PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Allgemeine Frage zu WLAN-Repeater (WLAN-Verstärker) - Wie funktioniert es?


King Rollo
2017-08-02, 11:11:52
Hallo zusammen,

ich muss heute mal eine Verständnisfrage stellen. Es geht um WLAN-Repeater; also um Geräte, die - nach meinem Verständnis - ein vorhandenes WLAN erweitern sollen (also was Reichweite bzw. Raumabdeckung angeht).

Denn genau so werden solche Geräte beworben: Reichweite & Abdeckung eines vorhandenen WLAN wird auf einfache Weise erweitert.

Aber das stimmt doch so nicht, oder? Die handelsüblichen (preiswerten) Repeater erweitern nicht einfach das vorhandene WLAN, sondern bauen ein zweites WLAN auf mit eigener SSID und Passwort. So z.B. jetzt bei mir zu Hause. Der Router sendet ein WLAN namens "Heimnetz" aus; der Repeater hingegen "Heimnetz-EX" (Standardname; kann auch geändert werden). Und ich muss manuell zwischen den Netzen umschalten, wenn ich mit dem einen oder dem anderen besseren Empfang habe. (Es handelt sich übrigens um einen Edimax EW-7438RPn Air (http://www.edimax-de.eu/edimax/merchandise/merchandise_detail/data/edimax/de/wi-fi_range_extenders_n300/ew-7438rpn_air/). )

Welche Möglichkeiten gibt es, mittels eines Repeaters o.ä. ein WLAN so zu erweitern, dass ich nicht manuell umschalten muss? Oder verstehe ich bzw. mache ich etwas falsch und es ist alles ganz anders & einfach? ;)

Gast
2017-08-02, 11:39:52
Wenn beide Netze die gleiche SSID und Passwort verwenden, kann das Endgerät sich selber aussuchen, welchen es nimmt ohne das das neu konfiguriert werden muss.

Theoretisch kann das Gerät dann auch einfach zwischen den Netzen springen, aber ich hab es schon öfters erlebt, dass ein Handy so lange bei einem AP bleibt, bis die Verbindung wirklich abbricht. Vielleicht sind Handys heute schlauer...

Dennoch, das Endgerät muss sich beim alten AP abmelden und am neuen anmelden, dann evtl. noch DHCP und so, da ist schnell ne halbe Sekunde zusammen. Beim Surfen stört das nicht so, aber wenn du VOIP machen willst, dann brauchst du APs und Endgeräte, die ordentliches Roaming unterstützen. Das ist dann entweder teuer oder gebastel (OpenWRT/LEDE).

PatkIllA
2017-08-02, 11:49:29
Du kannst die gleiche SSID und passwort benutzen. Dann verbindet sich das Gerät auch irgendwann auf den Repeater. Das klappt allerdings mehr schlecht als recht, da man meist noch recht lange auf dem AP mit schlechtem Empfang hängt. Selbst bei unterschiedlichen SSIDs wird das Gerät irgendwann wechseln.
Ordentliches Roaming gibt es praktisch nur mit Firmenlösungen.

Neosix
2017-08-02, 13:12:26
Sind das dann eben genau die Fälle wo die jetzt beworbenen Mesh WLAN Lösungen optimal sein sollen? Wird ja mit unter von Google jetzt beworben und andere Hersteller springen ebenfalls auf den Zug (AVM soll das ganze per FW Update ebefalls nachliefern). Keine Ahnung wie es funktioniert, aber versprochen wird eine noch bessere Raumabdeckung usw indem die Geräte mit einander kommunizieren. Wie genau ka? *its magic*.

lumines
2017-08-02, 21:16:19
Bei Repeatern mit normalem 802.11 kommt noch dazu, dass die Hacks für das MAC-Frame-Format benutzen müssen. Ohne proprietäre Erweiterungen vom Hersteller, die sowohl mit Repeater als auch am AP vorhanden sind, wird das nie richtig funktionieren. Zusätzlich zu den normalen Nachteilen von Repeatern, natürlich. Alles auf der gleichen Frequenz laufen zu lassen ist bei CSMA/CA-basierten Protokollen wie 802.11 extrem kontraproduktiv.

Siehe auch: https://wiki.mikrotik.com/wiki/Manual:Wireless_Station_Modes#802.11_limitations_for_L2_bridging

Keine Ahnung wie es funktioniert, aber versprochen wird eine noch bessere Raumabdeckung usw indem die Geräte mit einander kommunizieren. Wie genau ka? *its magic*.

Bessere Abdeckung wird das eher nicht haben. 5 GHz hat eine geringere Reichweite als 2,4 GHz. Die meisten Hersteller haben nur erkannt, dass man 5 GHz hervorragend als zweite Frequenz zur Kommunikation zwischen den Mesh-Knoten benutzen kann. Einige basteln sogar zwei unabhängige Interfaces für 5 GHz rein, damit man separate Kanäle für die Mesh-Kommunikation und die Clients per 5 GHz hat. Google Wifi benutzt dagegen nur ein Interface für 5 GHz. Zusätzlich basteln die Hersteller eben dann auch noch eigene WLAN-Protokolle für die Kommunikation zwischen den Meshes, deshalb sind die Knoten auch immer nur mit einem Hersteller kompatibel. Ubiquiti benutzt z.B. ihr eigenes, TDMA-basiertes Protokoll zwischen den Knoten. Die Kommunikation mit den Endgeräten passiert dann wiederum per normalem 802.11.

Die meisten Repeater liefen bisher mit normalem 802.11 und alles auf einer Frequenz (meistens 2,4 GHz). Das ist so ziemlich die denkbar schlechteste Lösung.

AFAIK gibt es auch keine feste Definition, was überhaupt ein Mesh von einem Repeater unterscheidet. Damals™ hatte ich einen WRT54GL, der auch einfach irgendwelche komischen Hacks schon im Treiber hatte und so eine Art proprietäres WDS konnte. Theoretisch wäre das auch schon ein Mesh gewesen, aber praktisch natürlich genau so müllig wie ein „Repeater“. Die Unterscheidung ist da sehr dünn. Der Name Mesh ist einfach cool und neu, womit sich die Hersteller zum alten Marketingbegriff abgrenzen wollen.

So ein Mesh mit zwei 5-GHz-Interfaces ist sicher eine coole Sache, aber eben auch schweineteuer. Ich glaube nur Netgears Orbi hat so etwas. Grundsätzlich kann man sich natürlich so etwas auch selbst bauen mit einer Flotte von MikroTik-APs. Ist aber nicht trivial und wahrscheinlich nicht viel billiger.

Am Ende fährt man immer besser, wenn man einfach Kabel legt und an die entsprechenden Stellen dann weitere Access Points anstöpselt. Anders bekommt nicht mehr Reichweite ohne Nachteile. Das ist nur leider nach den ganzen Jahren noch immer nicht da draußen angekommen. Ich kann es aber auch nachvollziehen. Die Hersteller beten schon so lange ihr Marketing herunter, dass endlich der komplett kabellose Haushalt kommt, dass viele wahrscheinlich auf eine ordentliche Verkabelung mit Ethernet keinen Wert legen. IMHO ein ziemlicher Fehler.

Kabellos bedeutet nicht, dass man in Zukunft nur einen Access Point benutzen wird. Eher im Gegenteil, der Trend geht zu immer höheren Frequenzen und somit auch geringerer Reichweite. Wer das nicht beachtet, wird wahrscheinlich auf ewig auf 2,4 GHz 802.11n hängenbleiben oder sich in eine Mesh-Hölle begeben, bei der an jedem Türrahmen ein Knoten hängt, man nur Hardware von einem Hersteller kaufen und viele hunderte Euro blechen darf.