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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Was macht ein Softwareentwickler so den ganzen Tag?


WhiteVelvet
2014-12-30, 10:46:44
Moin zusammen!

Ich überlege, ob ich mein jetziges Dasein als Systemadministrator umwandle in ein Dasein als Softwareentwickler. Ausschlag gibt die Stellenanzeige einer internationalen Firma, die meiner alten Uni angegliedert ist. Ich habe für die meine Diplomarbeit geschrieben, kenne daher die Technologie, um die es geht.

Aber was macht so ein Softwareentwickler den ganzen Tag? Aktuell bin ich zufrieden, dass ich als Admin einen so abwechslungsreichen Job habe. Sitzt ein Softwareentwickler den ganzen Tag nur am Rechner und programmiert? Was macht er von morgens bis abends und macht er das das ganze Jahr lang?

Vielleicht könnte mal jemand etwas aus dem Nähkästchen plaudern, ob das ein Beruf ist, der auch abwechslungsreich ist...

Bevor jemand fragt, wieso ich einen guten Job verlassen will: ich will zurück in meine Heimat umziehen, daher findet bald so oder so ein Jobwechsel statt. Ich habe schon länger nicht mehr programmiert, habe es aber damals ganz gut gekonnt. Müsste mich also erstmal wieder ins Thema fuchsen...

Shink
2014-12-30, 11:24:47
Kommt sicher darauf an. Arbeite seit 10 Jahren als Softwareentwickler in 3 verschiedenen Firmen und verbrachte zwischen 0 und 14 Stunden pro Tag mit Programmieren. Das Meiste macht inzwischen mein Team und ich mache Sachen wie Planungen, Sitzungen, Telefonate und Meetings mit Kunden, Konzepte schreiben, Reviews, mit Testern streiten aber auch 3rd Level Support. Programmieren tu ich aber tatsächlich auch noch.

Ob das toll ist? Ehrlich gesagt war 2014 das schlimmste Jahr seit langem also frag besser jemand anderen. Und achte auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen...

Mosher
2014-12-30, 12:05:31
Kommt mit Sicherheit auf die Branche an.

Und je nach Stellung bist du auch ein gutes Stück mit Papierkrieg, Sitzungen, Kundengesprächen, "Reviews" und evtl. firmeninternen Besprechungen zu Coderichtlinien etc. beschäftigt.

Bei uns gibt es zB keinen einzigen "richtigen" Programmierer, da alles irgendwie "embedded" ist und ein Programmierer ohne Elektronikkenntnisse auch für den Popo ist.
Man arbeitet also immer im Team und hat Materieübergreifende Aufgaben.

Ich habe jetzt sozusagen eine neue Sparte der Softwareprogrammierung aufgetan, und Android in's Haus geholt. Auch das ist sehr abwechslungsreich, da ich ja nach wie vor mit irgendeiner Hardware kommunizieren muss und quasi Aufgaben des Systemingenieurs abdecke.

Dort werden dann zB Kommunikationsprotokolle aufgezogen.
Dazu kommt noch reverse-engineering.

Wichtig wäre zu erfahren, in welcher Branche du dich bewerben willst.

Hucke
2014-12-30, 12:40:37
Ich arbeite seit paar Jahren als Entwickler. Abwechslungsreich wars im Bereich Fachanwendungen. Da hatte man viel Kontakt zum Kunden, hat mit diesem Anforderungen analysiert, technische Möglichkeiten aufgezeigt und ausprobiert und im Endeffekt halt für den jeweiligen Fachbereich passende Anwendungen gebastelt. Teils als lokal laufenden Anwendung, teils als Webanwendung.

Dann gings mehr Richtung Webseiten basteln. Da habe ich selber so gut wie nie Kundenkontakt und bekomme einfach Anforderungen auf den Tisch die ich umsetzen soll. In den meisten Projekten bin ich auch für das Aufsetzen und Konfigurieren unsrer Entwicklungsumgebung zuständig. Apache, Tomcat, Oracle DB, Solr Suchmaschine und ab die Lutzie. Ansonsten fast nur noch Templates anpassen und ab und an neue Controller bauen. Das fühlt sich alles nach Bastelei an und ich habe auch oft den Eindruck, dass der Kunde zu wenig beraten und geführt wird. Nicht sonderlich befriedigende Arbeit. Aber auch nicht sonderlich stressig, wenn denn nicht seltsame Deadlines gesetzt werden.

Im Endeffekt hängt der Aufgabenbereich von einem Softwareentwickler stark von der jeweiligen Firma und ihrer Struktur ab. Wenn Du weißt, dass mit Framework X gearbeitet wird, dann wirst Du vermutlich auch hauptsächlich mit dieser Technologie arbeiten und wenig neues sehen.

Eco
2014-12-30, 13:01:36
Primär Software entwickeln. :eek:

Ansonsten Fehlersuche/-behebung, Testen, Dokumentation, Code-Reviews, Produktmanagement, Deployment-Planung, Workshops, Entwickler-Konferenzen, Produkt-Präsentationen, teilw. Hotline/telef. Kundenbetreuung, Fort-/Weiterbildung (viel autodidaktisch), uvm.

Das ist zumindest das, was ich als (stark eigenverantwortlicher) SW-Entwickler so mache.

Mosher
2014-12-30, 13:06:47
Dazu kommen noch Code-Pflege, Erstellung von wiederverwendbaren "Snippets", das Konfigurieren und Einpflegen von Versionierungstools.

Wenn man sich reinhängt und sich über das "Hauptsache der Code geht irgendwie" hinaus einbringen will, ist man tatsächlich einen Gutteil seiner Zeit mit Tätigkeiten abseits des blanken Programmierens beschäftigt und hat eben nachhaltige Arbeit abgeliefert.

Eco
2014-12-30, 13:11:33
Ja, Konzepterarbeitung (sowohl funktionell als auch von der Codestrukturierung) hab ich ganz vergessen, wichtiger Punkt.

Asaraki
2014-12-30, 13:16:43
Kann man so nicht sagen, aber grundsätzlich gilt : Je länger du SE bist, desto weniger programmierst du (im Normalfall). Die wahren Herausforderungen liegen ja nicht im Programmieren sondern im Design etc, aber dazu braucht es Erfahrung. d.h. normalerweise steigst du ein als "Programmierer" und wirst je länger je mehr zum Designer.

Nakai
2014-12-30, 14:10:07
Softwareentwickler ist imo ein sehr variabler Job.

Nach meiner Ansicht ist SoEntwickler ein relativ kreativer Job, so lange man die eigene Kreativität ausarbeiten darf. In meinem Bereich(Automotive) durfte man leider gewisse Programmier-Guidelines unter keinen Umständen irgendwie brechen. Ich musste auch sehr viele Dokus schreiben, HowTos erstellen, viele Telefonate führen, organisieren, etc... Ein Hauptkerngebiet meiner Tätigkeit war aber Evaluation, neue Systeme aufbauen und in neue Themen einarbeiten.
Da hatte ich relativ viel Freiraum, vor allem weil kein Entwickler mit den Sachen vertraut war und ich die Person war, die durch das Minenfeld laufen durfte und die Arbeitskollegen warnen durfte, wo die Probleme sind.

War spaßig, interessant, hab viel gelernt, würde das aber nicht mehr tun. Ich wechsel die Schiene und gehe woanders hin.

€:
Kann man so nicht sagen, aber grundsätzlich gilt : Je länger du SE bist, desto weniger programmierst du (im Normalfall). Die wahren Herausforderungen liegen ja nicht im Programmieren sondern im Design etc, aber dazu braucht es Erfahrung. d.h. normalerweise steigst du ein als "Programmierer" und wirst je länger je mehr zum Designer.

Auch ein Grund, wieso ich aufgehört hatte.

Asaraki
2014-12-30, 14:17:25
Softwareentwickler ist imo ein sehr variabler Job.

War spaßig, interessant, hab viel gelernt, würde das aber nicht mehr tun. Ich wechsel die Schiene und gehe woanders hin.

Auch ein Grund, wieso ich aufgehört hatte.

Kann man so unterschreiben. Ich kenne aufgrund von >10 Jahren im Beruf und einem laufenden Studium sehr viele SEs und die Tätigkeiten könnten unterschiedlicher nicht sein. Das ist schon extreme in diesem Beruf. Manche programmieren wirklich fast 8 Stunden pro Tag, andere schreiben pro Monat 2-3 Zeilen um :D

Ich arbeite, unter anderem auch deswegen, im Moment als Engineer in einem Performance Mgmt Team und analysiere eigentlich nur noch Softwarestücke die nicht gut performen. Zumindest aktuell noch unglaublich viel spannender als meine Jahre als Entwickler :)

(und dann gibt's erst noch mehr Geld dafür :D)

PatkIllA
2014-12-30, 14:35:13
Ich arbeite, unter anderem auch deswegen, im Moment als Engineer in einem Performance Mgmt Team und analysiere eigentlich nur noch Softwarestücke die nicht gut performen. Zumindest aktuell noch unglaublich viel spannender als meine Jahre als Entwickler :)Den Code von anderen zu analysieren kann doch auch recht nervend sein. Das ist des öfteren auch das absolute Grauen.
Kann man so nicht sagen, aber grundsätzlich gilt : Je länger du SE bist, desto weniger programmierst du (im Normalfall). Die wahren Herausforderungen liegen ja nicht im Programmieren sondern im Design etc, aber dazu braucht es Erfahrung. d.h. normalerweise steigst du ein als "Programmierer" und wirst je länger je mehr zum Designer.Ich habe noch einen Mix aus Programmieren, Platformarchitektur, Fehler- und Performanceanalyse. Ich mag es auch noch selbst zu programmieren.

Asaraki
2014-12-30, 14:39:08
Den Code von anderen zu analysieren kann doch auch recht nervend sein. Das ist des öfteren auch das absolute Grauen.

Ich habe noch einen Mix aus Programmieren, Platformarchitektur, Fehler- und Performanceanalyse.

Ja und Nein. Da ich als Spezialgebiet DB2 habe untersuche ich in erster Linie SQLs und das macht richtig Spass :D

Ausserdem muss ich sehr selten wirklich den Code analysieren sondern den Entwickler anstubsen und ihm zeigen "wo" er die ganze CPU verschwendet.

Aber du hast schon recht, das Übernehmen von Code und diesen Verstehen&Erweitern zu müssen gehört zum Übelsten was mal als SE so angeln kann.

Dr.Doom
2014-12-31, 18:30:54
Ich überlege, ob ich mein jetziges Dasein als Systemadministrator umwandle in ein Dasein als Softwareentwickler. Ausschlag gibt die Stellenanzeige einer internationalen Firma, die meiner alten Uni angegliedert ist. Ich habe für die meine Diplomarbeit geschrieben, kenne daher die Technologie, um die es geht.

Aber was macht so ein Softwareentwickler den ganzen Tag? Was macht diese zukünftige Firma denn? Produktentwicklung oder Kundenprojekte/Auftragsarbeiten?

Bei Kundenprojekten besteht die halbe Zeit daraus, in Erfahrung zu bringen, was der Kunde eigentlich will. Und wenn man dann ungefähr weiss, was er will, verbringt man die nächste Zeit damit, dem Kunden zu erklären, dass das länger als 3 Tage dauern wird und etwa das x-fachedessen kosten wird, was sich der Typ vom Einkauf ausgedacht hat.

Wenn man dann die ersten Codezeilen geschrieben hat und Zwischenergebnisse liefert, werden zahllose Meetings abgehalten, weil das real alles anders ist als man sich das zuvor vorgestellt hat.

Dann wird das Projekt eingestellt, weil derjenige in Rente gegangen ist, der das Projekt ursprünglich vorangetrieben hat.

Marscel
2014-12-31, 19:06:04
Hängt enorm vom Umfeld, also von Team/Firma ab. Wenn man irgendwann stumpfes Zeug bauen muss, was sich nie vermeiden lässt, dann zeigt sich, ob das trotzdem Spaß macht oder noch trister als sonst ist.

medi
2014-12-31, 23:43:19
Bei Kundenprojekten besteht die halbe Zeit daraus, in Erfahrung zu bringen, was der Kunde eigentlich will. Und wenn man dann ungefähr weiss, was er will, verbringt man die nächste Zeit damit, dem Kunden zu erklären, dass das länger als 3 Tage dauern wird und etwa das x-fachedessen kosten wird, was sich der Typ vom Einkauf ausgedacht hat.

Wenn man dann die ersten Codezeilen geschrieben hat und Zwischenergebnisse liefert, werden zahllose Meetings abgehalten, weil das real alles anders ist als man sich das zuvor vorgestellt hat.

Dann wird das Projekt eingestellt, weil derjenige in Rente gegangen ist, der das Projekt ursprünglich vorangetrieben hat.

;D YMMD :up:

So siehts aus!
Meine Karriere sah bisher auch so aus wie von Asaraki beschrieben:
Erst Webentwicklung ohne Kundenkontakt als alleiniger Entwickler = pures Programmieren mit allen Freiheiten

Danach Entwickler in nem Team mit Code-Konventionen und Softwareentwicklung für Endkunden = Programmieren, Handbücher schreiben, Code-Refactoring vom eigenen Code und den der Kollegen, Schulungen beim Kunden und in der Firma, Meetings mit und beim Kunden, First/Second/Third Level Support, Arbeitsverteilung im Team, Projektplanung, Finden und Testen von neuen Technologien u.v.m. => war sehr abwechslungsreich

Jetzt als CTO :freak: hauptsächlich Koordination der Entwickler und Projektleitung auf technischer Ebene. Programmieren kaum noch, dafür endlose Meetings, grobes Prüfen des geschriebenen Codes und Testen der Programmfunktionalitäten sowie Überprüfen von neuen Technologien auf Nützlichkeit fürs Projekt und Prüfen von Ideen auf Realisierbarkeit. Ach und ich darf zw. Geschäftsführung und Entwicklung vermitteln und übersetzen :D
Momentan sehr anstrengend und so richtig Spaß machts auch nicht. Naja ist auf alle Fälle mal was anderes.

Monger
2015-01-01, 14:25:05
"Softwareentwickler" ist kein besonders gut definierter Beruf, finde ich. Selbst innerhalb der Firma versteht man die Rollen teils sehr unterschiedlich. Bei Softwareentwicklung gibt es dermaßen unterschiedliche Weltanschauungen, dass zwei benachbarte Entwicklerteams oft Schwierigkeiten haben sich gegenseitig zu verstehen.

Bei uns ist ein Softwareentwickler quasi die eierlegende Wollmilchsau: er muss programmieren können, er ist oft genug für das UI Design verantwortlich, er muss die Dokumentation schreiben, er muss was von Softwaredesign und Softwarearchitektur verstehen...

Kurzum: bei uns macht er eindeutig zu viel, und er ist für keiner dieser Aspekte wirklich ausgebildet. Learning by Doing halt.

Gerüchteweise ist das bei anderen Bereichen anders. Da wird relativ klar zwischen dem Coder/Programmierer (quasi technische Tippse: Code nach Anweisung runterhacken), dem Softwareentwickler (versteht rudimentär was von Klassendesign), dem Softwarearchitekt (versteht was von Komponentendesign und den dazu nötigen Technologien) und dem Softwaredesigner (hat im Blick was für den Kunden dabei hinten raus kommen soll).

Kurzum: was ein Softwareentwickler ist, definiert einzig und allein der Arbeitgeber. Wenn du das genau wissen willst, musst du schon dort explizit nachhaken. Auf der anderen Seite ist das oft ein Beruf wo aufgrund eben der schwachen Rollendefinition man eben sich diese oft selbst gut ausdefinieren kann.