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mdf/markus
2013-12-30, 12:32:24
http://cdn.bloody-disgusting.com/wp-content/uploads/2013/04/GoneHome.jpg

Die letzten beiden Stunden, in denen ich mich mit Gone Home (http://store.steampowered.com/app/232430/) beschäftigt habe ("gespielt habe" würde bei dem Titel nicht wirklich gut passen), waren sagenhaft.
Ich bin mir nicht sicher, was ich dazu schreiben soll, ohne in Versuchung zu geraten, zuviel über dieses "Indie Game" zu erzählen.

Aber ich versuch's mal mit Brainstorming, welche Wörter mir jetzt kurz nach dem Abspann durch den Kopf gehen:
Familie, Beziehungen, Liebe, Teenager, glücklich sein, frustriert sein, sich selbst finden, anders sein, Sorgen, Ängste, Emotionen, Gespenster ;), die 90er, JFK, ... ich würde schon zu viel verraten, wenn ich weiter machen würde.

Aber Leute, wenn ihr mal Abwechslung braucht in Sachen interaktive Unterhaltung, wenn ihr sehen wollt, wie "erwachsen" dieses Medium mittlerweile geworden ist - schaut euch die Screens an, lest ein bisschen was über den Titel (nicht zu viel!) & wenn ihr interessiert seid, gönnt euch Gone Home.

Die Geschichte ist ohne einer klassischen Videospiel-Storyline, aber mit dem nach und nach Entdecken, worum es hier eigentlich geht, einfach unheimlich intensiv. Ich glaube "menschlich" und "vielschichtig" sind treffende Adjektive.

Ihr merkt schon - ich bin überwältigt. :)

Wer meiner Meinung nach lieber die Finger davon lassen sollte:
Leute, die Action, Gameplay, Replay Value oder Ähnliches suchen.
Natürlich ausgenommen, ihr wollt euch auf Neues einlassen & eine Story abseits des Gaming-Klischees suchen.

Gone Home ist einfach der Inbegriff des "Non-Games", aber was für eins. =)

Surrogat
2013-12-30, 13:34:09
hadere schon die ganze Zeit mit mir ob ichs kaufen soll, aber hab schon so viel geld ausgegeben dieses Jahr, daher erst 2014 wenns noch billiger ist
Das Video hat mir jedenfalls zugesagt, das Game scheint mächtig interessant zu sein

doublehead
2013-12-30, 15:07:38
4players hat es zum "Pc-Spiel des Jahres" gekürt, und den Entwickler zum "Entwickler des Jahres".

http://www.4players.de/4players.php/spieledesjahres2013/index.html

Grey
2013-12-30, 17:01:38
Gone Home ist einfach der Inbegriff des "Non-Games", aber was für eins. =)

Exploration eher :) Kann man ja schon mehr machen als in Proteus oder so.

Muss es mal weiter zocken, schon tolle Atmosphäre.

Döner-Ente
2013-12-30, 21:11:14
Habs gerade "durchgespielt" und das ist wohl einer der Titel, wo die Gefühlsspanne nach dem Abspann je nach Spieler und Erwartung zwischen "Wow, großartig" und "WTF, was war das denn ?" variieren kann :eek:.

Nur für Leute, die´s schon durch haben:
Während des Spiels fand ich durchgehend großartig, war sehr spannend und atmosphärisch, bei Gewitter dieses verlassene Haus zu erkunden und all die Info-Schnippsel aufzusaugen.
Dazu die verschiedenen "Story-Stränge", wie das Psycho-Haus von Onkel Oscar, der vom Erfolg verlassene Schriftstellervater sowie das Beziehungs-/Selbstfindungsdrama von Sam.
Imho ist das große Problem das Ende, was kurzerhand alles banal auf die Sam-Geschichte reduziert und wo man das Gefühl hat, dass die Oscar-Geschichte eigentlich nur reingebracht wurde, um nen bissl was mysteriöses zu haben.

Irgendwie hatte sich da bei mir beim Spielen eine Erwartungshaltung aufgebaut, was sich da neben Sams Beziehungsgeschichte noch an mysteriösen Geschichten rund um Onkel Oscar und evtl. Vaters Schriftstellerkarriere tut, nur um am Ende festzustellen, dass sich da gar nichts getan hat :eek:.
Aber seis drum, wärend des Spielens wars spannend und hat Spass gemacht.

Iceman346
2013-12-30, 21:35:25
4players hat es zum "Pc-Spiel des Jahres" gekürt, und den Entwickler zum "Entwickler des Jahres".

http://www.4players.de/4players.php/spieledesjahres2013/index.html

Ganz ehrlich: Ich mag Gone Home, es ist wirklich liebevoll gemacht, die Atmosphäre passt und die Geschichte ist gut erzählt. Aber es ist nunmal so garkein Spiel, die paar minimalen Rätsel welche enthalten sind kann man kaum so nennen.

Es ist eine virtuelle Kunstinstallation und als solche gelungen. Aber im gleichen "Genre" befindet sich auch z.B. Stanley Parable welches ich bedeutend interessanter und durchdachter finde. Denn die Geschichte die einem Gone Home erzählt ist im Endeffekt nichts wirklich besonderes sondern eine recht normale Coming of Age Angelegenheit. GotY this is not.

mdf/markus
2013-12-30, 22:36:50
Nur für Leute, die´s schon durch haben:
Während des Spiels fand ich durchgehend großartig, war sehr spannend und atmosphärisch, bei Gewitter dieses verlassene Haus zu erkunden und all die Info-Schnippsel aufzusaugen.
Dazu die verschiedenen "Story-Stränge", wie das Psycho-Haus von Onkel Oscar, der vom Erfolg verlassene Schriftstellervater sowie das Beziehungs-/Selbstfindungsdrama von Sam.
Imho ist das große Problem das Ende, was kurzerhand alles banal auf die Sam-Geschichte reduziert und wo man das Gefühl hat, dass die Oscar-Geschichte eigentlich nur reingebracht wurde, um nen bissl was mysteriöses zu haben.

Irgendwie hatte sich da bei mir beim Spielen eine Erwartungshaltung aufgebaut, was sich da neben Sams Beziehungsgeschichte noch an mysteriösen Geschichten rund um Onkel Oscar und evtl. Vaters Schriftstellerkarriere tut, nur um am Ende festzustellen, dass sich da gar nichts getan hat :eek:.
Aber seis drum, wärend des Spielens wars spannend und hat Spass gemacht.

wegen Oscar:
Die Geschichte rund um den Onkel des Vaters ist doch noch ein wenig tiefgründiger.
Terrence (der Dad) hatte früher eine sehr enge Beziehung zu Oscar (seinem Onkel).
Bis er 12 war, besuchte er ihn regelmäßig und übernachtete bei ihm.
Allerdings änderte sich alles, als Oscar dann 1963 übergriffig wurde & Terrence sein Opfer war.
Terrence erzählte es seiner Mutter, die Oscars Schwester war. Daraufhin brach die Familie den Kontakt ab. Oscar wollte sich erklären & bat um Vergebung, doch das änderte nichts.
Oscar verkaufte seine Apotheke und sperrte sich zuhause ein, um sich mit Morphium die seelischen Schmerzen und sein Schuldgefühl zu betäuben.
Letztendlich war das sein Ende.

Terrence verarbeitete den Tod des Onkels auf seine Weise & schrieb Bücher. Die Thematik des JFK-Mords (1963) und des Zeitreisenden, der den Präsidenten und im letzten Buch sich selbst retten will, kann man als Metapher verstehen.
Auch die späteren Beziehungsprobleme mit seiner Frau und im Endeffekt auch seine strikte Ablehnung der Homosexualität von Sam rührt aus dieser Vorgeschichte, da er unterbewusst, anhand seiner Erfahrungen nur Negatives mit gleichgeschlechtlichen Beziehungen verbindet.

Die vielen Zeichen des Bruchs in der Beziehung von Terrence zu Oscar sind teilweise echt schwer verdaulich. So gibt es einen geheimen Gang zum Zimmer, in dem Terrence immer übernachten durfte. Im Keller wurde seine Größe vermerkt, bis er 12 war (1963) & dort unten kann man auch alte Spielsachen aus vergangenen Jahren finden. ;(

Es gibt auch eine zweite Theorie, in der Oscar nicht wirklich übergriffig wurde, sondern seinem Drang ihmgegenüber unter Kontrolle hatte. Allerdings war Oscar auch ein "Cross Dresser", sprich er trug gerne Frauenkleider. Terrence entdeckte ihn einmal dabei und erzählte es seiner Mutter, was auch in dieser Version zum Bruch führte. Schließlich konnte man so etwas in den 60ern kaum akzeptieren.
Diese Andersartigkeit und die Homosexualität haben auch Sam und ihre Freundin beim Herumschnüffeln entdeckt, was ihr tieferes Interesse in den Charakter des Onkels weckte.

Allerdings sollen die Entwickler in einem Interview die erste Sichtweise bestätigt haben.


Es ist für mich so toll, über dieses Spiel nachzudenken. Hatte ich sehr selten bei diesem Medium & in dieser Form überhaupt noch nie! :)

@ Iceman: schau je nach Lust auch mal in meinen Spoiler, vielleicht ändert es dein Fazit hinsichtlich der Story ja doch ein wenig ins Positive. ;)

Iceman346
2013-12-30, 23:02:09
@Markus:

Den Nebenplot habe ich natürlich auch mitbekommen, aber der ist relativ grob angerissen und sehr offen für Interpretationen, wie man ja auch an deinem Spoiler sieht ;)

Wie gesagt, ich finde die Story ja nicht schlecht, sie ist nur so ... gewöhnlich. Wir haben hier ein tolles, vergleichsweise neues, interaktives Medium aber genutzt wird es viel zu selten. Stanley Parable tut genau das und das ist der Grund warum es imo einfach die interessantere Nutzung des Mediums ist.

mdf/markus
2013-12-30, 23:24:55
Verstehe deinen Punkt. :)
Insgesamt hat The Stanley Parable sicher die außergewöhnlicheren Ideen. Das Teil ist einfach erstaunlich, wenn es drum geht, mit der Person vor dem Monitor zu spielen. Man hinterfragt sich & irgendwie auch die Sinnhaftigkeit dieses feinen Hobbies. Und das gelingt Stanley einzigartig gut. Interpretationsspielraum bietet der gute Stanley allerdings imo weitaus mehr als die liebe Sam. ;) Auch ich habe so oder so dafür im "Spiel des Jahres Thread" gestimmt. :)

Aber bei Gone Home bin ich fast ein wenig froh über die Gewöhnlichkeit der Story. Ähnliches kennt man, hat man schon gehört, vielleicht sogar erlebt. Und gerade, dass man sich, sofern man auch in den 90ern Teenager war, da vielleicht in der einen oder anderen Szene wiederfindet, fördert die Emotionaltät des Titels imo enorm. Da hätte ich mich fast sogar ein wenig geärgert, wenn die Story abstrakter oder einfach abgefahrener wäre.

Dennoch stimme ich dir zu, dass es in der Form gerne auch außergewöhnliche Geschichten geben darf. Für mich eben mehr als Alternative, und weniger als Verbesserung. ;)

RMA
2013-12-31, 04:13:24
Erstmal danke für den Tipp, hatte zwar schon von dem Spiel gehört, aber aufgrund der Masse an Titeln im Backlog einfach noch nicht angegangen. Auf die Tipps hier im Forum ist aber wirklich fast immer Verlass. :) Entsprechend vorhin gekauft und gleich durchgezockt.

Als GotY würde ich das Spiel jetzt auch nicht bezeichnen, aber es schlägt insofern in eine Kerbe wie The Last of Us oder The Walking Dead, indem hier eine starke emotionale Bindung zu den Charakteren aufgebaut wird, die ich eigentlich so nur von den großen AAA-Fernsehserien (z. B. Mad Men, Six Feet Under, The Sopranos etc.) kenne. Hier zeigt sich eben die ganze theoretische, leider fast nie genutzte Stärke des Mediums „Computerspiel“, das im Gegensatz zum klassischen, zeitlich limitierten Film eben die Möglichkeit einer zeitlich kaum limitierten und sehr tiefgehenden Erzählweise bietet.

Die verblüffende Leistung von Gone Home liegt im Gegensatz zu den vorgenannten Titeln in der Subtilität der Mittel, indem das Spiel ja komplett ohne Personenkontakte auskommt und man die Charaktere der Story bestenfalls auf ein paar Fotos zu Gesicht bekommt. Trotzdem baut man zur (eigentlichen) Protagonistin eine ähnliche Beziehung auf wie zu Ellie bei TLoU oder Clementine bei TWD. Beim Finale habe ich dann entsprechend auch mal wieder ein paar Tränen verdrückt.

Der Oscar-Nebenplot ist mir leider völlig entgangen, wohl auch, weil ich die Kombination für den Safe im Keller nicht gefunden habe (d'oh), aber das ist ja durchaus ein Grund, das Ganze nochmal zu spielen und mehr auf die kunstvollen Details zu achten. BTW schöne 1990er Jahre-Retro-Elemente (da kann man schon die offensichtliche Hauptzielgruppe erkennen, selbst die Magische Auge-Bilder ins Sams Zimmer kann man angucken) und coole Punk-Musik. ;)

Abschließend darf man konstatieren: ein weiterer Titel, der neben den vorgenannten Sachen und The Stanley Parable zeigt, wie beschämend wenig der Mainstream aus den Möglichkeiten des Mediums eigentlich macht. Andererseits kann man in den letzten 1–2 Jahren definitiv eine Zunahme dieser Titel sehen, die irgendwo zwischen der erzählerischen Stärke von hochwertigen Fernsehserien und einem wohl noch zu definierenden neu erwachsenden Genre eigentlich jenseits des klassischen „Computerspiels“ einzuordnen sind, insofern blicke ich da sehr positiv in die Zukunft.

mdf/markus
2013-12-31, 16:19:55
Abschließend darf man konstatieren: ein weiterer Titel, der neben den vorgenannten Sachen und The Stanley Parable zeigt, wie beschämend wenig der Mainstream aus den Möglichkeiten des Mediums eigentlich macht. Andererseits kann man in den letzten 1–2 Jahren definitiv eine Zunahme dieser Titel sehen, die irgendwo zwischen der erzählerischen Stärke von hochwertigen Fernsehserien und einem wohl noch zu definierenden neu erwachsenden Genre eigentlich jenseits des klassischen „Computerspiels“ einzuordnen sind, insofern blicke ich da sehr positiv in die Zukunft.

Da kann ich dir nur zu 100 % zustimmen.
Ein wunderschönes, erfolgreiches Jahr 2014 wünsch ich euch allen! :)

Rush
2014-01-01, 12:12:24
Heute noch mal für $6.80 im Humble Store!

https://www.humblebundle.com/store

Voodoo6000
2014-01-01, 12:36:13
Heute noch mal für $6.80 im Humble Store!

https://www.humblebundle.com/store
Ich habe es mir gerade für 5,1€ geholt mal schauen wie es ist:)

dr_AllCOM3
2014-01-01, 13:38:32
Das ist kein Spiel, mehr ein interaktives Buch. Zu dumm nur, daß die Story ziemlich flach ist. Das hätte ja eigentlich die Stärke sein sollen. Sobald man die grobe Story versteht, also nach 15min, wird das Spiel nur noch Arbeit. Das Haus und seine Bewohner sind auch recht unlogisch und unglaubwürdig. Technisch ist das Spiel auf dem Stand von vor 10 Jahren. Andere Indies bekommen das besser hin.

mdf/markus
2014-01-01, 15:11:00
Das ist kein Spiel, mehr ein interaktives Buch. Zu dumm nur, daß die Story ziemlich flach ist. Das hätte ja eigentlich die Stärke sein sollen. Sobald man die grobe Story versteht, also nach 15min, wird das Spiel nur noch Arbeit. Das Haus und seine Bewohner sind auch recht unlogisch und unglaubwürdig. Technisch ist das Spiel auf dem Stand von vor 10 Jahren. Andere Indies bekommen das besser hin.

Ein imo, imho, meiner Meinung nach, ich denke, wenn's nach mir geht, ... hätte deinem Posting nicht geschadet. ;)

(del)
2014-01-01, 17:35:40
Ein imo, imho, meiner Meinung nach, ich denke, wenn's nach mir geht, ... hätte deinem Posting nicht geschadet. ;)
Hat er aber Recht. Technisch ist das Teil Stand Jahrtausendwende und in Sachen Storytelling ist es sicher kein Meisterwerk, sondern solide Hausmannskost, die sich jeder ambitionierte Programmierer einfallen lassen kann. Atmosphärisch lebt das gesamte "Game" von der netten Erzählstimme und den dramatisch überdimensionierten Räumlichkeiten, die die digitale Schnitzeljagd überhaupt erst ermöglicht.

Fazit: 5/10

GotY my ass!

mdf/markus
2014-01-01, 20:53:06
Natürlich hat jeder Recht auf seine Meinung. Ich weiß auch nicht, ob's für mich der Titel des Jahres ist.
Nur, wenn du sagst, dass das Storytelling von Gone Home nur "solide Hausmannskost" ist, frage ich mich erstens, warum es kaum Games gibt, die eben meiner Meinung nach mit ähnlicher Qualität in Sachen Storytelling aufwarten. (Über bessere Alternativen aus deiner Sicht würde ich mich freuen! :))
Und zweitens, ob nur ich das Gefühl habe, dass in Sachen Erzählkunst die Gaming Industrie seit Jahrzehnten wenig neue Wege beschreiten will, oder sich viele Leute einfach, um deinen Vergleich heranzuziehen, mit lauwarmen Fast Food zufrieden geben.

Sorry - ich weiß, dass ist ein wenig provokativ formuliert, nur stört es mich grundlegend hier im Forum, wenn Auslegungen des persönlichen Geschmacks als Fakten dargestellt werden. Ich hoffe, ihr wisst, wie ich das meine. ;)

Übrigens hat Eurogamer einen recht interessanten Artikel herausgebracht (http://www.eurogamer.net/articles/2013-12-23-developers-games-of-2013), in dem einige Entwickler größerer und kleinerer Studios sich zu deren Lieblingstitel des vergangenen Jahres zu äußern.
Und auch da findet die Herangehensweise von Gone Home recht positiven Anklang.

Voodoo6000
2014-01-01, 22:14:03
So, ich habe es jetzt durch und muss sagen das es meiner Sicht keine 19€ Wert ist(für die 90 Minuten) Für 5€ aber ein toller Titel 8/10 den ich nicht ganz so interessant finde wie ein Dear Ester oder Stanly Parable.

RMA
2014-01-02, 00:46:13
Naja, das Spiel hat wohl von Anfang an polarisiert. Bei den Amis laut den Steam-Foren noch viel mehr, die in Bezug auf die Thematik seltsamerweise viel schneller ein Problem haben, als wenn 13jährige CoD oder MoH spielen. :rolleyes: Was man da teilweise lesen kann... :upicard:

tilltaler
2014-01-04, 04:40:24
Habe mir das "Spiel" heute im Humble Store für ein paar Euro (gerade noch Winter Sale) gekauft und eben am Stück (in ~3 Stunden) durch gesp... erlebt.

Grandios! Ich wusste eigentlich nichts über den Titel im Vorfeld, kann das viele Lob nun aber nachvollziehen. Toll erzählt und inszeniert. Nasse Augen dank sehr gelungener Vertonung und liebevoll detailierten Texturen und Gegenständen hatte ich auch - vorallem gegen Ende. Ich bin ebenso dankbar für die "Gewöhnlichkeit" der Geschichte... genau das macht es doch so Glaubhaft und ermöglicht eine gelungene Identifikation mit "Gone Home". Als ein Kind der 90'er hab ich mich stellenweise wie zuhause gefühlt. ;)

besonders mitreißend fand ich den Fakt, dass der Spieler in der Rolle der älteren, "perfekteren", weil weniger problematischen Tochter eine vergleichsweise langweilige "Weltreise" hinter sich gebracht hat, während besonders Sam die wahre Achterbahn der Gefühle in dieser Zeit erlebte. Meiner Meinung nach konnte man sich einfach super in Sam reinfühlen, beim finden der eigenen "Sightseeing"-Karten mit Standard-"Gute Laune"-Sprüchen wurde einfach schnell klar wer hier was verpasst hat.

Ebenso fand ich Sam's "Sexualkunde Story" im Vergleich zur eigenen und die daneben stehende Namenskarte eine tolle Idee (Im Keller)! In Kombination mit den Pokalen in der Eingangshalle, wirkte die große Schwester mit ihren Erungenschaften neben Sam wie eine leere, "funktionierende" Hülle, das Vorzeigekind dass es eben allgemein gesehen leichter hat...

Schmunzeln musste ich beim "ersten Mal"-Brief im Keller, wenn sich die Spielfigur einfach weigert weiter zu lesen. :D

Danke für die Zusammenfassung, mdf/markus. Ein paar Details bezüglich Oscar sind mir entgangen...

bzw. habt ihr das auch so verstanden, dass...

Die Mutter nebst Versetzung und Stress im Beruf ebenfalls am flirten und scheinbar drauf und dran war, eine Affäre zu starten? Somit hatte wirklich jeder in dem Haus mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen... Das Gefühl nicht für die Familie dagewesen zu sein, bricht dann das Herz des Spielers beim durchsuchen des leeren Hauses...

einfach toll gemacht! :)

mdf/markus
2014-01-04, 18:11:27
bzw. habt ihr das auch so verstanden, dass...

Die Mutter nebst Versetzung und Stress im Beruf ebenfalls am flirten und scheinbar drauf und dran war, eine Affäre zu starten? Somit hatte wirklich jeder in dem Haus mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen... Das Gefühl nicht für die Familie dagewesen zu sein, bricht dann das Herz des Spielers beim durchsuchen des leeren Hauses...

einfach toll gemacht! :)

Ja, so hätte ich das auch verstanden. Die Mutter wurde dann auch zu einem Earth, Wind & Fire Konzert von Ranger Rick eingeladen & da bin ich mir nicht sicher, ob sie den Schritt letztendlich gewagt hat oder nicht. Jedenfalls hat sie sich extra im Salon aufputzen lassen, aber man findet das Ticket dann (vielleicht weggeworfen) im Lüftungsschacht.

Wo ich mir nicht ganz sicher bin ist, wie es mit der Arbeit der Mutter aussah. Rick sollte eigentlich den Brand überwachen & fühlte sich von ihr angezogen. Dann lies er sich, glaube ich, zu ihr versetzen. Und als ihr es zu heiß wurde, hat sie ihrerseits wieder um eine Versetzung gebeten.
Kann aber auch sein, dass ich da was missverstanden habe. ;)

Ich glaube jedenfalls, dass sie letztlich vor dem Seitensprung zurückschreckte.

übrigens nur kurz OT: Deine Erfahrungsberichte zu DayZ lesen sich verdammt amüsant & verlockend. Die machen mir wirklich Lust auf das Spiel, auch wenn ich damit wohl meinen alten Rechner zuviel zumuten würde. ;)

Schönen Abend noch!

tilltaler
2014-01-05, 12:53:56
Also doch richtig verstanden. ;)
Ich erinnere mich jetzt nicht mehr ob das Ticket im Lüftungsschacht benutzt war, oder neuwertig... Wie dem auch sei, passt jedenfalls toll zum Beziehungsbuch im Badezimmer der Eltern.

Noch eine Frage:

Da es schon spät war als ich es am Stück durchgespielt habe: Der Vater ist doch sozusagen in die Fußstapfen seines Vaters getreten und hat die Serie welche dieser gestartet hatte fortgeführt. Habe ich es richtig verstanden, dass er die Bücher seines Vaters mit neuem Vorwort bei einem anderen Verlag rausbrachte und dann 2-3 Bücher als Fortsetzungen schrieb... aber schwer verletzt vom Brief des eigenen Vaters und dessen Kritik am ersten Werk ("you can do better!" wie auch an der Pinwand vermerkt) nie seinen Ansprüchen genügte? Ich fand die Anspielungen, dass der Agent nun sich selbst retten müsse statt den Presidenten jdenfalls auch toll... Wie der Vater seine Gegenwart in seinem aktuellen Buch verarbeitete...

tolles Spiel. :)

kurz zum OT: Es ist eine Alpha, man kann bereits sehr viel Spaß mit dem Titel haben und auch unglaublich viel Zeit reinstecken: Vorallem mit Freunden macht es gleich nochmal deutlich mehr Spaß, trotz der frühen Entwicklungsphase. Aber genau das sollte man eben nicht vergessen... Wen man sowieso Spaß an dieser Art Spiel hat und gerne Teil der Entstehung ist, kann man meiner Meinung nach mit den ~20€ nichts falsch machen. Mein Rechner ist auch eher betagt (siehe Signatur) und ich spiele trotz mittlerer bis minimaler Details mit recht ansehnlicher Optik ruckelfrei. :)

mdf/markus
2014-01-05, 13:22:37
Noch eine Frage:

Da es schon spät war als ich es am Stück durchgespielt habe: Der Vater ist doch sozusagen in die Fußstapfen seines Vaters getreten und hat die Serie welche dieser gestartet hatte fortgeführt. Habe ich es richtig verstanden, dass er die Bücher seines Vaters mit neuem Vorwort bei einem anderen Verlag rausbrachte und dann 2-3 Bücher als Fortsetzungen schrieb... aber schwer verletzt vom Brief des eigenen Vaters und dessen Kritik am ersten Werk ("you can do better!" wie auch an der Pinwand vermerkt) nie seinen Ansprüchen genügte? Ich fand die Anspielungen, dass der Agent nun sich selbst retten müsse statt den Presidenten jdenfalls auch toll... Wie der Vater seine Gegenwart in seinem aktuellen Buch verarbeitete...

RockPaperShotgun (http://www.rockpapershotgun.com/2013/08/16/gone-home-a-tale-of-two-dads/) hat die Rolle des Vaters im Hinblick auf seinen Beruf ganz gut versucht zusammenzufassen:

Meanwhile, his sci-fi series about JFK and time travel has resolutely failed to sell, sequels have been refused and no amount of motivational post-it notes he leaves for himself can keep him from the worrying number of bottles and shot glasses that litter his rooms in the enormous house that is Gone Home’s setting.

...

In the impossibly gigantic basement that runs underneath Sam, Terry et al’s impossibly gigantic home, there’s a letter. It’s not a letter that need be read in order to enable progress or advance the core plot. It’s easily missed, as many things in Gone Home are. It’s in the dark, requiring you to find and activate a light in order to see it, as almost everything in Gone Home does.
It’s from Terry’s father. It’s about Terry’s first book. It’s superficially a congratulation. It’s realistically a knife in the ribs from a man who doesn’t care about his son’s feelings or personality, only how his son’s achievements reflect on him. I forget what Terry’s father’s job is stated as, though I seem to recall his name had some professorial prefix. Certainly, his style of writing – stuffy, cheerless, officious – reflects this. It reads like a note from a headmaster to a barely-remembered former student, not a father to his son. It opens with recognition that Terry has been published, then without warmth turns to admonition for perceived stereotypes and lacklustre turns of phrase in what does, admittedly, sound like a cheap and nasty thriller. Sucker punch right to my limp stomach.

Terry probably knows, on some level, that it’s cheap and nasty, and perhaps even deliberately targeted a certain audience. That doesn’t for one second justify his father, the person who should be the most important man in his life, pointing this out, criticising him for it. Making him feel small, worthless, nothing.

...

There’s a suggestion, near the end of the game, that Terry and his ridiculous novels are redeemed, rediscovered. We don’t see the outcome, but we do see a rare letter directly from Terry, positively brimming with joy and disbelief that a new publisher wants to bring his books back to market. This part of Terry’s story perhaps didn’t resonate as well for me – it seemed a little too cute and unlikely, and for that reason I chose to believe that, ultimately, his books failed to sell for a second time, and his sequel proposal was ultimately rejected once again.

I also chose to believe that his cold, cruel father died before the two of them ever experienced any closeness, that Terry would be forever left feeling unappreciated, unloved, unsuccessful, no matter what he went on to do. That way, I could not be Terry – I could be better than Terry after all. Go Home, with its implications, its off-camera characters and its clear picture built only from words and shadows, gave me the freedom to finish Terry’s story that way. While Sam’s story is essentially told outright by the end of the game, only brief, uncommented upon components of Terry’s story are ever given, leaving me to piece them together and experience my own reaction to them.

In Wirklichkeit fängt die rote Notiz links von "You Can Do Better" die Metapher oder die Symbolik rund um seine Romane ganz gut ein.

http://media.tumblr.com/79b87a2cc48a1022b64666d4864dd123/tumblr_inline_mrmb6qHj4g1qz4rgp.jpg


kurz zum OT: Es ist eine Alpha, man kann bereits sehr viel Spaß mit dem Titel haben und auch unglaublich viel Zeit reinstecken...

Ich werde demnächst mal ein paar Kumpels über den Titel berichten!
Vielleicht ergibt sich da ja im Laufe des Jahres nochwas. ;)

Grey
2014-01-06, 16:12:44
Hier vielleicht noch ein interessanter Artikel für Euch:
http://gamasutra.com/blogs/ChristianNutt/20140102/207958/Thoughts_on_the_design_and_narrative_of_Gone_Home.php

Lurtz
2014-01-07, 15:33:51
Ich finde es fantastisch, egal ob es jetzt ein Spiel sein soll, oder nicht. Besonders gefällt mir, wie viel Substanz darin steckt und wie viele kleine Details einem entgehen, wenn man ohne sich Gedanken zu machen und sich darauf einzulassen, einfach nur durchrennt.

Insofern finde ich es auch unverständlich, den ursprünglichen Preispunkt von 19€ automatisch zu verdammen. Wer erlaubt sich zu diktieren, ein derart fein erzähltes, aufgebautes Spiel sei das Geld nicht wert, nur weil man nicht drei Headshots pro Minute verteilt?

RMA
2014-01-07, 19:40:13
Naja, ist doch das gleiche wie im Kino, Ballabumm-3D-HFR-Überlänge kostet 15 Euro Eintritt und ist noch bevor man wieder im Parkhaus vergessen, so mancher Kunstfilm für 5 Euro im Mini-Kino im Stadtteil bietet oft noch für ganze Abende Diskussionsstoff. Der Kulturbetrieb ist undankbar.

dr_AllCOM3
2014-01-07, 23:27:58
so mancher Kunstfilm für 5 Euro im Mini-Kino im Stadtteil bietet oft noch für ganze Abende Diskussionsstoff. Der Kulturbetrieb ist undankbar.
Allerdings auch nur für eine sehr kleine Zielgruppe.

mdf/markus
2016-11-12, 09:48:02
Fullbright stellt übrigens dieses Wochenende Gone Home gratis zur Verfügung (http://www.eurogamer.net/articles/2016-11-12-gone-home-is-free-this-weekend-on-itchi-io).

"For people that need something about hope and love right now: We've made @GoneHomeGame free this weekend on @itchio."

Auch mit etwas Abstand zum Spiel - wenn man mit dem Genre "Walking Simulator" ansatzweise was anfangen kann - Gone Home ist erzählerisch eine echte Perle & eines der wenigen Spiele, das ich auch "Nicht-Videospielern" im Freundeskreis gerne ans Herz lege.

Schönes Wochenende! :)

yardi
2016-11-12, 11:18:28
Danke für den Tipp!

Dir auch ein schönes Wochenende :)