Woher kommt die "Vorsorge-Vorfeiertagsvergesslichkeit und -panik"?

[Lyka]

Einen schönen guten 23.12.2017 wünsche ich euch.

Seit Jahren befällt mich in dieser Zeit das untrügliche Gefühl, dass ein Teil der Bevölkerung jedes Jahr von Feiertagen völlig überrascht/überrumpelt wird.

Das betrifft nicht nur Geschenke, sondern auch den Erwerb von Nahrungsmitteln; sprich, ca. 12-24 Stunden vor Erreichen des Termins erwacht ein augenscheinlich hintergründiger Teil des Erinnerungsvermögens und eskaliert - als wäre die Planung eines jährlich festen Termins völlig unmöglich.

Aus eigener Erfahrung in der Kundenhotline sind in den letzten 48 Stunden ein Großteil der Panik-Anrufe eingetroffen, die auf Überlastungen von Versanddienstleistern hinweisen - wie jedes Jahr - weil augenscheinlich (wie Schnee im Winter) Weihnachten unverhofft kommt.

Nun weiß ich schon, dass es viele Leute gibt, die u.U. bis zu 16 Stunden am Tag arbeiten (wie man mir gestern am Telefon mitgeteilt hat)... doch das ist nicht der Regelfall...

da dies nun jedes Jahr geschieht, vermute ich mal, es gibt soziologische Aufzeichnungen über dieses Phänomen... oder habt ihr persönliche Erfahrungen oder gehört auch zu den Leuten, bei denen der Stress zu groß ist, um gewisse Dinge zu planen?

(Ich kenne tatsächlich keine Person in meinem Umfeld, die unvorbereitet in solche Feste geht...)

[Lowkey]

Bei Brückentagen oder mehreren Feiertagen in Folge ist immer mehr los.

Ich verstehe auch die Leute nicht, die genau dann einen PC kaufen, wenn er nicht im Angebot ist ;)

[Mosher]

Ist halt so. Meine Kunden drehen auch immer durch.
Da kann man nicht viel mehr machen, als selbst mit besserem Beispiel vorangehen.

[Lyka]

für mich stellt sich halt besonders die Frage, wieso Leute festgelegte Tage einfach vollkommen ausblenden... insbesondere nicht nur 1x, sondern jedes Jahr. Jedes Jahr völlig unvorbereitet in Weihnachten stürzen oder eher fallen.

[Joe]

Das ist IMHO so, weil 90% der Bevölkerung mit einem Plan durchs Leben gehen, der nur maximal 24h in die Zukunft reicht.
Die Unfähigkeit für einen Feiertag vor zu planen ist ja nur die Spitze des Eisbergs.
Weil man unfähig ist in die Zukunft zu planen, muss dann alles Mögliche auf Pump gekauft werden. An die Rente denkt man sowieso erst mit Mitte 60..
Du müsstest auch mal sehen wann bei mir die Urlaubsanträge eingehen. Ich wart ja noch auf den Anruf, an einem Donnerstags-Feiertag, weil einem dann erst auffällt, dass Freitag ja ein Brückentag ist.

[Marscel]

für mich stellt sich halt besonders die Frage, wieso Leute festgelegte Tage einfach vollkommen ausblenden... insbesondere nicht nur 1x, sondern jedes Jahr. Jedes Jahr völlig unvorbereitet in Weihnachten stürzen oder eher fallen.

Ich lese gerade "Schnelles Denken, langsames Denken" von D. Kahneman. Nach 100 Seiten habe ich noch keine Theorie gelesen, die das erklären kann, aber schon einen Haufen anderer kognitiver Bequemlichkeiten der Menschheit - aber ich bin mir sicher, dass das epidemische Verpeilen von Weihnachtsfeiertagen auf Kommendes zurückzuführen ist.

Falls du noch was zum Lesen suchst. (y)

[Mr.Ice]

Naja also für mich is heute normaler Samstag Weihnachten hin oder her. Weihnachten ist ja erst ab morgen bzw Heilig Abend und wäre es kein Sonntag hätten die Läden auch noch ganz normal auf.
Ich war heute auch noch einkaufen, da die meisten Menschen von Montag bis Freitag arbeiten.
Ich bin halt nur heute um 6:30 aufgestanden und war kurz vor 8 im Laden. Da wars natürlich noch schön entspannt. :)

Oftmals passiert auch das Verwandschaft erst absagt 1 tag vorher dann doch anruft und sagen ja wir kommen jetzt doch... Geschenke hast aber keine für die also musste nochmal los und irgendwas kaufen gehen....

Naja ist bei mir zum glück nicht der Fall.

[Unyu]

Habt ihr Lebensmittel für 2 Monate oder länger gelagert? Ich schon. Dennoch denkt man sich, ach noch ein paar (zusätzliche/andere Bier) wären doch fein. Also stürmt man sich ins Getümmel.

Erstaunlich leer sogar. Liegt wohl daran, das Viele mit wertlosen Euros in Konstanz kaufen, statt im Inland. ;) Wer in Konstanz einen beliebigen Samstag verbracht hat, für den ist Weihnachten überall anders ein Witz. Schon mal im Kaufland gewesen und mit dem Wagen weder nach Links, Rechts, zurück noch nach vorne fahren können? Normal dort, passiert im Sommer wie im Winter.

[insane in the membrane]

Liegt vielleicht daran, dass manche Menschen frische/verderbliche Ware kaufen und ggf noch viele weitere einladen, statt sich einladen zu lassen. Ist das Szenario für den TS vorstellbar?

[Lyka]

leicht verderbliches habe ich gestern gekauft... aber gut, ich gehe auch nach Plan einkaufen... :|

[Dicker Igel]

Ich kenne das auch von den Kunden, schnell noch was am 23. ordern und das MUSS dann am 24. auch bei denen eintreffen - auch wenn am 23. gegen 19:00 angerufen wird und die werte Kundschaft in 'nem Hinterwalddorf lebt :biggrin:

Ich mach's aber irgendwie nicht anders ;D
War vorhin auch noch schnell in der City und hab den ganzen Shit gekauft.

Beim Food bin ich aber entspannt, da hab ich keinen Bock auf letzten Drücker, weil mich diese "Endzeitmentalität" einfach nur nervt.

[Opprobrium]

Liegt teilweise tatsächlich an dem Wunsch, frische Sachen haben zu wollen. Wenn dann der 24. ein Sonntag ist bedeutet das ja, für drei Feiertage vorzusorgen, inkl. eventuellem frischen Festtagsbraten. Ist kein Drama, wir waren z.B. heute früh gleich um 7 im Geschäft, um 8 dann gemütliches Frühstück und Alles im Haus für die nächsten Tage.

Es gibt aber auch einen nicht unerheblichen Anteil Menschen, die einfach Stress und Chaos brauchen um sich am Laufen zu halten. Da ist dann aber nicht nur vor und während der Feiertage Last-Minute-Action angesagt, sondern eigentlich das ganze Jahr. Nur an den Feiertagen macht es sich halt stärker bemerkbar, weil dann oftmals durch Besuche (sei es als Gast oder als Gastgeber), Treffen mit alten Freunden und Bekannten in der ehemaligen Heimat, Weihnachtspost (Grußkarten & stetig wachsender Paketfluß) und auf bestimme Dinge fixiertes Einkaufsverhalten mit gleichzeitiger Verstopfung der Innenstädte durch Weihnachtsmärkte, Routinen durchbrochen werden.

Gehört aber alles dazu, bei vielen eben inklusive des Meckerns darüber wie stressig die besinnlichen Tage doch sind bei einem Becher Glühwein :smile:

[GBWolf]

Gibt keinen Grund

[Gent Leman]

Macht man sich massiven Stress, ist die Ruhe danach (Weihnachten) besonders entspannend. Sehr viele Menschen fühlen sich im up-and-down "lebendiger" als in der Gleichmäßigkeit und leben danach.

[Gimmick]

leicht verderbliches habe ich gestern gekauft... aber gut, ich gehe auch nach Plan einkaufen... :|

Verstehe bzgl. Lebensmittel das Problem nicht. Wir kaufen haltbare Sachen früher und verderbliches dann halt am 22./23. - wenn was vergessen wurde auch mal am 24. ;D.
Ich hätte natürlich auch nach der Arbeit noch am Freitag einkaufen können - hatte aber planungsgemäß nach der Arbeit keinen Bock.

Habe auch am Fr. etwas länger gemacht um noch Sachen fertig zu bekommen. Das liegt aber nicht an "Panik", sondern daran, dass ich Fast-Fertiges ungern länger liegen lasse.

Evtl. ist es bei anderen auch eher so, dass man das Gefühl hat die Dinge würden nach den Feiertagen vergessen werden - was auch nicht selten vorkommt.

[alkorithmus]

Ich lese gerade "Schnelles Denken, langsames Denken" von D. Kahneman. Nach 100 Seiten habe ich noch keine Theorie gelesen, die das erklären kann, aber schon einen Haufen anderer kognitiver Bequemlichkeiten der Menschheit - aber ich bin mir sicher, dass das epidemische Verpeilen von Weihnachtsfeiertagen auf Kommendes zurückzuführen ist.

Falls du noch was zum Lesen suchst. (y)

Das Buch kann man nicht genug empfehlen. Lyka erkennt nicht das eigentliche Problem. Joe ist auf dem richtigen Weg!

Niemand ist wirklich überrascht. Lieferketten sind durchoptimiert und das zeitliche Limit ein Brot zu besorgen ist 2017 bis auf das äußerste ausgereizt. Ist so ähnlich wie eine hungernde Bevölkerung zu ernähren. Die machen dann Kinder und verlangen nach mehr Brot.

[Lyka]

ich kenne Buch und besitze es schon :D

Es geht nicht explizit um eine mögliche nahrungsmittelknappheit, sondern um die emotionale Ausblendung einer gewisse Vorbereitung. Es geht mir um das fast schon zwangsläufige Klischee von Leuten, die am Heiligabend mal schnell zur Tankstelle fahren, um eine Amazon-Gutscheinkarte für ihren Lebenspartner oder für die Kinder zu kaufen. Jene Person, die augenscheinlich soviel Stress im Leben hat, dass alles andere außer Essen und Schlafen ins Nichts verschwindet...

[alkorithmus]

Zu lange Netflix geguckt. Auf Klo gehockt. Auf Arbeit auf Reddit gesurft. Es gibt so viele Zeitfresser und meiner Erfahrung nach sind die, die sich solcher Zeitfresser hingeben am Ende die, die am lautesten schreien welchen Stress sie doch hätten.

edit: nichts als Verachtung habe für solche Menschen übrig. Denn am Ende sind die es, die sich über volle Geschäft ärgern und sich gestresst in's Auto setzen nur um dann Fahrradfahrer beim Aussteigen mit der Fahrertür erwischen.

[Dicker Igel]

Die, die's machen, sind eh immer unschuldig ;D

[Blackpitty]

Eigentlich geht das schon mit dem 1. Advent los finde ich, zwar nicht so schlimm wie vor Weihnachten aber ich hab das Gefühl dass ab dem 1.12. Ein Teil der Bevölkerung erst wieder bemerkt dass es Supermärkte gibt in denen man Nahrungsmittel kaufen kann.

Parkplatz ist voller und einfach mehr los.

Weil ich die Kriese bekomme mich mit Leuten durch den Markt zu schlagen gehe ich deshalb das ganze Jahr über. Zwischen 21 und 22Uhr einkaufen und habe so 0 Stress. Da teilt man sich ddn Markt mit 10 Leuten maximal und steht nirgends an und ist somit in kürzester Zeit fertig.

Die frischen Produkte (Gemüse, Brot, Fleisch) hole ich auf dem Heimweg nach der Arbeit direkt beim Bauern und Bäcker, da ist im Vergleich auch gar nichts los

[Rooter]

Um diesen Menschen zu entgehen, mache ich mir inzwischen bereits in der Vorwoche einen Essens-Plan für die Weihnachtsfeiertage und kaufe alles dafür Nötige ein, das war am Mittwoch. Von daher ist jetzt schon klar was ich zwischen heute und dem 03.01.2018 essen werde. :freak:

Warum andere Menschen nicht planen können entzieht sich auch meiner Kenntnis. :confused:

MfG
Rooter

[pest]

ich bin heute in die Stadt Geschenke kaufen :tongue:
und weil nix zu essen da ist, war ich beim Franzosen zu Mittag

ihr seid langweilig

[Mosher]

Warum andere Menschen nicht planen können entzieht sich auch meiner Kenntnis. :confused:

MfG
Rooter

Uff.

Ganz anders als bei dem, was ich beruflich mache, verabscheue ich Planung in Privatdingen, vor allem beim Tema Freizeit und Genuss. Kaum etwas ödet mich mehr an, als durchgeplante Wochenenden, Urlaube, Reisen etc.

Allerdings schaffe ich es halt mittlerweile auch meist recht effektiv, Situationen zu vermeiden, auf die ich keinen Bock habe und habe demnach keinen Grund mich zu beschweren. Soll jeder machen, wie er meint und wer sich jedes Jahr auf's neue in den Weihnachtstrouble wirft, der braucht das halt vielleicht auch irgendwie.

Ich brauche es nicht, also mache ich es nicht. Ende der Geschichte.

[GSXR-1000]

Es gibt tausende auch nachvollziehbare gruende, warum leute das tun was hier angemakelt wird.
Ebenso koennte man fragen warum freitags nachmittags die leute regelmaessig mit anlauf um 3 in den dicksten stau kacheln anstatt entspannt bis 5 zu arbeiten und relativ staufrei nach hause zu kommen.

Zu weihnachten ist fuer viele leute vieles rituell. Gerade in familien. Da wird eben fuer das fest gern mal gemeinsam eingekauft. Und das geht eben erst dann wenn eben auch alle verfuegbar sind. Was eben regelmaessig erst am 23. Oder 24. Der fall ist.
Ich kenne das von meiner nun 80 jaehrigen mutter. Wenn zum fest ihre 3 soehne sie besuchen, was zeitgleich sonst so gut wie nie vorkommt, wird erst dann eingekauft, wenn alle da sind. Und so geht es gerade zu weihnachten in vielen familien.
Ich nehm mich da nicht aus.
Bei mir ist es beispielsweise bei urlaub genauso. Fuer mich beginnt der urlaub genau dann, wenn ich am letzten tag das buero verlasse.
Deshalb bewahre ich mir rituell auch vieles, was urlaubsspezifisch ist fuer diesen zeitpunkt auf. Auch wenn es planungstechnisch vielleicht unklug ist. Aber die letzten sachen fuer den urlaub einzukaufen, die koffer zu packen, das moechte ich gern bereits in urlaubsstimmung tun.
Oder um noch weiter zu gehen: wenn fluege preislich etwa gleich sind, buche ich fuer den urlaub (anders als berufliche fluege) den flug von FFM und nicht von Düsseldorf obwohl Düsseldorf 10 minuten mit dem Regionalexpress sind und insgesamt rund 20 minuten von meiner haustuer.
Warum? Weil ich den R+F ICE Sprinter von Duisburg nach FFM liebe, weil dort das urlaubsgefuehl so richtig anspringt, icg runterkomme und mein urlaub genau dort gefuehlt anfaengt. Anders als bei beruflichen fluegen bin ich da auch extrem frueh da. Weil ich es da dann schon am airport geniesse. Und eben zeit habe.
Vernuenftig und rational ist das nicht. Aber mir taugts.
Aber ich bin ja auch einer, der beim essen das leckerste immer bis zum schluss auf dem teller laesst...

[Monger]

Prokrastinaation ist ne Lebenskunst. Viele Menschen brauchen das Gefühl von Dringlichkeit, bevor sie etwas tun.

Vorallem lästige Aufgaben werden gerne verschoben, in der Hoffnung dass sich in letzter Minute noch irgendeine gute Abkürzung zeigt (Krankheit z.B. , um nicht mit der Verwandtschaft feiern zu müssen).

Die Schieberitis zeigt, wie unangenehm die Feiertage vielen Menschen sind.

[Mosher]

Ach, ich mag Weihnachten irgendwie, habe aber nie all zu hohe Erwartungen und keinerlei Anspruch an ein besonders gelungenes Festmahl etc. Geschenke gibt es auch meistens nicht. Deswegen ist das alles für mir nicht mehr Stress als einen Grillabend mit Freunden zu "organisieren"

Mir geht's ganz altmodisch eigentlich nur darum, ein paar Menschen (Familie, Freunde) aus der Heimat zu treffen, da sich sonst nie die Gelegenheit dazu bietet.

Adventszeit, Christkindlmarkt, Geschenke, Baum, Festbeleuchtunf.. Ist mir alles scheißegal. Man trifft sich, isst irgendwas zusammen (Ich mag "Raclette" sehr gern zu dieser Gelegenheit), unterhält sich und zieht dann wieder von dannen. Um nicht mehr und nicht weniger geht's mir persönlich an diesen drei Tagen. Hätte ich Kinder würde es mir vermutlich noch um die Freude in deren Augen gehen.

"Pflichtprogramm abklappern" und Dinge tun auf die man keinen Bock hat und auch keinen höheren Nutzen haben, war im Privaten noch nie so mein Ding.

[Korfox]

Ganz anders als bei dem, was ich beruflich mache, verabscheue ich Planung in Privatdingen, vor allem beim Tema Freizeit und Genuss. Kaum etwas ödet mich mehr an, als durchgeplante Wochenenden, Urlaube, Reisen etc.
Hab' grad 1 1/2 geplante Tage durch - und im Ergebnis bricht der Herpes simplex labialis aus :D.