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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Tipps für Vertrag, Gehalt,... neuer/alter Arbeitgeber


Nakai
2016-03-17, 16:36:30
Sehr geehrte durchlauchte Forengemeinde,

ich habe nächste Woche ein Gespräch bzgl einer neuen Job-Tätigkeit. Das erste Vorstellungsgespräch ist bereits durch und nun geht es um den konkreten Arbeitsvertrag. Ich habe eine Zusage bei einer Klitsche in der Automobilindustrie und benötige etwas 3DC-Weitsicht bezüglich Arbeitsverträge.

Hierzu ein paar Fakten:

- AT-Vertrag (!)
- 42h
- Flexible Zeit und Vertrauensarbeitszeit + HomeOffice
- wohl 30 Tage Urlaub
- wohl einmal/zweimal im Jahr Prämie
- Aussicht auf mögliche zukünftige Projektverantwortung/Modulverantwortung
- 55k~60k € Einstiegsgehalt

Ich habe bereits dort als Werkstudent gejobbt und die Mitarbeiter (sind größtenteils immer noch die gleichen) und das Arbeitsumfeld ist gut. Ich möchte jedoch nicht in eine "Vertragsfalle" tappen.

Bezüglich der Entlohnung bin ich etwas zwiegespalten.
Laut meinen ehemaligen und möglich baldigen Arbeitskollegen wird zwar auf 100% Basis verhandelt, man bekommt jedoch nur 90% davon ausgezahlt. Durch Prämien kann jedoch über 100%, eher 110%, erreicht werden. Falls jemand Erfahrungen und Guidelines hat, wäre ich für Tipps sehr offen.
AT-Verträge sind immer so eine Sache, um Mitarbeiter zu schröpfen. Dort bin ich zwar relativ sicher, da die Mitarbeiter immer noch dieselben sind.

Ich freue mich auf Feedback.


mfg

Morale
2016-03-17, 16:57:13
Das ist ja kein AT Vertrag aka ÜT (übertariflich) sondern einfach ein Vertrag ohne Tarifbindung.
Für richtiges AT z.B. nach IGM kannste ja ~60+% draufschlagen (Abstandsreglung).

Ansonsten: Abschluss, Note, Praxiserfahrung, Ort/BL?

Vom Gehalt selber ist es nicht schlecht zum Einstieg.
Muss man natürlich gucken wo man von den Stunden landet, Vertrauensarbeitszeit= idR regelmäßige, eben unbezahlte, Überstunden.
Wenn man dann die potenziell möglichen 50h auf 35h runter rechnet ist das Gehalt nicht mehr ganz so gut.

Muss freilich jeder selber wissen ob er lieber 35h macht oder halt mehr kloppt mit der Aussicht auf mehr Gehalt ;)

Korfox
2016-03-17, 17:03:33
Falls die Option besteht: Bei 55-60k Brutto ist AT in meinen Augen nicht wirklich sinnvoll. Da heißt es jedes Jahr aufs neue versuchen, den Arbeitgeber über den Tisch zu ziehen und selbst nicht über den Tisch gezogen zu werden.
Wenn das Angebot auch tariflich existiert (bei selbem Brutto), dann verhandelt andere für dich.

/dev/NULL
2016-03-17, 17:20:18
Ich bin tariflich (IGM 13,3* Monatslohn) über Deinem AT Gehalt (auch bei 110%) - da AT i.d.R. Überstunden beinhalten wird - für mich nicht übermäßig attraktiv.
Wenn nichts anderes geht und dich die Zahlen überzeugen.. mach es.

Gehalt hängt natürlich auch davon ab ob es München (nay) oder Görlitz (yay) ist.

Im Notfall musst halt in den nächsten Jahren nachverhandeln oder wechseln, wenn Du merkst das dich 50h die Woche kaputtmachen.

Nakai
2016-03-17, 17:26:57
@Morale:

Das ist ja kein AT Vertrag aka ÜT (übertariflich) sondern einfach ein Vertrag ohne Tarifbindung.
Für richtiges AT z.B. nach IGM kannste ja ~60+% draufschlagen (Abstandsreglung).


Ah, gut.^^

Ansonsten: Abschluss, Note, Praxiserfahrung, Ort/BL?

M.Sc. Informatik; 1,5~2,0 Notenschnitt; 1~2 Jahre Praxiserfahrung als Werkstudent, Bayern/Regensburger Raum

Ich schrieb auch Einstiegsgehalt, da ich tatsächlich Berufseinsteiger bin.


Vom Gehalt selber ist es nicht schlecht zum Einstieg.
Muss man natürlich gucken wo man von den Stunden landet, Vertrauensarbeitszeit= idR regelmäßige, eben unbezahlte, Überstunden.
Wenn man dann die potenziell möglichen 50h auf 35h runter rechnet ist das Gehalt nicht mehr ganz so gut.


Man darf Überstunden abfeiern, keine Sorge. Man kann mit 42h natürlich nicht viele Überstunden aufbauen. Vertrauensarbeitszeit bezog sich darauf, dass es keinen Check-In oder Check-Out gibt, sondern man trägt seine Arbeitszeit in ein Formular ein. Keine Kernarbeitszeit und alles sehr flexibel gehalten.

Muss freilich jeder selber wissen ob er lieber 35h macht oder halt mehr kloppt mit der Aussicht auf mehr Gehalt

Andere Angebote waren vom Lohn her, weit darunter.


@Korfox:
Falls die Option besteht: Bei 55-60k Brutto ist AT in meinen Augen nicht wirklich sinnvoll. Da heißt es jedes Jahr aufs neue versuchen, den Arbeitgeber über den Tisch zu ziehen und selbst nicht über den Tisch gezogen zu werden.
Wenn das Angebot auch tariflich existiert (bei selbem Brutto), dann verhandelt andere für dich.

Es gibt keine anderen Optionen, das habe ich schon ausgekundschaftet.

@/dev/NULL:
Ich bin tariflich (IGM 13,3* Monatslohn) über Deinem AT Gehalt (auch bei 110%) - da AT i.d.R. Überstunden beinhalten wird - für mich nicht übermäßig attraktiv.
Wenn nichts anderes geht und dich die Zahlen überzeugen.. mach es.

Gehalt hängt natürlich auch davon ab ob es München (nay) oder Görlitz (yay) ist.

Im Notfall musst halt in den nächsten Jahren nachverhandeln oder wechseln, wenn Du merkst das dich 50h die Woche kaputtmachen.

Wie gesagt, Überstunden können abgefeiert werden.
Es ist zum Glück nicht München oder Stuttgart.

Wird sich zeigen. Aufstiegsschancen sind vorhanden und die Projekte sind interessant.

Morale
2016-03-17, 17:30:47
Wenn man die Stunden in Excel schreibt und dann regelmäßig zum Chef geht um seine Überstunden zu nehmen ist es ja keine wirkliche Vertrauensarbeitszeit. Dann habt ihr nur keine autm. Zeiterfassung ;)
Ich kenne Vertrauensarbeitszeit nur so, man kommt wann man will, geht wann man will, Hauptsache die Arbeit wird erledigt. IdR ist das aber nicht weniger als 34/40/42/whatever sondern 8deutlich) mehr.

Wenn du wirklich die Stunden ab-feiern kannst ist das schon ein gutes Gehalt.

/dev/NULL
2016-03-17, 17:52:42
Ich bin kein Berufseinsteiger, vom Bildungslevel (Master mit 1,7) aber vergleichbar, hab aber ein paar Jahre Erfahrung auf dem Buckel und erst seit kurzem IGM mit 35h (vorher kleine Klitsche ohne Tarifvertrag).
Bei mir im Betrieb gibt es AT nur wenn man mindestens X% (20%?) über der höchsten tariflichen Bezahlung (die liegt bei ERA 13.2 -> 5321€ auf Basis 35h )

Daher ist es bei Euch wohl anders.

Es gibt ne Probezeit, es gibt Kündigungsfrsiten. Wenn andere Angebote derzeit schlechter sind: Keine schwere Entscheidung oder?

Nakai
2016-03-17, 17:54:57
Wenn man die Stunden in Excel schreibt und dann regelmäßig zum Chef geht um seine Überstunden zu nehmen ist es ja keine wirkliche Vertrauensarbeitszeit. Dann habt ihr nur keine autm. Zeiterfassung ;)
Ich kenne Vertrauensarbeitszeit nur so, man kommt wann man will, geht wann man will, Hauptsache die Arbeit wird erledigt. IdR ist das aber nicht weniger als 34/40/42/whatever sondern 8deutlich) mehr.

Wenn du wirklich die Stunden ab-feiern kannst ist das schon ein gutes Gehalt.

Es gibt eine automatische Zeiterfassung. Die Zeiten trägt man selbstständig mit bestem Wissen und Gewissen ein. Das meinte ich mit Vertrauensarbeitszeit. ;)

Keine Sorge, mit der Zeiterfassung habe ich extra nochmal erkundet. Es gibt anscheinend andere Standorte, welche das eben so handhaben, wie du es beschreibst. Dort wird es aber definitiv nicht so geführt.

Es war mir auch ein Anliegen, dass es eben nicht zu solchen Situationen kommt, wie du es beschreibst.

€:

Es gibt ne Probezeit, es gibt Kündigungsfrsiten. Wenn andere Angebote derzeit schlechter sind: Keine schwere Entscheidung oder?

Wie gesagt, erst nächste Woche wird der Vetrag genau unter die Lupe genommen und alle Punkte mit dem Personaler durchgegangen. Die erwähnten Punkte sind eben durch das Vorstellungsgespräch und mit den Gesprächen der Mitarbeiter in Erfahrung gebracht worden.

Und klar, die Entscheidung ist nicht schwer, ich habe jedoch auch schon vertragliche Probleme mitbekommen.

NiCoSt
2016-03-17, 17:56:23
Denke auch, damit kann man als einsteiger mehr als zufrieden sein.

Zettabit
2016-03-17, 18:00:14
Also kurz:

Du bekommst 4500-5000, davon aber nur 4000 bzw. 4500 wirklich ausgezahlt und der Rest als Prämie. Für aber 42h Woche.

Kann man, als Berufseinsteiger prinzipiell machen, wenn einem der Rest gefällt.

Wie wird denn die Prämie bestimmt? Wie sehen da die Ziele aus? Kann man ja so und so anlegen, von die 100% kriegt man auf jeden Fall bis hin zu unschaffbar ist da ja alles möglich.

Gibt es Urlaubs-/Weihnachtsgeld? Wenn ja, in den 100% einberechnet oder gibt es die extra?

/dev/NULL
2016-03-17, 18:10:21
Am besten spricht man mit potentiellen Kollegen.
Bei mir in der Abteilung sind diverse Leute in den ERA Einstufungen gefangen, d.h. irgendwann mal als ERA X angefangen und nicht wirklich da raus gekommen. Die hätten jetzt gern 40h -> 14% mehr Lohn und haben mir dringend geraten nen 40h Vertrag bei Einstellung (da ist es wohl einfacher möglich) anzustreben - ich war aber nach ner 42h Woche sehr dankbar nur 35h zu haben. Geldmäßig stehe ich besser da als vorher bei vertraglich weniger Arbeitszeit.

Vertrauensarbeitszeit (mit selber aufschreiben zum nachhalten) habe ich auch - auch Möglichkeiten zum Abfeiern. Ist denke ich "normal" in diversen Betrieben.
Ich weiß aber das ein AT Kollege das (theoretisch) auch hat, aber Monat für Monat mehr Überstunden schiebt, die er effektiv nicht loswird. AT eben.

Für nen Berufseinsteiger nen sehr gutes Gehalt, Wie sich das Arbeitszeitmäßig dann am Ende wirklich darstellt wirst Du sehen.
Ich hab mir immer gesagt: kein AG wird sich erlauben jemanden anzuwerben, einzuarbeiten, ggf zu schulen und ihn dann vertraglich über den Tisch zu ziehen. Für den AG ist es i.d.R. aufwändiger jemanden einzustellen und den Prozess erneut durchzugehen, als für nen Arbeitnehmer sich nen neuen Job zu besorgen. Je größer die Firma desto professioneller der HR Prozess und desto unproblematischer sind normalerweise die Verträge.

Nakai
2016-03-17, 18:17:14
@Zettabit:
Du nennst einige Punkte, die ich noch in Erfahrung bringen möchte/muss.

So wie man es mit erklärt hat. Wenn man 60k (100%) hat, bekommt man 90% davon ausgezahlt. Ergo 54k (90%) für 12 Monate (4500 brutto), dann gibt es noch eine Prämie, welche auf 100% (60k) eher auf 110% (~66k) hochgeht.

Wie wird denn die Prämie bestimmt? Wie sehen da die Ziele aus? Kann man ja so und so anlegen, von die 100% kriegt man auf jeden Fall bis hin zu unschaffbar ist da ja alles möglich.


Das ist auch ein guter Punkt, den ich dann nächste Woche ansprechen werde.

Das Vertragsmodell ist schon sehr interessant (interessant kann vieles bedeuten)...

€:

Für nen Berufseinsteiger nen sehr gutes Gehalt, Wie sich das Arbeitszeitmäßig dann am Ende wirklich darstellt wirst Du sehen.
Ich hab mir immer gesagt: kein AG wird sich erlauben jemanden anzuwerben, einzuarbeiten, ggf zu schulen und ihn dann vertraglich über den Tisch zu ziehen. Für den AG ist es i.d.R. aufwändiger jemanden einzustellen und den Prozess erneut durchzugehen, als für nen Arbeitnehmer sich nen neuen Job zu besorgen. Je größer die Firma desto professioneller der HR Prozess und desto unproblematischer sind normalerweise die Verträge.

Es handelt sich um eine GmbH in einer AG. Tochtergesellschaft eines großen Konzern. Konzern-eigene Vorzüge können genutzt werden. Die Tochtergesellschaft hat diese Verträge, der Mutterkonzern eben Tarifverträge. Tochtergesellschaft übernimmt Klein-Serien und Premiumprodukte, während der Mutterkonzern eher für Stückzahlen zuständig ist.

/dev/NULL
2016-03-17, 19:22:40
Ausprobieren!

Ich kenne (von der Vergangenheit) Kunden die z.B. bei Tochterfirmen von Audi arbeiten und recht gut beschäftigt sind. (Wie überall zuviel Arbeit, zu wenig Personal) -> da ist nen Tarifvertrag schon was feines. Aber das ist vermutlich auch eine Sache was man mitmacht.

42h sind imho relativ viel, aber das Geld ist für nen Einsteiger gut.

Konzernvorzüge sind auch mal Aktien, Altersvorsorge, Sportangebote, Kindergarten -> Kann alles was ausmachen

TG_Steve
2016-03-17, 19:46:47
War vor einem Jahr in einer ähnlichen Situation:

In Regensburg Elektrotechnik studiert, Master mit 1,5 abgeschlossen und keine Stellen frei bei den "Großen" mit IG Metall Tarif.
Also bei den kleinen beworben:
Von 40h mit 48k bis 38h mit 52k Jahresgehalt war so etwa die Spanne.
Gelandet bin ich letztendlich im Speckgürtel von München bei knapp 60k Einstiegsgehalt mit Boni, 38h Vertrauensarbeitszeit mit 34 Urlaubstagen.
Regensburg ist mittlerweile ein sehr teures Pflaster geworden. Die Mietpreise sind vergleichbar mit dem Münchner Umfeld (>12€/qm warm).
42h bei 60k*(100 bis 110)% ist ziemlich gut, mit 55k*90% ziemlich schlecht für den Einstieg.

Korfox
2016-03-17, 20:12:18
Dass nur AT geht ist schade.
Vertrauensarbeitszeit hat eigentlich immer erstmal Nachteile für den AN und nicht für den AG:
Du schreibst nicht von 06:57 bis 15:47 auf, sondern von 7:00 bis 15:45. Manchmal rundest du sogar Mal eine halbe oder viertel Stunde weg. Spätestens, wenn du mal über 10h (also 10:45) im Büro sitzt wirst du zwingend nur 10 aufschreiben, sonst bekommen alle beteiligten Ärger. Die Zeit ist dann futsch.
Der AG, der Vertrauensarbeitszeit anbietet bekommt dieses Vertrauen meist in undokumentierten Überstunden zurück. Einfach, weil da häufig das Klime dem AG gegenüber positiver ist und man die paar Minuten ja verschmerzen kann. Das Läppert sich aber halt irgendwann (ist bei mir schon so, dass ich meistens 5-10 Minuten vor der Stechzeit einsteche... Das verfällt mir auch - ok nach der Elternzeit ist eine Stunde mehr Gleitzeit nach vorne, womit es dokumentiert wird - aber ausgerechnet sind das dann pro Woche knapp 45-60 Minuten).

Gandharva
2016-03-17, 20:22:09
Man darf Überstunden abfeiern, keine Sorge. Man kann mit 42h natürlich nicht viele Überstunden aufbauen. Vertrauensarbeitszeit bezog sich darauf, dass es keinen Check-In oder Check-Out gibt, sondern man trägt seine Arbeitszeit in ein Formular ein. Keine Kernarbeitszeit und alles sehr flexibel gehalten.
Sehr naive Sichtweise.

Dein "AT" Vertrag ist nix anderes als eine Möglichkeit für den AG dich 1) leichter wieder loszuwerden, 2) schlechter zu bezahlen, bei 3) erheblich mehr Stunden pro Woche.

Das Gehalt ansich ist für den Einstieg OK/Gut je nach Lage. Allerdings würde ich an deiner Stelle lieber einen ordentlichen Tarifvertrag anstreben bis du mal weisst wie der Hase läuft.

Nakai
2016-03-17, 20:56:13
War vor einem Jahr in einer ähnlichen Situation:

In Regensburg Elektrotechnik studiert, Master mit 1,5 abgeschlossen und keine Stellen frei bei den "Großen" mit IG Metall Tarif.
Also bei den kleinen beworben:
Von 40h mit 48k bis 38h mit 52k Jahresgehalt war so etwa die Spanne.
Gelandet bin ich letztendlich im Speckgürtel von München bei knapp 60k Einstiegsgehalt mit Boni, 38h Vertrauensarbeitszeit mit 34 Urlaubstagen.
Regensburg ist mittlerweile ein sehr teures Pflaster geworden. Die Mietpreise sind vergleichbar mit dem Münchner Umfeld (>12€/qm warm).
42h bei 60k*(100 bis 110)% ist ziemlich gut, mit 55k*90% ziemlich schlecht für den Einstieg.

Deine Erfahrungen habe ich auch gemacht und deine finale Anstellung klingt ziemlich gut. Die Mieten in RGB sind tatsächlich sehr teuer geworden und die Wohnungssuche kann auch sehr nervig werden.
Es geht eher in Richtung 42h bei 60K, nur zur Beruhigung, aber was es schlussendlich wird, wird erst nächste Woche geklärt.

Dass nur AT geht ist schade.
Vertrauensarbeitszeit hat eigentlich immer erstmal Nachteile für den AN und nicht für den AG:
Du schreibst nicht von 06:57 bis 15:47 auf, sondern von 7:00 bis 15:45. Manchmal rundest du sogar Mal eine halbe oder viertel Stunde weg. Spätestens, wenn du mal über 10h (also 10:45) im Büro sitzt wirst du zwingend nur 10 aufschreiben, sonst bekommen alle beteiligten Ärger. Die Zeit ist dann futsch.
Der AG, der Vertrauensarbeitszeit anbietet bekommt dieses Vertrauen meist in undokumentierten Überstunden zurück. Einfach, weil da häufig das Klime dem AG gegenüber positiver ist und man die paar Minuten ja verschmerzen kann. Das Läppert sich aber halt irgendwann (ist bei mir schon so, dass ich meistens 5-10 Minuten vor der Stechzeit einsteche... Das verfällt mir auch - ok nach der Elternzeit ist eine Stunde mehr Gleitzeit nach vorne, womit es dokumentiert wird - aber ausgerechnet sind das dann pro Woche knapp 45-60 Minuten).

Sehr naive Sichtweise.

Dein "AT" Vertrag ist nix anderes als eine Möglichkeit für den AG dich 1) leichter wieder loszuwerden, 2) schlechter zu bezahlen, bei 3) erheblich mehr Stunden pro Woche.

Das Gehalt ansich ist für den Einstieg OK/Gut je nach Lage. Allerdings würde ich an deiner Stelle lieber einen ordentlichen Tarifvertrag anstreben bis du mal weisst wie der Hase läuft.

Ich habe dort bereits gearbeitet und sogar ein "rotes" Projekt miterlebt. Die anfallenden Überstunden (also mehr als 10h am Tag), die normalerweise nicht mehr aufgetragen werden durften, wurden trotzdem extra verbucht, auch mit Absprache des Betriebsrates. Da ist nichts verloren gegangen.

Sicherlich wäre ein Tarifvertrag einfacher.

Gandharva
2016-03-17, 21:05:16
Naja du hast also im Prinzip Punkt 3 aus meiner Liste bereits bestätigt. ;)

Ich kann dir in deiner Position eig. nur einen Tip geben: Sobald du die ersten weiteren "Gehaltsverhandlungen" hast, solltest du deine Arbeitszeit und nicht dein Gehalt verhandeln.

Timbaloo
2016-03-17, 21:17:00
Ich würde mich von nicht-tariflichen Arbeitsverträgen nicht abschrecken lassen. Wenn man was kann, dann profitiert man u.U. mehr als in einem tarifgebundenen Vertrag.

Wenn man merkt, dass nichts geht, dann wechselt man. Ich würde Flexibilität (wenn sie denn auch wirklich so verstanden wird) da stärker gewichten als den Einfluss dümmlicher Tarifspacken a la "Gleiches Geld für gleiche Arbeit" blabla.

Korfox
2016-03-17, 21:19:51
Ich habe dort bereits gearbeitet und sogar ein "rotes" Projekt miterlebt. Die anfallenden Überstunden (also mehr als 10h am Tag), die normalerweise nicht mehr aufgetragen werden durften, wurden trotzdem extra verbucht, auch mit Absprache des Betriebsrates. Da ist nichts verloren gegangen.

Sicherlich wäre ein Tarifvertrag einfacher.
Klasse. Wozu habt ihr einen Betriebsrat?
Da macht dieser sich dank Mitwisserschaft gleich mitschuldig nach Arbeitszeitgesetz. Teuer. (Ich gehe davon aus, dass ihr keine Bereitschaftszeiten habt)
Wenn ihr länger als 10:45h im Betrieb seid versichert euch kein Versicherer mehr den Arbeitsweg, das darf dann brav der AG latzen.
Abgesehen kann das bis zu 2.500€/Fall kosten.
Bei roten Projekten hat der AG ggefälligst externe Kräfte zu aquirieren - und das sollte auch genau (einer der wenigen) Punkte sein, in denen der BR den AG dabei unterstützt, externe Kräfte einzusetzen.

/dev/NULL
2016-03-17, 21:45:41
Ich kenne das mit dem Arbeitszeitgesetz anders:
http://www.arbeitsrecht.org/gesetze/arbzg/

§ 7 Abweichende Regelungen

(1) In einem Tarifvertrag oder auf Grund eines Tarifvertrags in einer Betriebs- oder Dienstvereinbarung kann zugelassen werden,

abweichend von § 3
a) die Arbeitszeit über zehn Stunden werktäglich zu verlängern, wenn in die Arbeitszeit regelmäßig und in erheblichem Umfang Arbeitsbereitschaft oder Bereitschaftsdienst fällt,
b) einen anderen Ausgleichszeitraum festzulegen,



Und natürlich
§ 14 Außergewöhnliche Fälle

(1) Von den §§ 3 bis 5, 6 Abs. 2, §§ 7, 9 bis 11 darf abgewichen werden bei vorübergehenden Arbeiten in Notfällen und in außergewöhnlichen Fällen, die unabhängig vom Willen der Betroffenen eintreten und deren Folgen nicht auf andere Weise zu beseitigen sind, besonders wenn Rohstoffe oder Lebensmittel zu verderben oder Arbeitsergebnisse zu mißlingen drohen.

(2) Von den §§ 3 bis 5, 6 Abs. 2, §§ 7, 11 Abs. 1 bis 3 und § 12 darf ferner abgewichen werden,

wenn eine verhältnismäßig geringe Zahl von Arbeitnehmern vorübergehend mit Arbeiten beschäftigt wird, deren Nichterledigung das Ergebnis der Arbeiten gefährden oder einen unverhältnismäßigen Schaden zur Folge haben würden,
bei Forschung und Lehre, bei unaufschiebbaren Vor- und Abschlußarbeiten sowie bei unaufschiebbaren Arbeiten zur Behandlung, Pflege und Betreuung von Personen oder zur Behandlung und Pflege von Tieren an einzelnen Tagen,
wenn dem Arbeitgeber andere Vorkehrungen nicht zugemutet werden können.

(3) Wird von den Befugnissen nach Absatz 1 oder 2 Gebrauch gemacht, darf die Arbeitszeit 48 Stunden wöchentlich im Durchschnitt von sechs Kalendermonaten oder 24 Wochen nicht überschreiten.

-> Das Werk droht zu misslingen, das z.B. bei nem Softwareprojekt mit Deadline ein "mal eben schnell eingestellter" externer Verbesserung bringt halt ich für eine gewagte These..

Aber das sind andere Themen und nicht soo ungewöhnlich. Bei mir: Reisezeiten: Flug, nach Kanada, Danach 2 Stunden zum Hotel - muss ich dann am Flughafen nächtigen weil die 10h rum sind? DARF ich überhaupt soweit fliegen (Reisezeit = Arbeitszeit..)

Morale
2016-03-17, 21:50:22
Passive Reisezeit ist keine arbeitszeit laut Gesetz.
Muss ja auch nicht vergütet werden, kann aber.

minos5000
2016-03-17, 22:00:36
In Regensburg Elektrotechnik studiert, Master mit 1,5 abgeschlossen und keine Stellen frei bei den "Großen" mit IG Metall Tarif.
Also bei den kleinen beworben:


Gibt es im Netz eine Liste von Betrieben die IGM-Betriebe sind? Auf der Homepage der Gewerkschaft hab ich nichts dergleichen gefunden.

/dev/NULL
2016-03-17, 22:06:00
Passive Reisezeit ist keine arbeitszeit laut Gesetz.
Muss ja auch nicht vergütet werden, kann aber.
Beim vorherigen AG hatte ich aktive Reisezeit (Auto), aber halt auch als Mensch keinen Bock 2 Stunden von der Haustür entfernt zu übernachten..

Korfox
2016-03-17, 22:59:11
Danke /dev/NULL - §14 vergessen. Trotzdem empfinde ich das als nicht ok. Rote Projekte in der Automobilbranche sind vorhersehbar. Passiert jedem und das immerwieder. Der Markt an externen Mitarbeitern gibt das auch her. Wäre interessant, wie sowas bewertet wird.

Timbaloo
2016-03-17, 23:20:22
Rote Projekte in der Automobilbranche sind vorhersehbar.
Sicher. Zu 100%. Immer.

Korfox
2016-03-17, 23:25:32
Ja. Quasi alle Projekte sind rot. Seit Jahren.

Timbaloo
2016-03-17, 23:55:13
Du arbeitest offensichtlich nicht (in der Branche).

Morale
2016-03-18, 05:56:03
Beim vorherigen AG hatte ich aktive Reisezeit (Auto), aber halt auch als Mensch keinen Bock 2 Stunden von der Haustür entfernt zu übernachten..
Ich bin da kein Experte. Beim normalen pendeln gehört ja Fahrzeit auch schon zur ruhezeit. Wie das bei Dienstreisen ist, keine Ahnung. Ich würde mich jedenfalls nach einem 10h tag nicht mehr an eine 6h Autofahrt setzen

Korfox
2016-03-18, 13:57:51
Du arbeitest offensichtlich nicht (in der Branche).
Erm... doch. Und zwar arbeitete ich schon bei allen großen zulieferern, die Deutschland zu bieten hat ;).

/dev/NULL
2016-03-18, 14:32:06
Ich bin da kein Experte. Beim normalen pendeln gehört ja Fahrzeit auch schon zur ruhezeit. Wie das bei Dienstreisen ist, keine Ahnung. Ich würde mich jedenfalls nach einem 10h tag nicht mehr an eine 6h Autofahrt setzen

Ich auch nicht.. aber bei 8 Stunden Arbeit beim Kunden und 4 oder 5 Stunden Fahrt zur Familie habe ich das meist gemacht - auch wenn der AG auf jedenfall Hotel gezahlt hätte.

ilPatrino
2016-03-18, 17:19:35
Du arbeitest offensichtlich nicht (in der Branche).
nenn mir ein fahrzeug, bei dem alles in den vorher geplanten bahnen läuft. wir arbeiten als so ziemlich letzte in der kette der automobilzulieferer, und aus unserer sicht wird jedes projekt in jeder zuliefererinstanz aus zeit- geld- oder personalmangel (oder ganz anderen gründen, denen fällt schon was ein) so lange rausgeschoben, bis das donnerwetter zu laut wird. und dann wird das projekt mit höchster dringlichkeit durchgepaukt - auf kosten eines anderen, was dann in der prioliste nach hinten rutscht :freak:

bei den herstellern direkt gehts noch etwas geordneter zu, aber eine instanz drunter?

die drei zulieferer, mit denen ich direkt oder indirekt zu tun habe oder hatte, sind unter den top10...

@topic:

frage 1: wer definiert die bonusziele und nach welchen kriterien
frage 2: wie siehts mit der gehaltsentwicklung aus (steigerungen analog tarif? frei verhandelbar?)
frage 3: wie flexibel ist das thema heimarbeit geregelt

Korfox
2016-03-18, 18:23:08
nenn mir ein fahrzeug, bei dem alles in den vorher geplanten bahnen läuft. wir arbeiten als so ziemlich letzte in der kette der automobilzulieferer, und aus unserer sicht wird jedes projekt in jeder zuliefererinstanz aus zeit- geld- oder personalmangel (oder ganz anderen gründen, denen fällt schon was ein) so lange rausgeschoben, bis das donnerwetter zu laut wird. und dann wird das projekt mit höchster dringlichkeit durchgepaukt - auf kosten eines anderen, was dann in der prioliste nach hinten rutscht :freak:
Ist btw. auch recht einfach ursächlich festzumachen und logisch, dass es überall knallt (abgesehen davon, dass die Projekte durch die Technisierung von Jahr zu Jahr massiv komplexer werden und so ein Lensystem eben nichtmehr von 3 Ingenieuren gestemmt werden kann):
- Falsche/Ungenaue Spezifikationen an die Hardwarezulieferer:
Beispiel HMI. Es wird ein Controller verlangt, der für 3D-Darstellung Durchsatz n hat und für 2D-Darstellung Durchsatz m. Geliefert wird das auch, man muss aber 2D und 3D gleichzeitig können, dann bricht aber der Durchsatz ein.
- Die Zulieferer der Autosar-Stacks sind komplett unter Wasser (man suche einfach Mal den Markt nach Stellenausschreibungen bei Elktrobit ab und zähle...)

Das sind beides Dinge die komplett an der Wurzel stehen und dadurch auch fast jeden Zulieferer in fast jedem Projekt betreffen.

tatarus
2016-03-18, 19:17:21
Ein AT-Vertrag hat bei 55-60k nur Nachteile für dich:
1. Du musst Gehaltserhöhungen selber verhandeln und hast keinen Anspruch darauf.
2. Dein Gehalt ist so niedrig, dass du bei einer ERA Einstufung wahrscheinlich besser da stehen würdest.
3. Auf Prämien hast du keinen Anspruch. Auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld nach Tarif schon eher.

Ich habe selbst einen AT-Vertrag. Allerdings mit Führungsverantwortung und schon einigem an Berufserfahrung und in einer deutlich höheren Gehaltsklasse. Da gibt es kein ERA mehr.

Noch ein paar allgemeine Punkte zu den Bedingungen:
1. 42h sind nach dem Arbeitszeitgesetz (8h pro Tag in der Regel, Mehrarbeit bis 10h zulässig, wenn dafür Zeitausgleich geschaffen wird.) sittenwidrig und dürfen nicht im Vertrag stehen (das heißt nicht, dass in der Realität anders gearbeitet werden kann). Dein Arbeitgeber weiß das mit Sicherheit.
2. Bei Vertrauensarbeitszeit vertraut der Arbeitgeber darauf, dass der Arbeitnehmer mehr arbeitet.

Wegen Punkt 1 würde ich da nur in größter Not anfangen und ansonsten weiter suchen. Die zweite Möglichkeit wäre mal 2-3 Jahre dort zu arbeiten und dann mit Berufserfahrung was Neues zu suchen.

Spasstiger
2016-03-18, 22:50:42
Im schlimmsten Fall 54 k€ bei 42-h-Woche sind zwar nicht top und vielleicht auch Grund, nochmal zu verhandeln (z.B. Reduzierung der Arbeitszeit auf 40 h pro Woche oder mehr Urlaubstage). Aber es ist auch kein furchtbar niedriges Gehalt. Wenn das Bauchgefühl aus der Werksstudenten-Erfahrung passt, würde ich es versuchen. Wechseln kann man immer bei zunehmender Unzufriedenheit.
Im besten Fall 66 k€ wären sogar richtig gut zum Berufseinstieg.

1. 42h sind nach dem Arbeitszeitgesetz (8h pro Tag in der Regel, Mehrarbeit bis 10h zulässig, wenn dafür Zeitausgleich geschaffen wird.) sittenwidrig und dürfen nicht im Vertrag stehen (das heißt nicht, dass in der Realität anders gearbeitet werden kann). Dein Arbeitgeber weiß das mit Sicherheit.
Samstags ist nach Arbeitszeitgesetz auch ein Werktag, so dass das Gesetz sogar regelmäßig 48 h pro Woche zulässt.

tatarus
2016-03-19, 23:26:19
Samstags ist nach Arbeitszeitgesetz auch ein Werktag, so dass das Gesetz sogar regelmäßig 48 h pro Woche zulässt.

Stimmt schon. Ist für Ingenieure/Informatiker nach meiner Erfahrung aber absolut unüblich, dass man sowas in den Vertrag schreibt.

Ich habe 40h Vertrauensarbeitszeit und arbeite so zwischen 40h und 44h pro Woche. Da es bei Vertrauensarbeitszeit normal ist, etwas bis viel mehr zu arbeiten, bekomme ich aber extra Urlaubstage dafür.

Morale
2016-03-20, 01:19:44
Bei uns gibt es auch die Möglichkeit Vertrauensarbeitszeit zu machen, dann gibt es 5 Urlaubstage mehr und 5% mehr Gehalt.
Lohnt sich aber nicht, vor allem da ich ab und an reise und das voll als Arbeitszeit gilt.
Wenn man jung ist kann man sicher Freizeit für Geld eintauschen, aber mir langen 40h allemal :)