ist, ok, aber es sind wohl nicht alle Menschen "so" gestrickt.

Wurschtler
2012-03-26, 15:54:08
Ob man alleine für sich oder gemeinsam für alle Kollegen verhandelt, kann man ja noch überlegen.

Aber was mir wichtig ist, dass nicht nur eine einmalige Erhöhung verhandelt wird, sondern eine Regelmäßigkeit mit rausspringt. (Inflationsausgleich)

Ich weiß nicht, was einfacher, realistischer oder rechtlich machbar ist.
Kann man direkt einen Inflationsausgleich im Arbeitsvertrag festschreiben?

Oder geht das nur über den Umweg, dass man den Arbeitsvertrag an einen Tarifvertrag koppelt?

Pana
2012-03-26, 16:00:41
Automatischer Inflationsausgleich ist schlecht, weil man dann eine zusätzliche Gehaltserhöung schlechter verhandeln kann. In kleinen Unternehmen ist das Gehalt eine individuelle Sache.

Rooter
2012-03-27, 00:08:39
Hmm - hat sie denn mal drüber gesprochen wie es dem Chef "geht", hat sie das Gefühl daß Einnahmen eher in "eine Richtung" fließen?Sehr wichtiger Punkt, wenn die Firma rote Zahlen schreibt wird man sie eher gehen lassen als ihr mehr zu zahlen. Kenne ich leider aus eigener Erfahrung...

So winzig kann dein Unternehmen nicht sein, wenn es einen "Vorstandsvorsitzenden" gibt. ;)Habe ich mir auch gedacht... und einen Firmengarten + Bier gibt es auch noch! ;D

Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied. Wenn die Mitarbeiter versammelt zum Chef gehen, dann wird der blockieren und sich mit einer Verschwörung konfrontiert sehen. Würde ich niemals machen.ACK. Wenn sie mit ihren Forderungen Erfolg hat sollte sie das keinesfalls rumerzählen, das ist eine Sache zwischen ihr und der GF!

MfG
Rooter

Pana
2012-03-27, 00:21:07
Also im ernst. Mitarbeiter werden gekündigt, weil sie stehlen. Weil sie faul sind. Weil sie nicht mehr gebraucht werden. Weil der Chef deren Nase nicht mag.

Aber ich habe noch nie gehört, dass jemand gekpndigt wurde, weil er nach einer Gehaltserhöhung gefragt hat. Woher kommen denn solch irrationale Ängste?!

Rooter
2012-03-27, 00:35:35
Also im ernst. Mitarbeiter werden gekündigt, weil sie stehlen. Weil sie faul sind. Weil sie nicht mehr gebraucht werden. Weil der Chef deren Nase nicht mag.

Aber ich habe noch nie gehört, dass jemand gekpndigt wurde, weil er nach einer Gehaltserhöhung gefragt hat. Woher kommen denn solch irrationale Ängste?!Wo schrieb ich was von gekündigt werden?
Als ich bei unserem Prokuristen nach mehr Geld fragte und er mir sagte es wäre nichts zu holen weil der Standort in den letzten paar Jahren 1,2 Mio. Miese erwirtschaftet hat und ich dann sagte dass ich dann leider Konsequenzen ziehen und mir mittelfristig etwas anderes suchen müsste bekam ich zu hören: "Ich bin keinem böse der geht!", was ich deute als "Ich bin um jeden froh der geht!" :(

MfG
Rooter

Dicker Igel
2012-03-27, 00:50:45
Finde ich nicht, da hält der Chef einfach dagegen. Wenn Du in 'ner Branche arbeitest wo es mit Leuten mau ausieht, oder Du so sehr involviert bist dass ihm die Einarbeitung eines neuen Mitarbeiter Zeit und Geld kostet, wird er sich so einen Spruch sparen und einlenken.

Rooter
2012-03-27, 00:57:57
Tja, tue ich leider nicht. :(
Ein Spruch den er angeblich auch schon mal fallen lies (nicht mir gegenüber, bekam ich erzählt): "Jeder ist ersetzbar!" :rolleyes:

N8
Rooter

Pana
2012-03-27, 01:00:23
Deine Freundin scheint in erster Linie mehr Selbstbewusstsein zu brauchen :(

Dicker Igel
2012-03-27, 01:08:46
Nicht nur sie, quasi die ganze Belegschaft, wenn das zT schon seit zehn Jahren so geht.

@ Rooter

Jo, sowas nervt. Kann man dann bloß schauen wie es mit den Tarifen aussieht und ob entsprechend gezahlt wird. Manchmal wird da aber in gewissen Bereichen auch Schindluder getrieben indem man Arbeitsverträge aushändigt, welche die Tätigkeit nicht entsprechend konkretisieren. Es müssen auch Tarifverträge bestehen(Arbeitgeberverband usw).

PatkIllA
2012-03-27, 01:29:15
Bei allen nicht tariflich Angestellten die ich so kenne hat man mindestens jährlich Personalgespräche und da ist ein wesentlicher Teil die Gehaltserhöhung. Evtl. wird auch mal was für mehrere Jahre vereinbart.
Da ist dann aber jeder Einzelkämpfer und das wird vertraulich nach Terminabsprache gemacht.
Freiwillig zahlt kein Chef mehr.

V2.0
2012-03-27, 08:18:08
Es gibt keine pauschal richtige Lösung.

1. Option

Versteht sich das Team gut und herrscht Vertrauen unter den Kollegen, kann ein gemeinsames Anliegen der richtige Weg sein um wenigstens eine gewisse Anpassung an gestiegene Lebenshaltungskosten zu erreichen

2. Option

Ist das Team nicht funktional oder einem egal, dann sucht man das eigene Gespräch in dem man, abhängig von eigenen Wert im Unternehmen, deutlich mehr erreichen kann als in Option 1. Immer mit dem Nachteil, dass die Kollegen davon Wind bekommen können und das Klima im Team leidet.

Als erstes gilt es das eigene Ziel zu definieren und erst dann den richtigen Weg zur Zielerreichung zu finden. Ohne klar definiertes Ziel kann man sich das Gespräch mit Chef sparen.

Wurschtler
2012-03-27, 09:39:21
Bei allen nicht tariflich Angestellten die ich so kenne hat man mindestens jährlich Personalgespräche und da ist ein wesentlicher Teil die Gehaltserhöhung. Evtl. wird auch mal was für mehrere Jahre vereinbart.

Das ist in Firmen so, wo grundsätzlich ein Tarifvertrag gilt, aber man außertariflich höher bezahlt wird.

Wurschtler
2012-03-27, 09:43:52
Als erstes gilt es das eigene Ziel zu definieren und erst dann den richtigen Weg zur Zielerreichung zu finden.

Das Ziel ist klar definiert: Mehr Geld. :freak:

Der Weg der Zielerreichung ist die einzige Schwierigkeit.
Ich weiß immer noch nicht, wie man am besten eine regelmäßige Gehaltssteigerung vereinbart.
Wenn ich sie schon dazu bekomme, dass sie verhandelt, dann soll es gleich länger wirken und nicht nur einmalig.

Kennt sich hier jemand ein bisschen mit Arbeitsrecht aus?

V2.0
2012-03-27, 09:59:36
Das Ziel ist klar definiert: Mehr Geld. :freak:

Der Weg der Zielerreichung ist die einzige Schwierigkeit.
Ich weiß immer noch nicht, wie man am besten eine regelmäßige Gehaltssteigerung vereinbart.
Wenn ich sie schon dazu bekomme, dass sie verhandelt, dann soll es gleich länger wirken und nicht nur einmalig.

Kennt sich hier jemand ein bisschen mit Arbeitsrecht aus?

Das ist ein Wunsch kein Ziel. Die Zieldefinition muss sein.

a) einmalig mehr Geld für mich
b) regelmäßig mehr Geld für mich
c) einmalig mehr Geld für alle
d) regelmäßig mehr Geld für alle

Und daraus ergibt sich auch der richtige Weg.

PatkIllA
2012-03-27, 11:07:32
Das ist in Firmen so, wo grundsätzlich ein Tarifvertrag gilt, aber man außertariflich höher bezahlt wird.
Bei denen die ich kenne gilt kein Tarifvertrag.

Wurschtler
2012-03-27, 11:39:41
Bei denen die ich kenne gilt kein Tarifvertrag.


Es ist in ihrer Minifirma trotzdem nicht so, dass es solche Gespräche und Regelmäßigkeiten gibt.

Pana
2012-03-27, 12:04:00
Es ist in ihrer Minifirma trotzdem nicht so, dass es solche Gespräche und Regelmäßigkeiten gibt.
Warum auch? Wenn meine Mitarbeiter 10 Jahre lang arbeiten und nie nach einer Gehaltserhöhung fragen ... Ich wäre ja dumm, wenn ich mit solchen Gesprächen anfangen würde :)

Warum muss Initiative immer von oben kommen? :confused:

Wurschtler
2012-03-27, 12:39:50
Warum muss Initiative immer von oben kommen? :confused:

Das sage ich doch garnicht, ich bemühe ich doch gerade darum, dass endlich Initiative kommt.

vad4r
2012-03-27, 13:08:03
Dann soll sie das Gespräch mit der zuständigen Person suchen - unter 4 Augen. Gehaltswünsche werden nie in der Gruppe angesprochen.
Ist die zuständige Person nicht greif/ansprechbar, lässt man sich ein Termin geben und nicht von einer anderen Person abwimmeln, die nicht über die Gehälter bestimmen kann.

Es gibt nur ja oder nein, sie soll sich an Panas Tipps halten.

PHuV
2012-03-27, 13:55:07
Freiwillig zahlt kein Chef mehr.

Sehe ich überhaupt nicht so, und habe es auch anders erlebt. Ein guter Chef, der über ein gutes Team verfügt, und die dadurch auch einen guten Umsatz generieren, möchte auf alle Fälle eine hohe Motivation erhalten. Die Mitarbeiter tragen ja zum Umsatz wesentlich mit bei, und dann sollte der Chef immer seine MAs entsprechend beteiligen. Wenn er das nicht tut, und das Geld einfach nur für sich einsackt, ist er ein Arsch. Jeder Vorgesetzte handelt dann grob fahrlässig, wenn er seine MAs so ausbeutet, weil sich das dann auch auf die Motivation und die Arbeitsweise auswirkt.

Ich hatte und habe aktuell einen Chef, die sogar freiwillig einen Gehaltserhöhung anboten, ohne daß man nachfragen mußte.

@TS

Deine Freundin ist dumm, ganz ehrlich. Über Jahre keine Gehaltsforderung stellen ist an sich wirtschaftlich schon grob fahrlässig, weil dann der MA alle Kosten von Inflation und steigenden Lebenshaltungskosten abfängt. Das real Geld wird weniger, und damit kann man sich trotz langfristiger Arbeit weniger leisten. Jeder MA in einer gut laufenden Firma hat auch einen Anspruch, am Unternehmenserfolg beteiligt zu werden. Wenn ein Chef freiwillig nichts tut, und nicht mal bereit ist, die jährliche Inflation auszugleichen, ist er ein Arsch, ganz einfach. Dann soll sie woanders hingehen.

Mach es nochmal Deiner Freundin ganz deutlich: Ihr reales Geld sinkt stetig, und damit steuert sie im Prinzip auf einen wirtschaftlichen Ruin, wenn sie nicht handelt. Zudem soll sie dann gleich eine jährliche Progression und einen järhlichen Bonus im Gehalt verhandeln.

Wenn das Thema Geld und Gehalt ein Tabu ist, dann ist es per eine beschissene Firma. So was darf überhaupt kein Tabu sein. Man arbeitet, um Geld zu kriegen, Arbeit ist kein Selbstzweck oder nur einfach Freizeitbeschäftigung.

PatkIllA
2012-03-27, 14:00:06
Sehe ich überhaupt nicht so, und habe es auch anders erlebt. Ein guter Chef, der über ein gutes Team verfügt, und die dadurch auch einen guten Umsatz generieren, möchte auf alle Fälle eine hohe Motivation erhalten. Die Mitarbeiter tragen ja zum Umsatz wesentlich mit bei, und dann sollte der Chef immer seine MAs entsprechend beteiligen. Wenn er das nicht tut, und das Geld einfach nur für sich einsackt, ist er ein Arsch. Ich hatte und habe Chefs, die sogar freiwillig einen Gehaltserhöhung anboten, ohne daß man nachfragen mußte.Aber das ist doch alles im Rahmen von Mitarbeitergesprächen, wo es nicht nur ums Geld geht. Von wem auch immer die ausgehen. Oft ist es, dass die einfach regelmäßig stattfinden.
Oder kommen die wirklich auf einen zu, nur um dir zu sagen, dass du ab sofort xxx Euro mehr bekommst?

PHuV
2012-03-27, 14:04:24
Aber das ist doch alles im Rahmen von Mitarbeitergesprächen, wo es nicht nur ums Geld geht. Von wem auch immer die ausgehen. Oft ist es, dass die einfach regelmäßig stattfinden.

Das ist die gängigste Variante. Wie gesagt, es gab Chefs, da mußte ich gar nichts verhandeln, und andere waren eben Knauserer.


Oder kommen die wirklich auf einen zu, nur um dir zu sagen, dass du ab sofort xxx Euro mehr bekommst?

Habe ich auch schon erlebt. ;)

Wie gesagt, ein guter Chef hat auch das Wohl seiner MAs im Auge, denn er weiß, er ist auf sie angewiesen und kann nur dann gute Mitarbeit erwarten, wenn es ihnen gut geht, und wenn sie motiviert sind.

PHuV
2012-03-27, 14:06:23
Warum auch? Wenn meine Mitarbeiter 10 Jahre lang arbeiten und nie nach einer Gehaltserhöhung fragen ... Ich wäre ja dumm,

Siehe mein Text, ein Chef ist IMHO dumm, wenn er das nicht macht.

Pana
2012-03-27, 14:19:28
Siehe mein Text, ein Chef ist IMHO dumm, wenn er das nicht macht.
Die Wirklichkeit ist eine andere. Fürsorge und Förderung von Teams existiert nur oberflächlich. Im Grunde wollen Chefs Neid und Misssgunst, weil das antreibt selbst ein Arsch zu werden. Und Ärsche sind gefragt.

PHuV
2012-03-27, 14:21:48
Die Wirklichkeit ist eine andere. Fürsorge und Förderung von Teams existiert nur oberflächlich. Im Grunde wollen Chefs Neid und Misssgunst, weil das antreibt selbst ein Arsch zu werden. Und Ärsche sind gefragt.

Meinst Du das jetzt ernst oder trollst Du nur? Ich kann definitiv sagen, daß in meiner 2. und aktuellen Firma nicht der Fall war/ist!

PatkIllA
2012-03-27, 14:35:01
Habe ich auch schon erlebt. ;)Einen Bonus hatte ich schon mal ohne Ankündigung. Aber auch nur einmal
Wie gesagt, ein guter Chef hat auch das Wohl seiner MAs im Auge, denn er weiß, er ist auf sie angewiesen und kann nur dann gute Mitarbeit erwarten, wenn es ihnen gut geht, und wenn sie motiviert sind.Bei Mitarbeitern die den Schwanz einziehen und sich nicht trauen zu fragen bemerkt der Chef wahrscheinlich kaum dass sie da sind.

PHuV
2012-03-27, 14:40:40
Bei Mitarbeitern die den Schwanz einziehen und sich nicht trauen zu fragen bemerkt der Chef wahrscheinlich kaum dass sie da sind.

Bei einer Firma von 5 Leuten kann ich das nicht verstehen.

Dicker Igel
2012-03-27, 14:59:32
Die Wirklichkeit ist eine andere. Fürsorge und Förderung von Teams existiert nur oberflächlich. Im Grunde wollen Chefs Neid und Misssgunst, weil das antreibt selbst ein Arsch zu werden. Und Ärsche sind gefragt.

So sieht es leider aus.

Dicker Igel
2012-03-27, 15:07:35
Die Zieldefinition muss sein.

a) einmalig mehr Geld für mich
b) regelmäßig mehr Geld für mich
c) einmalig mehr Geld für alle
d) regelmäßig mehr Geld für alle

Und daraus ergibt sich auch der richtige Weg.

Sehe ich auch so. Vor allem weil es sich um so eine kleine Belegschaft handelt. Man weiß halt nicht inwiefern sich die Mitarbeiter kennen, ob es mehr als nur eine "kollegiale Freundschaft" ist, die man einzig auf der Arbeit "auslebt". Zumindest hätte ich ein beschissenes Gefühl wenn ich die anderen "hintergehen" würde. Pana hat aber auch recht wenn er sagt dass es nach Art der Tätigkeit entlöhnt werden muss, wer macht die schwierigste Arbeit im Team usw ..., da muss man sich dann im Team einig werden. In der Medienbranchne läuft das ja anders als wenn man jetzt 5 Mann in einer Schreinerei stehen hat.

Rooter
2012-03-27, 17:11:24
Sehe ich überhaupt nicht so, und habe es auch anders erlebt. Ein guter Chef, der über ein gutes Team verfügt, und die dadurch auch einen guten Umsatz generieren, möchte auf alle Fälle eine hohe Motivation erhalten. Die Mitarbeiter tragen ja zum Umsatz wesentlich mit bei, und dann sollte der Chef immer seine MAs entsprechend beteiligen. Wenn er das nicht tut, und das Geld einfach nur für sich einsackt, ist er ein Arsch.

.
.
.QFT, sollte ich evt. mal meinem Chef mailen...

Vorhin noch mit einer Ex-Kollegin gemailt die bei uns nach 2 Jahren den Vertrag nicht mehr verlängert bekam -- war das Beste was ihr passieren konnte! Ist jetzt bei DHL LLP und bekommt dort 200 Euro (Netto!) mehr als ich, dazu kommt in April oder Mai noch ein Bonus (10% von Jahresbrutto!). :uhammer:

MfG
Rooter

Wurschtler
2012-03-27, 17:34:54
Das ist ein Wunsch kein Ziel. Die Zieldefinition muss sein.

a) einmalig mehr Geld für mich
b) regelmäßig mehr Geld für mich
c) einmalig mehr Geld für alle
d) regelmäßig mehr Geld für alle

Und daraus ergibt sich auch der richtige Weg.

Eine einmalige Gehaltserhöhung bedeutet ebenfalls schon regelmäßig mehr Geld. ;)

Ich will: Regelmäßig automatische Gehaltserhöhungen, die ca. die Inflation abdecken, sodass man in Zukunft nur noch über reale Gehaltserhöhungen verhandeln muss.

Und jetzt sag mir den deiner Meinung nach richtigen Weg.

Rogue
2012-03-27, 18:11:18
In einer kleinen Firma wirst du festgesetzte regelmäßige Gehaltserhöhungen niemals durchkriegen.
Selbst dann nicht wenn sich die Erhöhung ausschliesslich auf den Inflationsausgleich bezieht.

Man muss sehr selbstbewusst in eine Verhandlung gehen und keinen Zweifel daran lassen das man die geforderte Erhöhung auch absolut wert ist.
Steigende Lebenshaltungskosten / Inflation sind gut zur Argumentation, aber sollten auf keinen Fall die einzigen Argumente darstellen.

Auch wenn man sich selbst für enorm wichtig in der Firma hält darf man jedoch nie vergessen: JEDER ist ersetzbar.
Man darf nie zu hoch pokern, dem Brötchengeber damit "drohen" den laufenden Betrieb crashen zu lassen indem man sofort geht wenn man nicht das geforderte erhält.
Als Brötchengeber würde ich da auch eher so reagieren der Person mal live zu demonstrieren das Ersatz zu finden vielleicht nicht einfach sein sein mag, aber auf keinen Fall unmöglich ist.

Auch sollte man sich vorab vielleicht mal über Berufliche Alternativen informieren und seinen "Marktwert" checken. Wer innerhalb eines Gewerbes 20% unterbezahlt ist kann schon erwarten das der Arbeitgeber das erklärt.

Ich fands immer hilfreich dem Arbeitgeber zu vermitteln das die Lohnforderung nicht auf Gerechtigkeitswahn oder Gier beruht, sondern das man in Punkto Lebensplanung ja auch mal weiterkommen will. Haus, Kinder, etc. wollen finanziell irgendwo möglich gemacht werden.
Wenn mich ein Arbeitgeber finanziell davon abhält Nachwuchs zu finanzieren, dann versteht er wohl die dringlichkeit hinter dem Anliegen und das die Loyalität zur Firma bzw. die Akzeptanz mit weniger Geld zu leben auch seine Grenzen hat.

Ich hab ganz plump meine Leistungen aufgezählt und gesagt das ich gern mehr hätte.
Dann fingen die Ausflüchte an:
Der Herr X (Alter 60 / Vorgänger auf dem Posten) hat auch nicht mehr verdient.
Antwort: Ich bin aber nicht der Herr X, ausserdem leiste ich mehr und habe mittlweile auch einen erheblich größeren Verantwortungsbereich.

Unabhängig vom Geld wusste ich allerdings das ich aus dem Irrenhaus von betrieb raus musste um meine Nerven und mein Seelenheil nicht zu verspielen.
Als dann langsam durchsickerte das ich auf die Techniker-Schule gehen würde, kamen auch eiiiinmal hervorragende Angebote.
2 Jahre Vollzeit Schule mit gelegentlicher Aushilfe an Samstagen durchbezahlt bei vollem Gehalt wenn ich bereit wäre hinterher für einige Jahre bei der Firma zu bleiben.
Auf einmal gehts also doch! Die haben vielleicht geguckt als ich abgelehnt hab. Freiheit ist halt unbezahlbar ;)

Jedenfalls haben die NACH meinem Weggang als Ersatz für mich (damals 23, gelernter Elektriker-Geselle, Produktionsleiter des Betriebs mit über 10 "Untergebenen") einen INDUSTRIEMEISTER gesucht. Ich vermute mal so einer kostete den betrieb das dreifache von meinem Gehalt, aber vorher rumheulen das mehr Lohn "einfach nicht möglich sei".

Was lernen wir daraus? In harten Zeiten kann man auch mal seine Firma durch verzicht stützen.
Wenn der Rubel rollt muss man aber sicherstellen angemessen bezahlt zu werden und darf sich von denen keinen Mist erzählen lassen.

Jedenfalls wird dir kein Arbeitgeber mehr bezahlen wenn er dich dahingehend durchschaut das du niemals weggehen wollen würdest und die Kohle vielleicht nicht so essentiell wichtig ist wie du sagst. Selbstbewusstsein, Geschick im Handeln und ein Pokerface helfen da weiter.
Vorliegende Angebote anderer Firmen sind auch nicht schlecht ;)

PHuV
2012-03-27, 20:09:14
In einer kleinen Firma wirst du festgesetzte regelmäßige Gehaltserhöhungen niemals durchkriegen.
Selbst dann nicht wenn sich die Erhöhung ausschliesslich auf den Inflationsausgleich bezieht.

Daran glaube ich überhaupt nicht. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. ;)


Was lernen wir daraus? In harten Zeiten kann man auch mal seine Firma durch verzicht stützen.
Wenn der Rubel rollt muss man aber sicherstellen angemessen bezahlt zu werden und darf sich von denen keinen Mist erzählen lassen.

Genau so sehe ich es auch. Wenn es der Firma nicht so gut geht, ist bestimmt jeder bereit zu verzichten. Aber es kann nicht sein, daß die Firma guten Umsatz macht, und die beteiligten MAs nichts davon haben.


Jedenfalls wird dir kein Arbeitgeber mehr bezahlen wenn er dich dahingehend durchschaut das du niemals weggehen wollen würdest und die Kohle vielleicht nicht so essentiell wichtig ist wie du sagst.

Kohle ist wichtig, man muß doch davon angemessen leben können. Ich kann mir jetzt nicht vorstellen, das die Freundin vom TS ein so hohes Gehalt hat, wo sie sagen kann, es wäre unwichtig.


Vorliegende Angebote anderer Firmen sind auch nicht schlecht ;)

Na, so was würde ich mir doch sehr verkneifen, daß kann ganz gewaltig nach hinten losgehen. Am besten solche Angebote verschweigen, und dann einfach nur unspezifisch sagen, daß man mit dem aktuellen Gehalt nicht mehr zufrieden ist und sich ggf. anderweitig umschaut.

Commander Keen
2012-03-27, 20:21:50
Der ganze Thread besteht doch nur aus heißer Luft. Ohne hard facts kann niemand sagen, wie erfolgsversprechend ihre Aussichten sind. D.h. man müsste schon wissen was sie genau macht, wieviel sie jetzt verdient, wo sie wohnt bzw. die Firma ihren Sitz hat, usw.

Alles was wir hier wissen ist, dass die Firma irgendwas mit Medien macht, 5 MA hat und diese seit 10 Jahren keine Gehaltserhöhung bekommen haben. Gut, das ist zwar immerhin schon mal etwas, reicht aber noch nicht. Es bringt ja auch nichts völlig planlos in eine Gehaltsverhandlung einzusteigen, man muß schon abschätzen können, wieviel man selber wert ist um überhaupt mal eine realistische Zielvorstellung formulieren zu können.

PatkIllA
2012-03-27, 20:55:35
@Commander Keen
Solange man nicht den Mumm aufbringt den Chef um ein Gespräch dafür zu bitten ist das doch sowieso egal.

Gast
2012-03-28, 02:12:06
[QUOTE=Wurschtler;9225768
Von zwei Arbeitskollegen, die schon seit 10 Jahren dort arbeiten, hat sie erfahren, dass die auch noch nie eine Gehaltserhöhung bekommen haben!
[/QUOTE]
Das sind ja Lohnkürzungen von mehr als 25 %!
Entweder war das Gehalt vorher recht gut oder die MAs trudeln jetzt so nahe dem Existenzminimum rum.
Dass der Inflationsausgleich auch in kleinen Firmen nicht mehr regelmäßig kommt, können sich die Firmen bald eh nicht mehr erlauben. Die Inflation zieht an und wird bei der ganzen Druckerei zwangsläufig noch stärker anziehen, als die Jahre zuvor. Bei den Energiepreisen erleben wir jetzt schon unser blaues Wunder. Da wird die Pendelei für ein Viertel der Arbeitnehmer dann unterschwinglich werden, alleine schon durch die Benzinpreise. Und näher ran ziehen fällt auch flach, wegen exorbitanter Mietpreise. Da muss der Arbeitgeber mehr zahlen oder die MAs bleiben zwangsläufig zuhause, weil die Arbeit ein Draufzahlgeschäft wird.