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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Atomforschung im dritten Reich


Avalox
2015-09-18, 17:44:53
Einen interessanten kurzen Artikel, mit neuen Ergebnissen forensischer Untersuchungen an alten originalen Teilen der ersten Atommeiler in Deutschland.

Aber mit der selben Erkenntnis, dass ein Nuklearprogramm auf kleinster Stufe, ohne sonderliche Ergebnisse gefahren wurde. Eine selbst erhaltene Kernreaktion hat nicht statt gefunden.

http://www.damals.de/de/8/Analysen-bestaetigen-Versagen-von-Hitlers-Uranprojekt.html?aid=191677&cp=1&action=showDetails

Lokadamus
2015-09-18, 18:01:26
Deckt sich mit den allgemeinen Artikeln, dass Hitler die Atombombe hinten angestellt hat.
In den Proben fanden sich Spuren von Uran-236 und Plutonium-239 in einer Menge, die deren natürlichen Vorkommen entspricht. "Das bedeutet, dass die Uranproben keiner größeren Neutronenbestrahlung ausgesetzt wurden", so Wallenius. "Diese experimentellen Ergebnisse sind im Einklang mit den Berichten, dass die deutschen Versuche damals keine selbsterhaltende nukleare Kettenreaktion erreichen konnten."

5tyle
2015-09-18, 18:13:52
Angeblich haben die Nazis die Entwicklung der Bombe deswegen nicht so beschleunigt wie die Amerikaner, weil ein Erfolg selbst bei größten Investitionen und Anstrengungen ungewiß erschien. Die Anwendung der Technologie schien zu weit in der Zukunft zu liegen und es gab zu viele Unwägbarkeiten. Hingegen hat man seine Anstrengungen auf andere Projekte konzentriert wie z.B. Raketenforschung oder Luftfahrt. Nicht zuletzt ging es auch um die Propagandawirkung einer dann tatsächlich eingesetzen Wunderwaffe, die zum Endsieg verhelfen sollte und den Feind abschrecken sollte, während bei der Reaktorforschung keine sichtlichen Erfolge zu erzielen gewesen wären, und die Bestrafung von Misserfolgen hielt Wissenschaftler auch davon ab, Experimente durchzuführen. Die Amis konnten nach dem Manhattan Projekt die Bomben nur in Flugzeugen abwerfen was sehr riskant war, da sie keine Trägerraketen hatten und es in U-Booten noch nicht einsetzen konnten.

Interessant ist auch noch, dass die Japaner während des Kriegs in diesem Bereich deutlich weiter kamen als die DDutschen und auch einen lauffähigen Reaktor hatten, der aber dann durch Luftangriffe zerstört wurde.
In Russland gab es auch ein Projekt. 1939 hatte es ein Team von 200 Wissenschaftlern, die damals im besten Falle davon ausgingen, dass die Konstruktion einer Bombe selbst in 50 Jahren nicht möglich wäre. 1949 ist es dann aber gelungen.

Avalox
2015-09-19, 10:03:33
Angeblich haben die Nazis die Entwicklung der Bombe deswegen nicht so beschleunigt wie die Amerikaner, weil ein Erfolg selbst bei größten Investitionen und Anstrengungen ungewiß erschien.

Klar. Das deutsche Reich wollte niemals so lange Krieg führen und diesen auch nicht global. Der Krieg hat sich dahin entwickelt.

Aber festzustellen ist, dass Deutschland in vielen kriegsentscheidenden Technologien und Projekten durchaus vollkommen hinterher und rückständig war.

Ob es Penicillin, also Antibiotika waren, oder auch Radar, oder Sonar, Fortschritte im Motorenbau, der Fertigungsprozessen etc. etc.. Die Deutschen waren technologisch in vielen Bereich sehr weit zurück.

Interessanter Weise dieses oftmals völlig bewusst, weil schon damals die staatlichen Entscheider und Planer in den großen Unternehmen verstrickt waren und einfach unliebsame Konkurrenz vom Markt halten wollten, um ihr Vermögen nicht zu gefährden. Andere Entscheidungen schlicht aus Unvermögen.

Antibiotika Entwicklung in Deutschland ist z.B. solch ein Thema. Am Ende wurden gefallene alliierte Soldaten offiziell geplündert, um für exponierte deutsche Personen Antibiotika zur Verfügung zu haben.

Auf der Anderen Seite trieb Deutschland massiv Technik voran, die durchaus visionär überhaupt keinen militärischen Wert zu Lebzeiten hatten, aber Ressourcen fraß. Dieser Glaube an die Wunderwaffe.
Die eigentliche Wunderwaffen haben die Nazis gar nicht als solche wahrgenommen und andere Richtungen eingeschlagen.

Mit größer und schneller konnten Nazis etwas anfangen, aber mit anderen Dingen anscheinend nicht so sehr. Obwohl dem sicherlich nicht ganz gerecht wird, da die generelle Planung ja anfänglich eine ganz andere war, in einer Überheblichkeit.

ux-3
2015-09-19, 12:07:51
@Avalox: Dein Text nix edit. :freak:

Eisenoxid
2015-09-19, 13:17:25
Es gibt auch Hinweise darauf, dass die deutschan Physiker den Bau einer Nuklearwaffe für das 3. Reich absichtlich hinauszögerten bzw. verhindern wollten - aufgrund moralischer Bedenken.
Das ganze ist natürlich umstritten, und wahrscheinlich wird man nie herausfinden, was wirklich die Intention der einzelnen beteiligten Physiker war.

Siehe dazu Werner Heisenberg: https://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Heisenberg#Arbeit_am_Nuklearprogramm

Er und seine Kollegen kamen schon früh zu dem Schluss, dass die aufwändige Anreicherung des Spaltstoffes Uran 235 mit den allgemein zur Verfügung stehenden Ressourcen während der voraussichtlichen Restdauer des Krieges nicht zu machen war, und informierten dahingehend am 4. Juni 1942 Albert Speer. Allerdings verschwiegen sie (oder sprachen davon nur in Andeutungen) die Möglichkeit, eine Plutoniumbombe zu bauen, bei der die Trennung viel einfacher chemisch ablaufen konnte und für die nur ein Natururan-Reaktor mit Schwerwasser als Moderator erforderlich war (ähnlich wie zum Beispiel der heutige kanadische Candu-Reaktortyp, mit dessen Hilfe Indien in den Besitz von Kernwaffen kam). Auf die entscheidende Frage Speers, wie lange sie für eine Bombe bräuchten, gab er drei bis fünf Jahre an – womit das Projekt seine Priorität verlor.


Carl Friedrich von Weizsäcker: https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Friedrich_von_Weizs%C3%A4cker#Kerntechnik_und_Kernwaffen

Nach Weizsäckers eigenem späteren Bekunden sei es beiden darum gegangen, eine Physiker-Allianz zu schmieden, die über die Grenzen der Kriegsgegner hinweg den Bau von Atomwaffen verhindern sollte. Bohr interpretierte das Gespräch mit Heisenberg, das unter vier Augen eröffnet wurde, offenbar jedoch als Einladung zur Beteiligung am Bau der deutschen Atomwaffe. Von Weizsäcker und Heisenberg verbreiteten dagegen beide bis zu ihrem Tod die Version, dass sie deren Entwicklung hätten verhindern wollen und dass Bohrs Interpretation auf einem Missverständnis beruht habe.

Käsetoast
2015-09-19, 14:31:10
Generell sind mir da zwei Theorien bekannt, deren Glaubwürdigkeit ich aber nicht beurteilen kann...

Das eine ist die bereits genannte Verzögerung seitens der deutschen Wissenschaftler. Nachdem bewusst wurde, worauf die ganzen Entwicklungen hinauslaufen würden (siehe V2 & Co), wurde das Vorankommen wohl absichtlich sabotiert um auf absehbare Zeit keine waffenfähige Technik liefern zu können...

Die andere Variante hat mit der Vorstellung des "Weltenbrands" zu tun. Anscheinend gab es damals die Befürchtung, dass die Atomspaltung übergreifen könnte und nicht nur das spaltbare Material betrifft, sondern auch alles Andere in der Umgebung. Ähnlich wie einige Waffen, die selbst im 3. Reich als "unmenschlich" angesehen wurden, war diese Vorstellung wohl genug um hier zu zögern...

Philipus II
2015-09-19, 16:55:23
Schlussendlich waren die Ressourcen einfach nicht ausreichend vorhanden.

Haarmann
2015-09-19, 20:29:04
Avalox

Wer Heisenbergs Reaktoren sieht und dessen Uran untersucht, der sieht nur eines - das Werk eines totalen Idioten. Andere benennen sowas Schreibtischtäter - deswegen auch die Reaktion auf die Meldung des ersten Abwurfs damals.

Nun gab es aber 3 Kernwaffen und eine dieser Waffen ist sehr interessant. Niemand kann nämlich nachweisen, woher diese Waffe kommt.

Die USA verfügten über 2 Plutoniumbomben mit Implosionszündung - allerdings erst nach der Deutschen Kapitulation. Die Sprenglinsenanordnung für diese Bomben lieferten die Briten - und die klauten diese zuvor bei den Deutschen - während dem Krieg.
Die Neutronenquelle war nebenher bis zum europäischen Kriegsende unbekannt. Die ist aber im Prinzip der Zünder... man findet keine Hinweise auf diesen - vor der Kapitulation.
Diese Waffe wurde vor dem Einsatz getestet - ein totsicheres Indiz dafür, dass sie nicht wussten, was sie taten. Es war keine Uranbombe, nach der ja angeblich geforscht wurde...

Allerdings forschten die Leute eigentlich nach "Uranbomben" - davon gab nur eine. Und das Interessante daran ist eigentlich nicht der Aufbau der Bombe, die ist primitiv gebaut, sondern die Herkunft des angereicherten Urans. Es ist eine gigantische Menge - weit mehr, denn die anderen 2 Bomben beinhalteten. Mit Implosionszündung ausreichend für jede Menge Bomben...

Die USA verwarfen die Zentrifugenisotopentrennung als Mist - dabei hätte das sogar funktioniert, wie jeder ausm Iran wissen sollte. Das Zyklotron funktionierte aber sowenig, wie die energieintensive Methode mit der Membran je die Chance hatte, diese Mengen herzustellen - auch mit dem gesammten Strom der USA zu der Zeit war dies nicht machbar.
Also woher kam ergo das Uran, das eigenartigerweise nicht gleichstark angereichert war?

Aber die Frage, die sich einigen hier nie stellt - wohin sollten die Deutschen eine solche Bombe werfen?
Oder noch einfacher das Problem vorgezeigt - wie kommt die Bombe ans Ziel?

War nicht eher DAS der Deutschen Hauptproblem?

Käsetoast
2015-09-19, 23:28:31
War nicht eher DAS der Deutschen Hauptproblem?
Ach - also ich glaube schon, dass man es in einer Hauruck-Aktion nochmal bis z.B. nach London geschafft hätte. Auch über Stalingrad hätte man am Ende anstatt von Kondomen & Co eine Bombe abschmeißen können. Ansonsten weiß ich nicht was die Traglasten einer V2 waren, aber eventuell hätte auch da eine Bombe reingepasst, die man nach London hätte schicken können, womit das Problem der geringen Treffgenauigkeit ja beseitigt gewesen wäre, denn anstatt eine Hausreihe zu vernichten wäre dann ein ganzes Stadtviertel oder mehr (je nach Traglast) weggewesen...

Im Endeffekt schon eine krasse Entwicklung - nur ein paar Jahre früher hätte man England damit wahrscheinlich effektiv aus den Kriegshandlungen raushalten können, denn ich glaube nicht, dass ein England das befürchten musste alle größeren Städte zu verlieren, so hartnäckig Widerstand geleistet hätte wie es es dann ja tat...

Fritzchen
2015-09-27, 23:26:00
Schlussendlich waren die Ressourcen einfach nicht ausreichend vorhanden.
Wenn man bedenkt wie lange die Russen noch gebraucht haben, obwohl ihnen umfangreiches Material zugespielt wurde, lässt erahnen welch ungeheure arbeit in so einen Grosswischenschaflichen Projekt steckt.

War nicht eher DAS der Deutschen Hauptproblem?
Probleme gab es da viele. Selbst wenn man über genug angereichertes Material verfügt hätte, hatte man noch keinen Zünder usw.

C.D.B.
2015-09-28, 00:36:55
... Also woher kam ergo das Uran, das eigenartigerweise nicht gleichstark angereichert war?


Ein kleiner Teil wohl aus Deutschland. https://de.wikipedia.org/wiki/U_234 :(

bagbear
2015-10-11, 10:11:02
Die Schnecksperten sind genau da gescheitert, was heute so manch Hobby-Physiker in seiner Küche basteln könnte... Kernspaltung mit einem Dampfkochtopf :biggrin: