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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wozu lernt man T-Konten im Rechnungswesen?


Unfug
2017-09-27, 10:17:33
Guten Morgen zusammen,

Aktuell beschäftige ich mich mehr mit BWL, um einfach ein paar Hintergründe besser zu verstehen. Im Rechnungswesen kommt man dann ganz schnell auf den Begriff T-Konten. Es gibt Erfolgskonten, Aufwandskonten, Ertragskonten, Bilanzkonten, Schlußkonto...

Ich habe den Umgang soweit verstanden, dass ich auf dem Papier ein Unternehmen mit Hilfe dieser T-Konten Technik "analysieren" kann.

Meine Frage ist allerdings: Wann benutz ich das eigentlich? Wenn ich eine Bilanz mache oder eine Gewinn und Verlustrechnung, dann habe ich doch nur Formulare beim Finanzamt, wo ein paar Zahlen reinkommen. Heutzutage Elsteronline.
Selbst meine Steuersoftware spuckt am Ende nur diese Formulare aus. Da gibt es nirgendwo T-Konten zu sehen. Wozu lernt man das dann? Oder erstellen Steuerberater wirklich, meinetwegen in Excel, die ganzen T-Konten um am Ende ein Wert zu haben, den sie dann dem Finanzamt zusenden? Dann müsste ich doch auch die T-Konten dem Finanzamt zusenden, da sie sonst nicht wüssten wie ich auf das Ergebnis gekommen - das macht doch keiner oder? :freak:

Ich verstehe einfach aktuell nicht, warum man das lernt - wenn es doch (scheinbar) nirgendwo genutzt wird.
Danke

Pirx
2017-09-27, 10:36:03
T-Konten, also Soll und Haben, werden in jeder Buchhaltung in jedem Unternehmen genutzt.

24p
2017-09-27, 10:54:38
T Konten per Stift und Papier werden sicherlich nirgendwo mehr genutzt. Es geht hier eher um das Grundprinzip der Buchhaltung.

sei laut
2017-09-27, 10:55:35
Dann müsste ich doch auch die T-Konten dem Finanzamt zusenden, da sie sonst nicht wüssten wie ich auf das Ergebnis gekommen - das macht doch keiner oder? :freak:

Such mal den Begriff "Steuerprüfung"
Das Finanzamt vertraut den übermittelten Daten erst einmal - bis zur Steuerprüfung. Dann solltest du aber in der Lage sein, nachzuweisen, woher deine Zahlen kommen.
Zudem: Es ist immer gut, wenn man alles lernt und nicht nur, was man aktuell braucht. Nur weil du aktuell nicht so bilanzieren musst, solltest du es dennoch kennen.

Irgendwie klingst du nach jemanden, der gerade die große weite Welt erblickt..

Unfug
2017-09-27, 11:35:27
Such mal den Begriff "Steuerprüfung"
Das Finanzamt vertraut den übermittelten Daten erst einmal - bis zur Steuerprüfung. Dann solltest du aber in der Lage sein, nachzuweisen, woher deine Zahlen kommen.
Zudem: Es ist immer gut, wenn man alles lernt und nicht nur, was man aktuell braucht. Nur weil du aktuell nicht so bilanzieren musst, solltest du es dennoch kennen.

Irgendwie klingst du nach jemanden, der gerade die große weite Welt erblickt..

Ist doch schön ;D

Situationsbedingt hat mich das ganze Zeug jetzt interessiert, aber ich hab nie was mit Buchhaltung am Hut gehabt.

Also steckt hinter der ganzen Steuersoftware eigentlich das Prinzip mit den Konten, nur das es mit einer entsprechenden GUI für den Laien "verständlicher" gemacht wird.
Bei einer Steuerprüfung habe ich ja gar keine Konten (In Form von Papier oder Excel) dann vorliegen, wenn ich eine Software nutze, wenn ich das richtig sehe.

Ich könnte also auch alles auf Papier machen, das Papier gut archivieren und dann die Zahlen z.B. in das Formular eintragen. Und wenn das Finanzamt eine Prüfung machen würde, dann hol ich den Papierordner raus.
Korrekt?

Eidolon
2017-09-27, 12:25:12
Ich habe sie immer gehasst, grundsätzlich Rechnungswesen.. ;)

mercutio
2017-09-27, 12:50:05
Anhand der T-Konten kann ein Unternehmer Kennzahlen (http://www.welt-der-bwl.de/Kennzahlen) errechnen, die dem Controlling dienen.
Dazu kommst Du später noch.
Erstmal musst Du durch den ganzen Wust durch, um die Kennzahlen überhaupt zu verstehen.

Haarmann
2017-09-27, 13:14:51
Unfug

Liegt wohl an der Darstellung, dass es so gelernt wird.

Wenn ich Dir nen "einfachen" Kontenplan zeigen würde zu Beginn, wärst nach 10 Sekunden im Biergarten gelandet ;).

5tyle
2017-09-27, 13:30:54
Die Grundprinzipien der Buchhaltung sind ohne T-Konten gar nicht vermittelbar. Dass das System in verschiedener Buchhaltungssoftware nicht mehr zum Einsatz kommen würde stimmt nicht, das ist vollkommen falsch. Beschäftige mich nicht mehr mit SAP, aber soweit ich weiß, kommt man ohne Wissen im FIBU Modul, wie man auf bestimme Konten bucht und wie das dann verrechnet wird, nicht besonders weit. Das gilt eigentlich auch für alle andere Finanzbuchhaltungssoftware wie Lexware oder sowas. Da muss man über Konten und Rechnungswesen bescheid wissen, sonst ist es fast unmöglich das zu bedienen. Es gibt ja auch eine gesetzliche Verpflichtung für Unternehmen eine Buchhaltung zu führen, diese muss auf Verlangen jederzeit offengelegt werden können und dient dann auch als Steuernachweis (unter Umständen gibt es da auch eine Bindung an eine bestimmte Form) Auch innerhalb eines Unternehmens wird an verschiedenen Stellen Buchhaltung betrieben, oft werden nur Daten erfasst und nicht gleich verrechnet, aber das ist sehr unterschiedlich. Darüber hinaus geht es auch um das Lesen bzw. die Erstellung von Bilanzen und wie man diese Daten bewertet und abrechnet. Außerdem dienen diese Daten dazu, Entscheidungen zu treffen und Gewinne zu optimieren. Würde das übrigens nicht unterschätzen, Rechnungswesen und Controlling ist in der Praxis, auch wenn es auf den ersten Blick anders erscheinen mag, bedeutend wichtiger und allgegenwärtiger als man vielleicht erst denkt. Dass jemand der privat Lohnsteuer oder sowas abführt und Elster verwendet, idR keine gesonderte Buchhaltung betreibt, das ist ja wohl klar. Allerdings kann man Teile der Buchhaltungsmechanik in der Praxis durchaus auch für sich selbst einsetzen, wenn jetzt natürlich nicht jedes Detail davon, sondern eben nur so, dass es den Ansprüchen die man hat gerecht wird. Mir ist da eigentlich kein anderes Abrechnungssystem bekannt. Man kommt ziemlich schnell immer an den Punkt, da wo das reine Erfassen von Belegen alleine nicht mehr ausreicht.

Unfug
2017-09-27, 14:53:19
Ahh so langsam macht es "klick".

Die T-Konten sind sozusagen das 1*1 der Buchhaltung und verdeutlichen "nur" wie man in der Lage sein könnte gewisse Kennzahlen zu errechnen. Also die Methodik. Ob eine Software jetzt T-Konten hat oder irgendwelche kryptischen Datenstrukturen spielt keine Rolle, Hauptsache das Prinzip der Methoden wird angewandt.

Ok..gecheckt. Wenn ich jetzt noch mal nachfragen darf.

T-Konten sehen jetzt nicht so besonders schwierig aus.
Ich meine - jede Buchung auf dem Konto ist gleich eine Buchung in den T-Konten. Am Ende des Jahres fasse ich bestimmte Konten zusammen, um daraus mein Jahresabschluß zu erzeugen.

Wäre es erlaubt, wenn ich auf sämtliche steuerliche Optimierungen verzichten würde, mir einfach so ein Kontenplan zu erstellen in Word, diesen über das Jahr immer mit neuen Buchungen zu erweitern, um dann am 31.12 die "Kennzahlen (GuV, Bilanz ...)" für das Finanzamt auszurechnen?

Dann würde man sich einen Ordner anlegen, dort das ausgedruckte Word hineinlegen + Kontoauszüge für die jeweiligen Buchungen und fertig!.

Ich kann verstehen, dass aber einer gewissen Unternehmensgröße das kein Sinn mehr macht, da man dann nicht wirklich effektiv arbeiten kann. Aber nur so theoretisch - wäre das doch dann möglich oder nicht?

Cubitus
2017-09-27, 15:26:49
Wäre es erlaubt, wenn ich auf sämtliche steuerliche Optimierungen verzichten würde, mir einfach so ein Kontenplan zu erstellen in Word, diesen über das Jahr immer mit neuen Buchungen zu erweitern, um dann am 31.12 die "Kennzahlen (GuV, Bilanz ...)" für das Finanzamt auszurechnen?

Dann würde man sich einen Ordner anlegen, dort das ausgedruckte Word hineinlegen + Kontoauszüge für die jeweiligen Buchungen und fertig!.



Also so läuft es zwar nicht, aber nehmen wir mal das Finanzamt würde das in der Form akzeptieren. Aber dann auch nur wenn du einen kaufmännischen Nachweis hast ;) Z.B über eine Ausbildung.

Bzw. den Status eines Kaufmanns besitzt (Durch Geschäftsgründung)

Hamster
2017-09-27, 22:10:18
Die meisten Unternehmen sind zur doppelten Buchführung nach HGB verpflichtet.
Sprich es gibt bei JEDER (!) Buchung immer zwei Seiten der Medaille: Soll und Haben.
Es wird für jeden Vorgang immer zwei Konten bebucht; du minderst auf der einen Seite etwas, während auf der anderen Seite du den gleichen Betrag hinzuaddierst.

Der Klassiker als Beispiel: du hebst Geld von deinem Bankkonto ab.
Der Buchungssatz dazu wäre:


Soll Haben
Handkasse 100€ Bankkonto 100€

Das heißt du verminderst auf deinem (Sach)Konto dein Bankguthaben um 100€, während du gleichzeitig 100€ als Zugang in deinem Geldbeutel verbuchst.

Die Vorteile dieser Buchführung sind, dass du über dieses Modell eine schnelle Kontrolle bzw. Plausibilitätschecks hast. Denn in der Summe müssen beide Seiten immer Null ergeben.
Ist dies nicht der Fall, hast du einen Fehler in der Buchhaltung.

Zum anderen bist du sofort aussagefähig über deine finanzielle Situation, sowie über deine Forderungen und Verbindlichkeiten.

Das T-Konten Modell ist hierbei lediglich das Werkzeug um die Buchführung schematisch darzustellen.
EDV Systeme verwenden natürlich die doppelte Buchführung ohne diese explizit als T-Konto zu visualisieren.

Hier ist das mMn gut erklärt:

http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/doppelte-buchhaltung.html

https://www.weclapp.com/de/blog/doppelte-buchfuehrung-einfuehrung/

Breegalad
2017-09-28, 01:27:20
An diesem Punkt deiner Überlegungen kommen die "Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung" (https://de.wikipedia.org/wiki/Grunds%C3%A4tze_ordnungsm%C3%A4%C3%9Figer_Buchf%C3%BChrung) ins Spiel...
Have Fun

Haarmann
2017-09-28, 08:07:56
Unfug

Sagen wir ich hab nen simplen Kontenplan mit nur um die 1000 Konten.

Fürs Finanzamt der Schweiz brauch ich die, je nach Firmenart, nur in 5 bis 7 Konten zusammenzufassen und das einzureichen. So lauten die Vorschriften. Und genau das gibst auch ab.

Du kannst auch von Anfang an nur mit den nötigen Konten arbeiten - ist aber nicht sehr komfortabel.

Unfug
2017-09-28, 10:27:17
Das Thema wird immer interessanter. (Das ich das mal über BWL sage).

Danke für die Antworten. Ich glaube Hamster hat es für mich auch nochmal auf den Punkt gebracht.

Das T-Konten Modell ist hierbei lediglich das Werkzeug um die Buchführung schematisch darzustellen.
EDV Systeme verwenden natürlich die doppelte Buchführung ohne diese explizit als T-Konto zu visualisieren.


Ich habe gestern Abend (bis 2h übrigens) mir eine Beispielfirma rausgesucht und das mit den T-Konten von Hand mittels Word gemacht.

Die Beispielfirma hatte 16 Buchungen innerhalb eines Jahres. Dabei kamen 10 T-Konten + Bilanzkonto + Schlussbilanz + GuV Konto heraus.

Ich habe also wirklich wie doof alle Buchungen mit Buchungssätze beschrieben und diese immer von Soll nach Haben gebucht. Am Ende konnte ich korrekt die GuV und Bilanz bilden. Ich habe auch dann verstanden, dass die so genannten Erfolgskonten eigentlich eine Unterart des Eigenkapitalkonto sind und ausschließlich der Übersichtlichkeit dienen.

Jetzt verstehe ich auch, warum man lieber eine Software nutzen sollte. Ich habe für die 16 Buchungen mehrere Stunden gebraucht und man verliert relativ schnell die Übersicht.
Das eine Konto bekommt + Buchungen im Soll, dass andere im Haben. Dann muss man die Salden wiederum von irgendwo nach irgendwo kopieren. Da kann man wirklich schnell einen Copy Paste Fehler machen. Es ist auch teilweise verwirrend.
Und wenn ich 1000 Konten hätte wie Haarmann, dann hätte ich das nicht hinbekommen.

An das Finanzamt würde ich ja als Firma "nur" die Bilanz und GuV senden, so wie ich das jetzt verstanden habe. Dann noch Umsatzsteuererklärung und Gewerbesteuererklärung. Also wie Haarmann schon sagte: Braucht man die ganzen Konten eigentlich nicht.

Wäre es erlaubt einfach "alles" in die Bestandskonten (alle Konten der Bilanz) einzutragen?

Ich hab es aufjedenfall jetzt besser verstanden woher diese T-Konten kommen. Um aber auch weiterzudenken: Wieso gibt es keinen einfacheren Weg? Für mich wirkt die doppelte Buchführung irgendwie altbacken. EÜR ist ja für kleinere Unternehmen schon eine wesentliche Erleichterung. Aber sowas muss es doch auch für Mittelständler geben.

Jedenfalls - je mehr man sich mit beschäftigt, desto interessanter wird es.

sei laut
2017-09-28, 11:15:51
Das in Word zu machen ist mit unter das Dümmste.
Aber wenn du BWL studierst, passt du damit ins Bild. SCNR.

Die Art der Buchhaltung rührt aus der Zeit der Papierbuchhaltung, als es noch keine Software gab. Und da war es ein gutes Mittel, Fehler zu vermeiden, denn jeder Fehler, der korrigiert werden muss, kostete damals massig Zeit und Geld. Beziehungsweise war es hilfreich, wenn man nachvollziehen kann, wo der Fehler entstand, um ihn entsprechend leichter zu korrigieren.

Hab das nur in der Berufsschule gemacht in kleinem Umfang mit 20-30 Buchungen, langte mir aber völlig. Vorallem WEIL ich öfter eine Fehlbuchung hatte und meine Lösung falsch war. ;D

Marscel
2017-09-28, 16:40:25
An das Finanzamt würde ich ja als Firma "nur" die Bilanz und GuV senden, so wie ich das jetzt verstanden habe. Dann noch Umsatzsteuererklärung und Gewerbesteuererklärung. Also wie Haarmann schon sagte: Braucht man die ganzen Konten eigentlich nicht.

Vertrau mal darauf, dass wenn das für dich nicht nur theoretisch sondern auch praktisch ein Ding wird, dass du diese Aussage komplett verwirfst.

Ja, du kannst alles wegwerfen und ...

* dich auf Bilanzkonten "Schuldet mir" und "Schulde ich" beschränken. In aller Regel interessiert es aber dich, wem du genau Geld schuldest und wer dir. Damit erweitert sich dein Kontenplan gerade um Debitoren und Kreditoren, je nach dem, wie viele es gibt.
* nur die Konten "Umsatzsteuerschuld" und "Vorsteuerabzug" einrichten. Dummerweise hat eine UStVA nun nicht nur genau zwei Felder, sondern möchte Bemessungsgrundlagen und einiges mehr wissen. Zumal das auch gesetzlich vorgesehen ist, dass man nach z.B. UStDV dem Finanzamt grundsätzlich vorlegen kann, wofür welche Umsatzsteuer mit welchem Satz entstanden ist und wofür du Vorsteuer anmeldest. Damit erweitert sich dein Kontenplan gerade um einige Felder, die du für die gesetzlichen USt-Anforderungen haben solltest.
* und nur "Aufwände" und "Erlöse" führen. Spätestens bei der GuV willst du das aber nicht im Nachhinein auseinanderdröseln. Daher wirst du nun mindestens Konten für das Gesamtkostenverfahren führen.
* nur "Meine Kohle" führen. Wenn man aber mehr als ein Umlaufvermögen hat, z.B. mehr als ein Bankkonto, an dem Geld liegt, willst du aber wissen, ob der Banksaldo sich mit dem Kontosaldo bei dir jeweils deckt. Sonst stellst du irgendwann mal fest, dass sich Fehler einanderaufheben, aber du hast keine Ahnung wo. Jetzt hast du plötzlich Aktivkonten.
* nur "Meine Anlagen" führen. Aber wenn es dann um Bewertungen und Abschreibungen geht, schießt du nur Beträge hoch und runter und kein Externer wird schnell erkennen können, für welche Güter eigentlich und ob das berechtigt war. Jetzt hast du noch mehr Aktivkonten für jedes Wirtschaftsgut.
* ... Vorträge, Abgrenzungsposten, Diskrepanzkonten für Steuerbilanzen, Konten um verdeckte Entnahmen abzugrenzen, und und und.

Unfug
2017-09-28, 20:40:40
Vertrau mal darauf, dass wenn das für dich nicht nur theoretisch sondern auch praktisch ein Ding wird, dass du diese Aussage komplett verwirfst.....

Klingt einleuchtend. Ich hatte es zunächst nur aus der Sicht "Daten für das Finanzamt" gesehen. Nicht jedoch als Instrument für Kennzahlen für das tägliche Geschäft.


Inzwischen habe ich es aber verinnerlicht. Vielen Dank nochmal an alle.

5tyle
2017-09-28, 21:01:44
Die meisten Unternehmen sind zur doppelten Buchführung nach HGB verpflichtet.
Genau aber es ist eben nicht nur das. Buchhaltung besteht nicht nur daraus, Steuerabrechnungen zu erstellen bzw. dem Tagesgeschäft, sondern aus allem das sich im weitesten Sinn mit Finanzbuchhaltung beschäftigt. Dazu gehört eigentlich auch schon das Erstellen von Rechnungen, was im ersten Moment natürlich simpel klingt, aber wenn man die gesetzlichen Anforderungen nicht erfüllt, kann man schnell Probleme bekommen, z.B. indem man Steuern ausweist obwohl man das gar nicht darf (oder es zum eigenen Nachteil nicht tut, obwohl man es dürfte) Auch wichtig finde ich ist wie man Forderungen abrechnet, dazu gehört dann nicht nur alleine Methodik und Form, sondern es über die reine Buchhaltung hinaus geht auch darum, wie und wann man am besten Forderungen stellt usw. Ein bisschen geht es schon aber schon auch eher um die Methodik, wie beim Programmieren lernen, jedoch ist bei der Buchhaltung die Form durchaus wichtiger, je nach Business oder Land bzw. Region und kann einen bedeutenden Unterschied machen.
Sehr wichtig ist Buchhaltung auch in der Produktion und Industrie, da man wissen muss wie man am besten bestimmte Bestände verrechnet (Materialkosten) und andere Dinge wie Abschreibungen.
Ein gutes Beispiel für eigentlich jeden Betrieb ist aber der Fuhrpark. Wenn man nur ein paar Fahrzeuge hat, aber keine vernünftige Buchhaltung, dann zahlt man am Ende vermutlich bereits massiv drauf oder verliert den Überblick.
Nicht nur für das eigene Geldmanagement ist es interessant, sondern auch wenn irgendwo mal nicht richtig abgrechnet wurde. Das wird beim Finanzamt in der Regel nicht passieren (das prüft aber nicht, wenn zu deren Gunsten abgerechnet wurde), soll aber durchaus Händler geben, die versuchen sich das Unwissen ihrer Kunden zu Nutze zu machen, indem sie Abrechnungen zu ihren Gunsten anpassen, weil sie davon ausgehen, dass es einzelnen Kunden nicht auffällt bzw. diese zu faul sind die Details zu prüfen, was natürlich nicht unbedingt verboten sein muss. Da muss man dann schon selbst in der Lage sein zu prüfen, ob richtig abgerechnet wurde, da wird der Steuerberater wahrscheinlich auch nicht helfen, das sind Dinge die man einfach selbst prüfen muss. Im schlimmsten Fall führt das dann dazu, dass man Folgekosten hat, über die man nicht Bescheid wusste. Im häufigsten Fall allerdings führt das dann z.B. dazu, dass der/diejenige höhere Steuernachzahlungen hat als ursprünglich prognostiziert und dann nicht mehr zurückzahlen kann, deswegen sind Steuerschulden ein weit verbreitetes Phänomen. In so einigen Fällen wären diese sogar völlig vermeidbar gewesen, sondern lassen sich alleine auf mangelhafte Buchhaltung zurückführen.

Ich hab es aufjedenfall jetzt besser verstanden woher diese T-Konten kommen. Um aber auch weiterzudenken: Wieso gibt es keinen einfacheren Weg? Für mich wirkt die doppelte Buchführung irgendwie altbacken. EÜR ist ja für kleinere Unternehmen schon eine wesentliche Erleichterung. Aber sowas muss es doch auch für Mittelständler geben.
Klar wird man in der Praxis immer irgendeine Software verwenden, selbst wenns nur Excel ist. Gerade in kleineren Unternehmen benötigt man nicht unbedingt eine komplexe Buchhaltung, in größeren und mittelständischen Unternehmen ist das eigentlich Standard.
Warum es das System so gibt? Es wurde halt irgendwann mal so entwickelt und es gibt es halt bis heute, es ist halt einfach zum Standard geworden und wenns schlecht wäre, hätte es man sicher bereits ersetzt durch was anderes. Wenn man sich allerdings die Buchhaltung in größeren Unternehmen mal so ansieht bekommt man oft eher den Eindruck, dass das System schon fast nicht mehr ausreicht, um den komplexen Vorgängen bei den Abrechnungen gerecht zu werden, ohne teure Software wäre das wahrscheinlich gar nicht möglich und manchmal ist es wichtiger, über die Software bescheid zu wissen als über die Buchaltung. Es ist halt Grundlage wie bei Excel, wenn man die mathematischen Formeln dahinter nicht kennt sozusagen, dann kann man damit auch nicht besonders viel ausrechnen und schon gar keine komplexen Abrechnungen erstellen.