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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Redeangst - den Fluchtweg schon im Visier


Gast
2018-01-15, 19:58:55
Nachdem ich mich nun seit knapp 16 Jahren mit Redeangst rumschlage, die mittlerweile eher Redepanik heißen sollte, fühle ich mich gezwungen etwas zu tun, da ich sonst beruflich nicht zu gebrauchen bin/ nicht weiter komme.

Zu mir:
Als Kind war ich eher der vorlaute, Gruppenführer und der mit einer starken Meinung ausgestattet war, die er gut verkaufen und mit der er andere überzeugen konnte.
Mit 12 brach das dann langsam ein und eher das Gegenteil wurde der Fall, ich hatte aufgrund meiner göttlichen Unschönheit null Selbstvertrauen, aber ein hohes Selbstbewusstsein. Das Bewusstsein, dass ich ganz sicher nichts Besonderes war, höchstens besonders "besonders"...
Bis 16-17 konnte ich mich noch einigermaßen durchhangeln in der Schule, mit eher mauen, aber ausreichenden Vorträgen/Präsentationen.
Danach wurde es immer schlimmer, bis zu dem Punkt an dem ich extra nicht erschienen bin, wenn ich etwas präsentieren musste.
Nicht nur dadurch, haben sich meine Leistungen dadurch so massiv verschlechtert das ich die Schule abbrechen musste.

Die Lehre danach war für mich wie ein Reset. Ich war wieder die Laberbacke, die eher zu oft als zu wenig redet. Mündliche Mitarbeit war kaum ein Problem in dieser Zeit. Noten waren auch kein Thema.
Bei der Abschlussprüfung hatte ich unfassbare Angst. Selbst mit Baldrian und Globuli (oder wie die heißen) war nicht viel zu holen. Nachdem ich gefühlt den ganzen Tag mit 140Puls herumgelaufen bin, hatte ich eine sehr sehr gute Prüfung abgelegt.

Nach der Lehre habe ich eine Weiterbildung zum Meister gemacht.
Auch dort fiel es mir eher leicht mich zu beteiligen, bis zu einer Präsentation in "Komunikationskunde" in der ich einen völligen Blackout hatte. Da war nichts mehr zu holen, ich wusste einfach gar nichts mehr. Sowas hatte ich bis dato nicht erlebt und das war eines der peinlichsten Dinge die mir je in Schule/Ausbildung/Weiterbildung/Job passiert sind.
Von da an grauste es mir nur noch mehr vor der Abschlusspräsentation.
Als es so weit war hatte ich wieder einen unnormalen Puls und die Hosen gestrichen voll. Das T-Shirt hätte ich auch schon vor dem Duschen anziehen können... es hätte kaum ein Unterschied gemacht.
Geendet ist die Präsentation sehr gut, mit einem Jobangebot.

In diesem Job habe ich einen Posten übernommen bei dem ich zu Betriebsversammlungen Präsentationen halten musste. Na ganz stark...
Einmal habe ich diese Präsentation gehalten, es war weder schlecht noch gut, aber es hat mich unfassbar Nerven gekostet. Ich war eine Woche vorher schon fertig mit den Nerven und konnte nicht gescheit schlafen. Beim zweiten Mal war ich "zufällig" kränklich.
Vor dem dritten Mal habe ich dann gekündigt. Ich habe das nicht ausgehalten. Pure Angst und Panik.

Auch Privat bin ich wieder sehr passiv geworden, ich gehe kaum auf Leute zu. Sachen die mir früher leicht gefallen sind, die wahrscheinlich keiner als unangenehm empfindet, stellen für mich eine Hürde da.
Sogar bei Hobbyaktivitäten in einer Gruppe von Leuten die ich nicht kenne und vermutlich nie wieder sehe, fällt es mir unheimlich schwer mich einfach nur vorzustellen.
Beispielsweise bei einem Kletterkurs-Ausflug:
Man sitzt morgens zusammen, jeder stellt sich vor "Name, Alter, andere Hobbys, warum man jetzt klettern will"...
Total harmlos... Wenn ich als erster sprechen darf und keine Zeit habe die Panik aufbauen zu können, dann läuft das recht problemlos. Aber wehe es ist auch nur einer vor mir dran der länger als 15sek spricht...total Katastrophe wenn ich nach 3-4 Leuten dran komme.
Ich kann den Personen vor mir kaum zuhören, kaum folgen, mir gehen hunderte Sachen durch den Kopf "Junge jetzt bloß kein Scheiss erzählen, Sprech deinen Namen richtig aus, Sag was lustiges, oh Gott was soll ich überhaupt sagen, hat das schon einer vor mir gesagt?, nicht stottern!!!, hoffentlich hab ich kein Frosch im Hals, jetzt noch räuspern kommt komisch, hoffentlich kommen keine Rückfragen..." Mir wird heiß, ich krieg nasse Hände, Panik, der Puls steigt, ich piddel an meinen Fingernägeln herum..... und das alles bei einem Hobby das mir einfach nur Spaß bringen soll.

Den Gipfel hat die Sache erreicht als ich am Esstisch meiner Eltern etwas erzählen wollte, und mich plötzlich die Panik beim Heimspiel erwischte. Zum Glück war das beim Essen und ich konnte das überspielen.
Das hat mir dann nachträglich wirklich Angst gemacht. Panik bei normalen sprechen vor den Eltern kann nicht gesund sein.

Genauso- und noch schlimmer ist es jetzt in meinem Job.
Die Anzahl der Leute die nötig sind um mich aus dem Konzept zu kegeln, sank auch stetig, bis es seit kurzem schon reicht wenn ich vor 1-2 Leuten etwas sagen/präsentieren muss. Teilweise überlege ich mir während dem sprechen schon wie ich schnellstmöglich den Raum verlassen könnte. Ein weiter Punkt ist, dass ich immer das Gefühl habe, gleich kommt der Punkt an dem du nicht mehr weiter kommst.
Für mich ist das nicht mehr tragbar. Ich beneide meine Kollegen unfassbar, dass sie, wie unter Kumpels, einfach auf der Arbeit reden können.
Ich würde mich gerne Beruflich verbessern, aber mit meinem hypernervösen Redeängsten ist das unmöglich.

Meine Probleme sind konkret:
Vor einem Treffen kriege ich schon Angst und schwitzige Hände
Dann schäme ich mich schon beim Händedruck
Bei Vorstellrunden bin ich schon im Notmodus
Ich schwitze und kriege einen hohen Puls
Ich werde kurzatmig bzw. atme nichtmehr richtig, so dass ich nicht normal sprechen kann
Die Panik die ich dann habe blockiert teilweise mein Denken so dass ich Sachen die ich 100% weiß, nicht mehr gescheit wiedergeben kann

Da das weder Gesund noch tragbar ist, will ich das jetzt endgültig klären.
Konkret habe ich vor:
Zum Hausarzt und mich generell checken lassen (Blutwerte und co)
Der soll mir eine Überweisung zum Psychologen geben, dort würde ich mich auch gerne generell checken lassen, eventl. auch einen IQ-Test machen (vielleicht bin ich ja auch nur dämlich).
Falls ich dann noch mutig bin, würde ich gerne Rhetorik Kurse für Anfänger besuchen, aber ich kenne mich, das trau ich mich eh nicht.

Hatte das jemand von euch auch so stark und falls ja, was habt ihr gemacht und was hat geholfen.
Sorry für den großen Text, sprechen geht garnicht, schreiben wohl eher ;-)

Gast
2018-01-15, 23:44:44
Zum Hausarzt und mich generell checken lassen (Blutwerte und co)
Der soll mir eine Überweisung zum Psychologen geben
Überweisung zum Psychiater.
Hört sich nach einer spezifischen sozialen Angststörung an. (Redeangst | Logophobie)

Zafi
2018-01-16, 02:51:27
Als ich ein kleines Kind war (4, 5, 6 Jahre), hatte ich keine Freunde. Ich wusste einfach nicht, wie man sich welche macht. Andere Kinder ansprechen? Wie? Was muss ich da sagen? Ich habe das Konzept einfach nicht begriffen. Und selbst wenn ich es getan hätte, ich hätte mich nie getraut. Also hing ich immer an meinem großen Bruder. Er hatte diese Probleme nicht. Er kam irgendwohin und war sofort im Mittelpunkt. Alle mochten ihn auf Anhieb. Auch in der Schule kannte ihn jeder. Sein entwaffnendes Lachen, sein Humor, seine Unbeschwertheit. Für dieses Talent habe ich ihn immer beneidet. Und so existierte ich einige Zeit nicht als eigene Persönlichkeit, sondern war für viele einfach nur "der Bruder von". Dennoch war so ein Bruder für mich ein Glücksfall. Er war mir Vorbild. Hat es mir vor gelebt. Und so habe ich auch angefangen mich zu trauen.

Seitdem kam es trotzdem noch zu unzähligen Situationen, in denen ich gegen das Gefühl mangelnden Selbstvertrauens und allgemeinen Unbehagens ankämpfen musste. Die Kehrtwende leitete sich dadurch ein, als es mir plötzlich gelang eine Situationen "spielend" zu meistern, die ich zuvor als "schwierig" eingestuft hätte. Mir war es schon zuvor bewusst, aber nun wurde es mir "tatsächlich" bewusst. Dass die Hindernisse und Probleme die ich auf mich zukommen sah, wohl "ausschließlich" aus meiner Vorstellungskraft entstanden.

Ich begann dann mit zwei Dingen:

Zum einen sagte ich mir bestimmte Sätze auf, wie zum Beispiel:
"Egal was passiert, du wirst es überleben. Und wenn nicht, hast du es wenigstens hinter dir."...
"Sobald du hier raus bist, wird jeder Anwesende dich in spätestens fünf Minuten vergessen haben."...(Glaubst du nicht? Dann versuch dich mal an all die Fremden zu erinnern, die dir gestern über den Weg gelaufen sind.)
"Den anderen geht es genauso wie dir."...
"Ist doch alles egal."...
"Wen interessiert es?"...
"In 1000 Jahren sind wir alle Staub."...

Und zum anderen begann ich damit, mich herauszufordern, indem ich mich bewusst in Situationen brachte, die für mich unangenehm waren. Denn je mehr und je unangenehmer bestimmte Situationen waren, desto weniger machte es mir aus. Denn dadurch dass ich sie meisterte, gab ich mir selbst Bestätigung.

Vor 15 Jahren machte ich mich schließlich selbstständig, um auch immer wieder mit neuen Leuten konfrontiert zu werden. Vor 5 Jahren, übernahm ich auch eine Tätigkeit, bei der ich regelmäßig vor einer größeren Gruppe sprechen muss. Anfangs war es noch etwas holprig, doch mittlerweile überrascht es mich, wie gut und wie selbstverständlich es läuft. Tatsächlich habe ich mittlerweile sogar mehr Sorge, dass ich mir zuviel rausnehme und es überspanne. Denn mittlerweile rede ich auch mit den obersten Chefs meiner Kunden, wie mir der Schnabel gewachsen ist (was aber gut ankommt).

Ich weiß nicht genau, ob es meine Strategie war, die mir da raus geholfen hat. Vielleicht war es auch etwas anderes. Aber ich hoffe, meine Geschichte macht dir zumindest Hoffnung.

Simon Moon
2018-01-16, 03:18:57
gem. Sigi: Bevor du dir selbst eine Störung attestierst, schau mal gut in deinem Umfeld, ob du nicht nur von Arschlöchern umgeben bist.

Imo: Du hast eine nazisstisch akzentuierte Persönlichkeit - so zumindest aus deiner Selbstdarstellung. Klär das mal mitm Schraubendock ab.

Imo2: Alle andern sind genauso gestört wie du.

@Zafi. cool bist du auch noch da, lange nichts mehr gelesen von dir =)

Lutter
2018-01-19, 14:11:45
Du mußt, wie Zafi es schon richtig sagte, immer dagegen ankämpfen. Du wirst dabei irrsinnige Rückschläge hinnehmen müssen. Trotzdem mußt du dich weiter den Situaltionen stellen, sonst wird es immer schlimmer.
Glaub mir, denn ich muss das auch tagtäglich tun, ohne da jetzt weiter ins Detail gehen zu wollen.
Es wird Tage geben, da denkst du, dass du es jetzt überwunden hast, aber dann kommt mal wieder ein Rückschlag. So eine Phobie geht nie ganz weg. Man kann auch nie sagen, welche Situation der Auslöser sein wird. Man muss versuchen, halbwegs locker damit umzugehen. Ich weiß, dass ist so einfach dahingelabert, denn es gibt wirklich Situationen, da will einfach nur raus/weg...

Deine Blutwerte werden i.O. sein, denk ich, zumindest nicht der Auslöser für die Störung.
Der "Schraubendoc" wird, wenn du in 3 Monaten einen Termin bekommen hast, als Kassenpatient, versuchen in deiner Vergangenheit rumzustochern usw. pp. Im Endeffekt wird er wahrscheinlich eine Konfrontationstherapie machen. Das ist im Grunde nichts anderes, als das was Zafi mit sich selbst gemacht hat... rein in die unangenehme Situation und durch...
So mach ich es im übrigen auch...was bleibt einem denn auch anderes, außer weglaufen...aber das macht es ja nicht besser, sondern schlimmer.

Ich wünsch dir alles Gute!

Jego
2018-01-19, 16:58:55
Wie Zafi und Lutter schon gesagt haben, hilft vermutlich nur die Konfrontation mit dem Problem. Sich selbst immer wieder in Situationen bringen, in denen du gezwungen bist, deine Angst zu überwinden.
Leider gibt es fast nichts, was mehr Überwindung kostet. Ich könnte mir vorstellen, dass du Dir lieber mit dem Beil ins Bein schlagen würdest, als wieder eine Präsentation zu halten.

Mein Problem war weit weniger stark ausgeprägt als deins, vor Leuten konnte ich immer reden, auch wenn ich trotzdem "Lampenfieber" hatte.

Bei mir war es das Telefonieren, ich hatte riesige Angst vor dem Telefonieren. Was eigentlich total idiotisch ist, weil einen die Leute nicht mal sehen können. Hab mir dann selbst auch immer ausreden einfallen lassen, warum ich nicht ans Telefon gehen "kann".
Als mir klar war, dass es so nicht weiter gehen kann, habe ich neben dem Studium als Dispatcher im 2nd Level Support bei einem Weltkonzern angefangen. 2 mal die Woche nichts anderes, als mit wütenden Menschen 8h lang telefonieren.
Das habe ich ein halbes Jahr gemacht, die Angst war nach gut einem Monat wie weggeblasen.

Daredevil
2018-01-19, 17:18:32
Ich möchte als Tipp aber mal vorweg nehmen, dass du die verschiedenen Szenarien nicht mischen solltest. ( Aus meiner eigenen Erfahrung. )
Eine Unterhaltung mit jemand einzelnen ( Mehr Intimität ) ist etwas anderes als das sprechen vor einer Gruppe ( weniger Intimität ) und schon gar nicht während der Arbeit ( Die "Rolle" deiner Position ).

Auf der Arbeit bist du in der Rolle, in der du sein musst. Da funktionierst du anders, da denkst du anders und da gehst du auch mit deinen Mitmenschen anders um ( Je nach ihren Positionen! ). Auf der Arbeit hast du selten die Möglichkeit, sich sowas zu verweigern und deswegen machst du es einfach, weil es dein Job und deine Aufgabe ist. Es fällt dir leichter, weil du nicht in dem Moment Person xyz bist sondern Mitarbeiter xyz.

Privat musst du zu keinem höflicher sein ( Chef ), Smalltalken ( Kollegen ) oder vor einer Gruppe sprechen ( Du als Chef ). Du bist dein eigener Chef und kannst zu jedem sein, wie du möchtest. ( Private Konsequenzen, aber keine existenziellen wie auf der Arbeit ).

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Ich bin auch eher der Fan von "mach einfach und denk nicht drüber nach", weil ich der Meinung bin, soziale Interaktion ist erlernbar und verlernbar. Je mehr du etwas machst, desto mehr Expertise hast du davon. Feinfühligkeit, Wortwahl, Smalltalk... das ist alles etwas, was man nur erlernen kann, wenn man es macht, darüber reflektiert und ebenfalls aus Fehlern welche man begangen hat, lernt.

Aber ich weiß auch aus persönliches Sicht, dass ein "mach einfach" bei viel zu großer Angst nicht möglich ist. Wieso soll ich denn eine Frau auf der Straße ansprechen, wenn die Angst viel größer ist als die Freude daran? Wenn auf der Waage die Angst schwerer wiegt als der "Erfolg" in dem Moment, geht das nicht. Jede Zelle deines Körpers wird sich dagegen wehren.

Was du tun kannst? Verstehe deine Angst und nimm ihr sein Gewicht.
Bei meiner eigenen Psychotherapie habe ich gelernt, warum ich in welchen Mustern denke und wie ich sie rational hinterfrage. Ich erkenne inzwischen meine eigenen Denkmuster ( Die hat eh einen Freund... ich bin nicht in ihrer Liga... gerade ist nicht der richtige Zeitpunkt... ) und entlarve mich dabei, wie die irrationale Angst in meinem Kopf Sätze formt, die gar nicht real sind, da ich sowas vorher nicht wissen kann. Das sind Lügen, die in meinem Kopf aufploppen und die muss ich entlarven. Angst ist ja nun nicht immer mal schlecht.

Das ganze ging bei mir aber auch nur in Form einer Therapie, deswegen ist dein Schritt, eben solches zu erarbeiten oder auch andere Dinge, eine absolut richtige Entscheidung.
Ärztlich, in welcher Form auch immer, kann dir sicherlich geholfen werden zur Unterstützung.
Dumm bist du mit Sicherheit auch nicht. :)

Cerise
2018-01-21, 17:16:33
Überweisung zum Psychiater.
Hört sich nach einer spezifischen sozialen Angststörung an. (Redeangst | Logophobie)

Nein, weder Psychologe noch Psychiater sind hier die richtigen Anlaufstellen. Da wird ein Psychotherapeut (im Optimalfall ein psychologischer und kein ärztlicher) benötigt. Und man braucht keine Überweisung sondern kann sich direkt da hinwenden.



Imo: Du hast eine nazisstisch akzentuierte Persönlichkeit - so zumindest aus deiner Selbstdarstellung. Klär das mal mitm Schraubendock ab.

Imo2: Alle andern sind genauso gestört wie du.


Ich gehe mal stark davon aus, dass du narzisstisch meinst und nicht nationalsozialistisch? Wobei ich weder für das eine noch für das andere irgendeinen Anhaltspunkt erkennen kann, und mich wirklich wundere, wie man einfach so ein Urteil fällen kann.

Eine so starke Angst vor Reden/Präsentationen ist nicht normal und sollte behandelt werden, deshalb stimmt "Imo2" auch nicht. Zumal der TS offenbar darunter leidet.

Also lieber TS, such dir schnellstmöglich Hilfe. Du befindest dich in einer Angstspirale und es macht den Eindruck, als kämst du da alleine nicht mehr raus. Das kann man super behandeln, aber nicht mit Medikamenten. Du kannst dich an deinen Hausarzt wenden, um Adressen zu bekommen, oder selbst recherchieren, oder dich an die kassenärztliche Vereinigung deines Bundeslandes wenden.

Sertraline_Gast
2018-01-21, 19:37:25
Nein, weder Psychologe noch Psychiater sind hier die richtigen Anlaufstellen. Da wird ein Psychotherapeut (im Optimalfall ein psychologischer und kein ärztlicher) benötigt. Und man braucht keine Überweisung sondern kann sich direkt da hinwenden.

Eine Angststörung kann man auch medikamentös behandeln oder zumindest unterstützend eingreifen, z.B. mit SSRIs, Pregabalin (Lyrica), Betablockern und bei akuten Anfällen mit Benzodiazepinen. Dass man dann zusätzlich noch Psychotherapie bzw. Logopädie machen sollte, versteht sich von selbst. Ein Psychiater kann auch weiterüberweisen...

Cerise
2018-01-22, 19:53:10
Eine Angststörung kann man auch medikamentös behandeln oder zumindest unterstützend eingreifen, z.B. mit SSRIs, Pregabalin (Lyrica), Betablockern und bei akuten Anfällen mit Benzodiazepinen. Dass man dann zusätzlich noch Psychotherapie bzw. Logopädie machen sollte, versteht sich von selbst. Ein Psychiater kann auch weiterüberweisen...
Andersherum wäre aber eben in dem Fall viel sinnvoller. Psychotherapie, und falls notwendig nebenher medikamentöse Unterstützung. Und man braucht dennoch keine Überweisung, das wollte ich nur gesagt haben, weil man davon immer ausgeht, sich diese Hürde aber sparen kann.

Sertraline_Gast
2018-01-23, 00:51:41
Andersherum wäre aber eben in dem Fall viel sinnvoller. Psychotherapie, und falls notwendig nebenher medikamentöse Unterstützung. Und man braucht dennoch keine Überweisung, das wollte ich nur gesagt haben, weil man davon immer ausgeht, sich diese Hürde aber sparen kann.
Jedem das seine ;) Hauptsache man kommt in die Pötte und macht was. Meiner Erfahrung kommt man über viele Wege zur Therapie, man muss nur den Arsch hochbekommen und sich trauen. Ich bin damals direkt zum UKE gefahren und habe bei der zentralen Info gesagt "Jo, ich denke, ich hab 'ne Depression + Angststörung. Wo bekomme ich hier Hilfe" und 'ne halbe Stunde später saß ich in der Ambulanz für psychosomatische Medizin und Psychotherapie und bekam kompetente Hilfe... :)

Gast
2018-01-28, 21:14:06
Leider gibt es fast nichts, was mehr Überwindung kostet. Ich könnte mir vorstellen, dass du Dir lieber mit dem Beil ins Bein schlagen würdest, als wieder eine Präsentation zu halten.


So schauts leider aus und telefonieren vor allen Leuten im Büro ist auch nicht gerade meins.

Privat musst du zu keinem höflicher sein ( Chef ), Smalltalken ( Kollegen ) oder vor einer Gruppe sprechen ( Du als Chef ). Du bist dein eigener Chef und kannst zu jedem sein, wie du möchtest. ( Private Konsequenzen, aber keine existenziellen wie auf der Arbeit ).
Und genau das macht mir gerade sorgen, dass ich sogar vor diesen Leuten langsam Redeangst habe.

Nein, weder Psychologe noch Psychiater sind hier die richtigen Anlaufstellen. Da wird ein Psychotherapeut (im Optimalfall ein psychologischer und kein ärztlicher) benötigt. Und man braucht keine Überweisung sondern kann sich direkt da hinwenden
Muss ich dass dann aus eigener Tasche zahlen?
Ich habe zZ den Kenntnisstand das ich es nur von der Kasse getragen wird, wenn ich es mit Überweisung mache. Lasse mich da aber gerne aufklären.
Und ja, ich werd das jetzt zeitnah starten...
hab ich letztes Jahr auch schon gesagt, aber ich hoffe ich kriege den Arsch diesmal wirklich hoch.

Simon Moon
2018-01-30, 22:53:07
Ich gehe mal stark davon aus, dass du narzisstisch meinst und nicht nationalsozialistisch? Wobei ich weder für das eine noch für das andere irgendeinen Anhaltspunkt erkennen kann, und mich wirklich wundere, wie man einfach so ein Urteil fällen kann.


Meinetwegen nenn es "ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung" - die Ursache ist in beiden fällen eigentlich dasselbe, nämlich, dass die narzisstische Kränkung nicht überwunden wurde, lediglich die Symptome unterscheiden sich dabei.

Da der TS u.a. Dinge sagt wie "Als Kind war ich eher der vorlaute, Gruppenführer und der mit einer starken Meinung ausgestattet war, die er gut verkaufen und mit der er andere überzeugen konnte", schätze ich, dass er die narzisstische Phase (welche ja völlig normal ist bei Kindern), nicht wirklich überwunden hat und die eigene Unbedeutenheit akzeptiert hat. Das wird in Gesellschaft Erwachsener aber zu einem Problem, da diese entsprechende Selbstdarsteller als störend empfinden. Entsprechend wird so was dann u.U. subtil gespürt, ohne, dass man dies bewusst verarbeiten kann und kann dann eben zu solchem, ängstlichen Verhalten führen.

mercutio
2018-02-01, 12:57:58
Ich war mal als Hobbymusiker unterwegs und habe auch mit Lampenfieber zu kämpfen gehabt. Zugegeben war es aber nicht so schlimm, wie beim TS.

Habe mir in der Bücherei Fachbücher zum Thema Lampenfieber, etc. geholt und ein paar Tricks daraus gelernt.
Was mit am meisten geholfen hat: Zu wissen, dass man den Spieß ganz leicht umdrehen kann. Wenn du deine Rede hältst, dann sag zB mal, dass du für ein Beispiel einen Freiwilligen aus dem Publikum brauchst.
Wenn es ein großes Publikum ist, dann drehen sich viele weg, gehen in Deckung oder bekommen ne rote Birne - jetzt hast du die Kontrolle über die Situation. Gehst du dann noch durch die Sitzreihen - auf der Suche, dann wird die Angst beim Publikum noch größer.
Zuletzt ist es aber auch eine gewisse Routine. Viele Auftritte => immer weniger Angst.
Arbeite mit einem Psychologen daran, dann wird es auch wieder weggehen bzw. du lernst die Angst zu kanalisieren.

-Scud-
2018-02-01, 13:24:52
Ich war mal als Hobbymusiker unterwegs und habe auch mit Lampenfieber zu kämpfen gehabt. Zuletzt ist es aber auch eine gewisse Routine.

Kann ich so bestätigen. Ich nun hobbymäßig seit >10 Jahren auf Bühnen und kenne Lampenfieber nur zu gut. Was ungemein hilft ist Sicherheit, pure Sicherheit in dem was ich da mache. Also üben, üben, üben. Damit wird's zur Routine.

Beruflich muss ich als Wissenschaftler auch viel vor Leuten labern. Hier genau dasselbe: Vortrag/Vorlesung vorbereiten, mehrmals durchsprechen, optimieren, quasi auswendig lernen. Das gibt ungemeine Sicherheit und damit fällt das Lampenfieber, zumindest bei mir, ungemin ab.

Aber gerade solche spontanen Situationen sind arg schwierig, meh.

Cerise
2018-02-01, 18:44:08
Muss ich dass dann aus eigener Tasche zahlen?
Ich habe zZ den Kenntnisstand das ich es nur von der Kasse getragen wird, wenn ich es mit Überweisung mache. Lasse mich da aber gerne aufklären.
Und ja, ich werd das jetzt zeitnah starten...
hab ich letztes Jahr auch schon gesagt, aber ich hoffe ich kriege den Arsch diesmal wirklich hoch.
Ob es von der Kasse bezahlt wird hängt davon ab, ob du eine Störung mit Krankheitswert hast, die man irgendwo im Diagnosesystem ICD-10 findet. Die Diagnose kann der Therapeut stellen, dafür brauchst du keinen Arzt. Deshalb geht es auch ohne Überweisung.
Es gibt dafür die "psychotherapeutische Sprechstunde", da wird genau das abgeklärt. Die Kosten dafür übernimmt die Kasse auf jeden Fall. Das kann man auch ein paar Mal machen, danach gibt es die probatorischen Sitzungen (damit du sehen kannst, ob der Therapeut und du zueinander passt). Da gehen auch wieder ein paar, Kasse zahlt. Insgesamt könnte man glaube ich maximal 6+4 Sitzungen machen, bevor es überhaupt an die offizielle Therapie geht.
Diese Regelungen sind allerdings noch recht neu (April 2017), weshalb ich das nur ganz am Rande mitbekommen habe. Wenn du unsicher bist hilft die Psychotherapeutenkammer bestimmt gerne weiter.

Schau mal hier, das habe ich spontan gefunden: Link (http://www.kbv.de/html/26956.php)