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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : 20 Sekunden Werbung = ein Baum?


seba86
2015-06-14, 21:30:41
Liebe Community,

ich möchte gerne mal eure (semi-)professionelle Meinung drüber hören:

Es gibt ein Projekt namens goodeed, wo man sich am Tag bis zu 3x jeweils 20sekündige Werbeclips anschauen kann und dadurch vermeintlich gutes bewirken kann:

Angeblich kann man pro (!) Clip


ein Baum pflanzen
Impfen
Mahlzeit ausgeben


Das kann nicht sein, oder? Afaik wäre der Gewinn pro Clip mMn maximal bei 5 Cent oder so in meiner Vorstellung.

Abgesehen davon, wenn es sich doch finanzieren lassen würde (der Anbieter (12 Köpfe, teures Büro in der Paris Innenstadt ) + NGO wollen ja auch ihre Kohle haben), würde es umwelttechnisch Sinn machen mit dem ganzen Overhead (Website, Marketing etc.)? Denn allein eine Googleanfrage soll ja im Schnitt 0,3 Wh. verbrauchen. Das entspricht der Energie, die man benötigt, um ein Viertelliter Wasser um 1°C zu erwärmen.

EDIT: Hier der Artikel (https://www.wired.de/collection/latest/wie-ein-19-jahriger-unsere-spendenkultur-aufrutteln-will), wie ich drüber gestoßen bin.

ux-3
2015-06-14, 21:38:31
Also für 15 Cent kannst Du schon eine Mahlzeit ausgeben.

Und einen Baum pflanzt sich recht leicht, wir ziehen ständig welche aus dem Garten, die sich ganz allein gepflanzt haben.

Also wenn Du dran glauben willst... nur zu!

Lokadamus
2015-06-14, 21:39:57
Liebe Community,

ich möchte gerne mal eure (semi-)professionelle Meinung drüber hören:

Das kann nicht sein, oder? Afaik wäre der Gewinn pro Clip mMn maximal bei 5 Cent oder so in meiner Vorstellung.
Wie sie es machen, steht doch auf der Webseite:
„Die Unternehmen bekommen ihre Werbung, nur dass die Gelder nicht in private Geldbeutel, sondern in soziale Projekte fließen“

Werbung gucken und selber Geld verdienen gab es schon Ende der 90er mit ciao.
Da hat man Werbebanner eingeblendet bekommen und dadurch ein paar Cent am Tag verdient. Wen man draufgeklickt hat, bekam man etwas mehr, was zu Software für Klicks führte. Die Idee wurde irgendwann wieder aufgegeben.

seba86
2015-06-14, 21:46:49
Also glaubt, ihr dass es tatsächlich was bringen kann...

Ja, da war ich Ende/Anfang der 90er auch stark dabei inkl. Surfbar, Startpage und besonders die Werbemails. Aber die Vergütungen waren und sind echt mies.... vlt. 0.5€/Std wenn es hoch kommt...

sei laut
2015-06-15, 10:17:24
Man muss sich doch nur 3 Sekunden damit beschäftigen, um zu wissen, was man wissen muss:
http://www.goodeed.com/knowmore/transparency

WTF is this, wo ist der Transparenzbericht, wo sind die Dokumente, die beweisen, dass wirklich was gespendet wird? Wo sind die Dokumente, die die Finanzen offenlegen und das Verhältnis eigene Kosten und Spenden auflisten?

Schreiben kann man viel, aber ohne echte Transparenz sind Wörter nur Schall und Rauch.

Desti
2015-06-15, 16:32:47
In irgend einem Billiglohn-Entwicklungsland einen Baum neu Einpflanzen kostet weniger als 1 Cent.

joe kongo
2015-06-15, 17:29:35
Die Gefahr ist gross das es umgekehrt ist.
Je 20 Sekunden Werbung konsumieren und unterbewusst zu verarbeiten
kostet irgendwo auf der Welt einem Baum das Leben.

Unyu
2015-06-15, 17:37:12
Nachdem der Vollernter einen Wald per Einzelstammentnahme zu einem Ödland transformiert hat, braucht es auch wieder neue Bäume. Heutzutage gilt zwar das Motto "Ödland ruhen lassen, das regeneriert sich schon wieder", aber wenn ein paar Gutmenschen auf eigene Kosten wieder aufforsten, freuen sich die Forstleute auch.

RaumKraehe
2015-06-15, 17:37:16
Ich würde es cool finden wenn man dort abstimmen könnte welche Werbung gar nicht erst produziert wird und das komplette Geld was für die Werbung gedacht war geht an wohltätige Organisationen.

So ist es doch eher ein Selbstbetrug.

seba86
2015-06-15, 22:17:23
Danke für eure Meinungen nochmal. Scheint wirklich nicht ganz ökonomisch/sauber zu sein

5tyle
2015-06-16, 12:45:21
Habe es mir nicht im Detail angesehen...

Aber generell glaube ich, dass Spenden an Hilfsbedürftige generell nie über irgendwelche Firmen (außer reine non-profit verbände) gehen sollten, außer das wird volltransparent belegt und die Betroffenen können eine persönliche Bestätigung senden

Mit Spenden wird eine Menge Schmu getrieben.

Angeblich sind in Haiti (Erdbeben) ein Großteil der Spenden niemals angekommen. Ähnlich verhält es sich mit anderen Projekten, aber bestimmt nicht mit allen, aber es ist halt die Gefahr da und oft zwacken sich Organisationen da ihre 20% ab oder so. Von Internethilfsprojekten aus dem Nichts halte ich absolut gar nichts da das so anti real life ist.

Ein ehemaliger Lehrer von meinem Gymnasium hat in Ägypten an eine deutsche Schule gewechselt und von dort aus direkt Häuserbauprojekte betreut in einer enormen Größenordnung, eine Lebensaufgabe, ist aber seit dem Aufstand von Kairo wieder zurück aber beaufsichtigt das noch. Der hat da alleine so viel geleistet, was er mit Bildern usw. alles dokumentiert hat, unglaublich. Ich kannte auch noch andere Projekte, u.a. Spenden für arme Familien in Russland, Aufbauprojekte in Südafrika und Tansania und Bedürftigenhilfe in Rumänien wo überall jeweils persönliche Bekannte seit Jahren involviert sind, meistens waren das merkwürdigerweise ehemalige Lehrer oder von bekannten Eltern die Lehrer waren und in Einzelfällen erfolgreiche Unternehmer die einfach was gutes tun wollten oder von Grund auf hilfsbereite, ehrliche Einzelpersonen die von sich aus ohne alles nach k.a. Südamerika gehen um da armen Familen was zu kochen.
Bei all diesen Möglichkeiten würde ich gar nicht einsehen warum ich Geld an irgend ein Zauberhutprojekt geben sollte wo die Leute nicht bekannt sind.