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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Testberichte - inwieweit kann man diesen vertrauen?


Nomadd
2012-07-29, 02:09:46
Ich lese in letzter Zeit sehr viele Notebook/Tablet Reviews auf bekannten Seiten wie Notebookcheck, Notebookjournal, Notebookinfo usw... Es gibt davon ja inzwischen soviele Seiten, die Testberichte zu allem möglichen Technikspielzeug veröffentlichen.

Jedenfalls fällt mir auf, dass das Fazit oft sehr gegensätzlich ausfällt: was z.B. auf Notebookcheck mit tollen 85% als sehr empfehlenswert durchgeht, wird auf Notebookjournal als totaler Schrott deklariert. Ich frage mich, wie sowas sein kann? Die testen doch das gleiche Gerät. Ist das Qualitätsbewußtsein bei den Reviewern so komplett unterschiedlich ausgeprägt, dass es zu komplett unterschiedlichen Ergebnissen kommt oder wie muss ich mir das vorstellen?

Jedenfalls ist das sehr verwirrend, wenn man Reviews zu einem bestimmten Gerät liest und die einen sagen, dass es super verarbeitet ist und ein tolles Display hat und die anderen halten's für wabbeligen Chinaschrott mit grottigem Display. Wem kann man noch vertrauen, wem nicht?

Commander Keen
2012-07-29, 10:10:33
Das ist das Problem an Reviews im Internet: Die meisten Seiten sind doch schon froh, wenn sie gratis Testexemplare kriegen. Dementsprechend beisst man nicht die Hand, die einen füttert.

Am ehesten vertraue ich bei sowas ganz klassisch der c't, denen dürfte es noch am egalsten sein, wenn sie mal was verreissen und die Redakteure sind halbwegs fachlich kompetent. Allerdings ist dort die Quote das Modell, für welches man sich interessiert, zu finden entsprechend niedrig.

Bleibt letztlich nur das FAG, wenn man ins Klo gegriffen hat. Was wiederum bedingt, dass man die erste Woche, in der man das neue Gerät da hat, intensiv auf Schwachstellen testen muß. Die Zeit und Muße hat auch nicht jeder.

IVI
2012-07-29, 12:35:02
Es ist alle eine Frage der Referenzwerte, der Gewichtung einzelner Aspekte und natürlich persönlicher Vorlieben und Bedürfnisse.

Ein absoluter Klassiker ist z.B. das Bewerten von Ausstattungselementen, die je nach Prüfschema schon mal eine totale Verzerrung mitsichbringen. Da kann z.B. ein minderwertes, aber rundum top ausgestattetes Produkt letztlich vor einem hochwertigen, aber eher spartanisch ausgestatteten Produkt liegen. Doch nur einfach, weil ein Feature vorhanden ist, muss es noch lange nicht gut sein, nützlich, gar relevant. Da muss der Leser genau hinschauen und ggf. Bewertungen ignorieren. Das gilt für Lappis genau so wie Blu-Ray-Player, Fernseher, Autos und, herrjee, meinetwegen auch Mikrowellen und Kameras.

Wie gut ist "gut"? Als audiophiler Mensch kann es durchaus wichtig sein, wenn ein Subwoofer bis 20 Hz geht, einem "Normalo" kann sowas herzlich egal sein. Wenn ein lautes Klicken bei Maustasten nicht stört, wenn die Laustärke bei Computern egal ist, dann sind Referenzwerte, die an der Hörschwelle liegen, nicht relevant. Hat man 20-€-Lautsprecher am PC hängen, ist eine detaillierte, kritische Messung der Soundkarte nahezu egal.

Bilder und Werte - hard facts - das zählt, das zeugt von Testkompetenz und Qualität des Testequipments. Wischiwaschiaussagen wie "Das Display ist kontrastarm" sind wenig aussagekräftig, konkrete Werte wie "Im Testsetup gemessene 2870:1" hingegen sind etwas, das als echte Info anzusehen ist, denn hierdurch ist die relationale Betrachtung möglich, ein Vergleich zu Konkurrenz. "Das warmweiße Licht der Lampe" ist Marketinggeblubber, "die gemessenen 2950 K" hingegen stellen einen Wert dar, hinter dem wirklich etwas steckt.

Nun ist gerade eine große Komplexität natürlich auf mannigfaltige Art und Weise knifflig darzustellen, wenn wenn ein Lappi rundum echt klasse ist, sich alle einig sind auch die Werte stimmen, hat es aber ein verspiegelten Display, kann dies ein K.O.-Kriterium sein, kommt aber halt darauf an, was der Nutzer will, wozu er das Lappi braucht.

Tja, wie auch in der Demokratie gilt es bei Reviews / Tests sich seine eigenen Gedanken zu machen, man muss Infos sammeln und bewerten, man muss vergleichen und nachdenken, was wie benötigt wird, was überflüssig ist. Das kostet Zeit, das bedarf der Informationsbeschaffung, aber es lohnt sich.


@ Keen: Ich würde prinzipiell zustimmen, doch leider ist auch Heise nicht unabhängig. So wie jeder Verlag, gerade in der aktuellen Situation, ist es ein echter Kampf um Anzeigen, um Budgets, Personalkosten etc. Ich würde soweit gehen zu sagen, Heise war früher mal kritischer, die c't mal lesenswerter. Das FAG ist heutzutage leider kein Notanker mehr, sondern allzu oft die einzige Lösung. :(

Nomadd
2012-07-29, 15:09:28
In der Tat. Es ist heute wirklich schwer geworden und das schlimme ist: den privaten Rezensionen kann man ebenfalls nicht vertrauen, weil a.) die Leute sich i.d.R. nicht eingestehen wollen, dass sie einen Fehlkauf getätigt haben und b.) Firmen gezielt Rezensionen faken lassen...

Piffan
2012-07-29, 18:00:25
Private Rezensionen können durchaus helfen. Aber nur nicht einer Einzelnen vertrauen. Es gibt immer wieder Spinner, die ein Produkt in Bausch und Bogen niedermachen, nur weil ihnen eine spezielle Eigenschaft fehlt oder sie sich an Nebensächlichkeiten hochziehen. Manche lügen auch schlicht.

interzone
2012-07-30, 21:31:54
ich schaue gerne in die Rezensionen auf amazon.
Und zwar zuerst die Schlechtesten. Wenn sich die Bewertungsargumente für mich stichhaltig anhören, Probleme keine Einzelfälle sind (defekt/Montagsgerät), und nicht rein subjektiv geprägt sind (wie z.B. oft bei Filmen), spare ich mir die Zeit mit den postiven Rezensionen.

Funktioniert natürlich so nur ab einer gewissen Anzahl der Beurteilungen.
Zusätzlich noch der eine oder andere Test (Inland/Ausland) und eventuell spezialisierte Foren via Suchmaschine; der Aufwand, den ich da betreibe ist aber auch vom Produkttyp und Preis abhängig.