PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Umfrage über Industrie 4.0 & Marketing


M@tes
2018-02-26, 21:33:07
Hallo zusammen :)

Ich hätte mal was in eigener Sache :)
Fürs Studium haben wir nämlich eine kleine Probeumfrage erstellen müssen.
Wie das so ist mit den Umfragen, man hat immer zu wenig Teilnehmer...
Vielleicht mag sich der ein oder andere hier kurz zum Thema äussern?
Durchschnittlich dauerte diese bisher keine 5 Minuten.
Im Detail geht es darum, wie weit fortgeschritten die Digitalisierung im jeweiligen Unternehmen ist und ob der Benutzer selber dabei besser wegkommt wie vorher.
Die Umfrage wäre hier:
https://www.unipark.de/uc/karsten/8022/

Ich danke viel mals im Voraus!
Wenn sich unabhängig davon auch eine spannende Diskussion darüber entwickelt, hätte ich auch nichts dagegen :)
(Wird nicht Teil der Arbeit).
M@tes

PS: Uns ist bewusst, dass dies ein schwieriges Thema für eine Umfrage ist, da es zu Vielschichtig ist. Das Thema war leider vorgegeben.

Annator
2018-02-27, 09:33:23
Habe Automatisierungstechnik gelernt und habe einen Techniker direkt hinterher gemacht. Arbeite selber in der chemischen Industrie die komplett automatisiert ist und das seit dem 2. Weltkrieg. Damals halt noch mit Luft heute mit Elektronik. Verstehe die Definition von Industrie 4.0 nicht wirklich.

Laut Wikipedia ist die Definition davon das hier:
"Technische Grundlage hierfür sind intelligente und digital vernetzte Systeme. Mit ihrer Hilfe soll eine weitestgehend selbstorganisierte Produktion möglich werden: Menschen, Maschinen, Anlagen, Logistik und Produkte kommunizieren und kooperieren in der Industrie 4.0 direkt miteinander."

Mir fällt dazu wirklich nichts ein was hier nicht schon seit Jahrzenten gemacht wird. Vielleicht bin ich für das Thema auch in der falschen Branche. :)

sei laut
2018-02-27, 10:22:35
@ Annator: Als Beispiel für Industrie 4.0:Anfertigung individualisierter Produkte ohne zutun des Menschens.

Reales Beispiel wäre die Produktion eines Autos, was bislang immer gleich abläuft und nur am Ende diverse Sonderausstattungen verpasst bekommt, sondern direkt bei der Grundfertigung Zusatzoptionen verbaut bekommt, weil die Maschinen wissen: Auto mit Produktionsnummer 133783874 hat ein anderes Fahrwerk bestellt.

Da ich nicht in dem Bereich arbeite, kenne ich aber nur die Theorie. :D

Armaq
2018-02-27, 17:02:55
In Industrie 4.0 geht es eher darum, dass dein Kunde Online bspw. ein 3D Modell seines Produktes erstellt und das dann auch geliefert wird, ohne weiteres zutun und manuelle Tätigkeiten.

Prozesse, Anlagen, Abrechnung einfach alles ist in einem Fluss und wirft kaum bzw. keine manuelle Tätigkeit auf.

Davon sind wir in 99% der Fälle extrem weit entfernt.

Everdying
2018-02-27, 17:22:03
@ Annator: Als Beispiel für Industrie 4.0:Anfertigung individualisierter Produkte ohne zutun des Menschens.

Reales Beispiel wäre die Produktion eines Autos, was bislang immer gleich abläuft und nur am Ende diverse Sonderausstattungen verpasst bekommt, sondern direkt bei der Grundfertigung Zusatzoptionen verbaut bekommt, weil die Maschinen wissen: Auto mit Produktionsnummer 133783874 hat ein anderes Fahrwerk bestellt.

Da ich nicht in dem Bereich arbeite, kenne ich aber nur die Theorie. :D

Das ist so nicht korrekt und glaub ich kein gutes Beispiel für Industrie 4.0. Die Produktion in der Automobilbranche ist eine relativ starre Variantenfließfertigung. Da wird während der Reihenfolgeplanung ermittelt, was für Varianten in der Schicht / am Tag in welcher Reihenfolge produziert werden, damit die einzelnen Montagestationen nicht überlastet werden. Hast du 20 Varianten in Folge mit Sonderausstattungen an einer Station X, welche jeweils mehrere Minuten zusätzlichen Montageaufwand verursachen -> schlecht.
Sobald die Planung durch ist erfolgt afaik keine große Kommunikation mehr zwischen Planungssystem und Montagestraße oder gar Mitarbeitern... da wird dann höchstens die Geschwindigkeit vom Fließband angepasst.

Das hat mit Industrie 4.0 relativ wenig zu tun imho. Lasse mich aber gerne eines besseren belehren.

Mosher
2018-02-27, 17:35:01
Ich arbeite bei einem Elektronikdienstleister, bin dort für die Projekte zuständig und bin gleichzeitig der Mann vor Ort an den Produktionsstätten zur Serieneinführung und Produktionsoptimierung.

Sehe also zum einen, was unsere Kunden uns für Entwicklungsaufträge geben und gleichzeitig den IST-Stand gängiger Produktionsstätten mehr oder weniger weltweit.

Die Definition von Armaq trifft es eigentlich sehr gut aus meiner Sicht, dazu kommen aber imho noch etwas banalere Dinge, wie irgendwelche "Gadgets", mit denen sich bestehende Produktionsanlagen leichter steuern und überwachen lassen.

IST-Stand vieler Produktionen sind zusammengestöpselte Komponenten, die über irgendeinen gemeinsamen Nenner (SPS) zueinander kompatibel und irgendwie vernetzt sind. Die Betonung liegt auf irgendeinen und irgendwie.
Es ist viel proprietäres Zeug im Umlauf, auf das von zentraler Ebene nur bedingt zugegriffen werden kann, um zB Daten auszulesen, oder eine neue Konfiguration einzuspielen (Umrüsten eines Bestückungsautomaten zB). In der Regel gibt es irgendwo irgendeinen Terminal-PC mit eigener Eingabe und in der Regel braucht man auch irgendeinen meist externen Experten, wenn irgendwas nicht rund läuft.

Typische Entwicklungsaufträge, die ich dem Thema I4.0 zuordnen würde sind HW/SW-Pakete - Gateways - die einen Cluster oder die ganze Anlage selbst und jede einzelne ihrer Komponenten internetfähig machen und damit Tür und Tor für irgendwelche Apps, Tablets etc. öffnen. Es hört sich verdammt banal an, aber genau um sowas geht es.

Wenn - falls - die Sache rund läuft, kann ein einfaches PHP-Script eine komplette Bestellung mit Fertigungsschritten, Verpackung und Lieferung auslösen, ohne dass je ein Mensch manuell am Prozess beteiligt wäre.

Ein Kühlschrank, der sich selbst bei Rewe neue Milch bestellt, wird vielleicht belächelt, ein Lagerhaus, das sich zu Live-Preisen Komponenten kauft, eine Produktion die sich zu jeder Zeit eigenständig zur optimalen Auslastung optimiert, ist der Traum vieler Produktionsleiter und CEOs. Die wollen mit ihrem Smartphone durch ihre Firma laufen und grüne Balken sehen.

Ich habe viele Produktionen gesehen, wo dieser Zustand "hingefaked" wird, oder am Ende des Tages von mehreren Personen ein Report erstellt wird, indem manuell irgendwelche Daten aus der Anlage gezogen und durch ein Excelscript geladen wird.

Auch traditionelle Betriebe mit teils uralten Maschinen lassen sich irgendwelche Beschleunigungssensoren mit WLAN entwickeln, damit sie irgendwo zentral die Zyklen einer Stanzmaschine aufzeichnen können, die mechanisch wohl noch 100 weitere Jahre halten könnte.

HW-mäßig ist ein Industrie 4.0 Gateway oft nichts anderes als ein "Irgendein Bus zu irgendwas gängigem"-Umsetzer mit integriertem Webserver, meist noch kundenspezifisch.

Der Traum, dass ist es irgendwann DEN einen Standard gibt, der jede beliebige Maschine mit dem gleichen Protokoll bedienen kann, wird aber vermutlich trotzdem noch lange ein solcher bleiben.

Unyu
2018-02-27, 18:43:43
Industrie 4.0 halte ich für eine politisch motivierte Worthülse. Es gibt immer Fortschritt. Das man das jetzt 4.0 nennen messen, das Verhält sich wie beim Neuland. Klingt modern, neu und erstrebenswert. Was dahintersteckt ist daher völlig egal, allein mit dem neuartigen Wort ist das Ziel erreicht.

M@tes
2018-02-27, 22:41:52
Bin ja selber gelernter Automatiker. Sehe da auch nicht viel neues bei I4.0.. Datenbusse, Zentraler PC mit Webserver. Darauf läufts hinaus. Privat habe ichs auch schonmal mit probiert mit dem PI und PHP. Hat ernorm Potential, aber die Sicherheit ist klar ein grosses Thema.
Die Resultate sind bisher wenig erstaunlich. Zugegeben, wegen Marketing sind wir mehr Richtung IT gedrivtet, aber unterm Strich kommt das selbe heraus

schreiber
2018-02-27, 22:49:48
Industrie 4.0 halte ich für eine politisch motivierte Worthülse. Es gibt immer Fortschritt. Das man das jetzt 4.0 nennen messen, das Verhält sich wie beim Neuland. Klingt modern, neu und erstrebenswert. Was dahintersteckt ist daher völlig egal, allein mit dem neuartigen Wort ist das Ziel erreicht.
Ziel ist nun mal das Gleiche wie beim Begriff Globalisierung. Leute rausschmeißen, Löhne drücken.

Armaq
2018-02-28, 00:37:52
Ziel ist nun mal das Gleiche wie beim Begriff Globalisierung. Leute rausschmeißen, Löhne drücken.
Das stimmt so nicht. Die die aktiv so etwas betreiben verdienen hervorragend.

MSABK
2018-02-28, 00:45:18
@Mosher

Also deine Beschreibung trifft meine Erfahrungen und Denkweise über das Thema. Ich arbeite an einem Industrie 4.0 Projekt mit einer SPS Anlage, da geht es hauptsächlich echt darum, dass man zentral Daten holen und auch in Echtzeit was damit machen kann in beiden Richtungen.

Aber der Begriff Industrie 4.0 ist glaube ich eher, damit sich das heute alles cool anhört.

RLZ
2018-02-28, 00:58:56
Davon sind wir in 99% der Fälle extrem weit entfernt.
Nimmt Datendurchgängigkeit als Grundlage für Industrie 4.0, dann ist man heute eigentlich immer noch bei 100% weit entfernt. ;)


Ich seh in der Umfrage, wenn überhaupt, nur Randthemen von Industrie 4.0.

Haarmann
2018-02-28, 06:14:01
M@tes

Nicht jeder ist Mitarbeiter ;).

thomasius
2018-02-28, 07:50:16
Habe Automatisierungstechnik gelernt und habe einen Techniker direkt hinterher gemacht. Arbeite selber in der chemischen Industrie die komplett automatisiert ist und das seit dem 2. Weltkrieg.

Mir fällt dazu wirklich nichts ein was hier nicht schon seit Jahrzenten gemacht wird. Vielleicht bin ich für das Thema auch in der falschen Branche. :)
Ich arbeite selber seit ein paar Jahren in der chemischen Industrie, viel automatisiert ist da nicht, klar laufen die Prozesse erstmal so ab, aber das reagieren auf Fehler erfolgt ja meist durch Menschen, hier ist der erste Punkt wo man angreifen will.
Also bei uns sitzen die Schaltwarten immer voller Leute, die im normalbetrieb wenig zu tun haben. Aber wehe es sind:
-Fehler
-nicht geplante Stillstände
-Revisionen

In der chemischen Industrie seh ich genau da den Angriffspunkt, ich war selber mal in der Fachgruppe, die sich mit der virtuellen Darstellung von den Anlagen besachäftigt um
-Stillstände zu planen
-Umbauden , Erweiterungen zu planen

Anlagen sollen mittels Laserscanning und automatischen NAchmodellierens als 3dRäume existieren (intelligent)

Wenn eine Wartung ist, dann soll der nicht ganz so hoch qualifizierte Mitarbeiter mit einer Art Hololensbrille in die Anlage und irgendwo sitzt dann einer und hilft dem.

Zumindest bei uns hier existieren schon 3d Modelle und wir plaen in denen, Nachteile sind, dass sie oft stiefmütterlich gepflegt werden und grad die Altanlagen gar nicht drinne sind. Ich kenne aber z.b. mind. 1 Raffinerie, da existieren keine 3D Modelle, und die haben noch eine Zeichnungsarchiv, wo Zeichner Fließbilder zum Teil auf Papier bearbeiten ;), also kann man auch schlecht von der chemischen Industrie sprechen, die einen sind weiter, aber viele auch noch weit hinten in der Entwicklung.


P.S.
die Umfrage passt aber mal so gar nicht auf die chem. Industrie.....

Annator
2018-02-28, 08:35:31
Bei uns sitzt meist nur noch einer in der Warte und einer dreht draußen seine Runde. Klar wenn etwas kaputt geht muss man einschreiten das hat aber wenig mit Industrie 4.0 zu tun. Wenn die A Maschine zur Reparatur ist und die B Maschine ausfällt hilft dir 4.0 recht wenig. Wenn in einer Fahrzeugfabrik der Arm von einen Roboter abbricht und der eine Schweißnaht quer übers Dach zieht hilft dir 4.0 auch recht wenig. :) Wenn was kaputt geht muss immer jemand einschreiten. Das zu automatisieren bräuchte schon Roboter mit echter KI (Industrie 5.0?). Sonst ist alles automatisiert bei uns und verknüpft mit dem PLS. Das der ganze Kram nicht mit dem Internet/Tablet/Smartphone verbunden ist sind Sicherheitsbedenken. Das einzige was bei uns online abrufbar ist sind die Umweltmesswerte.

schreiber
2018-03-02, 22:48:32
Industrie 4.0 soll doch das Schlagwort schlechthin sein für massivsten Jobverlust, weil eben die Maschinen ALLES übernehmen.
Folge sollte eigentlich gigantische Produktivitätssteigerung sein. Nur ist davon überhaupt NICHTS zu sehen. Im Gegenteil. Die Produktivität steigt so langsam wie noch nie in den letzten 130 Jahren.
https://abload.de/img/produktivitt-usa-euroujo0k.png

Darum gehts doch bei dem Begriff. Angst vor Jobverlust schüren bei all den "nutzlosen Low-Performern", die überall in den Fabriken herum laufen.

Armaq
2018-03-02, 23:16:14
Industrie 4.0 soll doch das Schlagwort schlechthin sein für massivsten Jobverlust, weil eben die Maschinen ALLES übernehmen.
Folge sollte eigentlich gigantische Produktivitätssteigerung sein. Nur ist davon überhaupt NICHTS zu sehen. Im Gegenteil. Die Produktivität steigt so langsam wie noch nie in den letzten 130 Jahren.
https://abload.de/img/produktivitt-usa-euroujo0k.png

Darum gehts doch bei dem Begriff. Angst vor Jobverlust schüren bei all den "nutzlosen Low-Performern", die überall in den Fabriken herum laufen.
So ein Käse.

Die Produktivitätssteigerung muss ja auch erstmal erwirtschaftet werden.
Gesetz des abnehmenden Grenzertrags :)

Wir bauen gerade in der Firma an echter Automatisierung in Angebot, Aufbau, Laufzeit und Abrechnung für IT-Produkte. Das ist eine richtige kleine Bitch. Kunde bestellt online und bekommt dann sowohl die Einmaltätigkeiten als auch alles auf der Laufzeit automatisch ohne einen menschlichen Handschlag. Das ist einfach nur ekelhaft kompliziert.

Wenn ich mir das @scale bei einer Fabrik vorstelle, bekomme ich Alpträume. Wir haben keinerlei Produktionsmittel im Sinne von Rohstoffen, alleine dort Stationen und Waagen zu etablieren um Verarbeitungsverluste zu erfassen und das in ein ERP zu werfen, macht mich bei der Vorstellung direkt körperlich fertig. ;)

schreiber
2018-03-02, 23:23:01
IT-Produkte ist ein wenig schwammig. Worum gehts denn genau?

Und diese dann abgeschlossene Automatisierung wird ewig von selbst laufen und es gibt keine Alterung der Maschinen und keine Alterung der Software?

Armaq
2018-03-03, 00:21:37
IT-Produkte ist ein wenig schwammig. Worum gehts denn genau?

Und diese dann abgeschlossene Automatisierung wird ewig von selbst laufen und es gibt keine Alterung der Maschinen und keine Alterung der Software?
Natürlich hat alles eine Laufzeit und einen Lebenszyklus. Wenn man das aber aus allen Punkten denkt, ist es unglaublich vielschichtig. Auch hier gilt practices makes perfect, aber wenn man HW, SW, Provisionierung, Bestellung, Auslieferung, Service etc. in einem Guss haben will, dann ist das eine echte Herkules-Aufgabe.

rokko
2018-03-06, 07:24:58
Industrie 4.0 halte ich für eine politisch motivierte Worthülse.
Ja eben.
Man kanns ja schon nicht mehr hören. Immer dieses Punkt 0.
Mal abwarten wann der nächste Quatsch mit Irgendwas 5.0 kommt.

M@tes
2018-03-11, 20:55:42
So, vielen Dank für die Teilnahmen! :-)
Interessant ist, dass das womit Industrie 4.0 beworben wird anscheinend bei den Mitarbeitern gar nicht ankommt.
Bessere Work Life Balance und gestiegener Lohn wurden auffällig schlecht bewertet. Traurig, aber doch in etwa das was wir erwartet hatten :frown:
Alles andere ist etwa im Durchschnitt. Weitere Auswertungen müssen wir noch machen.