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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Intel Rapid Start


Blackhand
2012-09-18, 18:43:08
Hallo,

habe mir nun endlich mal wieder neue Hardware gegönnt und es gibt diesmal auch ein paar neue Features. Eines davon ist die Intel Rapid Start technology.
Da das Netz bezüglich Infos zu diesem Feature mal wieder eher arm ist dachte ich mir es ist mal wieder Zeit die Sache selber zu testen und die Ergebnisse der Mühe will ich dann mal nicht für mich behalten.

Was ist Rapid Start?
Rapid Start ist kurz gesagt ein Feature welches den Ruhezustand beschleunigen soll bzw. das Erwachen aus diesem. Um die entsprechende Rapid Start Software installieren zu können muss möglichst auf einer SSD manuell eine extra hibernation partition (Ruhezustandspartition) eingerichtet werden, welche i.d.R. mindestens so groß wie der Arbeitsspeicher sein sollte sowie das entsprechende Feature im BIOS/EFI enabled sein.

Man kann die entsprechende Partition scheinbar auch kleiner wählen, dafür hätte ich im EFI dann die Option „Active Page Threshold Support“. Das habe ich allerdings nicht weiter getestet, sondern ganz regulär mit der Größe des Arbeitsspeichers (32GB) gearbeitet. Es gibt mehrere Anleitungen zur Einrichtung im Netz, die kürzeste und beste ist imo diese hier:

http://download.intel.com/support/motherboards/desktop/sb/rapid_start_technology_user_guide.pdf

Erläuterungen zu den Ernergiesparmodi
Generell gibt es heute 2 praktische Energiesparmodi : Standby in Form von Suspend to Ram (S3) und Suspend to Disk bzw. Ruhezustand (S4). Beim ersteren werden die aktuellen Daten im Ram behalten und dieser mit Spannung versorgt, so dass die Daten nicht verloren gehen. Der Rest des Systems ist quasi ausgeschaltet. Bei S4 wird der gesamte Inhalt des Rams auf die Festplatte ausgelagert und der Rechner kommt dann komplett ohne Strom aus. Beim Anschalten wird dieser Inhalt wieder in den Ram geschrieben und man macht genau dort weiter wo man aufgehört hat.
Windows 7 bietet den expliziten S4-mode wohl nur noch auf Laptops zum direkten Auswählen, auf Desktops gibt es so erstmal nur noch die Option „Energie Sparen“, was einen S3/S4 Hybridmodus darstellt. Dabei werden die Daten wie beim normalen S4-mode auf die Festplatte geschrieben, das System verbleibt danach aber erstmal im S3-mode. Wird die Stromversorgung unterbrochen bleibt das System im S4-mode. Will man direkt in den S4-mode gehen muss man unter „Systemsteuerung -> Energieoptionen -> Auswählen, was beim Drücken von Netzschaltern geschehen soll“ die Option Ruhezustand beim Drücken des Netzschalters oder der Stromspartaste wählen. Das funktioniert aber eventuell erst nach einem Neustart korrekt und natürlich nur bei aktiviertem Ruhezustand (Hibernation)! Deaktiviert man die Hibernation wie unter Extra 2 beschrieben hat man nur noch den puren S3-mode unter der Option „Energie sparen“ zur Auswahl.


Praktischer Ablauf
Ist Rapid Start einmal installiert kann man es mittels eines Tray Icons an- und abschalten. Ist es aktiviert geht er unter „Energie sparen“ immer zuerst in den S3-mode, wacht dann nach einstellbarer Zeit wieder auf um dann direkt in den S4-mode zu gehen. Die Standardzeiteinstellung im BIOS als auch im Tray icon ist „immediately“, also sofort und was anderes wurde von mir auch nicht getestet. So wacht er dann immer schnellstmöglich aus dem S3-mode wieder auf um dann in den S4-mode zu gehen. Man kann unabhängig davon immer noch in den normalen Ruhezustand gehen und bei Deaktivierung von Rapid Start hat man wieder das ursprüngliche Verhalten bei der Option „Energie sparen“. Allerdings hat man durch die normale Hibernation zusätzlich Platzverlust durch die hiberfil.sys, welche man einfach deaktivieren kann (s. Extra 2)

Testsystem und Ablauf

Enermax Revolution87+ 550W
MSI-Z77A-G45 mit BIOS Version 2.5/2.6
Core i7 3770K
32(4*8)GB G-Skill 1600er CL9 Ram
ADATA Premier Pro SP900 SSD mit 256GB und Sandforce SF-2281 Controller sowie Firmware 5.0.2a
Radeon HD 5770
Windows 7 Professional x64 deutsch mit SP1 und sonst allen aktuellen Updates

Der Test besteht daraus mittels Handystoppuhr die Zeiten zu ermitteln, die einerseits gebraucht werden um ab Button/Knopfdruck in die jeweiligen Zustände zu kommen und andererseits um daraus wieder zu erwachen. Getestet habe ich 3 Zustände: Idle, Load und UT3.

Bei idle waren nur die Autostartdienste- und Programme geladen, kein Fenster geöffnet.

Bei UT3 war zusätzlich noch ein pausiertes, an sich laufendes UT3 Godlike-Botdeathmatch auf der Map Shangri La im Task.

Bei Load hatte ich Firefox 15.01 mit den Startseiten von 3DCenter, htu4 und Planet3dNow sowie die 3DCenter Forum Startseite geöffnet, jeweils ein leeres Office2010 Word und Exceldokument offen sowie einen pausierten 720p Film im Media Player Classic.

UT3 und der Film sind übrigens nicht auf der SSD gespeichert.

Passwortanforderung nach dem Aufwachen war deaktiviert, so dass kein Anmeldebildschirm erschien.

Da ich noch einen Röhrenmonitor benutze und mit Powerstrip die Refreshrate erzwinge passiert es, dass der Monitor direkt nach dem Erwachen erstmal nicht die gewünschte Refreshrate anzeigt bis Powerstrip aktiv wird. Diesen Zeitpunkt, wenn der Bildschirm zur gewünschten Refreshrate switcht, habe ich als Stoppzeitpunkt ausgewählt.

Nun musste ich aber feststellen, dass der Rechner genau nur unter Rapid Start dann aber erstmal für ca. 5-8 Sekunden nicht oder nur stark verzögert reagiert. Diese Zeit müsste man dann nochmal aufschlagen, was ich in der Tabelle mit einem + hinter der regulär gestoppten Zeit gekennzeichnet habe.

Für einen Kaltstart braucht mein Rechner übrigens 36-40s bis er hochgefahren und alles scheinbar fertig geladen ist. Ein Neustart braucht ganze 34s ab Buttondruck. Mal so zum Vergleich.

Leider gibt es bei mir auch einen Major-Bug unter der Verwendung von Rapid Start, der eventuell an meinem Board bzw. dessen BIOS-Version liegt. Und zwar erwacht der Rechner NIE aus dem S4-mode wenn ich den Rechner zum 2. mal ohne richtigen Neustart dazwischen in diesen versetze. Er bleibt dann einfach mit einem schwarzen Bildschirm stehen ohne dass etwas passiert. Generell kommt beim Erwachen kein Bildschirm wie z.B. der „Windows wird fortgesetzt“ Screen beim normalen S4-mode. Dieser Bug ist hochgradig reproduzierbar.

Ergebnisse und Fazit
Hier Tabelle mit den entprechenden Angaben in Sekunden.

Im Vergleich dazu braucht der pure S3-mode bei mir immer 3-4 Sekunden um erreicht zu werden und 7-9 Sekunden zum Erwachen, relativ egal was geladen ist und was nicht. Der S3-/S4-Hybridmode braucht so viel Zeit wie der S4-mode um erreicht zu werden und beim Erwachen so viel Zeit wie der S3-mode bzw. S4-mode bei Stromkappung.

https://dl.dropbox.com/u/48866901/Rapid%20Start/Ergebnisse.jpg

Wie man sieht erwacht der Rechner unter Verwendung von Rapid Start durchgehend schneller aus dem S4-mode, allerdings ist der Effekt jetzt nicht so großartig, wenn man die Freezetime unter Rapid Start dazurechnet. Zudem muss man das Feature ausstellen, wenn man einfach mal in den S3 will, es sei denn man benutzt dafür den Timer, ab wann von S3 zu S4 umgestellt wird. Für Leute die den Ruhezustand benutzen oder auch für Laptops kann Rapid Start allerdings durchaus eine kleine Verbesserung darstellen. Etwas nervig ist die Vorgehensweise, dass immer erst in den S3 geschaltet, dann wieder geweckt und dann erst in den S4 geschaltet wird, was dann auch eher mehr Zeit in Anspruch nimmt in diesen mode zu kommen, wobei das wohl für die wenigstens von Interesse sein dürfte. Eventuell ist Rapid Start auch einfach verbuggt, was es für mich, in meinem Fall, absolut unbenutzbar macht. Nicht ausschließen kann man, dass das Ergebis doch relativ stark von der verwendeten SSD (bzw. dessen Controller) oder dem verwendeten Board/Laptop abhängt und das hier vorgestellte alles andere als repräsentativ ist. Außerdem können die Messschwankungen durchaus mehrere Sekunden betragen. Die meisten Ergebnisse basieren auf lediglich einer Messung.

Extra: Hibernation Partition löschen
Hat man eine Hibernation Partition erstmal eingerichtet wird man sie nicht mehr so einfach los. Die Option sie zu löschen wird in der Datenträgerverwaltung schlicht nicht angeboten. Dafür muss man wie zur Erstellung wieder das Tool Diskpart benutzen wofür man unter Windows 7 wie folgt vorgeht:
Start->cmd eingeben und die .exe als Administrator öffnen.
diskpart eintippen
list disk
select disk *disknumber*
list partition
select partition *hibernation partition number*
delete partition override
exit
fertig

Extra 2: Ruhezustand de-/aktivieren
Start -> cmd eingeben und die .exe als Administrator öffnen
Powercfg.exe –h on
aktiviert den Ruhezustand
Powercfg.exe –h off
deaktiviert diesen wieder


Ich übernehme natürlich keinerlei Haftung für beschädigte Hardware oder Datenverlust, wenn ihr irgendwas davon ausprobiert.

Edit:
Erläuterungen zu den Stromsparmodi wurden hinzugefügt sowie die Wechselwirkungen zu Rapid Start mit diesen korrigiert.
Extra 2 wurde hinzugefügt.
Tabelle wurde einerseits umgestellt und die Zeile S3 weggelassen, statt dessen zusätzlicher, erläuternder Text überhalb der Tabelle. Ein hoher S3-Aufwachwert aus der alten Tablle war auch nicht mehr reproduzierbar.
Paar kleinere Satzumbauten bzw. Ergänzungen.

Gast
2012-09-19, 01:43:40
Interessanter Test. Ich denke nicht, dass sich bei anderen Geräten viel Unterschied finden wird. Abgesehen davon, dass ich von diesen ganzen Zusatzfeatures, die meist nur altbekannte Technologien in neue Termini packen und lediglich die Standardlösungen ersetzen, ohnehin nichts halte, kann man RS meiner persönlichen Meinung nach in die Mülltonne werfen.

* extra Partition wird benötigt; Zeitaufwand fürs Anlegen bzw. später fürs Entfernen
* zusätzlicher Platzverlust (gerade auf Laptop)
* Funktionalitätsverlust S3/S4. Bei Laptoptransport nehme ich grundsätzlich S4, S3 zieht ja den Akku leer den man dann später braucht.
* kaum Geschwindigkeitsgewinn (also ob es 5 Sekunden länger dauert oder nicht spielt ja bei den Zeiten dann auch keine Rolle mehr)

Die Windows-Standardlösung funktioniert normalerweise und ist einigermaßen ok, bis auf das bei S4 der Dateicache geleert wird und das System nach dem Fortsetzen daher etwas träge ist (und das obwohl man Speicherplatz in der Größe des Arbeitsspeichers berappen muss und sich das nirgends ändern lässt). Bei einer SSD fällt das aber wohl nicht so auf.

ux-3
2012-09-19, 07:12:55
Ich hab es gleich im Bios ausgeschaltet. SSD und gut.

Rente
2012-09-19, 08:08:37
Schöner Test, vielen Dank für die umfangreichen Erläuterungen - ich wollte es eigentlich auch mal testen, nun kann ich mir das ja wohl schenken.
Ähnlich wie Smart Connect ist es mit einer SSD relativ sinnfrei.

RavenTS
2012-09-20, 22:37:56
Ist seit Windows7 nicht immer die Unterscheidung zwischen S3 (Suspend to RAM bzw. Standby) und S4 (Suspend to Disk bzw. Ruhezustand) weggefallen?
Zumindest bei mir gibt es nur noch Energie sparen, was afaik ein Hybrider Modus ist, der S3 und S4 kombiniert.

Blackhand
2012-09-21, 20:53:30
Oja, tatsächlich hat Windows 7 für Desktoprechner nur noch einen S3/S4 Hybridmodus im Angebot, wenn die Hibernation aktiv ist. Allerdings kann man wie im Bericht beschrieben trotzdem noch direkt in den S4 Mode kommen, indem man das Powerknopfverhalten darauf einstellt.

Bei meinem Windows Laptop bietet mir Windows 7 aber auch so noch ganz normal den Ruhezustand an, deswegen dachte ich eigentlich die Option müsste es ganz normal geben und dachte es hat was mit Rapidstart zu tun. Dann wohl eher mit Laptop/kein Laptop.

Allerdings war mir beim testen die Tatsache nicht bewusst und habe jetzt nicht drauf geachtet, wann ich die Windows Hibernation an oder aus hatte. Dadurch kommen vermutlich die teils identischen Schlafengehzeiten für S3 und S4 heraus. Es geht nämlich eigentlich schneller in den S3.

Das muss ich die Tage mal korrigieren.

Und noch eine Sache die mich gerade etwas verwirrt, vermutlich weil ichs i.d.R. auch nicht nutze: War die hiberfil.sys nicht mal immer genauso groß wie der Ram? Jetzt hat die aufm Desktop und dem Laptop nur noch 3/4 Ramgröße. Wär ja nochn Grund für die normale Hibernation.

Blackhand
2012-09-22, 20:59:38
So, der Artikel wurde nochmal geupdatet, siehe Punkt Edit unten.

Ansonsten hab ich jetzt auch mal Ramdisks ausprobiert am neuen Rechner. Vielleicht kommt diesbezüglich irgendwann nochmal ein Artikelupdate wenn ich Zeit und Lust zu habe.

PatkIllA
2012-09-22, 23:54:17
Die hiberfil.sys kann man seit Vista in Prozent des Arbeitsspeichers angeben. Wie der Gast schon bemerkt hatte wird der Cache nicht mitgespeichert. Genauso wenig muss man den Programmcode in die Datei schreiben. Kann ja beides wieder von Platte gelesen werden.

Ich hab sowohl auf dem Laptop als auch am Desktop Ruhezustand aus und nutze nur S3. Geht einfach schneller. Gerade auf dem Arbeitslaptop sind oft ein paar GB Speicher wirklich belegt, die geschrieben und zurückgelesen werden müssten.

TobiWahnKenobi
2012-09-23, 11:45:31
Ich hab es gleich im Bios ausgeschaltet. SSD und gut.

same here. startet doch eh in 20 sekunden.


(..)

mfg
tobi

PatkIllA
2012-09-23, 11:47:06
same here. startet doch eh in 20 sekunden.Plus einloggen und Umgebung wiederherstellen sind auch mal einige Minuten hin. Ich schicke die Kiste öfters noch im Breakpoint in den Standby.

TobiWahnKenobi
2012-09-23, 12:07:51
minuten? sicher, dass du nicht stunden meinst?

-> lächerlich!

davon ab bin ich froh, den ganzen auslagerungsrotz (pagefile + hybernation -datei) von meinem system-root los-zu-sein. spart 16GiB und lässt die SSD länger leben. es gibt nützlichere daten, mit der man eine SSD füllen kann.

btw,
in FF kann man problemlos die letzte sitzung wiederherstellen und anwendungen starten "hier" in 1-2 sekunden. je nachdem wie groß die applikation ist.



(..)

mfg
tobi

PatkIllA
2012-09-23, 12:19:51
Für etwas komplexere Fälle brauche ich 10 Minuten+. Für das mindeste 5.
Verschlüsselte Laufwerke mounten, Visual Studio starten und komplett kompilieren.

Rente
2012-09-23, 12:23:36
Das ist natürlich auch ein absolut typischer Vorgang bei jedem hier.

Für "Spezialfälle" bringen Rapid Start/Ruhezustand nach wie vor etwas, wenn man den Rechner aber hauptsächlich als Entertainment-Center nutzt eher weniger.

PatkIllA
2012-09-23, 12:29:03
Durch Ruhezustand gewinne ich wenig. Die Arbeitsumgebung belegt wirklich mehrere MB, die geschrieben und gelesen werden wollen.

Und zu Hause bremsen die ganzen USB-Geräte und das truecrypt Laufwerk mounten. Da braucht der Rechner auch zum aufwachen aus dem S3 schon eine höhere einstellige Sekundenanzahl.

Marcello
2012-12-28, 19:05:02
Interessanter Test. Ich habe das für mich selber im Zuge eines neuen Desktop-Rechners im Sommer auch mal in verschiedenen Konstellationen durchgespielt. Bin zu dem gleichen Ergebnis gekommen, dass zumindest mit einer flotten SSD Rapid Start keinen signifikanten Vorteil bringt. Habe es wieder runtergeschmissen und nutze nur noch echten S3 um den PC mal in Arbeitspausen schnell auf Sparmodus zu schicken.