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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Sozialversicherung als Freiberufler, Student und baldiger Angestellter


Philipus II
2014-05-15, 19:21:55
Hallo, ich brauch mal wieder eure Hilfe. Ich bin seit zwei Jahren als Freiberufler (Journalismus) neben meinem Vollzeit-Studium tätig. Nun habe ich die Möglichkeit, deutlich mehr Geld zu verdienen, muss mich dann aber um meine Krankenversicherung kümmern. Bisher bin ich noch familienversichert. Da ich im Oktober 25 werde und mein Studium abschließe endet das eh.

Eins vorneweg: Ich nutze legale Schlupflöcher gerne, habe aber kein Interesse an Abgabenhinterziehung, auch wenn man nicht erwischt wird. Ich möchte aus moralischen Gründen nicht betrügen.

Genauer: Der Freibetrag für die Krankenversicherung liegt 2014 bei 395 Euro pro Monat im Jahresschnitt und hat mir bisher problemlos ausgereicht. Jetzt könnte ich mehr Geld verdienen, habe ausreichend Zeit zum Arbeiten und der sich ergebende Stundenlohn ist fair. Kurz: mit einer sinnvollen Lösung für die Sozialversicherung würde ich das auf jeden Fall machen. Eine Versicherung über die KSK ist nicht möglich, da ich jetzt noch Student bin und danach ab November hoffentlich ein Angestelltenverhältnis als Haupttätigkeit haben werde. Ich würde die freiberufliche Tätigkeit am liebsten fortsetzen, natürlich mit reduziertem Arbeitsaufwand. Die gesetzliche Krankenversicherung ist dafür natürlich der schlechteste Ort, da man dort auch für die Nebentätigkeit zusätzliche Beiträge bezahlen muss, also wenns irgendwie geht in die private kommen (Pflichtversicherungsgrenze ist aber böse).

Wenn ich jetzt im PKV-Rechner meine Daten eingebe, komme ich auf etwa 210 Euro Beitrag im Monat jetzt als Freiberufler, mit Selbstbeteiligung also schlimmstenfalls 250. Möglicherweise finden sich noch günstigere Angebote, ich bin ja schließlich jung und gesund und möchte nur Minimalleistungen...
Aber auch bei 210 Euro im Monat würde ich sagen: Das wäre grundsätzlich leistbar, die Frage nur: Ist der Wechsel unter dem Kalenderjahr möglich, oder muss ich rückwirkend für das ganze Jahr Beitrag bezahlen, da ich ja im Jahresschnitt dann die Grenze für die Beitragsfreie Mitversicherung überschreite? Dann lohnt sich das nämlich nicht und ich mache lieber drei Monate nichts. Ich würde dann wohl 90% des Zusatzeinkommens für die Krankenkasse aufwenden, nein danke.

Wie ist das dann, wenn ich als Haupttätigkeit ab November Angestellter bin, aber die freiberufliche Tätigkeit fortsetze? Zurück in die GKV? Muss ich die Grenze von 53.550 Euro mit beiden Tätigkeiten zusammen erst überschreiten und darf dann zurück in die PKV oder darf ich bleiben, wenn die Prognose 53.550 Euro erwarten lässt? Ich kann als Freiberufler einfach meine Rechnung verspätet stellen und schaffe die Grenze dann, einen normal bezahlten Hauptjob vorausgesetzt, ziemlich sicher. Die freiberufliche Tätigkeit komplett einzustellen ist nicht sinnvoll, da ich selbst wenn ich ab 1.11. gar nichts mehr mache, 2015 über 1000 Euro nachgelagerte Vergütung bekommen werde. Und ich habe an der Nebentätigkeit viel Spaß, völlig unabhängig vom Geld.

GSXR-1000
2014-05-16, 09:30:25
Wie ist das dann, wenn ich als Haupttätigkeit ab November Angestellter bin, aber die freiberufliche Tätigkeit fortsetze? Zurück in die GKV? Muss ich die Grenze von 53.550 Euro mit beiden Tätigkeiten zusammen erst überschreiten und darf dann zurück in die PKV oder darf ich bleiben, wenn die Prognose 53.550 Euro erwarten lässt? Ich kann als Freiberufler einfach meine Rechnung verspätet stellen und schaffe die Grenze dann, einen normal bezahlten Hauptjob vorausgesetzt, ziemlich sicher. Die freiberufliche Tätigkeit komplett einzustellen ist nicht sinnvoll, da ich selbst wenn ich ab 1.11. gar nichts mehr mache, 2015 über 1000 Euro nachgelagerte Vergütung bekommen werde. Und ich habe an der Nebentätigkeit viel Spaß, völlig unabhängig vom Geld.
Die Versicherungspflichtgrenze bezieht sich auf das Einkommen aus einer abhängigen beschäftigung. Sprich: du kannst nur dann in die PKV wenn dein einkommen aus der abhängigen beschäftigung die versicherungsgrenze überschreitet. Das dürfte wohl nicht der Fall sein. Somit wirst du in die GKV eintreten und auch dort bleiben.
Du solltest allerdings bezüglich deiner Nebentätigkeit einige dinge beachten:
1. Du hast sie deinem Arbeitgeber mitzuteilen.
2. Sie sind zu versteuern (mit persönlichem Steuersatz, spätestens in der steuererklärung).
3. Sie sind auch auf entsprechenden Fragebögen dem sozialversicherer mitzuteilen.
4. Kleinunternehmerregelung ist zu beachten (Freigrenze USt). Auf Rechnungen ist zwingend deine Steuernummer anzugeben.
Achso... und zu deinen Fragen:
- Die Versicherungsfreiheit tritt mit Ablauf des Kalenderjahres ein, in dem die JAEG überschritten wird. (sprich im Folgejahr).
- Unterschreitet ein Arbeitnehmer im laufenden Kalenderjahr mit seinem Einkommen die JAEG, tritt die Versicherungspflicht sofort ein.

Aber das dürfte für dich eh ohne Belang sein.
Solange du nicht mit dem Einkommen deiner abhängigen Haupttätigkeit die Versicherungsgrenze überschreitest.
Du solltest dir, da du ja oben auch von moral etc sprichst, eh die Frage stellen, ob einer PKV so erstrebenswert ist. Du weisst schon, das du dir die günstigen beiträge jetzt mit exorbitant steigenden beiträgen ab 45,50 Jahren erkaufst. In summe ist das meistens kein wirklicher gewinn. Zumal so dinge wie vorkasse auch nicht immer so toll sind. Es sei denn du gehst den asozialen weg, wie so viele, die in den jungen jahren schoen die PKV geniessen, und später mit allen tricks in die GKV reinmogeln. Sehr beliebt. Nur leider extrem asozial.

Philipus II
2014-05-16, 10:35:15
Danke, das hilft mir schonmal ein Stück weiter.

Für Arbeitnehemer ist die gesetzliche Krankenversicherung ein ziemlich faires Paket. Die Leistungen sind absolut ausreichend, wenn man keine besonderen Ansprüche an den Komfort stellt. Zudem sind die Kosten einkommensabhängig und belasten einen selbst daher dann, wenn man es sich leisten kann. Die Abrechnung findet für mich als Patienten komfortabel ohne meine Mitwirkung statt. Spätestens wenn Kinder dazukommen ist die PKV auch meist preismässig nicht im Vorteil, selbst wenn man die Beitragsbemessungsgrenze erreicht. Mit freiberuflicher Tätigkeit oder Selbstständigkeit wird die GKV hingegen weit weniger attraktiv, da die private Krankenversicherung dann massiv günstiger ist. Da aber eh nur das Einkommen aus der Angestelltentätigkeit zählt, stellt sich die Wahlfreiheit für mich eh nicht.

Dass die Nebentätigkeit Finanzamt und Krankenkasse gemeldet ist versteht sich von selbst. Auch den zukünftigen Arbeitgeber werde ich keinesfalls im Dunkeln lassen.

Sven77
2014-05-16, 10:45:33
Ich hab damals mit meiner (gesetzlichen) Krankenversicherung einen Termin vereinbart und war überrascht ob der kompetenten Beratung und sie waren auch sehr flexibel (KKH).. kein Wunder, sind doch Freiberufler und Selbstständige richtige Cashcows ;)

GSXR-1000
2014-05-16, 11:03:37
Danke, das hilft mir schonmal ein Stück weiter.

Für Arbeitnehemer ist die gesetzliche Krankenversicherung ein ziemlich faires Paket. Die Leistungen sind absolut ausreichend, wenn man keine besonderen Ansprüche an den Komfort stellt. Zudem sind die Kosten einkommensabhängig und belasten einen selbst daher dann, wenn man es sich leisten kann. Die Abrechnung findet für mich als Patienten komfortabel ohne meine Mitwirkung statt. Spätestens wenn Kinder dazukommen ist die PKV auch meist preismässig nicht im Vorteil, selbst wenn man die Beitragsbemessungsgrenze erreicht. Mit freiberuflicher Tätigkeit oder Selbstständigkeit wird die GKV hingegen weit weniger attraktiv, da die private Krankenversicherung dann massiv günstiger ist. Da aber eh nur das Einkommen aus der Angestelltentätigkeit zählt, stellt sich die Wahlfreiheit für mich eh nicht.

Dass die Nebentätigkeit Finanzamt und Krankenkasse gemeldet ist versteht sich von selbst. Auch den zukünftigen Arbeitgeber werde ich keinesfalls im Dunkeln lassen.
Ich lag auch schon früh deutlich über der versicherungsgrenze und hab recht lange auch als freelancer gearbeitet. Klar hätte ich ein paar euros sparen können. Lag mir aber nichts dran, da ich einfach den sinn mehr in einer möglichst grossen solidargemeinschaft in der GKV sehe. Das problem ist, das eben gerade die "guten risiken" (junge, gesunde und einkommensstarke) sich aus der Solidargemeinschaft verabschieden und dann als schlechte risiken 30-40 jahre später zurueckkehren. So kann das system nicht funktionieren.
Die aussage, man würde als selbstständiger (also freiwillig gkv- versicherter) soviel mehr zahlen, stimmt so auch nicht. Spätestens mit Familie sieht das auch wieder anders aus. Je älter man wird sowieso.
Ich bin die letzten 20 Jahre in der GKV geblieben und gedenke das auch bis zum ende zu bleiben. Auch schlicht aus prinzipieller Überlegung. Das system kann nicht funktionieren, wenn sich alle, die vielleicht netto zahler und nicht netto empfänger sind, sich aus dem system verabschieden.
Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.

GSXR-1000
2014-05-16, 11:04:59
Ich hab damals mit meiner (gesetzlichen) Krankenversicherung einen Termin vereinbart und war überrascht ob der kompetenten Beratung und sie waren auch sehr flexibel (KKH).. kein Wunder, sind doch Freiberufler und Selbstständige richtige Cashcows ;)
wieso cashcows?
Ich glaube kaum das ein selbstständiger automatisch gegenüber einem abhängig beschäftigten am ende automatisch mehr bringt. Das ist wohl eher eine urban legend.

Philipus II
2014-05-16, 11:06:16
Interessant. Dann ist die Beratungsqualität bei der gesetzlichen Versicherung besser. Ich werde mal meine Krankenversicherung kontaktieren und mit denen darüber quatschen, ob man für die drei bis vier Monate zwischen Nebentätigkeit in Grenzen der Familienversicherung und gesetzlicher Krankenversicherung als Angestellter eine sinnvolle Lösung findet. Mit dem Service und der Beratung meiner gesetzlichen KV (HEK) war ich bisher auch als kostenlos Familienversicherter sehr zufrieden.

Bei den privaten Versicherungen wird zumindest meiner Erfahrung nach eher verkauft, mit Beratung hat das nur am Rande was zu tun. Es wird das blaue vom Himmel versprochen und indirekt von manchen sogar Konstruktionen vorgeschlagen, die nahe am Betrug sind. Auf solche Beratung kann man nichts geben, wenn man nicht jeden Punkt mit eigenem Wissen vergleichen kann.

Sven77
2014-05-16, 11:15:47
wieso cashcows?
Ich glaube kaum das ein selbstständiger automatisch gegenüber einem abhängig beschäftigten am ende automatisch mehr bringt. Das ist wohl eher eine urban legend.

Sowie einem da Honig um den Mund geschmiert wird könnte man es aber glauben ;)

GSXR-1000
2014-05-16, 11:22:48
Interessant. Dann ist die Beratungsqualität bei der gesetzlichen Versicherung besser. Ich werde mal meine Krankenversicherung kontaktieren und mit denen darüber quatschen, ob man für die drei bis vier Monate zwischen Nebentätigkeit in Grenzen der Familienversicherung und gesetzlicher Krankenversicherung als Angestellter eine sinnvolle Lösung findet. Mit dem Service und der Beratung meiner gesetzlichen KV (HEK) war ich bisher auch als kostenlos Familienversicherter sehr zufrieden.

Bei den privaten Versicherungen wird zumindest meiner Erfahrung nach eher verkauft, mit Beratung hat das nur am Rande was zu tun. Es wird das blaue vom Himmel versprochen und indirekt von manchen sogar Konstruktionen vorgeschlagen, die nahe am Betrug sind. Auf solche Beratung kann man nichts geben, wenn man nicht jeden Punkt mit eigenem Wissen vergleichen kann.
Meine Erfahrungen mit beratungen in der GKV (gerade auch im Krankheitsfalle oder eigentlich allen relevanten themen) ist durchweg gut.
Bei den privaten habe ich bei gesprächen immer sehr schnell das gefühl ich sei bei einer Bank, wo es primär um den schnellen Abschluss ging. Sowohl vom ambiente, dem verhalten der gesprächsteilnehmer und dem gesprächsverlauf her. Die aussage, das ganze nochmal überdenken zu wollen ist grundsätzlich auf heruntergezogene mundwinkel gestossen.
@sven: das mag sein, das ist aber auch darin begruendet, das auch in der GKV inzwischen ein dienstleistungsgedanke einzug gehalten hat. Der alte Muff den es früher mal gab, der eher behördenmief darstellte ist vergangenheit. Was ich auch gut finde.