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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Warum ist Internet immer so langsam, wenn doch so viele TV-Kanäle durchs Kabel passen


King Rollo
2015-03-20, 16:38:24
Hallo zusammen,

ich habe eine – vielleicht etwas merkwürdige – Überlegung …

Ich erinnere mich noch daran wie ich ein Kind war und mein Opa sagte, dass er sich wundert, wie so viele TV-Kanäle durch so einen dünnen Draht passen.

Und tatsächlich ging mir diese Aussage letztens auch durch den Kopf. Wenn ich das richtig sehe, kommen per Kabel oder Satellit hunderte TV-Kanäle durch ein einziges Kabel. Heutzutage auch problemlos in großer Zahl in HD, FullHD und sogar 4k. Darüber hinaus kann ich die Antennenbuchse problemlos mit einem (oder mehreren) T-Stück(en) in mehrere Kabel aufsplitten und jedes Ende an einen separaten Tuner hängen und kann dann dort jeweils ein anderes Programm schauen – und zwar in jeder verfügbaren Qualität.

Nun weiß ich natürlich nicht, wie weit man das Spiel mit dem Aufsplitten treiben kann, wie viel Bandbreite ein einzelner TV-Kanal benötigt und in wie weit die Kanäle, die man gerade nicht schaut, in die Bandbreite einzurechnen sind … aber gefühlt scheint massenhaft Bandbreite verfügbar zu sein – und dass ja nicht erst seitdem ganz offiziellen Internetanschlüsse mit 50 Mbit und mehr angeboten werden.

Wo ist also mein Denkfehler?

Lyka
2015-03-20, 16:45:03
wie weit die Kanäle, die man gerade nicht schaut, in die Bandbreite einzurechnen sind

damit hast du schon deine Lösung... oder so

nalye
2015-03-20, 16:53:53
Ich würde ja jetzt einen Witz über UDP mahen, aber ich weiß nicht, ob der ankommt.

Srsly: Siehe Lykas Antwort und die meisten Sender gehen auch nicht per TCP raus, da fällt also auch der Overhead weg (Falls ich mich irre, dann gerne her mit Quellen)

RaumKraehe
2015-03-20, 16:58:59
Was mir spotan einfällt:

1. Die gesammte Bandbreite eines Senders umfasst ja alle Programme zu jeder zeit. Wenn man das selbst bei DVB-T zusammenrechnet dann sind das sicher ein paar Gbit/s.
2. Das ganze ist zum großen Teil ein "shared medium". Alle Inhalte werden immer an alle gleichzeitig ausgestrahlt. Egal ob man kuckt oder nicht.
3. Es ist ein unidirektionels Signal das keine Fehlerkorrektur erlaubt. Ist das Packet weg dann wars es das.
4. Das Medium das zur Übertragung genutzt wird: Luft.

Bei einem DSL-Anschluss geht es schon los. Da haste deine 2 Klingeldrähte und mit Glück können die eine Bandbreite liefern die 16 Mbit erlauben. Ansonsten ist das Internet eben ein "managed" Network in dem gezielt Daten von A nach B transportiert werden können ohne das alle die Daten empfangen müssen.

Das es auch ganz anders geht zeigen ja die Kabelbetreiber. Nicht um sonst sind dort eben mal Datenraten von 200 Mbit möglich. Wahrscheinlich noch viel mehr.

Letztendlich kannst du dir natürlich eine 10 GBit/s Internetleitung nach Hause legen lassen. Dann hast deine fette Bandbreite mit der du dann auch 100 HD Programme parallel schauen kannst. Aber das wird wohl niemand bezahlen.

Fazit: Internet und TV-Empfang sind 2 vollkommen andere Technologien und von einer dieser Techniken auf eine andere zu schließen geht einfach nicht.

RaumKraehe
2015-03-20, 17:43:09
Mir ist noch ein guter Vergleich eingefallen:

Mal angenommen der TV-Sender mit seiner gesammten Bandbreite um 100 Sender per Luft zu übertragen, müsste diese Sender jedem einzelnen Zuschauer direkt zusenden. Bei mehreren Millionen Menschen im Sendegebiet kommt dann bei allen auch nicht mehr viel an, weil die Bandbreite des Senders viel zu klein ist.

Gast
2015-03-20, 17:47:09
Naja, TV Kabel ist ja mittlerweile Rückkanalfähig, ansonsten gäbs kein Internet drauf.

Warum die Bandbreite anscheinend ewig für alle TV Kanäle zu reichen scheint:

Sämtliche Sender liegen gleichzeitig auf dem Kabelanschluss - nur in unterschiedlichen Frequenzen. Dein Fernseher/Set-Top-Box oder was auch immer schaltet einfach beim Kanalwechsel auf die passende Frequenz.
Daher spielt es auch keine Rolle, ob mehrere Fernseher auf diesem Kabel laufen oder nicht, Stichwort Broadcast.

Sodale, jetzt hast du ein Frequenzspektrum von 1200 bis 1300 Mhz zur Verfügung. Jede Frequenz in unterschiedlich grossen Blöcken wird aufgeteilt für: Analoge Sendungen (die brauchen am meisten Frequenzplatz), Digitale Sendungen, etwaige Video-On-Demand Dienste, Radioprogramme und dann endlich Internet Down- und Upload Frequenzen.

Diese sind dann wieder unterschiedlich stark verteilt, bei Kabelinternet nimmt man von dem noch übrigen Frequenzspekturm lieber mehr Downloadfrequenzen als Uploadfrequenzen (daher auch die meist grossen Unterschiede zwischen Up/Downloadgeschwindigkeiten bei Kabelanbietern.

Das jetzt zum Internet via Kabelanschluss.
Beim 2 draht Kupferanschluss (also normale Telefonleitung) hast du eine komplett andere Technologie (xDSL) - mit anderen Schwierigkeiten. Die grösste ist die maximal mögliche Reichweite von ein paar Hundert Metern.
Das bedeutet, je länger die Leitung zum DSLAM (dort, wo dir das DSL Signal aufgeschaltet wird), desto weniger Bandbreite bekommt man hin.
Da ist der Breitband-Kabelanschluss tatsächlich "breiter" aufgestellt. ;-)

Rolsch
2015-03-20, 18:33:31
So ein Koaxkabel hat so ~ 2Gbit Bandbreite, davon geht ein Teil - sagen wie mal die Hälfte - für die TV/Radio Sender drauf. Die sind immer da (ganz egal ob man schaut oder nicht) und können dann an jedem Kabelkopf von allen empfangen werden.
Internet ist der andere Teil, das wird auch von allen empfangen, damit müssen sich aber auch alle die Bandbreite teilen.
Hängt jetzt halt davon ab wieviele Teilnehmer am Kabelkopf hägen und aktiv sind. Genaue Überbuchungszahlen sind nicht bekannt, aber mehrfach ist sicher.

Gast
2015-03-20, 19:52:01
Das Koaxkabel hat sogar noch eine wesentlich höhere Bandbreite, selbst mit Docsis 2.0 bekommt man locker 5Gbit/s raus.
Jedoch ist der Anteil an "nicht Internet" Kanälen WESENTLICH grösser als Up/Downstream.
Mit Docsis 2.0 kann man mit den heutigen Modems 16 - 24 Frequenzen a´ 50Mbit/s im Downstream bekommen, wobei eigentlich kein Provider diese Geschwindigkeiten aus seinem Netz anbietet, Cablecom in CH bietet mit 500Mbit/s so ziemlich das grösste Abo an.

Erst mit Docsis 3.0 oder 3.1 wird diese Grenze um den Faktor >10 erhöht.

>> Hängt jetzt halt davon ab wieviele Teilnehmer am Kabelkopf hägen und aktiv sind. Genaue Überbuchungszahlen sind nicht bekannt, aber mehrfach ist sicher.

Kabel ist ein Shared Medium - aber: Überall wird überbucht, auch bei DSL - dort ists halt dann der Uplink des DSLAMs. Bei Kabel kommts wieder auf die Grösse der Zellen an, wieviel Kunden an einer Zelle hängen.

Gast
2015-03-20, 19:54:19
Sorry, kann leider nicht mehr editieren
Ersetzt Docsis 2.0 mit 3.0 und streicht unten das 3.0 ;)