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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zertifizierung und später Berufseinstieg ins ABAP-Umfeld sinnvoll?


Colin MacLaren
2013-03-17, 19:44:24
Hallo,

ich befinde mich in etwas speziellen Situation. Ich habe bis voriges Jahr Geschichte und Wirtschaftsgeographie studiert und erfolgreich mit 1,6 meinen Magister abgeschlossen. Da das Studium auf dem deutschen Arbeitsmarkt natürlich völlig nutzlos ist dachte ich nach 130 erfolglosen Bewerbungen ans Umschulen.

Ich bin wie erwähnt arbeitslos und mache nebenher als Teilzeitstudium den Master "Informatik für Geisteswissenschaftler", was ziemlich genau einem Studium der angewandten Informatik minus ein paar Module (die Bereiche technische und theoretische Informatik fehlen) entspricht.

Die beiden Programmierklausuren des ersten Semesters habe ich mit 1.0 und die schwierigere mit 3.0 bestanden, wobei letztere gleich mal 80% Durchfallquote im Erstversuch hat und auch erfahrenere Leute da reihenweise durchrasseln, während ich keinerlei Vorerfahrung aufwies. Also will ich jetzt behaupten, da durchaus Talent zu besitzen. Zudem verfüge ich über studienbelgeitende Berufserfahrung als IT-Servicetechniker einschließlich Teamleitung, eine dreimonatige Weiterbildung in BWL und bin an einem 30 Credit-Zertifikat mit den Kern-Modulen eines Master of Finance dran, was bisher auch gut bis sehr gut läuft.

Im April mache ich selbstfinanziert das SAP TERP 10 (https://training.sap.com/at/de/course/terp10-sap-erp-integration-of-business-processes-classroom-001-at-de/), bis Ende des Studiums zumindest noch den LPIC1 (Linux-Admin - erste Prüfung von zweien war heute und lief ganz gut).

Warum genau diese Weiterbildungen?

- Mit dem Bankzertifikat (Magisterarbeit läuft auch schon in das Gebiet hinein) läge es nahe, mich in Richtung Finance (SAP Core Banking) zu orientieren. Die Branche finde ich spannend.
- Es gibt auch Firmen, die SAP-Lösungen unter Linux einsetzen. Unabhängig davon zeigt die LPIC, dass ich grundlegende Kenntnisse zu Netzwerken, Betriebssystemen und Datenbanken habe.

Nun macht jedoch das Arbeitsamt Druck und will, dass ich eine Schulung durchziehe. Ist ja auch völlig in Ordnung, das Zweitstudium ist mein Privatvernügen in der Freizeit. Im Moment bin ich noch mit dem TERP 10 und LPIC beschäftigt, danach muss ich dann spätestens ran. Die Schulung soll aber dann gleich etwas "Richtiges" sein. Ich kenne genug arbeitslose BWL'er, denen nur wegen ihrer zweimonatigen 08/15-Anwenderschulung auch keiner Arbeit gegeben hat. Fakt ist, programmieren macht mir Spaß, ich habe jedoch keine spezifische Präferenz wo und was ich programmieren möchte.

Ich hätte z.B. die Gelegenheit per Bildungsgutschein eine fünfmonatige Vollzeit-Schulung "Anwendungsentwickler/-in SAP NetWeaver® 7.0 – ABAP mit Projektmanagement" einschließlich Zertifizierung: „Development Associate – ABAP with SAP NetWeaver 7.0” zu machen.

Dazu habe ich ein paar Fragen:

- Ist das nach nur zwei Semestern Informatik-Studium, aber mit TERP10 und BWL-Grundkenntnissen zu schaffen?
- Anschließend würde ich noch ein Semester den restlichen Theorieteil des Studiums abfrühstücken und mich dann um ein bis zwei Praktika und eine unternehmensinterne Abschlussarbeit bemühen. Nimmt mich jemand mit dann 29-30 Jahren und dem scharfen Bruch im Lebenslauf ernst? Kommt man mit dieser Qualifikation (es fehlt ja ein "richtiges" Wirtschaftsinfo-Studium) an vernünftige (vergütete) Praktikumsplätze?
- Wie sieht der Arbeitsmarkt im SAP Netweaver/ABAP-Umfeld aus? Gibt es genügend Absolventenstellen oder ist es eher eng, ohne mehrjährige Berufserfahrung nix zu holen und es empfiehlt sich eine ganz andere Richtung einzuschlagen?

Danke für Eure Tipps.

Shink
2013-03-18, 08:09:13
ABAP ist halt eine höhere DB-Sprache. Wenn du etwas Erfahrung in SQL hast und Einblick in SAP hast, sollte das eigentlich kein Problem sein.

Wie der Markt ZUR ZEIT aussieht, weiß ich nicht. Gefühlt nicht so unglaublich übel.

Was ich mir da überlegen würde ist, ob du da wirklich hinwillst... Für einen Einsteiger ist das schon verlockend, dass es da schöne Zertifikate gibt. Da kommt man (gefühlt) von 0 auf sauteurer Consultant mit ein paar nicht ganz billigen Zertifikaten - aber in kurzer Zeit.

Längerfristig gibt es da schon 1, 2 Unklarheiten...
- Wettbewerbssituation: Microsoft Dynamics etc. könnten theoretisch irgendwann SAP die Butter vom Brot nehmen und man ist ein eingefahrener, engstirniger Nischenbesetzer, wenn man sich weiter auf seine SAP-Kenntnisse verlassen will.
- Entwicklung von SAP: AFAIK kann man heute schon so gut wie alles in Java machen (Netweaver für Java). Wer weiß, vielleicht sieht SAP darin die Zukunft, weil es da mehr/leichter Entwickler gibt. Dann darf man mit den ABAP-Kenntnissen die nächsten Jahrzehnte Altentwicklungen warten.

Soll heißen: Arbeit und Geld werden dir vermutlich nicht ausgehen aufgrund der ABAP-Zertifikate. Die Frage ist nur, ob du dort hin willst.

Colin MacLaren
2013-03-18, 11:15:11
- Wettbewerbssituation: Microsoft Dynamics etc. könnten theoretisch irgendwann SAP die Butter vom Brot nehmen und man ist ein eingefahrener, engstirniger Nischenbesetzer, wenn man sich weiter auf seine SAP-Kenntnisse verlassen will.
- Entwicklung von SAP: AFAIK kann man heute schon so gut wie alles in Java machen (Netweaver für Java). Wer weiß, vielleicht sieht SAP darin die Zukunft, weil es da mehr/leichter Entwickler gibt. Dann darf man mit den ABAP-Kenntnissen die nächsten Jahrzehnte Altentwicklungen warten.

Die Bedenken hatte ich auch schon:

Allerdings:
Praktisch wächst SAP weiterhin sehr ordentlich. Gehe ich auf Oracle oder MS Dynamics kann ich genauso gut aufs falsche Pferd setzen. Tendenziell wird SAP vor allem in den Brnachen eingesetzt, wo die Kohle verdient wird (Automotive, Pharma, Chemie, mit Abstrichen Finance), während Dienstleister und Mittelständler eher zu Dynamics greifen. Außerdem setzt mein Wunscharbeitgeber (der, in dessen Auftrag ich drei Jahre unterwegs war) voll auf SAP.


Die Diskussion man könne alles in Java machen geht nun schon seit 10 Jahren ohne dass sich wahnsinnig viel geändert hat. Hier sehe ich die Chance mir ein Alleinstellungsmerkmal zu schaffen (Welcher Studie bringt schon zum Praktikum ein Netweaver-Zertifikat mit?). Java ist der de facto Standard an den meisten Hochschulen, da konkurriere ich dann gegen ganz andere Freaks, die mit 23 ihren Master haben und seit sie 12 sind programmieren.

PatkIllA
2013-03-18, 11:47:14
Ich kenne persönlich keinen arbeitlosen Informatikabsolventen. Auch ohne besondere Zertifikate.
Mit 30+ fertig werden war auch bei keinem ein Problem.

Kennst du denn SAP schon? Ich da doch immer wieder, dass man da gegen eine in Jahrzehnten historisch gewachsene API programmiert, gegen die man nicht wirklich programmieren will.

Watson007
2013-03-18, 11:48:28
wo hast du die Prüfung zum LPIC-1 gemacht?

Coda
2013-03-18, 11:48:35
Ich versteh wirklich nicht, warum du dich so auf ABAP festlegen willst?

Die Sprache sieht zwar extrem hässlich aus, ist von den Grundzügen aber auch nicht viel anders als sonstige prozedurale Programmiersprachen.

Lern einfach die Grundkonzepte.

Colin MacLaren
2013-03-18, 17:55:17
wo hast du die Prüfung zum LPIC-1 gemacht?

Ich habe erstmal die 101 hier in Chemnitz zum Linux-Tag gemacht. Bestehe ich die, folgt im Mai zum Berliner Linuxtag die 102. Ob ich die nächste stufe noch zeitlich unterkriege muss ich dann sehen.

@Coda

Nach dem knallharten Aufprall auf dem Arbeitsmarkt nach meinem Laberfachstudium interessiert mich bei Modul- und Weiterbildungsauswahl einzig die Employability, schließlich werde ich ja auch nicht jünger. Ich muss jetzt einen Kurs machen und möglichst etwas, dass auch in Chemnitz angeboten wird, so dass ich zumindest abends noch Module von der Uni mitnehmen kann. Das ist der einzige mit "richtigem" Zertifikat, den ich gefunden habe. Für zwei Monate Javakurs mit "Zertifikat" vom Bildungsträger selbst kann ich auch einfach ein Buch lesen.

Unfug
2013-03-18, 19:02:03
Darf ich fragen, warum Du keine Weiterbildung als Versicherungsmakler mit Spezialisierung im Bereich Finanzdienstleistung machst?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Du dort keine Möglichkeit hast. Und verdienen tut man dort auch sehr gut, wenn nicht sogar mehr als im IT Bereich.

Du scheinst mir gar kein bock auf IT zu haben, sondern auf Finance und versuchst Mittel zum Zweck

Colin MacLaren
2013-03-18, 20:54:25
Weil Du mich völlig falsch einschätzt. Ich hab ganz bestimmt keine Lust Leuten irgendwelche Lebensversicherungen mit schlechter Rendite und fragwürdiger Gebührenstruktur aufzuschwatzen ;)