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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Netzneutralität – oder die drohende Ungleichbehandlung im Internet


dungeonlight
2014-03-07, 14:59:09
http://digitalcourage.de/sites/default/files/symbolbild_netzneutralitaet_flickr_redcctshirt_cc-by2_0.jpg

Am 17. März wird der Industrie-Ausschuss des EU-Parlaments einen alles-entscheidenden Beschluss für die Zukunft der Netzneutralität in Europa fassen. So wie die Dinge momentan stehen, haben die Mitglieder dieses Ausschusses des EU-Parlaments noch immer die Möglichkeit, ein echtes, offenes und freies Internet zu sichern.

Allerdings kehrt der Gesetzesentwurf von Pilar del Castillo Vera (ES - EPP), der Berichterstatterin des Industrie-Ausschusses des EU-Parlaments, das Prinzip der Netzneutralität in's Gegenteil um, um Großkonzernen wie der Telekom einen Gefallen zu tun. Ihre Kompromiss-Änderungen an der Netzneutralität unterlaufen das Netzneutralitätsprinzip, dass alle Daten gleich behandelt werden, indem sie es Internetanbietern erlauben, Verträge mit Internetdiensten wie YouTube oder Netflix abzuschließen, die jenen Internetdiensten bevorzugte Datendurchleitung durch sogenannte "specialised services" garantieren - das ist nichts anderes als das Einziehen einer Überholspur durch's Internet auf Kosten der restlichen Bandbreite.

EU-Abgeordnete Catherine Trautmann (FR - S&D) hat eine andere Version der gleichen Kompromiss-Änderung vorgeschlagen, die klar macht, dass "specialised services" nicht zur Umgehung der Netzneutralität benutzt werden können und es Internet-Riesen und großen Internetanbietern ermöglichen das Internet und weite Teile der Internetwirtschaft zu dominieren.

Es ist sehr wichtig für europäische Bürger*innen, alle EU-Abgeordnete im Industrie-Aussschuss dazu zu drängen, unser offenes und freies Internet zu schützen, indem sie Trautmann's Kompromiss-Änderung für ein "Offenes Internet" eher zustimmen als dem von Del Castillo.

Ruft eure EU-Abgeordneten an ! (http://piphone.lqdn.fr/campaign/call2/NetNeutrality-ITRE-nov_13/7192/#mep)

Von Deutschland aus hängt man einfach anstelle des Pluszeichens am Anfang der Nummer "00" an. Hier ist ein Link zu einer Beispiel-Unterhaltung (http://www.laquadrature.net/wiki/How_to_contact_a_MEP#Phone_Call), falls ihr diese Hilfe-Stellung gut gebrauchen könnt.

Was auch immer beim Telefonat passiert, vergesst bitte nicht die Grundregeln zivilisierten Umgangs miteinander. EU-Abgeordnete sind auch nur Menschen; wer weiß, was ihnen vor dem Telefonat widerfahren ist.

dungeonlight
2014-03-17, 21:10:58
Netzneutralität: CDU will Koalitionsvertrag brechen - http://winfuture.de/news,80805.html

dungeonlight
2014-03-18, 13:39:36
Na super: Der verlaufsführende Industrie-Ausschuss hat gegen Netzneutralität gestimmt. (http://futurezone.at/netzpolitik/europa-auf-dem-weg-zum-zwei-klassen-internet/56.495.974)
Einer Abgeordneten-Mehrheit aus Parteien, die im Parteienspektrum mitte-rechts zu verorten sind, ist das zu verdanken.
Zudem haben sich zu viele Sozialdemokraten enthalten. Für Netzneutralität haben Grüne, Piraten (Amelia Andersdotter), Linke,
einige Sozialdemokraten und einige Liberale gestimmt.
Ihr müsst wissen: In Parlamenten werden Gesetzesentwürfe in Fachausschüssen vorgekaut; der "führende Ausschuss"
hat bei diesem Vorkau-Prozess am meisten Gewicht; Ende der Ausschuss-Arbeit ist eine Empfehlung für oder gegen einen
Gesetzesentwurf. Im nächsten Gang kommt der Gesetzesentwurf dann in's Parlament; das Parlament stimmt meist so wie
der führende Ausschuss ab, hält sich also an dessen Empfehlung. Und genau das ist jetzt passiert: Der führende
Ausschuss hat eine Empfehlung gegen Netzneutralität ausgegeben.
Die endgültige Abstimmung im EU-Parlament wird in 2 Wochen stattfinden. Das EU-Parlament kann sich dort noch
entgegen der Empfehlung des Industrie-Ausschusses für Netzneutalität aussprechen - die Wahrscheinlichkeit für diesen
Ausgang ist aber nicht gerade gut.

Was kann man noch tun ?

• In 2 Monaten sind EU-Wahlen; wählt weise (http://bit.do/iQjF) !
• Ruft eure EU-Abgeordneten weiter an (http://piphone.lqdn.fr/campaign/call2/NetNeutrality-final-apr_14) und fordert sie auf, sich in 2 Wochen im EU-Parlament für Netzneualität auszusprechen.

Ihr könnt Hilfe beim Argumentieren gebrauchen ? Schaut euch einfach eines dieser beiden Videos an:

http://abload.de/img/netneutrality-video-1hpzsi.jpg (http://gg.gg/1aarw) http://abload.de/img/netneutrality-videot-x1xaj.jpg (http://gg.gg/1aaso)

dungeonlight
2014-04-02, 17:26:38
Morgen entscheidet sich, ob unser Internet frei und offen bleibt, oder sich zu einem 2-Klassen-Internet entwickelt, dass Monopolisten fördert und als Zensur- und Überwachungsstruktur ausgeprägt ist.

Nutzt die letzte Gelegenheit, um eure EU-Abgeordneten - vor allem von der liberalen Fraktion - anzurufen - http://piphone.lqdn.fr/campaign/call2/NetNeutrality-final-apr_14 - und fordert sie auf, sich morgen im EU-Parlament für Netzneualität auszusprechen (das sind die Änderungen 234 - 244).

dungeonlight
2014-04-03, 12:25:29
Puuuh, die Sache ist zum Glück noch mal gut gegangen: Netzneutralität erhält Vorfahrt vor Wirtschaft. (https://www.piratenpartei.de/2014/04/03/eu-parlament-gibt-demokratie-im-internet-vorfahrt-vor-wirtschaft/)

basti333
2014-04-03, 14:01:58
Und die Roaminggebühren wurden auch abgeschaft. Die EU ist halt nicht immer so unnütz wie manch einer denkt :)

mapel110
2014-04-03, 14:03:14
Stehen ja auch Wahlen an. Da ist nicht die Zeit für unpopuläre Entscheidungen.

dungeonlight
2014-04-11, 15:24:59
Stehen ja auch Wahlen an. Da ist nicht die Zeit für unpopuläre Entscheidungen.

Das kann ich so nicht unterzeichnen:
Lange Zeit sah's so aus, dass das Telekompaket in der Ausführung
"Roaming-Gebühren ablehnen - JA - Netzneutralität abschaffen - JA" angenommen wird, und dann seitens der konservativen und liberalen Parlamentarier groß medial herausposaunt wird, wie toll doch der Beschluss ist, weil man Roaming-Gebühren abgeschafft hat, während über die Konsequenzen des Telekom-Pakets für die Netzneutralität geschwiegen wird.
Zum Glück ging die Rechnung nicht auf, weil die Netzgemeinde zu wachsam war, um sich derartig verarschen zu lassen !