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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Sklaven der Maschinen


Timolol
2013-01-20, 00:16:16
Abend,

Ich weis nicht wie ich es genau beschreiben soll. Aber seid einiger Zeit denke ich darüber nach. Ich bin praktisch in meiner Jugend mit dem PC aufgewachsen, als er gerade am kommen war. Früher war ich jeden Tag ein "paar" Stunden vorm TV. Heute hab ich das Großteils auf gemeinsame Kinoaabende und wenige Fernsehabende reduziert. Stattdessen bin ich etwa 4h jeden Tag vorm Computer. Ich habe meine Hobbys wie Oldtimer und andere Technische Hobbies. Welche aber ohne Computer quasi gar nicht mehr realisierbar sind. Sprich Entsprechende Community, Teilebesorgung und das treffen gleichgesinnter.

Ich mache mir in letzter Zeit viele Gedanken und überlege wo ich ohne TV und Computer wäre und was ich stadtdessen machen würde. Ein entsprechendes Smartphone habe ich nicht. Ist quasi noch die einzige Rebellion gegen "Skynet". Ich habe Kollegen die regelrecht abhängig davon sind. Sprich auf Arbeit 7h mit dem Smartphone beschäftigt.
Aus irgendeinem Grund macht mir das Angst.
Selbst mein Beruf ist es eine Maschine am laufen zu halten un mich um sie zu kümmern. Ansich dreht sich so vieles darum... Mein ganzes Leben muss quasi angepasst sein um im Schichtbetrieb eine Maschine am laufen zu halten.

Was würdet ihr machen wenn sagen wir mal ein Sonnensturm die Komplette Elektronik welche dafür anfällig ist Lahmlegt?
Strom ist Weg, Kein elektronisches Gerät lässt sich noch betreiben, auch wenn es noch funktionieren würde, ohne enstprechende Vernetzung und vor allem Strom geht gar nichts mehr.
Wenn ihr Glück habt läuft euer Auto oder Moped noch, das wars dann aber auch schon. Eure Internet Communitiy gibt es nicht mehr. Facebook un co. ist vom einen auf den anderen Zeitpunkt Geschichte.

Wir wären quasi ein Jahrhundert zurückkatapultiert.

Ich frage mich ob diese Ausgangslage was Lebensqualität besser gewesen wäre. Vor allem sollte das doch eher dem Zusammenhalt der Gesellschaft dienen oder?

Mich verärgert diese hoch technisierte Gesellschaft immer öfter. Das nimmt kein gutes Ende.


Grüßle

Lyka
2013-01-20, 00:19:34
diese Gesellschaft, diese Menge an Menschen, die zusammenarbeiten, wäre ohne Technik nicht möglich. Sie ist eine Grundvoraussetzung des "nicht mehr dörflich-stammesgebundenen" Lebens.

ich halte eine Sterberate von mehr als 50% im Rahmen eines dauerhaften Ausfalls aller elektronischen Geräte für nachdenkenswert

Exxtreme
2013-01-20, 00:23:26
Ich glaube nicht, dass es besser wäre. Denn kaum einer gibt freiwillig Geld für etwas aus was schlechter ist. Sprich, wäre das Leben ohne Smartphone besser als mit dann würde das kaum einer kaufen und es gäbe Smartphones bald nicht mehr. Oder kennst du jemanden, der sich freiwillig eine Eisenkugel ans Bein bindet?

Timolol
2013-01-20, 00:30:38
Nein... Stell dir mal vor du wächst als Kind ohne PC auf. Kennst kein TV. Machst viel mehr mit Freunden in der Natur und unternimmst geimeinsam etwas. PC, TV etc. gibt es alles nicht, kannst es also nicht vermissen.

Klar wird heute viel über das Internet organisiert, aber alleinn schon das. Früher musste man das untereinander miteinander besprechen.

Es geht nicht primär ums Geld. Mir gehts um die soziale Gesellschafft.
Das die ganze Globalisierung ohne diese Technik gar nicht möglich ist möchte ich nicht bestreiten. Das sehe ich genauso. Ist das denn erstrebenswert? Wer hat davon als Indiviuum etwas? Geld? Reichtum? "Wohlstand"? Sind wir wirklich besser dran wie vor einigen Jahrzehnten?

Ich setze mich viel mit vergangenen Zeitepochen auseinander. Es scheint mir als liefe etwas gewaltig schief.

Lyka
2013-01-20, 00:33:16
ich bin ein DDR-Kind, also von dem aus ;) das Technik Menschlichkeit vernichtet, finde ich nicht... es verändert sie.

http://de.wikipedia.org/wiki/Transhumanismus

ich finde allerdings, dass mehr Leute auf Rolltreppen und Fahrstühle verzichten sollten, wenn sie sonst gesund sind.

Turrican-2
2013-01-20, 00:35:15
(...)Oder kennst du jemanden, der sich freiwillig eine Eisenkugel ans Bein bindet?
Ich behaupte, die Geschichte ist voll davon (z.B. mittelalterliche Kirche, Drittes Reich, kommerzielle Bigdata = Bigbrother), da dem durchschnittlichen Menschen (inkl. /me) das langfristige und allumfassende Denken fehlt.

Lyka
2013-01-20, 00:38:19
Neophobie, Konservativismus... funktioniert, hält alles stabil... versucht (in)direkt, eine Art allumfassende Ordnung herzustellen/zu behalten... erfolglos^^

Timolol
2013-01-20, 00:42:48
ich finde allerdings, dass mehr Leute auf Rolltreppen und Fahrstühle verzichten sollten, wenn sie sonst gesund sind.


Ganz genau. Und andere widerrum kommen mit anderen Techniken in Kontakt, welche sie für einen Teil ihres Lebens missbrauchen und gleich mit einbeziehen um es möglichst "beguem" zu haben.

Der eine kann nicht mehr aufs Auto "verzichten". Der andere "muss" jeden Tag seine Mails kontrollieren. Der nächste das online Banking, die Einkäufe, seine ganze Pläne. Und sowieso muss man auf Facebook seine Kontakte "pfelgen". Dates organisieren und was weis ich noch...

Lyka
2013-01-20, 00:44:06
daran ist aber nicht die Technik schuld, sondern die Irrationalität (Gefühle) der Menschen. Wir sind keine rationalen Wesen.

Marscel
2013-01-20, 00:58:57
Als Softwareentwickler im jüngeren Jahr hab ich mir mit Blick auf Zukunftssicherheit auch schon solche Dinge überlegt.

Meine Aufgabenfelder waren bisher alle weit jenseits der direkten Maschinensteuerung, sondern hinter etlichen Ebenen und Abstraktionen z.B. bei Netzwerkdiensten. Welche dann dazu dienen, dass Leute mit ihrem Smartphone dann Operator über alle möglichen Dinge spielen, sie ihre Arbeit noch bequemer machen oder durch Symbiose mit anderen Dienste den Eindruck bekommen, dass alles miteinander verbindbar ist.

Wenn morgen alle elektronischen Maschinen einschließlich aller Blaupausen, Dokumentationen und Know-Hows sich in Luft auflösen, dann bin ich a) arbeitslos und werde es ohne Neuorientierung lange sein, b) kann kein Handy/facebook mehr zum Kommunizieren nutzen und c) meiner gern gepflegten Freizeitbeschäftigung des Zockens nicht mehr nachgehen. Abgesehen davon, dass sicherlich die totale Anarchie herrschen würde, der man dann ausgesetzt wäre, die Probleme sich so oder so verschieben würden.

Auf der einen Seite denkt man sicherlich, dass ein Leben mit eigener Ackerfläche/Handwerkskills/Jagdfähigkeiten ein deutlich unabhängigeres ist, so frei von Maschinen (dafür vllt. vom Wetter...). Aber andererseits, es ermöglicht schließlich auch ein Leben, in dem man nicht nur lebt um den Acker zu bestellen um was zu essen zu haben um damit wieder den Acker zu bearbeiten. Ausschlafen, Heiß duschen, Zocken, 3dc, usw.

[x] Hoffen, dass es gut geht.

Timolol
2013-01-20, 01:09:21
Die Frage ist sicher nicht ob es gut geht, sondern wie lange. Es kann auf vielen Systemrelevanten Ebenen Kollabieren, das eine zieht dann das andere zwangsläufig mit runter.

Mittlerweile bin ich recht Muffig wenn mein Umfeld bei jedem gemeinsamen Zusammensitzen sein Smartphone zückt. Auf Späße wie "hier ist Smartphoneverbot", wird entsetzlich reagiert...

Ich persönlich habe meine Handwerklichen Skills. Andere widerrum würden mit dem Nichts dastehen. Bin selber schon recht tief drin, jedoch sehe ich das es bei einigen noch deutlich schlimmer ist!

medi
2013-01-20, 07:05:19
Da wir atm immer mehr unbegrenzte Energielieferanten erschließen stellt sich die Frage eigentlich nicht.

Aber da ich auch ein DDR gebranntes - regelmäßig Stromausfall bei Gewittern - Kind bin kann ich sogar gut sagen was man ohne Strom macht. Man unterhält sich in der Familie mehr, liest Bücher oder spielt Gesellschaftsspiele (Karten&Co) um sich den Abend zu vertreiben.
Es geht und bringt die Familie mehr zusammen.

Dank der elektronischen Unterhaltungsscheisse macht doch ansonsten in der Familie jeder was er grad will (Zocken, Surfen, TV-Programm1 in der Stube, TV-Programm2 im Kinderzimmer, etc.).
Die Kommunikation wird auf ein Mindestmaß zurückgefahren und wenns gut kommt sitzt man vielleicht beim Abendessen noch zusammen. Und da nehm ich mich nicht bei raus.

Soulchild
2013-01-20, 07:08:11
Die Menschen werden noch ihr blaues Wunder erleben, nicht nur wegen der Technik. Die Strafe wird kommen... sicherlich

Sonyfreak
2013-01-20, 07:40:39
Die Menschen werden noch ihr blaues Wunder erleben, nicht nur wegen der Technik.Du meinst sicher den moralischen Verfall der Gesellschaft, oder? Man kann heute nicht einmal mehr dem eigenen Freund/der eigenen Freundin trauen.

mfg.

Sonyfreak

Finch
2013-01-20, 07:48:00
Kann man nicht? Weniger als vor 20 oder 30 Jahren? Das bezweifle ich doch sehr. Eher existiert ein Problem bei der Definition Freundschaft.

Lyka
2013-01-20, 12:50:31
ich finds interessant, wie positiv negative Aspekte der Vergangenheit verklärt werden :uponder:

dann könnte ich auch sagen: Es war toll, als es Anfang der 80er Jahre keine Kohle im Winter mehr gab und wir im unbeheizten Schlafzimmer gefroren haben. Das hat uns härter gemacht und damit ... was auch immer.

Chemiker
2013-01-20, 13:57:08
Die Technisierung halte ich für die einzige Möglichkeit für die Menschheit die Primitivität für immer hinter sich zu lassen.

Auf lange Sicht sind intelligente Maschinen zukunftsfähiger als dieser geisteskranke Haufen primitiver, nackter Affen die niemals ihre grundsätzlichen Schwächen überwinden werden und sich somit zwangsläufig ausrotten oder letztlich dahinvegetieren werden.

Außerdem wäre es saulangweilig auf dieser Welt ohne den sich beschleunigenden technischen Fortschritts. Die Vernetzung eröffnet Möglichkeiten die sich kaum jemand vorstellen kann. Ganz andere Gesellschaftsformen wären vorstellbar.

Timolol
2013-01-20, 14:05:06
Soso http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=WfGMYdalClU#!

Es gibt Völker im Urwald die erst KÜRZLICH entdeckt wurden. Die kannten diesen Fortschritt des weisen Mannes gar nicht. Und die haben an sich alles was sie brauchen und sind hoch zufrieden...

Das es von hier kein zurück, zumindest durch einsicht unsererseits mehr gibt streite ich gar nicht ab.

Was macht denn die Affen so primitiv?

Lyka
2013-01-20, 14:23:07
es gibt nur einen Ausweg für dich, Timolol: werde ein Amish (y) :/

zum Thema unbekannte Völker. Wenn jemand dort mit Mitte 20 an einer dort tödlichen Krankheit stirbt, sehen wir dies nicht, sondern ausschließlich die "glücklichen Überlebenden"...

http://en.wikipedia.org/wiki/Survivorship_bias

Yavion
2013-01-20, 14:25:16
Ich möchte jedenfalls in keiner vorindustriellen Welt Leben, in der es z.B. keine mechanisierte Landwirtschaft gibt.
Es ist ja wohl gerade in Mitteleuropa, wo es auch Wochenlang mal arschkalt und regnerisch ist, kein erstrebenswerter Lebensstil von morgens bis abends Holz zu hacken, dann in Ermangelung an sauberen Trinkwasser ein abgestandenes Bier zu saufen und abends tot ins Bett zu fallen und dann nicht schlafen zu können, weil einen die Krätze plagt oder wieder mal ein Zahn fault.
Ich könnte wahrscheinlich weder lesen noch schreiben oder rechnen, weil ich keine Zeit gehabt hätte es zu lernen.
Das wäre IMHO schon sehr primitiv. Eine solche Welt erträgt man wirklich nur in Fantasy-Romanen.

Lyka
2013-01-20, 14:27:40
die Leute sehnen sich nach solch primitiven Zeiten, weil die Komplexität so sehr zugenommen hat. Ich stelle das seit längerem Fest, wenn ich sehe, welche Bücher die Leute lesen...

Romanzen + Fantasy
Romanzen + Mittelalterbücher

alles Verklärungen der Einfachheit.

Aber die Einfachheit muss auch erarbeitet werden
http://de.wikipedia.org/wiki/Einfaches_Leben

Finch
2013-01-20, 14:30:41
Soso http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=WfGMYdalClU#!

Es gibt Völker im Urwald die erst KÜRZLICH entdeckt wurden. Die kannten diesen Fortschritt des weisen Mannes gar nicht. Und die haben an sich alles was sie brauchen und sind hoch zufrieden...

Das es von hier kein zurück, zumindest durch einsicht unsererseits mehr gibt streite ich gar nicht ab.

Was macht denn die Affen so primitiv?

Ja, dann solltest du alles verkaufen, das Geld spenden und dann ein Einsiedler Leben führen.

Chemiker
2013-01-20, 14:34:12
Man denke auch mal an die Medizin, der geringe Grad körperlicher Arbeit usw.

ux-3
2013-01-20, 14:58:20
Denn kaum einer gibt freiwillig Geld für etwas aus was schlechter ist.

Wie funktioniert dann der Drogenmarkt?



Ansonsten war das Leben in den 80igern durchaus lebenswert, auch wenn man noch vieles völlig analog erledigt hat.

V2.0
2013-01-20, 15:09:02
Jeder kann jeder Zeit aussteigen. PC verkaufen, Internet abbestellen - es ist möglich.

http://www.helpster.de/aussteigen-aus-der-gesellschaft-so-machen-sie-sich-von-gesellschaftlichen-zwaengen-frei_137286

Alex31
2013-01-20, 15:11:09
die Leute sehnen sich nach solch primitiven Zeiten, weil die Komplexität so sehr zugenommen hat. Ich stelle das seit längerem Fest, wenn ich sehe, welche Bücher die Leute lesen...

Romanzen + Fantasy
Romanzen + Mittelalterbücher

alles Verklärungen der Einfachheit.

Aber die Einfachheit muss auch erarbeitet werden
http://de.wikipedia.org/wiki/Einfaches_Leben
Ja, es muss erarbeitet werden. Allerdings sieht man dann auch was man geschafft hat oder man weiß wofür man gearbeitet hat. Heutzutage gehen viele Arbeiten ohne ein wirkliches Resultat zu sehen und das Geld was viele verdienen reicht vorne und hinten nicht.

Die Technisierung hat sicherlich viele Vorteile und ich arbeite selber dafür, dass die Maschinen täglich zuverlässig arbeiten, damit unsere Kunden sie wie gewohnt benutzen können. Allerdings sind durch die Technisierung auch viele einfache Jobs weggefallen. Früher waren für die weniger intelligenten Personen noch Job wie Hallenfeger oder Postverteiler vorhanden. Dort konnten viele, die für andere Aufgaben nicht geeignet waren, einen Weg finden sich ihr Leben zu finanzieren. Durch die Technisierung fallen die Stellen immer mehr weg und werden durch Roboter ersetzt.

Sicherlich sind wir Sklaven der Maschinen, aber die Frage ist doch viel mehr wie lange halten die Rohstoffe noch vor, damit wir ein solches Leben führen können. Denn wenn die aufgebraucht sind, dann werden wir wieder in die Steinzeit zurück fallen.

Lyka
2013-01-20, 15:16:09
Leider wollen die Leute, die nur "sehnen", diese Arbeit nicht durchführen. Da ist es einfacher, zu jammern, statt die Sache durchzuziehen. "Mein Nachbar hat aber <hier Auto, Fernseher, DSL-Verbindung>, wieso habe ich dies nicht." Ich mag das Konzept, gewisse Dinge im Leben zu vereinfachen... daran zu arbeiten, dass man unabhängiger wird. Dies ist lustigerweise genau durch die Technik teilweise möglich. Andererseits finde ich das Ersetzen von Technik durch eine andere, die kaum Vorteile bringt, bedenklich, wobei das ja auch nur die Irrationalität anspricht, die in uns lauert^^. Beispiel ist mein Kindle, 2011 erworben. Ja, es gibt Nachfolgemodelle... die viel mehr können... das brauche ich aber nicht. Ich habe einen Ebook-Reader (den ich abgöttisch liebe -.-') aber alles andere ist für mich schon wieder zuviel für meine Wünsche^^

Tesseract
2013-01-20, 15:44:26
Du meinst sicher den moralischen Verfall der Gesellschaft, oder?

wer glaubt, dass die welt moralisch verfällt lebt leider in einer traumwelt. die gesellschaft war in der geschichte der menschheit noch nie so tollerant, aufgeklärt und moralisch wie heute. die "romantische vergangenheit" wie man sie in büchern, filmen usw. kennt ist halt großteils fiktion.

Chemiker
2013-01-20, 22:23:26
So ist es. Das Leben war primitiv, aber nicht einfach, sondern hart, beschwerlich und von kurzer Dauer.

Bildung, Moral, eine reiche Kunst und Musik, Wissenschaft usw. sind nur möglich wegen des technischen Fortschrittes, welcher und unendlich viel Plackerei und Elend genommen hat.

Ich frage mich schon lange woher in Deutschland die wachsende Feindschaft gegen Technik, Wissenschaft und Fortschritt herrührt. Das kaputte Bildungssystem? Schlichte Dekadenz?

Zephyroth
2013-01-21, 12:58:03
Ohne Technik wäre wohl kaum ein Fortschritt möglich. Der Mensch kann mit bloßen Händen nicht all das machen, was heute möglich ist. Also hat er gelernt Werkzeug zu benutzen. Eine Weiterentwicklung von Werkzeug ist ein Gerät, davon die Weiterentwicklung ist Automatisierung.

Ja, wir hängen brutal davon ab und ich hätte keine Idee, wie es ohne diese Geräte wäre. Unsere jetzige Gesellschaft würde kollabieren.

Das Problem beim Fortschritt ist auch eine gleichzeitig zunehmende Dekadenz der Bevölkerung. Man überläßt alles den Geräten, Werkzeugen und Gizmos die man sich halt so kaufen kann.

Nehmen wir mal die einfache Aufgabe des Zwiebelschneidens:

Ich habe unzählige verschiedene Versionen der Schneidegeräte getestet. Keines davon erleichtert mir die Arbeit wirklich. Sicher ist der Zwiebel schnell geschnitten, aber das bezahlt man mit erhöhtem Reinigungsaufwand. Stattdessen verwende ich inzwischen am liebsten mein selbergeschmiedetes Damast-Messer. Gehärtet auf Maximum (HRC > 70) und rasiermesserscharf gleitet das Ding durch den Zwiebel (oder den Finger), als wäre es Butter. Reinigungsaufwand: Einmal abwischen ab in die Lade.

Ja, dieses Messer ist nicht rostfrei, man kann es auch nicht in den Geschirrspüler tun und man muß sogar eine gewisse Feinmotorik entwickeln um damit effizient zu sein...

Der Fortschritt soll bitte deswegen nicht stehen bleiben, aber es sollte auch klar sein, das wir Fähigkeiten an die Geräte um uns abgeben und diese verkümmern (Feinmotorik beim Schneiden). Ich habe Leute erlebt, die nicht mehr ins Auto gekommen sind, weil die Fernbedienung versagt hat. Den Schlüssel hatten sie komplett vergessen.

Obwohl unsere Autos immer sicherer werden (auch aufgrund der Technik), wird im Winter inzwischen dekadend viel Salz verstreut und 10cm Schneefall bedeuten nicht selten totales Verkehrscaos.

Oder die heutige Software. Die Betriebssysteme übernehmen das Denken, die Daten landen irgendwo auf der Platte. Der User weis gar nicht mehr wo sie sind. Funktioniert gut, solange alles läuft. Will man bei einem Crash die Daten runterkratzen, wird's für viele unmöglich.

Ein positives Beispiel für den Einsatz von Technik ist mein Bogen. Ursprünglich ein flexibler Ast mit Sehne, besteht ein Wettkampfbogen aus Carbon, hat ein Visier und Stabilisatoren. Diese Technik ermöglicht mir genauer zu treffen, nimmt mir aber das Schießen, das Zielen und die Konzentration nicht ab. Wenn ich will kann ich mit einem Holzbogen schießen, aber halt nicht so genau. Hier wird einem noch nichts abgenommen, sondern nur unterstützt.

Verglichen mit manchen heutigen Geräten, müßte sich mein Bogen selber spannen, automatisch zielen und auf Knopfdruck lösen. Das mir dann irgendein Gerät noch die Pfeile zieht und zurückbringt ist da schon selbstverständlich.

Das sind nur einige Beispiele, die mich nachdenklich stimmen. Die Technik ermöglicht uns auf der einen Seite ein bequemes Leben, auf der anderen Seite verkümmern wir zu dummen, ungeschickten Schwabbelwesen (siehe den Film Wall-E).

Grüße,
Zeph

Chemiker
2013-01-21, 13:10:00
Naja, schlechte gemachte Produkte sind ja nicht unbedingt "die Technik". Gibt genug Geräte und Eigenschaften von Software und Geräten wo ich mich auch frage welche sadistische Mensch oder Idiot denn nur so einen Mist verbrochen hat.

Eidolon
2013-01-21, 13:11:47
Ich erwähne den Staubsaugroboter meiner Frau mal lieber nicht.. ;)

Chemiker
2013-01-21, 19:38:22
;)
Und dass die DB bei kalter Witterung immer solche Probleme hat ist auch seltsam. In armen Ostblockländern fahren die Züge auch bei einem halben Meter Schnee ohne sonderliche Probleme.
Unsere technische Infrastruktur könnte robuster sein.

Weyoun
2013-01-22, 16:21:42
Ich frage mich schon lange woher in Deutschland die wachsende Feindschaft gegen Technik, Wissenschaft und Fortschritt herrührt. Das kaputte Bildungssystem? Schlichte Dekadenz?

Kinder des Wohlstandes. Wissen zwar wie es damals ungefähr auf Faktenbasis war. Aber keine Ahnung wie scheiße es sich angefühlt hat.

Der Großteil hatte noch nie körperlich schwer arbeiten müssen. Bürohengste, Verkäuferinnen und sonstige Dienstleister. Die einzigen die das noch wissen, sind die die auf dem Bau arbeiten. Und selbst da wird einem das Schwerste bereits mit Maschinen abgenommen. Wissen nicht was Plackerei als Wort eigentlich bedeutet.

Die jetzige Generation kennt keinen Hunger, keinen Krieg und keine Kälte.
Die jetzige Genration hockt vor dem Fernseher und kuckt Game of Thrones und Downton Abbey *Hach wie romantisch*

iDiot
2013-01-22, 20:56:49
Soso http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=WfGMYdalClU#!

Es gibt Völker im Urwald die erst KÜRZLICH entdeckt wurden. Die kannten diesen Fortschritt des weisen Mannes gar nicht. Und die haben an sich alles was sie brauchen und sind hoch zufrieden...

... bis das kind an einer einfachen infektion krepiert, der stammhalter mal 2 wochen nix essbares findet oder die frau vergewaltigt und die kinder gemeuchelt werden weil ein jüngerer der anführer werden will

FelixPaul
2013-01-22, 21:06:49
Kinder des Wohlstandes. Wissen zwar wie es damals ungefähr auf Faktenbasis war. Aber keine Ahnung wie scheiße es sich angefühlt hat.

Der Großteil hatte noch nie körperlich schwer arbeiten müssen. Bürohengste, Verkäuferinnen und sonstige Dienstleister. Die einzigen die das noch wissen, sind die die auf dem Bau arbeiten. Und selbst da wird einem das Schwerste bereits mit Maschinen abgenommen. Wissen nicht was Plackerei als Wort eigentlich bedeutet.

Die jetzige Generation kennt keinen Hunger, keinen Krieg und keine Kälte.
Die jetzige Genration hockt vor dem Fernseher und kuckt Game of Thrones und Downton Abbey *Hach wie romantisch*

Aber genau das schafft doch erst ganz neue Freiräume. Die heutige Generation sorgt sich um Radioaktivität in Japan, Handfeuerwaffen in den USA, religiöse Probleme in Afrika oder dem Nahen Osten, aber nur nicht für Baustellen vor der eigenen Haustür. :frown:

Acid-Beatz
2013-01-22, 21:53:15
Lustigerweise hat mich gerade ein Benutzerfehler meinerseits beim Verfassen eines ursprünglich anderen Textes für diesen Thread hier wieder darauf aufmerksam gemacht, dass Technik nicht unbedingt immer eine Erleichterung sein muss:
Ursprünglich wollte ich mein Größerwerden mit der Technik hier einbringen und hatte schon einen Text verfasst, war kurz vorm Abschicken und da ich wusste, dass bei längeren Texten gerne mal ein Timeout ist, per STRG-C gesichert.
Dann noch ein kurzer Einfall für einen YouTube-Link ... natürlich auch mit STRG-C kopiert, eingefügt, den Post abgeschickt und Timeout, Neuanmeldung ohne den verfassten Text, STRG-V und ... :devil:
Ein Problem, das es früher natürlich nie gegeben hätte, höchstens Hausaufgabenpapier ist mal Nass und unleserlich geworden :biggrin:

(So und nun noch mal der Versuch, den ursprünglichen Text wiederzugeben :cool:)
Auf der anderen Seite finde ich Computer und deren Entwicklung sehr interessant, vor allem weil ich gerade da großgeworden bin, als die digitale Revolution begonnen hat und ich noch alle Meilensteine mitbekommen habe:
Die erste Erinnerung an Computer ist von meinem Vater: ich durfte mit ihm in die Arbeit und dort hat er mir eine (zu dieser Zeit noch arbeitende!) Lochkartenmaschine gezeigt.
Die erste Konsole und den ersten Computer hab dann ich bei meinem Cousin gesehen: ein Atari zum spielen, den dann aber relativ bald verkauft wurde um einen Acorn Archimedes anzuschaffen. Er hat dann mit Programmieren begonnen, was für mich in dem Alter nicht sehr spannend war ... besser gewesen wärs :rolleyes:

Interessant für mich wurde es dann mit dem ersten PC zu Hause: Ein Pentium mit MMX!, 32 statt 16MB Arbeitsspeicher und 2,4GB Festplatte.
Die Krönung kam dann in Form einer Voodoo 2, die ich mir mit meinem Bruder zusammen kaufen musste und damit war dann auch das erste gute, hochqualitative 3D-Spiel bei uns möglich: (die Sau wars übrigens :) )Need for Speed 3 (http://www.youtube.com/watch?v=kPKr-e_Kpsw)
Mein erster Egoshooter war dann Half-Life und diese unglaubliche Atmosphäre werd ich nie vergessen, vor allem nicht die erste Headcrab aus dem Dunklen X-D
Mich hat das dann so weit fasziniert, dass ich selber ab und an mal durch irgendwelche Zeitschriften geblättert habe, auch wenn der Inhalt für mich natürlich neu war und ich mir vieles zusammenreimen musste: Wikipedia war ferne Zukunft, AltaVista (glaub ich wars) eine führende Suchmaschine, Internet wurde noch nach Minuten abgerechnet, ISDN alleine war schon geräuschloser Luxus und mit Kanalbündelung schaffte man dann sogar sagenhafte 128KBit/s, andere hingegen wussten eigentlich garnicht, was man in diesem Internet so macht.

Das sind alles sehr interessante und auch positive Erinnerungen an diese Zeit, auf der anderen Seite hatte ich aber auch das Glück, dass mich meine Eltern trotzdem rausgeschickt haben und ich eine Kindheit/Jugend hatte, in der ich mich austoben und meine Erfahrungen machen konnte: lachen, weinen, traurig sein und dann alles wieder vergessen.
Auch das Raufen hat mir definitiv was gebracht: Ich kann euch versichern, dass in dem Alter eine "Schlacht" mit Haselnussruten sehr schmerzhaft sein kann: "Schuld" ist sowies immer der andere weil ER auch immer fester draufhauen musste :D : dafür redet man dann ein paar Tage nicht miteinander bis man feststellt, dass es alleine doch langweilig ist und man selber vielleicht auch bischen Schuld hatte.

Im Vergleich dazu wird heute einfach konsumiert ohne nachzudenken, ist ja sowieso alles zur Genüge da: Acorns Nachfahren in Form von ARMs, vor allem in Smartphones und Tablets ermöglichen uns die ISDN-Nachfahren UMTS/LTE immer und überall nutzen, selbst da wo Mama und Papa keinen Zugriff haben und es ja irgendwie auch zum heutigen "Entwicklungsbild" eines Kindes dazugehört.
Man "schlägt" sich virtuell bis man dann das erste mal selber eins auf die Fresse und vielleicht ausrastet.

Recht ähnlich ists bei den (jungen) Erwachsenen: Man muss immer und überall Online sein und zeigt seine Wichtigkeit durch WhatsApp, alternativ durch Statusmeldungen bei Facebook. Wer nicht so viel schreibt kommt vielleicht mal auf den Gedanken, dass er vielleicht ein langweiliges Leben hat aber vielleicht ist es genau das, wonach wir uns bald wieder sehnen und auch schon zu beobachten ist:

Smartphones aus und mal wieder auf einen Berg, alternativ Lagerfeuer mit Grillen an einem Fluss, dazu die ein oder andere Flasche Bier und natürlich Freunde!


Ich versuche für mich so weit wie möglich bewusst zu konsumieren, zumindest so lange es in der Freizeit nicht zu viel Zeit wegnimmt, in der Arbeit ist es was anderes, so lange alles andere gemacht wird, eine willkommene Ablenkung eben.


So, ich hoffe ich konnte meine Gedanken gerade einigermaßen in Worte fassen :)



Greez

P.S: Lustigerweise greift diese (http://www.youtube.com/watch?v=REX8SHnU-2M) Synthie-Mukke aus den 70ern aktuelle ethische Probleme auf, Nena lies kurz später erst mal ihre Luftballons fliegen :)

medi
2013-01-23, 05:54:37
Ein Pentium mit MMX!, 32 statt 16MB Arbeitsspeicher und 2,4GB Festplatte.
Die Krönung kam dann in Form einer Voodoo 2

Das glaub ich dir nicht :tongue:
In der Zeit der Vodoo2 waren eher so 200MB Festplatten angesagt.

RoNsOn Xs
2013-01-23, 08:01:38
.

Das sind nur einige Beispiele, die mich nachdenklich stimmen. Die Technik ermöglicht uns auf der einen Seite ein bequemes Leben, auf der anderen Seite verkümmern wir zu dummen, ungeschickten Schwabbelwesen (siehe den Film Wall-E).

Grüße,
Zeph
Gesellschaft/Wohlstand verläuft wie eine Sinus-Kurve. Der Crash ist vorprogrammiert. Auch wenn es möglicherweise noch lange dauert.
Manche haben noch nie drüber nach.
Für mich Grundlage seit klein auf.

Sonyfreak
2013-01-23, 11:39:15
Kann man nicht? Weniger als vor 20 oder 30 Jahren? Das bezweifle ich doch sehr. Eher existiert ein Problem bei der Definition Freundschaft.
wer glaubt, dass die welt moralisch verfällt lebt leider in einer traumwelt. die gesellschaft war in der geschichte der menschheit noch nie so tollerant, aufgeklärt und moralisch wie heute. die "romantische vergangenheit" wie man sie in büchern, filmen usw. kennt ist halt großteils fiktion.Ich habe nur meinen werten Vorposter ein wenig auf die Schaufel genommen, der kürzlich in einem anderen Fred (http://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/showthread.php?t=537934) seine Schokoladenseite präsentiert hat. ;)

die Leute sehnen sich nach solch primitiven Zeiten, weil die Komplexität so sehr zugenommen hat. Ich stelle das seit längerem Fest, wenn ich sehe, welche Bücher die Leute lesen...

Romanzen + Fantasy
Romanzen + Mittelalterbücher

alles Verklärungen der Einfachheit.

Aber die Einfachheit muss auch erarbeitet werden
http://de.wikipedia.org/wiki/Einfaches_LebenIch glaube vielmehr, dass sich der Mensch nach dem Mystischen, dem Unerklärbaren sehnt. Darum die Fantasybücher.


mfg.

Sonyfreak

Chemiker
2013-01-23, 12:56:22
Warum sollte er sich danach sehnen. Er strebt nach Macht, möchte ein Zauberer, ein gewitzter Krieger sein. Abenteuerlust ohne wirklich in Gefahr zu geraten kommt noch dazu. Ausbrechen aus dem Alltag, aus dem Immergleichen.
Drum dürften die meisten Fans unter jenen zu finden sein die langweilige Jobs und wenig Macht über ihr Leben haben.

Sonyfreak
2013-01-23, 13:16:12
Warum sollte er sich danach sehnen. Er strebt nach Macht, möchte ein Zauberer, ein gewitzter Krieger sein. Abenteuerlust ohne wirklich in Gefahr zu geraten kommt noch dazu. Ausbrechen aus dem Alltag, aus dem Immergleichen.
Drum dürften die meisten Fans unter jenen zu finden sein die langweilige Jobs und wenig Macht über ihr Leben haben.Ja, vermutlich weil das die Träumer sind, die sich in unserer Welt nicht verwirklichen können.

mfg.

Sonyfreak

Zephyroth
2013-01-29, 09:19:57
Ein Beispiel für das Aussetzen des ansonsten vorhandenen Hirns ist meine Mutter. An und für sich eine gebildete und kreative Frau, gewöhnt sie sich inzwischen doch zu stark an alltägliche Abläufe die ohne die ganze Technik nicht möglich wären.

Funkfernbedienung beim Auto:
Der Civic hat ab und an das Problem, das er sich weigert mit der Funkfernbedienung aufzusperren. Kommt daher, das auf einem Parkplatz viele Funksignale rumschwirren und da schon mal der Rolling Code zu weit auseinanderläuft. Aus Sicherheitsgründen wird dann das Aufsperren per Funkschlüssel deaktiviert.
Eines Tages rief mich meine Mutter ganz verzweifelt an, sie käme nicht mehr ins Auto. Der Wagen sperrt nicht auf. Daraufhin hab' ich ihr gesagt, sie soll ihn ganz normal mit dem Schlüssel aufsperren. "Ah, ja. Das geht ja auch noch." Und das von einer Frau, die zuvor 16 Jahre ein Auto ohne Funkschlüssel hatte.

Sat-Receiver:
Der wird grundsätzlich nicht abgeschaltet, weil sie gewohnt ist, das der Fernseher nach dem Einschalten sofort ein Bild liefert. Bzw. neu ist das der Receiver nach dem Hochfahren fragt, ob er das neue Update einspielen soll. Wirklich nicht kryptisch steht groß am Bildschirm "Erneut fragen?". Diese Frage ist mit ja oder nein zu beantworten. Vor dieser Frage fürchtet sie sich so sehr, das der Receiver eben nicht ausgeschaltet wird, anstatt zu sagen "Nein, nicht erneut fragen".

Master/Slave-Steckleiste:
Diese ist gestern kaputt gegangen und der Grund, warum ich mich hier mal ausschreiben muß ;). Seit Jahren ist meine Mutter gewohnt, das sie die ganzen Gerätschaften nicht ein-/ausschalten muß, weil dies die MS-Leiste über den Computer übernimmt. Nach Jahren des treuen Dienstes, ist diese Leiste kaputt und schaltet die Geräte nicht mehr ab. Nun hab' Monitor, Lautsprecher und Drucker halt per Hand abgeschalten und dies meiner Mutter mitgeteilt. Ehrlich gesagt, auf das große Entsetzen in ihrem Gesicht war ich nicht gefasst. "Ja und wie schalte ich sie wieder ein?" war die Frage. "Ganz normal bei den Ein-Schaltern!" "Ja, aber das kann ich ja nicht!" Was, wat? Wieso? Die Dinger haben einen Knopf wie eine Kaffeemaschine. Im Endeffekt hab' ich ihr das dann zeigen müssen.

Wie gesagt, meine Mutter ist weder eine dumme Bauernbraut noch unkreativ, genaugenommen ist sie eine Volkschuldirektorin in Rente (erst seit 2 Jahren). Nur sie gewöhnt sich so stark an den Luxus der Maschinen, das sie verlernt hat, Dinge anzuwenden, die vor ein paar Jahren noch völlig normal waren. Ja, sie erinnert sich nicht einmal mehr daran. Die Panik das aufeinmal etwas ganz anders ist, oder etwas kaputt zu machen lähmt manche Menschen.

Ich erinnere mich an eine Szene aus Wall-E. Die wo der kleine Roboter einen "modernen Menschen" aus seinem Hover-Stuhl stößt. Sofort war ein Brimborium von Robotern da, die diesem bemitleidenswerten Geschöpf wieder in den Hover-Stuhl geliftet haben und dies mit dem Hinweis: "Bewegen sie sich nicht, Hilfe ist unterwegs".

Diese Entwicklung beobachte ich schon längere Zeit und dies hat dazu geführt, das ein Techniker aus Leidenschaft inzwischen der Technik sehr kritisch gegenübersteht. Technik ist gut, wenn sie so eingesetzt wird, das sie uns Dinge ermöglicht, die ohne sie nicht möglich wären.
Technik, die uns alltägliche immer banalere Dinge abnimmt, sehe ich inzwischen als gefährlich an. Weil sich die Meschen daran gewöhnen und Fähigkeiten verkümmern.

Grüße,
Zeph

RoNsOn Xs
2013-01-29, 09:54:25
Du hast aber verklehrender Weise den Zahn der Zeit, der an deiner Mutter nagt, vergessen.

alkorithmus
2013-01-29, 10:10:20
"Design of everyday things" lesen und nachdenken.

Zephyroth
2013-01-29, 10:29:46
Du hast aber verklehrender Weise den Zahn der Zeit, der an deiner Mutter nagt, vergessen.

Klar nagt der. Aber diese Dinge (vorallem dies mit der Fernbedienung und der Computer) sollten trotz des Alters kein Problem darstellen. Bei anderen Geräten schafft sie's ja auch.

Es ist eher die Logik des Denkens die aussetzt und das sehe ich auch bei jüngeren Leuten.

Grüße,
Zeph

alkorithmus
2013-01-30, 08:16:04
Es ist eher die Logik des Denkens die aussetzt und das sehe ich auch bei jüngeren Leuten.


Das menschliche Denken und Handeln bitte nicht mit Kognitivfähigkeiten gleichstellen. Wenn Sie jahrelang das Auto mit eben jener Handlungsweise geöffnet hat entspricht es der Gewohnheit. Da hat das "Denken" im eigentlichen Sinne überhaupt keine Aufgabe.

Zephyroth
2013-01-30, 11:26:41
Sie hat zu dem Zeitpunkt das Auto grad mal ein halbes Jahr. Davor hatte sie 16 Jahre lang ein Auto, das sie sowieso aufsperren mußte...

Grüße,
Zeph

alkorithmus
2013-01-30, 11:39:27
Und du findest, ein halbes Jahr 2x mal am Tag die gleiche simple Handlung zu vollführen, führt nicht zur Gewohnheit?

Zephyroth
2013-01-30, 11:42:47
Sicher, aber zum Vergessen das man ein Auto auch normal aufsperren kann?

Grüße,
Zeph

alkorithmus
2013-01-30, 11:55:42
Das Alter deiner Mutter weiß ich nicht. Vermute aber, dass sie eben nicht mehr die Jüngste ist. Die Frage die sich mir stellt - wie lange dauert es bis sie mal das Bremspedal mit dem Gaspedal verwechselt, wenn sie schon nicht mehr weiß wie man ein Auto aufschließt..

Zephyroth
2013-01-30, 13:17:37
Sie ist 62, weder verkalkt noch leidet sie an Demenz. Es ist vielmehr dieses von Technik verwöhnt werden und dann vergessen, bzw. sich nicht damit beschäftigen wollen, das es noch andere Lösungen gibt.

Grüße,
Zehp

reaktionaer
2013-01-30, 15:05:27
Diese Ignoranz "im Alter" ist offenbar weit verbreitet, auch meine Eltern (mitte 50) haben enorme Probleme mit neuen Geräten.

Da haben sie von mir einen LCD-TV samt Sat-Receiver bekommen, und noch nach einem Jahr werde ich angerufen weil sie mal wieder versehentlich den Kanal umgestellt haben von HDMI auf Scart oder so. Da brauchen sie sich wirklich bei der TV-Fernbedienung nur den großen roten Knopf für an / aus und die 2 für Lauter / Leiser merken, weil der Rest über die SAT-Fernbedienung funktioniert und trotzdem "verstellen" sie andauernd den TV. Vaddern meckert dann sofort dass es mit dem alten TV viel einfacher ging, dabei gibt es null Unterschied, nur die Fernbedienung hatte halt eine andere Form.

Ganz zu schweigen vom, schon angesprochenen Hinweis, die Senderliste zu aktualisieren. Offensichtlich vollkommen überfordernd, zwischen "Jetzt aktualisieren" "Nicht aktualisieren" "Nicht wieder fragen" zu wählen. Darf ich dann jedesmal machen.

Das bringt mich als ungeduldigen Mensch schon ein wenig zur Weißglut, wenn ich auf diese Ignoranz treffe.

Iceman346
2013-01-30, 15:48:16
Mein Vater ist da das völlige Gegenteil. Der ist 64 und wird dieses Jahr pensioniert aber bastelt PCs selbst zusammen, kann sämtliche Multimediageräte im Haushalt meiner Eltern bedienen und lernt deren Bedienung selbstständig und fragt allenfalls mal bei obskuren PC Problemen ob ich dazu was weiß. Aber gut, Lehrer für Physik und Technik.

Bin ich auch froh drüber. Dadurch ist er auch beispielsweise der "Blitzableiter" wenn bei meiner Oma der Fernseher nicht geht oder ähnliches anstatt das das bei mir hängen bleibt ;)

RoNsOn Xs
2013-01-30, 15:58:19
@reaktionär
Ohh genau das kenn ich auch.
Es ist einfach das Alter. Man möchte sich gar nicht mehr mit allem beschäftigen.
Das "komplizierte" ist zu viel geworden.
Mir gehts teilweise schon selber so. merke es jdfls schon anfänglich.

Weyoun
2013-01-30, 20:03:16
@reaktionär
Ohh genau das kenn ich auch.
Es ist einfach das Alter. Man möchte sich gar nicht mehr mit allem beschäftigen.
Das "komplizierte" ist zu viel geworden.
Mir gehts teilweise schon selber so. merke es jdfls schon anfänglich.

Tus nicht. Faulheit beim Denken bringt angeblich erhöhte Alzheimerrisiken mit sich. Zumindest können ehmals überproportional geistig fitte Alzheimerpatienten mit einem höheren Schädigungsgrad des Hirns umgehen, bevor man ihnen die Krankheit anmerkt - verglichen mit der etwas angeblödeten Vergleichsgruppe (die Denkfaulen...).

Also geistig fit bleiben ;)

Der_Donnervogel
2013-01-30, 20:50:11
Das glaub ich dir nicht :tongue:
In der Zeit der Vodoo2 waren eher so 200MB Festplatten angesagt.Das kannst du ihm schon glauben. Ich hatte auch einen Pentium MMX mit erst 32 MB (später 64 MB) Ram, einer Voodoo 1 (die 2er war mir damals zu teuer) und einer 2 GB Festplatte. Das müsste ca. 1997/98 gewesen sein.
Es ist einfach das Alter. Man möchte sich gar nicht mehr mit allem beschäftigen.
Das "komplizierte" ist zu viel geworden.
Mir gehts teilweise schon selber so. merke es jdfls schon anfänglich.Ich weiß nicht ob es einfach nur das Alter ist. Bei mir ist es normalerweise die Zeit. Als jugendlicher und mit Abstrichen bis in die Studienzeit hinein hatte ich viel mehr Freizeit. Somit war es kein Problem sich komplizierteren Dingen zu widmen, selbst wenn sie genau genommen nicht zwingend notwendig wären. Inzwischen wähle ich fast immer den einfachsten Weg, da der am zeiteffizientesten ist.

Exxtreme
2013-01-30, 21:42:38
Wie funktioniert dann der Drogenmarkt?

Drogen mögen vielleicht für dich schlecht sein. Andere Leute denken da anders drüber.

Shimusha
2013-01-30, 22:31:43
Ich bin zwar noch relativ jung aber auch ich beschäftige mich mit dieser Thematik. Interessant finde ich Post #21 und #25.

Zum ersten, genau das sehe ich auch so, es ist nicht eine Frage der vorhandenen Technik, sondern wie von der Mehrheit damit umgegangen wird.
Zum zweitem, genau das finde ich erschreckend, das ist theoretisch machbar, praktisch eigentlich nicht, mal ehrlich.

Ohne Computer und Internet geht doch eigentlich fast nichts mehr, ohne Strom gibt es einen super Gau.
Auf das Telefon, Handy und auch auf den TV kann man verzichten, da sich das kompensieren lässt.
Ich kann über den Computer (Tablet, Smartphone) mit Interne telefonieren, sms schreiben und TV schauen, Nachrichten lesen, hören etc.

Das fängt doch schon im beruflichen Umfeld an. Hier wird eine gewisse Art an Grundwissen einfach vorausgesetzt. (Geistern, Heute und auch in Zukunft)

Was aus meiner Sicht stattfindet, ist die Verschiebung von moralischen Ansichten und Charakterzügen und das ist schlecht.
Wenn jemand auf Facebook ein Like klick, hat das aus meiner Sicht, positiv nicht viel mit guter Aufklärung, hoher Toleranz und moralischen gefestigten Wertvorstellungen gemeinsam.
Für diesen Klick muss ich nämlich nichts machen und vor allem bewirke er oft nichts.

Technischer Fortschritt ist wichtig und macht das Leben einfacher, schädlich ist, wenn der Umgang damit falsch ist.
Gut ist es, wenn mir meine Arbeit, das Leben durch Technik erleichtert wird, schlecht ist es, wenn eine Maschine mich ersetzen könnte und oder mein Leben dadurch erschwert.

Der Mensch allein entscheidet über die Art der Technik und deren Einsatz, egal ob Erfinder, die Wirtschaft, Politik oder ich - für mich persönlich.
Für mich ist der Umgang mit allem neuem, eine klare Frage der Einstellung und keine die sich vom Alter allein abhängig machen lassen kann.
Das Leben ist für mich in jeder Hinsicht zu dynamisch, als dass mein Alter allein ein Grund wäre, sich nicht auf etwas neues einstellen zu können.